Automatisch gezeichnete U-Bahn-Spinnen

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»Die Schönheit des Untergrundes« war ein 2-seitiger Artikel des Typo-2003-Sprechers Klemens Polatschek (Staubsauger-Beutel) in der gestrigen FAZ betitelt. Der Beitrag fehlt in der Online-Ausgabe der Sonntagszeitung (eine Lücke zwischen Seite 61 und 66), so dass Sie sich nicht nur 1,50 sparen können, sondern auch noch dumm nach Hause fahren müssen.
Halb so wild, denn Polatschek verrät uns die Quellen seiner Recherche, die wir uns nun im Original in Haus holen können: kostenlos. Es geht um die Diplomarbeit von Martin Nöllenburg mit dem Titel »Automated Drawing Of Metro Maps.« (PDF, 70 S, 6,1 MB), die er im August 2005 in der Fakultät für Informatik der Universität Karlsruhe abgeliefert hat. Gemeinsam mit Prof. Alexander Wolff entwickelte er eine Software, mit der sich die bekannten U-Bahn-Spinnen automatisch zeichnen lassen. Dabei presst das Programm den geografischen Verlauf der U-Bahnlinien in ein übersichtliches oktilineares Schema. Erfunden hat diese Methode bereits 1931 der technische Zeichner Henry C. Beck, für die Londoner U-Bahn.
Keine triviale Aufgabe, weder für Mensch, noch Maschine: Die Software »Metro Maps« der Karlsruher Informatiker brauchte 15 Minuten für das Londoner Metro-Netz ... ohne Beschriftung, für die es auch nach 2 Tagen keine brauchbare Lösung fand. Und so versteht sich die Software auch nicht als Ersatz für menschliche Designer, sondern als Hilfsmittel; der Code werde – laut FAZ – demnächst frei gegeben.
Die Abbildung dieses Beitrags stammt aus der Diplomarbeit und zeigt das experimentelle Ergebnis für das Sydney Rail System (Mitte) im Vergleich zum geografischen Verlauf (oben) und dem offiziellen U-Bahn-Plan von Sydney. Diesen kann man sich auch über die Seite UrbanRail.net anschauen, die fast alle U-Bahn-Pläne der Welt führt bzw. zu dem interaktiven Home-Pages der Betreiber linkt.
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