Studieren, arbeiten, spielen …
oder: Was taugt ein Bachelor-Abschluss im Design? von Jürgen Siebert
An den Designhochschulen beginnt in den nächsten Tagen das Wintersemester. Mancherorts ist es die letzte Möglichkeit, einen Diplomstudiengang zu beginnen, einige FHs dagegen entlassen bereits die ersten Bachelor-Absolventen.
Bis 2010 müssen nach dem Bologna-Vertrag die neuen Studiengänge eigentlich Europa-weit eingeführt sein. Einige Kunsthochschulen sträuben sich jedoch bis heute. Sie vertreten die Meinung, dass man künstlerisch-gestalterische Praxis nicht im Rahmen von Modulen und Punktesystem im Schnelldurchlauf erwerben kann.
Mich würden Eure Erfahrungen als Absolventen, Arbeit-, bzw. Auftraggeber aus dem Designbereich interessieren.
Ist es möglich sich in (nur) drei Jahren umfassend auf die Tätigkeit als Gestalter vorzubereiten, wie es manche FHs in Deutschland anbieten? In den USA dauert ein BA-Design-Studium überraschenderweise meistens vier Jahre.
Fördert die neue Studienstruktur wirklich den internationalen Austausch? Oder sind die Studenten heute aufgrund der kürzeren Studienzeiten viel zu gehetzt und gestresst, um auch noch ein Semester ins Ausland zu gehen? Gibt es in Deutschland für ausländische Studenten genügend attraktive Studienangebote, z. B. Masterprogramme in englischer Sprache, wie etwa in den Niederlanden?
Als Außenstehender empfand ich es als überraschend schwierig, mich über die konkreten Inhalte der neuen Studiengänge im Internet zu informieren. Ich traf auf kompliziert aussehende Studienpläne und -ordnungen, kryptisch formulierte Ziele und »Kompetenzen künftiger Designer/innen«.
Was sollen sie können, die zukünftigen Absolventen eines Designstudiums und in welcher Form lernt man das am besten?
(Abbildung aus Study, Work, Play von Fancy @ ZOOM)
43 Kommentare
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Daniel
Die Belastung ist (nicht nur in Design-Studiengängen) nach meinem Wissen sowohl auf der Seite der Studenten, als auch der der Dozenten je nach Hochschule total unterschiedlich und kaum übergreifend zu diskutieren. Die holprige Einführung des Bachelor/Master-Systems stellt die Beteiligten an manchen Standorten vor eine zeitlich unangemessene Zahl von Seminaren und Prüfungen, andernorts läuft das Studium zumindest in der Praxis geschmeidig ab.
Das Problem scheint der theoretische Unterbau zu sein: wie packt man die Anforderungen eines solchen Modulsystems in eine tragfähige Studienordnung. Hier gewinnt ganz eindeutig die Hochschule mit einer ordentlichen Verwaltung und kooperienden Prüfungsausschüssen – wie so oft.
Viele Hochschulen bieten einen Bachelor mit sieben Semestern an, um zumindest eine gewisse Entfaltung im Haupstudium zuzulassen. Und tragen sich dann mit dem Gedanken, den Bachelor auf acht Semester auszuweiten. Also ein Diplom?
Anschließend streben die Studenten einen Master an, um nicht zurückzustehen und absolvieren die nötigen Praktika. Letztendlich führt das neue System in meinen Augen nicht zu einem beschleunigten, sondern verlangsamten Einstieg in das Berufsleben. Zumindest vorerst.
Pascal
Also ich bin 2004 fertig geworden mit Diplom und während meines Studiums hat sich an der fh hannover der BA gerade gebildet. Aus meiner Sicht hat das für die Studenten keine Vorteile udn ich bin auch sehr froh darüber, dass ich noch auf Diplom studieren konnte. Ein Master oder ein Diplom ist aus meiner Sicht schon das Mindestmaß dass man als Gestalter haben sollte. Da gehen wertvolle Jahre verloren, denn gerade das Designstudium ist ja auch ein Studium der Selbsterfahrung der Grenzauslotung des Experimentierens. Wer diese Zeit ncith im Studium hatte, wird sie später erst recht nicht finden. Das ist eine Axt die angelegt wurde um das Bildungssystem effizienter zu machen und Kosten zu sparen, aber unser Innovationspotential wird dadurch sicher nicht gefördert. Natürliich kann man in 3 Jahren lernen wie man besipielsweise ein CD entwickelt, auch gestalterisch sauber udn handwerklich professionell, aber die neuen Trendsetter werden wohl eher in Zukunft die Quereinsteiger sein die einen anderen Zugang ins Design gefunden haben. Ich finde das ist eine ganz furchtbare Gleichmacherei ein künstleriscvhes Studium derart zu vereinheitlichen, zumal für den Studienanfänger ja bis zuletzt nicht klar ist, ober er nacher auch einen Master machen kann, da nur ca 10% dazu zugelassen werden. Und das erscheint mir doch ein bischen wenig udn die Auswahl möglicherweise auch zu willkürlich.
Für mich ein trauriges Kapitel in der Bildungspolitik und ich hoffe für all die jungen Leute, dass sie sich trotzdem irgendwie die Zeit nehmen können neben dem Studium die wichtigen Erfahrungen zu sammeln! Bleibe aber froh darüber das Diplom noch gemacht zu haben -und das übrigens ganz effizient ein Semester schneller als die Regelstudienzeit :)
Ande
Hallo,
also ich habe eine Ausbildung, BA-Studium und einen Master gemacht und ich muss sagen, dass das BA-Studium sehr gut auf den Job vorbereitet. Ich konnte mich 2 Jahre bei meinem Master austoben (der auch berufsbegleitend war). Ich denke, dass wir hier in Dtl sowieso schon recht langsam sind mit allem. Bei uns wird man ja erst mit gut 25-28 Jahren fertig. Von daher, kurz ist gut. Es liegt ja bei jedem selbst, was er daraus macht. Gruss André
ulla
hahaha! „erst“ mit 25-28 fertig werden.
tja, die nötige reife haben natürlich all die BA-girlies, die mit 21-22 aud den hochschulen stolpern…
sorry, aber der reine BA ist eigentlich nur ein verkappter mediengestalter.
Raketentim
Autsch, jetzt hab ich mir das Bein gestoßen – wer hat denn hier die Schublade offen gelassen?
Indra
Oh jee, das Thema verfolgt mich …
nein, die Studenten gehen nicht mehr ins Ausland, zumindest nicht zum Studieren während des Studierens, also eigentlich genau das Gegenteil, von dem, was erreicht werden sollte. Manche machen vielleicht noch für ein Praktikum. Ansonsten wollen sie lieber so schnell wie möglich fertig werden, manche sogar unter der Regelstudienzeit. Und immer wird alles nur mit den Studiengebühren begründet. Hoffentlich werden die im Saarland demnächst auch wieder abgeschafft.
Indra
Und was ich ebenfalls nicht verstehe, ist warum sich einige – sogar Kunsthochschulen – einen 3-jährigen Bachelor gegeben haben. Wie Dan Reynolds mir auch aus Amerika berichtete gibt es dort so gut wie gar keine Programme unter 8 Semestern. Ein deutscher 6-sem. BA wird dann für einen Master u.U. nicht anerkannt und man muss erst ein Zusatzjahr belegen …
till1
ich vermute mal, dass man auf seine gesamte lebensarbeitszeit wesentlich mehr davon hat, in ruhe und breit zu studieren und dann mit dem alltagsarbeitsleben anzufangen, als sich das notwendigste in 6 semestern draufzukloppen und dem mythos „arbeitsmarkttauglichkeit“ hinterherzurennen. da hat man zwar ein paar jahre berufserfahrung und einkommensvorsprung mehr, aber berufserfahrung alleine hilft nicht viel, wenn im laufe der jahrzehnte gewisse handwerkliche aspekte überflüssig werden oder nicht mehr gefragt sind.
klar kann man sich neben dem beruf auch weiterbilden und auch später ein zweites studium hinterherschieben, aber ich stelle jetzt mal die these in den raum, dass absolventen von schulen, bei denen hohe praxisnähe und schnelles studium angepriesen wird, in der tendenz langfristig gegenüber den menschen, die mehr raum und zeit zur reflektion ermöglicht bekommen haben, nachteile haben.
Jörg
Ein kurzes Pauschalurteil „Das bring der Bachelor“ ist wegen der Unterschiedlichkeit der Bildungssysteme einerseits international, aber selbst im innerdeutschen Raum nicht möglich, zumindest nicht seriös. Einige Punkte könnte man aber herausgreifen, und kurz isoliert betrachten (in willkürlicher Reihenfolge):
– Internat. Austausch: BA ist hier keine Hilfe. Semesterzeiten, Leistungsniveaus und -Nachweise sind zu unterschiedlich. Zusätzl. Schwierigkeit: synchronisierte Semesterzeiten hätten zwar einen erleichterten Austausch für Studierende zur Folge, würden aber den Austausch von Lehrenden insb. international unmöglich machen (bisher wird haupts. i.d. vorlesungsfreien Zeit ausgetauscht, das klappt gut)
– Reform an sich: Prinzipiell ist die Chance zur tiefgreifenden Reform eines etwas verwucherten Bildungssystems zu begrüßen. Die konkrete Umsetzung speziell im Bereich Gestaltung hat diese Chance leider allzu oft verspielt. Ausbildung im Gestaltungsbereich bedeutet nicht nur Aneignung von Wissen, abhaken von Lehrplänen, vielmehr liegen die Lehrinhalte in sehr unterschiedlichen Feldern (über die Formulierung eines gestalt. Standpunkts, Persönlichkeitsentwicklung, Kritik- und Konfliktfähigkeit bis hin zu handfesten technischen Fertigkeiten ist alles dabei). Oft wurde versäumt, die Komplexität dieser Lernprozesse in „Bologna-konforme“ Strukturen zu fassen (typ. deutsch, lieber Planerfüllung als zu viel Freiheit)
– 3 und 5 Jahre: Grundsätzlich ist der Ansatz richtig, zuerst ein kürzeres „grundständiges“ Studium anzubieten. Mit 3 Jahren Studium kann man „arbeitsfähig“ sein, und sich in die Wirtschaft wagen. Wer dann eine Weile gearbeitet hat, kann sicher besser entscheiden, ob noch ein Studium draufgesetzt werden muss, präziser Interessen und Schwerpunkte formulieren. Die können dann in einem spezialisierten Master vertieft werden. Ich hoffe, dass sich diese in der Studienstruktur angelegte „Bildungspause“ durchsetzt, ich halte sie für eine Chance. (Der US-Vergleich hinkt, im angelsächsischen Bildungssystem ist oft ein „allgemeinbildendes“ Grundstudium (foundation) vorgeschaltet, hat man bei uns mit dem Abi ;)
– Gestaltungsstudiengänge im Web: Die Darstellung der Lehrinhalte im Netz ist häufig miserabel; allerdings auch nicht einfach zu vermitteln. Aus einer Markt-Perspektive allerdings auch erst für den Master wirklich wichtig, BA-Studierende fällen die Entscheidung zur Studienplatzwahl größtenteils nach dem Ort (fast immer: nicht zu weit weg), weniger stark nach Schwerpunkten.
– neue Studienordnungen: Die BA-Studiengänge sind vielerorts noch etwas durcheinander, bis sich „Studierbares“, inhaltlich sinnvolles und (rechtlich) Zulässiges zu einem homogenen Reigen zusammengefunden haben, dauert es wohl noch etwas. Leider wird dieser „Findungsprozess“ immer am „lebenden Objekt“, den Studierenden ausexerziert. Die BA-Anfänger sind daher einerseits Leidtragende. Andererseits haben sie, wie selten eine Studierendengeneration, die Möglichkeit, ganz direkt auf die Studienpläne einzuwirken (Wer ein bisschen auf die noch träge Studienplan-Masse einprügelt, kann sie auch formen).
– Freiheit kontra Lehrplan: Die rechtlichen Grundlagen für die BA/MA-Einführung sind für Gestaltungsstudiengänge hinderlich, „unsere Welt“ passt nicht gut in strenge Regularien. Ein durchreguliertes BA/MA-Studium lässt weniger Freiheiten. Für (schon früh) selbstständige und „sperrigere“ Gestalterpersönlichkeiten ist das ein bedeutender Nachteil. Für die weniger Sicheren, und diejenigen, die mehr Druck brauchen, um voran zu kommen bringt das stark lehrplangeführte Studium Vorteile. Vor dem Hintergrund, dass (vielleicht) bald alle Schulabgänger nach 12 Jahren fertig sind, könnte ein „geführter“ BA und ein „freier“ MA sinnig sein.
Meine Wunschvorstellung: Die BA-Studierenden der Zukunft machen ihre Praktika möglichst studienbegleitend, sind nach 3 bis 4 Jahren fertig und gehen in die Wirtschaft. Das echte Leben spielt sowieso draussen ;) Wer sich dann nochmal intensiv in einem Hochschulkontext mit etwas befassen möchte, kann dies nach einigen Jahren konzentriert, am besten mit dem selbst erarbeiteten finanziellen Polster tun.
Indra
Das höre ich auch immer wieder: »das kann ich ja hinter her immer noch machen« … aber mal ehrlich, wer erst mal richtig in den Job eingebunden ist experimentiert dann doch nicht noch mal eben im Audiolabor oder in der Schweisserei, der Bleisatzwerkstatt oder mit dem 3d-Drucker zu Hause.
HD Schellnack.
Dass der BA in der jetzigen Form keine qualitative Verbesserungen der Studienbedingungen und -ergebnisse darstellt, ist eigentlich aus den Gesprächen mit den meisten Leuten recht klar. Eines der größten Probleme aus meiner Sicht ist, wie man aus der durch den BA wachsenden Flut von Kommunikationsdesignern «mit Abschluss» noch die guten finden will. Sicher, via Mappe – aber man muss einfach mehr suchen und der Konkurrenzdruck insgesamt wird höher, weil in einen ohnehin überlaufenen Markt NOCH mehr Leute hineindrängen. Während in der Buchbranche die Ausbildungsplätze nicht qualifiziert besetzt werden können (in der Branche kannst du nach der Ausbildung auch einen BA machen oder studieren). Warum jeder ausgerechnet Designer werden will, ist mir schleierhaft, aber der BA hilft nicht gerade, das Studium als Vorbereitung und Filter zu nutzen.
Zugleich braucht ein Studium, das zumindest einen kreativ-künstlerisch-ästhetischen-kulturellen Einfluss hat, einfach auch Zeit, um sich «selbst zu finden». Klingt kitschig, ist aber aus meiner Erfahrung aus 8 Jahren an zwei privaten Designschulen treffend – die Leute brauchen Zeit und Betreuung, um wirklich gut zu werden. Und werden es dann in aller Regel auch. Ich selbst hätte lieber weniger und dafür bessere Designer als umgekehrt.
Schon absurd, dass es früher mal als positiv galt, lange und viel studiert zu haben und heute ist es Pfui. Ich mag Bummelstudenten auch nicht, aber man sollte den Humboldt auch nicht mit dem Bade ausschütten :-D.
Zugleich gilt, was immer galt: Die guten Leute, die wirklich guten Leute (und das sind ja immer nur eine Handvoll in jedem Semester), wird es immer geben, die werden sich immer durch Nebenprojekte und drangehängte Semester ihren Raum nehmen und ihr Können schleifen, weil sie SPASS an dem haben, was sie tun und mit Leidenschaft dabei sind. Ob die studiert haben, was die studiert haben oder wie lange, und erst recht wie der Abschluss dann heißt, ist dabei völlig egal.
Und so wird das in Design hoffentlich noch eine ganze Weile lang bleiben.
Dan Reynolds
Weil den Vergleich mit den USA aufkommt… es ist nicht so, dass Design Studenten öfter länger als andere Studenten Amerikas studieren. Bei normalen Hochschulen und Unis in den USA dauern alle BA-Studiengänge 8 Semester. Grafikdesign ist da keine Ausnahme. Manche Hochschulen machen aus Design (oder andere Fächer, je nach dem) ein 10 Semester Studium, aber das ist wirklich untypisch… und die Unis, die das machen, machen es wirklich um 2 Semester mehr Geld von die Studis zu verdienen.
Ein Ausnahme ist Architektur. Ich denke, dasss das B.Arch-Abschluss (Bachelor of Architecture) fast immer 10 Semester dauert. Aber das hat ja ganz wichtige Gründen… man sollte Architektur und Grafikdesign meistens nicht so sehr vergleichen, denke ich.
Im UK dagegen gibt es mehr BA Designstudium unterschiede. Mal dauert es 3 Jahre, mal 4. Kommt drauf an. Das gleich ist im UK mit dem MA-Studium der Fall. Manchmal ist es 1 Jahr, machmal 2.
In den USA, das MFA Grafikdesign (Master of Fine Arts… wie ein gutes Design MA-Abschluss immer dort heißt) nimmt immer 2 Jahre im Anspruch. Hochschulen, die das in 1 Jahr packen würden, wären wahrscheinlich mit skepsis betrachtet.
HD Schellnack.
Und kurze Praktika sind auch so ein Ding – aus meiner eigenen Erfahrung ist mehr mehr. 12 Monate sind besser als 6 Monate sind besser als 3 Monate – sofern die Bedingungen fair sind.
stefano picco
„… Oder sind die Studenten heute aufgrund der kürzeren Studienzeiten viel zu gehetzt und gestresst …“
Perfekte Vorbereitung für diejenigen, die in die klassischen Agenturen wollen und im Werbealltag „schaffen“ werden. Die Gestaltung bleibt dabei natürlich auf der Strecke.
Zu meiner Studienzeit habe ich es eigentlich geliebt, nach dem Grundstudium ausgiebig Zeit mit vielen Projekten zu verbringen, was gleichzeitig auch hieß ständige Kommunikation mit anderen Studenten und Dozenten zu haben. Wäre mein ganzes Studium wie das Grundstudium gewesen bzw. wie anscheinend heute die Bachelor Studiengänge, glaube ich nicht das man soviel aus den gesamten Design-Bereich mitbekommen hätte.
Beim mir an der Hochschule Niederrhein hatten wir neben Kommunikations-Design noch Produkt-, Objekt-, Keramik- und Textil-Design vertreten und das war wirklich spannend und lehrreich.
Dan Reynolds
Naja, mehr zu BA/MA…
Zumindest in den USA allegemein, absolventen arbeiten nie wirklich im Bereich, wo sie studiert haben. z.B. Philosophie, Literatur, Politikwissenschaft o.ä. Ein BA ist halt für die allgemeine Arbeitsmarkt pflicht. Eine Erfahrung, dass man machen muss. Bei manchen Berufen ist es fast Egal, was man auf BA-Ebene studiert hat, solange man mal irgendwelche Abschluss hat.
MAs und PhDs sind dagegen viel wichtiger, und diese Studiengänge sind öfters praxis näher. Es ist so gedacht, dass im Prinzip alle BA-Absolventen irgendwas anderes auf MA-Ebene studieren können, jeder ihre Föhigkeiten nach. Viele Design MAs (oder MFAs) haben Design auf der BA-Ebene nicht studiert.
Ich habe Verwandten, die Kunst und Grafik Design an der Yale Uni. unterrichten. Als ich damals mit 17 zu ihn sagten, dass ich es vor gehabt habe, Grafikdesigner zu werden, raten sie mich streng vom BA-Designstudium ab! Lieber irgendwo English Literature studieren, und danach ein MFA bei Yale, RISD, Cranbrook usw. machen. Das sollte mich besser vorbereiten, ein guter Designer zu werden, sagten sie.
Naja, ich habe nicht auf sie aufgepasst. Ich studierte wie gewünscht Grafikdesign an einer Kunsthochschule. Aber ich frage mich manchmal, wie es sein gewesen würde, wenn ich ihrer Richtung folgte ;-)
Dan Reynolds
(sorry, that last post was written in the most awful German ever! to much stress this week :-( I just couldn’t hold back when FontBlog was discussing one of my favorite topics)
ulla
@9: „Andererseits haben sie, wie selten eine Studierendengeneration, die Möglichkeit, ganz direkt auf die Studienpläne einzuwirken“
-> das glaubst du doch nicht wirklich, oder? die professoren und fachbereichsräte lassen sich da nie reinreden-> die sind damit beschäftigt, ihre alten, jahrelang durchgenudelten ausbildungskonzepte ins BA-format mit möglichst wenig änderungen zu pressen.
insgesamt erscheint es mir auch so, als wäre an den meisten hochschulen die immer weiter fortschreitende verschulung des studiums sogar gewünscht: weniger freie „problem-studenten“ mit eigenen ansichten und mehr „schüler“, die brav auf die erteilung von aufgaben warten…
und das sind dann die neuen „gestalter“. na besten dank. das studium bildet immer mehr reine „operator“ aus. und nicht designer.
Thierry
HD spricht damit den für mich wichtigsten punkt in der ganzen diskussion an: so gut auch meine ausbildung im BA sein mag, das meiste lerne ich immer noch im austausch mit anderen studenten, kontakten in der „szene“ (wie der austausch mit HD, der mich immer wieder vorwärts bringt in projekten in denen ich alleine nicht weiter komme) und mit freien projekten. über die sommerferien gabs ein praktikum und drei freie projekte. und während des semesters geht’s so weiter: freelancen, freie projekte und studien-projekte. ich habe spass daran und will meine zeit in der ausbildung gut nutzen. fürs rumsitzen und faulenzen muss ich nicht studieren.
ob nach meinem BA noch ein MA dazu kommt wird sich zeigen. wenn dann auf jeden fall im ausland, an der gleichen schule den MA zu machen ergibt für mich keinen sinn. schliesslich hat jede schule auch eigene ideale und ansichten, und gerade im MA will ich da etwas anderes hören als in den drei jahren zuvor. dass man in einem (guten) büro aber auch nach dem studium noch wachsen kann und dies auch zu einem gewissen teil den MA ersetzen kann steht für mich ausser frage.
Steven
Man muss ja nich wirklich in 6 Semestern studieren. Man kann sich auch genau so lange Zeit lassen wie die Diplomanten und 13 Semester studieren wenn man Lust dazu hat. Das Problem ist nur, dass man sich mittlerweile eine so lange Studienzeit nicht mehr erlauben kann auf Grund der hohen Studierengebühren. Ich finde dass sollte viel mehr Diskussionsthema sein als das Bachelorsystem. Das Studiensystem finde ich ist allgemein in Deutschland nicht soooo schön. Ich fände Klassensysteme wie sie in der Schweiz und Österreich sind viel schöner. Da hat man mehr Kontakt zum Dozenten und zu seinen Kommilitonen und kann sich besser Austauschen und lernt mehr voneinander.
Ann
Meine ganz persönliche Erfahrung, nach 4 1/2 Jahre Diplom Studium in Deutschland, 2 jähriger MA in London am Royal College of Art, ist folgende:
Meiner Meinung nach gehört zu den Vorraussetzungen für ein Masterstudium mehr als reines Fachwissen. Man sollte wissen womit man sich beschäftigen will und was man für Erwartungen hat, und den Titel nicht als reinen Wettbewerbsvorteil sehen. Diesen Punkt kann man auf vielen Wegen erreichen, BA, Diplom, Arbeitserfahrung … es ist auch eine persönliche Sache.
Ich hätte nach meinem Diplom arbeiten können, allerdings in einem anderen Bereich als heute. 4 1/2 Jahre wären nicht nötig gewesen wären, da die Flexibilität auch dazu führen kann das man einfach so vor sich hin studiert.
Wie so oft stellt sich die Frage zwischen technischen Wissen/Können und dem interlektuellen Überbau/Konzept. Wenn man seine Arbeit nicht als reine Dienstleistung sieht, um die Inhalte Anderer zu kommunizieren, sondern den Anspruch hat, Inhalte selber zu gestalten, reicht meiner Meinung nach ein BA, aber vielleicht auch ein Diplom, nicht aus. Vielmehr geht es um die Uni, die persönliche Reife/Entwicklung und die Erfahrungen die man macht.
Ich persönliche denke das der 2 jährige MA meine Arbeit weiter gebracht hat, als 4 1/2 Jahre Studium zusammen. Die Grundlagen, die ich an der FH gelernt habe waren allerdings die Vorraussetzungen um diesen Weg zu gehen. Dies ist meiner Meinung nach in 3 Jahren gut zu erreichen.
Laura
„@9: “Andererseits haben sie, wie selten eine Studierendengeneration, die Möglichkeit, ganz direkt auf die Studienpläne einzuwirken”
-> das glaubst du doch nicht wirklich, oder? die professoren und fachbereichsräte lassen sich da nie reinreden-> die sind damit beschäftigt, ihre alten, jahrelang durchgenudelten ausbildungskonzepte ins BA-format mit möglichst wenig änderungen zu pressen.“
Da muss ich Ulla widersprechen.
Ich studiere BA Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Wiesbaden, die jetzt übrigens Hochschule RheinMain heißt (seit 1. September).
Mein Semester ist das erste BA-Semester, wir sind die „Versuchskaninchen“, so haben wir uns wirklich gefühlt. Das Grundstudium war hart, stressig, total verschult. Wie beim Diplom an unserer Schule auch schon, was wohl daran liegt, dass wir eine Fachhochschule sind. Teilweise hatten wir einen Workload von 60 Stunden pro Woche – die optimale Vorbereitung auf dem Agenturalltag würden manche sagen. Zudem mussten wir von jetzt auf gleich zwischen 9 oder 10 verschiedenen Disziplinen „umschalten“ können. Dieser Stress hat jeden von uns stark psychisch belastet, und die Leistungen haben gelitten. So sind bei der ersten größeren Arbeit im 3. Semester (vergleichbar mit dem Vordiplom), wirklich miserable Ergebnisse herausgekommen.
Natürlich stieß das bei den Professoren zunächst auf Unverständnis. Studenten beschweren sich ja immer. Doch in unserem „Ausschuss für Studium und Lehre“, an dem ein Kommilitone und ich als studentische Vertreter teilnahmen, konnten wir ihnen die Problematik verständlich machen. Es gab daraufhin mehrere „Klartext“-Veranstaltungen, zu denen alle BA-Studenten und -Dozenten eingeladen waren, und zusammen nach Lösungen gesucht wurde. Die Professoren gingen dabei stark auf die Bedenken und auch auf die Vorschläge der Studenten ein. Die neue Studienordnung wurde bis zu ihrer Akkreditierung kontinuierlich in Zusammenarbeit von Professoren und Studenten verändert. Jetzt läuft die Reakkreditierung, und soweit ich das beurteilen kann, wird weiterhin stark nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht (zB das Praxissemester, welches der Verkürzung der Studienzeit zum Opfer fiel, wieder mit aufzunehmen, und damit den Bachelor von 6 auf 7 Semester zu verlängern).
Meine Meinung ist: Unter den Gestaltungsstudenten gibt es leider immer nur sehr wenige, die sich hochschulpolitisch einbringen. (Kann das jemand bestätigen? Direkt weiß ich es nur von meiner Hochschule …) Das ist aber sehr notwendig. Wenn man Engagement zeigt, kann man auch etwas bewirken.
Marius
Als Student habe ich es so empfunden, dass in vielen Bereich derart an der Oberfläche gekratzt wurde, dass ich genauso gut ein paar abendkurse an der Volkshochschule hätte belegen können. Das hatte mit Hochschulbildung echt nicht viel gemein. In anderen Bereichen wiederum hat es gut geklappt. Ich denke es ist ein Frage der Anpassung auf Projektarbeiten, um die Praxisbezüge hoch genug zu halten und so Übung reinzubekommen in den engen Plan.
Auslandssemester war eigentlich nur möglich durch das überschreiten der Regelstudienzeit, insbesondere da trotzdem auch ein 3-monatiges Pflichtpraktikum gefordert war, das NICHT im Ausland abgeleistet werden durfte. Sprich, es fällt fast ein komplettes Jahr durch diese Aktivitäten weg, das aber trotzdem verpflichtend im Plan steht.
Ich sehe da noch viel Nachholbedarf
ron
Meine Erfahrung (hab Architektur in Wien,Berlin und München noch auf Diplom studiert):
Zwischen Bachelor/Master und Diplom sehe ich kaum Unterschiede. Das mag sicher auch daran liegen, dass die Studienpläne meistens 1:1 übertragen worden sind.
Warum es nun den Wechsel gebraucht hat versteh ich persönlich nicht. Man hätte besser an den alten Studiengängen eine Verbesserung vorgenommen anstatt einfach nur den Namen zu ändern.
Für den Studierenden ergeben sich aber kaum Unterschiede. Was er vom Studium mitnimmt hängt nämlich nach wie vor nicht vom System oder der Regelstudienzeit ab, sondern von dem was er daraus macht.
ulla
oh, für den studierenden ergeben sich enorme unterschiede. mal abgesehen von den studiengebühren, kommt ja bei einer kürzer veranschlagten regelstudienzeit das problem hinzu, dass das bafög nach den 3 jahren wegfällt. somit ist das argument „du kannst ja einfach so lang studiern, wie du willst“ hinfällig.
(aber vl. sind die meisten BA-designer mitlerweile sowieso aus reicheren familien und es juckt keinen. wenn man sich die powebook-dichte und künstlich auf „designer-lifestyle-ich-trage-bunte-sonnenbrillen“ getrimmten jungen gestalter so anguckt…)
Jörg
@17: -> das glaubst du doch nicht wirklich, oder?
doch, das glaube ich sicher zu wissen. Drehen wir die Perspektive um: Ein Prof KANN gar nicht wissen, wie es ist, einen Studiengang zu absolvieren, jeder Prof sieht nur „sein“ Fach, wie es sonst läuft können nur die Studierenden wissen. Rückkopplung ist wichtig, und in den meisten Fällen erwünscht (das muss natürlich nicht überall klappen).
@ 21: -> Unter den Gestaltungsstudenten gibt es leider immer nur sehr wenige, die sich hochschulpolitisch einbringen.
Gestaltungsstudiengänge sind tradtionell nicht gerade als die „nach innen aktivesten“ bekannt. Vielleicht sind unter den Gestaltern zu wenige „natürliche Rebellen“ ;)
@17 -> das studium bildet immer mehr reine “operator” aus.
Hier liegt eine große Schwierigkeit, steht im Studium direkte Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt, also „technisch/handwerkliches“ oder freie Entfaltung im Vordergrund. Hier positionieren sich die dt. Schulen ganz unterschiedlich, auch „die Wirtschaft“ und „die Studierenden“ formulieren sehr uneinheitlich.
Meine Ansicht: Lieber im Studium rumspinnen, ausprobieren, ausbrechen, und das richtig. Alles andere kann man später noch. Wer rumspinnen will, muss sich eine Schule suchen, an der das geht. Ob man als Spinner gut Arbeit findet, steht auf einem anderen Blatt. Aber: Spinner haben den meisten Spass!
Jan
Also ich studiere (auch) noch auf Diplom. Aber wir sind leider die letzte Generation, da es mittlerweile schon den zweiten Jahrgang an BA-Studenten gibt. Wenn ich die Kursdichte der Semester mit der Qualität der Arbeiten vergleiche, kann ich Ulla (4.) nur zustimmen. Höchstens Mediengestalter-Niveau. Selbst wenn talentierte und leidenschaftliche Leute studieren, ist es mit diesem Pensum kaum zu schaffen, gute Arbeiten abzuliefern!
Ich mache grad ausserdem ein Auslandssemester an der Bergen National Academy of the Arts in Norwegen, an der es auch das BA-System gibt. Allerdings werden die Jahrgänge sehr klein gehalten, mit max. 15 (!) Studenten. Für jeden Jahrgang gibt es dann auch noch ein »Atelier«, in dem man von 7 – 24h arbeiten kann, man von den Dozenten persönlich betreut wird und sich die ganze Zeit über austauschen kann. Experimentiert wird hier ständig, weil man dazu aber auch animiert wird. Das Experimentieren für die einzelnen Projekte nimmt hier einen sehr großen Raum ein.
Und Studiengebühren muss man auch nicht bezahlen, hier bekommt man noch Geld vom Staat dafür und bunte Sonnenbrillen braucht man hier eh nicht … ;-)
Kevin
Ich hab schon fleissig mitgelesen und meld mich auch mal zu Wort. Studiere gerade selbst Mediendesign an der DHBW Ravensburg (ehemals Berufsakademie) – auf Bachelor. Hab keinen direkten Vergleich zum Diplom, muss aber sagen dass ich bis jetzt keinen Nachteil in der verkürzten Studienzeit sehen kann. Sicher ist Stress momentan eher die Regel als die Ausnahme, aber dann wird halt einfach etwas weniger geschlafen ;-) Wir haben ein Atelier, dass uns 24h/Tag zur Verfügung steht – und damit kann man auch nachts mal was ausprobieren ;-)
Also, bis jetzt kann ich mich nicht beschweren, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten (die es aber wohl einfach immer geben wird).
radikal
ok, hier meine radikale meinung:
gestalter ist man einfach – das hat doch nichts mit einem abschluss zu tun. da kommt es auch nicht darauf an ob dipl. oder BA. bis auf ein paar technische details, die man sich easy selber draufschaffen kann, kann kein studium einen ‚guten gestalter‘ aus einem machen. das sieht man ja schon daran, dass auf den hochschulaustellungen meist zu 70% schrott gezeigt wird.
ulla
selbst quereinsteiger?
naja, eine fundierte ausbildung schafft schonmal ein grundwissen, dass du dir eben nicht selbst im stillen kämmerlein beim studium von tutorials draufschaffen kannst.
ABER: man ist genausowenig ein „geborener“ gestalter, wie man geborener ingenieur, architekt oder mediziner ist. fachwissen, erfahrung und austausch brauchen zeit und ein geeignetes umfeld. wer sich nicht damit abfinden kann, sollte künstler werden. (aber nur, damit du nach der aufnahme eines kunststudiums nicht zu enttäuscht bist, radikal: auch da gehört viel fach- und allgemeinwissen dazu…)
dass nun natürlich nicht 100% der absolventen innovatoren mit zukunftsweisenden ideen sind, entspricht ja nur dem echten leben und vor allem auch der qualitätspyramide anderer ausbildungen. einen rückschluß auf die notwendigkeit eines studiums kann man daraus also nicht ziehen.
HD Schellnack.
>naja, eine fundierte ausbildung schafft schonmal ein grundwissen, dass >du dir eben nicht selbst im stillen kämmerlein beim studium von >tutorials draufschaffen kannst.
da gibts reichlich gegenbeispiele. ein studium macht aus einem holzklotz keinen fleckhaus. denken muss man schon noch selber können.
aber generell sollte ein studium den spagat schaffen, dich topfit in der technik zu machen (bzw solltest du das im rahmen des studiums selbst, ich krieg anfälle, wenn diplomanden mit 1,0 in Indesign nicht richtig daheim sein – ich meine, noch grundlegender und normierter als in unserem bereich geht Software doch kaum noch.)
Andererseits sollte man beflügelt sein, weit denken können, Beziehungen herstellen, kreativ stehlen können und daher wissen, wo man Inspirationen herzieht. Und das hat nicht viel mit ffffound zu tun. Das Studium ist also die Zeit, in der du Filme guckst, Musik hörst, Kunst ansiehst, natürlich vor allem liest – und den kulturellen Grundstock legst für ein lebenslanges Lernen, von dem du den Rest deiner Karriere zehrst. Die Zeit für dieses Fundament ist nur im Studium gegeben.
Wir – ich glaub vor allem Christoph und Fabian, zwei Studenten – wollten in der RA eine Art Kulturkurs einführen, wo du nur mit Filmen, Musik und Literatur der möglichst schockierenden und horizonterweiternden Art konfrontiert… nein, überladen wirst, eine Art einjähriger Schockkurs durch Kunst, Musikvideo, Punk, Architektur Pop, Porno Horror und Dekonstruktion…. wäre sicherlich spaßig gewesen, denn ich glaube nach wie vor im Studium sollte man vor allem Denken und Synthetisieren/Zaubern lernen.
ulla
@hd: ich meinte mit dem grundwissen genau das, was du in absatz 2-3 beschreibst.
der arme horst
ich studiere kommunikationsdesign mit bachelor abschluss. bin mittlerweile im 5ten semester. für mich gleicht das ganze einem jodeldiplom. ich habe vorher eine ausbildung zum mediengestalter gemacht und da wesentlich mehr mitgenommen, als in diesem studium. jedes semester läuft gleich ab. man sucht sich einen prof, bereitet da irgendein projekt vor, holt sich jede woche sein feedback ab und gibt den kram dann am ende ab. die theoretischen vorlesungen und seminare sind reine zeitverschwendung. man sitzt die zeit ab und schreibt zum ende eine hausarbeit mit so und soviel seiten. da bleibt nicht viel hängen. nach 3 jahren bekommt man dann das jodeldiplom und solange man seinen kram mit halbwegs ordentlicher rhetorik gut verkaufen kann, sind auch die zensuren gut. der geisteswissenschaftliche hintergrund geht dank der durchgenormten bachelor studiengänge flöten. viel heiße luft um nichts.
ulla
@horst:es hört sich jetzt aber auch nicht gerade so an, als würdest du aus eigenem antrieb nach höheren zielen streben…
Paul
Unabhängig davon ob der BA nun eine Verbesserung darstellt oder nicht, die Hochschulen müssen aber nun noch stärker als vorher dafür sorgen dass sie den Studenten ein echtes Zuhause bieten. Das heißt, offene Türen in den Werkstätten bzw. Zutritt für jeden Student mit Transponder, greäumige und gemütliche Cafeteria die lange auf hat, freiwillige Zusatzangebote für Bleisetzen oder sonstiges am Abend, Sofaecken, Arbeitsplätze mit Macs und große Monitore für die Laptopleute, frei zugängliche Drucker zu jeder Tages und Nachtzeit, abendliche Vorträge, kleine Foren …
All das fördert den Austausch untereinander, all das lässt die Studenten zu einer Gemeinschaft wachsen, verschafft ihnen trotz strengem Stundenplan mehr Freiheiten und hilft ihnen letztendlich damit mehr als viele toll durchdachte Vorlesungen.
Das Royal College of Art lässt grüßen, dort gibt es jede Menge räumliche Freiheiten und ein wirkliches Leben der Studenten in dem College auch außerhalb der Pflichtveranstaltungen.
Sebastian Nagel
@32 Horst: Ja, so kommt man durch fast jedes Studium durch, egal bo BA oder Diplom. Du musst was draus machen, sonst ist es nutzlos.
matthias
an der fh hannover dauert mein BA im bereich kd/fotografie vier jahre und das finde ich verdammt gut.
julie
@19 steven:
das mit den kleinen „klassen“ gibt es in deutschland zt. durchaus.
ich habe (an einer staatlichen!) hochschule studiert, wo pro semester nur 18-20 leute aufgenommen werden im bachelor, so dass der kontakt zu den professoren und im ganzen studiengang sehr eng ist. ich hatte auch kurse mit nur 8-9 leuten.
das hat allerdings auch nachteile wie eingeschränkte freiheiten/wahlmöglichkeiten, begrenzte mittel für ausrüstung/werkstätten usw. muss man halt für sich abwägen, was einem da wichtiger ist.
Bürokrat
ich studiere im uk fine art- also kunst und kann deswegen vl nicht ganz mitreden.
Was mich konkret interessieren wuerde, ob es in den kreativen Studiengaengen auch diese credit points (allein beim wort packts mich immer wieder:), na ob es die auch gibt?
hier nämlich zum glueck! nicht, soviel zum thema vergleichbarkeit.
fritz
Was den BACHELOR betrifft, sehe ich drei große Mängel:
1) Die v.a. personelle Unterausstattung der Hochschulen hat nichts damit zu tun und sich nicht mit der Reform verbessert. Die Arbeitsbedingungen gerade im Mittelbau sind oft miserabel und die Bezahlung ist ein Witz. Solange in Deutschland kein Geld für Bildung in die Hand genommen wird, muss man über Strukturierung und Etikettierung eigentlich gar nicht diskutieren. 20 neue Mitarbeiter auf 400 Studenten und schwups wären alle besser betreut und 3 Jahre statt 4 vielleicht kein Problem mehr.
2) Vielerorts – quer durch Europa – ist tatsächlich nur umetikettiert worden. Die Studienpläne wurden nicht neu erarbeitet, sondern nur etwas „entrümpelt“. In unserem Fach gab es meines Wissens nach keine Konferenz auf nationaler Ebene um Ziele und Anforderungen an die neuen Abschlüsse mit allen Betroffenen zu erörtern, also Hochschulen, Studierenden und Wirtschaft. Falls ich irre, bitte ich um Berichtigung. Ich finde bspw. die Anforderung, in einem dreijährigen BA ein sechsmonatiges Praktikum zu absolvieren ziemlich überflüssig. Das Praktikum sollte ersatzlos gestrichen werden und stattdessen für jeden Berufseinsteiger der Traineestatus für sechs Monate allgemein werden. Lasst die Hochschule Hochschule sein und Training on the Job auch wirklich im Job stattfinden.
3) Stipendien und Finanzierung. Ich bin persönlich der Meinung, das ein Studium nicht kostenfrei sein muss. Kostenfrei und stark gefördert muss die gesamte Ausbildung bis zum Abitur sein. An vielen Schulen gibt es nicht einmal mehr Lehrmittelfreiheit. Andererseits müssen Studenten eine realistische Finanzierungsmöglichkeit über Bafög, Kredite und Stipendien angeboten bekommen, um während eines Bachelors nicht mehr nebenbei arbeiten zu müssen (was die Mehrheit derzeit tut). Wenn wir schon vom »alt-deutschen« Modell auf etwas neues umsteigen, dann bitte richtig. Wenn es an dieser Stelle nicht bald Verbesserungen gibt, wird diese Reform wenig Gutes bringen.
Über den MASTER wurde hier noch wenig gesprochen. Ich habe mich für den Master im Ausland entschieden, weil ein sehr präzises Programm zur Weiterbildung in einem definierten fachlichen Bereich angeboten wird. In Deutschland fehlen meiner Meinung nach solche Programme noch. In den meisten Fällen bedeutet Master bei uns eine umfangreichere Diplomarbeit mit einem gewichtigeren theoretischen Teil. Dagegen habe ich nichts, aber ich hoffe sehr, dass die verschiedenen Hochschulen in Zukunft auch Programme erarbeiten, die definierte Kompetenzfelder erschließen.
radikal
@ulla
nein, ich bin kein quereinsteiger sondern habe selber visuelle kommunikation (allerdings noch mit diplom) studiert. etwas sinnvoles mitgenommen habe ich aber nur aus den wenigsten veranstaltungen der hochschule.
katinka*
Ich habe das Glück als eine der letzten Diplom zu machen an meiner FH. Viele Bachelors-Studierende und auch einige Lehrende sind bei mir der Meinung, dass der Bachelor zu überstürzt und nicht ausreichend durchdacht eingeführt wurde. Mit mir zusammen machen die ersten auch ihren Bachelorabschluss und es wird immer noch an den Fächern etc herumgedoktort. Ich bin sehr froh im letzten Diplom und nicht im ersten Bachelorstudiengang gelandet zu sein. Viva la Diplom!
der Osz
Ich bin Student, auch wenn kein Design-Student, dafür mache ich etwas mit Medien. Meine Sicht der Dinge ist – um es mal kurz zu fassen – wie folgt (aus Sicht des Studenten): Viel Eigeninitiative und Interesse sich tiefgehender mit gewissen Dingen zu befassen, sind unabdingbar. Manches wird sehr gut Behandelt, manches nur leicht angekratzt.
Im Großen und ganzen darf man während der Studienzeit keine Probleme haben – egal ob Beziehung, Finanzen, Familie, etc. – zumindest nicht, möchte man das Studium nicht wie ich über die Regelstudienzeit hinaus ziehen. Der Grund, wieso viele trotzdem über die Regelstudienzeit hinaus schießen ist, dass einem so ein Bachelor-Studium leider nur sehr wenig Zeit und Platz für andere Dinge lässt. Und – je nach (Partner-)Hochschule – laufen einige organisatorische Sachen (z.B. Auslandssemester) nicht immer glatt ab.
Ich möchte auf jeden Fall zunächst paar Jahre arbeiten, dann aber irgendwann – gerne auch parallel zur Arbeit, wenn es Zeit und Chef zulassen – meinen Master in dieser Richtung machen. Worin genau? Das weiß ich noch nicht, das soll der Beruf nach dem jetzigen Studium zeigen. Und das ist wiederum das, was ich doch ganz gut am Bachelor-/Master-Studium finde.
ber
@ Ulla#33 und Sebastian #35:
Jein, ich denke es ist schon Aufgabe der Lehrkräfte auch „auszubilden“ und nicht nur Aufgaben zu verteilen. Ausbilden im Sinne von „Qualität fordern und fördern“. Sonst könnte man sich auch ein paar VHS Kurse und ein Stapel Bücher geben.