So war das nicht gemeint, W&V

Im Juni äußerte ich meinen Unmut über die Gepflogenheit mancher Online-Medien, die eigenen Texte mit Werbebannern zu verbret­tern: »Ihr gehört zu jener Spezies Online-Redaktion, die ihre Hochachtung gegen­über den eigenen Texten dadurch zum Ausdruck bringt, dass sie diese mit einem Werbebanner abdeckt, wenn man gerade mit dem Lesen beginnen möchte.« Auch Werben & Verkaufen (W&V) pflegt diese Methode exzessiv. Eher zum Spaß schlug ich vor, die Werbung doch in den Text einzu­bauen und auf Banner zu verzichten. In meiner Meldung von damals demons­trierte ich, wie das aussehen könnte.

Was soll ich Euch sagen: Die machen das jetzt tatsäch­lich. Als ich eben in meinem RSS-Reader eine W&V-Meldung über die Nachbesserung des WELT-Redesigns empfang, bin ich gleich auf die dazu­ge­hö­rige W&V-Nachrichtenseite, um mehr zu lesen. Bumms, erst mal das Banner über der Meldung … Dann noch mal Bumms, als ich auf das verlinkte Wörtchen Zeit im Nebensatz »bittet aber um Verständnis, dass der Umstellungsprozess einige Wochen an Zeit benö­tige.« klicke. Statt bei vertie­fenden Informationen lande ich auf einer Microsoft-Produktseite, die weder mit dem Thema Design, noch etwas mit Zeit zu tun hat. Ekelhaft!

So war das nicht gemeint, W&V, Overlay-Banner plus Schleichwerbung. Ich dachte eigent­lich ›entweder oder‹? Außerdem habe ich in meinem Beispiel gezeigt, wie die Werbung gekenn­zeichnet sein muss, damit sich keine Abmahnungen einfängt. Oder gelten die Spielregeln für Print-Redaktionen nicht für redak­tio­nelle Texte im Internet?

Die Technik hinter der In-Text-Werbung heißt übri­gens Intellitxt und wird von Vibrant Media vermarktet. Intellitxt greift sich ein x-belie­biges Wort aus einem Text und verknüpft mit der Seite eines Werbekunden; der Linkbegriff und die Zielseite können in ein und demselben Text wechseln.


29 Kommentare

  1. Markus Widmer

    Irgendwann werden die Werbekunden reagieren und darauf kommen, dass ihre gekauften Klicks in dieser Form sicher nichts bringen. Außer viel­leicht NOCH mehr Leute, die auf Microsoft sauer sind.

  2. thomas

    hmm. sonst sind diese dämli­chen kontext­fremden werbe­links doch immer anders gekenn­zeichnet, mit einer doppelten unter­strei­chung. bei W&V muss man sich dann merken, redak­tio­nelle links sind rot und der rest ist grün.

    hmm. inter­es­sante farb­ge­bung. warum können profes­sio­nelle verkäufer nicht profes­sio­nell verkaufen. schade schade.

  3. Claudius Coenen

    Ich finde intel­li­text ist die ekel­haf­teste Form der Werbung. Ich habe norma­ler­weise nichts gegen Werbung. Sie macht einige Angebote im Internet erst möglich. Intellitext empfinde ich jedoch als so störend, dass ich diese Form blocke.

  4. Christian Büning

    @ Claudius
    geht mir ähnlich. Ich besuche Seiten mit Popups nicht mehr, weil meine Herzkranzgefäße das nicht mitma­chen. Die Grenze zwischen Aufmerksamkeiterregen und Stören wird hier deut­lich berührt, leider von der falschen Seite.

  5. Sami

    Eine Trennung zwischen Redaktion und Werbung sollte für ein seriöses Magazin selbst­ver­ständ­lich sein (so seriös ein Fachblatt der Werbebranche halt sein kann oder will).
    Geradezu unver­schämt, aber auch unfrei­willig komisch sind solche Links in Leserkommentaren, wenn sich die – je nach Forum – gerne mal pole­mi­sche Aussage des Kommentators nicht wirk­lich mit der Intention des Werbenden deckt.

  6. Henning

    Ich sehe nichts dergleichen :)
    Wer ohne Adblock durchs Netz surft, der gehoert – so ist es leider – gestraft. Wenn ich manchmal bei Bekannten oder Kollegen sehe, was alles blinkt und wie bunt und bescheuert das Internet aussieht ohne Adblock – da wuerd ich glatt meinen Zugang kuen­digen und umsat­teln auf Florist :)

    Hier runter­laden und glueck­lich sein:
    https://​addons​.mozilla​.org/​d​e​/​f​i​r​e​f​o​x​/​a​d​d​o​n​/​1​865

  7. Christian Büning

    Wunderbar! Ein Segen!
    Danke Henning.

  8. RamBam

    Es ist schon ein Weilchen her, seit ich mich um die Werbung in meinem Internet geküm­mert habe, aber nach meinen dama­ligen Tests war ich mit mir selbst einig, dass Adblock sehr gut, Adblock Plus aber noch besser ist. Automatische Filteraktualisierung etc. machen alles noch einfa­cher und sauberer. Die genauen Unterschiede gibts hier: http://​adblock​plus​.org/​d​e​/​f​a​q​_​p​r​o​j​e​c​t​#​a​d​b​l​ock, Download ist auf der Seite natür­lich auch möglich. Wer übri­gens sein Firefox-Profil bei Neuinstallationen oder auf neue Rechner mitnimmt, muss seine ganzen Addons, auch Adblock Plus, nicht erneut instal­lieren und konfigurieren.

  9. RamBam

    Anmerkung: Auch Hennings Link führt wohl zu Adblock Plus. Das hab ich erst hinterher bemerkt. Da er nur von Adblock schrieb, sah ich mich zu meinem Kommentar veran­lasst. Sorry.

  10. Henning

    ups – stimmt! Ich haette das Plus hinzu­schreiben sollen, aber es tut der Funktion ja keinen Abbruch zum Glueck.

    Viel Spaß im neuen, ruhigen (und werbe­freien) Netz Christian :)

  11. Der Sven

    Auch wenn es viel­leicht nicht so ganz ins Thema passt: Man kann sich auch über die Fontshop-Website aufregen. Da wird man zwar nicht mit Popup-Werbung bombar­diert, aber die Tatsache, dass ich regel­mäßig Probleme mit dem Warenkorb habe (füge etwas hinzu, was aber beim Anklicken des Warenkorbs verschwindet), nervt auch sehr. Das hat heute dazu geführt, dass ich zwei Bücher nicht im Fontshop, sondern anderswo gekauft habe. Vielleicht kann man die Energie, die man in die Kritik fremder Seiten steckt eher nutzen, um die eigene Website ordent­lich zum Laufen zu bekommen. Darüber wäre ich als Kunde sehr froh.

  12. thomas

    ich glaube, man kann notfalls auch tele­fo­nisch bestellen, wenn man regis­trierter kunde ist …

  13. thomas

    Bestelltelefon: (030) 6 95 96 – 333

    geht auch per fax. und ist als funk­tion relativ einfach zu finden.

  14. ppp

    Adblock Plus ist aller­dings auch nur Notwehr des Benutzers. Ich nutze es auch aber ich sehe auch ein, dass Angebote die Werbung brau­chen um exis­tieren zu können.

    Gegen Werbebanner am Rand oder zwischen Absätzen ist nichts einzu­wenden. Ich will aber nicht, dass die Werbung mir visuell eins in die Fresse haut. Das wird die Werbewirtschaft erst noch lernen müssen. Wer den Leuten ins Ohr brüllt macht nicht nicht unbe­dingt das beste Geschäft.

  15. Simon Wehr

    @ der Sven und fontshop
    Wir haben letz­tens aus genau solchen Gründen 4 Exemplare der »fonts« bekommen, obwohl wir nur eins haben wollten. Ist wohl nicht soo schlimm, aber trotzdem zu vermeiden.
    Ich meine mich aller­dings zu erin­nern, dass Jürgen bereits mehr­fach hat durch­bli­cken lassen, dass da an einem komplett neuen Auftritt geschraubt wird. Liege ich falsch?

  16. Jürgen

    Nee, da liegst Du genau richtig.

  17. Jürgen

    Klar kann ich mein Haus mit Alarmanlagen und Sicherheitsschlössern verbar­ri­ka­dieren, wenn ich höre, dass in der Nachbarschaft immer häufiger einge­bro­chen wird. Weil ich aber keine Lust auf gegen­sei­tiges Hochrüsten habe (hat die Spams auch nicht aus der Welt geschafft), erwarte ich entweder, dass
    • Werbekunden Vernunft annehmen
    • Die Anbieter solcher Tricks verdursten
    • entspre­chende Gesetze ange­wendet werden (zum Beispiel die Vorgabe für Medien, dass Redaktion und Werbung für den Konsumenten klar vonein­ander zu unter­scheiden sind.

  18. Jan

    Lieber Fontblog,
    das ist viel­leicht nicht der rich­tige Ort um Kritik an dir loszu­werden aber ich finde das es öffent­lich geschehen sollte. Früher da warst du besser, du hast mir Sachen über gute und schlechte Typo erzählt und mich ander­weitig typo­gra­fisch inspi­riert und infor­miert. Doch heute versuchst du nur noch mir die neusten Fontshop Fonts anzu­drehen, beweih­räu­cherst dich selbst oder lobst Apple und deren Ausgeburten ins Maßlose. Schade eigentlich.

    Dein Jan.

  19. Der Sven

    Eine neue Fontshop-Seite? Mit verbes­sertem Font-Viewer? Oh ja, das wäre was. Gibt´s schon einen ange­peilten Termin für die neue Seite? Werde demnächst vermut­lich wieder bestell­willig sein – und je schöner und benut­zer­freund­li­cher der Shop, umso mehr landet meist im Wagen …

  20. Joachim Graf

    Wir bei iBusiness hatten Intellitxt eine Zeit lang einge­baut, um es zu testen. Wir haben es aber wieder raus­ge­schmissen, denn das Problem ist, dass die geschal­tete Werbung schlicht nicht rele­vant war. Und unre­le­vante Werbung ist eben nur: Reklame!

  21. Gerrit

    @Jan: Hier muss ich Jürgen stark in Schutz nehmen. Der Fontblog ist immer noch eine tolle Ressource und stets ein RSS-Abo wert! Denn: Wer nicht expe­ri­men­tiert, der verliert im Bloggeschäft. Also: Immer mal schön undog­ma­tisch und lebhaft bleiben. Eigenwerbung gehört dazu.

  22. thomas

    es ist, nicht zu guter letzt ein FIRMENblog, also ein marke­ting­in­stru­ment, inso­fern ist jede art von eigen­wer­bung grund­sätz­lich erlaubt. und dann gibt es, wie gerrit schon sagte, den blick über den teller­rand, was eben auch meis­tens inter­es­sant ist.

  23. Simon Wehr

    Was kann denn Jürgen dafür, dass Fontshop so viele inter­es­sante Produkte heraus­bringt, in letzter Zeit …

  24. Jürgen

    Anders ausge­drückt: FontShop spon­sert Fontblog. Dafür wird es hier nie Google-Anzeigen, bezahlte Links, Promobeiträge, Banner, IntelliTXT-Links und anderen Werbezauber geben.

  25. Philip

    In-Text-Werbung ist doch nichts neues, von Microsoft kennen wir die „Smart Tags“ (Gegenmaßnahme: meta name=“MSSmartTagsPreventParsing“ content=“true“)? Back to the future:
    Windows XP nun doch ohne Smart Tags

  26. Ivo

    Was kann denn Jürgen dafür, dass Fontshop so viele inter­es­sante Produkte heraus­bringt, in letzter Zeit …

    Sehr viel, Simon, sehr viel …

  27. ralf schwartz

    Hi,
    schön, daß Euch die w&v Reklame auch so nervt.
    Ich kann das nur unterstreichen.
    Wir haben es so formu­liert.
    Hat sich wohl überschnitten.
    In diesem Sinne.
    Gruß
    ralf

    media­cli­nique // klinik für mediale prävention

  28. Dr. Dean

    Ich glaube, dass der Trend zu ausufernder Werbung im Internet noch nicht gebro­chen ist. Im Kampf um die Aufmerksamkeit werden die Methoden immer härter. Allerdings steigt auch die Gefahr, dass sich die poten­ti­ellen Kunden mit Grausen abwenden, statt sich – wie erhofft – an die Werbung zu gewöhnen.

    Medien und Webangebote, die einen guten „Mehrwert“ oder ein gutes Standing mitbringen, können sich vermut­lich auch noch recht üble Formen von Nervwerbung leisten – die übrigen Anbieter schneiden sich damit zuneh­mend ins eigene Fleisch. 

    Andererseits: Es ist für viele Anbieter im Internet eine quas­i­kul­tu­relle Konstante geworden, zu glauben, dass Internetwerbung unbe­dingt notwendig sei. Gerade die Verleger hoffen, vom Kuchen der Onlinewerbung möglichst große Brocken zu erhaschen.

    Und das sieht man.

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