Starbucks … wie geht’s weiter?

1971 eröff­neten die drei Studenten Gerald Baldwin, Gordon Bowker und Zev Siegl im alten Hafen Seattles den Kolonialladen »Starbucks Coffee, Tea and Spice«. Bei der Namensgebung stand der Steuermann Starbuck aus Herman Melvilles Roman »Moby Dick« Pate. In den folgenden 10 Jahren kamen 2 weitere Filialen hinzu … bis 1981 der New Yorker Howard Schultz den Laden betrat.

Als Verkaufsleiter der Küchengerätefirma Hammarplast war ihm aufge­fallen, dass die 3 Starbucks in Seattle ständig seine beste Kaffeemühle orderten. Üblicherweise setzten Großverbraucher in den USA bis dahin gefrier­ge­trock­netes Kaffeepulver ein. Warum verkaufen die in Seattle Unmengen frisch gemah­lenen Kaffee? In seiner Autobiografie vergleicht er später die Qualität des Starbucks-Kaffees mit der einer zweiten Entdeckung Amerikas. Schultz wollte diese Qualität über das ganze Land verbreiten und bewarb sich um einen Führungsposten bei dem Trio.

1982 durfte Schultz einsteigen. Seine erste Aufgabe bestand im Ausbau des Geschäfts mit Restaurants und Espresso-Bars. Der Besuch einer Messe in Mailand brachte ihn 1983 auf die Idee, neben den Bohnen auch Kaffee im Ausschank anzu­bieten. Ein Jahr später gestanden ihm die Starbucks-Gründer wider­willig zu, kleine Espresso-Bars in den Läden einzu­richten. Weitere Expansionsideen lehnten sie ab, so dass es 1985 zum Bruch kam. Der dyna­mi­sche Schultz verließ Starbucks und eröff­nete seine eigene Kaffeebar »Il Giornale«.

Die landes­weite Versorgung mit hoch­wer­tigem Kaffee ging ihm nicht aus dem Kopf. Er sprach mona­te­lang mit Investoren, bis er Ende 1986 genü­gend Partner von seiner neuen Geschäftsidee über­zeugen konnte. Sie versetzten ihn 1987 in die Lage Starbucks aufzu­kaufen und mit elf Läden und hundert Angestellten eine beispiel­lose Expansion zu starten. Bis 1989 konnte Schultz die Anzahl seiner Filialen auf 55 verfünf­fa­chen. 1995 gab es 676 Standorte US-weit. Danach begann die inter­na­tio­nale Expansion … und bald setze sich Howard Schultz zur Ruhe.

Warum schreibe ich das so ausführ­lich auf? Weil Starbucks – inzwi­schen auf 16.000 Filialen welt­weit ange­wachsen – in Not ist, wie der SPIEGEL in seiner aktu­ellen Ausgabe schreibt. Da hat das Unternehmen etwas getan, was ich nur von Apple kennen: Der Gründer Howard Schultz wurde im Januar wieder an Bord geholt. In ersten Interviews bedauert er, dass »die Romantik und das Schauspiel des Kaffeemachens verschwunden« seien: die Starbucks-Läden hätten ihre Seele verloren. Symbolisch greift Schultz zu einem bemer­kens­werten Rückschritt: Er lässt im Stammhaus und einer Flagship-Filiale im New Yorker Bryant Park das alte schwarz-weiße Logo von 1971 wieder instal­lieren. Der symbo­li­sche Akt scheint im wichtig zu sein, wie Internet-Fotogalerien beweisen.

Meinungen zur Wiedereinführung des alten Logos bei Brand New und die Geschichte des Starbucks-Logo.


26 Kommentare

  1. Christian Büning

    Starbucks muss sich gegen McCafe vertei­digen und dazu noch, warum ein Kaffee für 4,20 € nicht fair gehan­delt ist (und die Geschäftsleitung sich pene­trant gegen einen Usprungsschutz für äthio­pi­schen Hochlandkaffee einsetzt.)
    Die Kaffeehäuser sind gemüt­lich, aber mitt­ler­weile nichts beson­deres mehr. Es gibt dutzende solcher Kaffeehäuser, in denen man gemüt­lich rumhängen kann, da muss sich Starbucks neu erklären.

  2. Markus Widmer

    Das würde ich eher unter PR abhan­deln. Wird bestimmt eine einma­lige Sache bleiben, so eine Art «Limited Edition Starbucks Café».
    Das Problem von Starbucks ist ja nicht das Logo, sondern der unre­flek­tierte Expansionsdrang. In den USA stehen die Filialen ja schon in Sichtweite vonein­ander. Selbst Wien, an Kaffeehäusern nicht arm, wird immer mehr mit Starbucks befüllt.

  3. rowi

    Ich war nur ein mal bei Starbucks (in Zürich) aber das hat mir gereicht. Es war wirk­lich schwer einfach nur einen normalen Kaffee zu bekommen, ständig wollten sie mir ein Kaffee-inspi­riertes Heissgetränk andrehen, der Wunsch nach einem simplen Kaffee schien ihnen fremd zu sein. Vielleicht bin ich altmo­disch, aber in einem Kaffeeladen erwarte ich, dass ich Kaffee bekomme wenn ich ihn bestelle und nicht wie ein Auserirdischer behan­delt werde nur weil ich keinen Milchschaum drauf und Sirup drin haben will. Glücklicherweise mangelt es nicht an normalen Cafes in denen man auch rich­tigen Kaffee bekommt und nur auf Wunsch die Wundertüten.

  4. formschub

    Der Kaffee mag ja ganz okay sein bei Starbucks, Balzac und Co., aber die schon ziem­lich affige Marketingmütze (z.B. Getränkenamen), die über das Ganze gestülpt ist, verbunden mit den schon recht ambi­tio­nierten Preisen, schreckt mich eher ab. Ich zumin­dest komme mir albern vor, wenn ich bei einer Bestellung einen „Short Latte Venti“ erbitten muss, damit ich verstanden werde. Da sind mir die vielen gemüt­li­chen, ketten­freien und mit Herz und Ehrlichkeit betrie­benen portu­gie­si­schen Cafés hier in Hamburg lieber. Und ob man solche gewach­sene Authentizität einer Mega-Kette wie Starbucks jetzt nach­träg­lich wieder verordnen kann, wage ich zu bezweifeln …

  5. Oliver Adam

    Da hat das Unternehmen etwas getan, was ich nur von Apple kennen:

    Ich glaube, bei Dell hat man seiner­zeit auch Michael Dell zurückgeholt.

    Die Misere könnte auch damit zu tun haben, dass nach 16.000 Filialen eine »natür­liche Expansionsgrenze« erreicht ist und die Aktionäre aufheulen. Dass Schultz das Ruder herum­reißt und sich nur auf den Kern von Starbucks konzen­triert: sozu­sagen »Celebrating Coffee«, finde ich genau richtig: Weg mit allem, was nicht zu »Celebrating Coffee« gehört!

    Ob nun das alte Logo dafür geeignet ist, glaube ich eher nicht. Vielleicht hätte man das aktu­elle Logo nehmen sollen und die Subline im Kreis unten entspre­chend ergänzen, etwa STARBUCKS · CELEBRATING COFFEE. Damit hätte man die PR-Kampagne beginnen können, und Marke, Anspruch und Claim wären sozu­sagen identisch.

  6. Ole

    Ich war auch nur einmal bei Starbucks und ich habe mich wirk­lich gefragt, was alle daran so toll finden. Der Kaffee hat nicht beson­ders gut geschmeckt, war teuer und dafür nicht mal fair gehan­delt. Von Athmosphäre kann man in den Läden auch nicht spre­chen. In solchen Läden komme ich mir immer als totaler Fremdling vor, wenn man nicht mal weiß, wie die Größen heißen. Es wird immer voraus­ge­setzt, dass man genau Bescheid weiß. Das geht mir übri­gens bei McDonalds ebenso.
    Dann gehe ich lieber in den kleinen Laden nebenan, da schmeckts auch besser.

  7. Michael

    Cooler Marketing-Gag.
    Ob damit auch die Besinnung auf alte Werte (zum Beispiel „fresh roasted coffee“ einher­geht, ist wohl eher zweifelhaft.

  8. Jens Kutílek

    … und bei dem Logo am Gebäude haben sie der Nixe die Brustwarzen wegre­tu­schiert. Alles andere hätte mich bei den Amis auch stark verwun­dert. Darf man dort einen Starbucks-Laden nun erst ab 18 betreten?

  9. Simon Wehr

    Ich bin eini­ger­maßen stolz in einer Starbucks-freien Stadt leben zu können. Hier gibt es dafür eine Kaffee-Rösterei mit 80 Jahren Tradition und einem kleinen Ausschank-Laden. Ungefähr 18 verschie­dene Kaffee-Sorten, keine Sirups und kein W-Lan und nur Platz für 10 Leute, Kaffee 2,20. Und wenn ich zur Tür rein­komme, fängt die Bedienung schon an, meinen Kaffee zuzu­be­reiten. Da muss man schon schnell sein, wenn heute mal ne andere Sorte sein soll.

    So hat Starbucks wohl auch mal angefangen …

  10. Jim

    @Jens Kutílek

    Die Brustwarzen sind aufgrund der ggf. auftre­tenden Sittenwidrigkeiten in isla­mi­schen Ländern vor langer Zeit entfernt worden. Aber den Amis wäre das wirk­lich zuzutrauen!

  11. Kalle

    Ich scheiß auf Starbucks! Mit dem Geld, das ich dort für eine Tasse Kaffee bezahlen muss, kauf ich mir ein ganzes Pfund und koche meinen eigenen. Das ergibt dann rund 20 Liter oder 150 Tassen… Mein Monatsbedarf.

  12. Jens Kutílek

    @Jim: Ich meine das „neue alte“ Logo in der verlinkten Fotogalerie von der Neueröffnung. Dort sieht man, daß auf dem großen Logo an der Außenfassade die Haare der Nixe über die Brüste gehen und in den kleinen Logos auf den Bechern und Tassen nicht. Deswegen auch meine Frage, ob man nur als Erwachsener reindarf ;)

  13. TCR

    kalle: Exakt. „Kaffee trinken gehen“ ist mir auch zu teuer, außerdem schmeckt der irgendwie nie so gut wie zu Hause.

    Und Katz+Goldt hatten das mal sehr schön illus­triert als zwei Omis in so einen „Coffee-Schuppen“ gehen und die eine von beiden fragt : „Ein Becher mit viel Kaffee ein biss­chen Milch und sonst nichts, wie heißt das bei ihnen?“ – „Hamwanich.“

  14. Dan Reynolds

    Also ich trinke weiterhin am liebsten Dunkin‘ Donuts Kaffee.

  15. Patrick Marc Sommer

    Zum Thema Wlan.
    Starbucks hat ja leider auch nur teure T-Online Hotspots. In anderen kleinen Cafes kann ich dagegen kostenlos surfen. Das wär mal gut!

  16. steffen

    Es war wirk­lich schwer einfach nur einen normalen Kaffee zu bekommen, ständig wollten sie mir ein Kaffee-inspi­riertes Heissgetränk andrehen, der Wunsch nach einem simplen Kaffee schien ihnen fremd zu sein.

    würde ich aber mit einem besuch in einem teuren restau­rant verglei­chen, indem du curry­wurst mit pommes bestellst.

    ich bin auch kein fan von star­bucks, mag aber solche kaffees an sich sehr gerne.

  17. sbux fan

    zu Simon Wehr
    Bei Starbucks kosten 355 ml frisch gebrühter Qualitätskaffe nur 1,90€
    soviel zum Thema teuer!!
    und wenn ich in „meinen“ Starbucks komme, wird mein getränk auch schon vorbe­reitet und ist manchmal sogar schon fertig :)

  18. Claudius Coenen

    Zitat: „der unre­flek­tierte Expansionsdrang. In den USA stehen die Filialen ja schon in Sichtweite vonein­ander. Selbst Wien, an Kaffeehäusern nicht arm, wird immer mehr mit Starbucks befüllt.“

    Starbucks hat von anfang an Filialen nah beiein­ander eröffnet – um Belieferungskosten zu sparen. Die Filialen wurden absicht­lich winzig gehalten. (lieber 3 kleine als eine große)

    In euro­päi­schen Landen ist der Aufstieg tatsäch­lich nicht nach­voll­ziehbar. Wir hatten schon immer kleine Cafés in den USA war das tatsäch­lich ein Novum, was man in den 80ern aus Italien nach Amerika impor­tieren konnte. In Europe gabs halt schon vor Starbucks guten Kaffee – in den USA wohl nicht.

  19. Simone

    @simon: wenn Du nach Italien kommst, kannst Du in einem Starbucks-freien Land leben (einzig von Mailand abgesehen)…

    @dan: gut, dass Du in Deutschland lebst… ich glaube es gibt im Frankfurter Raum gar keinen Dunkin‘ Donuts, oder?

    @jürgen: Danke, dass war mall wieder einen der Berichte, die ich persön­lich span­nender finde.

  20. Dan Reynolds

    @Simone: Seit Oktober wohne ich gar nicht in Deutschland. Dieses Jahr studiere ich in Reading. Im UK haben sie keine Dunkin‘ Donut; Krispy Kreme ist denn mein Ersatz. Zum Glück bin ich zur Zeit in Berlin, wo es an vielen Ecken Dunkin‘ Donuts zum trinken ist.

  21. erik

    Die dame hält sich wirk­lich etwas bedeckt.
    Die neuen anzeigen (siehe heute in der New York Times) sind sehr schlau:
    Ask for it by name. Coffee.
    Das erhebt den anspruch als erfin­ders des getränkes in den USA. Wie Das Auto von VW.
    Und nicht in der AvantGarde Gothic gesetzt…

  22. renko

    Und nicht in der AvantGarde Gothic gesetzt…

    Century Gothic möglicherweise?

  23. christian

    Starbucks verkauft mit großem Geschick, aber eben keinen Kaffee, sondern ein junges, urbanes Lebensgefühl. Starbucks ist „in“, war es zumin­dest bis vor kurzem noch.

    Und da der durch­schnitt­liche Starbucks-Kunde eben nur Kaffee (oder entfernt Verwandtes)trinkt, muss der Umsatz über den Einzelpreis eines Bechers gehen. Der ist entspre­chend hoch, würde nied­riger aber auch kaum funk­tio­nieren (wieder wegen dem verkauften Lebensgefühl). Menschen trinken eben auch nur einen, höchsten mal zwei Becher und nicht wie woan­ders fünf Bier…

    Ich denke, Starbucks ist extrem knapp kalku­liert: Ladenmiete in oft recht teueren Lagen, pro Stunde und Sitzplatz maximal zwei Kunden und maximal drei verkaufte Becher. Zum Mitnehmen mag sich das eher rechnen, vor Ort wird es knapp.

  24. Daniel

    Ich bin zwar kein Kaffee trinker, aber wenn ich einen ganz normalen Kaffee haben möchte und dies sich sehr schwierig erweisen sollte, würde ich so einen Laden auch ungern nochmal betreten. Klar kann man auch »außer­ge­wöhn­liche« Kaffee-Spezialitäten anbieten, aber man sollte auch die Leute nicht vergessen, die einen ganz normalen Kaffee für kleines Geld haben möchten.

    Fraglich ist ob sich dieser Schritt als positiv heraus­stellt. Nur den »alten« Chef wieder­holen, das alte Logo wieder einführen, dass wäre ein biss­chen wenig um Starbucks aus der Krise heraus zu holen. Nicht immer klappt es so gut, wie bei Apple beispielsweise.

  25. erik

    Century Gothic, in der tat. Hätte nicht gedacht, dass diese Futura-nach­ah­mung so ein eigenes bild haben kann. Etwas linkisch-häss­lich, aber dabei normal-autoritativ.

  26. Pälzer

    Also mal von den ganzen Überzeugungen abge­sehen, darüber kann man ja streiten, aber ich fand das alte logo schöner… schon alleine wegen der farb­ge­bung… außerdem frage ich mich, was wohl das Umrüsten von 16.000 Filialen kosten würde? also irgendwie versteh ich den sinn hinter dieser aktion nicht so ganz, das was die an Geld für den Umbau und Neudruck ausgeben würden, nehmen die im Leben net wieder ein… ist es eigent­lich irgendwo bestä­tigt, dass das logo so bleibt? ich mein, wenn die wirk­lich alles umstellen wollten, dann würden die wohl auch ihre webseite mit dem neuen „alten“ logo zieren, das käme noch am billigsten…

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