Pfui Spinne, Frau »Diplom Designer«

Als ich jüngst meine Tochter vom Gitarrenkurs an der Zehlendorfer Nord-Schule abholte, stieß ich dort auf einen großspurigen DIN-A4-Aushang: »Express yourselves, kids! ... In diesem Kurs wirst du lernen, wie du deine eigenen Publikationen herstellst und kreierst. ... dies ist einfacher als du denkst! Wir brauchen nur Text, Ideen, ein paar Grafiken und Microsoft Word, um effektive, eyecatching Designs selbst herzustellen.« Hilfe: Wer schützt unsere Kinder vor Design-Scharlatanen?

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Die Absenderin behauptet von sich ein »Diplom Designer« zu sein. Die Gestaltung des Papiers, auf dem dies geschrieben steht, widerspricht dieser Behauptung ... sprachlich und gestalterisch. Wer behauptet, Word sei ein Gestaltungsprogramm, der lügt oder weiß nicht was Gestaltung ist.
»Als Designer entwickle ich viele kreative Print-Produkte und Web-Sites in meiner eigenen Agentur. Als Mutter möchte ich, dass unsere Kinder den Computer als ihr eigenes Kreativpotential entdecken und lieben lernen.« Au weia, so viel gebündelte Kreativität auf einem Haufen ...
So geht das spaltenlang weiter: »Der Computer wird in naher Zukunft Schulhefte und Schulbücher gleichberechtigt ergänzen.« Hoffentlich nicht ersetzen. »Zudem werdet ihr einen großen Fortschritt in eurer Rechtschreibfähigkeit feststellen ...« Etwas durch die eingebaute Korrekturhilfe in Word? »Durch das Tippen werdet ihr entdecken, wie man schwierige Wörter schreibt.« Wahrscheinlich so schwierige wie diese: »Come and join us!« Wenn diese Drucksache den Beweis für den Nutzen von Computern liefern soll, müsste man umgehend alle Rechner an unseren Schulen wegschließen.
Liebe Leitung der Nord-Schule: Bitte lass diesen Kurs nie stattfinden!

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Außenseiten eines Aushangs an der Zehlendorfer Nord-Schule, der für einen Schüler-Computer-Design-Kurs wirbt

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Nur eins dürfte an diesem Flyer wahr sein: dass er mit Microsoft Word gestaltet wurde
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