Wir trauern um Boris Brumnjak
»Print is not dead« war sein Mantra – die Gegenthese zu David Carsons Devise (und Buchtitel) aus dem Jahr 1995: The End of Print. Er war Sammler, Dozent, Grafikdesigner und Geschäftsführer einer außergewöhnlichen Berliner Druckerei, in der er seine Liebe zum Papier, zur Typografie und zu Farben auslebte. Gestern ist Boris Brumnjak im Alter von 40 Jahren gestorben.
Ende 2003 begegnete ich Boris Brumnjak zum ersten Mal. Er besuchte mich im TYPO-Berlin-Büro und zeigte mir seine Visitenkartensammlung. Es war eine ganz spezielle Sammlung … alles Karten von sehr berühmten Designern. Sie folge damit der populären Frage: Welche Schuhe trägt denn der Schuster so?!
Am Ende des Gesprächs hinterließ mir Boris seine eigene Karte. Sie sah aus wie ein Betriebsunfall, wie aus dem Papierkorb gefischt. Und das war sie tatsächlich auch, denn seine eigenen Karten schnitt er sich, in DIN-Größe, aus den damals noch weit verbreiteten gedruckten Postsendungen aus, vom Versandhaus-Mailing bis zum Behördenbrief. Was für eine sympathische und nachhaltige Idee.
Seine Sammelleidenschaft und ein waches Auge fürs Triviale waren zwei Fähigkeiten, aus denen Boris Brumnjak Neues schöpfte. Und daher war es für mich auch eine Selbstverständlichkeit, dass er seine Sammlung unbedingt einem größeren Publikum vorstellen musste. Dies geschah dann auf der TYPO Berlin 2004. Und ich wusste zu dem Zeitpunkt ebenfalls, dass sich unsere Wege in den folgenden Jahren immer wieder kreuzen würden.
Geboren wurde Brumnjak 1977 in Berlin. Seiner Leidenschaft fürs Grafikdesign folgend, studierte er beim »Lette-Verein«, einer Berliner Stiftung des öffentlichen Rechts und u. a. Träger von drei privaten Berufsfachschulen. Seine Ausbildung zum Grafikdesigner schloss er 1999 ab. Danach war er als Gestalter in Berlin und Chicago tätig.
In Chicago begegnete Brumnjak unter anderem Carlos Segura, dem Gründer der digitalen Type Foundry T26, damals der Schriftgeheimtipp für alle Techno-Flyer-Designer. Für T26 entwarf Boris seine erste und einzige digitale Schrift, die »T.26 Facsimile«. Schrift und Typografie festigten seine Leidenschaft für die »Schwarze Kunst«, was sich Jahre später in einer bemerkenswerten Plakatsammlung niederschlug.
Nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt arbeitete Brumnjak als Art Director bei Boros. 2005 machte er sich selbstständig und eröffnete sein Büro für Gestaltung in Berlin. Zwei Jahre später wurde er Dozent für Typografie am Lette-Verein, danach an der Miami Ad School Berlin.
Das wahrscheinlich wichtigste Berufsprojekt wurde die Berliner Edeldruckerei Gallery Print, die Boris Brumnjak ab 2008 gemeinsam mit Armin Akbarzadeh als Geschäftsführer leitete. Das Unternehmen entstand aus der Idee, den Kreativen der Stadt kontinuierlich Impulse zu geben, die Produktion von Druck-Erzeugnissen als wesentlichen Teil ihres Schaffensprozesses zu nutzen. Dazu lud Boris einmal im Jahr zum abendlichen Open House in seine Druckereihallen – wer einmal da war, wird es nicht vergessen haben.
Aufmacherfoto: © Sebastian Weiß / Monotype
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