Women in Graphic Design 1890–2012
Im Jovis-Verlag ist soeben ein Buch erschienen, dessen Thema uns seit längerem beschäftigt, mindestens seit es die TYPO Berlin gibt: »Warum sprechen immer noch so wenige Frauen auf Konferenzen?« Diese Frage stelle ich mir inzwischen nicht mehr, aber der Verlag und die Autoren stellen sie … sicherlich zu Recht. Weitere Fragen aus dem Buch: Warum gibt es in der Designgeschichte scheinbar so wenige Frauen? Warum werden ehemals bekannte Frauen »vergessen«? Welche Auswirkungen hat die Gender-Debatte auf den heutigen Arbeitsalltag?
Seit den Anfängen der Professionalisierung haben Grafikdesignerinnen aktiv und erfolgreich gearbeitet. Dennoch wurden Frauen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht in die »offizielle« Designgeschichte aufgenommen. Auch heute ist, trotz der Behauptung, die Geschlechterfrage im Grafikdesign sei obsolet, nur ein geringer Prozentsatz der tätigen Gestalterinnen öffentlich sichtbar.
Der soeben erschienene, opulent illustrierte Band »Women in Graphic Design 1890–2012« versucht die Ursachen zu finden, zum Beispiel die konstruierte Synthese von Männlichkeit und künstlerischer Genialität, und stellt wichtige Gestalterinnen vor. Zahlreiche Kurzbiografien vergegenwärtigen ihre Wege zur Professionalisierung, flankiert von Essays, Quellen und ausführlichen Gesprächen mit bekannten heutigen Designerinnen. Darüber hinaus enthält das Buch wissenschaftliche Beiträge von Sabine Bartelsheim, Gerda Breuer, Ute Brüning, Susanne Dechant, Jochen Eisenbrand, Ellen Lupton, Julia Meer, Ada Raev, Bettina Richter, Patrick Rössler, Martha Scotford und Judith Siegmund. Programmatische Schriften steuern Paula Scher, Sheila Levrant de Bretteville, Natalia Goncharova, Ellen Lupton, Martha Scotford, Véronique Vienne, Astrid Stavro, Alissa Walker und andere Autorinnen bei. Sie werden ergänzt von Interviews mit Irma Boom, Paula Scher, Sheila Levrant de Bretteville, Julia Hoffmann, Tina Roth Eisenberg (›Swiss Miss‹), Katja M. Becker, Anna Berkenbusch, Heike Grebin, Gisela Grosse, Miriam und Nina Lambert, Iris Utikal und Judith Grieshaber.
Kurz eine aktuelle Privatstatistik zu diesem Thema aus meinem eigenen Umfeld:
- heute: ein charmanter, emotionaler Vortrag von Nadine Roßa auf dem Berliner Creative Morning
- vorgestern: Launch des neuen Design-Ehrenpreis, initiiert von Juli Gudehus
- Mai: TYPO Berlin 2012, 17 Sprecherinnen, 23 Sprecher
- Freitag letzter Woche: TYPO Day Hamburg, 1 Sprecherin, 5 Sprecher
Nadine Roßa (LaunchCo), heute beim 8. Berliner Creative Morning im Konferenzsaal von Saint Elmo’s (Foto: Robert Schatton)
7 Kommentare
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Dave
Hallo,
ist der Font auf dem Cover die Basic Commercial von Linotype?
Gruß und ein schönes Wochenende,
Dave
Thomas
Ist Basic Commercial der Klon der Akzidenz Grotesk? Ich schätze das ist in der AG gesetzt.
Dave
Stimmt. Das G, S und C deuten eher auf die AG hin. Ich denke ein Klon ist die BC nicht. Dafür sind die Schnitte zu unterschiedlich.
Florian
Na, wenn das alles ist, was hier an diesem – in der Tat sehr spannenden und empfehlenswerten – Buch interessiert … gute Nacht.
Aber um die Frage zu beantworten: Die Basic Commercial ist kein Klon der AG, sondern eine umbenannte AG. Linotypes Version der AG darf aufgrund von Namensrechten nicht mehr so heißen, wie sie früher mal hieß. Deshalb wird sie nun als Basic Commercial vertrieben. Berthold Akzidenz-Grotesk Bold und Basic Commercial Black sind zwar nicht 100% identisch, aber praktisch kaum zu unterscheiden.
Dave
@ Florian:
Ja stimmt. Hätte ich diese eine (wirklich spontane und dumme) Frage nicht im Kopf gehabt … hätte ich zu 100% mehr Interesse an diesem Buch gezeigt. Aber auch nur dann.
Twix Raider
Da hab ich doch was für Onkel Jürgen, das International Center for Women Artists:
https://www.facebook.com/pages/International-Center-for-Women-Artists-ICWA/258716560875797
Check den Eintrag vom 1.April und die Kommentare, das ist der unverschämteste Pitch aller Zeiten. Das magere Briefing verlangte nach einer eierlegenden Wollmilchsau, der Eingang der Beiträge wurden nicht bestätigt und jetzt machen sie den Sack wieder auf. Alles neu, alles anders, alles bisherige für die Katz. Als Kollateralschaden wird der Respekt vor weiblichen Künstlern in die Steinzeit zurückgebombt… sagen meine Freundin UND meine Ex! Und alles unter dem Qualitätssiegel „UNESCO“. Mal im Ernst, ich hab ja schon viel gesehen, aber das ist die Mutter aller Abstürze. Und jetzt sag bitte keiner „Was macht ihr da auch mit?“.
Vroni
Interessantes Buch. Ist auf meiner Wunschliste.
Aus dem Klappentext (Ausschnitt):
Was ist weiblich? Wer verbirgt sich hinter anonym? Haben Frauen stärkere Selbstzweifel als Männer? Gestalten Frauen anders als Männer? Können Frauen sich besser in den Kunden einfühlen?
Diese Fragestellungen werden wohl nie zur Gänze beantwortet werden können.
Aus meinem Alltag mit Auftraggebern könnte ich so Einiges erzählen, bezweifle aber, ob das repräsentativ ist. Es gibt wunderhübsche Tage, da wünscht ich, ich wär ein Kerl. Wahlweise ein Hund.
:-)