bukowskigutentag 10/12: Alles Banane? Fakt oder Fake?
Und jetzt: eine Runde Produkte-Raten! Das geht so: Wir beschreiben Ihnen fünf Produkte und Sie dürfen raten, ob es sich um reale oder erfundene Geschichten handelt. Die Auflösung finden Sie ganz unten. Aber bitte nicht schummeln, erst lesen!
1. Banane in Cellophan
Bekanntlich hat die Natur bei keiner Frucht so gut mitgedacht wie bei der Banane. Sie liefert uns die Frucht mit einer schützenden Verpackung, deren Usability in der Flora und Fauna ihresgleichen sucht. Trotzdem gibt es hier noch Verbesserungspotential, dachte sich ein Hersteller, und liefert Bananen einzeln in Cellophan verpackt aus, um sie als modernen Lifestyle-Snack zum Beispiel in Tankstellen und Raststätten zu vertreiben.
Interessant ist auch die Argumentation des Herstellers. Trotz der zusätzlichen, künstlichen Verpackung einer bereits optimal verpackten Banane sei das Produkt sogar umweltfreundlich. In Cellophan nämlich hält sich die Banane länger, was weniger Lebensmittelabfall und reduziertes Transportaufkommen ermöglicht. Irgendwie so halt.
Echt jetzt?
2. Mineralwasser-Spray
Wasser lässt sich nicht nur prima trinken, sondern auch in besonders umweltfreundlichen Spray-Dosen abfüllen. Mit einer solchen Dose und einer Prise Wasser-Spray kann man sich dann jederzeit Kühle und Erfrischung auf der Haut verschaffen – falls man eine Dose zur Hand hat. Wenn nicht, einfach mit Wasser ohne Dose die Haut benetzen. Letzteres hat einige hunderttausend Jährchen gut funktioniert, jetzt aber ausgedient. Von renommierten Abfüllern gibt es das Wasser aus der Spray-Dose schon für flockige 4 Euro im Handel.
Muss das wirklich?
3. Orangen-Abo mit Wortspiel-Garantie!
Die spannende Ergänzung des Portfolios eines der kreativeren Startups aus der deutschen Gründerszene widmet sich dem Vertrieb von Orangen im Abo-Modell. Nach dem Vorbild der Teekampagne wird der Einzelhandel umgangen und Verbraucher können sich alle zwei Wochen einen Karton Orangen liefern lassen. Die Menge der gelieferten Orangen reicht dann für täglich genau ein Glas frisch gepressten Saft. Tolle Idee! (Mir persönlich erschließt sich der Sinn nicht, aber: tolle Idee!)
Ein nicht zu unterschätzender Nebenaspekt liegt übrigens im Naming des Unternehmens. Es heißt nämlich »Oh!Saft« und lässt die damit verbundenen Befürchtungen total kreativer und irre witziger Wortspiele vorbildlichst wahr werden. Der CEO von Oh!Saft, ein bekennender »Orangensaft-Junkie«, schmückt sich zum Beispiel mit dem Titel »CEOh!«. Startup-Spirit vom Feinsten! »Oh!Saft macht Saft-Fans glücklich!«
Och nö, oder?
4. Bio-Mineralwasser
Was könnte »bio« an einem Wasser sein? Ganz einfach. Laut Hersteller liegt die Quelle des Bio-Wassers tief im Erdboden, wo sie durch mächtige Tonschichten vor Umwelteinflüssen bestens geschützt ist. Auf die Idee muss man erst mal kommen, wenn man diese mit anderen traditionsreichen Quellen vergleicht, deren Wasser ebenfalls nicht vom Klärwerk um die Ecke, sondern aus jahrtausendealten Reservoirs stammt; die also allesamt deutlich älter sind als die Umweltverschmutzung der Neuzeit.
Einen interessanten Bio-Aspekt am Wasser zitiert eine Tageszeitung (Link dazu unten): »Der Energieverbrauch bei Mineralwasser aus Flaschen ist um das 100-fache höher als bei Leitungswasser, so das Ergebnis einer Studie der Schweizer Firma ESU-Services im Jahr 2006. Daran dürfte auch Biomineralwasser nichts signifikant ändern.« Überzeugend bio also. (Auf ne Art.) Aber was anderes: Gibt’s eigentlich schon Bio-Atomkraftwerke?
Im Ernst?
5. Oh la la! Moët & Chandon im rosa Tütü!
Wirklich wahr oder Photoshop-Montage?
—–
AUFLÖSUNG:
1. Cellophan-Banane: Auf jeden! Siehe hier oder auch hier.
2. Mineralwasser-Spray: Na klar! Siehe hier oder hier.
3. Orangen-Abo: Läuft! Siehe hier.
4. Bio-Mineralwasser: Muss ja! Siehe hier und hier ein Artikel dazu.
5. Champagner im rosa Tütü: Original so kürzlich im Supermarkt fotografiert.
P.S.: Falls Sie von anderen bekloppten Produkten wissen, gerne her damit. Wir sammeln dergleichen für einen guten Zweck.
5 Kommentare
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Fabian Steiner
Da fragt man sich doch, wie das früher funktioniert hat?
Zu der Zeit als an eine Industrialisierung noch nicht zu denken war, Mineralwasser einfach nur Wasser hieß und Bananen auch ohne zusätzliche Verpackung auskamen – vom Moët ganz zu schweigen…
Apropos früher: ja, es gab schonmal so etwas wie ein Bio-AKW… Ich erinnere da an den Naturreaktor Oklo im heutigen Gabun, der vor gut 2 Milliarden Jahren aktiv war. Der war mit ca. 100 MW zwar nicht so spektakulär wie die AKWs heute, hatte aber während einer Laufzeit von 500.000 Jahren auch eine Menge Energie erzeugt.
Michael
Da wäre z.B noch die Gurke in der Dose.
mbukowski
@Michael Stimmt, die hatte ich auch schon mal gesehen. Danke!
Rulf Neigenfind
Lieber Michael Bukowski, wie weit hinter dem Mond muss man eigentlich leben, um die Ausstattung von Moët & Chandon für „bekloppt“ zu halten? Eine der ältesten und die erfolgreichste Champagner-Marke der Welt wagt mit ihren Ausstattungen, was noch nie jemand gewagt hat. Man muss nur mal deren mit goldenem MagicMarker „versudelten“ Rosé-Packungen gesehen haben, um zu verstehen, wie mutig und radikal die sind. Abgesehen davon haben heute alle grossen Champagner-Marken solche mehr oder weniger ausgefallenen Luxustragetaschen. Nur wer hinter dem Mond lebt, hat das noch nicht bemerkt.
Twix Raider
Alles ausser Tiernahrung? Da hätt ich was:
Petman Mice on Ice: Mice-Ice-Baby
Und hier ist Nomen Ohmeimei: Sterilgarda Drink Contest.
Wahnsinn geht auch unverpackt: Chiquita Werbung 2012
Weiterhin empfehle ich den heroischen Selbstversuch, am Süssigkeitenregal die „Minis“ durchzuzählen. Demnächst: Einzeln verpackte Erbsen!