Typografische Nuss

Der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil aus Peine hat eine Internetseite gegen Rechtsextremismus ins Leben gerufen: www​.stark​-gegen​-rechts​.spd​.de. Der Kopf dieser Seite begrüßt uns mit einer typo­gra­fi­schen Nuss. Der Slogan »Fremdenhass muss aufhören« ist aus einer bunten Mischung von Schriften gesetzt, bestehend aus Fette Fraktur, einem Dead History-Klon und The Sans. Was will uns der Gestalter damir sagen? (Abb © SPD-Parteivorstand, www​.hubertus​-heil​.de)


30 Kommentare

  1. Sebastian Rink

    Was will uns der Gestalter dami(t) sagen?

    Vielleicht, dass er den falschen Beruf gewählt hat? :)

  2. Harki

    Daß das letzte und eigent­liche Ziel aller Gegen-Rechts-Kampgnen darin liegen muß, den Deutschen klar­zu­ma­chen, daß es einfach nichts Ästhetischeres gibt als ein SPD-Wahlplaket.

  3. Eric

    Ich glaube: Fremdenhass = Fraktur. Also Fraktur muss aufhören und sich in The Sans verwan­deln. Oder so ähnlich.

  4. Dirk S.

    Da hat aber jemand zu ersten Mal ein Plakat auf Pappe aufge­zogen. Oder der Praktikant hatte nur einen schlechten Tag.
    Schön ist in dem Zusammenhang auch der Name: Hubertus Heil!
    Ich glaube auch, dass der Gesalter versucht hat von der Fraktur zur Sans zu „morphen“.

  5. robertmichael

    ich gebe eric recht, da will sich jemand für die fette fraktur entschul­digen und alles was damit verbro­chen wird/wurde. (oder nur für seinen namen?) dies mit einem morphing von »nazi fraktur« bis hin zur »spd-schrift« zu verbild­li­chen ist natür­lich ein hohn, dass heißt also die npd formiert mehr und mehr zur spd?

    selbst das ’spd-umbra‘ beweisst dies, es ist diesmal sehr braun geworden und wenn ich mir dann noch die farb­kom­bi­na­tion der webseite anschaue …

    *brrrr* bin ich froh das ich das plakat nicht gemacht habe.

  6. Jürgen Siebert

    Da ich selbst aus einer Heil-Familie stamme – meine Großmutter Gertrud war eine gebo­rene Heil – irri­tiert mich der Name weniger als andere. Meine Großtante Dorothea Heil meldet sich jahre­lang am Telefon mit »Hier 6448«. Doch soviel möchte ich trotzdem beisteuern: An Hubert Heils Stelle hätte ich mir einen anderen Gegenstand als den Nazismus für eine Kampagne ausge­wählt … Namen verpflichten!

  7. Sebastian Müller

    Immer und immer wieder stellen wir uns GEGEN Nazis … anstatt mal FÜR Offenheit, Freiheit, etc zu sein. Diese GEGEN-Plakate rufen in allen von uns den Schrecken wieder wach anstatt für etwas besseres zu werben.
    Die 3 Zeilen: Die erste ist in dem Stil gehalten wie die meisten Nazi-Hetzschriften und Titel derer Schriften gehalten sind. Die zwei weiteren halte ich auch für eine Morphung zum »Normalissmus«.

  8. Katrin

    Wenn ein Großteil der Deutschen typo­gra­fisch vorbe­lastet wäre, könnte die Idee sogar funk­tio­nieren – eine saubere Umsetzung voraus­ge­setzt. Aber ich befürchte, die Mehrheit der Bevölkerung nimmt das Schriften-Morphing nur als häss­liche Gestaltung wahr. Das Papier ekelt sich ja auch schon …

  9. microboy

    Warum bleiben solche themen immer an der fraktur haengen … ich kann garnicht sagen wie mich das nervt.

  10. Florian

    … und das, obwohl selbst die Thesis ein langes s hat! ;)

    @Katrin: Aber auch nur bei Vorbelastung mit der halben Wahrheit, schließ­lich wurde die Fraktur von den Nazis verboten [Wikipedia zum Thema Normalschrifterlass].

    @microboy: Da hast Du recht, Morphing ist auch bei nicht-gebro­chenen Schriften immer ein Gräuel (– und Nazis gehören bekämpft, da stehe ich voll hinter Herrn H. Heil)!

  11. Benjamin Hickethier

    Die Nicht-Verwendung von langem und statt­dessen der Setzung von zwei Schluß-s entspricht derje­nigen Verwendung, die man doch beson­ders von den Transparenten, die Neonazis auf ihren Demos tragen, kennt. Und auch die Gleichsetzung »Fraktur« (oder das, was man dafür hält) und Nazis/“Drittes Reich“/Xenophobie etc. verbild­licht eigent­lich meis­tens das mangelnde Wissen derer, die sich dieses scheinbar einfa­chen typo­gra­fi­schen Ausdrucksmittels bedienen, mit welcher poli­ti­schen Intention auch immer…
    Das von Herrn Heil präsen­tierte Plakat – ich bezweifle zwar dass diese Interpretation dem Hintergrund entspricht – könnte natür­lich ein ganz schlaues Spiel mit Assoziationen, Bedeutungen, (Schrift-)Bildern sein; im Sinne von zB. 1) »der Fremdenhass steckt überall mit drin (sogar in der SPD-Thesis)« 2) Der Slogan wird in Form von Schriftwechseln exer­ziert (›Der Fremdenhass muss aufhören‹ = ›Die Fette Fraktur muss aufhören – und zur Thesis werden‹) 3) etc. 4) vor allem hat dieses Plakat aber zwei Ebenen/Aussagen, nämlich ›Fremdenhass muss aufhören‹ und ›Null Toleranz für Nazis‹ die ja jeweils auch voll­kommen unter­schied­liche Gestaltungskonzepte haben und sich ganz schön zu über­bieten versu­chen. In dem Fall wird das Fraktur/Dead History/Thesis-Gequirl mit dem rost­braun die Hintergrundillustration des Plakates, der eigent­liche Claim ist der gestempelt/abgerissene/Trade Gothic+FF Confidentialmäßige (warum solche Grunge-Typo bei solchen Themen immer noch so stra­pa­ziert wird…) »Null Toleranz für Nazis«. Und darauf hätten sich die SPDler viel­leicht auch besser beschränken sollen.

    Oder gleich das von den Jusos im Berliner Wahlkampf einge­setzte Plakat »Berliner Weiße mit Schuß« (ziem­lich genial) verwenden sollen:

    (Quelle: http://​www​.bjoernw​.de)

  12. The Renitenz

    Was will uns der Gestalter damir sagen? …

    Man hätte mal jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt ;-)

  13. Bernhard

    Hilfe, ich glaub ich krieg Augenkrebs!

    Wie schafft man es denn bitte­sehr, so viele Schriften wild durcheinanderzumischen???

  14. Harki

    Skinhead-Köpfe von hinten auf „Gegen-Rechts“-Plakaten… Genial, in der Tat – hat man noch nie gesehen, warum ist bloß vorher noch keiner auf die Idee gekommen?

    Um von der pein­li­chen Rechtschreibung gar nicht erst zu reden.

  15. Benjamin Hickethier

    – sind ja nicht bloß Skinhead-Köpfe, sondern ein nicht ganz unwich­tiger Arm ist auch dabei. Redskins die den ›deut­schen Gruß‹ machen, sind mir eher unbekannt.

    Und nebenbei gibt es ja auch noch einen Text, der eine – meiner Ansicht nach – intel­li­gent-humor­volle Text-Bild-Geschichte eröffnet, die sich auch nicht unbe­dingt auf den ersten Blick erschließt.

    Was an der Rechtschreibung pein­lich ist, ausser dass sie neu und offi­ziell ist, verstehe ich auch nicht. Oder meinst du, hier sollte das oben erwähnte lange s der Thesis zur Anwendung kommen?!

  16. Harki

    Nein, nein, es ging mir natür­lich darum, daß sich „Weiße“ auch nach den neuen Rechtschreibungen immer noch „Weiße“ schreibt – falls ich keine Re-Re-Re-Reform verpennt habe. ;o)

  17. Jürgen Siebert

    Meine lieben Herren Typografen,

    ich finde es ja immer wieder nett und erstaun­lich wie über solche gestal­te­ri­schen Themen Debatten geführt werden. Da wird immer sofort dem Entwerfer des Schriftplakates jegli­cher Schrift-Verstand abge­spro­chen. “Augenkrebs�?… tz tz tz …

    Diesen Kommentar eines anonymen »Alex« mit der ungül­tigen E-Mail-Adresse solareye@lycos.de habe ich gelöscht. Wer sich hier inko­gnito aufregt hat kein Interesse am Dialog. Schade, ich hätte mich gerne ein biss­chen mit »Alex« gestritten, dessen Schreibe mir nur allzu bekannt ist … seine Mitteilungen fangen stets mit einem »Meine lieben Herren Typografen« oder auch mit »Sehr geehrte Damen und Herren Verantwortliche« an.

  18. Benjamin Hickethier

    mit florians hilfe scheint das rätsel um diese spd-plakat­ge­stal­tung gelöst: dem gestalter/der gestal­terin ist wohl – verständ­li­cher­weise – schwummrig geworden ob der fraktur-auslaut-, schluß-/langes s, neue recht­schrei­bung- und alte normal­schrift­er­lass, ß: ß=sz oder ss-, poli­ti­sche asso­zia­tionen und poli­tical correct­ness-regeln und hat dann zu bewährten punk-typo-spiel­chen gegriffen um aus dem dilemma zu entkommen…

  19. Alex

    Hallo Jürgen,

    hier nochmal der anonyme „Alex“. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß du meine Schreibe kennst, weil ich mich bei Blogs und Foren im Web nur relativ selten zu Wort melde. Übrigens ist die Mailadresse nicht ungültig, nur war leider das Postfach voll, konnte daher keine neuen Mails empfangen. Das Problem ist jetzt behoben. Habe jetzt auch eine nicht-anonyme Adresse ange­geben, falls du dich daran gestossen hast.

    Meine Schreibintention hast du ganz richtig erkannt, mir ging es in DEM Moment (übri­gens sehr spät nachts…) wirk­lich nicht um einen Dialog. Ich wollte einfach nur mal ausspre­chen, was mir an der Typoblogszene schon länger etwas aufstösst – die absolut unsach­liche, diffa­mie­rende Art, Gestaltung anderer zu kommen­tieren und zu bewerten.

    Das bedeutet aber nicht, daß ich GENERELL kein Interesse am Dialog habe, im Gegenteil. „Streiten“ wir uns doch ein biss­chen über das Plakat.
    Wenn du mir argu­men­tativ darlegen kannst, warum das Plakat wirk­lich so schlecht sein sollte lasse ich mich gerne belehren ;)
    Ich werde das Gegenteil zu argu­men­tieren versuchen.

    Was ich an dem Plakat gelungen finde:
    – es ist plakativ, keine Frage. Wann hast du das letzte mal ein Typo-Plakat mit einer Headline aus drei Worten gesehen, das so eindeutig funk­tio­niert? Daher finde ich auch die Schriftmischung ok, (wenn auch viel­leicht nicht perfekt) da plakativ.
    – die Aussage kommt sehr deut­lich rüber und wird durch die Typografie noch verstärkt, was der Einprägung des Inhaltes hilft.
    – Das „Morphing“ ist ok gemacht. Drei Worte, drei Schriften.
    Aussage ist eindeutig. Dazu aber gleich noch mehr
    – Es mag sein, daß die Fraktur nicht die abso­lute „Nazischrift“ ist. Sie wird aber von der breiten Masse der Bevölkerung (die ja die Zielgruppe ist) als solche asso­zi­iert, funk­tio­niert daher also gut, wenn sich die Typografen auch alle aufregen.
    – auch das Label „Null Toleranz für Nazis“ finde ich ganz merk­fähig. Ist im Prinzip ein Label wie „Keine Macht den Drogen“ oder „Gib Aids keine Chance“. Daher finde ich auch das Argument von Benjamin Hickethier oben („2 zu unter­schied­liche Gestaltungswelten“) nicht so stark, weil dann alle Plakate mit solchen Labels wohl das selbe Problem hätten.

    Was ich nicht gelungen finde:
    – Die Schriftart in der Mitte („muss“) hätte ich anders gewählt, dann würde die Idee noch klarer rüber kommen.
    – Das Plakat ist schlecht aufgezogen
    – Das Label unten hätte keine Grunge-Patina aus Schmutz und Rost nötig gehabt, das verän­dert die Aussage etwas ins Negative.
    Andererseits aber hat es dadurch was Alltägliches, was JEDEN betrifft und im Schmutz der Straßen, Plätze, Schulen usw. jeder Stadt passiert.
    – es hätte gereicht, jede Zeile in einer der drei Schriftarten zu forma­tieren. Das zeilen­über­grei­fende Morphing der einzelnen Buchstaben ist etwas zu viel des Guten.
    – Man hätte evtl. Schriften finden können, die trotz ihrer starken Unterschiede im Grauwert etwas ähnli­cher und somit (trotz aller Verschiedenheit) homo­gener gewirkt hätten.
    – Die Hintergrundfarbe ist nicht so glück­lich gewählt. Soll wohl braun sein.
    Wirkt auf dem Foto eher violett bis bordeaux.

    Worüber man streiten kann:
    – Ist es ok, die Fraktur zu wählen um eine eigent­lich nicht ganz korrekte Assoziation mit dem dritten Reich zu schaffen???
    Hier ist dann die Frage, ob man dadurch die Volksverdummung weiter betreibt und solche nicht ganz rich­tigen Assoziationen weiter verstärkt. Ich finde das ok, denn die Aufklärungsarbeit (die sicher notwendig wäre), daß die Fraktur keine Nazischrift sondern einfach Standardschrift der Zeit und Region war, kann ein Plakat eh nicht leisten. Das müsste man an anderer Stelle mal aufgreifen. Abgesehen von der Richtigkeit im Detail funk­tio­niert es einfach, und der Erfolg gibt immer Recht.

    Alles in allem würde ich dem Plakat folgende Schulnoten geben:

    – Plakativität: 1-2
    – Visualisierung der Idee: 1
    – Deutlichkeit/Merkfähigkeit: 2
    – Makrotypo 2-3
    – Mikrotypo Headline 4-
    – Mikrotypo Rest 3

    FAZIT:
    Sicher nicht die beste Idee aller Zeiten, auch nicht die beste Typografie aller Zeiten. Aber alles in allem eine Runde Sache, die für die Zielgruppe „breite Bevölkerung“ außer­or­dent­lich gut funktioniert.

    Mir war das Plakat auf Anhieb sympa­thisch, wenn die Gestaltung auch Ihre Macken hat. Daher finde ich Kommetare wie zB. den aller­ersten von Sebastian Rink einfach nur Banane, weil ich mich da genau so ange­spro­chen fühle. Wenn ich SO was gut finde, hab ich dann AUCH den falschen Beruf gewählt?
    Ich hoffe nicht. Es gibt viele Gestaltungsmaximen und -philo­so­phien, einige funk­tio­niern gut, andere weniger. Aber das grund­le­gende daran ist, daß keine DIE Richtige ist. Und genau diese Erkenntnis fehlt mir bei vielen Typo-Diskussionen im Web.

    Ich freue mich schon auf dein Plädoyer ;)
    Viele Grüße
    Alex

  20. Harki

    Aber alles in allem eine Runde Sache, die für die Zielgruppe ‚breite Bevölkerung‘ außer­or­dent­lich gut funktioniert.

    Hm, schätze, die „breite Bevölkerung“ schaut bei der drei­hun­dert­sie­ben­und­zwan­zigsten Kampagne dieser Art ganz ganz einfach indi­gniert weg oder meinet­wegen betreten auf die Fußspitzen. Die denken sich halt ihren Teil und schimpfen heim­lich, insbe­son­dere, wenn nun auch noch ein Erzcharismatiker wie Hubertus Heil dahin­ter­steht. Mit anderen Worten: Wieder ein paar Tausend Stimmen mehr für die NPD bei den nächsten Landtagswahlen. Wie auch immer man das werten mag. ;)

    Richtig geil finden so etwas: die geis­tige Infanterie aus der Integrierten Gesamtschule, der Verfassungsschutz und die Leute, die dadurch an eine befris­te­tete BAT-Stelle kommen – Überschneidungen zwischen den drei Gruppen gibt’s zuhauf. Jusos halt. Es sei ihnen gegönnt.

    Für Leute, denen beide Mainstream-Lager zu popelig sind, ist gilt weiterhin der hübsche Satz:

    „Und wenn ein junger Mann die höheren Schulen der Bundesrepublik durch­läuft, dann bedarf es schon einer über­durch­schnitt­li­chen Intelligenz oder mora­li­scher Autonomie, wenn ein ‚Faschist‘ aus ihm werden soll.“

  21. Jürgen Siebert

    Alex: Danke für die Klarstellung und das neue Einstellen Deiner Argumente. Ich wünsche mir eine muntere Debatte … J

  22. Benjamin Hickethier

    auch noch eine möglich­keit mit der fraktur-asso­zia­tion umzugehen:

    http://​i104​.photo​bu​cket​.com/​a​l​b​u​m​s​/​m​1​7​8​/​b​e​n​j​a​m​i​n​h​i​c​k​/​s​t​a​n​d​o​r​t​s​t​a​n​d​o​r​t​u​e​b​e​r​a​l​l​e​s​.​gif

    – eine post­karte aus einer serie, die ich zusammen mit sandy k. (www​.image​-shift​.net) 2000 für die bran­den­burger ›bildungs­of­fen­sive‹ machte, auf dem höhe­punkt der kampfhund-debatte…

  23. HD Schellnack

    Gut gemeint ist immer noch das Gegenteil von Gut gemacht, so sieht’s aus.

  24. Alex

    Gut gemeint ist immer noch das Gegenteil von Gut gemacht, so sieht’s aus.

    Da bin ich derselben Meinung. Ins Buch der 100 besten Plakate würde es (in der Ausführung) garan­tiert nicht kommen.

    Aber ich glaube halt, daß es noch viel viel schlechter sein könnte …
    Und erst dann darf man sagen: „Falscher Beruf gewählt, mein Freund“
    Das war auch der Grund für meine endlose Argumentation: dem Plakat insge­samt doch noch was Gutes abzu­ge­winnen, denn der erste Kommentar auf der Seite hat mich einfach gestört und ich wollte Kontra geben ;)

  25. Manuel Mannichl

    Liegt’s an mir, oder wieso ist das zweit s in Fremdenhass in einer anderen Schrift gesetzt?
    Alles in allem finde ich, dass das Plakat defi­nitiv schlechter hätte sein können. Vom Lichtmasten würde ich es aber nicht klauen!

  26. HD Schellnack

    Oh mein Gott… wie hätte das Plakat denn NOCH schlimmer sein können? Mit Heil selbst als Photo drauf viel­leicht, aber ansonsten? Rein typo­gra­phisch (von der Gestaltung mal ganz zu schweigen) stimmt an dem SPD-Plakat doch GAR nichts. Wer nicht mal einen Wortzwischenraum hinkriegt, sollte von Schriftmischungen nicht nur die Finger, sondern besser gleich den ganzen Arm lassen. Guck dir doch mal den Aldi-Blocksatz bei NULL TOLERANZ an. Mal abge­sehen davon, dass «NULL TOLERANZ» auch schon an sich etwas faschis­toid klingt, oder? 

    Und bei aller schi­cken Designdebatte… im Grunde sind solche Plakae ausnahmslos depri­mie­rend. Mich macht diese Scheiße meist nur noch wütend. Das alles ist so alberne Symbolpolitik. Plakate hängen statt WIRKLICH etwas zu tun. Wenn die Politik etwas gegen Neofaschismus tun will, hat sie die Mittel zur Hand. Plakate und Hiphopkonzerte sind nur Symbolplacebos. Gibt Tage, da denke ich, gegen Raubkopierer wird härter durch­ge­griffen als gegen Nazis…

  27. Jürgen Siebert

    Plakate hängen statt WIRKLICH etwas zu tun. Wenn die Politik etwas gegen Neofaschismus tun will, hat sie die Mittel zur Hand.

    Das ist der Satz des Tages, nein: der Woche, nein: der Legislaturperiode. HD, du hast das ganze Elend diese Fotos da oben auf den Punkt gebracht. Schau Dir den hilf­losen Hubertus Heil mit seinem Plakat an … und wieder passt die Form zum Inhalt. Diese Gleichung geht so oft auf …

  28. Alex

    @HD Schellnack:
    Man merkt halt, wenn einer über die Gestaltung „abkotzt“, weil er den ABSENDER zum kotzen findet. Ist IMHO auch eine Form von Vorurteil und damit „Rassismus“, oder nicht? Nach dem Motto: Was vom Hubertus Heil kommt, kann ja nur Scheiße sein… Nicht daß ich den vertei­digen will.

    Aber es ist halt ein jeder nicht Herr über seine Gefühle, ich genausowenig.
    Kann man Gestaltung über­haupt neutral beur­teilen. Wenns um Politik geht? Wäre das anzustreben???

  29. Jürgen Siebert

    Ich glaube, dass HD den SPD-Menschen genauso wenig kennt wie ich. Und darum kann er ihn nicht zum Kotzen finden … ich tue das auch nicht, nebenbei. Was zum Kotzen ist, das ist das Plakat, das er ratlos in Händen hält. Und daran wird der Absender gemessen. Paul Watzlawick: »Man kann nicht nicht kommunizieren.«

  30. HD Schellnack

    Alex … sorry wenn das zu einseitig herüberkam. Ein Webforum eignet sich nicht für die reflek­tierten Zwischentöne, manchmal. 

    Denn: wie kann ich Herrn Heil AN SICH irgendwie schlecht finden? Abgesehen von den übli­chen – ja stets etwas pauschalen Politiker-Ressentiments – kann ich persön­lich sagen, dass die meisten Leute, die ich in der Politik bisher persön­lich kennen lernen durfte, eigent­lich über­ra­schend enga­gierte und hoch­an­ge­nehme span­nende Menschen waren… also gehe ich auch hier erst mal davon aus. Ich denke, der Herr Heil ist ein netter Typ und will die rich­tige Sache und ich würde ihn mögen. 

    Und der SINN der Aktion ist ja ein guter, den ich absolut unter­stütze. Was er da macht ist richtig, aber die Umsetzung sieht aus wie von einem Praktikanten in der Firmenzentrale gemacht. Die SPD hat mit Butter in DD zum Beispiel eine solide Agentur, warum machen die so etwas nicht… Das geht einfach gestal­te­risch besser. Man denke mal an die schönen Sachen, die derzeit KNSK für die SPD um 1998 gemacht hat. 

    Und, eben von der rein gestal­te­ri­schen Ebene abge­sehen: Plakate verhin­dern keine rechten Gewalttaten. Leider. Obwohl ich immer glaube, dass wir als Designer echte Macht haben, die Gedanken von Menschen zu ändern, gehört hier auch in der Gesetzgebung (bzw der Rechtsprechung) etwas mehr dazu als nur nett gemeinte Plakate. Die ich trotzdem auch wichtig finde. Aber nicht in dieser Form, die ja leider nicht wirk­lich weniger pauscha­li­sie­rend und platt ist als die Ansätze der Rechtsradikalen auch.

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