Zitty kann’s nicht
»Wir können alles. Nur nix richtig.« ist eine von fünf Kampagnen, die das Berliner Stadtmagazin zitty entworfen hat und im neuen Heft vorstellt. Anlass für den Beitrag ist die Marketinginitiative des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, mit der er Berlin ein neues Image verschaffen möchte (Fontblog: Marke Berlin: Wowereit holt weit aus). Die Zitty-Vorschläge sind sicher als Satire gedacht, doch nicht mal dafür taugen sie. Sie demonstrieren allein die Unfähigkeit der Redaktion, in die Rolle eines Werbers oder Marketing-Menschen zu schlüpfen. Dass die Pannen um den Hauptbahnhof auf die Schippe genommen werden, zeugt von lokalpolitischer Unkenntnis, was sich ein Stadtmagazin nicht leisten darf.
7 Kommentare
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Hans
Tja, stimme zu. Auch Masochismus findet mal eine Grenze, ob als Leser oder Berliner. zitty war mal das bessere Stadtmagazin und auf jeden Fall das alternativere zum – wie hieß das schicke Hochglanzmagazin – tip. Nach dem Redesign (u. a. unter Verwendung von FF Meta und siehe Titel, Antiqua Versalien) unter anscheinend neuem Chefredakteur kaum noch lesbar. Selbst Didi & Stulle (legendärer Comic von Fil Tägert) sind da kaum noch (Kauf)Anreiz.
Oliver Adam
… und in derselben Ausgabe wurde unsere Anzeige – Seite 13 oben (Anzeigentext war vorgegeben) – fröhlich verdruckt: Der hellblaue Bereich unter der Telefonnummer sollte einwandfrei weiß gedruckt werden. Gibt zwar Rabatt, aber trotzdem nervig :-(
Constantin
Also ich muss sagen, ich sehe das ein bisschen anders.
Ich habe heute im Radio ein Interview mit dem Chefredakteur gehört und fand den Menschen recht kompetent. Er hat erklärt, worum es ihm geht und ist der Meinung, Berlin bräuchte im Grunde gar kein Motto.
Ein bisschen merkwürdig fand ich allerdings die Bemerkung am Ende, es ginge der Redaktion unter Anderem auch um das Siegerprämie. Wäre sogar recht wichtig…naja.
Jo
»Die Kette brennt und brennt, und dann kommt einer und sagt: Ich glaube, ihr habt was nicht verstanden. — Ich glaube, ihr habt was nicht verstanden.« (R. Schimmelpfennig)
Das ganze sehe ich weder als Satire noch als ernstzunehmende Vorschläge für eine Kampagne. Die Beispiele verdeutlichen in meinen Augen lediglich, was unmöglich ist: einen griffigen Claim für ein 3,5-Millionen-post-kaiser-nationa-sozia-(s)fb-eskes konstrukt zu finden, dessen zentrum von der musikindustrie & dessen randbezirke von ehemaligen fahnenflüchtigen & gastarbeitern geprägt wird. eher zeigen die ausgewählten kampagnen kleine ausschnitte aus dem bz-kurier-alltagsleben und eröffnen für mich die frage: wieso sollte berlin nicht seinen (ungewollten) Claim behalten? hey, wozu seinen eigenen kulturellen background konstruieren, wenn er doch schon da ist?
»Die Scheißkette. Eines Tages werde ich einen Hoteldirektor heiraten.« — »Du bist hässlich. Du bist einfach hässlich, weißt du das? Du siehst noch nicht einmal im Sonnenuntergang schön aus, nicht mal im blendenden Gegenlicht, wenn es grade noch geregnet hat.«
Bernd Kreutz
Berlin wird niemals eine Marke werden können. Berlin wird immer eine Stadt sein. Und das ist auch gut so.
Jemand, der behauptet, man könne aus Berlin eine Marke machen, ist nach meiner bescheidenen Meinung genauso bescheuert, wie einer, der vorgibt, man könne aus der Marke OPEL die Stadt Rüsselsheim machen.
Axel Porsch
Immerhin zeigt Zitty eine gewisse Kontinuität. Vielleicht könnte man sie auch als Vorreiter bezeichnen. Schon im Februar 2001 initiierte das Magazin einen ähnlichen Wettbewerb, zu dem Agenturen, Gestalter und sonstige Betroffene eingeladen waren. Die besten Arbeiten wurden im Museum für Kommunikation in der Leipziger Strasse ausgestellt.
Ob die Resultate des aktuellen Wettbewerbes des Senats von Berlin wohl auch dort landen oder gibt es tatsächlich als Ergebnis eine national und international funktionierende Kampagne?
Hoffentlich wird dann auch Geld für Media angefasst. Bisher erschienen ja die Plakate und und Annoncen vornehmlich in den Medien von Berlin Partnern… Ist zwar nett aber mediastrategisch eher weniger als sub-optimal.
Sarah
Himmel, seid Ihr humorlos…