Typografischer Relaunch bei Audi
Wer sich die jüngsten Printanzeigen von Audi genauer anschaut, wird eine subtile typografische Neuerung entdecken. Der Automobilhersteller verwendet nicht mehr die vor rund 12 Jahren von MetaDesign eingeführte und modifizierte Univers Extended – ›Audi Sans‹ genannt, sondern die neue AudiType. Auch für dieses Facelifting ist MetaDesign verantwortlich, das sich von Paul van der Laan (Type-invaders) und Pieter van Rosmalen (Caketype) eine neue Schriftfamilie für Audi entwerfen ließ. Paul und Pieter haben beide Typedesign an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag studiert.
Offiziell haben weder Audi noch seine CI-Agentur ein Wort über den typografischen Relaunch verloren. Ohne die Beweggründe genauer zu kennen, entdecke ich auch im Bereich Schrift eine Politik der kleinen Schritte. Das Fundament, oder sagen wir ruhig »Fahrgestell«, bleibt erhalten – Schriftbreite, Grauwert, Metrik –, doch die Karosserie wurde verfeinert. Und dies sehr elegant, weg vom Statischen hin zum Dynamischen, Höherwertigen.
Auf der TYPO 2007 hat Carl-Frank Westermann von MetaDesign diese Strategie sehr detailliert für das Audi-Sound-Branding erläutert, insbesondere das akustische Ending der Werbespots. Mit feinen Eingriffen in den Obertönen haben die MetaDesigner dem 2-Sekünder eine höhere Wertigkeit verliehen. Auch bei der Schrift scheint diese Operation vorzüglich gelungen.
70 Kommentare
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Chris Rehberger
Rechts blinken dann aber links abbiegen.
erik spiekermann
Findest du? Ich finde die neue schrift eher etwas zu mechanisch. Sie leidet genau unter dem anspruch, mit der breiten Univers aufzuhören ohne, dass es einer merkt. Offensichtlich sind auch die dickten gleich, wie bei Helvetica und Arial. Und wie dort merkt man, wieviel eleganter das original gegenüber dem clone ist. Elegant ist das nicht, höchstens strategisch geschickt. Und kaufmännisch, denn bei einer exklusivschrift braucht man keine lizenzen mehr zu bezahlen an den originalentwerfer.
drossmedia.com
Habe die Type neulich schon im Audi Pavillon in der Autostadt gesehen und mich gefragt, ob es ein bevorstehender Relaunch oder ein Ausrutscher auf einer einzelnen Wand ist. Mich überzeugt es nicht.
Ole Schäfer
Moin,
also ich würde sagen: dynamischer, hochwertiger: glaube ich nicht; gleicher Grauwert: glaube ich auch nicht; gleiche Dickten: sieht so aus, erklärt auch die «S» Form, das macht man, wenn man die bestehenden Dokumente weiter nutzen möchte, aber lizenzfrei bleiben möchte. Da ich die Ausschreibung auch hatte, kam mir das in den Sinn. Bewerten kann ich die Schrift allerdings erst, wenn ich mehr davon gesehen habe.
Heinrich
sie wirkt ein bischen wie eine breitgezogene verdana.
drossmedia.com
Ja, Meta meets Verdana. Das habe ich auch gerade gedacht. Auf audi.de kann man sich einen Geschäftbericht ansehen. Da ist auch eine nicht-extendedte. Ich finde die alten Audi Medien besser.
Jürgen
Mehr sehen …. Ich habe noch mal einen Ausschnitt aus einer Schweizer Audi-Werbung gewählt, in dem auch ein normalbreiter Schnitt in Textgröße zu sehen ist:
Gerrit van Aaken
Der Verdana-Vergleich kam mir auch gleich in den Sinn. Irgendwie scheint das so eine Art Trend zu sein – neulich sah ich einen Aufsteller von PUMA, wo auch eine Verdana-ähnliche Schrift zu sehen war. Muss ja nicht sein.
Peter Glaab
Mich würde das inhaltliche Briefing interessieren, das der neuen Audi-Hausschrift zu Grunde liegt. Bin von dem, was ich bislang an neuer Anzeigen-Typo gesehen habe, nicht überzeugt. Die Univers ist mit höchster Qualität und Präzision gestaltet worden, was man wohl gut mit der Marke Audi in Verbindung bringt. Die neue CI-Schrift transportiert für mich diese Wertigkeit nicht.
Daniel
Sorry, gefällt mir gar nicht. Wirkt auf mich unausgegoren, unharmonisch und verzerrt. Ein bisschen so, als hätte ein Laie dran rumgespielt, bisschen stauchen, bisschen sperren. Passt somit meiner Meinung nach gar nicht zum sonstigen, detailverliebten Audi-Design.
Jürgen W.
Da muss ich auch Erik Spiekermann rechtgeben. Mir fiel die neue Schrift schon länger in den Printanzeigen auf (FAZ und Spiegel, glaube ich). Wollte und will mir gar nicht gefallen. Da hat die Univers aber viel mehr ›drive‹.
HD Schellnack
Sorry, ich bin ein RIESEN-Fan von Pauls Arbeit – und ich denke, ich verstehe auch, wohin Audi hier gehen will… aber ich bin absolut nicht überzeugt. Das ganze hat die fehlende Eleganz des Windows-Betriebssystems, eine seltsame 70s/80s-Zuvieligkeit. Man wird sich sicher dran gewöhnen und Audi ist mir eigentlich denkbar egal – aber die Typographie sollte so unauffällig und elegant sein wie die ja mal fast am Rande des Unsichtbaren designten Fahrzeuge. Entsprechend Ulm, entsprechend unsichtbar müsste die Typo sein. Die Schrift hier ist mir einfach zu aufdringlich. Für andere Zwecke ein schöner Entwurf, auch wenn ich die Texttypo nicht ideal lesbar finde, aber gerade für Audi einfach too much. Mag aber sein, dass sie Autos von denen jetzt auch Flashy geworden sind … ich achte auf sowas nie, hab Audi aber als deutlich formreduzierter im Kopf.
Ole Schäfer
Moin, ich habe noch einen kurzen Blick auf den Geschäftsbericht geworfen, da ist im Satz deutlich zu wenig Zeichenzwischenraum drin, vor allem in den Headlines; die «Normalbreite» ist deutlich eckig in den Formen, wo die «Extended» oval ist; ich sehe einige Unterschneidungen, die man noch machen könnte; insgesamt ist mir die Textschrift zu leicht. Das ganze ist doch eher statisch, clean. Eine Kursive scheint es nicht mehr zu geben. Da ich im Moment eher an Schriften arbeite, die das komplette Gegenteil hiervon sind «ist das Ganze nicht meins». Allerdings habe ich auch die »Audi Sans» (Universüberarbeitung) damals gezeichnet und erkläre mich hiermit für befangen.
max
Jaja, die Verdana – so können wir alle dem Internet ein Stückchen näher sein … Drucksachen, Fahrzeugbeschriftungen (wobei man die eigentlich eh außen vor lassen sollte), alles in Verdana, pfui!
Mein Geschmack ist es nicht, aber ich stehe ja auch auf die Univers. Den Geschäftsbericht habe ich mir gerade heruntergeladen, »von weitem« also kleingezoomt scheint ein Stückchen Din drinzustecken.
Auch wenn sie mir jetzt nicht so gefällt, ein passt: Wäre das »s« eine Straße, so könnte man hier bestimmt schneller durchfahren als durch das der alten Audi Sans
Jürgen
@ HD Schellnack und andere: Irgendwie scheine ich heute falsch gepolt … empfinde genau das Gegenteil für diese Schrift bzw. umgedreht. Vielleicht denke ich eher in Karossiere und ihr in Motortechnik. Weiß auch nicht.
Oliver Adam
Als ich den Artikel hier sah, setzte ich »Audi Sport« sofort in der Verdana – und stimmt: sieht doch zumindest ähnlich aus. Ich bin ebenfalls nicht so überzeugt …
robertmichael
also ich finde die schrift auch dynamischer, eleganter und moderner. hat auf jedenfall mehr pfiff als der vorgänger (sorry ole) aber der hat ja auch schon paar jahre auf dem buckel.
Heinrich
dynamisch ist die schrift, elegant ist aber was anderes. in dem geschäftsbericht wirkt sie im versalsatz irgendwie billig, schöne schrift für seat aber nicht für audi.
Robert
mmmh. als ich die anzeige im spiegel letzte woche sah, dachte ich erst daran, dass da wohl jemand vergessen hat, die »richtige« schrift zu laden…
drossmedia.com
@18: Ja, Abgrenzung zur Tochtermarke Seat finde ich auch problematisch.
Jürgen
®Robert … zur Veranschaulichung die von Dir zitierte Anzeige … und ich denke immer noch, dass die Schrift dort ein prägenden Eindruck hinterlässt. Ob dieser Eindruck besser zu Audi passt (als Univers Extended) vermag ich nicht zu beurteilen. Der Abstand zwischen e und n in »Weniger« ist durch die Falz begründet.
thomas junold
hmm da atmet aber nix mehr.
aber gewöhnungsbedürftig finde ich dieses gestreckten formen immer. die bogen sind einfach schlaff. runde punkte hätten es schon fast wieder gerettet.
die univers extended ist allerdings auch nicht wrklich eine schönheit.
jakob
cooler als vorher! cooler
Benjamin Hickethier
Ich habe keine Ahnung von Autogestaltung, aber für mich entsprechen die Buchstabenformen der neuen Audi-Schrift zeitgenössischen Karosserieformen.
Viele von den Vergleichen hier, mit der Univers oder der Verdana, von Erik et. al. [»dem anspruch, mit der breiten Univers aufzuhören ohne, dass es einer merkt«] hinken für mich nicht nur, sondern schaffen falsche Prämissen, die Schrift zu beurteilen: Es ist doch offensichtlich, dass es in den Buchstabenformen nicht darum ging, der Univers nahe zu kommen; andererseits verstehe ich Oles Einwände technische Vorgaben in diese Richtung betreffend. Aber in den Details der Buchstaben habe ich zumindest das Gefühl, dass es darum ging, eine sehr eigene und individuelle Schrift zu schaffen – und da kann ich HDs Argumentation auch nicht ganz folgen warum hier ein ›Crystal Goblet‹ rictiger gewesen wäre, wenn es doch um einen Corporate Font geht, der sowohl in Geschäftsberichtfließtext und riesenlaut schreienden Kampagnenheadings funktionieren soll (was ja vielleicht, als brief, grundproblematisch ist).
Erstaunlich viele Urteile hier basierend auf ›liking‹ oder eben nicht. Hat das was mit Autos zu tun?
Für die die Pieter und Paul immer noch ›liken‹ (fühle mich auch befangen gewissermaßen, denn ich tue es), die beiden haben gerade eine neue Type Foundry eröffnet, die Webseite ist leider noch nicht ganz fertig, aber die neuen Drucksachen versprechen, dass es sich lohnt, dranzubleiben: Bold Monday
Benjamin Hickethier
Autsch – http://www.boldmonday.com/
und bitte „rictiger“ zu „richtiger“
Eine Korrekturfunktion wie beim Spreeblick-Kommentieren sollte doch ein so aufgeschlossener Blog, der sich noch dazu u.a. an die Freunde des Buchstabenschubsens wendet, haben, oder Jürgen (und Ivo)?
ryan
is das die selbe Schrift?:

Wenn ja is das von Audi nix neues.
oder hab ich was verpasst? kann man bei sportscheck neuerdings auch Autos kaufen?
thomas junold
nein. die ist eckiger. schau die dir bögen an. die neue audi-schrift ist auch viel breiter angelegt.
sharif
Mir gefällt der neue Verdana-Klon besser als die olle Univers.
In Ulm, um Ulm … hin oder her … das 60er Jahre Gefühl haftet der Univers – für meinen Geschmack – immer schon zu sehr an.
Ich finde die neue Audi-Schrift einen Fortschritt.
Jürgen W.
@ Benjamin: – „Erstaunlich viele Urteile hier basierend auf ›liking‹ oder eben nicht. Hat das was mit Autos zu tun?“ –
Aber natürlich, oder etwa nicht? Die Autos sind sich alle so ähnlich heute, drum werden sie auch nur noch über Emotionen beworben. Technisch können sie alle das gleiche, auch wenn Audi denkt, da vorne dran zu sein. Aber da ist z. B. BMW in vielen technischen Dingen innovativer.
Mir persönlich ist das Design der Audi Karossen viel zu bullig und panzerhaft, insofern finde ich, passt die neue Schrift ganz gut. Da wächst zusammen, was zusammen gehört ;-) Eleganz ist was anderes, aber das spreche ich Audi schon seit Jahrzehnten ab. (Und jetzt noch das Ungetüm Q9, oder wie das heißt, das ist kein Auto sondern ein Monster auf vier Rädern.) Mir hat auch die Univers Extended nie wirklich gefallen, passte zu Audi aber besser als die normale Univers.
Jürgen
Inzwischen konnte ich ein besseres Schriftmuster auftreiben, das zumindest 3 Vorurteile gegenüber der neuen Audi Type nicht bestätigt:
• die Proportionen der »neuen« Audi Type und der »alten« Audi Sans unterscheiden sich
• die Metrik der beiden Schriften unterscheiden sich
• die Ober- und die Unterlängen unterscheiden sich
Vor diesem Hintergrund besteht meiner Meinung nach kein Anlass zu der anfänglichen Vermutung, dass der typografische Relaunch die Intention hätte, die Univers Extended durch eine »billige Ersatzschrift« zu ersetzen. Vielmehr scheint es Audi um eine neuen typografischen Auftritt zu gehen.
Die 2 nachfolgende Schriftmuster (vergrößert) entstand mit identischen Einstellungen (24/30 pt)
Johann
Sehr elegant. Aber auch schon seit einem halben Jahr.
Holger
Das scheint mir ein typischer Fall von »Agentur nötigt dem Kunden einen neuen Auftrag auf«. Des Kaisers neue Kleider …
Alex
Die Hintergründe die ich kenne im Zusammenhang mit der neuen CI. Es wird nämlich nicht nur die neue Schrift geben. Im laufe des Jahres wird ein neuen Logo und eine neue Katalog und Anzeigen CI geben.
Und es kommt nicht von Seiten einer Agentur, sondern auf drängen der Audi Verantwortlichen, die sich immer noch im Hintertreffen mit BMW sehen.
Mal gespannt wann dann die komplette CI vereint sein wird.
robertmichael
holger, wenn das deine meinung über den schriftrelaunch ist hast du, sorry, nicht viel ahnung von typografie. die neue schrift passt um einiges besser zu audi als die univers und rein optisch finde ich sie auch irgendwie passend, ich würde jetzt nicht soweit gehen und die formen mit den karosserien von audi vergleichen, den die schrift passt evtl auch zu anderen konzernen, aber sie wirkt auf alle fälle sportlicher und dynamischer
Sascha
Eines vorneweg: Ich habe keine Ahnung von Typographie, bin allenfalls ein interessierter Laie.
Die Schrift in dem Textkörper der Anzeige erinnert mich auch stark an die DIN, aber das ist ja auch irgendwie passend: Das Design von Audi ist meiner Meinung nach nicht gerade das Emotionalste, eher geradlinig, mit kleinen Details, die es eben nicht langweilig werden lassen.
Die Überschrift wirkt auf mich irgendwie als ob die alte Schrift ein paar Pfunde zugelegt hätte.
Als ich das erste mal den „quattro“-Schriftzug sah, fühlte ich mich an ein altes quattro-logo erinnert. Wie sich aber herausstellte lag das daran, dass die, und hier offenbart sich meine typographische Unkenntnis erneut, „querstriche“ beim kleinen „t“ mehr „nach rechts“ verlängert sind als vorher, und das ist genau wie es in der „quattro“ -Plakette, bzw. dem -Schriftzug dargestellt ist.
@Alex:
Neues Audi-Logo? Wirtschaftskrise Total: Demnächst also nurnoch drei Ringe, wir müssen den Gürtel enger schnallen…
Kai
Nach langem hin und her bin ich für mich zum Ergebnis gekommen, dass die Schrift ein Fortschritt ist und auch passt. Audi Sport positioniert sich neu, aber auch nicht zu gewagt. Warum nicht?
…Vielleicht ist »Audi Type« nur einen Tick zu trendy für einen deutschen Autokonzerns?
max
Audi folgt mit der Schrift vielleicht auch nur dem Web-2.0-Trend, oder warum sollte die Schrift im PDF sonst AudiTypeBeta heißen?
und apropos
BETA VERSION – For confidential use only
Adam Twardoch
Die neue Schrift sieht so aus, als ob ein Evert Bloemsma, ein Cyrus Highsmith oder ein Christian Schwartz ein paar Wochen an ihr noch arbeiten sollten. So wie sie jetzt steht, wirkt sie sehr unausgegoren. Der Grauwert ist ungleich, die Zurichtung eher fragwürdig und sehr fragil (d.h. die Buchstaben halten zusammen wie mit dünnem Klebstoff aneinandergereiht, statt selbstbewusst da zu stehen). Der normalbreite Schnitt hat wenig Charakter und sieht ziemlich generisch aus, neutral und wertfrei — aber eben ohne der Eleganz von Univers.
erik spiekermann
Der normalbreite Schnitt hat wenig Charakter und sieht ziemlich generisch aus, neutral und wertfrei — aber eben ohne der Eleganz von Univers.
Es ist eben sehr schwer, etwas neues, eigenes und dennoch fast neutrales als leseschrift zu machen. Eigentlich müsste noch ein ersatz für die Times her, die ja die eigentliche textschrift war. Wir hatten die beiden schriften damals 1994 vorgefunden und nur (wie Ole schon schrieb) überarbeitet, vor allem, weil die damalige Univers von Adobe grässlich war.
In der textversion sehe ich etwas holländischen einfluss (hoher horizont mit waagerechten anschlüssen à la Unger) und ansonsten die bemühung originell zu sein ohne aufzufallen. Ein unmögliches briefing. Da kann auch ein guter schriftentwerfer wie Paul fast nur scheitern.
Anderer Jürgen
Ich darf die neue Hausschrift nun schon ein paar Tage/Wochen einsetzen und bin immer noch unentschieden wie ich die Typo nun finde – nach lange Jahren wirkt die Schrift wie ein frischer Wind, die Abwechslung macht in diesen ersten Momenten noch Spass. Ich finde auch das die Schrift vordergründig besser zu Audi passt, sie wirkt dynamischer und moderner – leider aber auch etwas zeitgeistiger – ich frage wie schnell man sich an der neuen Typo satt sieht. Im Detail empfinde ich den Vorgänger edler und hochwertiger, allerdings auch vielleicht zu statisch für ein Unternehmen wie Audi (bzw. das bild das Audi von sich selbst hat). Ich begrüße das das AUDI Ci sich nach 10 Jahren neu erfinden darf, ob dies zwingend einen Wechsel der Hausschrift einschliessen musste wage ich mal zu bezweifeln (Vielleicht liegt Holger da gar nicht mal so falsch mit den Überzeugerqualitäten im hause Meta..;-)
Jürgen Siebert
Ein Evert Bloemsma wird an der Schrift leider nicht mehr arbeiten können …
Liz
Die Schrift hat was von Cyrus Highsmith, ich dachte sofort an seine Antenna. Ich finde sie passt gut zu den Autos (generell), und wenn Audi weiterhin eine breitlaufende haben wollte, warum nicht. Ist wie Falten wegoperieren lassen.
Aber ich muss Adam recht geben, die Zurichtung ist seltsam. Den Fuss des l finde ich auch gewöhnungsbedurftig. Und die Condensed (oder ist es hier Regular?) gefällt mir gar nicht. Dabei mag ich die Arbeiten von Pieter und Paul sehr.
Danke für den ausführlichen Bericht, Jürgen!
Florian 2
@Erik/2.:
Sie klingen so, als ob Sie es verwerflich fänden, dem Original-Entwerfer seinen gerechten Lohn vorzuenthalten.
Nur: Bei einer Exklusivschrift verdient auch jemand. Auch ein Entwerfer. Nur ein anderer.
Ich finde es nicht schlecht, wenn statt dem „alten“, „reichen“, „satten“ der „junge“ und „hungrige“ auch einen Stück vom Kuchen abbekommt.
Der Alte wird schon noch genug Geld damit verdienen.
Ole Schäfer
1. … ja, das wäre verwerflich
2. … das war nicht das Thema
3. … hungrig und jung sind kein Qualitätsmerkmal
4 … billige Provokation
Liz
Ole, musste denn Audi früher Lizenzen zahlen? War doch auch eine Exklusivschrift?
Ole Schäfer
Liz, selbstverständlich mussten Lizenzen bezahlt werden. Allerdings ist so etwas mit der aktuellen Linotypeversion nicht mehr möglich. Die Schrift haben wir auf Wunsch von Adrian Frutiger «Audi Sans» statt Univers genannt, da sich die Kursive doch sehr unterscheidet.
Florian 2
@45: Alle müssen eine bestimmte Schrift einsetzen, weil der Entwerfer dieser Schrift leer ausgeht, wenn man eine andere Schrift einsetzt und dessen Entwerfer bezahlt?
Liz
@Ole: War das so weil es mit Univers eine klare Vorlage gab? Denn Du hast ja theoretisch eine neue Schrift gemacht, und Audi musste einen Pauschalbetrag zahlen, oder jedes Jahr nach Nutzung, so was in der Art. Musste Linotype beteiligt werden?
Und jetzt bekommen sie eine neue, und müssen auch einen Pauschalbetrag oder jedes Jahr nach Nutzung zahlen? Mir ist nicht klar, was es für einen Unterschied für Audi (kaufmännisch gesehen) macht. Würde mich freuen, wenn Du mich aufklärst :)
Florian 2
Psst, Liz, das ist offtopic (siehe 45.). Darüber darf man nur schreiben, wenn man Fontshop-Gründer ist. Alle anderen sollen bitteschön nur Jubelpostings verfassen, keine Nachfragen stellen. Wir verstehen doch sowieso nix vom Kaufmannsgeschäft.
Der Unterschied ist wahrscheinlich der Betrag. Es wäre wohl Zufall, wenn genau derselbe rauskäme wie vorher. Wobei die Abweichung grundsätzlich in beide Richtungen möglich ist.
Jürgen
Florian, du phantasierst. Die Entstehung der AUDI-Hausschrift wurde schon in zig Broschüren und Büchern beschrieben, und auch in FontShop-Corporate-Font-Drucksachen kann man nachlesen, die die Audi Sans entstand.
Ich fasse zusammen. Audi und MetaDesign entschieden sich damals für die breite Univers als Headline-Schrift, doch diese entsprach ästhetisch und technisch nicht den Ansprüchen. Also setzte man sich mit Linotype zusammen und besprach die Überarbeitung. Diese wurde genehmigt und durchgeführt. MetaDesign bekam die Bearbeitung honoriert, an Linotype flossen Tantiemen für die Lizenzierung des Originals und Adrian Frutiger erhielt seine Tantiemen für die Künstlerische Leistung.
Wenn sich ein Unternehmen eine Exklusivschrift machen lässt, wird für gewöhnlich der Aufwand dafür und die künstlerische Leistung pauschal abgegolten. Danach ist das Unternehmen frei: keine Lizenzen, keine Nachlizenzierung und die Weitergabe an Dritte kann es handhaben wie es ihm gefällt.
HD Schellnack
Was ja auch extrem sinnvoll ist – für ein Unternehmen wie Audi übersichtlicher, einfacher und am Ende auch preiswerter. Über das Themen Lizenzen kann man halt endlos streiten – auch in den Bereichen Photo und Kommunikationsdesign – aber generell kann ich verstehen, wenn ein Konzern eine «Pay once, use forever»-Lösung sucht.
Etwas schade für Lino. Bleibt zu hoffen, dass jetzt nicht auch noch BMW auf dumme Gedanken kommt ;-).
Kai
@51 – Jürgen: Sehr interessant. Ich hatte letztens mitbekommen, dass eine Werbeagentur für einen Kunden nach Vorlage/Vorbild der Helvetica eine Schrift mit x% Änderung entworfen hat, damit man keine Tantiemen zahlen müsse.
Gehört das Gespräch und weitere zahlen in so einem Fall zum guten Ton, ist das Vorgehen wie oben beschrieben absolut verwerflich oder waren die Änderungen von Meta an der Univers zu gering?
…weiter oben wurde ja auch erwähnt, dass Herr Frutiger entschieden hat, dass die Audi-Univers nicht den Namen Univers tragen soll.
@52 – HD Schellnack: Ich habe vor kurzem das BMW Magazin gesehen. Das hätte zumindest eine Überarbeitung in Sachen Schriftmischung nötig; gerne auch eine weitere Linotype-Schrift ;-)
R::bert
Ich verstehe aber auch die Herangehensweise nicht. Man könnte meinen, bei Audi sei das Chaos ausgebrochen: erst der Webrelaunch und dann ein neuer CD-Font. War das sonst nicht immer anders herum?
Wobei ich es auch begrüße, das wieder mal etwas aufgefrischt wird (Siehe neue Website). Bloß das »Wie« gefällt mir noch nicht so richtig…
Jetzt wäre die logische Konsequenz, http://www.audi.de typografisch noch mal komplett auf die neue AudiType umzustellen. Das kostet doch sicher auch wieder eine Menge Geld. Werden da nicht in Krisenzeiten wie dieser unnötig Gelder verschleudert?
Mein Appel an Audi:
Bleibt bei Euer AudiSans. Sie ist eine durchgestandene Schrift mit der Ihr locker die nächsten 10, 20 Jahre bestreiten werdet. Der Slogan »Vorsprung durch Technik« kann visuell auch anders und besser kommuniziert werden. Die AudiSans wiederspricht jedenfalls in Ihrer Gestaltung nicht zwangsläufig dem »Claim«. Eher die ungeordnete Herangehensweise, mit der gerade, scheinbar krampfhaft, etwas »neu« gemacht werden soll, was der Überarbeitung gar nicht bedarf.
Jürgen
Der Dialog mit dem Originalherausgeber einer Schrift, falls diese entscheidend geändert werden soll, versteht sich von selbst für jeden, der kreativ ist (also schützenswertes geistiges Eigentum schafft) – und das sind die meisten, die hier mitlesen. Ich behaupte mal dass Menschen, die anderer Arbeit schlicht kopieren, auch mit dem wenigen Selbsterdachten liederlich umgehen (zum Beispiel keine ordentlichen Rechnungen schreiben können).
Adrian Frutiger mochte die abgewandelte Univers nicht mehr, als die Kursive ins Spiel kam: Er mag keine geschlossenes a und kein f mit Unterlänge in Italics.
Florian 2
Jürgen: Darüber habe ich doch kein Wort verloren. Du scheinst zu phantasieren, statt einfach meine Beiträge zu lesen.
Nochmal langsam:
Wenn eine „Exklusivschrift“ entworfen wird, also eine völlig neue Schrift, dann ist das legitim. Punkt.
Und kein Grund den verlorenen Lizenzeinnahmen anderer Schriftentwerfer hinterherzuweinen („kaufmännisch geschickt“). Die Lizenzeinnahmen sind nicht verloren. Sie landen nur bei jemand anderem: demjenigen, der die neue Schrift entworfen hat.
*Neue Schrift*
(Wenns nur ein billiger Abklatsch, eine Kopie einer anderen Schrift ist, dann gibts rechtliche Mittel und Wege. Aber darum gings hier nicht.)
Was soll daran, daß derjenige, der die neue Schrift entwirft, dann auch das Geld kriegt, bittschön unfair sein?
HD Schellnack
Florian, bei vielen neuentwickelten Corporate Fonts gibt es keine Lizenzen. Die werden EINMAL bezahlt, Ende. Quasi GEMA-Frei :-D. Ein Unternehmen spart da auf die lange Schiene ordentlich Geld – zumal man heutezutage nicht wirklich ein Vermögen für einen Corporate Font ausgeben muss, es gibt genügend wirklich gute Schriftentwickler und damit Konkurrenz, um weg zu sein von den teilweise Irrsinnspreisen der 1980er :D. Es macht heute selbst für kleinere Firmen schon Sinn, sich einen Hausfont entwickeln zu lassen, da muss man einfach mal sehen, wieviel Rechner vorhanden sind, wie oft der Font vielleichta uch rausgegeben wird an Agenturen/Drucker/Kooperationspartner, mal Zeit… und dann sehen, wieviel Budget man hat, sich einen feinen OTF selbst bauen zu lassen, zumal es einfach feiner ist, eine Exklusivschrift zu haben, oder?
Der Ansatz bei Audi ist sicher der Richtige, der Rest ist auch etwas gewöhnung. So mangelhaft sie in vielerlei Hinsicht technisch ja ist, finde ich gerade die relative Unsichtbarkeit und Zurückhaltung der Univers eleganter als den neuen Font, der einfach zu viel Eigenart haben möchte. Audi will hier sportiver sein, als die Marke IST. Sollte das einen generellen relaunch auch in der Modellpolitik bedingen, okay – ansonsten fand ich immer, dass Zurückhaltung und Unsichtbarkeit gute Eigenschaften dieser Marke insgesamt darstellten.
Um ein Beispiel zu bringen, finde ich den BOSCH-Font von Erik und Konsorten, der ja auch recht klar an einem Vorbild anlehnt ist, insgesamt erwachsener und ruhiger. Die Bosch-Typo wird auch in einigen Jahren noch funktionieren, ohne zu nerven. Die neue Audi-Typographie ist einen Tick zu zeitgeistig.
Abstruserweise geht mir gerade durch den Kopf, dass Audi wirklich mutig gewesen wären, auf Serifen umzusteigen – auch wenn das vielleicht schon von Daimler geblockt sein mag. Es ist etwas langweilig, dass nahezu alle Automarken fast identische Auftritte hinlegen, oder?
Mart
Ich finde beim Relaunch den Zeichenabstand zwischen „S“ und „p“ im Vergleich mit dem zwischen „r“ und „t“ zu weit. Oder den hinteren Zeichenabstand zu eng.
Kai
@55:
Danke für die Antwort.
Kann man also gut vergleichen mit der Musik und dem Unterschied die gleichen Accorde zu nutzen oder ein bestimmtes Lied zu covern.
Entschuldige die Verwirrung Florian 2 ;-)
Ole Schäfer
@55 –Jürgen, nur ein Detail: Frutiger fand die Formen ok (ich habe damals mit Ihm telefoniert und extra danach gefragt) er war nur der Ansicht, dass es keine Univers-Formen sind, was völlig legitim ist.
erik spiekermann
Den gleichen dialog hatte ich mit ihm, als wir die schmale Frutiger zur Transit umgebaut haben. Wir brauchten eine „echte“ kursive, er fand die auch gut, meinte aber, so etwas würde er nie machen. Die echte kursive bei der Frutiger Next hat ihm dann auch Linotype aufgezwungen, weil der markt das anders sah als der entwerfer des originals.
Natürlich hätten wir in beiden fällen keine lizenzen zahlen müssen, weil wir genug geändert hatten – jedenfalls mindestens so viel, wie Arial von Helvetica unterscheidet. Aber wir wären ja doof, unsere eigenen interessen als gestalter zu verraten um unserem auftraggeber ein paar euro zu sparen.
erik spiekermann
Weil HD die Bosch Sans erwähnte, hier ein beispiel:
christoph
schade, dass die bosch sans eine exklusivschrift ist – ich finde sie so gelungen, dass ich sie gerne für viele zwecke einsetzen würde.
R::bert
@ Erik, Ole und die anderen Typo-Experten:
Apropos Exklusivschrift:
Wie verhält es sich jetzt bei der AudiSans mit Lizensen etc.?
Bleibt diese Schrift weiterhin eine Exklusivschrift, die nur Audi verwenden darf oder ist diese jetzt frei verwendbar?
erik spiekermann
Da musst du Paul fragen oder Audi oder MetaDesign. Wäre aber doof, wenn es keine exklusivschrift bliebe. Daimler Benz hat seinerzeit die Corporate freigegeben, aber da waren die erbsenzähler im einkauf schuld. Alle corporate fonts, an denen ich seitdem mitgewirkt habe (Nokia, VW, Audi, DB, Bosch, Boehringer Ingelheim, Symantec…) sind einem unternehmen vorbehalten. Manche werden an die agenturen und lieferanten verkauft, manche kostenlos abgegeben. Aber immer nur mit vertrag.
Benjamin Hickethier
Pieter van Rosmalen hat kürzlich eine neue Schrift, ›Panno‹, für niederländische Verkehrsschilder entworfen (oder Straßenschilder, ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber das gibt es demnächst auf boldmonday). Er verkaufte clevererweise jedoch nicht sämtliche Rechte an die Auftraggeber, so dass er jetzt zB eine ›Rounded‹-Version über die eigene Website verkaufen kann.
Benjamin Hickethier
http://www.patternsmith.net/panno.jpg
(sorry schlechte abbildung)
erik spiekermann
Die schrift für die schilder auf den straßen und autobahnen hat Gerard Unger entworfen, basierend auf der US-schrift, die wiederum Tobias Frère-Jones als Vorlage für seine Interstate genommen hatte.
Ja, es gibt einen ort namens Heino in den Niederlanden! Ich war da.
Benjamin Hickethier
Ich bitte die von mir verursachte Verwirrung zu entschuldigen: ›Panno‹ wurde von Pieter van Rosmalen für neue Straßenbeschilderung in Südkorea entworfen, nicht für die Niederlande. Kann ja mal vorkommen, dass man diese zwei Länder verwechselt (aber es stimmt, es wäre seltsam, würde Holland so ohne weiteres die Gerard-Unger-Type auswechseln). Nichtsdestotrotz ging es ja um die Lizenzen bzw. das Management der Rechte. Pieter sagte mir jedenfalls er habe bestimmte Rechte an der Schrift behalten, so dass er erwähnte Modifikationen selber lizenzieren kann.
Warten wir auf die Fertigstellung von der boldmonday-Website, um weitere Missverständnisse zu vermeiden. Um die Wartezeit zu verkürzen: http://www.cakelab.nl/
Benjamin Hickethier
btw ist das auf dem Foto, Erik, nicht die von Gerard Unger entworfene Schrift. Vgl. hier.
Interessant auch die Beschreibung der Aufgabenstellung von Gerard: »The […] requirements were that the new type should take up less space and still be more legible, without being conspicuously different from its predecessor«.
erik spiekermann
btw ist das auf dem Foto, Erik, nicht die von Gerard Unger entworfene Schrift.
Ich habe mit Gerard bei einer radtour in Holland vor den schildern gestanden und er hat die schrift als seine identifiziert. Es gibt halt verschiedene schnitte, u.a. eine für die radweg-beschilderung.