Berliner Leitungswasser: Was bisher geschah

Die Berliner Medien schlagen sich gerade um unseren lang­jäh­rigen Freitag-Kolumnisten Michael Bukowski. Was ist da eigent­lich los. Warum will er bald Berliner Leitungswasser in Flaschen abge­füllt verkaufen? Hier eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse, inklu­sive meiner Warnung für über­re­gio­nale Leser: Achtung, das Berliner Leitungswasser kommt auch bald zu euch!

Freitag, 6. Mai 2011: Michael Bukowski schreibt erst­mals im Fontblog über ein Nonsenswasser, das sich die Helden seiner sati­ri­schen Buchreihe »Lektüre für Nichtleser« ausge­dacht hatten, die Balla-Balla-Werbeagentur Auweier Unhold & Partner. Weil 3478 deut­sche Wassermarken zu wenig seien, entwi­ckelten die Werber eine neue Produktlinie in den drei gleich schme­ckenden Geschmacksrichtungen »Wasser nass«, »Wasser flüssig« und »Wasser über­flüssig«. Denn: »Die ›Nassness‹ von Wasser ist der Core-Benefit des Produkts.« Die entschei­dende Marketing-Aufladung bekommt das Wasser, indem die leeren Flaschen plus Leitungswasser in Containern per Schiff nach Chile zum Abfüllen trans­por­tiert werden sollten. Mit dem Claim »Berliner Leitungswasser aus chile­ni­scher Abfüllung« wolle Auweier Unhold & Partner auf den gegen­wär­tigen Irrsinn des globalen Transports von Gütern aufmerksam machen, die auch regional vorrätig seien.

Freitag, 23. 3. 2012: Bukowski erhielt vor einigen Tagen eine Anfrage per Mail, ob er mit seinem »Wasser aus chile­ni­scher Abfüllung« als Sponsor bei einem Kongress einsteigen möchte. Nach kurzem Zögern rief er die Kongressveranstalter an und erklärte, dass es dieses Produkt eigent­lich gar nicht gäbe. Das mache jedoch gar nichts, denn er »möchte die Anfrage gerne als Anregung nutzen, das ganze wahr werden zu lassen«. Das tat er dann auch. Es kam die Bestätigung des Kongress-Teams und schon konnte es losgehen! Bukowski rief Fontblog-Leser auf, ein schönes Etikett zu gestalten.

Freitag, 13. 4. 2012: Sechs Leser hatten sich Gedanken zum neuen Wasser gemacht. Als Nebenprodukt entstanden über­zeu­gende Werbesprüche, denn aufmerk­same Kunden wissen seit langem: Was zu Hause fast umsonst aus dem Hahn kommt, lässt sich auch im Supermarkt kaufen und eigen­händig nach Hause schleppen. Ein gutes Konzept. Aber Bukowski spricht es als erster klar aus: »Why drink at home for free, if you can buy and carry!« Pflichtbewusst kaufte unser Kolumnist 12 Kästen Markenwasser, löste in der heimi­schen Badewanne die Etikette ab, klebte die neuen drauf und lieferte alles zum Kongress auf den Gendarmenmarkt.

Freitag, 18. 5. 2012: Michael Bukowski kramt noch mal die Satire von 2011 heraus und entfernt alle Klamauk-Komponenten. Was bleibt übrig? Diese nüch­terne Erkenntnis: Wasser erweist sich bei genauerer Betrachtung als absolut sinn­volles und markt­fä­higes Produkt! »Wie das, fragen Sie? Sehen Sie selbst hier auf unseres neuen Website. Außerdem freuen wir uns, wenn Ihnen dieFacebook-Page von Wasser gefällt.« Der Satiriker macht ernst und ab jetzt in Sachen Wasser.

Freitag, 8. Juni 2012: Ich sitze in meinem Wagen und fahre richtig Unter den Linden zu einer Besprechung, als ich auf Radio Eins die Ankündigung der Moderatorin vernehme, dass sie gleich mit jemandem spre­chen werde, der Berliner Leitungswasser in Flaschen abfüllen und verkaufen möchte. Und tatsäch­lich folgt wenige Minuten später das Interview mit unserem Fontblog-Kolumnisten. Ebenfalls im Studie als Gast: der Stromberg-Schauspieler Oliver Wnuk (Ulf), der dieser Idee spontan die Wertung »genial« verleiht, eine »Superidee«, vor allem weil es eine »typisch Berliner Spinneraktion« sei. Werben will er dafür nicht unbe­dingt … hat er aber doch: Hier das Interview in voller Länge …


Ein Kommentar

  1. Ines

    Es ist ja nicht so, dass es diesen Irrsinn nicht schon seit Jahren auf dem deut­schen Markt gäbe – wenn ich mich recht entsinne, ist Bonaqa (im Vertrieb von Coca Cola) nichts anderes als Leitungswasser …
    Ganz zu schweigen von der Dansani-Geschichte, die sich hier noch einmal mit Vergnügen nach­lesen lässt: http://​www​.spiegel​.de/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​0​,​1​5​1​8​,​2​8​8​8​4​3​,​0​0​.​h​tml

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