Vollständiger Nachdruck von Bodonis rarem Meisterwerk

Wenn das kein Beweis dafür ist, das die Themen Schrift und Typografie endlich in breiten Publikumskreisen ange­kommen sind: der Verlag Taschen legt zum Preis von 49,99 € einen kompletten, volu­mi­nösen Nachdruck des legen­dären Manuale Tipografico von Bodoni vor, inku­sive einem erläu­terndem Beiheft. Hier bei FontShop bestellen …

Der berühmte Buchdrucker und Stempelschneider Giambattista Bodoni setzte mit seinem Manuale Tipografico (1818) einen neuen Standard für den Buchdruck. Das zwei­bän­dige Werk, posthum in einer limi­tierten Auflage von 250 Exemplaren veröf­fent­licht, präsen­tiert 142 Antiquaschriften mit korre­spon­die­renden Kursiven, eine große Auswahl an Rahmungen, Ornamenten, Symbolen und Blumen sowie das grie­chi­sche, hebräi­sche, russi­sche, arabi­sche, phöni­zi­sche, arme­ni­sche, kopti­sche und tibe­ti­sche Alphabet.

Bodoni (1740–1813), der offi­zi­elle Buchdrucker des Herzogs von Parma, erklärte, dass die Schönheit einer wohl durch­dachten Schrift auf vier Prinzipien basiere: Gleichmäßigkeit des Entwurfs, Sauberkeit und Glätte der Schrifttypen, Auswahl der besten Schriftformen und Anmut der Schrift. Bodonis Schriften weisen einen beispiel­losen Grad an tech­ni­scher Raffinesse auf und sind der Inbegriff von Reinheit und Grazie.

Das Manuale tipo­gra­fico, in dem die Arbeit von mehr als vier Jahrzehnten kulmi­niert, stellt eine der größten typo­gra­fi­schen Leistungen der Geschichte dar. Die Schriftart Bodoni findet bis heute – vom Printbereich bis zu den digi­talen Medien – weite Verbreitung. Die hoch­wer­tige Faksimile-Ausgabe aus dem Haue Taschen bietet dem Leser die seltene Gelegenheit, das voll­stän­dige Original zu studieren und sich mit dem Schöpfer der Universalschrift Bodoni vertraut zu machen.

Vormerken: Am 18. November um 19.00 Uhr wird der Herausgeber der Faksimile-Ausgabe, Prof. Dr. Stephan Füssel (Universität Mainz) im Vortragssaal des Mainzer Gutenberg-Museums den Nachdruck der Öffentlichkeit vorstellen und Fragen beantworten.


6 Kommentare

  1. Johannes

    Bravo!

  2. Marcus

    Eine von vielen Nachrichten, die den Fontblog (für mich) so wert­voll machen. Bestellung ist raus.

  3. Plamen Tanovski

    Die Typografie-Legende zum Preis einer Espressokanne. Ich glaube, aus meinem Flirt mit Brikka wird (vorläufig) nichts.

  4. Florian

    hab es mir vor einigen Tagen schon direkt über Taschen bestellt. Der Preis ist fast schon unver­schämt niedrig. :)

    Bei dem Buch erwarte ich gewohnte Qualität. :)

  5. Mike

    WOW! Endlich eine Neuauflage!

  6. Bertram

    Ich hatte das Original von 1818 gerade vor wenigen Tagen in der Hand – in der sehr empfeh­lens­werten Bibliothek am Domplatz in Bergamo – mit persön­li­cher Widmung der Witwe: Zwei Bände auf tollem Papier, aber mit viel Druck auf der Presse – das hätte der Meister zu Lebzeiten wohl nicht akzeptiert.
    Dagegen ist die einbän­dige Taschen-Ausgabe natür­lich nicht ganz das selbe – aber die beigelegte 60seitige Broschüre mit Übersetzung von den beiden Vorworten (wer kann schon so gut italie­nisch?) und einem guten Beitrag von Prof. Füssel (ein biss­chen irri­tie­rend mit roter Farbe auf Dünndruckpapier) machen das Buch zu einem echten Glücksfall! Jeweils 5 bis 7 verschie­dene Schnitte je Größe, und endlich die Fortsetzung von „Quousque tantem abutere, Catilina, pati­entia nostra?“

    Zwei Bodoni-Zitate (davon werden wir vermut­lich bald mehr sehen) aus seinem Vorwort:
    »Anmut und Klarheit (der Schrift) erfreuen das Auge beim ersten Ansichtigwerden wie bei der längeren Betrachtung …«

    Und als Verleger spricht mir aus demn Herzen:

    »Ich kann nicht anders als mit großer Liebe von diesen Dingen (seine Verbesserungen der Schriften) spre­chen, und wenn eines oder das andere meiner Worte in die Seele des Lesers dringt, sein Interesse erweckt und ihn veran­lasst, das Verdienst der Typografen am Buche besser zu würdigen, so wird die Zahl der Liebhaber wahr­haft guter Bücher wachsen und damit auch der Mut und der Wetteifer der Drucker, die ja nicht alle dem Golde mehr nach­hängen als dem Ruhm.« Gianbattista Bodoni in seiner Vorrede

    Besser kann man’s kaum sagen!

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