Wissenschaftler: »Gute Typografie macht glücklich.«

Längst ist bewiesen, dass sorg­fältig gewählte Spaltenbreiten, Zeilenabstände und Schriftgrößen das Lesen ange­nehmer machen und dem Verständnis dienen. Doch wie sieht es mit den typo­gra­fi­schen Raffinessen aus: Kerning, Ligaturen, Mediävalziffern … bringen die dem normal sterb­li­chen Leser über­haupt einen Nutzen?

Keinen mess­baren jeden­falls in Sachen Tempo und Verständlichkeit. Aber die Leser typo­gra­fisch insze­nierter Texte sind glück­li­cher! Kein Witz, Microsoft hat das jetzt wissen­schaft­lich bewiesen, durch Messungen am Corrugator-Muskel, umgangs­sprach­lich auch »Zornesfalten-Muskel« genannt: Feeling unhappy? Try liga­tures. Haben wir Typografen das nicht schon immer vermutet?

Die aktu­elle Studie »Measuring the Aesthetics of Reading«, erst­mals auf der Konferenz British HCI 2006 vorge­stellt, ist online leider nicht verfügbar … aber eine Vorstudie.


12 Kommentare

  1. Dav

    Wusst ich’s doch, dass gute Typographie glück­lich macht. Und schön. Und sexy. Und satt.

  2. thomas

    ich nehme mal an, dass das beispiel von dir ist jürgen? ich denke, dass die Variante links mit 23RD auch ihre berech­ti­gung haben wird ;-) es ist als block dann einfach geschlos­sener und kann mit sicher­heit auf wirken.

    ansonsten gerade MS, die doch ihre user jahre­lang mit »un-gealiaster« schrift gequält haben und das sogar noch als screen­shot auf ihren seiten veröf­fent­li­chen. seit wann spielen die die gut-geister der typo­gra­phie. *hüstel hüstel* 

    und »too much schnörkel« ist ja auch nicht gut und kann auch wieder ablenken.

  3. Eric

    Also ich kann die bedingten Ligaturen nicht mehr sehen, weil ich sie im Text extrem störend finde. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie normale Leser glück­li­cher machen.
    Hierzu ein Link: http://​www​.will​-harris​.com/​l​i​g​a​t​u​r​e​s​.​htm

  4. thomas

    hmm das beispiel ist nicht von dir. sorry. hatte aber im moment nicht die »lust« eine studie zu lesen.

  5. Amar

    Thomas,
    Das Beispiel habe ich für den ursprüng­li­chen Beitrag bei uiscape​.com gemacht (wär viel­leicht besser, das klar­zu­stellen). Es illus­triert die meisten typo­gra­fi­schen Details, die so weit ich weiss in der Studie benutzt wurden.

    Im Bezug auf Microsoft: Auch wenn Windows nicht die beste Werbung dafür ist, spielt Microsoft doch eine ziem­lich wich­tige Rolle in Sachen Computer-Typografie. Sie sind immerhin für OpenType, Georgia und ClearType verant­wort­lich. Obwohl Mac OS X Text schöner rendert, ist Apple heut­zu­tage im Vergleich recht passiv in diesem Gebiet.

  6. Christoph Päper

    Was die diversen Ligaturen mit ‚f‘ angeht, habe ich das immer für eine engli­sche Eigenart gehalten. Sie bringen wie im von Eric verlinkten Artikel beschrieben oft wenig oder sind sogar kontra­pro­duktiv. Allerdings gelten einige Kritikpunkte des Autors nur für fest kodierte Ligaturen und weniger oder nicht für Open-Type etc. und Unicode igno­riert er ebenso.

    Die ‚ct‘- und ‚st‘-Ligaturen mag ich auch nicht so recht. Es sieht ein biss­chen so aus, als sollte es die Faulheit des Handschreibenden imitieren, der die Feder zwischen den Buchstaben nicht hoch genug hebt. Ich finde hier ist etwas mehr Kreativität gefragt. In manchen Schriftarten könnte der Querstrich des kleinen ‚t‘ relativ einfach nach links verlän­gert werden, um es mit dem vorher­ge­henden Buchstaben zu verbinden. Ähnliches gilt für ‚tz‘, ‚ch‘ und ‚ck‘, wobei sich viele ‚ch‘-Ligaturen in älteren Drucken zu sehr vom ‚s‘ in ‚sch‘ abheben. Überhaupt gefallen mir Ligaturen vor allem bei Digraphen, also weiter z.B. ‚sz‘ und ‚rz‘ im Polnischen oder ‚sh‘ im Englischen. Wer sagt außerdem, um nur ein Beispiel anzu­führen, dass man ‚ng‘ und ‚nk‘ im Deutschen (und Englischen) nicht auto­ma­gisch als ‚ŋ‘ bzw. ‚ŋk‘ darstellen könnte? Es fehlt mir dann nur eine Taste für den ZWNJ (und evtl. ZWJ) auf meiner Tastaturbelegung (Latex hat dafür ‚/‘), denn irgend­einen Fehler wird jeder noch so gute Automatismus machen.

  7. Benjamin Hickethier

    Hier möchte ich ja gerne mal die Meinung von Petra hören, die sich kürz­lich bei einem Vortrag von Eigi abfällig über das Lesevergnügen bei Ligaturen äußerte.
    [ ;-) ]

  8. marcus

    haha — gerade microsoft ;)

  9. marcus

    haha — ausge­rechnet microsoft ;)

  10. Sebastian Nagel

    Bei aller Anti-Großkonzerne-Haltung:

    Ist doch gut wenn Microsoft sowas macht/feststellt. Wenn die das mal fest­ge­stellt haben, werden sie viel­leicht mit ihrer Marktmacht ein paar Hebel in Bewegung setzen. Resultag: Bessere Alltagstypografie (Ligaturen pro/contra hin oder her), und das ist immer zu begrüßen.

    Außerdem: Microsoft ist in Sachen Typografie alles andere als nach­lässig, in deren Schriftabteilung sitzen fähige Leute, und sie sind vor allem im Bereich Screen sehr aktiv. Die Bildschirmdarstellung von Schriften unter Windows ist erst­klassig (ich behaupte besser als unter OSX, aber da werden die Apple-Käufer gegen­spre­chen), zudem haben sie mit ihren Screenfonts (Verdana, Georgia, und den 6 neuen Schriften unter Vista bzw. Office 2007) das Internet wesent­lich ange­nehmer gemacht.

  11. johannes

    Eine s-mit-t-Ligatur sieht ohne Lang-s albern aus. Bleibt zu hoffen, das diese Mode (alle mögli­chen Ligaturen herzu­stellen) wieder abebbt, nachdem der OT-Hype abge­flaut ist.

  12. Petra

    @Benjamin: Petze ;-)

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