Die 10 häufigsten Publishing-Satzfehler


Eine Woche lang haben wir Drucksachen und Webseiten durchforstet, um die häufigsten Satzfehler aufzuspüren. Dann wurde gezählt, bewertet und geurteilt. So entstand das FontShop Ranking der Satzfehler. Wir treffen auf viele alte Bekannte, aber auch Jungstars sind unter den Top-Ten, wie das Deppenapostroph und der verschwundene Bindestrich. Zum Satzfehler-Ranking ...



Seit Beginn des Computer-Publishing (DTP) Ende der 80er Jahre setzt sich FontShop dafür ein, dass die Qualität der Typografie erhalten bleibt. Mit dem computergestützten Publizieren starb der Beruf des Setzers aus. Heute kann jeder »ungelernte« Schreiberling layouten, designen, drucken, Webseiten publizieren oder bloggen. Doch Vorsicht: die schlampige Form eines gut verfassten Textes untergräbt seine Verlässlichkeit. Die typografischen Spielregeln der klassischen Medien zu beherrschen steigert die eigene Professionalität.
Zum Glück wickeln viele Gestaltungsprogramme automatisch die meisten Tätigkeiten des Setzens ab: Randausgleich, Trennungen, Tracking, Stilvorlagen und dergleichen mehr. Doch man sollte schon wissen, was man als Default einstellt. Und Wissen ist auch nötig, um das eigene Werk Korrektur zu lesen und zu beurteilen. Also: Wir kommen an den guten alten Regeln der Typografie nicht vorbei. Wenn Sie die hier gezeigten Top-Ten-Typo-Fehler vermeiden, wird die typografische Qualität Ihrer Texte kaum zu kritisieren sein..



1. Falsche An- und Abführungen
Seit Jahren der häufigste Fehler im Computersatz. Immer wieder wird, wie bei einer Schreibmaschine, das Zoll- bzw. Sekundenzeichen verwendet: "Beispiel". Richtig wäre dies „Beispiel“ oder das »Beispiel«. Die korrekten Gänsefüßchen vorne finden Mac-Benutzer unter Alt + Shift + W, die Abführung unter Alt + 2; Windows-User tippen Alt + 0132 bzw. Alt + 0147.

2. Divis statt Gedankenstrich
Die Satzwelt kennt vier verschiedene Strichverbindungen: das Minuszeichen -, den kurzen Divis -, den längeren Gedankenstrich – und den ganz langen Geviertstrich — ... Mac- und Windows-Tastaturen führen den Divis als Standard, während der Gedankenstrich über Alt + Divis (Windows: Alt + 0150) und der Geviertstrich über Alt + Shift + Divis (Windows: Alt + 0151) aufgerufen wird. Und so wird der – richtige – Gedankenstrich eingesetzt.
3. Eszett in Versalwörtern
Man lernt es eigentlich schon im ersten Schuljahr: aus Großvater wird bei Großschreibung GROSSVATER. Dies hier ist eine typografische Kardinalsünde: GROßVATER. Tatsächlich sieht man diese Melange ziemlich oft, weil gemischt geschrieben Passagen per Knopfdruck in Versalien verwandelt werden und wieder zurück. Einen Teil der Zeitersparnis sollten Sie dafür nutzen, Ihr prüfendes Auge über das Ergebnis schweifen zu lassen.



4. Deppenapostroph und Superdeppenapostroph
Es sind die Aufsteiger des Jahres: die falschen Apostrophe. Gleich mehrere Internetseiten haben ihnen den Kampf angesagt. Dort amüsiert man sich über Ausdrücke wie Ralf´s PC´s, der gleich drei Fehler enthält: der Apostroph ist keiner, sondern ein französischer Akzent, und der Genitiv benötigt ebensowenig ein Häkchen wie eine Pluralbildung. Ein Apostroph kennzeichnet den Wegfall eines e oder einer Silbe: Mach’s besser, M’gladbach, ’rübergehen (aber: fürs Wohnzimmer). Mac-Anwender finden den typografisch richtigen Apostroph unter Alt + Shift + #, Windows-Benutzer unter Alt + 0146.

5. Doppelte Leerzeichen
Kann immer mal vorkommen ... gerade dann, wenn man seine Worte in einer Textverarbeitung mehrfach umbaut. Eigentlich geht der Vorwurf an die gängigen Textprogramme, die doppelte Wortabstände gar nicht zulassen dürften (manche unterdrücken sie tatsächlich beim Verschieben von Satzteilen). Wer einen längeren Text geschrieben hat, sollte vor der Veröffentlichung einfach einen Suchen- und Ersetzen-Durchgang starten.

6. fehlende Bindestriche
Jüngst an einem Wühltisch: Mädchen oder Knaben Slip: 3,99 €. Oder auf der Südzucker-Packung: Würfel Zucker. Manche beneiden uns Deutsche, weil wir Wörter koppeln können, was vor allem unsere Literatur reicher macht. Doch Würfelzucker ist auch für eine Produktpackung ein wunderbares Wort. Die Preisauszeichnung Mädchen- oder Knabenslip verliert erst mit einem Bindestrich (Divis) ihre Schlüpfrigkeit. Ob man Markennamen in eigenen Drucksachen mit einem Divis koppelt (Audi Training), muss der Markeninhaber selbst entscheiden.



7. Hässlicher Blocksatz
Der Vorteil unserer Sprache, endlos lange Substantive konstruieren zu können, stellt sich beim elektronischen Zeilenumbruch als Nachteil heraus. Wenn Ihr Layout-Programm keine intelligente Silbentrennung bereitstellt, sollten Sie auf Blocksatz verzichten, weil nicht getrennte Bandwurmwörter Löcher in die Zeile davor treiben. Im Internet verbietet es sich grundsätzlich, da Web-Browser keine Silbentrennung an HTML-Texten praktizieren. Blocksatz gehört in Romane und Zeitungen.

8. Falsche Kapitälchen
Hervorhebungen im Text NIEMALS in Grossbuchstaben. Ihre einheitliche Höhe SPRENGT das Satzgefüge und STÖRT das Schriftbild ... Sie schreiben unangenehm »laut«. Stattdessen kursive Schnitte einsetzen. Sind Versalwörter unvermeidbar, dann bitte echte Kapitälchen verwenden (engl: Small Caps). Je nach typografischem Umfeld, werden die – ursprünglich versal zu schreibenden Anfangsbuchstaben von Substantiven – beim Kapitälchensatz meist ebenfalls verkleinert.



9. Ligaturen ausgeschaltet
Wenn zwei Buchstaben zu einem Zeichen verbunden wurden, spricht man von einer Ligatur. Standard-Schriften enthalten zwei Ligaturen, die fi- und die fl-Ligatur. Sie werden bei Programmen wie Quark-XPress und Adobe InDesign automatisch gesetzt, wenn man das in den Voreinstellungen festlegt. Tun Sie das, bitte! Warum überhaupt Ligaturen? Damit sich Buchstaben nicht berühren, zum Beispiel der Kopf des f mit dem Punkt des i: fi <-> fi

10. Mediävalziffern, wenn’s passt
Normalziffern in Computer-Fonts sind einheitlich hoch und gleich breit (1234567890), damit sie in Tabellen sauber untereinander stehen. Schriften mit typografischem Anspruch führen Zahlen mit Unter- und Oberlängen, Mediävalziffern genannt. Sie fügen sich harmonisch ins Textbild ein. Mediävalziffern sind in modernen Schriften Standard, bisweilen muss man sch aus Expert-Sets bedienen.
Um alles diese Fehler zu vermeiden, sollten Sie sich die FontShop-Mousepads bestellen, oder ihr hilfreichen Oberfläche(n) hier ausdrucken.

Herausgegeben: Fr - August 19, 2005 at 08:43 vorm.         |


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