Studieren, arbeiten, spielen …

oder: Was taugt ein Bachelor-Abschluss im Design? von Jürgen Siebert

An den Designhochschulen beginnt in den nächsten Tagen das Wintersemester. Mancherorts ist es die letzte Möglichkeit, einen Diplomstudiengang zu beginnen, einige FHs dagegen entlassen bereits die ersten Bachelor-Absolventen.

arbeitszimmer_studentin

Bis 2010 müssen nach dem Bologna-Vertrag die neuen Studiengänge eigent­lich Europa-weit einge­führt sein. Einige Kunsthochschulen sträuben sich jedoch bis heute. Sie vertreten die Meinung, dass man künst­le­risch-gestal­te­ri­sche Praxis nicht im Rahmen von Modulen und Punktesystem im Schnelldurchlauf erwerben kann.
Mich würden Eure Erfahrungen als Absolventen, Arbeit-, bzw. Auftraggeber aus dem Designbereich interessieren.

Ist es möglich sich in (nur) drei Jahren umfas­send auf die Tätigkeit als Gestalter vorzu­be­reiten, wie es manche FHs in Deutschland anbieten? In den USA dauert ein BA-Design-Studium über­ra­schen­der­weise meis­tens vier Jahre.

Fördert die neue Studienstruktur wirk­lich den inter­na­tio­nalen Austausch? Oder sind die Studenten heute aufgrund der kürzeren Studienzeiten viel zu gehetzt und gestresst, um auch noch ein Semester ins Ausland zu gehen? Gibt es in Deutschland für auslän­di­sche Studenten genü­gend attrak­tive Studienangebote, z. B. Masterprogramme in engli­scher Sprache, wie etwa in den Niederlanden?

Als Außenstehender empfand ich es als über­ra­schend schwierig, mich über die konkreten Inhalte der neuen Studiengänge im Internet zu infor­mieren. Ich traf auf kompli­ziert ausse­hende Studienpläne und -ordnungen, kryp­tisch formu­lierte Ziele und »Kompetenzen künf­tiger Designer/innen«.

Was sollen sie können, die zukünf­tigen Absolventen eines Designstudiums und in welcher Form lernt man das am besten?

(Abbildung aus Study, Work, Play von Fancy @ ZOOM)


43 Kommentare

  1. Daniel

    Die Belastung ist (nicht nur in Design-Studiengängen) nach meinem Wissen sowohl auf der Seite der Studenten, als auch der der Dozenten je nach Hochschule total unter­schied­lich und kaum über­grei­fend zu disku­tieren. Die holp­rige Einführung des Bachelor/Master-Systems stellt die Beteiligten an manchen Standorten vor eine zeit­lich unan­ge­mes­sene Zahl von Seminaren und Prüfungen, andern­orts läuft das Studium zumin­dest in der Praxis geschmeidig ab.

    Das Problem scheint der theo­re­ti­sche Unterbau zu sein: wie packt man die Anforderungen eines solchen Modulsystems in eine trag­fä­hige Studienordnung. Hier gewinnt ganz eindeutig die Hochschule mit einer ordent­li­chen Verwaltung und koope­ri­enden Prüfungsausschüssen – wie so oft.

    Viele Hochschulen bieten einen Bachelor mit sieben Semestern an, um zumin­dest eine gewisse Entfaltung im Haupstudium zuzu­lassen. Und tragen sich dann mit dem Gedanken, den Bachelor auf acht Semester auszu­weiten. Also ein Diplom?

    Anschließend streben die Studenten einen Master an, um nicht zurück­zu­stehen und absol­vieren die nötigen Praktika. Letztendlich führt das neue System in meinen Augen nicht zu einem beschleu­nigten, sondern verlang­samten Einstieg in das Berufsleben. Zumindest vorerst.

  2. Pascal

    Also ich bin 2004 fertig geworden mit Diplom und während meines Studiums hat sich an der fh hannover der BA gerade gebildet. Aus meiner Sicht hat das für die Studenten keine Vorteile udn ich bin auch sehr froh darüber, dass ich noch auf Diplom studieren konnte. Ein Master oder ein Diplom ist aus meiner Sicht schon das Mindestmaß dass man als Gestalter haben sollte. Da gehen wert­volle Jahre verloren, denn gerade das Designstudium ist ja auch ein Studium der Selbsterfahrung der Grenzauslotung des Experimentierens. Wer diese Zeit ncith im Studium hatte, wird sie später erst recht nicht finden. Das ist eine Axt die ange­legt wurde um das Bildungssystem effi­zi­enter zu machen und Kosten zu sparen, aber unser Innovationspotential wird dadurch sicher nicht geför­dert. Natürliich kann man in 3 Jahren lernen wie man besi­pi­els­weise ein CD entwi­ckelt, auch gestal­te­risch sauber udn hand­werk­lich profes­sio­nell, aber die neuen Trendsetter werden wohl eher in Zukunft die Quereinsteiger sein die einen anderen Zugang ins Design gefunden haben. Ich finde das ist eine ganz furcht­bare Gleichmacherei ein künst­le­ri­scvhes Studium derart zu verein­heit­li­chen, zumal für den Studienanfänger ja bis zuletzt nicht klar ist, ober er nacher auch einen Master machen kann, da nur ca 10% dazu zuge­lassen werden. Und das erscheint mir doch ein bischen wenig udn die Auswahl mögli­cher­weise auch zu willkürlich.

    Für mich ein trau­riges Kapitel in der Bildungspolitik und ich hoffe für all die jungen Leute, dass sie sich trotzdem irgendwie die Zeit nehmen können neben dem Studium die wich­tigen Erfahrungen zu sammeln! Bleibe aber froh darüber das Diplom noch gemacht zu haben -und das übri­gens ganz effi­zient ein Semester schneller als die Regelstudienzeit :)

  3. Ande

    Hallo,
    also ich habe eine Ausbildung, BA-Studium und einen Master gemacht und ich muss sagen, dass das BA-Studium sehr gut auf den Job vorbe­reitet. Ich konnte mich 2 Jahre bei meinem Master austoben (der auch berufs­be­glei­tend war). Ich denke, dass wir hier in Dtl sowieso schon recht langsam sind mit allem. Bei uns wird man ja erst mit gut 25-28 Jahren fertig. Von daher, kurz ist gut. Es liegt ja bei jedem selbst, was er daraus macht. Gruss André

  4. ulla

    hahaha! „erst“ mit 25-28 fertig werden.
    tja, die nötige reife haben natür­lich all die BA-girlies, die mit 21-22 aud den hoch­schulen stolpern…
    sorry, aber der reine BA ist eigent­lich nur ein verkappter mediengestalter.

  5. Raketentim

    Autsch, jetzt hab ich mir das Bein gestoßen – wer hat denn hier die Schublade offen gelassen?

  6. Indra

    Oh jee, das Thema verfolgt mich …
    nein, die Studenten gehen nicht mehr ins Ausland, zumin­dest nicht zum Studieren während des Studierens, also eigent­lich genau das Gegenteil, von dem, was erreicht werden sollte. Manche machen viel­leicht noch für ein Praktikum. Ansonsten wollen sie lieber so schnell wie möglich fertig werden, manche sogar unter der Regelstudienzeit. Und immer wird alles nur mit den Studiengebühren begründet. Hoffentlich werden die im Saarland demnächst auch wieder abgeschafft.

  7. Indra

    Und was ich eben­falls nicht verstehe, ist warum sich einige – sogar Kunsthochschulen – einen 3-jährigen Bachelor gegeben haben. Wie Dan Reynolds mir auch aus Amerika berich­tete gibt es dort so gut wie gar keine Programme unter 8 Semestern. Ein deut­scher 6-sem. BA wird dann für einen Master u.U. nicht aner­kannt und man muss erst ein Zusatzjahr belegen …

  8. till1

    ich vermute mal, dass man auf seine gesamte lebens­ar­beits­zeit wesent­lich mehr davon hat, in ruhe und breit zu studieren und dann mit dem alltags­ar­beits­leben anzu­fangen, als sich das notwen­digste in 6 semes­tern drauf­zu­kloppen und dem mythos „arbeits­markt­taug­lich­keit“ hinter­her­zu­rennen. da hat man zwar ein paar jahre berufs­er­fah­rung und einkom­mens­vor­sprung mehr, aber berufs­er­fah­rung alleine hilft nicht viel, wenn im laufe der jahr­zehnte gewisse hand­werk­liche aspekte über­flüssig werden oder nicht mehr gefragt sind.

    klar kann man sich neben dem beruf auch weiter­bilden und auch später ein zweites studium hinter­her­schieben, aber ich stelle jetzt mal die these in den raum, dass absol­venten von schulen, bei denen hohe praxis­nähe und schnelles studium ange­priesen wird, in der tendenz lang­fristig gegen­über den menschen, die mehr raum und zeit zur reflek­tion ermög­licht bekommen haben, nach­teile haben.

  9. Jörg

    Ein kurzes Pauschalurteil „Das bring der Bachelor“ ist wegen der Unterschiedlichkeit der Bildungssysteme einer­seits inter­na­tional, aber selbst im inner­deut­schen Raum nicht möglich, zumin­dest nicht seriös. Einige Punkte könnte man aber heraus­greifen, und kurz isoliert betrachten (in will­kür­li­cher Reihenfolge):
    – Internat. Austausch: BA ist hier keine Hilfe. Semesterzeiten, Leistungsniveaus und -Nachweise sind zu unter­schied­lich. Zusätzl. Schwierigkeit: synchro­ni­sierte Semesterzeiten hätten zwar einen erleich­terten Austausch für Studierende zur Folge, würden aber den Austausch von Lehrenden insb. inter­na­tional unmög­lich machen (bisher wird haupts. i.d. vorle­sungs­freien Zeit ausge­tauscht, das klappt gut)
    – Reform an sich: Prinzipiell ist die Chance zur tief­grei­fenden Reform eines etwas verwu­cherten Bildungssystems zu begrüßen. Die konkrete Umsetzung speziell im Bereich Gestaltung hat diese Chance leider allzu oft verspielt. Ausbildung im Gestaltungsbereich bedeutet nicht nur Aneignung von Wissen, abhaken von Lehrplänen, viel­mehr liegen die Lehrinhalte in sehr unter­schied­li­chen Feldern (über die Formulierung eines gestalt. Standpunkts, Persönlichkeitsentwicklung, Kritik- und Konfliktfähigkeit bis hin zu hand­festen tech­ni­schen Fertigkeiten ist alles dabei). Oft wurde versäumt, die Komplexität dieser Lernprozesse in „Bologna-konforme“ Strukturen zu fassen (typ. deutsch, lieber Planerfüllung als zu viel Freiheit)
    – 3 und 5 Jahre: Grundsätzlich ist der Ansatz richtig, zuerst ein kürzeres „grund­stän­diges“ Studium anzu­bieten. Mit 3 Jahren Studium kann man „arbeits­fähig“ sein, und sich in die Wirtschaft wagen. Wer dann eine Weile gear­beitet hat, kann sicher besser entscheiden, ob noch ein Studium drauf­ge­setzt werden muss, präziser Interessen und Schwerpunkte formu­lieren. Die können dann in einem spezia­li­sierten Master vertieft werden. Ich hoffe, dass sich diese in der Studienstruktur ange­legte „Bildungspause“ durch­setzt, ich halte sie für eine Chance. (Der US-Vergleich hinkt, im angel­säch­si­schen Bildungssystem ist oft ein „allge­mein­bil­dendes“ Grundstudium (foun­da­tion) vorge­schaltet, hat man bei uns mit dem Abi ;)
    – Gestaltungsstudiengänge im Web: Die Darstellung der Lehrinhalte im Netz ist häufig mise­rabel; aller­dings auch nicht einfach zu vermit­teln. Aus einer Markt-Perspektive aller­dings auch erst für den Master wirk­lich wichtig, BA-Studierende fällen die Entscheidung zur Studienplatzwahl größ­ten­teils nach dem Ort (fast immer: nicht zu weit weg), weniger stark nach Schwerpunkten.
    – neue Studienordnungen: Die BA-Studiengänge sind vieler­orts noch etwas durch­ein­ander, bis sich „Studierbares“, inhalt­lich sinn­volles und (recht­lich) Zulässiges zu einem homo­genen Reigen zusam­men­ge­funden haben, dauert es wohl noch etwas. Leider wird dieser „Findungsprozess“ immer am „lebenden Objekt“, den Studierenden ausex­er­ziert. Die BA-Anfänger sind daher einer­seits Leidtragende. Andererseits haben sie, wie selten eine Studierendengeneration, die Möglichkeit, ganz direkt auf die Studienpläne einzu­wirken (Wer ein biss­chen auf die noch träge Studienplan-Masse einprü­gelt, kann sie auch formen).
    – Freiheit kontra Lehrplan: Die recht­li­chen Grundlagen für die BA/MA-Einführung sind für Gestaltungsstudiengänge hinder­lich, „unsere Welt“ passt nicht gut in strenge Regularien. Ein durch­re­gu­liertes BA/MA-Studium lässt weniger Freiheiten. Für (schon früh) selbst­stän­dige und „sper­ri­gere“ Gestalterpersönlichkeiten ist das ein bedeu­tender Nachteil. Für die weniger Sicheren, und dieje­nigen, die mehr Druck brau­chen, um voran zu kommen bringt das stark lehr­plan­ge­führte Studium Vorteile. Vor dem Hintergrund, dass (viel­leicht) bald alle Schulabgänger nach 12 Jahren fertig sind, könnte ein „geführter“ BA und ein „freier“ MA sinnig sein.
    Meine Wunschvorstellung: Die BA-Studierenden der Zukunft machen ihre Praktika möglichst studi­en­be­glei­tend, sind nach 3 bis 4 Jahren fertig und gehen in die Wirtschaft. Das echte Leben spielt sowieso draussen ;) Wer sich dann nochmal intensiv in einem Hochschulkontext mit etwas befassen möchte, kann dies nach einigen Jahren konzen­triert, am besten mit dem selbst erar­bei­teten finan­zi­ellen Polster tun.

  10. Indra

    Das höre ich auch immer wieder: »das kann ich ja hinter her immer noch machen« … aber mal ehrlich, wer erst mal richtig in den Job einge­bunden ist expe­ri­men­tiert dann doch nicht noch mal eben im Audiolabor oder in der Schweisserei, der Bleisatzwerkstatt oder mit dem 3d-Drucker zu Hause.

  11. HD Schellnack.

    Dass der BA in der jetzigen Form keine quali­ta­tive Verbesserungen der Studienbedingungen und -ergeb­nisse darstellt, ist eigent­lich aus den Gesprächen mit den meisten Leuten recht klar. Eines der größten Probleme aus meiner Sicht ist, wie man aus der durch den BA wach­senden Flut von Kommunikationsdesignern «mit Abschluss» noch die guten finden will. Sicher, via Mappe – aber man muss einfach mehr suchen und der Konkurrenzdruck insge­samt wird höher, weil in einen ohnehin über­lau­fenen Markt NOCH mehr Leute hinein­drängen. Während in der Buchbranche die Ausbildungsplätze nicht quali­fi­ziert besetzt werden können (in der Branche kannst du nach der Ausbildung auch einen BA machen oder studieren). Warum jeder ausge­rechnet Designer werden will, ist mir schlei­er­haft, aber der BA hilft nicht gerade, das Studium als Vorbereitung und Filter zu nutzen.

    Zugleich braucht ein Studium, das zumin­dest einen kreativ-künst­le­risch-ästhe­ti­schen-kultu­rellen Einfluss hat, einfach auch Zeit, um sich «selbst zu finden». Klingt kitschig, ist aber aus meiner Erfahrung aus 8 Jahren an zwei privaten Designschulen tref­fend – die Leute brau­chen Zeit und Betreuung, um wirk­lich gut zu werden. Und werden es dann in aller Regel auch. Ich selbst hätte lieber weniger und dafür bessere Designer als umgekehrt.

    Schon absurd, dass es früher mal als positiv galt, lange und viel studiert zu haben und heute ist es Pfui. Ich mag Bummelstudenten auch nicht, aber man sollte den Humboldt auch nicht mit dem Bade ausschütten :-D.

    Zugleich gilt, was immer galt: Die guten Leute, die wirk­lich guten Leute (und das sind ja immer nur eine Handvoll in jedem Semester), wird es immer geben, die werden sich immer durch Nebenprojekte und dran­ge­hängte Semester ihren Raum nehmen und ihr Können schleifen, weil sie SPASS an dem haben, was sie tun und mit Leidenschaft dabei sind. Ob die studiert haben, was die studiert haben oder wie lange, und erst recht wie der Abschluss dann heißt, ist dabei völlig egal.

    Und so wird das in Design hoffent­lich noch eine ganze Weile lang bleiben.

  12. Dan Reynolds

    Weil den Vergleich mit den USA aufkommt… es ist nicht so, dass Design Studenten öfter länger als andere Studenten Amerikas studieren. Bei normalen Hochschulen und Unis in den USA dauern alle BA-Studiengänge 8 Semester. Grafikdesign ist da keine Ausnahme. Manche Hochschulen machen aus Design (oder andere Fächer, je nach dem) ein 10 Semester Studium, aber das ist wirk­lich unty­pisch… und die Unis, die das machen, machen es wirk­lich um 2 Semester mehr Geld von die Studis zu verdienen.

    Ein Ausnahme ist Architektur. Ich denke, dasss das B.Arch-Abschluss (Bachelor of Architecture) fast immer 10 Semester dauert. Aber das hat ja ganz wich­tige Gründen… man sollte Architektur und Grafikdesign meis­tens nicht so sehr verglei­chen, denke ich.

    Im UK dagegen gibt es mehr BA Designstudium unter­schiede. Mal dauert es 3 Jahre, mal 4. Kommt drauf an. Das gleich ist im UK mit dem MA-Studium der Fall. Manchmal ist es 1 Jahr, machmal 2.

    In den USA, das MFA Grafikdesign (Master of Fine Arts… wie ein gutes Design MA-Abschluss immer dort heißt) nimmt immer 2 Jahre im Anspruch. Hochschulen, die das in 1 Jahr packen würden, wären wahr­schein­lich mit skepsis betrachtet.

  13. HD Schellnack.

    Und kurze Praktika sind auch so ein Ding – aus meiner eigenen Erfahrung ist mehr mehr. 12 Monate sind besser als 6 Monate sind besser als 3 Monate – sofern die Bedingungen fair sind.

  14. stefano picco

    „… Oder sind die Studenten heute aufgrund der kürzeren Studienzeiten viel zu gehetzt und gestresst …“

    Perfekte Vorbereitung für dieje­nigen, die in die klas­si­schen Agenturen wollen und im Werbealltag „schaffen“ werden. Die Gestaltung bleibt dabei natür­lich auf der Strecke.

    Zu meiner Studienzeit habe ich es eigent­lich geliebt, nach dem Grundstudium ausgiebig Zeit mit vielen Projekten zu verbringen, was gleich­zeitig auch hieß stän­dige Kommunikation mit anderen Studenten und Dozenten zu haben. Wäre mein ganzes Studium wie das Grundstudium gewesen bzw. wie anschei­nend heute die Bachelor Studiengänge, glaube ich nicht das man soviel aus den gesamten Design-Bereich mitbe­kommen hätte.
    Beim mir an der Hochschule Niederrhein hatten wir neben Kommunikations-Design noch Produkt-, Objekt-, Keramik- und Textil-Design vertreten und das war wirk­lich span­nend und lehrreich.

  15. Dan Reynolds

    Naja, mehr zu BA/MA…

    Zumindest in den USA alle­ge­mein, absol­venten arbeiten nie wirk­lich im Bereich, wo sie studiert haben. z.B. Philosophie, Literatur, Politikwissenschaft o.ä. Ein BA ist halt für die allge­meine Arbeitsmarkt pflicht. Eine Erfahrung, dass man machen muss. Bei manchen Berufen ist es fast Egal, was man auf BA-Ebene studiert hat, solange man mal irgend­welche Abschluss hat.

    MAs und PhDs sind dagegen viel wich­tiger, und diese Studiengänge sind öfters praxis näher. Es ist so gedacht, dass im Prinzip alle BA-Absolventen irgendwas anderes auf MA-Ebene studieren können, jeder ihre Föhigkeiten nach. Viele Design MAs (oder MFAs) haben Design auf der BA-Ebene nicht studiert.

    Ich habe Verwandten, die Kunst und Grafik Design an der Yale Uni. unter­richten. Als ich damals mit 17 zu ihn sagten, dass ich es vor gehabt habe, Grafikdesigner zu werden, raten sie mich streng vom BA-Designstudium ab! Lieber irgendwo English Literature studieren, und danach ein MFA bei Yale, RISD, Cranbrook usw. machen. Das sollte mich besser vorbe­reiten, ein guter Designer zu werden, sagten sie.

    Naja, ich habe nicht auf sie aufge­passt. Ich studierte wie gewünscht Grafikdesign an einer Kunsthochschule. Aber ich frage mich manchmal, wie es sein gewesen würde, wenn ich ihrer Richtung folgte ;-)

  16. Dan Reynolds

    (sorry, that last post was written in the most awful German ever! to much stress this week :-( I just couldn’t hold back when FontBlog was discus­sing one of my favo­rite topics)

  17. ulla

    @9: „Andererseits haben sie, wie selten eine Studierendengeneration, die Möglichkeit, ganz direkt auf die Studienpläne einzuwirken“
    -> das glaubst du doch nicht wirk­lich, oder? die profes­soren und fach­be­reichs­räte lassen sich da nie rein­reden-> die sind damit beschäf­tigt, ihre alten, jahre­lang durch­ge­nu­delten ausbil­dungs­kon­zepte ins BA-format mit möglichst wenig ände­rungen zu pressen.
    insge­samt erscheint es mir auch so, als wäre an den meisten hoch­schulen die immer weiter fort­schrei­tende verschu­lung des studiums sogar gewünscht: weniger freie „problem-studenten“ mit eigenen ansichten und mehr „schüler“, die brav auf die ertei­lung von aufgaben warten…
    und das sind dann die neuen „gestalter“. na besten dank. das studium bildet immer mehr reine „operator“ aus. und nicht designer.

  18. Thierry

    Zugleich gilt, was immer galt: Die guten Leute, die wirk­lich guten Leute (und das sind ja immer nur eine Handvoll in jedem Semester), wird es immer geben, die werden sich immer durch Nebenprojekte und dran­ge­hängte Semester ihren Raum nehmen und ihr Können schleifen, weil sie SPASS an dem haben, was sie tun und mit Leidenschaft dabei sind.

    HD spricht damit den für mich wich­tigsten punkt in der ganzen diskus­sion an: so gut auch meine ausbil­dung im BA sein mag, das meiste lerne ich immer noch im austausch mit anderen studenten, kontakten in der „szene“ (wie der austausch mit HD, der mich immer wieder vorwärts bringt in projekten in denen ich alleine nicht weiter komme) und mit freien projekten. über die sommer­fe­rien gabs ein prak­tikum und drei freie projekte. und während des semes­ters geht’s so weiter: free­lancen, freie projekte und studien-projekte. ich habe spass daran und will meine zeit in der ausbil­dung gut nutzen. fürs rumsitzen und faulenzen muss ich nicht studieren.

    ob nach meinem BA noch ein MA dazu kommt wird sich zeigen. wenn dann auf jeden fall im ausland, an der glei­chen schule den MA zu machen ergibt für mich keinen sinn. schliess­lich hat jede schule auch eigene ideale und ansichten, und gerade im MA will ich da etwas anderes hören als in den drei jahren zuvor. dass man in einem (guten) büro aber auch nach dem studium noch wachsen kann und dies auch zu einem gewissen teil den MA ersetzen kann steht für mich ausser frage.

  19. Steven

    Man muss ja nich wirk­lich in 6 Semestern studieren. Man kann sich auch genau so lange Zeit lassen wie die Diplomanten und 13 Semester studieren wenn man Lust dazu hat. Das Problem ist nur, dass man sich mitt­ler­weile eine so lange Studienzeit nicht mehr erlauben kann auf Grund der hohen Studierengebühren. Ich finde dass sollte viel mehr Diskussionsthema sein als das Bachelorsystem. Das Studiensystem finde ich ist allge­mein in Deutschland nicht soooo schön. Ich fände Klassensysteme wie sie in der Schweiz und Österreich sind viel schöner. Da hat man mehr Kontakt zum Dozenten und zu seinen Kommilitonen und kann sich besser Austauschen und lernt mehr voneinander.

  20. Ann

    Meine ganz persön­liche Erfahrung, nach 4 1/2 Jahre Diplom Studium in Deutschland, 2 jähriger MA in London am Royal College of Art, ist folgende:

    Meiner Meinung nach gehört zu den Vorraussetzungen für ein Masterstudium mehr als reines Fachwissen. Man sollte wissen womit man sich beschäf­tigen will und was man für Erwartungen hat, und den Titel nicht als reinen Wettbewerbsvorteil sehen. Diesen Punkt kann man auf vielen Wegen errei­chen, BA, Diplom, Arbeitserfahrung … es ist auch eine persön­liche Sache.

    Ich hätte nach meinem Diplom arbeiten können, aller­dings in einem anderen Bereich als heute. 4 1/2 Jahre wären nicht nötig gewesen wären, da die Flexibilität auch dazu führen kann das man einfach so vor sich hin studiert.

    Wie so oft stellt sich die Frage zwischen tech­ni­schen Wissen/Können und dem inter­lek­tu­ellen Überbau/Konzept. Wenn man seine Arbeit nicht als reine Dienstleistung sieht, um die Inhalte Anderer zu kommu­ni­zieren, sondern den Anspruch hat, Inhalte selber zu gestalten, reicht meiner Meinung nach ein BA, aber viel­leicht auch ein Diplom, nicht aus. Vielmehr geht es um die Uni, die persön­liche Reife/Entwicklung und die Erfahrungen die man macht.

    Ich persön­liche denke das der 2 jährige MA meine Arbeit weiter gebracht hat, als 4 1/2 Jahre Studium zusammen. Die Grundlagen, die ich an der FH gelernt habe waren aller­dings die Vorraussetzungen um diesen Weg zu gehen. Dies ist meiner Meinung nach in 3 Jahren gut zu erreichen.

  21. Laura

    „@9: “Andererseits haben sie, wie selten eine Studierendengeneration, die Möglichkeit, ganz direkt auf die Studienpläne einzuwirken”
    -> das glaubst du doch nicht wirk­lich, oder? die profes­soren und fach­be­reichs­räte lassen sich da nie rein­reden-> die sind damit beschäf­tigt, ihre alten, jahre­lang durch­ge­nu­delten ausbil­dungs­kon­zepte ins BA-format mit möglichst wenig ände­rungen zu pressen.“

    Da muss ich Ulla widersprechen.
    Ich studiere BA Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Wiesbaden, die jetzt übri­gens Hochschule RheinMain heißt (seit 1. September).
    Mein Semester ist das erste BA-Semester, wir sind die „Versuchskaninchen“, so haben wir uns wirk­lich gefühlt. Das Grundstudium war hart, stressig, total verschult. Wie beim Diplom an unserer Schule auch schon, was wohl daran liegt, dass wir eine Fachhochschule sind. Teilweise hatten wir einen Workload von 60 Stunden pro Woche – die opti­male Vorbereitung auf dem Agenturalltag würden manche sagen. Zudem mussten wir von jetzt auf gleich zwischen 9 oder 10 verschie­denen Disziplinen „umschalten“ können. Dieser Stress hat jeden von uns stark psychisch belastet, und die Leistungen haben gelitten. So sind bei der ersten größeren Arbeit im 3. Semester (vergleichbar mit dem Vordiplom), wirk­lich mise­rable Ergebnisse herausgekommen.
    Natürlich stieß das bei den Professoren zunächst auf Unverständnis. Studenten beschweren sich ja immer. Doch in unserem „Ausschuss für Studium und Lehre“, an dem ein Kommilitone und ich als studen­ti­sche Vertreter teil­nahmen, konnten wir ihnen die Problematik verständ­lich machen. Es gab daraufhin mehrere „Klartext“-Veranstaltungen, zu denen alle BA-Studenten und -Dozenten einge­laden waren, und zusammen nach Lösungen gesucht wurde. Die Professoren gingen dabei stark auf die Bedenken und auch auf die Vorschläge der Studenten ein. Die neue Studienordnung wurde bis zu ihrer Akkreditierung konti­nu­ier­lich in Zusammenarbeit von Professoren und Studenten verän­dert. Jetzt läuft die Reakkreditierung, und soweit ich das beur­teilen kann, wird weiterhin stark nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht (zB das Praxissemester, welches der Verkürzung der Studienzeit zum Opfer fiel, wieder mit aufzu­nehmen, und damit den Bachelor von 6 auf 7 Semester zu verlängern).
    Meine Meinung ist: Unter den Gestaltungsstudenten gibt es leider immer nur sehr wenige, die sich hoch­schul­po­li­tisch einbringen. (Kann das jemand bestä­tigen? Direkt weiß ich es nur von meiner Hochschule …) Das ist aber sehr notwendig. Wenn man Engagement zeigt, kann man auch etwas bewirken.

  22. Marius

    Als Student habe ich es so empfunden, dass in vielen Bereich derart an der Oberfläche gekratzt wurde, dass ich genauso gut ein paar abend­kurse an der Volkshochschule hätte belegen können. Das hatte mit Hochschulbildung echt nicht viel gemein. In anderen Bereichen wiederum hat es gut geklappt. Ich denke es ist ein Frage der Anpassung auf Projektarbeiten, um die Praxisbezüge hoch genug zu halten und so Übung rein­zu­be­kommen in den engen Plan.
    Auslandssemester war eigent­lich nur möglich durch das über­schreiten der Regelstudienzeit, insbe­son­dere da trotzdem auch ein 3-mona­tiges Pflichtpraktikum gefor­dert war, das NICHT im Ausland abge­leistet werden durfte. Sprich, es fällt fast ein komplettes Jahr durch diese Aktivitäten weg, das aber trotzdem verpflich­tend im Plan steht.
    Ich sehe da noch viel Nachholbedarf

  23. ron

    Meine Erfahrung (hab Architektur in Wien,Berlin und München noch auf Diplom studiert):
    Zwischen Bachelor/Master und Diplom sehe ich kaum Unterschiede. Das mag sicher auch daran liegen, dass die Studienpläne meis­tens 1:1 über­tragen worden sind.
    Warum es nun den Wechsel gebraucht hat versteh ich persön­lich nicht. Man hätte besser an den alten Studiengängen eine Verbesserung vorge­nommen anstatt einfach nur den Namen zu ändern.
    Für den Studierenden ergeben sich aber kaum Unterschiede. Was er vom Studium mitnimmt hängt nämlich nach wie vor nicht vom System oder der Regelstudienzeit ab, sondern von dem was er daraus macht.

  24. ulla

    oh, für den studie­renden ergeben sich enorme unter­schiede. mal abge­sehen von den studi­en­ge­bühren, kommt ja bei einer kürzer veran­schlagten regel­stu­di­en­zeit das problem hinzu, dass das bafög nach den 3 jahren wegfällt. somit ist das argu­ment „du kannst ja einfach so lang studiern, wie du willst“ hinfällig.
    (aber vl. sind die meisten BA-desi­gner mitler­weile sowieso aus reicheren fami­lien und es juckt keinen. wenn man sich die powe­book-dichte und künst­lich auf „desi­gner-life­style-ich-trage-bunte-sonnen­brillen“ getrimmten jungen gestalter so anguckt…)

  25. Jörg

    @17: -> das glaubst du doch nicht wirk­lich, oder?
    doch, das glaube ich sicher zu wissen. Drehen wir die Perspektive um: Ein Prof KANN gar nicht wissen, wie es ist, einen Studiengang zu absol­vieren, jeder Prof sieht nur „sein“ Fach, wie es sonst läuft können nur die Studierenden wissen. Rückkopplung ist wichtig, und in den meisten Fällen erwünscht (das muss natür­lich nicht überall klappen).
    @ 21: -> Unter den Gestaltungsstudenten gibt es leider immer nur sehr wenige, die sich hoch­schul­po­li­tisch einbringen.
    Gestaltungsstudiengänge sind trad­tio­nell nicht gerade als die „nach innen aktivesten“ bekannt. Vielleicht sind unter den Gestaltern zu wenige „natür­liche Rebellen“ ;)
    @17 -> das studium bildet immer mehr reine “operator” aus.
    Hier liegt eine große Schwierigkeit, steht im Studium direkte Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt, also „technisch/handwerkliches“ oder freie Entfaltung im Vordergrund. Hier posi­tio­nieren sich die dt. Schulen ganz unter­schied­lich, auch „die Wirtschaft“ und „die Studierenden“ formu­lieren sehr uneinheitlich.
    Meine Ansicht: Lieber im Studium rumspinnen, auspro­bieren, ausbre­chen, und das richtig. Alles andere kann man später noch. Wer rumspinnen will, muss sich eine Schule suchen, an der das geht. Ob man als Spinner gut Arbeit findet, steht auf einem anderen Blatt. Aber: Spinner haben den meisten Spass!

  26. Jan

    Also ich studiere (auch) noch auf Diplom. Aber wir sind leider die letzte Generation, da es mitt­ler­weile schon den zweiten Jahrgang an BA-Studenten gibt. Wenn ich die Kursdichte der Semester mit der Qualität der Arbeiten vergleiche, kann ich Ulla (4.) nur zustimmen. Höchstens Mediengestalter-Niveau. Selbst wenn talen­tierte und leiden­schaft­liche Leute studieren, ist es mit diesem Pensum kaum zu schaffen, gute Arbeiten abzuliefern!

    Ich mache grad ausserdem ein Auslandssemester an der Bergen National Academy of the Arts in Norwegen, an der es auch das BA-System gibt. Allerdings werden die Jahrgänge sehr klein gehalten, mit max. 15 (!) Studenten. Für jeden Jahrgang gibt es dann auch noch ein »Atelier«, in dem man von 7 – 24h arbeiten kann, man von den Dozenten persön­lich betreut wird und sich die ganze Zeit über austau­schen kann. Experimentiert wird hier ständig, weil man dazu aber auch animiert wird. Das Experimentieren für die einzelnen Projekte nimmt hier einen sehr großen Raum ein.

    Und Studiengebühren muss man auch nicht bezahlen, hier bekommt man noch Geld vom Staat dafür und bunte Sonnenbrillen braucht man hier eh nicht … ;-)

  27. Kevin

    Ich hab schon fleissig mitge­lesen und meld mich auch mal zu Wort. Studiere gerade selbst Mediendesign an der DHBW Ravensburg (ehemals Berufsakademie) – auf Bachelor. Hab keinen direkten Vergleich zum Diplom, muss aber sagen dass ich bis jetzt keinen Nachteil in der verkürzten Studienzeit sehen kann. Sicher ist Stress momentan eher die Regel als die Ausnahme, aber dann wird halt einfach etwas weniger geschlafen ;-) Wir haben ein Atelier, dass uns 24h/Tag zur Verfügung steht – und damit kann man auch nachts mal was ausprobieren ;-)

    Also, bis jetzt kann ich mich nicht beschweren, abge­sehen von ein paar Kleinigkeiten (die es aber wohl einfach immer geben wird).

  28. radikal

    ok, hier meine radi­kale meinung:
    gestalter ist man einfach – das hat doch nichts mit einem abschluss zu tun. da kommt es auch nicht darauf an ob dipl. oder BA. bis auf ein paar tech­ni­sche details, die man sich easy selber drauf­schaffen kann, kann kein studium einen ‚guten gestalter‘ aus einem machen. das sieht man ja schon daran, dass auf den hoch­schul­au­stel­lungen meist zu 70% schrott gezeigt wird.

  29. ulla

    selbst quer­ein­steiger?
    naja, eine fundierte ausbil­dung schafft schonmal ein grund­wissen, dass du dir eben nicht selbst im stillen kämmer­lein beim studium von tuto­rials drauf­schaffen kannst.
    ABER: man ist genau­so­wenig ein „gebo­rener“ gestalter, wie man gebo­rener inge­nieur, archi­tekt oder medi­ziner ist. fach­wissen, erfah­rung und austausch brau­chen zeit und ein geeig­netes umfeld. wer sich nicht damit abfinden kann, sollte künstler werden. (aber nur, damit du nach der aufnahme eines kunst­stu­diums nicht zu enttäuscht bist, radikal: auch da gehört viel fach- und allge­mein­wissen dazu…)

    dass nun natür­lich nicht 100% der absol­venten inno­va­toren mit zukunfts­wei­senden ideen sind, entspricht ja nur dem echten leben und vor allem auch der quali­täts­py­ra­mide anderer ausbil­dungen. einen rück­schluß auf die notwen­dig­keit eines studiums kann man daraus also nicht ziehen.

  30. HD Schellnack.

    >naja, eine fundierte ausbil­dung schafft schonmal ein grund­wissen, dass >du dir eben nicht selbst im stillen kämmer­lein beim studium von >tuto­rials drauf­schaffen kannst.
    da gibts reich­lich gegen­bei­spiele. ein studium macht aus einem holz­klotz keinen fleck­haus. denken muss man schon noch selber können.

    aber gene­rell sollte ein studium den spagat schaffen, dich topfit in der technik zu machen (bzw soll­test du das im rahmen des studiums selbst, ich krieg anfälle, wenn diplo­manden mit 1,0 in Indesign nicht richtig daheim sein – ich meine, noch grund­le­gender und normierter als in unserem bereich geht Software doch kaum noch.)

    Andererseits sollte man beflü­gelt sein, weit denken können, Beziehungen herstellen, kreativ stehlen können und daher wissen, wo man Inspirationen herzieht. Und das hat nicht viel mit ffffound zu tun. Das Studium ist also die Zeit, in der du Filme guckst, Musik hörst, Kunst ansiehst, natür­lich vor allem liest – und den kultu­rellen Grundstock legst für ein lebens­langes Lernen, von dem du den Rest deiner Karriere zehrst. Die Zeit für dieses Fundament ist nur im Studium gegeben.

    Wir – ich glaub vor allem Christoph und Fabian, zwei Studenten – wollten in der RA eine Art Kulturkurs einführen, wo du nur mit Filmen, Musik und Literatur der möglichst scho­ckie­renden und hori­zont­er­wei­ternden Art konfron­tiert… nein, über­laden wirst, eine Art einjäh­riger Schockkurs durch Kunst, Musikvideo, Punk, Architektur Pop, Porno Horror und Dekonstruktion…. wäre sicher­lich spaßig gewesen, denn ich glaube nach wie vor im Studium sollte man vor allem Denken und Synthetisieren/Zaubern lernen.

  31. ulla

    @hd: ich meinte mit dem grund­wissen genau das, was du in absatz 2-3 beschreibst.

  32. der arme horst

    ich studiere kommu­ni­ka­ti­ons­de­sign mit bachelor abschluss. bin mitt­ler­weile im 5ten semester. für mich gleicht das ganze einem jodel­di­plom. ich habe vorher eine ausbil­dung zum medi­en­ge­stalter gemacht und da wesent­lich mehr mitge­nommen, als in diesem studium. jedes semester läuft gleich ab. man sucht sich einen prof, bereitet da irgendein projekt vor, holt sich jede woche sein feed­back ab und gibt den kram dann am ende ab. die theo­re­ti­schen vorle­sungen und semi­nare sind reine zeit­ver­schwen­dung. man sitzt die zeit ab und schreibt zum ende eine haus­ar­beit mit so und soviel seiten. da bleibt nicht viel hängen. nach 3 jahren bekommt man dann das jodel­di­plom und solange man seinen kram mit halb­wegs ordent­li­cher rhetorik gut verkaufen kann, sind auch die zensuren gut. der geis­tes­wis­sen­schaft­liche hinter­grund geht dank der durch­ge­normten bachelor studi­en­gänge flöten. viel heiße luft um nichts.

  33. ulla

    @horst:es hört sich jetzt aber auch nicht gerade so an, als würdest du aus eigenem antrieb nach höheren zielen streben…

  34. Paul

    Unabhängig davon ob der BA nun eine Verbesserung darstellt oder nicht, die Hochschulen müssen aber nun noch stärker als vorher dafür sorgen dass sie den Studenten ein echtes Zuhause bieten. Das heißt, offene Türen in den Werkstätten bzw. Zutritt für jeden Student mit Transponder, greäu­mige und gemüt­liche Cafeteria die lange auf hat, frei­wil­lige Zusatzangebote für Bleisetzen oder sons­tiges am Abend, Sofaecken, Arbeitsplätze mit Macs und große Monitore für die Laptopleute, frei zugäng­liche Drucker zu jeder Tages und Nachtzeit, abend­liche Vorträge, kleine Foren …
    All das fördert den Austausch unter­ein­ander, all das lässt die Studenten zu einer Gemeinschaft wachsen, verschafft ihnen trotz strengem Stundenplan mehr Freiheiten und hilft ihnen letzt­end­lich damit mehr als viele toll durch­dachte Vorlesungen.

    Das Royal College of Art lässt grüßen, dort gibt es jede Menge räum­liche Freiheiten und ein wirk­li­ches Leben der Studenten in dem College auch außer­halb der Pflichtveranstaltungen.

  35. Sebastian Nagel

    @32 Horst: Ja, so kommt man durch fast jedes Studium durch, egal bo BA oder Diplom. Du musst was draus machen, sonst ist es nutzlos.

  36. matthias

    an der fh hannover dauert mein BA im bereich kd/fotografie vier jahre und das finde ich verdammt gut.

  37. julie

    @19 steven:
    das mit den kleinen „klassen“ gibt es in deutsch­land zt. durchaus.
    ich habe (an einer staat­li­chen!) hoch­schule studiert, wo pro semester nur 18-20 leute aufge­nommen werden im bachelor, so dass der kontakt zu den profes­soren und im ganzen studi­en­gang sehr eng ist. ich hatte auch kurse mit nur 8-9 leuten.

    das hat aller­dings auch nach­teile wie einge­schränkte freiheiten/wahlmöglichkeiten, begrenzte mittel für ausrüstung/werkstätten usw. muss man halt für sich abwägen, was einem da wich­tiger ist.

  38. Bürokrat

    ich studiere im uk fine art- also kunst und kann deswegen vl nicht ganz mitreden.

    Was mich konkret inter­es­sieren wuerde, ob es in den krea­tiven Studiengaengen auch diese credit points (allein beim wort packts mich immer wieder:), na ob es die auch gibt?

    hier nämlich zum glueck! nicht, soviel zum thema vergleichbarkeit.

  39. fritz

    Was den BACHELOR betrifft, sehe ich drei große Mängel:
    1) Die v.a. perso­nelle Unterausstattung der Hochschulen hat nichts damit zu tun und sich nicht mit der Reform verbes­sert. Die Arbeitsbedingungen gerade im Mittelbau sind oft mise­rabel und die Bezahlung ist ein Witz. Solange in Deutschland kein Geld für Bildung in die Hand genommen wird, muss man über Strukturierung und Etikettierung eigent­lich gar nicht disku­tieren. 20 neue Mitarbeiter auf 400 Studenten und schwups wären alle besser betreut und 3 Jahre statt 4 viel­leicht kein Problem mehr.
    2) Vielerorts – quer durch Europa – ist tatsäch­lich nur umeti­ket­tiert worden. Die Studienpläne wurden nicht neu erar­beitet, sondern nur etwas „entrüm­pelt“. In unserem Fach gab es meines Wissens nach keine Konferenz auf natio­naler Ebene um Ziele und Anforderungen an die neuen Abschlüsse mit allen Betroffenen zu erör­tern, also Hochschulen, Studierenden und Wirtschaft. Falls ich irre, bitte ich um Berichtigung. Ich finde bspw. die Anforderung, in einem drei­jäh­rigen BA ein sechs­mo­na­tiges Praktikum zu absol­vieren ziem­lich über­flüssig. Das Praktikum sollte ersatzlos gestri­chen werden und statt­dessen für jeden Berufseinsteiger der Traineestatus für sechs Monate allge­mein werden. Lasst die Hochschule Hochschule sein und Training on the Job auch wirk­lich im Job stattfinden.

    3) Stipendien und Finanzierung. Ich bin persön­lich der Meinung, das ein Studium nicht kosten­frei sein muss. Kostenfrei und stark geför­dert muss die gesamte Ausbildung bis zum Abitur sein. An vielen Schulen gibt es nicht einmal mehr Lehrmittelfreiheit. Andererseits müssen Studenten eine realis­ti­sche Finanzierungsmöglichkeit über Bafög, Kredite und Stipendien ange­boten bekommen, um während eines Bachelors nicht mehr nebenbei arbeiten zu müssen (was die Mehrheit derzeit tut). Wenn wir schon vom »alt-deut­schen« Modell auf etwas neues umsteigen, dann bitte richtig. Wenn es an dieser Stelle nicht bald Verbesserungen gibt, wird diese Reform wenig Gutes bringen.

    Über den MASTER wurde hier noch wenig gespro­chen. Ich habe mich für den Master im Ausland entschieden, weil ein sehr präzises Programm zur Weiterbildung in einem defi­nierten fach­li­chen Bereich ange­boten wird. In Deutschland fehlen meiner Meinung nach solche Programme noch. In den meisten Fällen bedeutet Master bei uns eine umfang­rei­chere Diplomarbeit mit einem gewich­ti­geren theo­re­ti­schen Teil. Dagegen habe ich nichts, aber ich hoffe sehr, dass die verschie­denen Hochschulen in Zukunft auch Programme erar­beiten, die defi­nierte Kompetenzfelder erschließen.

  40. radikal

    @ulla

    nein, ich bin kein quer­ein­steiger sondern habe selber visu­elle kommu­ni­ka­tion (aller­dings noch mit diplom) studiert. etwas sinn­voles mitge­nommen habe ich aber nur aus den wenigsten veran­stal­tungen der hochschule.

  41. katinka*

    Ich habe das Glück als eine der letzten Diplom zu machen an meiner FH. Viele Bachelors-Studierende und auch einige Lehrende sind bei mir der Meinung, dass der Bachelor zu über­stürzt und nicht ausrei­chend durch­dacht einge­führt wurde. Mit mir zusammen machen die ersten auch ihren Bachelorabschluss und es wird immer noch an den Fächern etc herum­ge­dok­tort. Ich bin sehr froh im letzten Diplom und nicht im ersten Bachelorstudiengang gelandet zu sein. Viva la Diplom!

  42. der Osz

    Ich bin Student, auch wenn kein Design-Student, dafür mache ich etwas mit Medien. Meine Sicht der Dinge ist – um es mal kurz zu fassen – wie folgt (aus Sicht des Studenten): Viel Eigeninitiative und Interesse sich tief­ge­hender mit gewissen Dingen zu befassen, sind unab­dingbar. Manches wird sehr gut Behandelt, manches nur leicht angekratzt.

    Im Großen und ganzen darf man während der Studienzeit keine Probleme haben – egal ob Beziehung, Finanzen, Familie, etc. – zumin­dest nicht, möchte man das Studium nicht wie ich über die Regelstudienzeit hinaus ziehen. Der Grund, wieso viele trotzdem über die Regelstudienzeit hinaus schießen ist, dass einem so ein Bachelor-Studium leider nur sehr wenig Zeit und Platz für andere Dinge lässt. Und – je nach (Partner-)Hochschule – laufen einige orga­ni­sa­to­ri­sche Sachen (z.B. Auslandssemester) nicht immer glatt ab.

    Ich möchte auf jeden Fall zunächst paar Jahre arbeiten, dann aber irgend­wann – gerne auch parallel zur Arbeit, wenn es Zeit und Chef zulassen – meinen Master in dieser Richtung machen. Worin genau? Das weiß ich noch nicht, das soll der Beruf nach dem jetzigen Studium zeigen. Und das ist wiederum das, was ich doch ganz gut am Bachelor-/Master-Studium finde.

  43. ber

    @ Ulla#33 und Sebastian #35:
    Jein, ich denke es ist schon Aufgabe der Lehrkräfte auch „auszu­bilden“ und nicht nur Aufgaben zu verteilen. Ausbilden im Sinne von „Qualität fordern und fördern“. Sonst könnte man sich auch ein paar VHS Kurse und ein Stapel Bücher geben.

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