Karikatur: unbezahlte Grafikdesign-Gefälligkeiten
Das aktuelle Wochencartoon des Chicagoer Illustrator Toby Lunchbreath für das Designmagazin Core77 widmet sich einem Problem amerikanischer Grafikdesigner, das auch hierzulande bekannt ist: der Selbstausbeutung.
Wir sehen einen Designer in einem Schiff mit Namen »Oh nein!« übers Meer gleite, vor dem ein Seeungeheur lauert, die gefürchtete Killerqualle der Grafikdesign-Gefälligkeiten. »Welcher Fangarm wird dich gleich erwischen?« Der Designer: »Sie wird mich in die Tiefe ziehen«.
Jeder Fangarm steht für eine andere Gefälligkeit:
• T-Shirt-Design für ein nette Person, die dich danach für immer ignoriert
• Powerpoint-Folien in letzter Minute für einen Kunden, der dafür nie zahlen wird
• E-Mail-Bombardement für ein unorganisiertes Kultur-Event
• Illustrationen für das nie veröffentlichte Kinderbuch der Frau deines Chefs
• Webshop für die handgefertigten Kerzen deiner Schwägerin
• Logo für die geile Snowboardmarke, die dein Bruder nie zum Laufen bringt
• Geburtskarte für Freunde, die man danach nie wieder trifft, weil sie Babys haben
Fazit: »Als Grafikdesigner investierst du 92 % deiner Zeit in unbezahlte Gefälligkeiten.« (Via @swissmiss)
22 Kommentare
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Blotto
immer die gleiche scheisse.
Blotto
Ja hoppla, zu früh gepostet.
Erinnert mich an einen Auftrag eines Bekannten, der Logo und Website brauchte. Wurde dann nichts weil ihm 500 Euro fürs Logo zu viel waren, obwohl er Fördergelder bekam von „Bundesministerium für Wirtschaft”,„Europäischer Sozialfond für Deutschland”,„Europäische Union”, http://www.exist.dem und http://www.unternehmertum.de
Hunderte von Euro hat er übrig fürs Warten seines Mountainbikes bei seinem Händler, aber Design…
zu teuer. Wertschätzung von Desing gleich null.
Tim Erdbeer
2009:
– Website + Visitenkarten für Mitbewohnerin: 22 Views, 3 verteilte Visitenkarten
– Website für Vater, 37 Views
– Website für Kumpel + Visitenkarte: 20 Views, 0 verteilte Visitenkarten
Bezahlung: 0,- €, 0,- € und 0,- € + dreimal ewige Dankbarkeit.
soso
Elektriker, Klempner, Gärtner…
Alle jammern über das gleiche ;-)
Gute Gelegenheit mal über die Gefälligkeiten die man so entgegen nimmt nachzudenken und der netten Nachbarin die während des Urlaub auf die Wohnung aufgepasst hat etwas nettes designen…
Sebastian Nagel
ist es nicht in vielen berufen so? für mich gehört das dazu, solange es nicht exzessiv wird, und die, die mich um was bitten, nicht auch anders könnten.
und: solche „aufträge“ sind für mich schnell erledigt. es gibt ein gespräch, einen entwurf (der in 90% der fälle „gefällt“, und dann noch eine gewissenhafte ausführung, damit die sache auch nutzbar ist, aber keine extrawürste und auch keine 5 varianten über die man dann lange diskutieren könnte. man darf diese „aufträge“ nur nicht professioneller angehen als sie es eigentlich sind.
und das nächste mal ruf ich meinen installateur-onkel an und bitte ihn, mir meine neue badewanne einzubauen. da krieg ich dann einen badewannen-einbau „as-is“, es ist solide gemacht und ich bin damit zufrieden. wenn ich da wahlfreiheit, etc. wollte, müsste ich eben geld in die hand nehmen und zu einem innenausstatter gehen der mich berät, mir 5 varianten zeigt und den ich entrüstet anrufen kann, wenn die fuge links hinten etwas zuviel silikon abbekommen hat.
Christian
Was spricht gegen die ehrliche Antwort: Keine Zeit, muss arbeiten?
Detlef D. Seiner
Wären unsere Ärzte auch mal so nett wie wir Grafiker!
Florian Schommertz
a: so wie sebastian sagt und dann noch folgende Klausel
„Gib mir Geld, du bekommst es wieder wenn Du Den Geschäft wirklich betreibst und ich bin ab dann Dein Exklusiv-Grafiker, für 5 Jahre ohne Diskussion über Preise.“
robertmichael
und vorallem zu weihnachten, aber auch gern das ganze jahr über: gutscheine.
„kannst du mal schnell ’nen gutschein für xxx gestalten? ich hab vergessen da was zu organisieren.“
aber wie sebastian schon sagt, sie gehören zum täglichen brot, vorallem wenn es für familie, freunde oder bekannte ist. bei kleinen private jobs sind seh ich das echt nicht eng. in 99% aller fälle kann man machen was man will und es wird dann auch immer sofort genommen (geschenkter gaul). oder man kann sich mal austoben, bzw. hat etwas schönes für die referenzen.
wie sebastian schon schrieb, dafür kann man die kumpels halt auch mal einspannen: den chefkoch rufe ich dann mal schnell vom herd aus an und frage ihn wie ich dies und das zubereite, der fließenleger darf meinen zwei linken händen zur hand gehen und der dj legt halt dann mal for free bei einer geburtstagsfeier auf. was ‚gut haben‘ kann manchmal gar nicht schaden. ;)
Stephan
ganz ehrlich, so etwas gehört nicht zum täglichen Brot, denn das verdiene ich mir mit Arbeit. Die oben erwähnten Fangarmen der Gefälligkeiten sind größtenteils Privatkram. Wer dafür Geld nimmt ist eh schon arm dran. Bier is Bier und Schnaps is Schnaps. Wer von uns wurde nicht schon in der Schulzeit gebeten sein Talent gemeinnützig in die Gestaltung von Palakaten und Flyern fließen zu lassen. Und es hat noch so’n Spaß gemacht.
Fazit: Als Grafikdesigner investierst du 92 % deiner Zeit in Illustrationen von nicht existierenden Seeungeheuern.
Henning
da hat stephan im grunde recht. aber das poster mag ich, die „cute person“-angelegenheit ist leider sehr wahr.
Gspusi
Was ich dazu mal im Internet fand und mit Vergnügen las (im vorliegenden Fall von einem Journalisten):
»Zahlreiche Menschen in meiner Umgebung leiden unter einer unheilbaren Krankheit. Sie übernimmt in weiten Teilen die Kontrolle über das Denken des Patienten, ohne dass dies für Außenstehende auf den ersten Blick erkennbar ist. Erst in der Interaktion mit Dritten wird deutlich: Der arme Tropf ist betroffen. Die besagte Krankheit scheint sich nicht durch Viren, Bakterien, Pilze, Würmer oder Protozoen zu übertragen. Sie scheint vielmehr tief in den Genen der Patienten verwurzelt, und es ist eine bittere Erkenntnis, dass sie trotz modernster Medizin nur bedingt heilbar ist. Die Rede ist von »Morbus MME« oder zu deutsch: die Mach-mal-eben-Krankheit.
Nach von mir intensivst betriebenen Feldstudien bricht Morbus MME insbesondere bei akuter Überforderung und/oder während dringender Unlustphasen der beobachteten Patienten unvermittelt aus. Die Symptome: Hinwendung zu einer möglichen Hilfsperson, Herbeiführung einer schnellen Aufgabenweitergabe und konsequente Leugnung etwaiger Aufwände bezüglich der deligierten Arbeit. Durch eine glückliche Fügung bin ich – gedankt sei dem Gott der Angestellten – weniger beruflich von dem Phänomen MME betroffen (und wenn doch einmal, so habe ich mir durch ein intensives autodidaktisches Sprachtherapiewissen über Jahre Abwehrstrategien angeeignet), dafür umso mehr privat.
Da es einem Journalisten naturgemäß zu eigen ist, Texte – seien es nun schriftliche oder mündlich vorgetragene – zu verfassen, leben die Menschen um mich herum in der Annahme, es wäre mir ein besonderes Bedürfnis, auch in meiner Freizeit nichts anderes zu tun als Wörter aneinanderzureihen. Nun treibt es mir zugegebenermaßen keinen Schweiß auf die Stirn, mal eben einen Pressetext für die Vereins-Homepage zu schreiben, wohl aber nerven all jene, die meinen, ich könne mal eben einen lustigen Spruch für eine Hochzeitszeitung, einen treffenden Text für ein T-Shirt oder gar einen kompletten Gedichtzyklus zum 40. Geburtstag von Nachbar Kurt erfinden. Gerne wird eine solche Anforderung von der Beteuerung begleitet, »uns fällt einfach nichts ein« und »Du bist doch immer so kreativ«. Unbeachtet bleibt die Tatsache, dass meine Kreativität auf nichts anderem als dem beruht, was Normalsterblichen ebenfalls zur Verfügung steht: auf eigener kognitiver Leistung, klassischen Brainstroming-Techniken, Mindmapping, dem Wälzen des Thesaurus und einem exzessiv betriebenen Googeln.
Trotzdem ich immer mehr dazu neige, MME-Patienten abzuweisen, bleiben noch genügend übrig, um mir nach der Arbeit ausreichend von der selbigen zu verschaffen. Mich deucht auch, dass MME wohlmöglich doch durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. So viele Neuerkrankungen wie in den letzten Tagen sind einfach nicht anders zu erklären.“
Jan
Auch wenn es sich manche Leute nicht vorstellen können: Die Welt funktioniert auch ohne Design. Sicher kann man das über viele andere Berufe auch sagen, aber bei Design ist es halt schon ziemlich offensichtlich. Daher finde ich es okay wenn es keinen besonders hohen Stellenwert hat. Und solange man mit seinen Fähigkeiten im privaten Bereich Leute beglücken kann – was ist verkehrt daran? Wer gutes Geld verdienen will, wählt eh einen anderen Beruf …
Tim Erdbeer
@Jan
Lustig dass du gerade „funktionieren“ im Bezug auf „Design“ ansprichst, es ist nämlich genau andersrum. Design bedeutet Dinge so zu gestalten, dass sie funktionieren. Das Internet, Bücher, Medien und jeder Gegenstand ist designt, sonst würde er ja eben nicht funktionieren.
Stephan
@Jan
Die Suche nach dem „guten Geld“ ist eine Illusion. Aber eine gut designte ;-) Arbeite weiter an dir und du wirst es dir eines Tages vorstellen und vor allen Dingen verstehen lernen. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist lang und schwer mit Worten zu beschreiben. Gäbe es ein passendes Wort, du würdest es nicht verstehen, hättest du die höchste Wahrheit nicht selbst erfahren. Der Unwissende erlangt Einsicht, der Berufene erlang Erkenntnis. Solltest du weder nach Einsicht noch nach Erkenntnis streben, dann hast du vielleicht einen anderen Beruf als jenen des Designers gewählt. Vermutlich einen, auf den, deiner bescheidenen Meinung nach, die Menschheit sogar verzichten kann?
Design ist mehr als pure Äußerlichkeit. Es ist Werbung, es ist Balz. Ein Ringen der Männchen um die Aufmerksamkeit von Weibchen. Scheint Design für dich nutzlos, dann gehörst du evtl. nur nicht der umworbenen Spezies an. Das Vorspiel eines Löwen ist für einen Frosch auch von geringem Interesse, dennoch notwendig auf dieser Welt.
Nils Tißen
Oh Jan, ich glaub, da haste im falschen Blog das definitiv falsche geschrieben. :)
Steffan
@ 16:
Er hat »Jehova« gesagt … :-P
Andererseits ist es nur zu verständlich, wenn der eine oder andere von der fast schon lustvoll gepflegten Lamoyanz in Design-Kreisen leicht genervt ist.
Was spricht dagegen, einfach mal »nein« zu sagen? Gibt’s doch ganze Ratgeber-Bücher dazu …? Und für Anliegen aus dem privaten Umfeld wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit eine passende Gelegenheit für eine Gegen-Gefälligkeit finden lassen.
HD Schellnack.
Ich muss sagen, ich bin froh, wenn ich für Freunde und Bekannte aushelfen kann, sofern die Zeit es zulässt und die Leute die Geduld mitbringen, zwischen laufende Projekte im Büro gequetscht zu werden. Es ist so selten, dass man als Designer mal für seine Umwelt was Gutes tun kann – im Gegensatz zu Elektrikern, Schreinern, Ärzten usw. -, dass es immer cool ist, behilflich sein zu können. Es wird ohnehin extrem selten in Anspruch genommen, die meisten Leute sind entweder eh selbst Designer oder brauchen es einfach nicht. Solche privaten Gefälligkeiten werden mal total schrecklich, mal machen sie total Spaß… hängt immer ein bisschen von dem «Partner» ab und der Frage, ob man nur Erfüllungsgehilfe ist oder eben auch herumexperimentieren darf. Wie im «echten» Designer-Leben also :-D.
Und ganz nebenbei habe ich vor ewigen Jahren einen wichtigen und sehr netten Kunden gekriegt, weil ich Freunden eine CD gestaltet habe. Man weiß ja nie, was passiert :-D.
DanU
…erster „non-money“ job in 2009: website für eine unidozentin, gegenleistung: kunst fürs wozi. nummer zwei: logo redesign und WP website für oldtimer werkstatt – gegenleistung ein vespa roller der noch „hinten im eck“ stand. irgendwie ist das i.o. wenn gilt „manus manum lavat“. zum rest muss ich leider nein sagen – ausser bei der hochzeitseinladung vom besten freund, da will man doch was schönes machen ;)
Christian
kann nur dazu sagen: What goes around, comes around.
Wer aus Gefälligkeiten nichts zurückbekommt, bewertet sie möglicherweise falsch. Ich für mich kann nur feststellen: Wenn ich etwas gerne „umsonst“ für jdm. tue kommt das an anderer Stelle zu mir zurück – aber nicht unbedingt dann von dem-/derjenigen direkt.
=Kosmisches Grundgesetz der Resonanz.
Wers (noch) nicht glaubt, dem sei der Film “the secret“ empfohlen.
webdesign bremen
Einfach nur Geil!!!!traurig aber wahr….mein Tipp nutzt euer können für euch selbst und pfeift auf die anderen bzw. schlechtbezahlte aufträge….!!!
Die Illu ist einfach nur der hammer.
Foto als Karikatur
Ein Foto oder eine Grafik sagt halt mehr als 1000 Worte. Ich beneide jeden der tolle Grafiken designen kann.