Nachfolger für Type Reunion gefunden?


Nicht ganz. Doch die Shareware FontCard kommt ganz dicht ran. Die OS-X-Erweiterung arbeitet eng mit der Fontverwaltung Schriftsammlung zusammen, in der sich individuelle Font-Kollektionen anlegen lassen, ähnlich der Wiedergabelisten in iTunes . Eine solche Kollektion vereint verschiedene Fonts oder Font-Familien. FontCard befördert diese selbst definierten Sammlungen an die Spitze des Font-Menüs, und entfaltet deren Inhalt per Submenü. Zieht man nun eine Großfamilie in die Schriftsammlung, wird diese zur Kollektion und somit zu einem einzigen Eintrag im Schriftmenü mit allen Einzelschnitten in einem Untermenü. Voilà ...


Das Problem ist bekannt und verleidet viele Designern die Freude an OS X: das endlose Schriftmenü. Dafür sorgen alleine schon die - erfreulicherweise vielen - von Apple mitgelieferten Schriften. Lädt man sich dann noch ein paar Powerfamilien dazu, zum Beispiel die kompletten ITC Officina Sans und Serif (50 Schnitte) und noch eine FF Fago (über 100 Schnitte), dann ist das Anwählen eines gesuchten Schriftschnittes im Menü eine wahre Geduldsprobe.
Die Systemerweiterung FontCard ($ 17, Unsanity) bietet einen Ausweg. Das kleine Programm baut das FontMenü von Carbon-Programmen um, zum Beispiel die meisten Adobe-Anwendungen (InDesign, Illustrator, ...), Quark XPress und Microsoft Office; demnächst soll es auch in OS-X-nativen Cocoa-Programmen seinen Dienst tun (z. B. TextEdit, Keynote). Neben eher unwichtigen Features wie »Darstellung der Schriftnamen in der eigenen Schrift«, oder der Kennzeichnung des Schriftformats (TT, OT, PS) mit einem kleinen Icon, fügt FontCard die Schriftsammlungen aus der gleichnamigen Apple-Fontverwaltung an den Anfang eines jeden Font-Menüs:



Als Bonbon pflegt es automatisch noch den Schnellzugriff zu den zuletzt verwendeten Schriften (erster Menüpunkt) und den Favoriten aus der Cocoa-Schriftauswahl (immerhin). Das Verwalten mit der Schriftsammlung ist sehr einfach und viele Anwender ziehen es wegen seiner Betriebssicherheit dem Kauf-Utility Suitcase XI vor. Im Vergleich zu diesem hat das Apple-Programm nur zwei Nachteile, die hoffentlich in späteren Versionen ausgebügelt werden: es kennt keine Auto-Aktivierung von Schriften und es bewegt (oder kopiert) die Schriften physisch in einen der von OS X bereitsgestellten Fonts-Ordner; welchen, das kann man selbst festlegen. So sieht die zum obigen Fontmenü gehörige Schriftsammlung aus:



Was FontCard nicht kann: eine in Einzelschnitte zerschlagene Familie zu einem Familien-Eintrag zusammenführen, so wie das Type-Reunion gemacht hat. Dies geht unter OS X übrigens nur noch mit jenen Schriften, die vom Lieferanten stilverlinkt wurden. Darum sorgt FontCard nicht wirklich für ein kurzes Schriftenmenü. Unter den im oberen Bereich angezeigten Kollektionen finden sich alle aktiven Schriften auch noch mal einzeln wieder. Das muss einen jedoch nicht stören, wenn man über eine Kollektion darüber bereits zum gewünschten Schnitt gefunden hat.
Zum Schluss stellt sich die Frage: warum stellen die Schriftenhäuser überhaupt Fontfamilien her, die sich im Menü so breit machen. Der Grund hierfür liegt in der Cross-Plattform-Kompatibilität der Schriften. Natürlich könnten die Hersteller spezielle OS-X-Versionen ihrer Fonts ausliefern, mit dem Nachteil, das sich solche stilverlinkten Schriften unter OS X anders verhalten würden wie unter Windows. Das war zwar früher auch oft der Fall, aber im Zeitalter der OpenTypes, wo eine Fontdatei sowohl unter Mac-OS und unter Windows verwendet kann, gilt die neu gewonnenen Kompatibilität als die wertvollere Errungenschaft - leider auf Kosten der Übersicht im Font-Menü. Aber: versuchen Sie Ihr Glück mit FontCard, bis Apple eine andere Lösung gefunden hat.

Herausgegeben: Di - März 2, 2004 at 03:17 nachm.         |


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