FontShuffle 1.2 ist da

Soeben hat Apple die neue, erwei­terte Version 1.2 der von FontShop heraus­ge­ge­benen iPhone/iPod-Touch-Applikation FontShuffle frei­ge­geben. Über die neuen Funktionen hatte ich bereits in diesem Beitrag ausführ­li­cher berichtet: FontShuffle 1.2 kommt. Was ich an diesem Tag noch nicht wusste: Warum gab Apple das Programm nicht frei? Inzwischen wissen wir mehr.

Das bishe­rige Design des FontShuffle verstieß teil­weise gegen die Humen Interface Guidelines (HIG) von Apple, um eine Ästhetik zu errei­chen, die von Hause aus nicht vorge­sehen ist. Zum Beispiel die gelbe Navigationsleiste mit schwarzer Schrift. Um diese Farbgebung zu errei­chen, mussten wir teil­weise auf nicht doku­men­tierte (private) Programmierschnittstellen (APIs) zugreifen, was wiederum einen Verstoß gegen das Developer Agreement darstellt. Auch der rote Shuffle-Knopf hat zwecks Freigabe seine Farbe verloren.

Tatsächlich handelte es sich um harm­lose Zugriffe, die ausschließ­lich zum Erreichen opti­scher Effekte einge­setzt wurden. Warum sich Apple plötz­lich am Verfahren stört, während es für die Versionen 1.0 und 1.1 durch­ge­winkt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Womöglich drücken die Prüfer alleine wegen der schieren Menge neuer Apps kein Auge mehr zu.

Auf der Abbildung oben sind zu sehen: der Startbildschirm (jetzt mit schwarzer Navigationsleiste), die Auswahl einer Schrift im Kapitel mit Serifen/barock (Mitte, grauer Shuffle-Button) und auf der rechten Seite die vergrö­ßerte Darstellung eines Italic-Schnittes.


8 Kommentare

  1. Chrs

    Ein gutes Beispiel, warum iSchrott von Apple nicht akzep­tabel ist. Warum entscheidet deren Willkür darüber, ob es bestimmte Software für ein Gerät gibt oder nicht? Ich als Nutzer will entscheiden, ob mir Software gefällt, nicht Apple soll das tun.

  2. Thomas Hühn

    Ich finde es nicht dumm, daß Apple die HIG durch­setzt. Schließlich haben die sich mehr Gedanken über nutz­bare Interfaces gemacht als die ganzen Heerscharen von App-Entwicklern zusammen.

  3. ganzunten

    @Thomas Hühn: Soll das heißen, dass Apple die einzig rich­tigen Antworten auf gestal­te­ri­sche Fragen hat? Nicht fehlbar ist?

    Wieder ein klares Zeichen für das immer öfter auftre­tende Stockholm-Syndrom unter den iUsern.

    Was ist der nächste Schritt von Apple? Wird die nächste Version eurer App nur noch mit Werbung („iAd“ heißt das ja wirk­lich dummer­weise) kostenlos verfügbar sein?

  4. Thomas Hühn

    Nein, aber es heißt, daß derje­nige, der sich Gedanken macht, eher zu etwas kommt.

    Ansonsten verwahre ich mich gegen ihre schmä­hende Art. Zumal ich nicht einmal ein Apple-Produkt besitze.

  5. Jan(TM)

    @ganzunten Nein, das heißt das es, wie z. B. auch bei Gnome, Humen Interface Guidelines gibt. Damit soll eine einheit­li­ches und benut­zer­freund­li­ches Verhalten der GUI sicher­ge­stellt werden.

    Es steht jedem frei sich ein Windows CE Gerät zu kaufen, da gibt es rote Knöpfe soviel ihr wollt, darf sogar jeder anders aussehen. Wem das nicht reicht, dem empfehle ich Java für den ulti­ma­tiven GUI GAU.

    Für das Stockholm-Syndrom müsste ich eine Geisel sein, ich habe mir meinen iMac und den iPod Touch aber bewusst ausgesucht.

    BTW Das hier ist ein Typografie Blog, da wird man norma­ler­weise schon für so simple Dinge wie falsche Anführungszeichen oder die Verwendung von Comic Sans gelyncht.

  6. Jürgen Siebert

    Es ist ja nicht so, dass uns Apple die gelbe Navigation verbietet wir haben sie nur nicht regel­ge­recht imple­men­tiert. In der Version 1.3 werden wir das korrigieren.

    Die Politik der Software-Guidelines gibt es seit der Erfindung des Macintosh 1984 und hatte für die User ausschließ­lich Vorteile (z. B. einheit­liche Nomenklaturen in den Menüs, Tastaturbefehle und vieles mehr). Was passiert, wenn man glaubt so etwas sei über­flüssig, führt uns Adobe mit seiner Creative Suite seit Jahren vor.

  7. Sebastian Nagel

    Während die HIG unter OSX seit 1984 eine wirk­lich gut gemeinte Empfehlung ist (an die man sich hält, wenn man als Interfacedesigner was von sich hält, und Ausnahmen bestä­tigen die Regel), wird sie also beim iPhone plötz­lich zur Vorschrift, und „alle“ finden das gut?

  8. ganzunten

    @Sebastian Hagel: Genau meine Ansicht! Danke.

    @Jürgen Siebert: Ich habe nichts gegen die HIG. Ganz im Gegenteil. Aber eine Richtlinie ist eben kein Naturgesetz und evtl. wird durch zu starke Zensur ein mögli­cher Fortschritt im Design unterdrückt.

    @Jan(TM): Wenn man für ein falsches Anführungszeichen schon gelyncht wird, was passiert dann bei einem Deppenleerzeichen? ;)

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