»Krieg der Zeichen« — Eine Leserkritik …
… als Antwort auf die Kritikerkritik »Stadtgespräche«
von Friedrich Grögel
Dieses Buch stinkt. Ich weiß nicht, woher das genau kommt, aber es kam mir schon öfter unter: manche aktuellen Drucksachen überraschen einen beim Auspacken als erstes durch einen unangenehmen, beißenden, chemischen Geruch.
Dieser erste Kontakt verstimmt das Gemüt, zumal ein Klebchen auf der Schutzfolie stolz »printed in Germany with Love« verkündete. Doch auch der zweite Eindruck, der haptische, ist keineswegs erfreulich. Das Hochglanz-Plaste-Hardcover wirkt wie von einem Billigverlag à la »Buchclub« und nicht wie eine Herzensangelegenheit des wichtigsten deutschsprachigen Verlags für Grafik und Typografie.
Da ich auf den Inhalt äußerst gespannt war, hatte ich leider keine Zeit, das Buch auslüften zu lassen und unterwarf mich für eineinhalb Tage den schalen Ausdünstungen der 288 Seiten.
Das erste deutschsprachige Textbuch zur grafischen Kultur des öffentlichen Raums
In »Krieg der Zeichen – Spurenlesen im urbanen Raum« geht es darum, die grafischen und schriftlichen Phänomene der Stadt in eine Ordnung zu bringen, zu erläutern und zu interpretieren. Dabei greift Markus Hanzer auf eine überbordende Fülle von Beispielen zurück, die er fotografisch dokumentiert hat. Das Bildmaterial stammt überwiegend aus europäischen Straßen: aus Österreich (der Heimat des Autors), Deutschland, der Schweiz, Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Irland, Norwegen, Italien, Ungarn, Kroatien, Griechenland, und Malta. Viele Fotos sind ebenfalls in den USA aufgenommen. Für Südamerika stehen Vertreter aus Brasilien und Argentinien. Bilder aus der Türkei, Indien, Sri Lanka, Kamboscha, Thailand und Vietnam spielen eine untergeordnete Rolle. Der abgedeckte Schriftraum kann letztlich mit der Sphäre des Lateinischen Alphabets gleichgesetzt werden.
Das Thema ist sicherlich »Special Interest« und nicht für jeden etwas. Andererseits liegt »Schrift im öffentlichen Raum« bereits seit Jahren in der Luft und eine textreiche, inhaltliche Auseinandersetzung stand nach einer großen Zahl kleiner Veröffentlichungen im Sinne von Fotoalben und Kuriosa-Sammlungen auf der Tagesordnung. Das wachsende Interesse ist auch durch die enorme Zahl von Blogs und Websites zum Thema belegt, ebenso wie durch den grafischen Trend zum Hand-made der letzten Jahre und die rasant wachsende Anzahl von Fonts auf der Basis von Handschriftlichkeit, Schriftmalerei und Lettering.
Im deutschsprachigen Raum war ein Werk überfällig, das für sich beansprucht, einen Überblick über die visuelle Kultur des öffentlichen Raums zu geben. Interessierte mussten bisher auf englischsprachige Veröffentlichungen zurückgreifen, etwa auf »Signs – Lettering in the Environment« von Phil Baines und Catherine Dixon oder auch die älteren, zu Unrecht wenig bekannten Standardwerke von Alan Bartram und Nicolete Gray.
Die Stadt als Schauplatz eines andauernden Krieges
»Krieg der Zeichen« von Markus Hanzer geht von einem gewalttätigen Bild aus, das im Großen und Ganzen über das ganze Buch hinweg durchgehalten wird : »Dieses Buch versteht sich als Bericht von der Front eines Kriegs der Zeichen und versucht, Beweggründe und Methoden zu beschreiben, die im Kampf um Aufmerksamkeit sichtbar werden. Es erzählt von kleinen Grabenkämpfen und großen Schlachten, von Guerilla-Taktiken, von Siegern und Verlierern.« Der gewählte Vergleich zum Krieg liefert in der Folge viele sprachliche Bilder für Kapitel- und Seitenüberschriften. So handelt etwa der erste Teil von »Kriegsparteien und Waffengattungen«.
Was unter Waffengattungen zu verstehen ist, begreift man, wenn man die ersten drei Doppelseiten gelesen hat und sich bewusst geworden ist, dass man den Schlüsselbegriff des Abschnitts besser im ersten Absatz sucht als in den Überschriften. Diese neigen leider dazu, durch die Versteigung in eine Metaebene den Gliederungspunkt zu verbergen, statt ihn zu präsentieren. Letztlich ist das erste Kapitel eine kleine Mediengeschichte von der Grab- und Monumentinschrift über das Papiergeld, den Brief, das Buch, die Zeitung und das Plakat zum Kino, Fernsprecher, Fernsehen und Internet. Dabei bilden die im öffentlichen Raum fotografierten Zeichen lediglich die Folie für einen kritischen Mediendiskurs, der, geschult an Naomi Klein (»No Logo! – Der Kampf der Global Players um Marktmacht«, zu finden in Hanzers Literaturanhang), die Welt der öffentlichen Zeichen überwiegend als illegitime Versuche der Fremdsteuerung des Individuums durch staatliche und wirtschaftliche Mächte darstellt.
Auf die grafische Beschaffenheit, Gestaltungsprinzipien und Kontexte dieser Zeichen wird nicht eingegangen. Bereits hier fragt sich der Leser, ob ein gestaltungsfeindlicher Soziologe oder ein praktizierender Designer zu ihm spricht. Ein Kulturwissenschaftler kann es nicht sein, da die Präsentation der Medien weder Bezug nimmt auf die historische und technikgeschichtliche Situation ihrer Entstehung, noch auf die kulturellen Effekte, die die Medien zeitigten: etwa auf die Ausstellung der Gesetze in der Griechischen Polis, die Kultur des Flugblatts in der Reformation oder die Briefkorrespondenzen des 18. Jahrhunderts.
Die Zeichen werden aus einem einzigen, zeitgenössischen und eindimensional-konsumkritischen Blickwinkel gelesen und interpretiert.
Verschiedene Versuche, Ordnung zu schaffen
Im zweiten Teil wird das Material nicht nach Medien, sondern nach formal-stilistischen Kriterien und Techniken geordnet. Vom Disloziert-Poetischen über das Individualistisch-Handschriftliche zum Standardisierten, vom Offiziellen über das Kommerzielle zum Persönlichen, vom Teuren zum Billigen, vom Handwerklichen zum Industriellen, vom Verwurzelten zum Globalisierten. Wird in diesem Teil die Organisation des Materials interessanter, so gilt dies leider nicht für die Entwicklung der textlichen Ebene, die all zu oft auf beschreibendem Niveau verharrt oder sich in Allgemeinplätzen ergeht. Dies ist um so bedauerlicher, als die Überschrift dieses zweiten Teils verspricht, zu erklären, »Wodurch Zeichen ihre Macht ausüben«. Diese Frage bleibt im ganzen Buch unbeantwortet.
Im dritten Teil widmet sich der Autor dem »Kampf der Kulturen«. Auf Bildebene werden (hauptsächlich) Südfrankreich, San Diego und Amsterdam in die Schlacht geschickt. Auf der Textebene erfahren wir aber nichts über konkrete lokale Differenzen der Zeichenqualitäten sondern werden mit der Existenz von Mechanismen und konsensfähigen Regeln der individuellen geschmacklichen Exponierung, mit visueller Integration und postkolonialer Patchwork-Identität, mit Authentitizität und dem Auslagern von Botschaften an übergeordnete gesellschaftliche Instanzen konfrontiert, die, wie so vieles, nicht besprochen, sondern lediglich zur Sprache gebracht werden.
Der vierte Teil »Historische Dimensionen« vereint ein Potpourri von Aspekten in sich, die man grob unter das Thema Zeit stellen kann. Das betrifft öffentliche Gedenkinschriften (verknüpft mit der Frage nach der Interpretationshoheit über Geschichte), Jahreszahlen an Fassaden, das Anbringen von öffentlichen Uhren (mit dem Zweck, den Einzelnen besser zu kontrollieren und ohne die Erwähnung der Begeisterung für Mechanik im Barock) und Schriftformen, die zeitlich und stilistisch Epochen zugeordnet werden können (Fraktur, »Westernschriften«). Ebenfalls hier einsortiert werden die Überlagerung von Schichten, der Zerfall, die Wegwerfgesellschaft und der Dreck. Einen inhaltlichen Zusammenhalt über das Oberthema Zeit hinaus gibt es nicht, ebensowenig wie die Möglichkeit, das Säbelrasseln des Titels in diesem Kapitel ins Bild zu schmuggeln.
Ausweitung der Kampfzone
Der fünfte Teil »Raumordnung und Schlachtfelder« holt uns ins Kriegsgeschehen zurück. Es wird überwacht, verboten und begrenzt. Infrastruktur ergänzt Hierarchie und der Einzelne ist erneut gefangen zwischen den Fronten. Ein falscher Schritt und es droht Versorgungsentzug, Ausgrenzung oder Genickschuss.
Fühlen wir uns bereits gegängelt, abhängig und permanent geblendet, gibt uns nun der sechste Teil »Kampf um Kunden« den Rest. Auf beachtlichen 40 Seiten werden wir mit mannigfaltigen Möglichkeiten konfrontiert, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir sind schwach, wir werden verlockt, von Werbung bedrängt und umzingelt, suchen Zuflucht in vertrauten Qualitäten (die alten, guten!), dann wieder mit Fastfood gequält, in Hotels eingelagert, zu Fitness, Beauty und Lifestyle genötigt, von Marken angefixt und ausgesaugt, um schließlich in den Schlund einer Unterhaltungsindustrie gestoßen zu werden, in der wir so lange Konsumkarussel fahren bis wir uns übergeben und endlich einschlafen, aber natürlich erst, nachdem wir so richtig schön im Puff waren. Das auffälligste an diesem Kapitel ist sicher, dass vier Doppelseiten Las Vegas gewidmet sind, dem Herz der Finsternis, der Epigone des Kampfes der Industrie gegen das Indiviuum. Es bleibt die Frage, warum Menschen wie du und ich täglich mit unseren Füßen für die Erhaltung dieses Systems abstimmen. Und warum der Autor Mitinhaber einer Agentur ist.
Es folgen zwei Teile zu Informationssystemen und Kollektivem Gedächtnis, deren Tenor einmal mehr lautet: Misstraue den Botschaften, denn oft sind sie böse. Misstraue den Institutionen, denn die wenigsten sind legitimiert.
Interessant wird es dann von Seite 234 bis Seite 245, auf denen es um die »Verteidigung privater Positionen« geht, nämlich um Graffiti und Streetart. Hier wird der Basso continuo des asymmetrischen Kriegs im öffentlichen Raum endlich einmal leiser und die Sympathie des Autors für das Eingreifen des Andersdenkenden im Geschrei der Zeichen bricht sich Bahn. Was für eine Wohltat!
Ein bisschen Frieden
Zum Ende des Buches wird der Ton versöhnlich, Zeichen der Vermittlung, des Ausgleichs, des Leben-und-Lebenlassens werden gesucht. Zeichen der Gemeinschaft, der Waffenruhe, des Friedens gar. Hier nun wird die Qualität der öffentlichen Zeichen auf den Punkt gebracht: »Wo es gelingt, Auseinandersetzungen auf eine Zeichenebene zu übertragen, müssen wir uns nicht mehr direkt die Schädel einschlagen.« Das Kriegsgeschrei der Zeichen, das uns über 250 Seiten Angst einflößte, bekommt jetzt eine positive Bedeutung. Das kommt einigermaßen überraschend. Dankbar ist man trotzdem.
Im Schlusskapitel »Optische Heimat« verheißen die Bilder (aus Frankreich, Brasilien und Thailand) eine Reflexion über visuelle Identitäten in Zeiten offener Grenzen für Waren und (viele) Menschen. Leider erfüllt sich diese Erwartung nicht. Stattdessen wird resümiert, dass die Stadt ein Spiegel gesellschaftlicher Konflikte ist, festgehalten, dass jede Gruppe einer Stadt ihre Zeichen setzen können muss, um sich akzeptiert zu fühlen, unterstellt, dass multinationale Konzerne Vielfalt als Markthindernis sehen, repetiert, dass das Internet die Welt kleiner gemacht hat und territoriale Grenzen an Bedeutung verloren haben. Aber letztlich werden wir »nur im urbanen Raum […] weiterhin mit verschiedenen Zeiten, Kulturen und Zivilsationen konfrontiert«. Schade, dass genau diese Konfrontation weder aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben, noch im Kontext städtischer Räume analysiert wird.
Wo ist die Stadt?
In »Krieg der Zeichen – Spurenlesen im urbanen Raum« verfolgt Markus Hanzer mitnichten die Spuren der Zeichen im öffentlichen Raum, sondern einen gesellschafts- und medienkritischen Diskurs, den man als »konsumkritischen Mainstream« bezeichnen könnte. Die gefundenen Zeichen entwickeln kein System aus sich selbst, sondern werden in ein Wahrnehmungs- und Interpretationssystem eingefügt, in dem die Erscheinung lediglich als Sprungbrett für einen Text dient, der dem eingangs gesetzten Bild von Krieg und Kampf unterworfen ist. Die formalisierte Konzeption in Doppelseiten führt zu erheblichen inhaltlichen Redundanzen und Allgemeinplätzen.
Diese drei Faktoren – Degradierung der Zeichen zu Anlässen, formalisierte Konzeption, sowie Unterwerfung der Betrachtung unter ein negatives Leitbild – führen dazu, dass der viele Text zu einer Bürde wird, die dem Betrachter des vielschichtigen und hervorragend ins Bild gesetzten Materials auferlegt wird. In Anbetracht von Umfang und Geruch des Buches ist diese Last groß.
Auch sehnt man sich nach der Lebendigkeit, der Kreativität der Stadt, der positiven Deutung der Stadt als Ort der Wahl, der Verwirklichung, der übersprudelnden Kraft. Wo ist das Vibrieren New Yorks, das Fragmentarische Berlins, das Strahlende von Paris? Das Selbstbewusstsein Lissabons, das Morbide Barcelonas, die Langeweile LAs? Wo ist die Begegnung der Polis, die Befreiung der Republik? Wo ist die Verneigung vor guter Gestaltung, grandioser Inszenierung, handwerklicher Brillianz? Wo ist die Freude, die Lust am Leben, das Prickeln, das Abenteuer? Wo ist die Stadt?
Fotos: Friedrich Grögel
»Krieg der Zeichen: Spurenlesen im urbanen Raum« von Markus Hanzer, Verlag Hermann Schmidt Mainz, 2009; 288 reich bebilderte Seiten, 39,80 Euro (FontShop-Link)
11 Kommentare
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nora
Mein lieber Schieber ;-) … Das ist großes Rezensionskino hier. Danke für diese ausführliche und kluge Besprechung. Leider bin ich aus dem erstgenannten Grund (Geruch) noch nicht über Teil eins hinausgekommen, da es leider nicht wirklich auslüften will, das Buch. Ich nehm‘ es nächste Woche mit ans Meer zum Zelten, da ist es dann an der frischen Luft. Erst danach könnte ich mir ein fundiertes inhaltiches Urteil erlauben. Aber was die Geruchsbelästigung, die Covergestaltung und die formalisierte Konzeption anbelangt stimme ich Friedrich Grögel zu.
HD Schellnack.
Toll – auch wenn ich inhaltlich nicht immer übereinstimme und man sich von einem Buch nicht wünschen sollte, ein ANDERES Buch zu sein, dass muss man dann eben selbst schreiben. Dass das Cover ein Kompromiss ist, ist greifbar, ebenso die Verarbeitung des Buches – wenn sich aber anderenortes über die aufwendige Veredelung eines anderen HSV-Buches beschwert wird, muss man fragen dürfen: Ja was denn nun? Hier ist es offenbar der Versuch, ein sicher nicht allzu leicht verkäufliches Buch in einem realen Preisrahmen zu halten, der leider zu einer gerade für Schmidt-Verhältnisse eher mauen Package führt. Nur, für 89 Euro kauft so einen Mix aus Essay und Photosammlung doch keiner, oder?
Ich habs bisher nur 1/4 durch, weil es kein Buch zum In-einem-Rutsch-Lesen ist und weil ich gerade frisch das neue Chuck Palahniuk gekriegt habe und das MUSS sofort gelesen werden. Aber die Frage, inwieweit man urbane Typographie gleich zum «Krieg» hochjazzen muss, finde ich berechtigt – das entwertet den Begriff leider etwas. Dass ein solches Buch eigentlich ein möglichst globales Spektrum, ergo ein Autorenteam gebraucht hätte, ideal einen genreübergreifenden Mix von Kunst bis Architektur, mag auch sein… es wäre nur eben ein ganz anderes Buch. Für das Buch eines Autors, der hier einer eigenen These folgt und diese plausibel zu machen versucht, ist die Spurenlese aber eine ganz seltene Fusion von Theorieentfaltung, die zu lesen trotzdem Spaß macht (bei aller Kritik im Detail), und die anregt.
Bin gespannt, was Markus antwortet.
Benjamin Hickethier
die gewählte metaphorik vom ›krieg‹ der zeichen ist für mich nur eine logische aktualisierung, gemäß der entwicklung seit 1977, von baudrillards gedanken; ›KOOL KILLER oder der aufstand der zeichen‹ und wenn man die intensität der zeichen-konfrontation im zeitgenössichen öffentlichen raum mit gesellschaftsdynamischen begriffen benennen sollte, wie anders wenn nicht als ›krieg‹?
HD Schellnack.
Wobei Baudrillard sich auf Medien in toto und nicht zuletzt auf 1972 bezieht – ich wäre vorsichtig mit der Hyperinflation eines Begriffes wie «Krieg». Welche Nation gegen welche? Wer hat den Krieg erklärt? Wer stirbt? Aber gut, die Kriegsmetapher ist ja eigentlich dank Fußball so ausgenudelt, dass man sie auf alles anwenden kann – was natürlich das Ding an sich verharmlost, gelle?
sharif
Mein Rezensionsexemplar ist bis jetzt – wiedermal – leider nicht angekommen. Aber mit den komischen Gerüchen würde ich bestimmt locker klarkommen. Kein Problem.
Markus Hanzer
Ich bin tief beeindruckt von der ausführlichen, sicherlich berechtigten und sorgfältigen Kritik an meiner Publikation. Die Latte wird mir hier sehr hoch gelegt. Das ehrt mich. Den Anspruch, die Welt erklären und beschreiben zu können, hätte ich mir niemals angemaßt. Die Arbeit hat im Grunde einen sehr einfachen Hintergrund. Meine Frau hat sich immer mit großem Engagement als Sozialarbeiterin um Menschen bemüht, die nicht zu den »Siegern« gezählt werden. Ich selbst hingegen habe einen beachtlichen Teil meines Lebens damit verbracht mittleren und großen Organisationen bei der Entwicklung von Kommunikationsstrategien und Zeichensystemen zu helfen. Eine über die Jahre gewachsene Sammlung von Fotos, die alle von meinen Kindern, mir und meiner Frau stammen, war für mich Anlass, die beiden beruflichen Pole gedanklich miteinander in Verbindung zu bringen. Das Projekt lief lange für mich unter dem Titel »Stadtgespräche«. Im Laufe der Beschäftigung erschien mir dieser Titel jedoch in eine falsche Richtung zu weisen. Natürlich wird im öffentlichen Raum auch viel gesprochen, geflörtet, getuschelt und was auch immer. Unter einer meist sogar fröhlichen, professionell gestalteten und angenehm anmutenden Oberfläche wurden für mich jedoch durchaus Absichten erkennbar, die nicht unbedingt dazu angetan sind allgemeines Glück und Wohlbefinden zu erzeugen. Sich einmal damit zu beschäftigen, erschien mir vor allem deshalb lohnenswert, da ich einen Mangel an euphorischen und begeisterten Beschreibungen öffentlicher Zeichen nicht erkennen kann. Die Regale sind voll mit Publikationen über ausgezeichnete Kampagnen, vorbildliche Lösungen und bewundernswerte Leistungen. Möge die offene Diskussion beginnen. Nichts würde mich mehr freuen, als eine glaubwürdige Abhandlung die mir zeigt, dass ich mit meinen Vermutungen gänzlich falsch liege.
Karin Schmidt-Friderichs
Wir sind dem Geruch auf der Spur, leider scheint es so zu sein, dass den guten alten Druck-Geruch genau das ausmachte, was an den Farben giftig war, in jedem Fall reagieren die Ökofarben auf bestimmte Papiere „stinkig“. Hatten wir jetzt zwei Mal, stehen mit Farben- und Papierherstellern in reger Diskussion und hoffen, bei den nächsten Titeln einen ökologisch vertretbaren, besseren Geruch hinzu bekommen.. Drucken bleibt ein Abenteuer…
Jürgen
Danke, Karin, für die Aufklärung.
felix
Ich als Dorfkind werde mir das mal zulegen.
Tamara Meier
In Belfast hats die tollsten Murals! Siehe BONZ bloggt
Franke
Das Buch sieht interessant aus, habe es noch nicht gelesen…Klingt aber spannend aus.Danke für den Tipp.