Getty gestattet Einbettung seiner Fotos in Blogs

Ein kleiner Schritt für Getty Images, ein großer für alle Blogger und Social-Media-Publisher: Die welt­weit bedeu­tendste Bildagentur gibt große Teile ihres Archivs für die kosten­lose redak­tio­nelle Nutzung frei. Zum Beispiel mein Aufmacher oben, das den Astronauten Edwin Aldrin beim Verlassen der Landefähre Eagle nach der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969 zeigt, aufge­nommen von Neil Amstrong. Millionen Fotos können – so wie es YouTube seit langem mit Videos macht – mittels Code-Schnipsel auf privaten und kommer­zi­ellen Websites einge­bettet werden. Nicht gestattet sind der Einsatz für Werbezwecke und für Kaufprodukte, zum Beispiel Kalender, Ansichtskarten oder Bildbände. Link zur Suche in Millionen einbett­barer Getty-Bilder …

Von dieser Möglichkeit habe ich nicht nur lange geträumt, ich habe sie sogar vor 7 Jahren der Getty-Tochter PhotoDisc (und anderen Royalty-Free-Bildagenturen) vorge­schlagen … als FontShop noch pauschal lizen­zierte Fotos im Programm hatte. Damals wie heute bewegten sich Blogger bei der Platzierung von Fotos in Beiträgen auf urhe­ber­recht­lich unsi­cherem Boden … wenn die Bilder nicht selbst geschossen waren. Doch sogar eigene Aufnahmen können zur Abmahnung führen, wenn sie urhe­ber­recht­lich geschützte Gebäude zeigen oder Menschen, die kein Model-release erteilt haben. Tausende Privatblogger tappten in (teils bewusst aufge­stellte) Bild-Copyright-Fallen, zum Beispiel wenn sie Fotos für ihre Rezepte aus dem Netz »ausborgten« (Stichwort: Marions Kochbuch).

Lizenzfrei und kostenlos aus dem Getty-Archiv: Cocktail-Tomaten zum Bebildern privater Rezeptseiten

Inzwischen haben sich die Zeiten im Netz geän­dert, dank bild­ge­trie­bener Social-Media-Kanäle wie Instagram, Facebook oder Pinterest. Heute ist fast jeder Leser und Verleger in einem. Abmahnende Bildrechteinhaber haben entweder aufge­geben, oder sie müssen mit einem Shitstorm rechnen, der ihrem eigent­li­ches Geschäft in Gefahr bringen kann. Getty betonte gegen­über der PC Welt, dass man nicht ange­sichts der bisher unbe­rech­tigten Nutzung der Bilder einknicke, sondern versuche, die Kontrolle zurück zu erhalten und sich für neue Möglichkeiten in dem Geschäftsfeld öffne.

Gegenüber dem British Journal of Photography erläu­terte Getty die Spielregeln für die Benutzung der Fotos in verständ­li­cher Sprache: Wenn ein Blog Geld mit Werbung verdient, gilt das nicht als kommer­zi­elle Nutzung im Hinblick aufs Einbinden der Fotos. Kommerziell sei für Getty Werbung für Dienste oder Produkte, nicht ein redak­tio­nelles Angebot, das Geld über Anzeigen verdient. Tatsächlich dürften die Folgen für Gettys klas­si­sches Geschäft gering sein, die Vermarktung aktu­eller Nachrichtenbilder mit Exklusivfotografen sowie der Bildverkauf an Werbetreibende.

Die Oscar-Gewinnerin Cate Blanchett, aufge­nommen am 2. März 2014 am Rande der Filmpreis-Verleihung

Seit dieser Woche befinden sich unter etwa 35 Millionen von den über 60 Millionen Fotos in der Getty-Images-Bilddatenbank  Tools, die das Einbinden der Fotos auf den privaten Seiten oder in sozialen Netzwerken möglich machen. Bei allen auf diese Art einge­bun­denen Fotos werden sowohl der Fotograf als auch Getty Images als Quelle genannt und gezeigt. Außerdem führt ein Link zum entspre­chender Getty-Images-Website, wo das Foto für die kommer­zi­elle Nutzung lizen­ziert werden kann.

Der Hamburger Spiegel macht auf einige gewinn­brin­gende Möglichkeiten aufmerksam, die das massen­weise Einbetten von Getty-Fotos dem Herausgeber offen stehen. »Einerseits könnte das Unternehmen Daten sammeln, wie häufig und in welchem konkreten Kontext seine Motive verwendet werden. Andererseits behält sich Getty das Recht vor, im einge­bet­teten Viewer Werbung anzu­zeigen oder seine Nutzung ander­weitig kommer­ziell auszu­werten, ohne den Nutzer dafür entschä­digen zu müssen.« Daher empfiehlt Spiegel Online, »lieber vorsichtig mit der Embed-Funktion umzu­gehen, und die Bilder nicht als geschenkt, sondern als geliehen anzu­sehen«. Einige weiter­füh­rende Gedanken zu den Chancen und Grenzen von Gettys Embed-Funktion finden sich bei Nieman Journalism Lab.

Vorsicht Falle

Dieses inzwi­schen welt­be­rühmte Selfie von der dies­jäh­rigen Oscar-Verleihung wird eben­falls unter den einbett­baren Getty-Fotos im »Oscar«-Suchergebnis gezeigt. Es ist aber lizenz­pflichtig. Ich müsste, laut Getty-Kalkulator, mindes­tens 98 € zahlen, um es hier im Fontblog zu verwenden. Daher hab’ ich es mir mal eben aus dem Original-Tweet seiner Schöpferin Ellen DeGeneres ausgeliehen …


5 Kommentare

  1. Karl

    Die Bilder der Nasa sind in der Regel ohnehin in der Public Domain und können frei genutzt werden, auch das Bild von Buzz Aldrin.
    Sonst ist das natür­lich ein prak­ti­sches Angebot. Auch wenn Getty dadurch das über­grei­fende Datensammeln möglich gemacht wird, wie es schon mit Social-Media-Buttons oder über Werbenetzwerke üblich ist.

  2. Mick

    Hab gestern schon einige schöne Fotos in meinen Blog einge­baut. Belebt auf alle Fälle die Optik. Nur Datenschutz und Werbung in der Zukunft … das muss ich noch abwarten. Notfalls schmeiße ich alles wieder raus. Habe erst mal nur 4 Fotos genommen. Trotzdem ein guter Schritt von Getty Images, den ich ziem­lich clever finde.

    Im Übrigen sagte mir Associated Press in einer Email, dass ich ihre Fotos auf nicht kommer­zi­ellen Seiten, kosten­frei verwenden kann. Ich hab das nur einmal gemacht, weil ich es irgendwie nicht wirk­lich glaube und fürchte, ich könnte dann doch mal abge­mahnt werden. Hier die Associated Press Nutzung mit ihrer freund­li­chen Erlaubnis (den Fotografen hatte ich sicher­heits­halber auch kontak­tiert): http://​info​-buddhism​.com/​S​e​l​f​-​I​m​m​o​l​a​t​i​o​n​-​i​n​-​C​o​n​t​e​x​t​_​B​i​g​g​s​.​h​tml

    Vielleicht kann mir jemand das mit der groß­zü­gigen Regelung von Associated Press bestä­tigen. Ich hatte zuerst an die US Sektion geschrieben und die ließen dann die italie­ni­sche antworten, weil ich zu der Zeit in Italien war.

  3. Ralf H.

    Vom Prinzip her eine echte Win-Win-Situation. Schade, dass man es in der Umsetzung dann ein biss­chen über­trieben hat. Eine direkte Bild-URL mit Link und wirk­lich kleinem(!) Wasserzeichen in der Ecke hätte es auch getan und wäre für viele Seiten viel einfa­cher einzu­binden. Die jetzige Variante macht einen Blog-Beitrag viel zu sehr zu einem Werbe-Träger für Getty und mit dem iFrame gibt man jede Kontrolle darüber ab, was sich darin über­haupt abspielt.
    Ich werde es daher wohl eher nicht nutzen. Aber trotzdem gut, dass der Stein ins Rollen gebracht wurde. Mal sehen, ob die andere Anbieter auf den Zug aufspringen.

  4. @ 1 | Karl – Wobei hier ja die Rede

    von Millionen frei­ge­ge­bener Bilder ist.
    Allgemein Interessantes: Eine spezi­elle Kanzlei

    PDF-Datei zum Fotorecht f. Fotografen

    PDF-Dateien zu gut gemachten Katalogen

  5. Sylvio Schiller

    Grundsätzlich eine gute Idee, ich finde die Begrenzung des Formates, insbe­son­dere da es recht groß ist, nach­teilig. Auf jeden Fall für Blogger eine gute Möglichkeit den Inhalt aufzu­bes­sern. span­nend wird, ob Getty Images die Grenzen hart durch­setzt, vergleichbar zu den Abmahnungen in der Vergangenheit oder hier einen anderen Ton findet.
    Nachteilig könnte es auf die zukünf­tige Lizenzhöhe for Fotografen wirken, aber das bleibt abzuwarten.

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