Axel Springer gestaltet jetzt Websites
Der Verlag Axel Springer hat in den letzten beiden Jahren zwei große Verteidigungskämpfe geführt (mal abgesehen von dem mit sich selbst):
- gegen die öffentlich-rechtlichen Sender, die in das Territorium des Print-Journalismus einmarschierten
- gegen Suchmaschinen, die Auszüge von Print-Nachrichten ungefragt auf News-Sammelseiten aggregierten
Jetzt wird er selbst zum Angreifer. Berliner Firmen sollen sich ihre Websites von den hauseigenen Experten texten, bebildern und gestalten lassen. Ist Webdesign der neueste Fluchtweg aus dem maroden Zeitungsgeschäft? Aber moment mal … gibt es für solche Jobs nicht erfahrene Selbstständige und zig Designbüros in der Stadt?
Wir erinnern uns: Im Sommer 2011 gab es viel Wirbel um die Online- und Mobil-Angebote von ARD und ZDF (Stichwort: Tagesschau-App). Weil deutsche Tageszeitungen befürchteten, dass die gebührenfinanzierten Sender ein kostenloses, presseartiges News-Angebot im Netz aufbauen, anstatt sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren, das Bewegtbild, gab’s Zoff. Höhepunkt der Auseinandersetzung war die gemeinsame Klage von acht Zeitungsverlagen, darunter Axel Springer, Süddeutsche und FAZ, bei der Wettbewerbskammer des Landgerichts Köln gegen ARD und NDR.
Ein Jahr später setzte sich der Axel-Springer-Verlag an die Spitze des Kampfes für ein Leistungsschutzrecht, durch das kleine Ausschnitte aus Zeitungsartikeln für ein Jahr ab Veröffentlichung gesetzlich geschützt werden sollen. Solche Snippets sind in der Regel kürzer als drei Sätze und werden in Suchergebnissen angezeigt, zusammen mit der Headline und der URL. Hierfür müsse eine angemessene Vergütung an die Verlage gezahlt werden. Am 22. März 2013 stimmte der Bundesrat der Einführung eines solchen Leistungsschutzrechtes für Presseverleger zu, wobei Snippets weiterhin kostenlos eingesetzt werden dürfen.
Vor diesem Hintergrund staunte ich nicht schlecht, als ich vor einer Woche beim Frühstück der ersten Anzeige für einen neuen hauseigenen Service in der Berliner Morgenpost (noch Axel Springer AG) begegnete. Ein fiktiver Bäckermeister Müller wendet sich handschriftlich an die MoPo-Redaktion und bittet um Hilfe für den Aufbau eines eigenen Webauftritts. »Ich kann viel erzählen über Teig und Brot und Zuckerguss. Aber SEO? Das habe ich noch nie gehört. Meine Freunde sagen aber, das bräuchte ich, damit man mich im Internet findet.«
Die Antwort kommt prompt, einen Tag später als Folgeanzeige: »Liebe Unternehmer, Sie benötigen Hilfe bei der Erstellung Ihrer Website? Dann nutzen Sie jetzt den neuen Website-Service der Berliner Morgenpost! … Sie machen Ihr Business, wir Ihre Website. Mit Hosting, SEO, Mobile Sites … inkl. individuellem Web-Design … inkl. zusätzlichem Text- und Foto-Paket.« Moment mal … die Berliner Morgenpost bietet jetzt unter morgenpost-website-service.de das Texten, Bebildern und Gestalten von Internet-Auftritten für Berliner Firmen an? Gibt es dafür nicht Texter, Bildagenturen und Webdesigner? Ist das nicht das ureigene Geschäft hunderter Selbstständiger und kleiner Kommunikations- und Designbüros in der Stadt?
Das weiß natürlich auch die Morgenpost, denn sie berichtet geradezu vorbildlich jeden Tag über die vitale Berliner Start-up-Szene. Das Blatt weiß aber auch, dass es mit dem Zeitungsgeschäft bergab geht. Genauer: Der Axel Springer Verlag weiß das. Und deshalb will er die Morgenpost mit einigen anderen Zeitungen und Magazinen bald los werden, um sich noch stärker auf das digitale Geschäft zu konzentrieren. Sollte das neue digitale Geschäft der Axel Springer AG darin besteht, junge Berufsstände arbeitslos zu machen? Oder bekommen die Berliner Unternehmer über die neue Plattform nur 08-15-Websites, auf der Basis uniformer Gestaltungsvorlagen, einschließlich billiger Stockfotos … so wie es der MoPo-Website-Service selbst vormacht?
Ein Vorschlag in Güte. Langweilige Websites gibt es schon genug. Warum nicht die starke lokale Kreativwirtschaft mit ins Boot holen und mal richtig gute Websites anbieten. Individuell getextet, bebildert und gestaltet. Klingt nach einer blühenden (digitalen) Landschaft.
21 Kommentare
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Jürgen G.
Da werfen sich doch gleich mehrere Fragen in den Vordergrund:
– Warum muss ein Bäckermeister im Internet gefunden werden?
– Warum muss der Bäckermeister eine „gute“ (vs. langweilige) Webseite haben?
– Brauchen Unternehmen, die früher mit einem Eintrag in den gelben Seiten auskamen, wirklich immer „gute“ Webseiten, oder genügt in den meisten Fällen nicht ein generisches Äquivalent zum Branchenbucheintrag?
– und ist die Produktion solcher generischen Web-Visitenkarten nicht ein ideales Feld um automatisierte Prozesse mit niedrigen Kosten auszuführen?
Ich kann dem Vorhaben, eine Masse an Kunden für Baukastenwebseiten zu gewinnen durchaus was abgewinnen. IKEA hat ja schliesslich auch Erfolg…
Christian Büning
@ Jürgen G.: ich finde es ausgesprochen logisch, dass so langsam die ersten Baukastenlösungen auf den Markt kommen. 1&1 bietet ja schon länger was ähnliches feil. Die Qualität des Angebots steht und fällt mit der Qualität der Designtemplates. Und wenn die Qualität der Designtemplates von Standardangeboten steigt, wächst zwangsläufig der Bedarf an Designlösungen, die mehr als Standard sind. Dass Springer hier den unteren Rand bedienen will, finde ich nicht unpassend.
Jürgen G.
Ein Aspekt den ich an der Anzeige lustig finde ist das Stichwort „SEO“ im Zusammenhang mit dem Bäckermeister. Was will Springer uns damit sagen? Das das Springers SEO dem Bäckermeister auf Platz 1 der Google Trefferliste führt? Was ist aber dann mit den anderen Bäckermeistern? Ich gebe zu recht unbedarft bei diesem Thema zu sein, aber unter dem Sammelbegriff „SEO“ scheinen sich eine regelrechte Branche an unbekleideten Kaisern herauszubilden.
Für mich persönlich immer wieder bewundernswert, sind mir bekannte Auftraggeber die bei allem und jedem sehr, sehr, wie sagt man, „preisbewusst“ sind, aber ihrem „SEO-Spezialisten“ Monat für Monat Beträge in den Rachen werfen, die mich staunen lassen, insbesondere angesichts der „Ergebnisse“ der seit Jahren andauernden SEO-Aktivität…
Hakan
Schon Lustig, grad heut morgen hat mich einer meiner „Kleinstkunden“ gebeten ihm sämtliche FTP Dateien seines alten Webauftrittes zukommen zu lassen, oder am besten gleich an eine bestimmte Adresse im Axel Springer Haus zu leiten.
Nach Erstellung seiner Unternehmenswebsite vor 4 Jahren gab es max. 3-4 Anpassungen die in wenigen Stunden abgearbeitet waren. Somit gab und gibt es auch kaum Pflegebedarf bei dieser Seite.
Nun fällt ein solcher „Kleinunternehmer“ auf das Springer Angebot rein auf und lässt sich auf ein monatliches Paket ein, für das er 99 bzw. 159 EUR im Monat berappen muss. Bin schon gespannt wie das ganze weiter geht.
Besonders traurig bin ich über den abtrünnigen Kunden jedenfalls nicht. Und wenn Axel Springer ab sofort weniger Schrott auf Zeitungspapier publiziert, dafür aber unwissenden Unternehmern das Geld aus der Tasche lockt solls mir nur recht sein.
Jürgen Siebert
Die hier im Blog bereits häufiger kritisierte (hochnäsige) Einstellung von Designern, über abtrünnige oder fehlende Kleinkunden nicht traurig zu sein, scheint immer noch weit verbreitet. Wenn dem so ist, kann es der Designbranche nicht so schlecht gehen (wie manche Verbände uns Jahr für Jahr vorrechnen).
Brettone
Der Kapitalismus drängt sich überall rein, „drücken und pressen“ und die Freiheit ist vergessen, ..!
Warum Springer sich da auch noch reindrücken muss, ist schon erstaunlich.
Aber wie in der Fernbusbranche, etc., in die Riesen wie Aldi einsteigen „müssen“, um sich auch dieses Geschäft nicht entgehen zu lassen, sind die vielseitigen Unternehmensoptimierer fest dabei, jedes auch noch so kleine „Bäckerle“ abzugreifen und anderen den schmalen Profit zu nehmen und mit vagen Versprechen diese Leute, Profi like. abzuzocken.
Das ist Verwertungskapitalismus in Rein-Kultur oder als Unkultur!
Die Kleinen werden an den Rand gedrängt und die Großen machen überall Extra-Profite und entdecken allseits „neue Märkte“, bis ein paar Konzerne dann alles besitzen und alles diktieren und das ist dann eine „perfekte Demokratie“, sauber! End-Sieg für Deutschland?
Jürgen G.
@Jürgen Siebert: Da möchte ich den Spiess doch umdrehen und meinen dass es eine häufig anzutreffende Designer-Einstellung ist, grundsätzlich jedem Unternehmer eine virtuelle Entsprechung von Sans-Souci anraten zu wollen – auch wenn, nach allem menschlichen Ermessen, eine Briefkastenadresse ausreichen würde.
Ich glaube, dass für das Groß der Kleinunternehmer Baukastenlösungen die perfekte Lösung im Sinne einer Kosten/nutzen Relation darstellen, und ich kann mir vorstellen dass sich mit einer rationalisierten durchorganisierten Bündelung von Dienstleistungen hier erstens Gewinn machen lässt und zweitens am Ende auch den Unternehmen geholfen ist. (Alles unter dem Vorbehalt das ich weder Preise noch Leistung/Qualität des Springer Angebots kenne).
Ich denke die Gewinnchance liegt hier in der Masse an Auftraggebern bei gleichzeitiger Automatisierung von Arbeitsabläufen (Fliessbanddesign), etwas wo kleine Dienstleister (wie z.B. ich) evtl. Schwierigkeiten haben mit zu halten. Ich freue mich aber weiterhin über jene Unternehmen die individuell angepasste Auftritte wollen oder auch brauchen.
Ingo Krepinsky
Erschreckend fände ich, wenn auf dieses Angebot wirklich viele Kleinunternehmer ansprechen. Man muss das ja nur mal durchkalkulieren.
Nehmen wir das Profiangebot von 159 EUR im Monat: Das sind 1.908 EUR im Jahr. Gehen wir davon aus, dass die Website 5 Jahre bestehen bleibt (bei kleineren Unternehmen durchaus realistisch, wenn sie nicht vorher pleite gegangen sind oder sich ein neues Outfit verpassen wollen), kommen wir auf Gesamtkosten von 9.540 EUR.
Ich gehe davon aus, dass schon für die Hälfte dieses Betrags jeder Berliner Webdesigner (in Kooperation mit einem Fotografen, einem Texter und einem Programmierer) eine Lösung mit Suchmaschinenoptimierung und weiterer Betreuung entwickeln würde, die dann nicht nach Stangenware aussieht!
Für die Kreativbranche ist dies aber auch ein Ansatz. Keine Festpreise veranschlagen, sondern alternativ mit dem Kunden eine „monatliche Miete“ vereinbaren. Das ist gerade für Kleinunternehmer und StartUps ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Modell. Dadurch könnte man sogar dem Preisdumping im Webdesign entgegenwirken.
Noch am Rande: Wahrscheinlich gibt es in den Morgenpost-Verträgen sogar Mindestlaufzeiten und Eigentumsvorbehalte. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass man den Vertrag nach einem Monat kündigen kann und dann eine tolle Website besitzt. … Ich habe eben das Kleingedruckte auf deren Website gelesen: „* Bei einer Laufzeit von 36 Monaten. Alle Preise verstehen sich zzgl. MwSt. und einer einmaligen Anschlussgebühr von 299 €.“ D. h. 3 Jahre Laufzeit und eine einmalige Gebühr noch oben drauf auf die Kalkulation …
Stefan
Die Berliner Morgenpost steht mit diesem Vorhaben nicht alleine da. Die in NRW überregional bekannte Rheinische Post bietet diesen Service ebenfalls seit geraumer Zeit an (s. RP Providing).
Von den Cliparts über Stocklogos bis hin zu Websites aus dem Baukasten gab es diese Form von Konkurrenz auch schon vorher. Die Entwicklung ist nicht neu. Und die Realität mag sein, dass man durch diese Art von Angeboten seine Zielgruppe überdenken muss. Aber ebenso, wie es immer Tischler für Individualmöbel geben wird, wird es auch Bedarf an Kommunikationsdesignern für die sich ständig im Wandel befindende Medienwelt geben.
Der (in diesem Fall) Bäcker erhält durch derlei Angebote eben „nur“ Stangenware. Es wird viele geben, denen dies reicht, was auch vollkommden okay ist. Mit steigenden Ambitionen von Unternehmern steigt aber auch der Anspruch an die eigene visuelle Identität. Ab einem bestimmten Punkt darf, soll und wird dieser Wunsch nach Eigenständigkeit durch ein solches Angebot nicht mehr abgedeckt. Und genau dort muss der potentielle Kunde abgeholt werden!
Unsere Aufgabe als Kommunikationsdesigner ist doch nicht, alle Menschen zu bekehren. Wir müssen diejenigen zu unterstützen, die
– es sich leisten können
– sich dem Wert guter visueller Gestaltung bewusst sind
– bereit sind, Verantwortung in kompetente Hände zu geben
– vor allem willens sind!
Ich bin kein Berliner. Wäre ich Berliner und selbstbewusster Kreativer, mich würde dieses Angebot (bzw. diese Verzweiflungstat) nicht nervös machen.
Christian Büning
@ Stefan: Besser hätte ich den Standpunkt aus Sicht des Berufsverbands nicht auf den Punkt bringen können. Herzlichen Dank dafür.
Doris
Der gute Bäckermeister fragt seinen Neffen oder dessen Bekannte oder einen armen Studenten der ihm eine Webseite für noch weniger Geld hinroedelt. So ist das nun mal. Ich kaufe im Gegenzug meine Brötchen beim Discounter. Einfach so.
Sharif
Es wurde bereits vorher erwähnt: Ein guter Bäckermeister mit einem funktionierenden Geschäft braucht überhaupt keine Webseite. Und da ist auch gut so.
Und wenn das Geschäft nicht so gut läuft, liegt es ganz bestimmt nicht an der fehlenden Webseite.
Jürgen Siebert
Himmel: Der Bäcker war eine fiktive Figur aus der Eigenwerbung von Axel Springer. Natürlich braucht kein Berliner Bäcker eine Website … (gute, lokal gebackene Brötchen reichen völlig aus, um in der Hauptsstadt erfolgreich mit Backwaren zu werden). Das Angebot wendet sich an ALLE Unternehmen in der Stadt.
J.P.
Was braucht man schon? Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren (erfolgreich) als selbstständiger Grafiker und habe keine Website – ja, noch nicht einmal ein Logo, eine Visitenkarte oder ein Briefpapier kann ich vorweisen. Nur ein Rechnungsformular, das ist wichtig.
Wäre ich ein Bäcker aus Berlin sähe die Sache anders aus. Dann würde ich über Zutaten, Zulieferer, Zubereitung, Infos für Allergiker, Produkte, Aktionen, usw. auf meiner ganz eigenen Website informieren wollen. ;-)
Brettone
Wirklich „erfolgreiche“ Grafiker (und das muss betont werden, denn was wäre man denn sonst?) – berichten aus ihrem besinnlichen Verwertungsalltag,
Oh wie schön, wenn man sich „an-ständig“ und „erfolgreich“ vermarktet und an das Geld-System komplett angepasst hat und dabei mit-macht, mit-ankauft und mit-verkauft, ohne sich eigene, tiefere Gedanken machen zu müssen, den Ameisen nicht unähnlicb?
Und die umfassend belobigte, gehuldigte, große „Ameise“ Spinger, darf noch „erfolgreicher“ profitieren und wird dafür allseits applaudiert, schön ist es! Denn alle wollen so sein wie sie, ..!?
Curry
@brettone: ich verstehe leider nicht was du damit sagen willst.
die welt veraendert sich. da muss man sehen wo man bleibt. und als sesselpupser ist man in der medienbranche an der falschen stelle.
ein schlecht verdienender webdesigner hat meiner meinung nach trotzdem einen angenehmeren job als ein dhl paketbote. es komnt eben darauf an was man daraus macht.
ich wuerde mich nicht an ein solches vorgefertigtes angebot von springer klammern wollen. da gibt es bessere von 1&1. oder anderen.
wenn man eine eigene existenz gruendet hat man so viele dinge zu tun, da wuerde mich die koordination mit einer agentur nerven. auf solche kleinkundenprojekte werden dann von agenturseite sowieso nur praktikanten und auszubildende angesetzt. dann lieber erstmal ein schneller baukasten der funktioniert. spaeter kann man, wenn ueberhaupt noetig, seine webseite ueberarbeiten lassen.
Anonym
Axel Springer macht übrigens nicht nur Baukasten-Websites, sondern auch Jahresberichte, Mitarbeiter-Magazine, Corporate Literature, Image-Broschüren … und das für große namhafte Kunden.
Axel Springer Corporate Media
Es ist nicht so schlau, sich auf der Position auszuruhen, dass man als Designer im Gegensatz zu Springer etwas »indviduelles« machen könne. Eine solche Argumentation (Post 9) ist nur eine Beruhigungspille – aber keine Therapie. Ich weiss nicht, ob es so gut ist, dass der Berufsverband diese Auffassung teilt.
Weil Springer tatsächlich rechnen kann und in Geschäftsmodellen denkt, haben die passende Angebote am oberen Ende (Corporate Publishing) und am unteren Ende (Baukasten-Website).
Es ist schon fast ironisch, dass ein Mega-Verlag kommen muss, um lokalen Designern vorzurechnen, wie man aus dem ungeliebten »Kleinstkunden« ein funktionierendes Business macht … (Post 8). Ich verstehe auch die Diskussion gar nicht, ob der Bäcker so etwas braucht oder nicht … das entscheiden Kleinstunternehmer einfach selbst (dafür brauchen sie tatsächlich keine Designer).
Und hier noch ein Tipp:
Business Model Generation
Brettone
@ Anonymus
Sauberer Kommentar und so was von einseitig-affirmativ, das sich die Balken biegen,
Was muss Springer „den kleinen Designern vorrechnen“, das sich „Mini Webseiten“ industriell verwaltet, „auch lohnen“?
Das ist doch wirklich gesamtwirtschaftlich und ökonomisch am Rande der Zurechnungsfähigkeit wie hier einige argumentieren, ..??
Große Konzerne (als Monopolisten) gehen prinzipiell in alle erweiterten Marktlücken/Nischen hinein, weil sie das abpuffern und handeln können und um in diesen Nischen auch noch die letzten Marktsegmente abzugreifen, um dort zu wildern und andere verhungern zu lassen oder an den Rand zu drängen.!
(Das war bei den „Webern“ so, das war danach Usus und hat sich durch alle Branchen gezogen/gefressen. Die ersten Kaufhäuser wurden auf Kosten der kleinen gewerbetreibenden Geschäftsleute eröffnet, die danach nicht mehr mithalten konnten, So wie auch heutzutage bis zu sechs Discounter an der Peripherie jeder Kleinstadt lauern, und die innerstädtischen Kaufleute ruiniert haben, in ihrem großen Gefecht, .. schlau eingefädelt, Kapitalmasse macht es immer, .. und immer wieder, ..)
Das ist die Losung des kapitalistischen Verwertungs-Projekts seit der industriellen Revolution. Das hier einige Gutmenschen und abgefeimten Verwertungs-Profis das kaltlächelnd und smart „schön reden“ und gut heissen, ist schon ein Ding,
Aber so etwas völlig undifferenziert und einseitig darzustellen, als wäre die Verwertungslogik des Großkapitals (Springer, Aldi und andere „große Marken“, .) die immer auf Monopolisierung kleinster Branche gesetzt haben, ein „wünschenswertes“ ideal und positives Werk – wunderbar – zweck orientiert, und daher alternativlos, unhinterfragbar??
Ist schon ein Hohn, diese Tatsache so eindimensional darzustellen und ihr ultra- cool, als ebensolcher „Winner“, zu zu applaudieren, ..!
Die Logik der „ehrbaren“ Großkaufleute, als Endziel und Endsieg, wie Vorbild für alle?
Anonym
@ Brettone
Man kann seine ideologische Sprachsoße über alles giessen – oder sich entspannen und nachrechnen.
Springer bekommt für eine Mikro-Website für einen von einem Designer verschmähten »Kleinstkunden« mindestens (!) 6.411 Euro – über 3 Jahre verteilt (= 2137 Euro/Jahr).
Wenn man den Gehaltsreport des BDG durchliest, sieht man, dass nahezu 47% aller selbständigen Designer einen Jahresumsatz von weniger als 30.000 Euro haben. Das ist viel zu wenig, um davon auf Dauer leben zu können … Man kann sich jetzt hinstellen, und an die Weber im 19. Jahrhundert denken – oder man überlegt, was man als schlecht verdienender Gestalter heute machen kann:
Würde man ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgen wie Springer, müsste man 10 Baukasten-Mikro-Websites/Jahr machen, um auf den selben Umsatz zu kommen … das ist weniger als eine Website/Monat. Im nächsten Jahr müsste man theoretisch keine Website machen und im Jahr darauf auch nicht … so etwas kann natürlich nur ein Monopolist von den Ausmaßen des Springer-Verlags industriell verwalten.
Ich muss nicht die Zeitungen des Verlags lesen, um anzuerkennen, dass das pfiffig gemacht ist – vor allen Dingen, weil es Springer den »Kleinstkunden« durch die Abo-Lösung leicht macht. Hier ist vielleicht die einzige Schwierigkeit bei der Übertragung auf ein kleines Designbüro … aber nicht unlösbar.
»Gutmenschen, an den Rand drängen, wildern, Endsieg, verhungern lassen, abgreifen, großes Gefecht …« … Mann, bin ich froh, dass ich nicht in Deiner (Sprach)welt leben muss.
Brettone
Affirmativer und repressiv-suggestiver, rand faschistoider, totalitärer, unpolitisch haltender Käse von Leuten (BWL’ern ?) die behaupten, Im richtigen Leben zu leben und das heißt für jene:
brutaler, ausgrenzender Wettbewerb und Konkurrenzkampf im ausgeweiteten Verwertungskapitalismus.
Das alleinige Ziel dieser nicht nachhaltigen, kannibalistischen (Jean Ziegler) – „Geschäftsoption“ ist jene, den Planeten auszurauben, auszubeuten, zu zerstören und abzubaggern: das Resultat dessen ist ein Morast und Schlick wie in tiefsten Moor mit ein paar „Geld-Reichen“, die sich Geldscheine aufs Haupt pflastern wie weiland Dagobert Duck, bevor sie versinken, …
Solche Leute sind so abgedriftet und abspacet von jeder echten humane Empfindung, das sie nur noch in Zahlen, Gleichungen und Geschäftsmodellen denken können, aber weder fühlen, leben noch echte Gefühle kennen.
Deren Helden sind abgefeimte „Real-Politiker“, wie der „ehrbare“ Helmut Schmidt, dessen Überzeugung es schon 1976 war, das hier:
„Die Bundesrepublik ist eine völlig intakte Firma: wir sind eine der allergesündesten Unternehmungen, die an der Weltwirtschaft beteiligt sind.“
…
urs
@brettone: „“““““““““
Es lebe der Schachtelsatz! Nur so nebenbei – es gibt auch Designer innerhalb anderer politischer Stroemungen. Zum Bsp. in der CDU.
Mir ist der Kapitalismus um einiges lieber als der Kommunismus.