Gratuliere, Paul McCartney

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Heute wird Paul McCartney 64. Im Sommer 1967 habe ich bei einem zwei Jahre älteren Freund zum ersten Mal »Sgt. Pepper’s« gehört, das beste Album der Beatles bis dahin. Den zweiten Titel auf der B-Seite, When I’m Sixty-Four (hier in der Version von Kenny Ball and his Jazzman, ziemlich dicht am Original) belächelte er abfällig: »musikalisch rückwärts gewandt«, »kitschig«, »Stilkopie«.
Der jazz-artige Song stammte aus der Feder von Paul McCartney, der seinen Text später als »eine Parodie auf das Leben im Norden« beschrieb. Ich hatte keine Ahnung vom Alltag der Senioren im Norden Englands, konnte es als 13-Jähriger allenfalls in Verbindung bringen mit Altersheim oder am-Stock-gehen.
Die gewinnende Fröhlichkeit von McCartneys Gesang ging meinem Kumpel auf den Sack, George Martins Klarinette nervte ihn: »Ein Song für unsere Eltern, oder ...?!« hob er an, wie zu einer Grabrede. Ich lernte an diesem Tag, dass Popmusik eine verdammt anregendes Streitobjekt sein kann. Zu einem schnellen Urteil über »Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band« war ich noch nicht fähig, weil ich nur die Hälfte von dem begriff, was in den 40 Minuten abging.
Erst mit erscheinen des weißen Doppelalbums 1968 setzte ich mich tiefer mit den Beatles auseinander. Ein Jahr später erschien das illustrierte Beatles-Songbook von Alan Aldridge, das ich immer wieder zur Hand nahm, natürlich wegen der Texte, aber auch wegen der surrealen Illustrationen, zu denen sich verschiedene Künstler von den Songs inspirieren ließen.
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Der Mathematiker und Computergrafiker Kai Krause auf der TYPO 99

Die Zeichnung zu »When I’m Sixty-Four« zeigte die Beatles mit 64, also rund 40 Jahre später. Ich war fasziniert von der Karikatur (oben rechts). Heute muss ich feststellen, das (1) nur noch zwei Beatles leben, und dass (2) auch die alten Beatles aussehen wie zu Sgt. Peppers Zeiten (links), was hauptsächlich mit dem damaligen Bartschmuck zusammenhängt. Tatsächlich ist Paul McCartney heute rasiert, hat kein Schwabbelkinn, schaut aber etwas unglücklicher drein, weil seine Ehe mit Heather Mills gerade in die Brüche gegangen ist.
Ich habe mir immer eine Software gewünscht, die den Alterungsprozess eines Gesichtes simuliert. Kai Krause war meine stille Hoffnung. Ende der 90er Jahre begeisterte er die Computer-Grafiker mit Photoshop-Filtern (Kai’s Power Tools), die fast alles simulieren konnten. Am Rande der TYPO 99 sprachen wir über einen Alterungs-Filter und umrissen das Interface: Schieberegler für das Lebensjahr (Zeit-Achse), numerische Einstellungen für negativen Lebensstil (Anzahl der Zigaretten pro Tag, Alkohol pro Woche in cl., Essgewohnheiten, ...), Buttons für Bärte und dergleichen mehr. Leider ist es nie zu einem fertigen Produkt gekommen.
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