Reclam-Bibliothek in neuem Gewand

Jetzt heißt es tapfer sein … seit heute erscheinen die gelben Reclam-Heftchen in neuer Aufmachung. Tatsächlich hat der Bücherklassiker in den letzten Jahrzehnten schon mehr­fach sein Äußeres verän­dert. Und trotzdem nimmt man die Reihe seit den Schulzeiten als unver­än­der­lich wahr. Damit dies so bleibt, haben Friedrich Forssman und Cornelia Feyll der Universalbibliothek ein noch stren­geres Korsett verpasst: keine Abbildungen mehr, keine Faksimile, nur noch Text pur. Allein ein weißes Feld ist hinzugekommen.

Relam schreibt dazu auf reclam​.de/​s​p​e​c​ial: »Ab jetzt erscheinen alle neuen Titel und Nachauflagen von Reclams Universal-Bibliothek in neuer Gestaltung. Bis alle Bände umge­stellt sind, wird noch einige Zeit vergehen. Macht aber nichts, denn alte und neue Bände harmo­nieren aufs Beste.«


29 Kommentare

  1. Vroni

    Jetzt schaut es endgültig wie ein 70er-Jahre-Schulheft-Schutzumschlag aus.
    (Kennzeichen: Weißes Fenster zum Beschriften)

    Kann ja sein, dass das gewollt ist.

  2. Leon

    Das gefällt mir auf den ersten Blick schon ziem­lich gut – auch wenn sich mir nicht ganz erschließt, warum Autor, Titel und »Reclam« nicht bündig sind. Hm. Auf jeden Fall wird es höchste Zeit, dass die »Times« im Innenteil abge­löst wird.

  3. thomas junold

    mini­ma­lismus ist immer schwerer zu beur­teilen finde ich. konse­quent ist es sicher. druck­tech­nisch immer eine heraus­for­de­rung durch die zentrierung.

    es ist einfach, hmm, noch weniger von allem. ob das besser macht, wird wohl die zeit zeigen, das ist an zwei drei beispielen schwer zu sehen.

  4. Sebastian Nagel

    schön – und gleich­zeitig schade, dass die alten ersetzt werden.

  5. carlos

    Das ist jetzt voll­kommen subjektiv, aber: Ich will irgendwie die ganze Zeit das »Reklam« einen Hauch nach unten schieben. Das macht mich wahnsinnig.

  6. Florian

    Die Bilder zu den über­ar­bei­teten Umschlägen lassen es kaum erkennen, aber die Stempel Garamond scheint mir das nicht mehr zu sein. Viel inter­es­santer als die neue Verpackung finde ich die Frage ob, und wenn ja, was sich hinter dem Cover verän­dert hat. Davon ist in der Ankündigung leider keine Rede. Ich habe gerade kein älteres Exemplar zur Hand, aber in den letzten Ausgaben wurde die Stempel Garamond auch im Text verwendet (und die Times neben einer Bodoni Poster nur zur Auszeichnung in Studienausgaben).
    Ich lese die gelben Hefte immer noch. Des hand­li­chen Formats und Preises wegen und trotz der schwie­rigen Lesetypografie. Letztere dürfte wohl neben den damit trans­por­tierten anspruchs­vollen Inhalten mit ein Grund dafür sein, warum die Universalbibliothek bei vielen Schülern nicht beson­ders beliebt ist und war. Die Anschaffungskosten sind sicher ein Argument für die Verwendung in Schulen, aber für die Bearbeitung im Unterricht gibt es Textausgaben, die einem das Lesen wesent­lich leichter machen.

  7. Susanne Zippel

    Never change a running system !?
    Und falls sich Reclam aus Nöten heraus dazu entschied, ein Facelift vorzu­nehmen, dann verstehe ich die Änderungen nicht. Da ich selbst jahre­lang für Reclam gear­beitet habe, wenn auch »nur« für Sondereditionen, kann ich mir aller­dings lebhaft vorstellen, welche Diskussionen allein diesem (vorläu­figen?) Resultat voran­ge­gangen sein müssen …

  8. robertmichael

    ich mag die neue gestal­tung, frag mich aber gleich­zeitig warum die weiße fläche dazu­ge­kommen ist. sie steht dem cover gut und sicher auch den folgenden anzeigen und dem rest­li­chen corpo­rate iden­tity etc. aber warum hat man nicht einfach die faksi­mi­lies wegge­lassen? der rest war doch minimal genug, jeder der den namen ‚reclam‘ hörte brachte damit ein gelbes cover in verbin­dung. ich schließe mich also sebas­tian an — schön und schade.

  9. koni

    Schön, daß wieder Raum zur indi­vi­du­ellen Gestaltung da ist. ;-)

    Dem weißen Fleck kann ich so gar nichts abgewinnen.
    Abgesehen von der Möglichkeit, den Titel wieder selbst zu illus­trieren, wenig gewonnen.

  10. Christian Thomas

    Sehr schön. Auch besser. Aber warum?

  11. Philipp Schilling

    @koni Nachdem ich auch erst ein wenig traurig über die verlo­renen Illustrationen war habe ich mich wieder daran erin­nert, wie wenig Platz damals doch auf dem Cover für eigene Illustrationen war …

  12. Florian

    Die Illustrationen werden wohl doch nicht komplett abge­schafft, sondern in den weißen Kasten einge­fügt (Seite 56 der pdf zur Neugestaltung). Keine gute Lösung wie ich finde, dann lieber konse­quent weglassen.
    Wie sich das leicht verän­derte Layout macht, werde ich erst beur­teilen, wenn ich eine neu gestal­tete Ausgabe gelesen habe, der Wechsel zur Documenta war aber eine gute Entscheidung. Bin gespannt wie sich der in die Fußzeile gerutschte lebende Kolumnentitel mit Fußnoten verträgt…

  13. Joshua K.

    Mir gefällt’s, aber ich finde eben­falls, daß das „Reclam“ zu dicht am Balken steht.

    In der PDF-Datei wirken die Zeilen ziem­lich eng. Ich mag zwar die Documenta, aber daß das jetzt die lesbarste Gestaltung seit 1867 ist, wie in der Datei steht, bezweifle ich. Gedruckt hab ich’s aller­dings noch nicht gesehen.

  14. koni

    wie wenig Platz damals doch auf dem Cover für eigene Illustrationen war …

    … was aber während einer ewig-lang­wei­ligen Lateinstunde dann trotzdem alles drauf­ge­paßt hat. Und innen war (ist) ja auch noch genü­gend Platz. … und hinten.

  15. Markus

    Wie heißt es so schön, über den Geschmack …
    Mir gefällt es nicht, in meinen Augen ist es keine Verbesserung. Aber, das kann man anders sehen … (so, hab jetzt auch meinen Senf dazugegeben ;) )

  16. Kurt

    Genau das weiße Feld gefällt mir nicht! Wollte schon sagen, dass mir auch der schwarze Querbalken (wie bei Kafkas „Verwandlung“!) miss­fällt, dabei ist er mir wahr­schein­lich nur noch nicht aufge­fallen, wie mir eine Ausgabe (Interpretationen | Englische Short Stories | von Thomas Hardy bis Graham Swift) zeigt, die ich zum Vergleich aus meiner Bibliothek geholt habe: Und bei diesem Exemplar gibt es sogar zwei solcher Balken – einer verläuft hori­zontal, der andere vertikal :-). Jetzt hat das Smiley auch ein Hexenmal (Warze).

  17. So sieht's dann aus, Kurt!

  18. Kurt

    Unten ziem­lich blass – pfui! Meines ist zwar schon einige Jahre alt, dafür noch wie neu; eine meiner irren Angewohnheiten, darauf zu achten, dass Bücher, die ich schon gelesen habe, noch immer keinen Knick haben. Und wenn sie so aussehen wie das verlinkte Exemplar, dann kaufe ich es zu meinem eigenen Schaden noch­mals, um ein unver­sehrtes Exemplar im Schrank zu haben. :-(

  19. Horst

    Ich sehe über­haupt keinen Grund für ein Re-Design und muss dann auch noch lesen, dass die „Agentur gegen Re-Design“ dahinter steckt. Das soll noch wer verstehen…

  20. sharif

    Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Die Agentur hat gut gearbeitet.

  21. Katja

    Hat schon was von deut­sche Post…

  22. Frank

    Mit meinem baye­ri­schen Gemüt fallen mir im Angesicht der neuen Reclam-Heftchen zwei Redensarten ein. Ich habe mich noch nicht entscheiden können, welche der beiden die Angelegenheit für mich besser trifft. Die erstere formu­liert beinahe Begeisterung: „Schlecht is ned.“ Die zweite ist dazu da, den Skeptiker zu besänf­tigen: „Hilft’s nichts, schadet’s nichts.“

  23. Tobias

    Mir erschließt sich diese Veränderung erst wirk­lich mit der Leseempfehlung von Florian. Erst in dieser inter­es­santen PDF-Dokumentation wird die Veränderung des Erscheinungsbildes wirk­lich trans­pa­rent. Vor allem die DTL Dokumenta ist eine tolle Entscheidung. Freue mich auf eine neu gestal­tete, zwei­spra­chige Ausgabe, ameri­ka­ni­scher und engli­scher Lyrik;)

  24. R::bert

    Das schwarze Sprungbrett hinaus über den Teller- äh Seitenrand fand ich tref­fender als den schwarzen Trauerteppich im weißen Wohnzimmer. Es hat das sonst so redu­zierte Layout auch etwas aufge­lo­ckert. Den Ansatz sich für eine konse­quente Lösung bzgl. Cover-Illustration zu entscheiden, finde ich wiederum sehr gut. Jetzt bleibt die Frage, ob diese Konsequenz auch im Umgang mit der Marke auf allen Kanälen Einzug halten wird.

    @Florian: Danke für die Empfehlung!

    Hat man sich beim Mengensatz eigent­lich für die gleiche Schriftfamilie wie auf dem Cover entschieden?

  25. Orson

    Über „gefällt mir“ soll man ja nicht streiten. Die Verbesserung sehe ich nicht. Ich sehe nur, dass ein einfa­ches, sehr gutes Erscheinungsbild kaputt gestaltet wurde. Vielleicht wurde es auch einfach nicht verstanden. Auf jeden Fall: Herzlichen Glückwunsch.

  26. Daniel

    Was ein Verlust an Gestaltung, man sehe sich nur das Bsp. von Jürgen an (Kafka). Ich empfinde es als wert­voll, gerade durch die Vielzahl an Werken die in diesem glei­chen Format abge­druckt werden, einen Eindruck der Individualität des Werkes durch ebd. Gestaltung aufschnappen zu können.
    Unnötige, unüber­legte Änderung. Setzen, 4-.

  27. Leonhard

    Das neue Reclam-Gewand – in meinen Augen (auch nach drei Jahren) das scheuß­lichste Gewand, das Reclam je hatte. Sorry.

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