SwiftKey: Was taugt die alternative iOS-Tastatur

Drei Screens mit SwiftKey auf dem iPhone

Die kosten­lose Third-Party-Tastatur SwiftKey: zwei Layouts, Tastenbeschriftung in Versalien und Gemeine, leichte Sprachumschaltung, aber … inak­zep­ta­bler Eingriff in die Privatsphäre

Für die Nutzer von iPhones und iPads beginnt heute eine neue Ära des mobilen Tippens. Mit der Veröffentlichung von iOS 8 diese Nacht halten erst­mals alter­na­tive Keyboards Einzug ins mobile Apple-Betriebssystem, die den Sprachstil des Nutzers erlernen und inter­es­sante Eingabeoptionen bieten. Allen voran hat Apple selbst die inte­grierten Tastaturen mit der Gedankenlese-Funktion QuickType ausge­stattet, die das Schreiben ziem­lich beschleu­nigt. Hierzu tauchen ober­halb der Tastatur drei Ganzwort-Tasten auf, die versu­chen, dem Schreibenden die Worte aus dem Mund zu nehmen, bzw. aus den Fingerspitzen. Bereits beim ersten Benutzen verleitet die Automatik zu Spielereien, z. B. dem Verfassen selbst­ge­steu­erter Tweets:

Ansonsten hat sich am Design der Apple-Tastatur wenig geän­dert, auch nicht die Beschriftung der Tasten mit starren Versalien, was bereits beim ersten Erscheinen des iPhone vor sieben Jahren Verwunderung auslöste. Wenn Steve Jobs schon den Nutzen einer Software-Tastatur gegen­über den damals gängigen Plastik-Mäuseklavieren predigte, warum änderte sich dann beim Umschalten von Groß- und Kleinschreibung nicht auch die Beschriftung der Tasten? Bis heute hat Apple kein offenes Ohr für diesen Kundenwunsch. Das macht aber nichts mehr, denn nun kann jeder Entwickler eine Traumtastatur bauen und über den App-Store vertreiben.

Für Android gibt es bereits solche Tastaturen, zum Beispiel die Modelle Swype und SwiftKey, was den Vorteil hat, dass iOS-User auf ausge­reifte Konzepte hoffen dürfen. Eines liefert SwiftKey Tastatur seit wenigen Stunden. SwiftKey gehört zu den belieb­testen Keyboards für Android. Die App wird von dem 2008 in London gegrün­deten Unternehmen TouchType Ltd. entwi­ckelt, das für iOS bereits SwiftKey Note anbietet. Weil SwiftKey vor allem Funktionen bieten, die nun auch die Standard-iOS-Tastatur beherrscht, bleibt den Entwicklern im Moment wohl nichts anderes übrig, als ihre Apps kostenlos anzubieten.

Ich habe heute Morgen die SwiftKey Tastatur unter die Lupe genommen, vor allem, weil ich endlich Apples Tastenbeschriftung los werden will. Die SwiftKey-Tastaturen sind in eine App gepackt, die alle Tastaturen instal­liert und gleich­zeitig auch als Einstellungs-Tool dient. Hinzugefügt wird die Drittanbieter-Tastatur unter Einstellungen → Allgemein  → Tastatur. Die App erlernt den persön­li­chen Schreibstil, um ihre Autokorrektur und die intel­li­gente Wort-Vorhersagen ständig zu verbes­sern. Das Umschalten vom Default-Theme (schwarze Tasten) zum Light-Team im iOS-Stil war etwas hakelig. Ansonsten funk­tio­niert die Verwaltung der Tastatur(en) intuitiv.

Auf Wunsch kann man die SwiftKey-Tastatur auch mit Facebook oder einem Google-Konto verbinden. Mit deren Unterstützung kann die Tastatur schneller vom Nutzer lernen und Wortvorschläge anbieten, die nicht im Duden zu finden sind. Spätestens bei den Stichworten ›Facebook‹ und ›Google‹ fragt man sich ganz allge­mein, wie SwiftKey über­haupt die gewonnen Erkenntnisse über mein Schreibverhalten verwaltet und spei­chert. Damit die App das über­haupt kann und mir anbietet, erfor­dert sie zwin­gend das Einschalten der »Volle Zugriff erlauben«-Funktion.

Daraufhin beschreibt das Apple-iOS ziem­lich genau, was jetzt … in einer Pop-up-Warnung mit dem wunder­baren Titel »Drittanbietertastaturen«. Hier heißt es: »Diese Tastaturen können auf alle von Ihnen einge­ge­benen Daten zugreifen, einschließ­lich Bankkonto- und Kreditkartennummern, Anschriften sowie andere persön­liche und vertrau­liche Informationen. … Wenn Sie den vollen Zugriff erlauben, dürfen Entwickler auf die von Ihnen einge­ge­benen Daten zugreifen, sie sammeln und über­tragen. Falls Sie der Drittanbieter App, die die Tastatur enthält, erlauben, auf ihrem Standort, Ihre Fotos und andere persön­liche Daten zuzu­greifen, kann die Tastatur diese Daten eben­falls sammeln und an die Server des Tastaturentwicklers übertragen.«

Klarer lässt sich nicht formu­lieren, dass man (im Moment) die Finger lassen muss von Drittanbietertastaturen.


2 Kommentare

  1. robertmichael

    kleine anmer­kung zu android:
    diese funk­tion ist von hause aus instal­liert und benö­tigt keine zusätz­liche app. jeden­falls bei der HTC sense ober­fläche, keine ahnung wie das samsung hand­habt. ich kenn das auch nicht anders, dachte das ist bei den iphones schon lange stan­dard? glei­ches gilt für ’swype‘ auch ohne app kommt diese funk­tion bei meinem HTC von hause aus mit, nennt sich dort nur ‚tastatur nachverfolgen‘.

  2. Tom Turbo

    das ist ein natives android-feature (zu sehen im stan­dard-android auf nexus 10), wenn’s die hersteller nicht verste­cken ist es also drin.

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