Hokuspokus Fidius …

ein Kommentar von Jürgen Siebert

Politik ist die Kunst des Kompromisses. Ich bin ziem­lich unta­len­tiert für diese Aufgabe, bzw. verliere rasch die Geduld. Darum beneide ich Raban Ruddigkeit nicht, der sich in den letzten Wochen als Verhandlungspartner auf Seiten von Create Berlin um die Neuformulierung der Ausschreibung des Code-Plakatwettbewerbs bemühte.

Er hielt mich regel­mäßig auf dem Laufenden darüber, wie ein Stolperstein nach dem anderen wegdis­ku­tiert wurde. Unser Maßstab waren die Spielregeln des Vereins Fidius e. V., der über Designwettbewerbe wacht und unfaire Ausschreibungen mit einem Negativpreis belegt. Also bat Create Berlin den Verein um Rat.

Am gest­rigen Montag verdüs­terte sich dann Rabans Miene. Es ging um das Preisgeld. Vorm Wochenende lautete die Devise in einer E-Mail aus Fidius-Kreisen noch: »Die ausge­lobten Preise scheinen … zu gering. Es muss noch geprüft werden, ob z. B. der dritte Preis in Höhe von 500,00 EUR ein Mehrfaches des übli­chen Honorars für eine Plakatherstellung und Nutzung in dem vorge­se­henen Umfang darstellt.«

Raban inter­pre­tierte vorsorg­lich das »Mehrfache« als »Bruchteil«, um sogleich bei den Sponsoren erneut die Hand aufge­halten. Kein leichtes Geschäft, in diesen Zeiten. Auch FontShop griff noch mal in die Kasse. Nun winken 1500 €, 1250 € und 1000 € Preisgeld, also das Doppelte für den Drittplatzierten im Vergleich zur ersten Ausschreibung.

Am Montag dann wurden die Signale von Seiten Fidius’ ziem­lich unwirsch. »Bitte nehmen Sie sofort wieder die Ausschreibung aus dem Netz. Sie müssen sonst damit rechnen, von FIDIUS eine Negativauszeichnung zu erhalten.« Etwas später dann: »… wenn die Kosten für die Plakatherstellung weiterhin auf die ›Gewinner‹ abge­wälzt … werden, wird FIDIUS eine offi­zi­elle Presseerklärung zu dem Plakatwettbewerb abgeben und ausdrück­lich von einer Teilnahme abraten.«

Daher hier noch mal zusam­men­ge­fasst: Fidius hält den Wettbewerb für unfair und rät von der Teilnahme ab. Insbesondere werden die folgenden 3 Punkte bemän­gelt (wobei ich den 3. für belanglos halte):

• Die Preisgelder sollten 12.500 €, 10.000 € und 7500 € betragen
• Die Gewinner dürften nicht die Kosten der Plakatherstellung tragen
• zum (frei­wil­ligen) 1-mona­tige Praktikum-Angebot (Arbeitsplatz, Wohnung)
gehöre auch die Flugkostenübernahme

In der Politik gibt es eine Methode, die nennt sich »Verhandlungen platzen lassen«. So etwas geht sehr schnell, wenn eine der teil­neh­menden Parteien uner­füll­bare Forderungen stellt. An diese Methode fühlte ich mich gestern erin­nert. Zum Glück hat Create Berlin die Verhandlungen nicht platzen lassen, sondern die neu formu­lierte, faire und trans­pa­ren­tere Ausschreibung heute ins Netz gestellt.

Hokuspokus Fidius … drei mal Schwarzer Kater für Create Berlin und seine Partner, darunter auch FontShop. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Niederlage = Gewinn … viel­leicht sollte ich doch in die Politik gehe.


73 Kommentare

  1. robertmichael

    du kannst aber den fidius verstehen, oder? ich finde es richtig, dass fidius den wett­be­werb als unfair einschätzt, denn bei einer spon­so­ren­leiste die ein viertel des platzes einnimmt, sollte sich doch zumin­dest jemand finden, der die kosten für die herstel­lung der plakate übernimmt.

    die vorstel­lung der preis­gelder ist sicher­lich etwas über­zogen und was die flug­kosten betrifft, dass scheint wohl so üblich zu sein.

  2. Lars

    grad wenn man eine druckerei als sponsor hat, ist es recht konfus, die kosten auf die teil­nehmer abzuladen.
    60 plakate sind ja nun nicht die welt.

    übers preis­geld lässt sich streiten, wobei die gewünschten summen von fidius utopisch sind.

  3. Jürgen

    Ich bin guten Mutes, dass sich in den kommenden Tagen noch eine Druckerei meldet, und ihre Dienste anbietet. Vielleicht auch mehrere, so dass sich die Last verteilt.

  4. thomas junold

    nicht jeder sponsor will immer mit logo auftau­chen. ausserdem gibts immer noch die s/w-version jedes logos.

    ich sehe eher das problem darin, dass sich fidius ein stück weit selber ins bein schiessen. anstatt grund­la­gen­ar­beit zu leisten und endlich mal was zu tun, lassen sie die »arro­ganten uner­sätt­li­chen« heraushängen.

    schade eigent­lich und wirk­lich ein ziem­lich unge­schickter schachzug seitens fidius.

  5. René

    „Mach nie bei Wettbewerben mit!“ … höre ich noch unseren Professor sagen. Leider behält er weiter Recht.
    Selbst wenn besagter Wettbewerb nun mit viel Geburtswehen auf die bessere Seite gebracht werden konnte, zeigt doch eben jenes Feilschen wie wenig Wertschätzung rein grund­sätz­lich der Gestaltungsarbeit zu Teil wird.

  6. BigWhoop

    Ich schließe mich der Meinung von Renes Professor an. Ein kluger Mann.

    Zunächst ist die Kontaktsuche zu fidius sehr lobens­wert, auch wenn man es von Jürgen erst ange­stoßen werden mußte. Aber so wirk­lich gelungen ist der vorläu­fige Stand auch nicht. Eher eine Verschlimmbesserung, möchte man meinen.

    Das Preisgeld ist eher unter­durch­schnitt­lich, wenn man es mal mit Ausschreibungen bei compe­ti­ti­online vergleicht [http://​www​.compe​ti​ti​online​.de/​3​0​1​8​7​58/]. Bei den namhaften Sponsoren [z. B. WALL AG] hätte man mehr erwarten können.

    Zum anderen Frage ich mich, warum man keine Jury einsetzt, die unab­hängig von den Auslobern und Sponsoren ist. Die Vorsitzende Anja Rosendahl ist Mitausloberin, Sponsor, Jurymitglied und gewerb­lich mit einem Sponsor verbunden. Andere Sponsoren sitzen eben­falls in der Jury. Ein bißchen viel auf einmal für meinen Geschmack.

    Zumindest geben cb nun zu, dass mit dem „Wettbewerb“ auch Laien ange­spro­chen werden. Das bestä­tigt für mich den Gesamtcharakter ganz treffend.

    Teilnehmen hatte ich schon nach der Ausschreibung 1.0 nicht mehr vor. Jetzt auch nicht.

  7. BigWhoop

    Mein Fehler… Frau Rosendahl sitzt nicht in Jury.

  8. Raban Ruddigkeit

    guten morgen, da wir eigent­lich alle arbeiten, die nach zivi­li­sa­to­ri­schen krite­rien nicht absolut unge­eignet sind, an die litfass­sälen bringen wollen, rechnen wir mit einer anzahl zwischen 50 und 500 plakaten. und wenn da der eine oder andere 2 oder 3 motive macht, kommt man schnell auf eine anzahl von 1000 bis 2000 plakaten.

    und das ist das eigent­liche ziel unserer ausschrei­bung; die größte plakat­aus­stel­lung im öffent­li­chen raum zu zeigen.

    und wenn man das mal ca. 50 euro je motiv hoch­rechnet kommt man auf einen preis, der eine digi­tal­dru­ckerei schnell an den rand des ruins bringt. und nur deshalb glauben wir, dass eine vertei­lung auf die einzelnen passender ist.

    die besten grüße sendet raban ruddigkeit

  9. HD Schellnack.

    Die Wahrheit liegt in der Mitte, oder?
    Die Sache klingt nach einem funky kleinen Projekt, das sich ja nicht an profes­sio­nelle Designer wendet, ist also was anderes als ein kommer­zi­eller großer Wettbewerb.
    Über die Details der Sache kann man streiten, über den Charme der ursprüng­li­chen Idee, berlin mit Plakaten zu über­ziehen, eigent­lich ja nicht. So gut ich finde, dass man für Wettbewerbsbedingungen inzwi­schen so sensi­bi­li­siert ist, so wenig darf man kleine Ideen kaputtreden.

    Sponsoren – das wissen wir doch alle aus leid­voller Erfahrung – bedeuten oft nur Sachspenden oder Medienbegleitung, nicht immer dickes Geld.

    Wie andere, ähnliche Projekte, klingt Code nach einem Spaßprojekt, an dem mitmacht, wer Lust hat… und die Gewinnsache (die man viel­leicht besser ganz hätte weglassen sollen, ebenso wie die Rechtethematik, an der sich wieder zeigt wie verfuckt das Copyright an sich ist) ist doch Nebensache, Mitmachen zählt. Und mitma­chen sollte, wer Spaß dran hat, nicht wer einen fetten Etat gewinnen will.

    Da muss man die Sau im Dorf lassen – es gibt einen Unterschied zwischen Abzocke und Goodwill-Projekten, die einfach kein Geld HABEN. Wer da Zeit und Lust hat, rockt ein Plakat raus, wer nicht, lässt es bleiben. Ich habe nicht gesehen, das Raban jemanden eine Waffe an die Schläfe drückt, alles gut.

    Fidius meint es gut, setzt aber den falschen Maßstab an. Ich kenne solche Projekte durch Christian und Beates Clownfisch-Magazin recht gut – auch mit Sponsoren wie Afri und Lucky Strike (die jeweils nur Ware und Loungemöbel stellen) ist das Mag und die Releaseparty immer etwas, wo die beiden viel Geld und Arbeit inves­tieren… und nichts würde laufen, wenn die Künstler im Magazin ihre Arbeit nicht für diesen Zweck spenden würden, weil sie das Projekt halt gut finden.

    Ich mag mich in den Details irren, aber diese Sache klingt nicht VIEL anders. Unterm Strich finde ich gut, dass es eine Bemühung gibt, die Sache klarer und trans­pa­renter zu machen, aber man darf nie vergessen, dass Wettbewerb nicht gleich Wettbewerb ist. Und wir dürfen die Geben-Kultur im Design nicht verlieren. Wir alle sollten einen Teil unserer Zeit nutzen, um bei guten Projekten einfach am Start zu sein, ohne ans Geld zu denken. Davon profi­tieren alle gemeinsam.

    Wie immer, wie auch bei dem Heimatdesign-Ding gilt: Wer Lust hat, ist dabei, wer nicht, lässt es bleiben. Ist die Sache so aufge­zogen, dass keiner Lust hat, wird sie sang- und klanglos verschwinden. Ist sie so gemacht, dass alle moti­viert und mit Spaß Arbeiten beisteuern, wird sie ein Erfolg.

  10. BigWhoop

    „wir dürfen die Geben-Kultur im Design nicht verlieren.“

    Sehe ich genauso. Und wenn ein solcher Wettbewerb von einer Kinder-Krebsklinik ausge­schrieben wird, dann steuer ich auch einen Entwurf bei und über­nehme dafür auch noch die Druckkosten und verzichte auf alle Nutzungsrechte, sofern der Ertrag zu 100% der Klinik zugute kommt. Für einen Wettbewerb, der sich auf einer UNESCO-Aktion von 2006 bezieht und letzend­lich eher Marketingcharakter hat werde ich das nicht tun.

    Aus dem Impressum:
    CREATE BERLIN e.V. wird aus Bundes- und Landesmitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regio­nalen Wirtschaftsstruktur gefördert.

    CREATE BERLIN e.V. wird unter­stützt von dem Premium Partner Berliner Bank.

    Ich seh da ein Problem mit der Glaubwürdigkeit.

  11. HD Schellnack.

    Big, mein Kommentar war auch eher allge­meiner Natur – die Details bei Code kenne ich nicht, aber wie bei dem Heimatdesign-Ding ist das so eine Kiste, wo man gerade durch die Sponsoren oder den eigenen Auftritt oft mehr nach Dicke Hose aussieht, als man wirk­lich IST. Und CREATE BERLIN ist ja nicht das Code-Projekt.

    Vielleicht sollte man einmal Standards erar­beiten für Good-Will-Projekte und andere für kommer­zi­elle Wettbewerbe.

    Ist ja auch so ein Ding: Wir regen uns über die Rechteabgabe auf, ande­rer­seits müssen die Code-Macher wahr­schein­lich drauf bestehen, um even­tu­ellen nach­träg­li­chen Klagen/Abmahnungen vorzu­beugen. Ich glaube, es geht weniger darum, die Plakate für andere Zwecke zu nutzen, als viel­mehr darum, dass nicht ex post irgendwer auf die Idee kommt, Geld einzu­klagen. Was char­mant gedacht ist, wird dann durch solche copy­right­be­dingten Klauseln irgend­wann leider zum Unding – auch so ein Beispiel für Copyrights, die keine Hilfe mehr sind, sondern eine Hürde.

  12. BigWhoop

    @Schellnack
    Ich bestehe nicht darauf, dass ein Verein gemein­nützig sein muß oder cari­ta­tive Zwecke verfolgt. Auch ein Verein, der Interessen im Bereich der Wirtschaftsförderung vertritt soll durchaus Wettbewerbe ausschreiben, unge­achtet wessen Interessen da auch geför­dert werden.

    Man brauch ja nur ein wenig recher­chieren und erfährt recht schnell, wie einfluss­reich und gut aufge­stellt Vorstand, Geschäftsführung und Mitglieder sind.

    Ich finde es einfach unglaub­würdig und irgendwie auch obzön, dass die Creme de la creme aus Direktoren, Geschäftsführern, GmbHs und Aktiengesellschaften sich bei create berlin versam­melt; damit schmückt und dann grenz­wer­tige Teilnahmebedingungen ausge­geben werden und man sich über um ange­mes­senes Preisgeld drückt.

    Wir reden hier von hoch­kom­mer­zi­ellen Leistungen und nicht von einem „funky Projekt“. Eine Aussagekraft und Nutzen hat „code“ nur wenn Gestalter dran teil­nehmen und nicht Lisa Müller und auch nicht die Klasse 9c der örtli­chen Realschule.

    Wenn FIDIUS unwirsch wird habe ich dafür vollstes Verständnis und kann echt nur hoffen, das create berlin dafür richtig dick abge­watscht wird. Die eigenen Kollegen über Tisch ziehen… Mir ist schlecht… Ich geh mich übergeben.

  13. HD Schellnack.

    hab ich das falsch verstanden? Ich hab es so verstanden, das Code sich an jeden wendet, also auch und sogar explizit an Nicht-Profidesigner?

    Und nochmal – ich verstehe nicht,wie du hier über den Tisch gezogen wirst. So richtig ich solche Beispiele finde, um eine Wettbewerbskultur zu etablieren, so sehr finde ich auch, dass man ja einfach nicht mitma­chen MUSS, oder? Wir Büros sollten für sowas idea­ler­weise ja einfach keine ZEIT haben :-D

  14. Raban Ruddigkeit

    jeder verein hat seinen grund. und create berlin hat es sich auf die fahnen geschrieben, die kleinen, mitt­leren und großen player aus allen berei­chen des designs in berlin und weit darüber hinaus bekannt zu machen und besser zu vernetzen. davon profi­tieren im moment die mitgieder auch explizit auf diesen drei ebenen.

    nun haben wir diesen ersten öffent­li­chen auftritt initi­iert, damit noch mehr desi­gner ein biss­chen mehr davon haben. dabei haben wir fehler gemacht, die wir, soweit das in unseren möglich­keiten liegt, wieder korri­giert haben.

    ab jetzt gilt tatsäch­lich; mitma­chen oder eben nicht.

    p.s.: wir sind in gesprä­chen mit einer digi­tal­dru­ckerei, die uns ein super­an­gebot machen möchte. sobald das spruch­reif ist, melden wir uns dazu.

  15. BigWhoop

    Der Impact stimmt einfach nicht.

    CBs Selbstdarstellung, inter­na­tio­nales Engagement, Anspruch und Mitgliederstruktur kolli­diert mit den Konditionen für „code“ und macht sich in meinen Augen unglaubwürdig.
    Teilnehmen MUSS NIEMAND. Richtig. Aber welche Message wird da von der Kreativbrache an die „Community“ abge­geben? Metadesign hat einen Jahresumsatz von 21.200.000 Euro (Stand 2007) und Pixelpark im Segment Kommunikation 36.700.000 Euro (Stand 2008). Nur um mal Beispiele zu bringen. Der Mitgliedsbeitrag für Committed Members bei CB orien­tiert sich an der Umsatzhöhe. Der erste Preis für das Gewinnerplakat beträgt 1.500 Euro.

  16. Oliver Adam

    Abgesehen von den viel­leicht nicht ange­mes­senen Preisgeldern und den sicher gut gemeinten Beweggründen für diesen Wettbewerb stehe ich diesem »Event« auch ableh­nend gegen­über. Solche Aktionen dienen letzt­lich nolens volens dazu, unsere Arbeit weiter zu baga­tel­li­sieren. Beweis: Stellt Euch so einen Wettbewerb für Zahnärzte vor. So wie dort gar kein Laie teil­nehmen könnte, schlicht weil er das nötige Know-how nicht besitzt, spreche ich auch Laien und Studenten der aller­ersten Semester a priori ab, »Design« ablie­fern zu können. Also kann Code auch a priori kein Design-Wettbewerb sein. Also ist das Wort – falsch. Hier rächt sich klar, dass es den Profis nicht gelungen ist, »Design« oder einen verwandten Begriff für sich zu besetzen in Abgenzung zur »Medienfloristik«, wie es Henning so tref­fend formu­lierte. Diese Diskussion über trenn­scharfe Begriffe führten wir schon etliche Male hier im Fontblog – leider brechen die Diskussionen immer dann ein, wenn es kompli­ziert wird – und die Kommentare dadurch zwangs­läufig länger.

    Weil es diesen und andere Wettbewerbe aber gibt, wird das Wort »Design« weiter auf alles Mögliche bezogen, Betonung auf alles. Der meist klagend und gleich­zeitig oft mit verächt­lich-süffi­santem Unterton vorge­tra­gene Hinweis auf »Nail-Design« und Konsorten muss nun nicht verwun­dern, wenn selbst renom­mierte Profis und Kollegen groß­zügig-gieß­kan­nen­mäßig vorgehen und letzt­lich den Ast abzu­sägen drohen, auf dem sie selbst sitzen. Wie sollen nun unsere Kunden verstehen und erkennen, was Design ist, was es kann, wie es wirkt, wenn alles irgendwie Design ist, das selbst Schüler zu beherr­schen scheinen. Ist Design alles? Alles, was alle können? Wenn das so ist, warum sollten unsere Kunden ange­mes­sene Honorare zahlen? Zumal dann, wenn es die Designer selbst – die Wettbewerbs-Initiatoren – vorma­chen und Taschengeld für jeder­mann in Aussicht stellen. Verbunden mit einem wolkigen »Nützt uns allen«, also mit etwas, das ich versuchte zu widerlegen.

    Zudem schrammt der Wettbewerb an dem auch hier im Fontblog verur­teilten und einhellig abge­lehnten »Crowdsourcing« vorbei. Die Argumente, die dort ins Feld geführt wurden, gelten nun auch ohne Einschränkung hier. Ist also der »Code« ein kraut­ge­so­ßter Malwettbewerb? Fast scheint es so.

  17. HD Schellnack.

    >Malwettbewerb
    das ist es unbe­dingt, wenn keine Profis teil​nehmen​.Design ist ja nicht Pixeln oder Vektoren, sondern plan­mä­ßiges Vorgehen. Design ist – so absurd das ist – die Gestaltung des Wettbewerbes an sich, aber nicht die einge­reichten Arbeiten, an denen sich wahr­schein­lich kein Designer betei­ligt, der ernst­haft etwas für Berlin tun will, sondern eher Laien, Studenten und Semiprofs, die aus Daffke mal schnell einen Entwurf machen.

    Wie niedrig da die Latte hängt, macht Raban Ruddigkeit ja selbstklar:
    « die nach zivi­li­sa­to­ri­schen krite­rien nicht absolut unge­eignet sind». Er scheint selbst keine Wow-Entwürfe zu erwarten (wobei rein statis­tisch, Glockenkurve lässt grüßen, ja immer ein paar Gute, viel Mittelmaß, ein paar Schlechte dabei sein werden).

    Die Frage, um die wir herum­tanzen ist:
    WEM nutzt Code?
    Den Sponsoren, deren Logos unter even­tuell nicht gelun­genen «Designs» prangen?
    Berlin, die sich als Stadt des Designs plat­zieren möchte und statt­dessen Stadt des Malwettbewerbs wird?
    Create Berlin, weil man Aktion gezeigt hat und was vorzu­zeigen hat?
    Raban Ruddigkeit, der sich, wie schon oft zuvor, als jemand profi­liert hat, der einen Event auf die Beine stellen kann?
    Den Malwettbewerbteilnehmern, deren indi­vi­du­elle Leistung in der Flut von Bildern etwas unter­geht, die aber viel­leicht trotzdem stolz sind, auf einer Litfasssäule o.ä. zu kleben?

    Jeder muß für sich selbst entscheiden, ob er etwas von Code mitnimmt. Das Raban Ruddigkeit, Jürgen et al versu­chen, etwas auf die Beine zu stellen, ohne allzu­viel Geld im Topf zu haben (die Umsatzzahlen von Pixelpark haben ja nun nichts mit dem Projekt zu tun, oder irre ich? Zumal Umsatz immer ein falscher Indikator ist, bitte Gewinne ansehen) finde ich grund­sätz­lich super.

    Unterm Strich hat Oliver aber mit einem Argument im hohen Maß recht: wie können wir Designer uns über die Entwertung unserer Tätigkeit ärgern, wenn namhafte Vertreter der Zunft diese fröh­lich mit voran­treiben? Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Und wich­tiger als Flugreisen oder Preisgelder…

  18. Jürgen

    Wie können wir Designer uns über die Entwertung unserer Tätigkeit ärgern, wenn namhafte Vertreter der Zunft diese fröh­lich mit vorantreiben?

    Ich frage mal anders herum: Was unter­nehmen denn Kommunikationsdesigner, um ihr Tun den »Menschen auf der Straße« näher zu bringen? Ich schätze mal, dass über 90 Prozent der Bürger die Disziplin »Kommunikationsdesign« nicht kennen, obwohl sie hundert­fach am Tag damit in Kontakt kommen.
    Wir kamen irgend­wann mal zu der Erkenntnis, hier im Fontblog, dass die Designer eben NICHT GENUG tun, um ihre Tätigkeit den Laien zu vermit­teln. Sie brau­chen Stars (so wie ein Karl Lagerwelt für das Modedesign spricht) und Auftritte in popu­lären Formaten (Talkshow, Nachrichten, Life-Style). Der Plakatwettbewerb Code kann ein solcher popu­lärer Kanal sein, wenn er gelingt.
    Fotografen haben diese »Häutung« längst hinter sich gebracht. Jeder Mensch hat heute eine Digitalkamera bei sich, fühlt sich aber nicht gleich wie Lindbergh oder Teller. Es gibt Hunderte von Fotografie-Wettbewerbe … glaubt Ihr, dass auch nur ein profes­sio­neller Fotograf durch diese Veranstaltungen seine Arbeit entwertet sieht?

  19. hm

    ich kann BigWhoop nur zustimmen. Die angeb­liche Idee mit seinem Beitrag etwas an die Allgemeinheit zu geben ist ohne Zweifel lobens­wert, aber warum man dafür 1 Drittel seiner Einreichung mit Werbung belegen lassen muss, ohne von diesen Sponsoren einen Gegenwert zu bekommen (abge­sehen von den Gewinnern), bleibt völlig im Dunkeln.

    “wir dürfen die Geben-Kultur im Design nicht verlieren.�?

    Wem es wirk­lich darum geht, sollte einen Blick auf das Projekt Papergirl werfen, eben­falls in Berlin.
    Da produ­zieren die Teilnehmer ihre Einreichungen auch selbst:
    http://​www​.paper​girl​-berlin​.de

  20. HD Schellnack.

    > Der Plakatwettbewerb Code kann ein solcher popu­lärer Kanal sein, >wenn er gelingt.
    Ich denke, er wendet sich nicht an die Profis? Es gibt nur zwei Richtungen: Als eine Art Präsentation von Designs der großen bis kleinen Berliner Designer/Studios zu einem Thema. Also als Präsentation der Berliner Designszene. dann ist das aber eigent­lich kein Wettbewerb, sondern eine Art Ausstellung/Leistungsshow. Gute Sache, auch wenn kein Geld fließt. So etwas wäre offen und es gäbe kein Preisgeld und die Produktion trägt natür­lich der Veranstalter. Und ein Praktikum wäre dann eher nicht nötig :-D.

    Oder als Malwettbewerb für alle, womit die Parameter wieder mit den jetzigen eher kongruent sind.

    Bei den Photographen, die tatsäch­lich die «Häutung» hinter sich haben, ist es eher so, dass die Tatsache, dass jeder eine Digitalkamera und durchaus auch einen DSLR hat, zu gravie­renden Probleme im Mittelbau der Branche gibt. Es gibt Lieschen Müller, die ihre Photos für ihren Laden selbst macht und, klar, es gibt die Superstars. Es gibt nur nicht mehr sehr viel dazwi­schen – oder zumin­dest ist es im mitt­leren Segment echt unge­müt­lich geworden.

    Design, aus eigener Erfahrung aus Dozent, ist auch unend­lich komplexer als Photographie. Einen Photowettbewerb zu machen, bei dem im Schnitt span­nende Einreichungen dabei sind, ist immer machbar. Kurt Schrage hat gerade in Bochum Kinder mit Einwegkameras knipsen lassen, da sind tolle Photos dabei. Design ist eben kein glück­li­cher Schnappschuss, nicht das eine Bild aus 36 Versuchen, das witzig oder cool oder anrüh­rend ist, sondern ein stra­te­gi­scher, kommu­ni­ka­tiver Prozess. Ganz ganz ganz andere Fallhöhe. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man funky Plakatmalerei als «Designwettbewerb» verkündet, da hat Oliver wirk­lich recht. Es sind andere Dinge und man verwischt den Begriff. Am Ende denken die Leute nur noch EHER, dass Design lustiges im-Photoshop-klickern-ist. Ist es aber eben nicht.

  21. franz

    @hd: Du predigst den Begriff ›Design‹ hier im font­blog™ rauf & runter … eine kleine Bitte: Wie bzw. Was defi­nierst Du als ›Design‹ ? Kurz & knapp in 3 Sätzen bitte. Vielleicht kann ich dann einige deiner post besser verstehen. Ist nicht bös’ gemeint :)

  22. Raban Ruddigkeit

    ich finde, jetzt wirds span­nend. denn nach all den theo­rien zählen vor allem – die ergeb­nisse. und als normaler konsu­ment muss ich leider fest­stellen, dass 99,5 % der plakate, die zur zeit die öffent­lich­keit beglü­cken, jenseits jeder inhalt­li­chen oder formalen akku­ra­tesse daherkommen.

    für die ist natür­lich keiner verant­wort­lich. aber die prägen u.a. das bild der menschen von unserem beruf.

    ich würde meine jacht und meinen golf­platz verwetten, dass die beiträge zu unserer kleinen schau das meiste davon in den schatten stellen werden. als grafiker/designer ist man vor allem ein gesell­schaft­li­ches wesen. und viel­leicht gibt es hier ja einen raum, sich auseinanderzusetzen.

    ein vorschlag; nutzt die plakate, um eure kritik loszu­werden. mit der öffent­lich­keit in kontakt zu treten, design zu würdigen oder meinet­wegen unseren ansatz zu beschimpfen.

    wir leben in aufre­genden zeiten. ände­rungen und weichen­stel­lungen stehen an. auch desi­gner finden ihre rolle neu. hier ist ein podium, um das zu tun, weswegen wir alle mal ange­treten sind – mit menschen in kommu­ni­ka­tion zu treten.

    reden ist silber. handeln ist gold.

  23. Oliver Adam

    Ich schätze mal, dass über 90 Prozent der Bürger die Disziplin »Kommunikationsdesign« nicht kennen, obwohl sie hundert­fach am Tag damit in Kontakt kommen.

    Das ist mir im Prinzip nicht so wichtig. Oma Käthe ist nicht meine Kundin ;-). Wichtig ist, dass unsere Kunden wissen, was wir tun und was es ihnen nutzt. Es gibt so viele Berufe, deren Bezeichnung ich noch nie gehört habe. Probe: Was macht ein Chemikant genau? Ich wette, keiner weiß das. Und sicher ein recht weit verbrei­teter Beruf …

    Wir kamen irgend­wann mal zu der Erkenntnis, hier im Fontblog, dass die Designer eben NICHT GENUG tun, um ihre Tätigkeit den Laien zu vermitteln.

    Warum müssen wir das?! Viel wich­tiger ist doch, den Wert unserer Arbeit unseren poten­zi­ellen Kunden darzustellen.

    Es gibt Hunderte von Fotografie-Wettbewerbe … glaubt Ihr, dass auch nur ein profes­sio­neller Fotograf durch diese Veranstaltungen seine Arbeit entwertet sieht?

    Ja, das glaube ich. Natürlich nicht nur durch Wettbewerbe allein, klar. Sie tragen aber auch mit zum Verfall von Fotografieleistungen dar. Die Tendenz bei den Fotoverwertern zeigt doch in diese Richtung. Einen schönen Post fand ich hier, was Fotografie angeht. Zitat:

    Fotografie wird entwertet. Mittlerweile haben Hinz und Kunz digi­tale Spiegelreflexkameras und pro Haushalt gibt es mindes­tens eine kompakte Digitale – von Handys mal ganz zu schweigen. Damit geht aber leider eine gewisse Das-kann-ich-doch-auch-Mentalität und eine Technikgeilheit einher. Mittlerweile heißt es auf Terminen: „Mit so ner Kamera hätt ich das auch gekonnt!“ oder „Mein Vater hat ne viel bessere Kamera!“ (hat im Ernst neulich ein etwa sechs­jäh­riger Bub zu mir gesagt) … Mittlerweile ist es so, dass man Anweisungen bekommt, wie man es doch besser machen könnte („Gehen se mal nen Schritt zurück, so hammse uns doch gar nicht alle drauf“, oder „Was hammse denn den Blitz da so komisch – drehen se den mal zu uns.

    Wollt Ihr da hin?!! Der Weg kann aus meiner Sicht keine Proletarisierung von Kommunikationsdesign sein, um sich dem Laien anzu­bie­dern. Im Fontblog habt Ihr damals die »Fokusgruppen« beim Testen von Produkten lächer­lich gemacht (siehe Bionade Quitte). Auf einem abstrak­teren Level stellt Ihr – zu Recht! – die Kompetenz der Masse, also der Laien, in Frage. Warum gilt dies hier plötz­lich nicht mehr?!

    Konkret für diesen Wettbewerb hieße dies: Mitmachen sollten nur Profis und – separat – Studenten. Es gibt ange­mes­sene Honorare. Zudem finde ich es frag­würdig, dass man bereits in ganz anderen Zusammenhängen entstan­dene Werke noch­mals neu recy­clen darf.

  24. Oliver Adam

    Wie bzw. Was defi­nierst Du als ›Design‹ ? Kurz & knapp in 3 Sätzen bitte.

    Das ist eine ganz zentrale, wert­volle Frage und sicher einen extra Thread wert! Die Definition im Sinne eine Operartionalisierung ist inso­fern auch wichtig, weil sie als Basis für die ange­peilte natio­nale Studie zur Wirksamkeit von Design dienen könnte. Ohne Operationalisierung keine aussa­ge­kräf­tige Studie …

  25. HD Schellnack.

    >Wie bzw. Was defi­nierst Du als ›Design‹ ?
    Welches Design denn? Design ist als Oberbegriff viel zu weit. Wie bei der Kunst, schwer fest­zu­na­geln – außer in Wiki-Zitaten, aber schnell sicher, was KEIN Design ist, oder?

    Mich nicht drücken wollend kann ich sagen, was ich unter dem verstehe, was ich tue:

    Strategische Beratung von Unternehmen und Einrichtungen rund um ihre medialen Wirkung nach innen und außen unter verschie­densten psycho­lo­gi­schen, sozio­lo­gi­schen und ästhe­ti­schen Aspekten. Kommunikationschancen erzeugen und nutzen. Wandel und Wachstum ermög­li­chen. Pannen vermeiden. Langfristig Profil erzeugen, im Zweifelsfall einen Entwurf, eine Maske, in die der Kunde lang­fristig hinein­wächst. Mitdenken, voraus­schauen. Hüter des guten Geschmacks sein. Lernen. Zukunft schaffen. Wirkung zeigen. Und den Partner anzünden….

    Aber nagel mich nicht drauf fest, das ist meine Meinung um 16:44. Morgen antworte ich was anderes :-D.

    Im Grunde hat Aicher aus meiner Sicht an verschie­denster Stelle doch schön fest­ge­schrieben, was wir machen,oder? Und da war nie von Software die Rede :-D.

  26. Sabine

    Soeben verliere ich meine Unschuld. Im Bloggen. Gleich vorweg, ich bin seit ein paar Monaten bei CB und ja, ich habe mich auch für CODE enga­giert. Während der letzten Stunde, in der ich mir die ellen­langen Tiraden der Kollegen durchlas, stellte sich mir immer wieder eine Frage. Was ist passiert? Ich kann die Aufregung um unfaire Designwettbewerbe nach­voll­ziehen, auch das fehlende Verständnis für unseren Beruf und die Liebe zum Discountdesign sind ein himmel­schrei­endes Ärgernis. ABER: wenn Kollegen, die fest im Sattel sitzen, sich die Zeit nehmen ehren­amt­lich Konzepte auszu­ar­beiten um Designer zu verbinden, ihnen die Möglichkeit geben ihre Arbeiten inter­na­tional zu präsen­tieren, Sponsoren aus design­fremden Branchen zu entflammen diese Projekte zu unter­stützen, dann habe ich absolut kein Verständnis für derar­tige Anfeindungen. Einziger Fehler meines Erachtens war, Code als ›Wettbewerb‹ auszu­loben. Manch einer liest dieses Reizwort und schickt gleich 2000 Anschläge auf die Reise noch bevor er weiß um was es eigent­lich geht. Ich habe dieses Projekt von Anfang an als gemein­samen Auftritt der Berliner Designer gesehen, als eine Hommage an diese wunder­bare Stadt.

  27. Jürgen

    Warum müssen wir das?! Viel wich­tiger ist doch, den Wert unserer Arbeit unseren poten­zi­ellen Kunden darzustellen.

    Wer sind denn die poten­ti­ellen Kunden? Die meisten (Mittelstand) wagen es doch gar nicht, einen »Designer« anzu­spre­chen, weil viele von diesen Designern
    • die Nase ziem­lich hoch tragen
    • die Kalkulation hoch ansetzen

    Über das nach­zu­denken, was der Amerikaner »good enough quality« nennt, dazu scheinen viele etablierte Designer hier (noch) nicht bereit. Jovoto bietet diese Qualitätsstufe an, und die Kunden scheinen zufrieden. Eine Marktlücke. Der Designmarkt wird sich in den kommenden Jahren drama­tisch bereinigen.

  28. Oliver Adam

    dann habe ich absolut kein Verständnis für derar­tige Anfeindungen

    Ich sehe nicht, dass hier irgend­je­mand ange­feindet wird. Ich sehe hier einen konstruk­tiven Dialog mit sach­li­chen Argumenten. Ich finde, ehrlich und ohne Ironie, das Engagement der Initiatoren toll. Dennoch heißt dies ja nicht, dass alles, was ehren­amt­lich gemacht wird, auto­ma­tisch auch top ist und nicht sach­lich kriti­siert werden darf.

  29. Oliver Adam

    Ich habe dieses Projekt von Anfang an als gemein­samen Auftritt der Berliner Designer gesehen, als eine Hommage an diese wunder­bare Stadt.

    Wie gesagt, Zielgruppe sind aber nicht explizit die (profes­sio­nellen!) Designer. Wäre dies so, wäre auch das Echo nebst Ergebnis wahr­schein­lich positiver …

  30. Raban Ruddigkeit

    auch auf die gefahr hin, in eine wieder­ho­lung­schleife zu schliddern;

    der einzige weg, das bild der öffent­lich­keit von unserem beruf zu beein­flussen ist – die öffentlichkeit.

    create berlin hat hier einen erstaun­li­chen media­wert zur verfü­gung gestellt, der inhalt­lich nahezu frei genutzt werden kann.

    die jury wird verhin­dern, dass es ein »malwett­be­werb« wird. aber nur die teil­nehmer können beweisen, wie gut es um design steht.

  31. Sabine

    Zum Thema Anfeindungen empfehle ich die Lektüre des Beitrags vom 9. Juni.

  32. BigWhoop

    99,5 % der plakate, die zur zeit die öffent­lich­keit beglü­cken, jenseits jeder inhalt­li­chen oder formalen akku­ra­tesse daherkommen

    Elitarismus der asozi­alsten Art!
    Ihr Verein bringt noch nichtmal eine adäquate Ausschreibung zustande, dann aber noch erwarten, dass die von Ihnen auch noch schlecht gemachten Designer an Ihrem Malwettbewerb teilnehmen.

    ich würde meine jacht und meinen golf­platz verwetten, dass die beiträge zu unserer kleinen schau das meiste davon in den schatten stellen werden. als grafiker/designer ist man vor allem ein gesell­schaft­li­ches wesen.

    Ich verwette meine ausge­latschten Birkenstocks darauf, das 99,5% der einge­reichten Plakate von den von Ihnen belei­digten Designern einge­reicht werden, damit sich Ihr Verein weiter in Selbstherrlichkeit sonnen kann.

    reden ist silber. handeln ist gold.

    Mit gutem Beispiel voran bitte! Herr Spiekermann, der diesen Wettbewerb unter­stützt, wollte auch schon keinen Entwurf beisteuern.

  33. Jürgen

    Zum Thema Anfeindungen empfehle ich die Lektüre des Beitrags vom 9. Juni.

    Das war ein grau­siges Gemetzel, an das ich mich nicht gerne zurück­er­in­nere. Auch dieser Thread wird zuneh­mend von Eitelkeiten gesteuert … Vielleicht schalten wir einfach mal einen Gang zurück, oder den Rechner aus … wie ich das jetzt mache. Ich treffe mich jetzt mit meiner Familie im Schloss zum Shoppen, und danach Abendessen beim Fast-Food-Chinesen.

  34. BigWhoop

    Oh! Ach so läuft das hier?!

    Raban Ruddigkeit belei­digt seine Kollegen und die Designer die an seinem „Wettbewerb“ teile­nehmen sollen hier in diesem Blog und anstatt sich viel­leicht mal zu entschul­digen wird besser der Beitrag gelöscht?

    Wie unsou­verän… Mir wäre das verflucht peinlich.

  35. Michael Preidel

    Was BigWhoop (33) sagt!

    Interessant übri­gens, was Jürgen Siebert von vielen Designern – seinen Kunden! – hält: Zu hohe Nase und zu teuer.

    Und wer in Zusammenhang mit Design von „good enough“, „Marktlücke“ und einer „Bereinigung des Marktes“ spricht, findet solche Discountdesignportale wie 12Designer oder Designenlassen sicher völlig in Ordnung.

    Warum an fremden Ästen sägen, wenn es auch der eigene tut.

  36. Michael Preidel

    Aha, offen­sicht­lich sind irgend­welche Kommentare „berei­nigt“ worden, deshalb hat der Kommentar BigWhoops, auf den ich mich bezog, nunmehr die Nummer 30.

  37. Jürgen

    Hallo, ich bin jetzt im Schloss … im MacHouse.

    Runterkommen, bevor ihr falsche Anschuldigungen in die Welt setzt. Niemand hat hier Kommentare berei­nigt. Es gibt einen BigWhoop Kommentar Nr. 30 und einen BigWoop-Kommentar Nr. 32. Hast Dich einfach nur verguckt.

    Das mit den »hohen Nase« und den »hohen Preisen« ist nicht meine Meinung, sondern die des zitierten Mittelstandes. Ich habe das auch nicht erfunden, sondern erlebt: Einer dieser Mittelständler ist kopf­schüt­ternd auf der TYPO aus dem Panel gerannt, ob der »Arroganz« der dort versam­melten Designer. Er ist übri­gens glück­li­cher Jovoto-Kunde. Vielleicht meldet er sich hier auch noch mal zu Wort.

  38. Fritz

    Die Hochnäsigkeit der Designer (nicht aller in Deutschland, aber bestimmt der meisten hier in den Kommentaren) ist nicht zu über­sehen: Keiner wäre auch nur im entferns­teten bereit, auf gute, abge­lie­ferte Arbeit, vulgo „Handwerk“, stolz zu sein.

    Nein, man selbst ist immer „Kulturschaffender“, „der Vermittler zwischen den Welten, der den dummen Kunden erklärt, was sie wollen“ oder gleich der neue Leonardo da Vinci. :-(

    Und geliebt werden wollen sie alle. Oma Paschulke soll auf die Knie fallen, genauso wie der Sparkassendirektor oder der Fischverkäufer auf dem Markt.

    Ohne euch geht nichts!

  39. thomas junold

    fritz:
    »nur ein frisör kann, was ein frisör kann«.
    das hat wiederum einer meiner prof zu sagen gepflegt, womit er durchaus recht hatte.

    es zwingt niemanden unsere dienste in anspruch zu nehmen. du kannst dir ikea-möbel selber zuam­men­schrauben aber nicht erwarten, dass du dann VITRA oder USM-qualität stehen hast.
    wenn du das nicht willst, bitte sehr. es gibt sicher auch verdammt gute low-budget-desi­gner da draussen. denen sollte man dann aber beibringen teurer zu werden. ;)

    nur mal so bemerkt:
    die meisten der kommen­ta­toren hier haben ihr fach studiert, oder sind hoch­ta­len­tiert. idea­ler­weise beides. ich bitte das nicht zu vergessen, dass hinter all den bunten bild­chen und hübschen schriften auch eine gute portion bildung steckt.

    oliver:
    oma paschulke weiss aber, was ein foto­graf macht. warum sollte sie nicht wissen sollen, was ein grafik­de­si­gner macht? ;)
    sie weiss es auch von bäckern, frisören, hand­wer­kern und hat bei all diesen gruppen keine berüh­rungs­ängste. bei einem grafik­de­si­gner hätte sie die even­tuell. findest du das nicht ein wenig schade du verbesserungswürdig?

  40. Fritz

    Nein, hier wird ja vertreten, niemand dürfe etwas selbst tun. Der Bäcker, der seinen Werbeflyer selbst gestaltet, stiehlt den Profis die Aufträge. Derjenige, der selbst seine Wohnung tape­ziert ist auch geiz-geil (das war neulich in einem anderen Beitrag, ich meine von Jürgen höchstselbst).

    Die Berührungsängste, die du ansprichst, sind schade. Aber daran ist nicht Oma Paschulke schuld. Daran seid ihr schuld. Mit genau solchen Äußerungen wie hier wird wahr­lich niemand einge­laden, mal mit einem „Designer“ über seine Arbeit zu spre­chen. Erwünscht sind ja nur Aufträge, der Laie soll schön dumm bleiben, dann kann man auch viel besser über ihn spotten.

  41. Michael Preidel

    ErbsenKommentarzählerei:

    Falsche Anschuldigungen? Wie BigWhoop in Kommentar 32 (den ich erst nach Abschicken meines Kommentars 33 gesehen habe) richtig schreibt, fehlt mitt­ler­weile z. B. der Kommentar von Raban, in dem er Golfplatz und Jacht verwettet (und den ich mit eigenen Augen gelesen habe), auf den sich BigWhoop in Kommentar 30 (vormals 33 – wie in Kommentar 34 bereits erwähnt) bezieht und aus dem er zitiert. Ohne den wäre BigWhoops Kommentar 30 (vormals 33) auch ziem­lich sinnlos, oder? Von „vergu­cken“ kann also keine Rede sein.

    Wenn man Kommentare löscht, und dazu auch noch so offen­sicht­lich (was ich grund­sätz­lich über­haupt nicht verwerf­lich finde), sollte man dazu stehen, und nicht seinen Lesern Unaufmerksamkeit oder Sehschwäche unterstellen.

    Mehr habe ich zum Thema nicht mehr beizutragen.

  42. franz

    »Runterkommen, bevor ihr falsche Anschuldigungen in die Welt setzt. Niemand hat hier Kommentare bereinigt«

    WAHNSINN! Und wo bitte ist der Kommentar mit der wunder­schönen Wette: Jacht/Golfplatz geblieben? Echt irre – aber wäre nicht das erstemal das Kommentare plötz­lich ›verschwinden‹. :|

  43. franz

    Nachtrag: viel­leicht sollte ich die Kommentare als feed abon­nieren. *grübbel*

  44. Jürgen

    Mea culpa … die Kommentare von Raban waren (ursprüng­lich) in der Moderation gelandet. Dann hatte ich sie frei­ge­geben und sie erschienen im Thread. Als ich eben im Spam-Müll nachsah, waren sie plötz­lich wieder dort gelandet. Dort habe ich sie eben wieder heraus­ge­fischt. Danke fürs Nachbohren und -rechnen. Ich bitte um Entschuldigung!

    Ich habe unwirsch reagiert, weil ich den Vorwurf der Zensur nicht gelten lasse: Im Fontblog »verschwinden« keine Kommentare. Mit einer tech­ni­schen Panne habe ich nicht gerechnet.

  45. Philipp

    Offtopic@Fritz

    Nein, hier wird ja vertreten, niemand dürfe etwas selbst tun.

    das ist nicht das problem fritz. wenn jemand spass daran hat ein sach­ge­biet wie z.b. typo­grafie oder bild­be­ar­bei­tung in photo­shop zu entde­cken, dann hat hier sicher niemand etwas gegen dieses hobby einzuwenden.

    aber du wirst doch sicher verstehen können, dass menschen die in diesem feld studiert haben, eine ausbil­dung gemacht haben und vor allem täglich damit ihr geld verdienen dürfen/müssen einem höheren gestal­te­ri­schen und konzep­tio­nellen anspruch gerecht werden können.
    wenn ich ab und zu in einer auto­werk­statt mitge­ar­beitet habe und spass am rumschrauben habe, fühle ich mich nicht als kfz-meister qualifiziert.

    das ist keine arro­ganz, die du hier wahr­nimmst, sondern eine ange­spannte und verständ­li­cher­weise angst­volle reak­tion auf ein geschäf­li­ches umfeld, das im vergleich zu beispiels­weise natur­wis­sen­schaft­lich geprägten betä­ti­gungs­fel­dern, den nutz­wert einer profes­sio­nellen design­leis­tung immer weniger anerkennt.

    auch weil es mitt­ler­weile zu viele unserer riege gibt. quan­tität und qualität kolli­dieren irgend­wann immer.

    —————————————————————————————————————————————————–

    @Raban Ruddigkeit

    … muss ich leider fest­stellen, dass 99,5 % der plakate, die zur zeit die öffent­lich­keit beglü­cken, jenseits jeder inhalt­li­chen oder formalen akku­ra­tesse daherkommen.

    … create berlin hat hier einen erstaun­li­chen media­wert zur verfü­gung gestellt, der inhalt­lich nahezu frei genutzt werden kann.

    1.a es geht also nicht um inhalte und deren kommunikation

    1.b (alter­na­tive) oder wird davon ausge­gangen, das studenten und nicht­profis deut­lich andere inhalte vermit­teln als die, »die zur zeit die öffent­lich­keit beglü­cken, jenseits jeder inhalt­li­chen oder formalen akku­ra­tesse daher­kommen«, nicht im ernst oder ;)

    2. diese art der inner­städ­ti­schen deko­ra­tion soll der branche helfen?

    3. das genaue gegen­teil ist der fall. ich muss dem kunden jetzt wieder erklären, dass nur weil stil­ele­ment xy so wahn­sinnig sexy und zeit­geistig aussieht, es nicht die fest­ge­legten inhalte kommu­ni­ziert und die optik bei weitem nicht die einzige kompo­nente in unserem beruf ist.

    ich empfinde das nur noch als reine farce und sehe die absichten woanders.

  46. Christian

    Ein gutes Beispiel, wie noch nicht fertig ausge­bil­dete Designer Bilder produ­zieren, ist der aktu­elle Plakatwettbewerb des Studentenwerkes zum Thema Elite. Selten so was unre­flek­tiertes gesehen. Nicht mal Uwe Lösch konnte in der Jury Schlimmeres verhindern.

    Erstaunlicherweise kommen die Diskussionen hier immer wieder an den Punkt, dass unser Berufstand nicht den rich­tigen Stellenwert haben soll. Ich fürchte, daran kann man ad hoc wenig ändern, außer durch gute Arbeit. Ein TV-Auftritt von Karl Lagerfeld tut mehr für das Berufsbild des Modedesigners als hundert Plakataktionen wie diese hier für die KoDes. Ganz einfach, weil Karl seinen Beruf und sich voll­kommen ernst nimmt und weiß, wo er steht. Und weil Karl rechnen kann.

    Wenn ich ehrlich bin, habe ich meis­tens mein ganz privates inneres Gartenfest, wenn jemand im Laufe eines Projektes merkt, dass der Designer nicht nur hübsch machen kann, sondern auch stra­te­gisch was zu bieten hat.

  47. HD Schellnack

    >Ein TV-Auftritt von Karl Lagerfeld tut mehr für das >Berufsbild des Modedesigners als hundert Plakataktionen >wie diese hier für die KoDes
    Da hab ich etwas Zweifel, es sei denn die Modedesigner sehen sich wirk­lich als ein Brüno-artiges Klischee :-D. Lagerfeld ist ein superber Photograph, ein guter Designer und ein gran­dioser Vermarkter, aber ich glaube nicht, dass seine Personality stell­ver­tre­tend ist für Modedesigner heute.

    ************

    Bei all dem darf man aber nicht vergessen, das die Code-Leute sehr sicher gute Absichten hatte. Ich schließ mich viel Kritik an, aber man muss auch immer bedenken, dass Good-Will-Projekte eben auch immer etwas impro­vi­siertes haben und auf wenigen Schultern lasten und inso­fern fast auto­ma­tisch gewissen Mängel aufweisen. Nur weil der Wettbewerb viel­leicht hätte cooler aufge­stellt sein können, ist die Absicht ja nicht schlecht, finde ich. Insofern Respekt vor Jürgen, Raban und all den anderen.

    Ich fände es schade, wenn ihr euch demo­ti­vieren lassen würdet…

  48. Christian

    KL ist nicht stell­ver­tre­tend für alle Modedesigner, aber er lässt ahnen, dass man ein biss­chen mehr mitbringen muss als ein Brüno, um Mode zu machen. :-]

  49. Oliver Adam

    sie weiss es auch von bäckern, frisören, hand­wer­kern und hat bei all diesen gruppen keine berüh­rungs­ängste. bei einem grafik­de­si­gner hätte sie die even­tuell. findest du das nicht ein wenig schade du verbesserungswürdig?

    Wie gesagt, Oma Paschulke ist Kundin von Bäcker, Frisör etc., in der Regel jedoch nicht von Kommunikationsdesignern ;-). Ansonsten habe ich natür­lich nichts dagegen, dass unsere Profession en passant auch bei Nichtkunden-Laien bekannter wird. Nur erste Priorität – warum?!

  50. Heide

    Der Fidius-Einspruch kam nicht über Nacht, denn wir hatten tage­lang versucht, Kontakt mit RA Alexander Bretz aufzu­nehmen. Dass dann plötz­lich „Fidius-zerti­fi­ziert“ unter der Ausschreibung stand, hat uns beson­ders geär­gert. Zu den angeb­lich „horrenden Zahlen“ gibt es eine einfache Erklärung: Lt. Tarifvertrag AGD sind rund 5 000,- Euro für Entwurf und Nutzung ange­messen. Bei Wettbewerben soll es ein Mehrfaches dieser Summe sein. 12 500,- Euro für den ersten Preis mit einer welt­weiten Verbreitung sind unseres Erachtens ange­messen. Schließlich ist es eine Super-PR-Kampagne für Berlin! Im übrigen macht Fidius keinen Unterschied zwischen einem profes­sio­nellen und einem fun-Wettbewerb.

  51. Fritz

    @45: Hier im Fontblog wurde (unwi­der­spro­chen!) vertreten, daß es eigent­lich eine Schweinerei sei, daß manche Leute ihr Wohnzimmer selbst tape­zieren, statt das den Profi das machen zu lassen. Und einen Maler so um sein Einkommen bringen.

    Und design­tech­nisch gehts hier ganz genauso weiter. Du bist einer der wenigen, die das „Hobby“ zumin­dest wohl­wol­lend anerkennen.

    Darf ich an Cottbus erin­nern? Da sollten Bürger für ihre Stadt etwas Kreatives schaffen. Das mag zwar nicht den Ansprüchen des akade­mi­schen Kommunikationsdesigners entspre­chen, ist aber eine zutiefst posi­tive (und demo­kra­ti­sche) Herangehensweise.

    Das ganze wurde schon im Vorfeld derart massiv und im Ton so daneben nieder­ge­prü­gelt, daß man sich für die Kommentatoren nur schämen konnte.

    Und ja, das Ergebnis (jeden­falls das „Siegermotiv“, es gab bestimmt auch ein paar nette Motive) war ziem­lich grau­en­voll. Keine Frage.

    Aber die rich­tige Reaktion wäre gewesen „schade, daß da nicht mehr bei raus­ge­kommen ist“, viel­leicht garniert mit einem „ein Profi hätte das besser gemacht weil erstens, zwei­tens und drittens“.

    Aber hier im Blog war man ja schon so schön in Fahrt, da mußte man ja auch auf Kinderstube keine Rücksicht mehr nehmen.

    Und *das* ist arro­gant und über­heb­lich. Nicht, weil ihr es nicht besser könntet. Die meisten von euch könnten es besser, davon bin ich über­zeugt. Sondern weil ihr auf die anderen (die sich redlich Mühe gegeben haben) herab­seht und nicht nur spottet, was schlimm genug wäre, sondern ganze Müllkübel voll Dreck über sie ausschüttet.

  52. robertmichael

    @ fritz, wieso sollte man hier in einem blog wo 90 % der leser vom fach sind mit klug­scheis­ser­sprü­chen wie “ein Profi hätte das besser gemacht weil erstens, zwei­tens und drit­tens�? kommen­tieren? der zug war abge­fahren und jeder sah auf anhieb was da falsch gelaufen ist.
    wenn ich an meinem auto versuche den motor zu repa­rieren und mir das ding dann um die ohren fliegt (kann ein motor das) zu nächsten werk­statt fahre und die situa­tion erkläre wird der mecha­niker (wenn auch hinter vorge­hal­tenen hand) über mich lachen. das ist keine typi­sches desi­gner verhalten.

    außerdem glaube ich nicht das man einen malwett­be­werb der öffent­lich­keits­ar­beit für eine stadt leistet, nicht mit einem corpo­rate design für eine stadt verwech­seln sollte.

    deswei­teren kann ich heide und den fidius verstehen. in ihren augen und nach deren regeln ist dieser wett­be­werb nunmal kein fairer wett­be­werb. das zeichen “Fidius-zerti­fi­ziert�? dort drauf­zu­pappen würde ich auch nicht wollen. das wäre in etwas so als würde man einem kia einen mercedes stern verpassen.
    aber der weg ist gemacht, wenn jemand meint das er mit den regeln konform ist kann er doch mitma­chen. ich finds aller­dings sehr schade das diese kruden bedin­gungen von CB nicht vorher (seitens CB) aufge­fallen sind.

  53. robertmichael

    uff. die fehler könnt ihr behalten, habe feierabend. :)

  54. Fritz

    @53: Kannst du deinen zweiten Absatz bitte nochmal schreiben, so daß man ihn verstehen kann? Nach „Öffentlichkeitsarbeit“ fliege ich völlig aus der Spur, sowohl was Inhalt als auch was Grammatik angeht (was einander wohl bedingt).

  55. HD Schellnack.

    >Und *das* ist arro­gant und überheblich
    Sorry, aber nein. Wenn jeder Laie alles darf, ist das nicht demo­kra­tisch. Es ist völlig okay, wenn Papa Müller sein Fernseh-Stromkabel selbst repa­riert, aber beim Kraftwerk einer Stadt sollte DIY einfach aufhören, oder? Wenn eine Stadt wie Cottbus unter unsag­baren Bedingungen den eigenen Auftritt von Laien gestalten lässt und dann nicht nur das Ergebnis pein­lich, sondern auch die Begründungen aben­teu­er­lich sind, ist da leider nur noch für Spott Raum.

    Es ist ein großer Fehler, Arroganz zu unter­stellen, wenn es viel­mehr um ein kollek­tives Leiden von Menschen geht, deren Geschäft Ästhetik und Funktionalität ist. Designer, die mit Herzblut dabei sind, reagieren eben aller­gisch auf miese Gestaltung. Und das ist auch okay so – geht nebenbei allen Profis in allen Segmenten so, wenn sie mit fünft­klas­sigem Do-it-Yourself konfron­tiert sind.

    Schlecht gemacht ist NICHT Demokratie, sondern einfach nur schlecht gemacht. Und in Sachen Kommunikation, wo man ja nun mal – Watzlawik – nicht nicht kommu­ni­zieren kann, ist Kommunikation eben etwas, was man nicht Tante Liese über­lassen sollte, wenn man Erfolg haben will.

    Und dabei – über das Logo von Cottbus haben sich nicht nur hier die Profis aufge­regt, da ging auf den Seiten der Stadtzeitung ein regel­rechter Scheißesturm über den Marketingleuten der Stadt nieder, weil die Bürger sich – zu Recht – veräp­pelt fühlten. Ist keines­wegs so, dass sich nur ein paar «arro­gante» Designer hier aufge­regt haben.

  56. robertmichael

    Wenn ich an meinem Auto versuche den Motor zu repa­rieren, mir der Motor dabei um die Ohren fliegt und ich dann das Auto zu nächsten Werkstatt schiebe und dort die Situation erkläre, wird der Mechaniker (wenn auch hinter vorge­hal­tenen Hand) eben­falls über mich lachen. Ahnlich wie hier damals über das Cottbus-Logo abge­läs­tert wurde. Ich denke das ist keine typi­sches Designerverhalten, es liegt einfach in der Natur des Menschen. Darum besteht unser Beruf auch aus 50% Beratung.

    Außerdem glaube ich nicht, dass man einen Malwettbewerb, der Öffentlichkeitsarbeit für eine Stadt leistet soll, mit einem Corporate Design verwech­seln sollte.

  57. robertmichael

    der hd kann es einfach besser als ich. :D
    genau so meinte ich das!

  58. Martin M.

    @HD: Wer Sicherheitsfragen mit ästhe­ti­schen Fragen verwech­selt, sollte nochmal in sich gehen.

  59. Jürgen

    Cottbus war kein Designproblem, sondern ein Ausschreibungs-, ein Transparenz- und ein Juryproblem. Code ist da ganz anders aufgestellt.

  60. Philipp

    @martin m.

    genau von dieser (deiner) art der nicht vorhan­denen wert­schät­zung spreche ich. und wie auch schon erwähnt geht es eben nicht nur um ästhe­ti­sche belange.

    was sind sicherheitsfragen?

  61. HD Schellnack.

    Martin – ich gehe gern in mich, aber was für Sicherheitsfragen?
    Ich weiß, Designer tun sich schwer damit, zu akzep­tieren, dass EINE ihrer Rollen – und die Idee ist nicht von mir, sie stammt von Michael Bierut – eine Art Tor/Gralshüter des Guten Geschmackes zu sein. Wir tun uns alle kollektiv (und gerade in Deutschland) schwer mit einer Vorschrift in Sachen Geschmack – aber tatsäch­lich ist doch ein elemen­tarer Teil unseres Jobs, immer wieder zu sagen: «Nein, das geht so echt gar nicht.» Oder es zumin­des­tens zu versuchen.

  62. HD Schellnack.

    Und Martin, merkst du wie hauch­dünn der Unterschied zwischen sach­li­chem Diskurs und persön­li­chem Diss ist (nicht böse gemeint, ist mir auch schon passiert, es ist eben gerade online eine dünne Barriere)?

    Es wäre doch viel schöner gewesen, statt zwei Zeilen Angriff zu schreiben, in zehn oder zwanzig Zeilen zu ERKLÄREN, was zu meinst und wo ich falsch liege? Mich würde nämlich auch inter­es­sieren, was du mit «Sicherheitsfragen» meinst.

  63. andererjürgen

    @fritz: Ich muss eben­falls wider­spre­chen: Die Häme und der Spott die über den Cottbus Wettbewerb und das Ergebnis ausge­schüttet wurden waren nichts anderes als verdient. Neben der zur Schau getra­genen Missachtung kann man die Schau von einer anderen Seite sehen: Auch so ein Wettbewerb kostet Geld, da wäre das Preisgeld, die inves­tierten Arbeitsstunden der Jury (sofern diese in öffent­li­chen Ämtern sitzen), die Arbeitsstunden der MA die den Kram orga­ni­sieren dürfen und nicht zuletzt, wenn auch kaum messbar, die Arbeitsstunden der Teilnehmer –  alles in allem kommt da eine irrsin­nige Summe zusammen die in keinerlei Verhältnis zum Ergebnis steht. Und da ein Großteil dieser Summe aus öffent­li­chen Mitteln, sprich Steuergeldern finan­ziert wird, darf, nein muss, man sich über so einen Wahnsinn echauffieren!

    Wettbewerbe sind eben viel zu oft völlig inef­fektiv – und die oft verfolgte Taktik das Preisgeld so niedrig zu halten um das ganze finan­ziell moderat zu halten ist für Profis eben nicht akzep­tabel (Was in der Folge aber zu nicht profes­sio­nellen Ergebnissen führen muss!)

  64. HD Schellnack.

    Ich verstehe auch diese Wettbewerb-Mania nicht. Design ist kein Fussballmatch. Man kann es nicht oft genug sagen: Pitch, Wettbewerb, Crowdsource, wie auch immer man es nennt… all das unter­gräbt effektiv das,worum es in Design geht: Kommunikation zwischen Partnern.
    DSDS mag eine lustige Fernsehsendung sein, keine Ahnung, aber da kommen keine effek­tiven Popstars raus. Wieso sollte es bei einem Design-Wettbewerb so anders sein?

  65. André

    Daumen hoch! Schöner Vergleich…

  66. BigWhoop

    Wettbewerbe wie Cottbus KÖNNEN gar nicht effektiv sein und ein passendes Ergebnis hervorbringen.

    Sofern tatsäch­lich etwas verwend­bares entsteht, ist es ein Zufallsprodukt. Der enge und vertrau­ens­volle Dialog zwischen den Auftragsparteien ist uner­läss­lich und ein Schwerpunkt in der profes­sio­nellen Gestaltung von Kommunikation.

    Keine Diskussion über das Problem, das Ziel und der Weg dahin = keine passenden Resultate.

    Das man nicht mit jedem Teilnehmer einzeln ein Briefing macht, zzgl. der Gespräche zu Zwischenergebnissen ist verständlich.

    Insofern BETRÜGEN SICH ALLE TEILNEHMENDEN SELBST. Zum einen der Gestalter, in der Wahrnehmung ein passendes Ergebnis entspre­chend der Auschreibung (Die in sich schon nicht voll­ständig und damit schlüssig sein kann) gemacht zu haben, wie auch der Auslober in der Erwartung ein funk­tio­nie­rendes Konzept unter Minimalinvestition zu erhalten. Es ist kurz­sichtig und Verschwendung von Energie in allen Bereichen.

    CODE ist aller­dings mal ein beson­ders uner­freu­li­ches Beispiel. Wer sich mit Create Berlin, seiner Darstellung und Struktur beschäf­tigt, könnte wie ich den Eindruck gewinnen, dass es sich dabei eher um einen über­kan­di­delten Werbering handelt, der eher wirt­schaft­liche Interessen und die Imagepflege (erhöhen des eigenen Marktwertes?) seiner Mitglieder verfolgt als eine an der Lebenswirklichkeit orien­tierten Interessenvertretung.

  67. Christian

    Mist. So langsam brauche ich wohl neue Initialen…

  68. Raban Ruddigkeit

    hallo bigw­hoop, hallo alle,
    gestern habe ich lange darüber nach­ge­dacht, worum es bei den threads zu code eigent­lich geht. alle vier – und dieser aktu­elle eintrag bestä­tigt das nur – landen am ende auf einem einzigen thema: der wert­schät­zung von (grafik)design.

    ein für jeden sehr wich­tiges thema.

    deshalb möchte ich einen vorschlag machen; wie wäre es, wenn du und natür­lich alle anderen, die sich hier dafür inter­es­sieren, mal einen abend gemeinsam mit uns gestalten. wir haben eine reihe, die heißt create input und ist mögli­cher­weise ein guter rahmen, ideen einzu­bringen, sich auszu­tau­schen und sich konstruktiv zu streiten. so `ne art life-blog.

    wir wollen gerne dazu­lernen, denn wir glauben, dass die zeit für design gerade erst beginnt.

  69. Oliver Adam

    @ Raban

    Super Idee. Ich bin dabei.

  70. BigWhoop

    Hallo Raban Ruddigkeit,

    vielen Dank für deine Einladung. Leider kann ich mich nicht so einfach in den Flieger setzen und in Berlin aufschlagen, zumin­dest nicht zeitnah. Was ich an der ganzen Diskussion vermisse ist ein Zeichen von CB sich auch selbst­kri­tisch mit dem Thema „Wertschätzung von Design“ ausein­an­der­zu­setzen. Gelegenheiten dafür gab es mehr als reichlich.
    Welche Position vertritt Create Berlin denn zu dem Thema Wertschätzung am Beispiel von Code?

  71. Raban Ruddigkeit

    zual­ler­erst. ich spreche natür­lich nur für mich, denn ich bin nur ein hundertstel von create berlin.

    create berlin wurde vor drei jahren gegründet, befindet sich also quasi noch in den kinder­schuhen. im moment sind wir unge­fähr 1oo mitglieder. und ja, es geht darum, den mitglie­dern ein podium zu verschaffen, in dem sie ihre arbeit über­re­gional und mitt­ler­weile auch inter­na­tional vorstellen können. das macht aus zwei gründen sinn; erstens besteht die berliner krea­tiv­wirt­schaft nur aus wenigen großen orga­ni­sa­tionen und ansonsten aus vielen sehr kleinen büros, denen eine solche orga­ni­sa­tion sehr helfen kann. wenn du dir anschaust, wer bisher um die welt geschickt wurde sind es sogar weniger die big player als die newcomer …

    ein zweiter und sehr wesent­li­cher grund ist folgender; das thema krea­tiv­wirt­schaft wird für politik, medien und irgend­wann auch konsu­menten gerade erst rele­vant (ich erin­nere mich in diesem zusam­men­hang gern an den vorspann von stefan sagmeis­ters buch). und die schauen weniger nach einzelnen sparten, als nach der gesamten ange­bots­pa­lette von product-, foto-, fashion- und auch grafikdesign.

    und cb ist der einzige verein, der in meinen augen eine zeit­ge­mäße inter­dis­zi­pli­näre struktur hat, die im moment sogar so aussieht, dass grafiker relativ unter­re­prä­sen­tiert sind. das ändern wir auch grade und laden hiermit schon mal jeden berliner ein, sehr gern mitglied zu werden.

    und da der verein fast ausschließ­lich aus krea­tiven besteht, die die projekte selber wuppen, ist das hier unsere erste idee im bereich grafik, die in die öffent­lich­keit marschiert. und man kann nur betonen, dass es dabei über­haupt nicht unser inter­esse ist, werte infrage zu stellen. natür­lich ist das gegen­teil der fall (behauptet der angeklagte).

    und dabei wollten wir bewußt nicht nur mitglieder einladen, sondern alle, die lust darauf haben. dabei waren wir viel­leicht ein biss­chen zu vorschnell und wie ich glaube im wording ungenau. denn eigent­lich geht es weniger um eine knall­harte compe­ti­tion, als viel­mehr um eine olympiade.

    schon in unseren nächsten projekten werden wir aus diesen erfah­rungen gelernt haben. im korridor zu diesem thread hab ich erwähnt, dass uns die fehler bewußt sind. und wir geän­dert haben, was wir verän­dern wollten und konnten.

    aber, und auch da wieder­hole ich mich gern, der einzige raum, in dem wir unser öffent­li­ches bild ändern können ist die öffent­lich­keit selbst.

  72. Sabine Zentek, 1. Vorsitzende von FIDIUS

    FIDIUS hat vor wenigen Tagen Create Berlin eine ausführ­liche Stellungnahme zum aktu­ellen Plakatwettbewerb zukommen lassen. Wir haben darin im Einzelnen erklärt, aus welchen Gründen die Ausschreibung noch immer mit Mängeln behaftet ist. Die Preisgelder sind zu niedrig, weil es sich aufgrund der Sponsorenplakate durchaus um einen kommer­zi­ellen Wettbewerb handelt. Zudem besteht die Jury über­wie­gend nicht aus neutralen Personen, sondern solchen, die an der Durchführung des Wettbewerbs betei­ligt sind oder sogar zu den Sponsoren gehören. D.h. Sponsoren sollen selbst darüber entscheiden können, auf welchen Plakatentwürfen sie ihre Logos setzen und punk­tuell welt­weit Werbung betreiben dürfen. Schließlich ist die Teilnahme nicht kostenlos, sondern kosten­pflichtig: denn die für Berlin und weitere UNESCO-Städte ausge­wählten Motive müssen die jewei­ligen Plakate selbst finan­zieren, unab­hängig davon, ob sie zu den „Gewinnern“ gehören oder nicht.

    FIDIUS wird bis heute von Gestaltern kontak­tiert, welche die Ausschreibung für unfair halten und um Unterstützung bitten.

    FIDIUS bat Fontblog darum, die ausführ­liche Stellungnahme zu veröf­fent­li­chen. Wir weisen darauf hin, dass unsere Erklärungen mitt­ler­weile auf unserer eigenen Homepage ww​.fidius​-online​.de zu finden sind.

    FIDIUS hofft nach wie vor, dass Create Berlin die Konditionen anpassen wird und die Sponsoren dazu bewegen kann, die Preisgelder auf ein dem Werbezweck entspre­chendes Niveau zu heben.

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