Touristen-Verarsche-Design

sealifevorder
Ob Piccadilly Circus, Tivoli, Prinsengracht, Place de la Concorde, Spanische Treppe, Kudamm oder Ballermann: Diese bunten Handzettel für Touristen sind in ganz Europa gleich gestrickt. Ich frage mich, wie es zu diesem Gleichklang kommt, zu dieser Ramsch-Solidarität, die ganz sicher nicht von einer globalen Macht gelenkt wird. Möglicherweise hängt es mit der begrenzten Seriösität der beworbenen Einrichtungen zusammen. Sie haben meist mehr zu verbergen, als sie zeigen können. Dementsprechend nichts sagend sind die Werbezettel. Und die visuellen Methoden sind immer die gleichen:
• knallbunte Text-im-Bild-Gestaltung
• Schriften mit Schatten, Konturen und Verläufen
• sich selbst entlarvende Fotomontagen
• keine Details aus dem Innenleben des Etablissements
• übertriebene »Sensationssprache«
• Schweinebauch-Rabattangebot
sealifeback
Meist werden Jahrmarktnummern in festen Gebäuden angepriesen: Wachsfiguren, Spiegelkabinette, Horror-Ausstellungen, Tier-Idyllen, Zaubereien und Artistisches. Ich bin aus zwei Gründen immun gegen solche Anbahnungsversuche. Erstens verpuffen diese visuellen Schleimereien aufgrund meines Augenfilters, zweitens demaskieren sich die Werbenden – auch für das grafisch ungeschulte Auge – durch diese Türsteher-Baggerei: Wer Neukunden, das sind Touristen immer, bereits zu Beginn der Geschäftsanbahnung mit einem Preisnachlass lockt, hat etwas zu verbergen.
Den Begriff Touristen-Verarsche habe ich vom Berliner Kabarettisten Kurt Krömer ausgeliehen, dem hoffentlich bald bundesweite Aufmerksamkeit beschieden sein wird. Auf seiner CD Na Du Alte Kackbratze befindet sich der Sketch »Wir Berliner Sind ja quasi die Erfinder der Freundlichkeit«, in dem er schildert, wie ein typischer Berliner (Krömer selbst) mit seinen Gästen ein Touristen-Verarsche-Programm durchzieht. Hörprobe hier im Player.
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