»Neue« Regierungsschrift für die USA
Auf einer Website der US-Behörde GSA (General Services Administration) hat die hauseigene Kommunikationsagentur 18F die Vorschau einer 9-schnittigen Schriftfamilie veröffentlicht, die aktuell für die Verwaltungen der USA entwickelt wird. Die GSA ist eine unabhängige Dienststelle der US-Regierung zur Unterstützung von Bundesbehörden mit Hauptsitz in Washington, D.C.
Wie GitHub zu entnehmen ist, heißt die Regierungsschrift seit zwei Monaten Public Sans – der Name ist Programm –, zuvor war sie unter Libre Franklin bekannt. Libre Franklin ist eine Neuinterpretation (besser: Kopie) des Morris Fuller Benton-Klassikers Franklin Gothic. Sie wurde von Pablo Impallari digitalisiert, ein argentinischer Schriftentwerfer, der eher für Nachahmungen als für originelle Neuheiten bekannt ist. Seine Website impallari.com wurde von einigen Monaten abgeschaltet. Die dort implementierten Font-Test-Routinen waren unter Schriftentwerfern beliebt. Im Copyright der Schriftdateien von Public Sans ist Pablo Impallari eingetragen, zusammen mit Rodrigo Fuenzalida und Dan O. Williams, der für »Modifikationen« verantwortlich zeichnet.
Ich kenne das Briefing für die geplante Regierungsschrift nicht, aber irgendwie scheint mir der Prozess »von hinten durch die Brust ins Auge« zu gehen. Warum bastelt die Agentur der GSA an der digitalen Kopie einer 1903 für den Bleisatz entworfenen Schrift herum, anstatt mit erfahrenen Schriftentwerfern ein maßgeschneidertes Font-Konzept zu entwickeln, das sich an den aktuellen Herausforderungen der digitalen visuellen Kommunikation einer Regierung orientiert?
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