Fraktur ist (auch) eine Nazi-Schrift
Wir Experten müssen Nachsicht üben, wenn Laien die gebrochenen Schriften mit dem Dritten Reich in Verbindung bringen. Dieser Bezug ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Und er ist absolut richtig: die Nazis haben die Fraktur-Schriften überhöht und als die einzig »wahre deutsche Schrift« propagiert. Nur weil Martin Bormann 1941 ein Rundschreiben verfasste (»Normschrifterlass«), das die »sogenannte gotische Schrift« als »Schwabacher Judenletter« brandmarkte und verbot, können wir die Jahre davor nicht totschweigen. Von 1933 (natürlich auch die Jahrzehnte davor) bis zum Januar 1941 waren die gebrochenen Schriften in unserem Land die beliebtesten. Und wenn man mal davon ausgeht, dass in den 30 Jahren bedeutend mehr Propagandadrucksachen erstellt wurden als in den Kriegsjahren ab 1941, dann ist die große Masse der Nazi-Propaganda mit Frakturschriften gedruckt worden.
Falsch ist jedoch, eine Schrift, die seit dem 16. Jahrhundert die vorherrschende Druckschrift im deutschsprachigen Raum war, aufgrund ihrer Popularität in den Jahren 1933 bis 1941 als Nazi-Schrift zu bezeichnen.
65 Kommentare
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Benjamin Hickethier
Wieder mal eine gute Gelegenheit für Diskussion und Austausch über Missbrauch, Besetzung und Benutzung von Kulturgütern durch die Propagandamaschinerie der Nazis. Und die Herausforderungen, die diese Konnotationen an uns heute stellen.
Ein weiteres Beispiel, nicht sehr weit davon entfernt, sind die Runen, insbesondere aus dem Futhark – von den Nationalsozialisten für sich beansprucht im Zusammenhang mit ihren germanisch-arisch-nordischen Hirngespinsten (Halluzinogenen) … und die aktuellen Auseinandersetzung um die Designs der Kleidungsmarke ›Thor Steinar‹, die sich explizit an die rechtsextreme Jugend wendet und dort auch den ›Fashiondesign-Nerv‹/Trend trifft (siehe Verfassungsschutz-Berichte).
Das erste Logo der Marke bestand aus zwei Runen, die den lateinischen Buchstaben T und S ähneln, letztere also diejenige, die auch das Zeichen der SS bildete. Dieses Logo wurde verboten, jetzt verwendet die Marke ein ›neutraleres‹ Runen-artiges Logo, das einem Andreaskreuz ähnelt. Ich habe allerdings selber erlebt, wie in einem Thor-Steinar-Geschäft der Verkäufer einem Kunden offen sagte, man könne ja bei den alten Kleidungsstücken auch das neue Logo abtrennen, das alte sei darunter.
Nun stellt sich die Frage, ob man den Gebrauch von Runen grundsätzlich verbieten sollte, was natürlich Käse ist, wie die Gerichtsentscheidung vor kurzem gegen den Betreiber des Nix-Gut-Versands wegen durchgestrichener Hakenkreuze zeigt.
Was Frakturschriften betrifft, scheint mir die bessere Strategie in jedem Falle die ›Rückaneignung‹ der Fraktur- und ähnlichen Familien zu sein, also die von Judith Schalansky propagierte ›Renaissance der Fraktur‹. Deshalb scheint mir die Verwendung von Fraktur in antifaschistischer Gestaltung sehr angebracht. Eine ganze Kampagne zu entwerfen oder auch ein CI für eine Antifa-Gruppe mit Frakturschriften in all ihrer Schönheit, finde ich sehr reizvoll.
Aber es gibt viel zu diskutieren, also los!
Keine Nazischrift,
eine deutsche Schrift: http://www.carmenmauerer.de/projects/fraktur/
Das ist allerdings nicht dasselbe! Und wenn ein Mörder eine Von-Döhren-Schrift verwenden würde, wäre es auch keine Mordschrift, so einfach ist das.
Benjamin Hickethier
Außerdem:
Genauso kann man natürlich gegen die Bezeichnung von ›Fraktur‹ als ›Nazi-Schrift‹ argumentieren, denn schließlich sind ja auch fast alle Bücher, die von den Nazis verbrannt wurden, komplett in Fraktur gesetzt. So wie auch nach 1945 aus Mangel an ›neuen Schriften‹ oder aus anderen Gründen teilweise in Fraktur gesetzt wurde, auch in der SBZ.
Und warum immer unter den Tisch fällt, dass es ja auch in anderen Ländern lange und ausführliche Traditionen der Frakturverwendung gibt (England z. B.), verstehe ich auch nicht.
Harki
Hm, die Fraktur, in der auf dem Bild das »Luftschutz!« gesetzt ist… Tschichold hat dergleichen irgendwo als »Fraktur in Knobelbechern« bezeichnet, wenn ich mich recht erinnere – sozusagen eine Grotesk-Fraktur, die wohl auch aus einem zumindest verwandten Formstreben entstanden ist wie die Bauhaus-Schriften: »härter, klarer, rapider, moderner«. So etwas sieht man auf Plakaten und auf Buchtiteln seit dem ersten Weltkrieg sehr häufig – überproportional häufig in der Tat in rechtsdrehenden Druckerzeugnissen. (In Dieter Steffmanns Fonts findet man etwas ähnliches mit dem bezeichnenden Namen »Tannenberg«.)
Bezeichnenderweise ist das weder den Neonazis klar, die ihre CD-Cover und T-Shirts mit Fraktur beschriften, noch den Gutmenschen, die einen »assoziativen« Font für ihre volkspädagogischen »Gegen-Rechts«-Plakate brauchen. Beide nehmen halt, was gerade zur Hand ist und irgendwie döitsch aussieht – also vorzugsweise Fette Fraktur.
Benjamin Hickethier
›Schaftstiefelfraktur‹, ich bin mir nicht sicher, ob dieser Ausdruck von HP Willberg stammt, aber insbesondere die ›Tannenberg‹ ist eine solche.
Noch was: die neue-alte Beschriftung einiger Berliner S-Bahnhöfe, u. a. des modernen Potsdamer Platzes – in einer 40er-Jahre-scheinenden Fraktur… an einigen S-Bahnhof-Schildern (Wannsee) dagegen gibt es sogar lange s!
Und von Peter Behrens z. B. gibt es sehr schöne Gegenentwürfe zu den kantigen Frakturen.
Jürgen Siebert
»Tannenberg« ist übrigens keine Erfindung von Steffmann, sondern ein Remake: Es war eine der beliebtesten Nazi-Schriften … unter genau diesem Namen.
Benjamin Hickethier
Hiermit verweise ich noch mal schnell auf Albert Kapr, schließlich hat der ja auch schon vor langem und des öfteren seine Liebeserklärungen an die Fraktur, Kaprs amour, veröffentlicht.
Harki
Da gab es doch diese Schrift für die Weltausstellungskataloge vor dem Ersten Weltkrieg, die bewußt als Synthese zwischen Antiqua und Fraktur gedacht war, nicht?
Jürgen Siebert
Ich weiß nichts dazu.
Muss jetzt ins Bett. Danke für Euer Interesse. ich verabschiede mich mit einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1938.
Thierry Blancpain
Auf typografie.info gab’s schon einige diskussionen zu eben diesem thema, auch im speziellen zur tannenberg … schrift im nationalsozialismus und eine sehr viel weiter gefasste diskussion zum thema. Insgesamt: in meinem alltag gibt’s nicht viele gebiete, in denen die fraktur passend wäre. sie ist für mich schwer lesbar, ich bin das lange s nicht geübt (bin auch jetzt wieder im titelbild darüber gestolpert.. waffen statt massen :)) – aber verteufeln sollte man sie sicher nicht.
Oliver Adam
Obwohl vielfach hier und anderswo beschworen :-), halte ich eine �?Renaissance im großen Stil der gebrochenen Schriften, vor allem der Fraktur, für ganz ausgeschlossen. Das lässt sich markentheoretisch-psychologisch begründen: Die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Verbrechen färbt auf die von den Protagonisten verwendeten Symbole ab. Und Einstellungsobjekte – und nichts anderes sind Marken – lassen sich extrem schwer ändern. Beispiel Hakenkreuz: Auch dieses Symbol ist ja nur geklaut; es handelt sich um ein Jahrhunderte altes altindisches Symbol für Glück, das vor der Nazi-Zeit zum Beispiel von einem kanadischen Eishockey-Team auf dem Trikot getragen wurde. Ein Bild, das uns extrem fremd erscheint. Das Hakenkreuz wird für uns für alle Zeit als »Markenzeichen« der NS-Zeit sein. Eine Einstellungsänderung ist hier nicht mehr möglich. Ähnlich verhält es sich mit den Schriften, mag die Wahrheit (»Judenlettern«) auch noch so anders sein.
Mag sein, dass die gebrochenen Schriften in Nischen der Jugenkultur (»anders als die Erwachsenen«) wieder vermehrt eingesetzt werden. Ich glaube, dass dieser Trend auch nicht von Deutschen ausgehen kann und sollte – so, wie auch Deutsche in Filmen keine Witze über Juden reißen können und sollten.
In diesem Zusammenhang hier ein Web-Tipp einer amerikanischen Agentur namens DEUTSCH: http://www.deutschdesign.com/index2.html. Das Logo wirkt für uns seltsam. Ich habe versucht, mit Barry Deutsch, dem Inhaber, Kontakt aufzunehmen, leider ohne Erfolg. Ich hätte gerne mehr erfahren darüber, wie man die gebrochenen Schriften in »nicht belasteten Ländern« heute auffasst …
Jürgen Siebert
Die gebrochenen Schriften erleben gerade einen (internationalen) Popularitätsschub. Und nur dieser kann sie vom Muff der 1930er Jahre befreien. Ralf Herrmanns flickr-Gruppe Blackletter Today beweist das:
Benjamin Hickethier
guten morgen jürgen und danke für diese schreckliche postkarte.
was oliver adams beitrag betrifft: ich denke, das hakenkreuz/swastika ist hierzulande/in europa für alle zeiten ausgeschlossen zu benutzen (es sei denn, durchgestrichen oder in einer mülltonne etc.) und das ist auch gut so.
bei ›den‹ ›fraktur‹-schriften, mit denen ja eben auch gotische, schwabacher und andere vermengt werden, ist es natürlich viel komplexer. es ist ja nur das unwissen der ›gnade der späten geburt‹ das den reichtum und die vielfalt dieses kosmos, dieser kosmen auf die 12 jahre zwischen machtübernahme der nsdap und befreiung deutschlands durch die alliierten begrenzt.
zu aktuellen beispielen liessen sich natürlich viele jugendsubkulturen zitieren, insbesondere in den usa, von skateboard-designs mit fetter fraktur etc. bis motörhead (oder sind die britisch?)… viel gekonnter und hervorhebenswerter natürlich underwares fakir oder auch die experimente, die hugo cavalheiro d’alte mit ›blackletter‹ macht (www.xbold.com leider z.zt. nicht zugänglich).
auch hier wieder ein ›hierzulande‹: wie yvonne schwemer-scheddin richtig sagt, begegnet man der fraktur in deutschland eben überwiegend im zusammenhang mit alkohol.
und zur gewöhnung/lesbarkeit: ist eben eine frage der gewöhnung und wenn man öfter fraktur sehen würde, würde man sie auch besser lesen können.
Benjamin Hickethier
und, naja, jamie reid (u.a. sex pistols-cover):
http://www.britart.com/works/works.aspx?work=12956&p=a&
merke: virgin-marke rechts unten
Atli Seelow
Ich denke, daß die Gleichsetzung von Frakturschriften mit dem Nationalsozialismus eine Vereinfachung ist, die v.a. durch unser heutiges Bild des Nationalsozialismus und durch die Benutzung rechter und neonazistischer Gruppen geprägt ist.
Es wird dabei übersehen, daß sich das nationalsozialistische Regime für Propaganda oder Wirtschaftswerbung manchmal auch den modernsten Gestaltungsmitteln seiner Zeit bediente — bis hin zu ehemaligen Bauhäuslern, wie Herbert Bayer, die für das Regime Propaganda mit geometrischen Groteskschriften und Fotocollagen entwarfen, obwohl heute niemand auf die Idee käme, dies als Nazi-Gestaltung zu bezeichnen.
Zu diesem Thema gab es 1991 im Bauhaus-Archiv ein Kolloquium, dessen Katalog (Nerdinger (Hg.), Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus – Zwischen Anbiederung und Verfolgung) einige Vorurteile zurechtrückt.
Benjamin Hickethier
der spd-agentur einfach noch mal ’nen fontshop-katalog mit einem lesezeichen bei justs ff brokenscript zuschicken:
http://i104.photobucket.com/albums/m178/benjaminhick/brokenscript2.png
Florian
@Benjamin: Sorry, aber in Fraktur musst Du ß setzen! Aber sonst: :) Rassismus ist eine schattige Angelegenheit, jaja …
Ich denke, Fraktur wird heute deswegen mit dem Dritten Reich in Verbindung gebracht, weil das Ende der allgemeinen Verwendung dieser Schriften mit dem Ende des NS zusammenfällt. Also nicht, weil die Nazis sie verwendeten, sondern weil sie in den Jahren danach kaum noch eingesetzt wurde. Meint ihr, das wäre sowieso, ohne NS und Krieg, geschehen? Ich weiß, eine sehr theoretische Frage – aber wie lief es denn z.B. in der Schweiz? Wurde da bis in die 40er Jahre auch Fraktur gesetzt; und erfolgte dort die Ablösung durch Antiqua aus Abneigung gegenüber dem national-deutschen Charakter, oder eher wegen der ästhetisch-formalen Überholtheit?
Ich meine: keiner verbindet heute die Formen des VW Käfer mit dem NS, obwohl der zunächst (genauso propagendaverseucht wie Schaftstiefel-Plakate) als »Kraft durch Freude«-Wagen auf die Welt kam. Und zwar deswegen, weil er nach dem Krieg einfach weiter produziert wurde und heute sogar eher für das friedlich-boomende Nachkriegs-Deutschland (oder gar Mexiko!) steht.
Benjamin Hickethier
natürlich, wie blöd von mir. die neue rechtschreibung hat mich wohl verwirrt – denn wenn ›haß‹ jetzt ›hass‹ geschrieben wird, benutzt man dann in der fraktur das ß (was ja wirklich nur die ligatur von langem s und schluß-s ist, obwohl das ja auch noch nicht so ganz geklärt ist, nach willberg) oder doch etwa zwei s? oder langes s und schluß-s nicht-ligiert? gibt es im duden eigentlich fraktur-anwendungsregeln?
jedenfalls habe ich’s korrigiert
phl
Wers noch nicht kennt; is von Studienkollegen:
http://www.youtube.com/watch?v=VEFjzBjqgz4
Florian
Oja! (Wusste ich bisher auch nicht … :)»Das nach der Neuregelung der Rechtschreibung häufiger zu schreibende Doppel-s im Auslaut sollte im Fraktursatz aus ästhetischen Gründen mit ſs wiedergegeben werden.« [Duden, 22. Ausg.]Du hattest also – nach Duden – vollkommen Recht, ich entschuldige mich! Am Beispiel der Brokenscript sieht man aber sofort, dass es – wie Du eh erwähnt hast – mit der Herkunft des ß nicht so eindeutig ist, und bei Frakturschriften die Bestandteile der Ligatur wohl eher lang-s plus z (mit Unterschlinge) sind.
Also, ich find’s jetzt schöner, vgl. z in Toleranz. :)@phl: Sehr gut, danke! (Die sympathische »Gemeinschaft zur unpolitischen Reintegration Gebrochener Schriften« beherrscht das lang-s übrigens auch nicht)
Benjamin Hickethier
na also, dann hat uns allen das SPD-plakat von dem diese blogdiskussion ausging, ja doch etwas gebracht: die kenntnis der duden-frakturregel über die auslaut-ästhetik – die gleichzeitig die rechtschreibreform konterkariert. vielen dank für diese information, florian!
Florian
:)
Noch mehr? »Für Antiqua-s im Auslaut einer Silbe steht Schluss-s. Dasselbe gilt für -sk in bestimmten Fremdwörtern [brüsk, grotesk (sic!), Obelisk]. In skandinavischen Personennamen, die auf -ſen oder -ſon enden, wird der vorangehende s-Laut mit Schluss-s gesetzt.«
Gut, dies geregelt zu wissen.
Manja
Mein Sohn (15 Jahre) beschäftigt sich seit Jahren mit Graffiti und bewegt sich in der Skateboard-Szene. Für seine Freunde wollte er ein T-Shirt entwerfen und fragte mit nach einer Frakturschrift, die er verwenden wollte. Ich habe ihm davon abgeraten, da zu viele Menschen noch immer die Franktur als Nazi-Schrift einordnen würden. Wenn er mit solch einem T-Shirt in der Schule auftauchen würde, dann hättte ich mit einem Anruf der Schulleitung rechnen müssen. An diesem Beispiel kann man gut sehen, dass die Jugendlichen die Verwendung der Fraktur nicht mehr als Nazi-Schrift einordnen.
robertmichael
ich glaube nicht das der schuldirektor bei euch angerufen hätte nur weil dein sohnemann ein t-shirt mit einer fraktur trägt. oder heisst seine graffiti- und skater-crew »SOULSKATE 88« welche er dann mit SS 88 abgekürzt hätte? oder geht dein sohn auf eine waldorfschule?
fraktur sieht man heutzutage sehr oft in der ›jugendkultur‹ seien es rapper, die ihren namen in frakturbuchstaben als goldkette tragen oder auch als tätowierung auf dem bauch. auch diverse plattencover werden mit fraktur verziehrt. auf den anruf von dem direktor hätte ich gern gewartet.
fraktur ist nicht gleich fraktur. mein bäcker ist bestimmt kein nazi und trotzdm hat er seinen firmennamen in der »fette fraktur« über dem laden hängen. klar, wenn ich einen glatzköpfigen jugendlichen sehe der sich »HASS« auf seine finger tätowiert hat und dazu ein t-shirt mit den propagandafrakturen gotenburg, tannenberg oder potsdam trägt ist das schon was anderes. aber es gibt auch leute die damit nur provozieren bzw. irgendetwas assoziieren wollen. ein schönes beispiel ist marilyn manson, der will nicht nur mit seinem namen provozieren sondern auch mit seinem logo:
ihn deshalb als nazi zu bezeichen wäre sicherlich genau so falsch wie ihn als blut trinkenden und tiere opfernden anhänger von charles manson zu bezeichnen. die schrift weckt nur ideen, dass bild dazu musst du dir selbst machen.
HD Schellnack
Kurz mein Senf:
Die Fraktur ist einfach unzeitgemäß.
Historisch vergiftet.
Und ich kann sie als Rap-Trandtypo schon JETZT nicht mehr sehen. Das soll diffus provozieren oder schocken und langweilt doch nur. Es war cool als Bernhard Sumner von New Order den Bundeswehradler als Shirt trug, aber… das war 1982 oder so. Alles klar? Been there, done that.
Die Fraktur ist ein öder Rückgriff, Ausdruck von Orientierungslosigkeit, unterstreicht, wie wir im Design das Vorwärtsschauen vergessen haben.
Manja
Ich sehe die Fraktur natürlich häufig auf CD-Covern der Rapper. In seiner Schule (eine normale Gesamtschule) gab es vor einiger Zeit Probleme mit rechtsradikalen Jugendlichen, daher ist alles, was nur annähernd daran erinnert, verboten. Es gibt in der Schulordnung eine Liste, auf der sogar bestimmte Marken aufgeführt sind. Da sich viele Lehrer nicht mit Typographie-Geschichte auskennen, macht es das Leben für die Jugendlichen nicht einfacher.
franz
Die Fraktur ist einfach unzeitgemäß.
Historisch vergiftet.
Das mußte mal gesagt werden. Ich sehe das genauso.
Und die Verwendung von Fraktur als „provokatives“ Element ist so lahm und selbst schon so alt, daß ich mir das nur unter dem Stichwort „Retro“ erklären kann. Funktioniert als Marketing-Element, um vorzugsweise Musik aller Stilrichtungen, die sich irgendwie einen subkulturellen Anstrich gibt, an die Kauferschaft zu tragen, allerdings nach wie vor hervorragend. Und langweilt dabei.
Die Fraktur ist ein öder Rückgriff, Ausdruck von Orientierungslosigkeit, unterstreicht, wie wir im Design das Vorwärtsschauen vergessen haben.
Auch d’accord.
poms
Wenn man Hitler mit Nationalsozialismus gleichsetzt, was man eigentlich kann, dann hat der NS Frakturschriften nur eine gewisse Zeit geduldet – Er bevorzugte, auch aus ästhetischen Gründen, Antiqua und Groteskschriften.
Wenn NS, dann sollte man vielleicht eher an Trajan Pro als an Unger Fraktur denken :). Habt ihr mal das Speer-Modell von Germania gesehen – »dem« Berlin nach dem Endsieg, denkt da jemand an Fraktur?
Übrigens, es heisst Schaftstiefelgrotesk und die »Werbeschrift« Tannenberg ist super :)
robertmichael
@ manja, ohh die liste würde mich mal interessieren. vielleicht sollte man die lehrer mal aufklären bevor man versucht die schüler aufzuklären, die wissen letztendlich eh besser welches shirt ‚rechts‘ oder ‚links‘ ist.
@ hd,
sehe ich nicht so, ich finde die fraktur hat in gewissen bereichen ihre berechtigung. als provokation scheint sie noch immer zu funktionieren, egl ob bei der bild, bei der spd, bei manson oder im grafikdesign. bei letzten ist es allerdings meistens ein kläglicher versuch um hip zu sein oder aufzufallen.
HD Schellnack
>ich finde die fraktur hat in gewissen bereichen ihre berechtigung.
Wo?
>als provokation scheint sie noch immer zu funktionieren
Nein, als Klischee. Als Seite-Drei-Mädchen der Geschichtsschreibung.
Spiekermanns Helvetica-Shirt war seinerzeit noch lustig, aber seitdem ists doch gesagt und getan und man kann weitermachen.
>ein kläglicher versuch um hip zu sein
Eben. Man sollte mal versuchen, mit der Helvetica aufzufallen :-D. Das erfordert mehr Arbeit.
robertmichael
wo?
überall dort wo man urige, rustikale, alte, historische dinge vermitteln will und überall dort wo man sie jetzt noch sieht: bieretiketten, zeitungsköpfe, usw.
klar, voll klischee. find ich aber nicht schlimm, wir assoziieren ja alle etwas mit gewissen schriftarten. von mir aus könnte es mehr gute fraktur geben, mehr fakir, mehr houseplakate eben mehr gute anwendungen.
man muss sich halt nur lösen von diesen »ich mach mal fette fraktur um zu provozieren« es sollte mehr lesbare frakturen von mir aus ohne langem s usw. geben. zeitgemäßer. das fänd ich schon ziemlich abgefahren und frisch.
das beispiel von underware finde ich hübsch:
http://www.underware.nl/site2/index.php3?id1=fonts_in_use&&start=0&findme=&showthis=1&zoom=1#pictloader
außerdem glaube ich das die fraktur nur in deutschland mit dem 3. reich in verbindung gebracht wird, in england usw. ist das sicher nicht so. generell die frakturen zu verurteilen wie das anscheind einige lehrer tun find ich halt totalen quatsch, dann könnte ich auch alle western fonts verbieten weil die cowboys den indianern das land weggenommen haben.
kennt ihr eigentlich die ‚ballade‘? eine gebrochene schrift von … paul renner.
tja.
franz
ja, überall wo man urige, rustikale, alte, usw. dinge vermitteln will und dafür fraktur verwendet, werden einfach klischees und erwartungen bedient, das macht die kneipe an der ecke auch. Gestaltung, die im hier und jetzt vonstatten geht und nach vorne sieht, stelle ich mir anders vor als kneipenschilder oder bieretiketten. Gerade bei bieretiketten will ich aber auch nichts sagen, die sind schon lange so und das hat seine berechtigung.
Fakir ist was anderes, das ist ein moderner, heutiger und eben auch zeitgemäßer ansatz.
Tanneberg, National, usw. sind einfach obszönitäten, die derart den „Geist der Zeit“ atmen, dass zumindest ich diese schriften nicht einfach unter rein ästhetischen gesichtspunkten sehen kann und will und ich mir beim besten willen nicht vorstellen kann, sie heute zu verwenden. Warum auch.
Renners Ballade ist eine andere Liga, der Mann mußte auch leben, und nicht von ungefähr ist die Ballade der Versuch einer möglichst großen annäherung von fraktur und antiqua. Fraktur ist eben NICHT gleich fraktur. Im übrigen hat sich Renner zu seiner sicht der dinge in sachen fraktur in seinen büchern geäußert und im großen und ganzen, soweit wie es die zeitumstände eben zuließen, für die antiqua argumentiert.
robertmichael
dier fakir selbst ist ja nicht sooo modern von der form her ähnelt sie stark der wiking von trennert & sohn. (und auch hier wieder, sieht nach nazischrift aus ist aber um 1926 entstanden) modern an der fakir selbst ist nur ihre anwendungen in zeitgemäßer umgebung. ich kann mir die fakir auch gut auf bieretiketten oder auf kneipenschildern vorstellen mit den passenden farben und nicht in umbra, braun, rot oder schwarz.
judith schalansky
Es gab Ende des 19. Jahrhunderts allerlei Bemühungen die gebrochenen Schriften der neuen Zeit anzupassen, die in den 30er Jahren schließlich formal konsequent zu jenen schlichten Gotischen führten, die wir heute als ›die Nazischriften‹ verstehen. Dabei ging es vor allem darum, sie ›zeitgemäßer‹ zu gestalten, die modernen Tendenzen und die Antiqua-Formen mit den, doch auch als ›deutsch‹ verstandenen, gebrochenen Schriften zu vereinen: Beispielsweise Peter Behrens, dessen ›Behrens-Schrift‹ von 1901 eine sehr schöne Fraktur-Antiqua-Synthese ist, und der zusammen mit Anna Simons auch die Reichstagswidmung »Dem deutschen Volke« entwarf, die ja auch leicht gebrochene Formen aufweist (wobei sie – genau genommen – eher unzial anmuten).
Eine typische ›Schaftstiefelgrotesk‹ ist die ›Element‹ von Max Bittrof aus dem Jahre 1933, die bei der Beschilderung der Berliner Nord-Süd-S-Bahn verwendet wurde (1936 rechtzeitig zu den Olympischen Spielen fertig gestellt). Gleichzeitig entstand aber auch die grandiose, und wirklich moderne ›Gotika‹ von Imre Reiner (2005 als ›Blackleather‹ von Canada Type herausgebracht http://www.canadatype.com/showfont.php?id=73). Man darf nicht vergessen, dass die klassische Moderne, mit ihren abstrakten und avantgardistischen Tendenzen, durchaus dem Totalitarismus jeglicher Couleur verhaftet war. Gerade an den totalitäre Zügen der Ur-›Futura‹ ist das schön nachzuvollziehen (die ja Hitler nicht ohnehin lieber mochte, als die alten Gotischen, die er von den – er benutzt tatsächlich dieses Wort – »Ewiggestrigen« gehätschelt sah). So einfach ist eben mit der Nazi-Ästhetik nicht. Es ist die Leni-Riefenstahl-Falle, in die man auch immer wieder tappt, wenn es um die gebrochenen Schriften der 30er Jahre geht …
Ich glaube, dass der gegenwärtigen Hype – ob nun die unbeholfene Provokation oder der subversive Trend – uns viele zeitgemäße, gebrochene Schriften (hoffentlich auch mal welche für den Mengensatz) bescheren wird, die zeigen, dass die gebrochenen Schriften jenseits von den ideologischen Ballast FORMAL reizvoll und heutig sein können.
franz
Ist ja alles gut und schön, allerdings machst du mit dem Hinweis, dass Hitler die Futura mochte, denselben Fehler, den du der „contra-Fraktur“-Fraktion vorwirfst („Nazis haben Fraktur verwendet, darum ist sie eine Nazi-Schrift“ – nur weil Göring alte Meister mochte, ist Rembrandt ja auch kein Nazi-Maler!). Und was an der Futura totalitär sein soll, bleibt mir verschlossen. Es ist letztendlich auch egal, wer was mochte oder nicht, die Haltung der Nazis hat sich ja zwischenzeitlich dazu auch geändert (Bormann-Erlaß).
Fest steht meiner Meinung nach jedoch, dass erstens weite Teile der Bevölkerung, der „Normalbetrachter“ eben, solche Fraktur- und vor allem „Schaftstiefelgrotesk“- Schriften irgendwie diffus mit Begriffen wie altdeutsch, extrem konservativ und eben auch Nazismus verbinden. Das wird auch dadurch nicht anders, dass die Berufenen darauf bestehen, dass diese Assoziation so nicht wirklich stimmt (womit sie recht haben). Sie ist einfach auf der Rezipientenseite, wie HD Schellnack so schön gesagt hat, „historisch vergiftet“, da können sich diejenigen, die sie gerne wieder verwendet sehen, auf den Kopf stellen.
Zweitens ist die Fraktur schon so lange aus dem öffentlichen Lesebewußtsein verschwunden, dass ich einfach nicht verstehe, warum um alles in der Welt man jetzt versuchen muß, sie zu reanimieren. Das sieht für mich, mit verlaub, nach desorientierung, zukunftsangst, orientierungslosigkeit aus. oder nach dem warten auf das „next big thing“, das man in ermangelung neuer ideen aus längst eingemotteten recycelt.
Dass so sachen wie fakir ganz interessant und zeitgemäß (dieser zeit gemäß, s.o.) sind, stellt auch niemand in abrede, das hat seine berechtigung, aber fraktur als Mengensatzschrift auf breiter ebene eingesetzt, sehe ich nicht. Und ich bin froh drum.
robertmichael
fraktur im mengensatz kommt natürlich auf die fraktur an, in wie weit ist diese gut lesbar.
warum sollte die fraktur kein revival erleben? das vergessene dinge neu aufgelegt werden gibts doch in allen bereichen heutzutage. mode, autos …
bei den western fonts regt sich ja auch keiner auf.
wie gesagt die fakir selbst ist nicht so zeitgemäß sondern nur ihre anwendung und ggf. das fehlende lange s. von mir aus gern mehr. klar, die riefenstahl-falle (schön gesagt, judith) ggf. sollte man die leute aufklären das fraktur nicht gleich nazi-fraktur ist aber in in paar jahren erledigt sich das von allein, dann ist eine andere generation da und für die wird die fraktur nur eine »alte schrift« sein.
judith schalansky
Ich habe von den totalitären Zügen der Futura gesprochen, und nicht behauptet, sie wäre eine Nazi-Schrift (auch wenn sie tatsächlich auch gerne verwendet wurde: z. B. für die besagten Olympischen Spiele). Die Frage ist doch, inwiefern eine Schrift ›mißbraucht‹ werden kann. Die Futura hat alles überlebt, die gebrochenen nicht, weil sie – zusammen mit allem, was als ›deutsch‹ verstanden wurde – in der Nachkriegszeit verdrängt wurde, und in den oben aufgeführten Nischen ihr seltsam untotes Dasein fristeten. (Im Übrigen war das in der DDR anders, wo es vergleichsweise viele Bücher in Fraktur und Schwabacher gab, allerdings aus einem traditionsverhafteten, bibliophilen Bleisetzerbewusstsein heraus).
Und weil sie nicht als Verkehrsschrift genutzt wurde, konnte sie eben mit neuen Bedeutungen – gänzlich widersprüchlichen – aufgeladen werden. Dass die Rechnung Fraktur=Nazi nicht aufgeht, zeigt doch schon allein, dass sie als sowohl als heimelig-gemütlich als auch als brutal-provokant verstanden wird. Die Fraktur wird als exotisch verstanden, sie wird nicht gelesen, funktioniert nicht mehr als Schrift, sondern nur noch als Zeichen. Daher kommen diese seltsamen fetischisierten Anwendungen im Display-Bereich. Wenn sie allerdings wieder vereinzelt für Bücher – vereinzelt, nicht auf »breiter Ebene« – statt für T-Shirts (und es gibt dafür einige großartige, bezwingende, zeitgemäße Beispiele: Derridas Meine Chancen von Brinkmann&Bose zum Beispiel) verwendet wird, verschwindet auch dieses seltsame und mißverständliche Zombie-Dasein der gebrochenen Buchstaben.
Atli Seelow
@ judith schalansky: Daß die klassische Moderne dem Totalitarismus jeglicher Couleur verhaftet war, kann man so nicht stehenlassen. Dies trifft allenfalls teilweise auf die Konstruktivisten in der Sowjetunion oder die Futuristen in Italien zu.
Um bei dem Beispiel Paul Renners zu bleiben, darf man nicht vergessen, daß er Werkbund-Mitglied war, in seinem 1932 erschienen Buch »Kulturbolschewismus« die Kulturpolitik der Nationalsozialisten heftig kritisierte und bereits 1933 von den Nazis als Direktor der Meisterschule für Buchdruck in München entlassen wurde.
Ähnliches läßt sich über viele Mitglieder des Bauhauses oder andere Protagonisten der Moderne sagen, die — vereinfacht gesagt — mehrheitlich gemäßigt links waren und gerade zu wenigen in der Weimarer Republik gehörten, die diese unterstützt haben — das Bauhaus in Dessau gab es dank des sozialdemokratischen Bürgermeisters Hesse.
Daß die »Kulturpolitik« der Nationalsozialisten zwar nicht homogen war, – wie es in der wissenschaftlichen Literatur dargestellt wird – vier oder fünf unterschiedliche Kulturströmungen umfaßte und sich in Teilbereichen, wie der Propaganda auch der modernsten Methoden bediente (Volksempfänger, Riefenstahl etc.) darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie dennoch auf einer mörderische »Blut-und-Boden« Ideologie basierte.
Ob man deshalb Frakturschriften wie Richard-Wagner-Opern als historisch »verseucht« ansehen muß, ist eine andere Frage. Einerseits macht man es sich ziemlich leicht wenn man das tut, die politische Auseinandersetzung ist viel wichtiger und wir akzeptieren ja auch andere Produkte dieser Zeit (Autobahnen, Kindergeld etc.). Andererseits ist der »Flirt mit dem Verbotenen« unnötiges Schreibtisch-Abenteurertum.
franz
Hallo Judith,
ich wollte dir auch nicht unterstellen, du hättest die Futura als Nazischrift bezeichnet (das wäre nun auch wirklich unsinnig, wie ich mit dem Göring-Rembrandt-Zusammenhang zum Ausdruck bringen wollte), sondern nur, dass die Vorliebe Hitlers für die Futura diese genausowenig zur Nazischrift macht wie die allgemeine Verwendung der Fraktur (bis Bormann) DIE, d.h. alle Frakturschriften zu Nazischriften macht. Ausnahme für mich sind ist z.B. National, Element, Tannenberg, das sind Nazischriften und sind auch so beworben worden (á la „Schrift der neuen Zeit“ usw.)
Das Problem ist, wie du selbst sagst, dass die Fraktur „nicht überlebt“ hat, und sie so wahrgenommen wird, wie ich oben beschrieben habe. Das Argument, dass sie sowohl „heimelig-gemütlich“ wie auch als „brutal-provokant“ (provokant eben durch ihre Verwendung 33-43)gesehen wird, funktioniert für mich nicht: In diesem Kontext ist es von heimelig-gemütlich bis zur Sicherheit in der Volksgemeinschaft und sonstigem völkischen Krempel eben nicht weit. Eine Walbaum (Antiqua – nicht -Fraktur!) beispielsweise, die ja auch gerne als heimelig-gemütvoll beschrieben wird, kommt eben gar nicht in dieses Fahrwasser und damit in diesen Verdacht, da käme einfach niemand auf die Idee, diesen Zusammenhang herzustellen, bei der Fraktur aber eben schon.
Und eben dieser „Generalverdacht“ ist der Unterschied und macht die „historische Vergiftung“ aus.
Gegen eine vereinzelte Verwendung mit Sinn, Verstand und Idee habe ich gar nichts, im Gegenteil, die Verwendung für den Derrida-Band halte ich für einen mittelschwer-genialen Schachzug im Kontext Dekonstruktivismus, Postmoderne, etc. ABER eben in diesem speziellen Kontext. Auf breiter Ebene, für irgendwelche Inhalte, sehe ich weder Chance und Notwendigkeit, noch Sinn und Verstand.
P.S. Richtig, unter den Nazis hat es auch moderne, richtungsweisende Gestaltung gegeben, siehe die Zeitschrift „Neue Linie“ zum Beispiel, man hat schon verstanden, dass man für verschiedene Zielgruppen verschiedene Töne anschlagen muß.
Harki
[Wie formatiert man hier eigentlich als Zitat, also mit Sternchen] mit: ‹blockquote› Zitat ‹blockquote›
Aber wo ist der Gegensatz zwischen Moderne und der „mörderischen Blut-und-Boden-Ideologie“? Letztere ist schon insofern modern, als sie vor Ende des 19. Jahrhunderts undenkbar gewesen wäre – alle europäischen Faschismen (vielleicht mit Ausnahme des rumänischen) sind städtische, „moderne“ Bewegungen, auch der deutsche, trotz seiner (im romanischen Faschismus undenkbaren) Tendenz zu Idylle, zum Heimeligen. Umgekehrt war das Weltbild der meisten Männer des 20. Juli (gerade das der Köpfe der Verschwörung) bekanntlich durchaus reaktionär – und auch die Weiße Rose hatte eine rechten, „elitären“, anti-modernen Zug.
Wenn übrigens Le Corbusier am liebsten ganz Paris plattgemacht hätte, um es nach eigenem Gutdünken wiederaufbauen zu können, scheint mir das auch schon totalitär genug, auch wenn es keinen direkten Konnex zu einem Faschismus oder zum Bolschewismus gibt.
HD Schellnack
Die Futura ist ja eben auch «geschmacklich» irgendwo verankert (eben in der Bauhaus-Sachlichkeit), ebenso wie ja auch die Helvetica ihren «Klang» hat (Neosachlichkeit) udn bei der Fraktur ist’s eben der Faschismus. Dass das historischer Quatsch ist und die Verwendung der Schwabacher in Drucksachen der Nationalsozialisten ein schöner histroischer Gag ist, geht es im Kern darum, daß die Nazis sehr erfolgreich ein Corporate Design umgesetzt haben, das als Marke bis heute griffig und eben insofern klischeeartig funktioniert. Neben der katholischen Kirche hat hat bisher keine religiöse-politische Bewegung derart erfolgreich eine umfassende Ikonographie in den Köpfen der Leute verankert. Wobei die Kirche «nur» das Kreuzund ein paar visuelle Symbole hat, der Faschismus aber eine ganze Klaviatur an Bildsprache, Typographie, Farbkombinationen (man denke an das beliebte letzte braunrotweißschwarze Wahlkampfplakat der SPD), Klang und so weiter. Hitler und Goebbels bleiben Mami und Papi des Corporate Designs, und genau deshalb soltle man bei CD immer seeeeehr sehr gegen alle totalitären Trends ankämpfen und den Otl-Humanismus immer schön fest in der Hosentasche dabei haben.
Ich bin mir übrigens sicher, ein Gutteil der Nazi-Ikonographie wäre längst vergessen, wenn es nicht via Hollywood eingebrannt wäre.
Benjamin Hickethier
… noch eine späte Ergänzung: auf einer Israel-Karte, die bei mir an der Wand hängt, sind historische Orte ebenfalls in Fraktur gesetzt worden. die Karte ist die offizielle »touring map« vom israelischen Fremdenverkehrsamt – und soweit ich weiss, auch keine ›special edition‹ für Deutsche, zur besseren Orientierung.
http://www.diediebe.be/jerusalem.jpg
Auf dieses Zitat wurde schon zahlreich berechtigt eingegangen, trotzdem möchte ich mich auch der Kritik anschließen, um es nicht so stehen zu lassen. Es kommt schließlich von der aktuellen ›Fachfrau‹ für Frakturfragen – trotzdem ist es mir unerklärlich, wie man so etwas so schreiben und meinen kann: Beziehungsweise, wie man in einen verhältnismäßig so kurzen Satz so viele pauschalisierende Zusammenfassungen und Verkürzungen so widersprüchlicher Aussagen packen kann (und es schafft, den Satz dann noch zusammenzuschnüren). ›Die‹ ›klassische‹ ›Moderne‹ […] ›ihre‹ ›abstrakte‹ und ›avantgardistische‹ womöglich noch ›abstrakte und avantgardistische‹ Tendenzen,
[…] der ›Totalitarismus jeglicher Couleur‹ …
Klingt, als würde es aus dem ›Schnellkurs Kunstgeschichte‹ stammen.
Und letzteres, also wenn das so aussieht, dann sollten wir wohl hier auch noch eine Totalitarismusdiskussion vom Zaun brechen. Hannah Arendt hat ja schließlich auch gerade Jubiläum gehabt.
(Aber, um mal auf der Verkürzungsebene vom Schnellkurs Kunstgeschichte zu bleiben,
›Bauhaus = Stalinismus‹ stimmt einfach nicht. Ganz abgesehen davon, dass es natürlich Käse ist, von ›dem Bauhaus‹ zu sprechen, s.o.)
Naja, HD, und wie Deine Formulierung mit Hitler und Goebbels und Mami und Papi und ›Corporate‹ Design zu verstehen ist, kannst Du ja, wenn Du mal mehr Zeit hast, auch gerne noch ausführen. So ungefähr weiß man ja, was Du sagen willst, aber ›so‹ klingt es erstens haarsträubend und kann man es zweitens auch inhaltlich nicht stehen lassen.
MiSc
Die Fraktur lebt, Bruder!
Schließlich hat sie die gewaltige PR-Maschine des US-Hip-Hop wieder auf Plattencover gebracht: nach 50 Cent kommt auch das neue Snoop Dogg Album mit Fraktur daher. Und wir wissen ja, dass sich deren Texte so was von gar nicht um Nationalsozialismus drehen.
Links:
http://www.snoopdogg.com/
http://www.50cent.com
U.S.W.
m.t.w.
ich kann von mir sagen das ich seit über 15 jahren linkspolitisch einzuordnen bin.
was mir, nun wo ich eure beiträge gelesen habe, ein bisschen auf den zeiger geht ist die mentalität einiger schreiberlinge hier im bezug auf die fraktur!
wenn von historisch vergiftet etc. die rede ist frage ich mich ob sich diese leute nicht hyperintellektuell im detailgeschwafel verlieren….
versteht mich bitte nicht falsch!
ich bin schwul, in einem künstlerischen beruf tätig,und schon aus diesem grund der festen überzeugung das sich dieser teil der geschichte auf keinen fall wiederholen darf!
bloß sollte nicht alles was von den nazis missbraucht /geklaut wurde verteufelt werden. es geht hierbei auch um kulturhistorisches design.
die fraktur wurde ja schließlich nicht für nazis entwickelt und es würde ja auch niemand auf die idee kommen in hinduistischen ganesha-abbildungen das sonnenrad(hakenkreuz) in frage stellen…
der meiner meinung nach viel wichtigere punkt, der wahrscheinlich in vergessenheit geraten ist ist doch der das wir alles daransetzen sollten die heranwachsenden darüber aufzuklären das solche symboliken bzw schriftarten missbraucht wurden/werden, sie selbst aber als solches nicht anzuprangern seinen.
jemand der den mund aufreißt und oben genanntes verbieten will hat genau das selbige diktatorische potential, den er geht davon aus das seine ansicht die richtige ist……………………
kurt
Genau!
Das kommunistische Manifest wurde auch in Fraktur gesetzt.
Und ansonsten ist für mich immer Vorsicht geboten, wenn Künstler über Politik reden. (in diesem Fall zähle ich Leute aus der Design-Branche dazu). Da ist zu oft zuviel „Bauch“ im Spiel.
Es wäre gut, sich mal die wissenschaftlichen Definitionen des Faschismus/Nazionalsozialismus/Totalitarismus anzutun. Dann sollte man darübernachdenken. Auch über die Frage, ob nicht alle Sozialismusse schlecht sind. Und dann eine Meinung äussern.
Ich wünsche mir auch eine heutige Fraktur für den Buchsatz. Wir haben zuletzt einen Lyrikband in Fraktur gesetzt. Aber da war’s egal, liest eh kaum einer.
Ansonsten sehe ich hier in Dresden immer mehr Schilder in Fraktur. Sogar mit meinem geliebten lang-s! Und daß Bäcker Schmidt ein böser Sozialist ist, nur weil er in Fraktur am Laden steht, ist für mich ausgeschlossen.
Apropos Dresden: Diese Diskussion wird, scheint mir, immer nur bei ehemaligen Westdeutschen mit dieser Vehemenz geführt.
Kurt _R
Der Artikel folgt einer seltsamen Logik:
„Fraktur ist (auch) eine Nazi-Schrift“ heißt es in der Überschrift reißerisch, am Ende des Artikels wird genau diese Aussage als „falsch“ bezeichnet.
Die jahrhundertealte Tradition der Fraktur wird genannt, gleichzeitig aber vehement auf die Rolle der (vergleichsweise) kurze Zeit verwiesen, in denen die Gebrochene von den Nazis als „deutscheste“ Schrift verehrt wurde.
Sollte man nun diesen kulturellen Schatz auf ewig den Nazis überlassen? Den Nazis, die, wie zur Genüge erläutert, höchstselbst die Fraktur zum „ideologischen Feind“ stilisiert haben? Die Nazis, die letztendlich für die Abschaffung der Fraktur in Deutschland und damit für einen gewaltigen kulturellen Bruch verantwortlich sind?
Sollen heute die einzigen, die diese schönen und vielseitigen Schriften benutzen dürfen, Angehörige einer politisch-extremen Minderheit sein, die diese Schriften eigentlich aus Überzeugung verachten müssten? Die von ihrem richtigen Satz meist überhaupt nichts wissen?
Die in rechtsextremen Kreisen am häufigsten zu beobachtende Gebrochene ist zudem nicht etwa die deutsche Fraktur, sondern eine englische Gebrochene (was die meisten Skinheads natürlich nicht wissen / wissen wollen, wenn sie sich einen „Fraktur-„Schriftzug auf die Schultern tätowieren lassen).
Ich wehre mich dagegen, dass man die gebrochenen Schriften jenen Tölpeln überlässt. Ebenso wehre ich mich dagegen, dass diese schönen, wie gebrechlichen (!) Schriften im Rausche allgemeiner Trendgeilheit zu IN-Schriften erkoren und jämmerlich missbraucht werden.
Deshalb: Wer ihren Satz nicht beherrscht, der sollte doch bitte tunlichst die Finger davon lassen (dieser Appell geht hier auch insbesondere an benjaminhick, der eindrucksvoll gezeigt hat, was man in einem kurzen Fraktur-„Satz“ so alles falsch machen kann (Schluss-s beim „sch“, Frakturversalien, Zeichenabstand)
Vermehrter Fraktursatz: Ja, aber nur, wenn das Nötige Hintergrundwissen vorhanden ist.
Kurt R.
Hermann
Es ist mir völlig unverständlich, wie man ernsthaft von einer „Nazischrift“ an sich sprechen kann.
Der Begriff ist eine fatale Vereinfachung, ja Verfälschung der entstehungshistorischen Hintergründe.
Im Nachhinein werden so Schriften und ihre Macher diffamiert und scheinbar – wie auch hier teils zu lesen – auf eine Stufe mit den Verbrechern des „Dritten Reichs“ gestellt.
Es fällt uns leicht, jeden Künstler, Graphiker, Typographen, der das Unglück hatte, in jene dunkle Zeit hineingeboren worden zu sein und der nicht den Mut hatte, sich offen gegen das Hitlerregime zu stellen, mit erhobenem Zeigefinger abzuurteilen.
Jedoch war bei Weitem nicht jeder, der nicht Verhaftung, Berufsverbot und soziale Ächtung in Kauf nehmen wollte, ein blühender Nazi.
Nüchtern betrachtet haben Männer wie Walter Höhnisch und Berthold Wolpe (der übrigens Jude war) einen Weg gesucht, klare, schnörkellose Schriften zu schaffen, die dennoch den Charakter einer Fraktur haben.
So gesehen liegt genau hier der Punkt an dem man ansetzen müsste, um „alltagstaugliche“ Frakturen zu schaffen, die wiederum den Blick für kunstvollere, ornamentalere Frakturen öffnen könnten (Schriftentwickler wie Canada Type haben die Möglichkeiten erkannt).
Den Grund, weshalb gerade in der sog. Neonazi-Szene die Frakturen so beliebt sind, müssen wir letztendlich bei uns selbst suchen: Durch die strikte Abkehr von der Fraktur und ihrer Tabuisierung durch sinnfreie und verallgemeinernde Totschlagbegriffe wie „Nazischrift“ haben wir die gebrochenen Schriften für die Extremen erst interessant gemacht.
Noch immer kann man allein mit weißer Fraktur auf schwarzem Grund Unbehagen provozieren. Solange die Rechtsextremen ein „Exklusivrecht“ auf Anwendung von Fraktur besitzen wird das Unbehagen bleiben. Und die Rechtsextremen werden auf dieses simple Provokationsmittel nicht verzichten.
Bringt man aber die Fraktur in einen alltäglichen Zusammenhang zurück, fernab jeglicher Anrüchigkeit, so wird sich das Bild wandeln, selbst wenn die Fraktur von manchen Kreisen weiterhin als Politikum missbraucht wird.
Es wäre nämlich jammerschade, würden die gebrochenen Schriften eines Tages tatsächlich ganz ins Zwielicht verruchter Kreise abtauchen.
Jürgen
@ Kurt & Hermann: Die Überschrift war bewusst provokant gewählt, um eine fruchtbare Diskussion anzustoßen, die es auch gab. Darum kann ich Eurer Fassungslosigkeit nicht ganz folgen.
Beides geht nicht, Kurt. Du willst das Rad der Geschichte aufhalten, was bekanntlich noch niemandem (gewaltfrei) gelungen ist. Entweder greifen wir uns heute die Fraktur (nehmen sie also den »Tölpeln« weg) und geben der Schrift die Freiheit, die sie verträgt – dann darf sie auch für Kosmetik und Schwulenpartys eingesetzt werden … oder wir lassen sie verklärt in der historischen Ecke stehen: dann stirbt sie aus.
Ralf Herrmann
Entweder greifen wir uns heute die Fraktur und geben der Schrift die Freiheit, die sie verträgt – dann darf sie auch für Kosmetik und Schwulenpartys eingesetzt werden … oder wir lassen sie verklärt in der historischen Ecke stehen: dann stirbt sie aus.
Genau so ist es!
Ich verstehe auch nicht, woher die Überzeugung kommt, dass der Fraktursatz plötzlich ein unumstößliches Naturgesetzt ist. Seit mehreren tausend Jahrend wandeln sich Schriftform und Schriftsatz nun. Warum sollte das für die Gebrochenen nicht zutreffen?
Schrift muss sich den Umständen anpassen. Sprache, Kultur, Schreibwerkzeuge etc. Und die Umstände des Einsatzes der Fraktur haben sich ja nun augenscheinlich dramatisch gewandelt …
Ralf
Hermann
Darüber zu diskutieren für welche Inhalte Fraktur verwendet werden darf und für welche nicht ist reine Zeitverschwendung, da sind wir uns doch wohl alle einig.
Soweit ich KurtR verstanden habe geht es auch ihm vordergründig um die fachgerechte Anwendung. Vielleicht könnte KurtR das ja selbst noch einmal erläutern.
Die Vermittlung gewisser GRUNDREGELN für den Gebrauch von Fraktur halte ich für unabdingbar, so wie ich gewisse typographische Grundregeln an sich für sinnvoll halte, ganz gleich ob es sich um eine gebrochene Schrift handelt oder nicht.
Es geht hierbei nicht nur um ästhetishe Aspekte – vielmehr stehen oft Verständlichkeit und Lesbarkeit auf dem Spiel.
Während beispielsweise der falsche Gebrauch des Schluss-s nur dem Fraktur-Hardliner schmerzt, führt ein in Frakturversalien gesetztes Wort zu einem unleserlichen und auch für Laienaugen unharmonischen Kuddelmuddel.
Von „historischer Verklärung“ der Fraktur zu sprechen, wenn es tatsächlich um die Vermittlung von sinnvollen Grundregeln geht, wäre meiner Meinung nach fatal.
Letztendlich liegt es in der Hand derer, die mit Frakturschriften umzugehen wissen, die Zukunft der Fraktur mitzugestalten.
HCL
auch schon ein paar tage alt aber eben erst entdeckt: http://www.freitag.de/2007/22/07221901.php
K.A.T.
Nach mehr als einem Jahr mal wieder ein Eintrag, denn ich stehe gerade auch vor der Situation, dass ich bei einem von mir entwickelten Logo vom Kunden zu hören bekomme, ich hätte eine „Nazi-Schrift“ verwendet.
Auf der Suche nach einer Gegenargumentation (so bin ich auch hier gelandet), habe ich angefangen, mich mit der Frage zu beschäftigen, inwieweit ich mich/oder andere sich auch mit etwas anfreunden kann/können, was im Dritten Reich verwendet wurde oder den Krieg und dessen Verlauf möglich gemacht hat?
Komische Frage, kann der geneigte Leser jetzt denken und um allen eventuellen Vermutungen hinsichtlich meiner politischen Einstellung entgegenzuwirken: ich hab mit der braunen Soße und Adolf, der Nazi-Sau (danke Walter Moers) nichts am Hut.
Dementsprechend benutze ich die Fraktur auch nicht in diesem Kontext. Wie in diesem Blog schon eingehend besprochen, lässt sich über die Wahl der Schrift einiges an Interpretationen und Emotionen auslösen (wenn man’s kann) und alleine durch Bilder und Dokumentationen aus der Zeit von 1933 bis 1945 bringen wir diese Zeit mit der Fraktur in Verbindung. Liegt das aber eventuell auch daran, dass es, im Vergleich zu vorhergehenden Zeiten, viel mehr Bilder aus dieser Zeit gibt? Schließlich haben die Nazis nicht nur eine Kriegs- sondern auch eine gut funktionierende Propagandamaschine gehabt.
Bevor ich jetzt aber allzuweit abschweife, zurück zu meiner „seltsamen“ Eingangs- und einer weiteren Frage an alle, die die Fraktur als „Nazischrift“ verdammen: wer von euch fährt ein deutsches Auto? Einen BMW, Mercedes, Opel, Audi (vormals Horch, Auto-Union, NSU) oder gar „Volks-“ bzw. KdF-Wagen?
Na, Entrüstungsstürme (auch ein sehr schönes Wort in diesem Zusammenhang)? Ich weiß, den ganzen Firmen blieb nichts anderes übrig, als mit Fahrzeugen, Flugzeugmotoren und dem ganzen Kram die Nazis zu unterstützen und sie haben das ja alle gemacht, ohne eine Reichsmark daran zu verdienen (für ungeübte: Achtung Ironie!).
Glück für sie, dass wir hier in Deutschland alle so autogeil sind und diese Firmen mit den rechtzeitigen und astronomischen Entschädigungszahlungen an die Überlebenden alle Schuld beglichen haben. Schade nur, dass so eine kleine Schriftgruppe wie die gebrochenen Schriften keine Entschädigungszahlungen geleistet hat und jetzt die volle Schuld dafür tragen muss, dass sie damals für miese Zwecke von irgendwelchen Idioten benutzt wurden.
Glücklicherweise gibt es aber auch Menschen wie uns, die solche Absichten mit der Verwendung von gebrochenen Schriften und dem Bau von deutschen Autos nicht verfolgen.
K.A.T.
Was ich noch vergessen habe:
Lieben Dank, Judith Schalansky für „Fraktur mon Amour“ :-))
dr. ente
Die Frakturschrift ist doch letztens auch nur eine Schrift, aber vollkommen unabhängig von den 12 Jahren ein Bestandteil der Identitität der deutschen Kultur auf die, so finde ich verdammt stolz sein kann. Deshalb müssen wir zwar immer an die schrecklichen Folgen dieser hasserfüllten Ideologie erinnern, deshalb dürfen wir uns aber nie kulturelle Eigenheiten verbieten lassen. Aus diesem Grund benutze ich auch (handgeschriebene) Fraktur im Alltag um zum Beispiel Überschriften hervorzuheben.
Lee Jay Stoltzfus
Hello from Pennsylvania, USA,
Sorry I do not speak German. (My parents spoke Pennsylvania German, but did not teach me.)
Here in Pennsylvania, the Amish sing hymns from their fraktur hymnbook titled „Ausbund.“ The Amish and Mennonites have been reading fraktur books here in Pennsylvania for hundreds of years.
The latest edition of the „Ausbund“ hymnbook, printed in 1997, is also in fraktur fonts. For the Amish, fraktur is not Nazi posters, it is American grandmothers‘ hymns.
Best wishes,
Lee Jay Stoltzfus
My website about local printing history:
http://www.lancasterlyrics.com/
Kosinsky
Dass Laien bestimmte Dinge (in dem Fall eine von vielen Schriftarten) mit bestimmten Dingen (wie den Nationalsozialisten) assoziieren, liegt auch daran, dass außer über die Nazizeit (wenn auch entsprechend oberflächlich) über keine Periode der Geschichte mehr „aufgeklärt“ wird. Dass inzwischen schon Schriftarten auf „Nazi“ „untersucht“ werden ist wirklich aus psychologischer und satirischer Sicht faszinierend.
fonty
Die Schwabacher gehört auch zu den gebrochenen Schriften, wurde aber als jüdische Schrift von den Nazis bezeichnet. Zudem findet man diese Schriftart auch in diversen Musikrichtungen, auch Hip-Hop und nicht nur bei rechtsorientierten Musikgruppen. Um es kurz zu machen, die Schrift kann eigentlich nix dafür :-)
David Engmann
Keine Diskussion die Klamotten sind einfach nur Geil.
David aus Hellersdorf
Hans Fischer
Typische Hetzschriften ohne Fundament.
Nur weil eine schlechte Person aus einem guten Buch ließt sollte man das Buch deshalb nicht verteufeln. Die Person die diesen Artikel geschrieben hat sollte sich besser informieren und sich in Grund und Boden schämen. Frakturschrift oder wie die Nazis sie nannten: Schwäbische Judenletter, gehört zur deutschen Kultur sein hunderten von Jahren und daran kann auch eine NS Zeit von 20 Jahren nichts ändern. Unser aller Vorfahren (diejenigen die lesen konnten) haben Frakturschrift gelesen.
Ein wahre Schande dieser Artikel.
Jürgen Siebert
Hallo Hans, ich glaube, dass du meinen Text (Artikel) nicht wirklich gelesen hast. Da stehen genau die Fakten drin, die du in deinem Kommentar erwähnst. Schön, dass wir einer Meinung sind.