Nutella-Dauerwerbung im Frankfurter MAK

Frankfurt am Main ist die Heimat von Ferrero (Hanuta, Kinder, Tictac, Yogurette, Nutella, …), und in Frankfurt steht das Museum für Angewandte Kunst (MAK). Da mag es nahe liegen, einem Nutella-Designwettbewerb über das Museum mehr Öffentlichkeit zu geben. Ein Geschmäckle hat das trotzdem, gerade weil das Museum jähr­lich von der Stadt mit knapp drei Millionen € unter­stützt wird. Heute Abend wird die Nutella-Ausstellung im MAK eröffnet.

Der Wettbewerb heißt Kunstschuss, wurde im Juli 2009 ausge­rufen und sorgte sofort für Wirbel, weil die Ausschreibung als billige Akquisition von Designleistungen ohne fairen Ausgleich zu inter­pre­tieren ist (dasauge berich­tete). Weil diese Methode in der Industrie zur Gewohnheit zu werden scheint, beschäf­tigt sich seit mehreren Jahren der Verein Fidius mit nichts anderem als unfairen Designwettbewerben.

Der Fehlstart hinderte Kunst- und Designstudenten nicht daran, mit über 1000 Entwürfen am Nutella-Kunstwettbewerb teil­zu­nehmen. Ihre Aufgabe war es, das Etikett des Frühstücks-Brotaufstrichs künst­le­risch zu gestalten und dabei die Verbindung von Nutella und Fußball zu versinn­bild­li­chen. Eine (unab­hän­gige?) Jury um Museumsdirektor Ulrich Schneider und Kurator Volker Fischer, sowie Vertretern von Ferrero und der beglei­tenden Werbeagentur, wählte 44 Finalisten, die das MAK vom 8. April bis 2. Mai in einem über­di­men­sio­nalen, begeh­baren Fußball präsen­tiert (gespon­sert vom orts­an­säs­sigen DFB?). Heute Abend werden die fünf Sieger bekannt gegeben und die Preisgelder von je 2500 € über­reicht. Vier der Gewinner bestimmte die Jury, den fünften wählten die Fans der Marke im Internet. Die fünf Siegerdesigns kommen als Nutella-Sonderedition in den Handel.

Die Frankfurter Rundschau schreibt heute zu dem Thema: »Es gibt die Kunst, es gibt den Kommerz, und dazwi­schen gibt es eine fette Grauzone.« Natürlich müsse sich ein Museum für Angewandte Kunst in dieser Zone bewegen. Aber eine Produkteinführung zu begleiten gehe doch zu weit. »Richtig ärger­lich« sei der Ferrero-Marketing-Sprech, den Volker Fischer während einer Pressekonferenz den anwe­senden Journalisten diktiert habe. Die Ausstellung stünde auch »für die Werte, die die Marke vertritt«. Besser hätte es der Ferrero-Marketingchef nicht formu­lieren können. Dazu die FR: »Eine Marke vertritt aber keine Werte, niemals, unter keinen Umständen. Eine Marke nutzt Werte besten­falls zum Wettbewerbsvorteil. Das wars dann auch.« Noch mal Zitat Fischer: »Seit langer Zeit bestehen mit der Firma Ferrero sehr freund­schaft­liche Kontakte« und er hob hervor, dass sich die Schokopaste »im Bedeutungsfeld von Gesundheit posi­tio­niert« sowie »eine beson­dere Verbindung zum Sport habe«. Fazit der Rundschau: »Bestes PR-Gewäsch. Und das noch für lau.«


7 Kommentare

  1. sukisouk


    „Es soll zeigen, dass Kinder aus aller Welt durch die Liebe zu Nutella vereint sind.“

    Was für n Schwachsinn… wer soll sich diese Ausstellung ansehen?

    „Die fünf Siegerdesigns sind ab Ostern als Nutella-Sonderedition im Handel erhältlich“

    … haha / kotz

    Das Design- und Kunststudenten da mitma­chen ist ja klar, es geht ja immerhin um Kohle… da kann man ja innige Verbundenheit mit der Marke heucheln, so wie es das Museum auch macht :-/

  2. HD Schellnack.

    «…dazwi­schen gibt es eine fette Grauzone»
    Im Falle von Nutella eine feine Wortwahl.

  3. John Inglehoe

    Drei Versalien: OMG

  4. Gerrit Terstiege

    Vor Jahren machte Fischer bereits eine völlig pein­liche Ausstellung zum Thema „Überraschungseier“ – die Dinger sind auch von Ferrero, wie man weiss. Und auch die Lufthansa und der Suhrkamp Verlag durften sich schon sehr pres­se­wirksam im Frankfurter MAK ausbreiten. Wann kura­tiert Herr Fischer endlich mal die grosse Retrospektive „Handkäs‘ mit Musik im Wandel der Zeiten“?

  5. Torsten

    ich finde man sollte die öffent­li­chen gelder zurückfordern.

  6. Detlef D. Seiner

    lecker Schokocreme, eklige Designs… billo Kitsch ohne Ende, nur einige haben einen hoch­schul­ar­tigen Anspruch an Design. Der größte Rest sieht eher lieblos und einfach viel zu über­laden aus.

  7. david

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