Antithesis: 3D-Tanzmusikfilm um eine Schrift

Heute startet das Crowd-Funding für ein unge­wöhn­li­ches Filmprojekt: Der junge Designer und Multimedia-Künstler Yanone (siehe auch: Amman – die Stadt, die Schrift, der Film, Fontblog am 19. 10. 2010) dreht einen Tanzmusikfilm, dessen Konzept einer neuen Schriftfamilie Antithesis entlehnt ist. Sie ist Yanones Meisterstück der Schriftgestaltungsklasse Type and Media an der Königlichen Akademie in Den Haag. Ihre Besonderheit: Die Spannung zwischen drei unglei­chen Polen. Anders als bei vielen Schriftfamilien üblich, besteht sie nicht aus einer Vielfalt von Schnitten, die dem glei­chen Konstruktionsprinzip folgen. Antithesis besteht aus nur drei Schnitten, deren Konstruktion sich inner­halb der Formensprache maßgeb­lich unter­scheidet. Die Normale ist eine scharf­kantig geschnit­tene Slab-Serif, die Kursive eine verbun­dene Schreibschrift und die Fette eine seri­fen­lose Grotesk — in der Schriftenwelt ist diese Kombination eher selten, wenn nicht sogar einmalig.

Schon während des Studiums hatte Yanone die Idee, dieses Konzept der Spannung für einen Kunstfilm zu verwenden. Im Sommer 2011, nach Ende des einjäh­rigen Master-Studiums, hatte er nach Gesprächen mit der lang­jährig befreun­deten freien Dresdner Tänzerin Johanna Roggan und mehreren Festivalbesuchen in der Psytrance-Szene die entschei­dende Idee: Ein unge­fähr zehn­mi­nü­tiger Tanzmusikfilm, in dem er Johanna Roggan ganz ins Rampenlicht stellt und ihr die Freiheit lässt, die gemeinsam erar­bei­tete Handlung rund um die Spannung zwischen drei Polen, den drei Phasen der philo­so­phi­schen Dialektik (These, Antithese und Synthese) und den drei Phasen der Entstehung des Universums nach hindu­is­ti­schem Glauben (Entstehung, Dauer und Auflösung) aufs Parkett zu bringen.

Der Film soll außerdem durch eine aufwen­dige 3D-Produktion begeis­tern. »Ich bin beein­druckt vom Medium des 3D-Films«, so der Schriftkünstler und ange­hende Filmemacher, »aber auch enttäuscht von der geringen Bereitschaft erfolg­rei­cher 3D-Kinofilme, sich über die bloße Räumlichkeit hinaus kreativ mit dem Medium ausein­ander zu setzen. Schwerter und Bälle, die den Zuschauern ins Gesicht fliegen, können es noch nicht gewesen sein.« Schließlich lag auch der Gedanke nahe, die Filmmusik in die Räumlichkeit zu tragen. Der Berliner Komponist Georg Bauer war begeis­tert vom Thema und schnell bereit, die Komposition und Produktion der Musik im Raumklang zu übernehmen.

Finanziert werden soll der Film durch das zuneh­mend erfolg­reiche Crowd-Funding, den massen­haft einge­wor­benen Spenden von Interessenten aus aller Welt über Internet-Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo. »Ich bin mir bewusst«, sagt Yanone, »dass vor allem bei Kunstfilmen den Filmemachern über Crowd-Funding einge­wor­benes Geld nicht gerade geschenkt wird«. Deshalb hat er eine Idee, die ihm Mut macht. Als Gegenleistung möchte er den Spendern neben gedruckten Plakaten die zum Projekt gehö­rende Schriftfamilie Antithesis in digi­taler Form schenken. Eine tolle Gelegenheit für Gestalter mit Interesse an neuen Schriften, die später profes­sio­nell erschei­nende Schriftfamilie zu einem Bruchteil ihres Werts zu ergat­tern. »Zwar verliere ich durch das Verschenken der Schrift an die Spender viele spätere Käufer, doch immerhin kann ich dadurch die Produktionskosten des Films tragen«, freut sich Yanone.

Heute beginnt die Crowd-Funding-Phase auf der inter­na­tional agie­renden Plattform Indiegogo: http://​www​.indiegogo​.com/​a​n​t​i​t​h​e​sis. Weitere Informationen rund um die Schriftfamilie und das Filmprojekt präsen­tiert Yanone in regel­mä­ßigen Abständen auf der Projektseite im Internet unter http://​anti​thesis​.de.

Im Winter möchte Yanone die Schriftfamilie fertig stellen, damit er sie alsbald an die Spender versenden kann. Im Frühjahr und Sommer 2013 wird er mit seinem Team den Film abdrehen und im Herbst nach­be­ar­beiten. Gegen Ende 2013, also gut ein Jahr nach Beginn der Spendenaktion, soll der Film veröf­fent­licht werden, im Internet und auf eigens orga­ni­sierten Vorführungen. Zur glei­chen Zeit soll dann die Antithesis-Schriftfamilie exklusiv über das FontShop-Netzwerk vermarktet werden.


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