Axel Springer gestaltet jetzt Websites

Der Verlag Axel Springer hat in den letzten beiden Jahren zwei große Verteidigungskämpfe geführt (mal abge­sehen von dem mit sich selbst):

  • gegen die öffent­lich-recht­li­chen Sender, die in das Territorium des Print-Journalismus einmarschierten
  • gegen Suchmaschinen, die Auszüge von Print-Nachrichten unge­fragt auf News-Sammelseiten aggregierten

Jetzt wird er selbst zum Angreifer. Berliner Firmen sollen sich ihre Websites von den haus­ei­genen Experten texten, bebil­dern und gestalten lassen. Ist Webdesign der neueste Fluchtweg aus dem maroden Zeitungsgeschäft? Aber moment mal … gibt es für solche Jobs nicht erfah­rene Selbstständige und zig Designbüros in der Stadt?

Morgenpost-Teaser-Anzeige für den eigenen Webdesign-Service

Wir erin­nern uns: Im Sommer 2011 gab es viel Wirbel um die Online- und Mobil-Angebote von ARD und ZDF (Stichwort: Tagesschau-App). Weil deut­sche Tageszeitungen befürch­teten, dass die gebüh­ren­fi­nan­zierten Sender ein kosten­loses, pres­se­ar­tiges News-Angebot im Netz aufbauen, anstatt sich auf ihre Kernkompetenz zu konzen­trieren, das Bewegtbild, gab’s Zoff. Höhepunkt der Auseinandersetzung war die gemein­same Klage von acht Zeitungsverlagen, darunter Axel Springer, Süddeutsche und FAZ, bei der Wettbewerbskammer des Landgerichts Köln gegen ARD und NDR.

Ein Jahr später setzte sich der Axel-Springer-Verlag an die Spitze des Kampfes für ein Leistungsschutzrecht, durch das kleine Ausschnitte aus Zeitungsartikeln für ein Jahr ab Veröffentlichung gesetz­lich geschützt werden sollen. Solche Snippets sind in der Regel kürzer als drei Sätze und werden in Suchergebnissen ange­zeigt, zusammen mit der Headline und der URL. Hierfür müsse eine ange­mes­sene Vergütung an die Verlage gezahlt werden. Am 22. März 2013 stimmte der Bundesrat der Einführung eines solchen Leistungsschutzrechtes für Presseverleger zu, wobei Snippets weiterhin kostenlos einge­setzt werden dürfen.

Vor diesem Hintergrund staunte ich nicht schlecht, als ich vor einer Woche beim Frühstück der ersten Anzeige für einen neuen haus­ei­genen Service in der Berliner Morgenpost (noch Axel Springer AG) begeg­nete. Ein fiktiver Bäckermeister Müller wendet sich hand­schrift­lich an die MoPo-Redaktion und bittet um Hilfe für den Aufbau eines eigenen Webauftritts. »Ich kann viel erzählen über Teig und Brot und Zuckerguss. Aber SEO? Das habe ich noch nie gehört. Meine Freunde sagen aber, das bräuchte ich, damit man mich im Internet findet.«

mopo02

Die Antwort kommt prompt, einen Tag später als Folgeanzeige: »Liebe Unternehmer, Sie benö­tigen Hilfe bei der Erstellung Ihrer Website? Dann nutzen Sie jetzt den neuen Website-Service der Berliner Morgenpost! … Sie machen Ihr Business, wir Ihre Website. Mit Hosting, SEO, Mobile Sites … inkl. indi­vi­du­ellem Web-Design … inkl. zusätz­li­chem Text- und Foto-Paket.« Moment mal … die Berliner Morgenpost bietet jetzt unter morgen​post​-website​-service​.de das Texten, Bebildern und Gestalten von Internet-Auftritten für Berliner Firmen an? Gibt es dafür nicht Texter, Bildagenturen und Webdesigner? Ist das nicht das urei­gene Geschäft hunderter Selbstständiger und kleiner Kommunikations- und Designbüros in der Stadt?

Das weiß natür­lich auch die Morgenpost, denn sie berichtet gera­dezu vorbild­lich jeden Tag über die vitale Berliner Start-up-Szene. Das Blatt weiß aber auch, dass es mit dem Zeitungsgeschäft bergab geht. Genauer: Der Axel Springer Verlag weiß das. Und deshalb will er die Morgenpost mit einigen anderen Zeitungen und Magazinen bald los werden, um sich noch stärker auf das digi­tale Geschäft zu konzen­trieren. Sollte das neue digi­tale Geschäft der Axel Springer AG darin besteht, junge Berufsstände arbeitslos zu machen? Oder bekommen die Berliner Unternehmer über die neue Plattform nur 08-15-Websites, auf der Basis uniformer Gestaltungsvorlagen, einschließ­lich billiger Stockfotos … so wie es der MoPo-Website-Service selbst vormacht?

Ein Vorschlag in Güte. Langweilige Websites gibt es schon genug. Warum nicht die starke lokale Kreativwirtschaft mit ins Boot holen und mal richtig gute Websites anbieten. Individuell getextet, bebil­dert und gestaltet. Klingt nach einer blühenden (digi­talen) Landschaft.


21 Kommentare

  1. Jürgen G.

    Da werfen sich doch gleich mehrere Fragen in den Vordergrund:
    – Warum muss ein Bäckermeister im Internet gefunden werden?
    – Warum muss der Bäckermeister eine „gute“ (vs. lang­wei­lige) Webseite haben?
    – Brauchen Unternehmen, die früher mit einem Eintrag in den gelben Seiten auskamen, wirk­lich immer „gute“ Webseiten, oder genügt in den meisten Fällen nicht ein gene­ri­sches Äquivalent zum Branchenbucheintrag?
    – und ist die Produktion solcher gene­ri­schen Web-Visitenkarten nicht ein ideales Feld um auto­ma­ti­sierte Prozesse mit nied­rigen Kosten auszuführen? 

    Ich kann dem Vorhaben, eine Masse an Kunden für Baukastenwebseiten zu gewinnen durchaus was abge­winnen. IKEA hat ja schliess­lich auch Erfolg…

  2. Christian Büning

    @ Jürgen G.: ich finde es ausge­spro­chen logisch, dass so langsam die ersten Baukastenlösungen auf den Markt kommen. 1&1 bietet ja schon länger was ähnli­ches feil. Die Qualität des Angebots steht und fällt mit der Qualität der Designtemplates. Und wenn die Qualität der Designtemplates von Standardangeboten steigt, wächst zwangs­läufig der Bedarf an Designlösungen, die mehr als Standard sind. Dass Springer hier den unteren Rand bedienen will, finde ich nicht unpassend.

  3. Jürgen G.

    Ein Aspekt den ich an der Anzeige lustig finde ist das Stichwort „SEO“ im Zusammenhang mit dem Bäckermeister. Was will Springer uns damit sagen? Das das Springers SEO dem Bäckermeister auf Platz 1 der Google Trefferliste führt? Was ist aber dann mit den anderen Bäckermeistern? Ich gebe zu recht unbe­darft bei diesem Thema zu sein, aber unter dem Sammelbegriff „SEO“ scheinen sich eine regel­rechte Branche an unbe­klei­deten Kaisern herauszubilden.
    Für mich persön­lich immer wieder bewun­derns­wert, sind mir bekannte Auftraggeber die bei allem und jedem sehr, sehr, wie sagt man, „preis­be­wusst“ sind, aber ihrem „SEO-Spezialisten“ Monat für Monat Beträge in den Rachen werfen, die mich staunen lassen, insbe­son­dere ange­sichts der „Ergebnisse“ der seit Jahren andau­ernden SEO-Aktivität…

  4. Hakan

    Schon Lustig, grad heut morgen hat mich einer meiner „Kleinstkunden“ gebeten ihm sämt­liche FTP Dateien seines alten Webauftrittes zukommen zu lassen, oder am besten gleich an eine bestimmte Adresse im Axel Springer Haus zu leiten.

    Nach Erstellung seiner Unternehmenswebsite vor 4 Jahren gab es max. 3-4 Anpassungen die in wenigen Stunden abge­ar­beitet waren. Somit gab und gibt es auch kaum Pflegebedarf bei dieser Seite.

    Nun fällt ein solcher „Kleinunternehmer“ auf das Springer Angebot rein auf und lässt sich auf ein monat­li­ches Paket ein, für das er 99 bzw. 159 EUR im Monat berappen muss. Bin schon gespannt wie das ganze weiter geht.

    Besonders traurig bin ich über den abtrün­nigen Kunden jeden­falls nicht. Und wenn Axel Springer ab sofort weniger Schrott auf Zeitungspapier publi­ziert, dafür aber unwis­senden Unternehmern das Geld aus der Tasche lockt solls mir nur recht sein.

  5. Jürgen Siebert

    Die hier im Blog bereits häufiger kriti­sierte (hoch­nä­sige) Einstellung von Designern, über abtrün­nige oder fehlende Kleinkunden nicht traurig zu sein, scheint immer noch weit verbreitet. Wenn dem so ist, kann es der Designbranche nicht so schlecht gehen (wie manche Verbände uns Jahr für Jahr vorrechnen).

  6. Brettone

    Der Kapitalismus drängt sich überall rein, „drücken und pressen“ und die Freiheit ist vergessen, ..!

    Warum Springer sich da auch noch rein­drü­cken muss, ist schon erstaunlich.
    Aber wie in der Fernbusbranche, etc., in die Riesen wie Aldi einsteigen „müssen“, um sich auch dieses Geschäft nicht entgehen zu lassen, sind die viel­sei­tigen Unternehmensoptimierer fest dabei, jedes auch noch so kleine „Bäckerle“ abzu­greifen und anderen den schmalen Profit zu nehmen und mit vagen Versprechen diese Leute, Profi like. abzuzocken.
    Das ist Verwertungskapitalismus in Rein-Kultur oder als Unkultur!
    Die Kleinen werden an den Rand gedrängt und die Großen machen überall Extra-Profite und entde­cken allseits „neue Märkte“, bis ein paar Konzerne dann alles besitzen und alles diktieren und das ist dann eine „perfekte Demokratie“, sauber! End-Sieg für Deutschland?

  7. Jürgen G.

    @Jürgen Siebert: Da möchte ich den Spiess doch umdrehen und meinen dass es eine häufig anzu­tref­fende Designer-Einstellung ist, grund­sätz­lich jedem Unternehmer eine virtu­elle Entsprechung von Sans-Souci anraten zu wollen – auch wenn, nach allem mensch­li­chen Ermessen, eine Briefkastenadresse ausrei­chen würde.
    Ich glaube, dass für das Groß der Kleinunternehmer Baukastenlösungen die perfekte Lösung im Sinne einer Kosten/nutzen Relation darstellen, und ich kann mir vorstellen dass sich mit einer ratio­na­li­sierten durch­or­ga­ni­sierten Bündelung von Dienstleistungen hier erstens Gewinn machen lässt und zwei­tens am Ende auch den Unternehmen geholfen ist. (Alles unter dem Vorbehalt das ich weder Preise noch Leistung/Qualität des Springer Angebots kenne).
    Ich denke die Gewinnchance liegt hier in der Masse an Auftraggebern bei gleich­zei­tiger Automatisierung von Arbeitsabläufen (Fliessbanddesign), etwas wo kleine Dienstleister (wie z.B. ich) evtl. Schwierigkeiten haben mit zu halten. Ich freue mich aber weiterhin über jene Unternehmen die indi­vi­duell ange­passte Auftritte wollen oder auch brauchen.

  8. Ingo Krepinsky

    Erschreckend fände ich, wenn auf dieses Angebot wirk­lich viele Kleinunternehmer anspre­chen. Man muss das ja nur mal durchkalkulieren. 

    Nehmen wir das Profiangebot von 159 EUR im Monat: Das sind 1.908 EUR im Jahr. Gehen wir davon aus, dass die Website 5 Jahre bestehen bleibt (bei klei­neren Unternehmen durchaus realis­tisch, wenn sie nicht vorher pleite gegangen sind oder sich ein neues Outfit verpassen wollen), kommen wir auf Gesamtkosten von 9.540 EUR. 

    Ich gehe davon aus, dass schon für die Hälfte dieses Betrags jeder Berliner Webdesigner (in Kooperation mit einem Fotografen, einem Texter und einem Programmierer) eine Lösung mit Suchmaschinenoptimierung und weiterer Betreuung entwi­ckeln würde, die dann nicht nach Stangenware aussieht!
    Für die Kreativbranche ist dies aber auch ein Ansatz. Keine Festpreise veran­schlagen, sondern alter­nativ mit dem Kunden eine „monat­liche Miete“ verein­baren. Das ist gerade für Kleinunternehmer und StartUps ein betriebs­wirt­schaft­lich sinn­volles Modell. Dadurch könnte man sogar dem Preisdumping im Webdesign entgegenwirken.

    Noch am Rande: Wahrscheinlich gibt es in den Morgenpost-Verträgen sogar Mindestlaufzeiten und Eigentumsvorbehalte. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass man den Vertrag nach einem Monat kündigen kann und dann eine tolle Website besitzt. … Ich habe eben das Kleingedruckte auf deren Website gelesen: „* Bei einer Laufzeit von 36 Monaten. Alle Preise verstehen sich zzgl. MwSt. und einer einma­ligen Anschlussgebühr von 299 €.“ D. h. 3 Jahre Laufzeit und eine einma­lige Gebühr noch oben drauf auf die Kalkulation …

  9. Stefan

    Die Berliner Morgenpost steht mit diesem Vorhaben nicht alleine da. Die in NRW über­re­gional bekannte Rheinische Post bietet diesen Service eben­falls seit geraumer Zeit an (s. RP Providing).

    Von den Cliparts über Stocklogos bis hin zu Websites aus dem Baukasten gab es diese Form von Konkurrenz auch schon vorher. Die Entwicklung ist nicht neu. Und die Realität mag sein, dass man durch diese Art von Angeboten seine Zielgruppe über­denken muss. Aber ebenso, wie es immer Tischler für Individualmöbel geben wird, wird es auch Bedarf an Kommunikationsdesignern für die sich ständig im Wandel befin­dende Medienwelt geben. 

    Der (in diesem Fall) Bäcker erhält durch derlei Angebote eben „nur“ Stangenware. Es wird viele geben, denen dies reicht, was auch voll­kommden okay ist. Mit stei­genden Ambitionen von Unternehmern steigt aber auch der Anspruch an die eigene visu­elle Identität. Ab einem bestimmten Punkt darf, soll und wird dieser Wunsch nach Eigenständigkeit durch ein solches Angebot nicht mehr abge­deckt. Und genau dort muss der poten­ti­elle Kunde abge­holt werden! 

    Unsere Aufgabe als Kommunikationsdesigner ist doch nicht, alle Menschen zu bekehren. Wir müssen dieje­nigen zu unter­stützen, die 

    – es sich leisten können
    – sich dem Wert guter visu­eller Gestaltung bewusst sind
    – bereit sind, Verantwortung in kompe­tente Hände zu geben
    – vor allem willens sind! 

    Ich bin kein Berliner. Wäre ich Berliner und selbst­be­wusster Kreativer, mich würde dieses Angebot (bzw. diese Verzweiflungstat) nicht nervös machen.

  10. Christian Büning

    @ Stefan: Besser hätte ich den Standpunkt aus Sicht des Berufsverbands nicht auf den Punkt bringen können. Herzlichen Dank dafür.

  11. Doris

    Der gute Bäckermeister fragt seinen Neffen oder dessen Bekannte oder einen armen Studenten der ihm eine Webseite für noch weniger Geld hinroe­delt. So ist das nun mal. Ich kaufe im Gegenzug meine Brötchen beim Discounter. Einfach so.

  12. Sharif

    Es wurde bereits vorher erwähnt: Ein guter Bäckermeister mit einem funk­tio­nie­renden Geschäft braucht über­haupt keine Webseite. Und da ist auch gut so.
    Und wenn das Geschäft nicht so gut läuft, liegt es ganz bestimmt nicht an der fehlenden Webseite.

  13. Jürgen Siebert

    Himmel: Der Bäcker war eine fiktive Figur aus der Eigenwerbung von Axel Springer. Natürlich braucht kein Berliner Bäcker eine Website … (gute, lokal geba­ckene Brötchen reichen völlig aus, um in der Hauptsstadt erfolg­reich mit Backwaren zu werden). Das Angebot wendet sich an ALLE Unternehmen in der Stadt.

  14. J.P.

    Was braucht man schon? Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren (erfolg­reich) als selbst­stän­diger Grafiker und habe keine Website – ja, noch nicht einmal ein Logo, eine Visitenkarte oder ein Briefpapier kann ich vorweisen. Nur ein Rechnungsformular, das ist wichtig.

    Wäre ich ein Bäcker aus Berlin sähe die Sache anders aus. Dann würde ich über Zutaten, Zulieferer, Zubereitung, Infos für Allergiker, Produkte, Aktionen, usw. auf meiner ganz eigenen Website infor­mieren wollen. ;-)

  15. Brettone

    Wirklich „erfolg­reiche“ Grafiker (und das muss betont werden, denn was wäre man denn sonst?) – berichten aus ihrem besinn­li­chen Verwertungsalltag, 

    Oh wie schön, wenn man sich „an-ständig“ und „erfolg­reich“ vermarktet und an das Geld-System komplett ange­passt hat und dabei mit-macht, mit-ankauft und mit-verkauft, ohne sich eigene, tiefere Gedanken machen zu müssen, den Ameisen nicht unähnlicb? 

    Und die umfas­send belo­bigte, gehul­digte, große „Ameise“ Spinger, darf noch „erfolg­rei­cher“ profi­tieren und wird dafür allseits applau­diert, schön ist es! Denn alle wollen so sein wie sie, ..!?

  16. Curry

    @brettone: ich verstehe leider nicht was du damit sagen willst.

    die welt veraen­dert sich. da muss man sehen wo man bleibt. und als sessel­pupser ist man in der medi­en­branche an der falschen stelle. 

    ein schlecht verdie­nender webde­si­gner hat meiner meinung nach trotzdem einen ange­neh­meren job als ein dhl paket­bote. es komnt eben darauf an was man daraus macht. 

    ich wuerde mich nicht an ein solches vorge­fer­tigtes angebot von springer klam­mern wollen. da gibt es bessere von 1&1. oder anderen. 

    wenn man eine eigene exis­tenz gruendet hat man so viele dinge zu tun, da wuerde mich die koor­di­na­tion mit einer agentur nerven. auf solche klein­kun­den­pro­jekte werden dann von agen­tur­seite sowieso nur prak­ti­kanten und auszu­bil­dende ange­setzt. dann lieber erstmal ein schneller baukasten der funk­tio­niert. spaeter kann man, wenn ueber­haupt noetig, seine webseite ueber­ar­beiten lassen.

  17. Anonym

    Axel Springer macht übri­gens nicht nur Baukasten-Websites, sondern auch Jahresberichte, Mitarbeiter-Magazine, Corporate Literature, Image-Broschüren … und das für große namhafte Kunden. 

    Axel Springer Corporate Media

    Es ist nicht so schlau, sich auf der Position auszu­ruhen, dass man als Designer im Gegensatz zu Springer etwas »indvi­du­elles« machen könne. Eine solche Argumentation (Post 9) ist nur eine Beruhigungspille – aber keine Therapie. Ich weiss nicht, ob es so gut ist, dass der Berufsverband diese Auffassung teilt. 

    Weil Springer tatsäch­lich rechnen kann und in Geschäftsmodellen denkt, haben die passende Angebote am oberen Ende (Corporate Publishing) und am unteren Ende (Baukasten-Website).

    Es ist schon fast ironisch, dass ein Mega-Verlag kommen muss, um lokalen Designern vorzu­rechnen, wie man aus dem unge­liebten »Kleinstkunden« ein funk­tio­nie­rendes Business macht … (Post 8). Ich verstehe auch die Diskussion gar nicht, ob der Bäcker so etwas braucht oder nicht … das entscheiden Kleinstunternehmer einfach selbst (dafür brau­chen sie tatsäch­lich keine Designer).

    Und hier noch ein Tipp:
    Business Model Generation

  18. Brettone

    @ Anonymus

    Sauberer Kommentar und so was von einseitig-affir­mativ, das sich die Balken biegen,
    Was muss Springer „den kleinen Designern vorrechnen“, das sich „Mini Webseiten“ indus­triell verwaltet, „auch lohnen“?
    Das ist doch wirk­lich gesamt­wirt­schaft­lich und ökono­misch am Rande der Zurechnungsfähigkeit wie hier einige argumentieren, ..??

    Große Konzerne (als Monopolisten) gehen prin­zi­piell in alle erwei­terten Marktlücken/Nischen hinein, weil sie das abpuf­fern und handeln können und um in diesen Nischen auch noch die letzten Marktsegmente abzu­greifen, um dort zu wildern und andere verhun­gern zu lassen oder an den Rand zu drängen.!
    (Das war bei den „Webern“ so, das war danach Usus und hat sich durch alle Branchen gezogen/gefressen. Die ersten Kaufhäuser wurden auf Kosten der kleinen gewer­be­trei­benden Geschäftsleute eröffnet, die danach nicht mehr mithalten konnten, So wie auch heut­zu­tage bis zu sechs Discounter an der Peripherie jeder Kleinstadt lauern, und die inner­städ­ti­schen Kaufleute ruiniert haben, in ihrem großen Gefecht, .. schlau einge­fä­delt, Kapitalmasse macht es immer, .. und immer wieder, ..)

    Das ist die Losung des kapi­ta­lis­ti­schen Verwertungs-Projekts seit der indus­tri­ellen Revolution. Das hier einige Gutmenschen und abge­feimten Verwertungs-Profis das kalt­lä­chelnd und smart „schön reden“ und gut heissen, ist schon ein Ding,
    Aber so etwas völlig undif­fe­ren­ziert und einseitig darzu­stellen, als wäre die Verwertungslogik des Großkapitals (Springer, Aldi und andere „große Marken“, .) die immer auf Monopolisierung kleinster Branche gesetzt haben, ein „wünschens­wertes“ ideal und posi­tives Werk – wunderbar – zweck orien­tiert, und daher alter­na­tivlos, unhinterfragbar??

    Ist schon ein Hohn, diese Tatsache so eindi­men­sional darzu­stellen und ihr ultra- cool, als eben­sol­cher „Winner“, zu zu applaudieren, ..!

    Die Logik der „ehrbaren“ Großkaufleute, als Endziel und Endsieg, wie Vorbild für alle?

  19. Anonym

    @ Brettone

    Man kann seine ideo­lo­gi­sche Sprachsoße über alles giessen – oder sich entspannen und nachrechnen.

    Springer bekommt für eine Mikro-Website für einen von einem Designer verschmähten »Kleinstkunden« mindes­tens (!) 6.411 Euro – über 3 Jahre verteilt (= 2137 Euro/Jahr).

    Wenn man den Gehaltsreport des BDG durch­liest, sieht man, dass nahezu 47% aller selb­stän­digen Designer einen Jahresumsatz von weniger als 30.000 Euro haben. Das ist viel zu wenig, um davon auf Dauer leben zu können … Man kann sich jetzt hinstellen, und an die Weber im 19. Jahrhundert denken – oder man über­legt, was man als schlecht verdie­nender Gestalter heute machen kann:

    Würde man ein ähnli­ches Geschäftsmodell verfolgen wie Springer, müsste man 10 Baukasten-Mikro-Websites/Jahr machen, um auf den selben Umsatz zu kommen … das ist weniger als eine Website/Monat. Im nächsten Jahr müsste man theo­re­tisch keine Website machen und im Jahr darauf auch nicht … so etwas kann natür­lich nur ein Monopolist von den Ausmaßen des Springer-Verlags indus­triell verwalten.

    Ich muss nicht die Zeitungen des Verlags lesen, um anzu­er­kennen, dass das pfiffig gemacht ist – vor allen Dingen, weil es Springer den »Kleinstkunden« durch die Abo-Lösung leicht macht. Hier ist viel­leicht die einzige Schwierigkeit bei der Übertragung auf ein kleines Designbüro … aber nicht unlösbar.

    »Gutmenschen, an den Rand drängen, wildern, Endsieg, verhun­gern lassen, abgreifen, großes Gefecht …« … Mann, bin ich froh, dass ich nicht in Deiner (Sprach)welt leben muss.

  20. Brettone

    Affirmativer und repressiv-sugges­tiver, rand faschis­to­ider, tota­li­tärer, unpo­li­tisch haltender Käse von Leuten (BWL’ern ?) die behaupten, Im rich­tigen Leben zu leben und das heißt für jene:
    brutaler, ausgren­zender Wettbewerb und Konkurrenzkampf im ausge­wei­teten Verwertungskapitalismus. 

    Das allei­nige Ziel dieser nicht nach­hal­tigen, kanni­ba­lis­ti­schen (Jean Ziegler) – „Geschäftsoption“ ist jene, den Planeten auszu­rauben, auszu­beuten, zu zerstören und abzu­bag­gern: das Resultat dessen ist ein Morast und Schlick wie in tiefsten Moor mit ein paar „Geld-Reichen“, die sich Geldscheine aufs Haupt pflas­tern wie weiland Dagobert Duck, bevor sie versinken, …

    Solche Leute sind so abge­driftet und abspacet von jeder echten humane Empfindung, das sie nur noch in Zahlen, Gleichungen und Geschäftsmodellen denken können, aber weder fühlen, leben noch echte Gefühle kennen.

    Deren Helden sind abge­feimte „Real-Politiker“, wie der „ehrbare“ Helmut Schmidt, dessen Überzeugung es schon 1976 war, das hier:

    „Die Bundesrepublik ist eine völlig intakte Firma: wir sind eine der aller­ge­sün­desten Unternehmungen, die an der Weltwirtschaft betei­ligt sind.“

  21. urs

    @brettone: „“““““““““

    Es lebe der Schachtelsatz! Nur so nebenbei – es gibt auch Designer inner­halb anderer poli­ti­scher Stroemungen. Zum Bsp. in der CDU.

    Mir ist der Kapitalismus um einiges lieber als der Kommunismus.

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