Das Buch lebt: Hamburger Automatenverlag
Hamburg ist um eine intelligente Attraktion reicher: Zwischen Abatonkino und Uni (genauer: neben der Eingangstür der Pony Bar) hängt jetzt der erste Literaturautomat. Der Hamburger Automatenverlag hat ihn aufgehängt und feiert gleichzeitig die Premiere seines literarischen Frühjahrsprogramms – Bücher zum Preis einer Zigarettenschachtel (4 €), frisch aus dem Schacht.
»Wir haben die Idee nicht erfunden, aber wir geben ihr einen neuen Auftritt. Reclam hat in den zwanziger Jahren seine Heftchen an eigenen Automaten verkauft. Wir gehen den umgekehrten Weg, kaufen alte mechanische 10-Schacht-Zigarettenautomaten und passen das Buchformat an.« erläutert das Verlagsteam um Bettina von Bülow (Lektorat, Presse) und Martin John (Grafik, Web, Covergestaltung) sein Konzept gegenüber der Presse.
Das aktuelle Programm des Hamburger Automatenverlag bietet neue Texte hauptsächlich Hamburger Autorinnen und Autoren: grafische Romane, ein Kurzkrimi, Lyrik, ein Stadtführer für berufstätige Frauen, ein Fotobuch, ein Kochbuch für Kinder, klassische Prosa übers Rauchen und mehr.
Da es in Hamburg meist regnet und dann kaum jemand auf die Straße will, gibt es zusätzlich die Möglichkeit, alle Bücher des Automatenverlags online zu bestellen und sich nach Hause schicken zu lassen. Das ist vor allem auch für Menschen interessant, die gar nicht in Hamburg leben. Mindestmenge: 5 Exemplare à 4 € (= 20 €). Das Programm und mehr Informationen über die Autoren auf www.automatenverlag.de.
25 Kommentare
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BAR M Grafikdesign
Mönsch, Jürgen, det jibt’et doch in Ballin ooch. Jesundbrunnen, zwischen Gleis drei und vier. Allerdings ist det ooch hier keene Attraktion mehr, denn den jibt’et minnestens schon drei Jahre.
Und dann den Berlinomaten am Hauptbahnhof.
Aber am chicsten ist natürlich dein Hamburger Modell. Hafenstadt rules!
robertmichael
literatur 2 go. lustige idee :)
John Inglehoe
Ja. Gott sei dank und schade, dass man soetwas mit einem iPad nicht mehr braucht.
Marcus
super idee :)
Moritz Profitlich
„Da es in Hamburg meist regnet“ :-)
robertmichael
@john, du meinst öffentliche schnell-ladestationen wären sinnvoller? ;)
LSP
Ich meine sowas an der S Babelsberg oder Griebnitzsee auch schon gesehen zu haben.
Jürgen Siebert
Den Satz hab’ ich mir aus der launigen Pressemitteilung des Automatenverlags geklaut. Ist überhaupt eine sympathische Truppe … haben extra fürs Fontblog am Samstag Fotos geschossen.
Plamen Tanovski
Die Lesetypografie eines Zigarettenschachtelbuches ist auf jeden Fall sehenswert. Schade, dass der Verlag keinen Blick ins Innere seiner Bücher gewährt.
Simon Wehr
In Hamburg erkennt man den Sommer bekanntlich daran, dass der Regen wärmer wird …
paul:
Hat jemand ne Ahnung, wir groß so ein Büchlein ist? Zigarettenformat ist ja doch ziemlich winzig. Stelle mir das gerade mit 4 Pt. Fließtext vor…
Mart
Nope, 7,5 Pt., auf 11 Pt. Gesetzt in der Axel – auf wenn ich dafür vermutlich von jedem gestandenen Typographen gekreuzigt werden würde. :-)
Besten Gruß
Mart (vom Automatenverlag)
Johann
Zigaretten kosten im Automaten inzwischen 5 Euro.
Christian
schöne Idee. Haben die Büchlein auch einen schwarz-weiß-Aufdruck: »Prosa gefährdet Ihre Wahrnehmung«
stefanolix
@Mart: Könntet Ihr eine PDF-Datei mit einer gesetzten Doppelseite zum Download freigeben?
Silvie Hartmann
Gute Ideen gibt’s eben manchmal doppelt und dreifach. Falls ihr mal Lust auf ein gemeinsames Projekt mit Nachwuchstypografen habt, meldet euch gerne bei uns in Wilhelmsburg! (FSG)
Mart
Bitteschön:
http://www.automatenverlag.de/Gerlach-Verkehr-16-17.pdf
Bedingt durch den, relativ zur Zeilenlänge, großen Schriftgrad ist das Ganze natürlich ein Kompromiss. Die Wortzwischenräume sind so schon grenzwertig und wären sicher schicker, wenn man mehr Zeichen pro Zeile unterbringen könnte.
Mal sehen, vielleicht werden wir das nächste Mal einen halben Punkt kleiner.
Bei einem Endformat von 5x8cm hat man in keine Richtung so richtig viel Spielraum.
:-)
thomas junold
hmm, also meinen studenten würde ich ja sagen: bei der kolumnenbreite möchte ich eigentlich keinen blocksatz sehen. :) es sei denn ihr gebt euch mühe.
btw. es gibt wirklich sehr schöne schmallaufende und vor allem bei kleinen schriftgraden gut lesbare serifen-fonts. zum beispiel quaadrat oder die trinité oder oder oder … :)
die idee an sich ist ja super, an der umsetzung könnte noch ein wenig gearbeitet werden. :)
Mart
@thomas:
Mit dem Blocksatz hast du Recht. Aber versuche das mal meiner Mitinhaberin beizubringen :-)
Die Schriftwahl ist ein wenig meiner ganz persönlichen Serifenphobie zuzuordnen. Da geht aber sicher noch was – ich werde deine Schriftvorschläge mal ausprobieren, Danke!
Lizco von MMORPG-Games
Find das ne klasse Idee mit dem Automaten, aber… na ja… ich gehe da noch lieber in den Handel. Oder (leider) Amazon….
Bis das iPad mal soweit zum Einsatz kommt und auch in Schulen benutzt wird… na ja, ich werde es in meiner wohl nicht mehr erleben dürfen :)
Aber das Thema hatten wir mal. Das gleiche mit dem Gerät was Amazon noch anbietet, eBook-Reader.
Alles ganz nett, aber noch zu neu (teuer) :/
stefanolix
Danke! Wenn es wirklich Blocksatz sein soll: was spricht denn dann gegen einen behutsamen optischen Randausgleich?
Goya44
Der Literaturautomat ist zwar eine nette Erfindung und ich wünsche dem Hamburger Automatenverlag auch viel Erfolg. Ich denke aber, die Idee wird sich nicht durchsetzen. Die mögliche Zielgruppe erscheint mir viel zu klein.
Ben
@Goya22: Warum nicht? Das mit den Literaturautomaten ist ein in ganz Deutschland schon ganz gut funktionierendes Konzept – der in Düsseldorf ist z.B. immer sehr beliebt. Warum also sollte gerade die Übertragung dieser Idee auf Hamburg scheitern? ;-)
Aaron
Tolle Idee! Wann gibt es den ersten Automaten in Heilbronn?
Evi Mariposa
Natürlich gehen wir lieber in ein Buchgeschäft, aber die sind nicht 24 Std geöffnet :) Ich finde die Idee super als Angebot für Momente in denen man kein Buch mitgenommen hat. „Bahnhoefe, Buszentralen“ usw. Viel Erfolg