Praktikum bei FSI FontShop International
FSI FontShop International, u. a. Herausgeber von FontFont, fStop und FontBook, bietet einen Praktikumsplatz an für Studentinnen/Studenten oder Absolventinnen/Absolventen mit schriftgestalterischem/typografischem Hintergrund oder zumindest ausgeprägtes Interesse für diesen Bereich. Wesentliche Schwerpunkte der Tätigkeit während eines Praktikums bei der FontShop International GmbH:
- Testen von Fonts unter Windows und Mac OS, z. B. Ausdrucke anfertigen und auswerten, Funktion von OpenType Layout Features prüfen …
- technische und visuelle Überprüfung von Fonts und Fontquelldateien
- teilweise Outlinekorrekturen für Font-Updates
- Hinting von PostScript-Outlines
- Testdokumente weiterentwickeln
- Kerning- und Sprachraumrecherche
- Fontübersichten/Schriftmuster erstellen
- gelegentliche Zuarbeiten bei Einreichungen für Wettbewerbe, Animationen/Illustrationen …
- Einblick in die professionelle Fontproduktion von FSI …
Praktikumsdauer: sechs Monate mit 40-Stundenwoche
Vergütung:
1. Monat 300 €
2. Monat 350 €
3. bis 6. Monat 400 € pro Monat
Start ab Oktober 2009 oder später. Der Praktikumsort ist Berlin.
Interessenten melden sich bitte bei:
Andreas Frohloff
Head of Type Department
FSI FontShop International GmbH
Bergmannstr. 102
10961 Berlin
Phone: +49 (30) 693 70 22
Fax: +49 (30) 692 84 43
andreas@fontfont.de
57 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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Adde
Bei der Preisstaffelung musste ich lachen! :-)
Ayetho
Das hat schon etwas sehr „in your face!“-artiges, das stimmt.
Karl
Würdet ihr für diesen Lohn arbeiten? Wieso sollten es Studenten/Absolventen? Für ein bisschen Namedropping und einen sicherlich tollen Einblick?
Die eingesetzte Arbeitskraft, der zu erwartende Erfahrungsgewinn und der Lohn stehen nicht in einem angemessenen Verhältnis – erst recht nicht für jemanden, die/der sich engagiert (was selbstverständlich ist).
Legt 200 Euro drauf.
aleks
Wird der Praktikant hier dann vorgestellt? Würde die Sache abrunden.
de_signer
Jaja Praktika.
ein fest eingeplanter Arbeitsplatz.
400€ im Monat im reichsten Land Europas.
Traurig.
Indra
Woher willst Du das wissen? Weder Engagement, noch Effektivität noch Lerneffekt ist selbstverständlich und die Relation ergibt sich somit aus vielen Unbekannten.
Jedoch, auf dem Markt trifft man sich zur Verhandlung. Schlagt doch mal eine Eurer Meinung nach angemessene Entlohnung für – welche – Arbeit vor.
thomas junold
ivo hat soweit ich weiss auch mal ein praktikum beim fontshop gemacht und was isser jetzt? es ist sicher nicht nur namedropping, wer sich für schriften interessiert, wird sicher keinen spannenderen platz bekommen können. für jemanden, der in berlin wohnt oder bei jemandem in berlin wohnen kann für diese zeit ists doch super. :)
Marcus
Wenn ich die Kommentare lese, weiss ich nicht ob ich lachen oder weinen soll.
Kinners, das ganze ist ein Praktikum, kein regulärer Vollzeit-Arbeitsplatz. Hier wird Möglichkeit gegeben, sich im Bereich Typo umfangreiches Spezialwissen aus erster hand bei einem der führenden Hersteller/Distributeure anzueignen. Fragt Euch mal, was ihr für ein entsprechendes Seminar zahlen müsstet … was dann auch nur einen Bruchteil der Intensität und Information enthält.
Aber so sieht das ja die „Generation Praktikum“ … ein bischen Namedropping für das Portfolio/den CV … mehr nimmt man aus so einem Praktikum ja nicht mit.
Ich finde die Vergütung angemessen, zumal wenn man sich noch vor Augen hält, daß das Lohnniveau in der Kreativbranche und in Berlin eben nicht zur Spitze gehören. Ist ja nicht so, daß ihr eine vollwertige Arbeitskraft seid, in euch muss viel Energie investiert werden bevor ihr produktiv werden könnt.
Hier in Frankfurt a.M. bekommt ein Praktikant im Investment Banking für sein Praktikum so um die 1.500 € pro Monat … das hört sich erstmal nach viel an, schaut man sich aber die Mieten und die allgemeinen Lebenshaltungskosten in Frankfurt an, relativiert sich das ganz schnell. Schaut man dann noch auf die Arbeitszeiten (ca. 60 Stunden pro Woche, nicht selten mehr … und nun kommt mir nicht mit „Ja, aber man darf doch nur 10 Stunden am Tag arbeiten …!“) sieht das Ganze nochmal bescheidener aus.
HD Schellnack.
Die Preisstaffelung verstehe ich zwar auch nicht, 350 oder 400 Euro machen den Kohl nicht fett, aber ansonsten sind 400 Euro einfach völlig normal, die meisten Leute, die ich kenne kriegen in dieser Größenordnung Praktikantengehalt – das bedingt schon der ganze Minijob-Kram.
Die Idee, dass Praktikanten «voll» arbeiten, hat sich inzwischen in den Köpfen gerade vieler Studenten festgesetzt -die verständlicherweise von der ganzen Generation-Praktikum-Scheisse die Nase voll haben -, ist aber einfach nicht realitätsnah. Dafür wissen wir aus eigener Erfahrung, wie wenig Studenten von der Arbeit in der Praxis wissen und wieviel Zeit man letzten Endes doch daneben sitzt und Dinge erklärt. Was ja okay ist – es ist eine Investition für beide Seiten.
Ein Praktikum ist, unweigerlich, ein Teil des Studiums. Entweder WÄHREND des Studiums oder eben danach. Und sollte auch so eingeplant sein mit ideal 12 Monaten, in einem Laden oder aufgeteilt auf 2-4 Agenturen/Büros.
Für den Arbeitgeber bedeuten 400 Euro Praktikumsgehalt etwa 520 Euro Abgaben, und je nach Größe des Büros ist das oft die einzige Möglichkeit, überhaupt einen Studenten reinzuholen. Ich könnte (und würde) einem Praktikanten sicher gern mehr bezahlen, aber dann müssten die a) wirklich was bringen und b) würde ich viel viel viel kritischer auswählen und sieben und viel ängstlicher entscheiden, jemanden testweise reinzuholen. Wäre das sinnvoll? Praktikanten sind Glückssache – die guten bringen tatsächlich etwas (und kriegen dann bei uns meist auch in irgendeiner Form einen Bonus), die schlechten eben nicht.
Und ganz nebenbei: Wer in dieser Branche arbeitet, um das dicke Geld zu machen, hat ein paar wichtige Dinge nicht kapiert. Designer verdienen nur im Ausnahmefall wahnsinnig viel.
frank
Wenn man bedenkt, dass die meisten der potenziellen Praktikanten wohl noch studieren, und tatsächlich der Lerneffekt im Vordergrund steht, ist die Bezahlung durchaus angemessen.
Es könnte natürlich immer etwas mehr sein, doch werden bei vielen Praktikumsstellen – vor allem im kreativen Bereich – mittlerweile überhaupt keine Löhne mehr gezahlt.
Ich bin jedenfalls gut über die Runden gekommen, und kann den Platz wärmstens empfehlen: erhaltenes Wissen und Erfahrung ist weit mehr wert als die Bezahlung – von den Kontakten ganz zu schweigen.
Und es ist auch noch lustig!
Ivo
Mit 400 € wird man wirklich nicht grad Bill Gates Konkurrenz machen können, das stimmt. Wie aber einige bereits gesagt haben, hier gibt es viel mehr als nur Geld. Da könnt ihr jeden ehemaligen Praktikanten fragen. Mich zum Beispiel. Ein weiterer Praktikant sagte mir:
Die Höhe des Entgelts führt übrigens auch dazu, dass sich wirklich nur Leute bei uns bewerben, denen an genau diesem Praktikumsplatz gelegen ist. Denen es um mehr geht, als nur ihr Praktikumssemester in einer bekannten Firma zur Verschönerung des Lebenslaufs zu machen. Und das ist in unserem Fall sehr wichtig, weil die Arbeit hier derart speziell ist, dass das »ausgeprägte Interesse für diesen Bereich« wirklich Grundvoraussetzung ist und anders keinem Beteiligten geholfen wäre.
Eine Sache, die dieses Praktikum hier meiner Einschätzung nach außerdem zu etwas ganz Besonderem macht: zwei unserer Fonttechniker sowie der Marketingleiter sind ehemalige FSI-Praktikanten …
hanna
Keine Frage, 400,- sind nicht viel, aber branchenüblich. Aber sorry, da dann nochmal 150,- abzuknapsen ist eeeecht arm. Habe als Einzelkämpfer sicher eine kleinere Portokasse als FSI, aber die paar Kröten wären mir die Peinlichkeit so eine Staffelung in eine Anzeige zu schreiben echt nicht wert.
Ob ein Praktikant sein Geld wert ist oder nicht hängt auch nicht zuletzt vom Personalmanagement der Firma ab, die vom Auswahlgespräch bis zur Motivation und Führung vieles sehr weit in der Hand hat. Und bei unerwarteten Totalausfällen sind die Kündigungsfristen heutzutage ja meist auch nicht arg Arbeitgeberfeindlich.
Christoph Koeberlin
Ich war hier selbst Praktikant (für 300 im Monat) und habe diese Zeit nicht vergessen.
Ich kann stolz sagen, daß hier noch keiner meiner Praktikanten unzufrieden gegangen ist und es zu unserer Philosophie gehört, daß dies auch in Zukunft nicht passieren wird. Im Gegenteil; Wie Ivo schon sagte sitzen hier zwei ehemalige unbefristet um mich rum!
Und Stichwort „Kreativbranche“: Wir sind hier nicht Jung von Matt. 40 Stunden sind bei uns 40 Stunden.
Heinrich
wäre ich jünger hätte ich es versucht und »alles« getan um dauerhaft ein job zu bekommen.
viele sitzen lieber in cafes nach dem sie mittags wach geworden sind und warten bis sie einer von der straße hollt oder gehen kellnern für das gleiche geld, tolle aussichten.
sebber
Super Angebot!
Bietet ihr solche Praktika regelmäßig oder sogar ständig an? Würde dann vielleicht im Hauptstudium drauf zurückkommen.
Ivo
Ja, die Praktika werden regelmäßig angeboten. Das nächste Praktikum wäre dann also im April 2010. Man darf sich auch gern jetzt schon für später bewerben.
Sebastian
Man sollte diese ganze Praktikums-Debatte etwas relativieren. In erster Linie ist es doch wichtig, dass man sich irgendwie seinen Lebensunterhalt sichern kann. Und mit 400 Euro im Monat kann man gerade als Designstudent mit vielen Ausgaben für Material, Studiengebühren etc. gerade mal Miete und Verpflegeung zahlen.
Letztendlich werden bei renommierten Praktika doch eh gute Leute genommen, da es viele Bewerber gibt und auch eventuell schon Studenten, die sich mit dem jenigen Fachgebiet ausseinandergesetzt haben und Erfahrung mitbringen. Dann steht die Arbeitskraft schon in einem lohnenden Verhältnis zur Bezahlung.
Leider müssen dann Sponsoren wie Eltern oder Kredite für den Rest aufkommen, dass können sich jetzt schon und in Zukunft immer weniger leisten.
Könnte man nicht in Absprache mit den Bewerbern Lösungen finden die in Relation zu jeweiligen Situation stehen? Das wäre insgesamt sozialer.
Es gibt sicherlich einen Unterschied zwischen Goldideen schrubben bei Scholz für eine 80 Stunden Woche und 400 Euro und einem wirklich lohnenswerten Praktikum mit humanen Arbeitszeiten und viel Erfahrung für „Einsteiger“. Doch kriegen die weniger qualifizierten meist nicht die guten Jobs.
Man sollte da immer beide seiten sehen und es wäre lohnenswert wenn die Entscheidung von Arbeitgeber- und nehmerseite nicht immer pauschalisiert wird.
Leider ist es ja auch schon gang und gäbe diplomierte für Praktikantengehälter abzuspeisen. Sowohl bei Unternehemen wie Daimler als auch bei vielen im kreativen Bereich.
Und bei einem Studentenjob kann man mitunter schon sein Leben finanzieren neben dem Studium, dann ist die Arbeit mitunter etwas dröge …
Ein Weg der all dies berücksichtigt, verhältnismäßig und fair ist wäre wünschenswert.
fabian
Wie kann man denn ernsthaft 400€ Praktikanten-Gehalt verteidigen?! Mir ist schon klar, dass das relativ »branchenüblich« ist, aber das macht es keineswegs akzeptabel. Das ist ein absoluter Hungerlohn (!!) – für den man nur arbeiten kann, wenn man eine finanzielle Unterstützung hat.
Ich bin mir sicher, dass das Praktikum toll ist und der jeweilige Praktikant davon profitieren wird – aber das macht die finanzielle Vergütung auch nicht besser. Genau das ist doch das Problem in unserer Branche: Die Jobs sind attraktiv und deswegen die Preise im Keller.
Ich kann voll und ganz verstehen, wenn kleine Designbüros nicht mehr zahlen können, aber für ein mittelständisches Unternehmen (wie Fontshop es nunmal ist) ist das kein Problem…
Mario
Und du bist jetzt der Ansicht, unattraktive Jobs sollten relativ nicht besser bezahlt werden als attraktive?
Wie finden sich dann Leute für die unattraktiven Jobs?
Sebastian
Noch ein Gedanke: Wenn Ein Praktikum sowas wie ein Teil des Studiums ist, kann man es auch vom Anspruch mit einer betrieblichen Ausbildung gleichsetzen. Da wird aber auch von Anfang an je nach Ausbildung um die 1000 Euro gezahlt. Und einem 16-jährigen Azubi muss man denke ich mehr erklären als einem Studenten-Praktikanten im z.B. 6. Semester.
HD Schellnack.
Wo wird denn in der Ausbildung 1000 Euro gezahlt, wenn ich mal fragen darf? Ich kenne eher so Jobs, die bei 800 Euro im dritten Lehrjahr zahlen.
Und man kann es nicht klar genug sagen: Ich hab in den knapp zehn Jahren, die wir jetzt Praktikanten haben, ZWEI gehabt, die relativ auf Anhieb funktionierten. Der eine hat mehr Geld gekriegt und wäre hier angestellt, wenn er nicht freiberuflich arbeiten würde, die andere IST hier angestellt. Aber solange sich Studenten mit Photoshop, Indesign, Lightroom und diversen Plug-Ins nicht auskennen, ist ein Praktikum, selbst ein unbezahltes, Gold wert.
Und, nur für nodesign sprechend: Wenn ich 1000 Euro für ein Praktikum zahlen müsste, GÄBE es hier kein Praktikum.
Ich finde die Fairness-Debatte echt sinnvoll und gut – aber aus der Praxis muss ich leider sagen, dass Selbstwahrnehmung von Studenten und Wirklichkeit zwei ganz verschiedene Dinge sind. Die Chance eines Praktikums ist, in der echten Welt arbeiten zu müssen. D.h. an Jobs, die nicht immer Spaß machen, die schnell gehen müssen, die verschiedenste Fähigkeiten sowohl mental als auch ganz handwerklich erfordern, bei denen man konzeptionell mitdenken muss, aber auch eine PDF schreiben können sollte… wer sich da super anstellt, wird auch später gut sein. Es ist, im Grunde, wie ein Referendariat: Der Praxistest. Sollte es besser bezahlt sein? Oh ja, sicher. Sollte nicht ALLES besser bezahlt sein? Würde ich auch sofort durchsetzen, sobald unsere Kunden nach AGD/BDG zu zahlen anfangen :-D.
Mal unter uns gesagt: Ich finde, Sagmeister hat irgendwie vielleicht recht: Das Praktikum sollte an sich komplett unbezahlt sein. Wer dann Bock hat, macht es, wer nicht, eben nicht.
Ich hab mein Praktikum selbst (ohne Studium) für 300 Mark gemacht (und hätte es auch gemacht, wenn ich dafür hätte ZAHLEN müssen) und hab am Ende – überraschender- und sehr sehr fairerweise – mehr gekriegt, weil ich anscheinend so übel nicht war. Was mich selbst am meisten überrascht hat, ich fand mich ja nicht so gut :-D.
Und ich würde heute noch gratis bei FSI Prakti (und bei VinceFrost, bei Cahan, beim Rehberger, bei McKean bei zig Leuten…) machen, wenn ich nur die Zeit hätte. Es gibt Sachen, da sollte man über Geld reden und es gibt Sachen, da sollte man sich einfach reinstürzen und erleben.
Wichtiger ist eher, beim Praktikum den Mund aufzumachen und klar zu sagen, wenn man sich langweilt oder Förderung braucht. Hilfe suchen, sich einbringen, mitmischen… (was oft im Trubel des Alltags nämlich untergeht, ich hab da IMMER ein schlechtes Gewissen den Praktis gegenüber) , Bücher aus dem Regal fischen, Arbeiten angucken, lernen, Weizen sein und nicht Spreu. Rocken.
Wie im ganzen weiteren Berufs/Leben ja auch :-D.
Philipp
Fabian, voller Zuspruch! Wir reden hier von einem Stundenlohn von 2,50 Euro (oder weniger) – dafür gibt es keine Entschuldigung!
Es gab Mal eine Initiative, die z.B. auch vom KMS Team (München) unterstüzt wird, die sich gegen Praktika nach dem Studium ausspricht – das finde ich wichtig.
Und wenn kleine Designbüros nicht mehr zahlen können, dann rechtfertigt auch dieser Umstand nichts! Dann muß man betriebswirtschaftlich anders agieren.
Wenn in einem Praktikum mind. 40 Stunden / Woche gearbeitet wird, macht man das nicht nebenher, sondern hauptberuflich!
Ich habe seit Jahren so einen Hals auf Leute, die dieses System verteidigen! Und es wird immer minder!
Wer bei diesem asozialen Praktikantensystem mitmacht ist selbst Schuld.
Philipp
@HD
Wenn das Praktikum aber als Sparmaßnahme in der Firma instrumentarisiert wird, muß man über Geld sprechen! Und es wird fast immer dazu benutzt die ganz normale Agenturarbeit zu machen und nicht einem jungen Menschen eine Ausbildung zu geben um ihn dann später einzustellen.
Es gab vor ein paar Wochen einen Artikel in der FAZ. Eine Architektin hatte genau notiert, was sie da so macht in ihrem Praktikum. Danach hat Sie geklagt. Richtig so!
Der Begriff Praktikum ist mittlerweile m.E. nach vollkommen irreführend – da es sehr oft (ja sehr sehr oft!) eine aushilfsweise Tätigkeit ist.
Ein krasses anderes Beispiel ist der Hermann Schmidt Mainz Verlag: Keine angestellten Grafiker, nur Praktikanten.
Marcus
Ich suche hier händeringend immer wieder Studenten die bei mir in der Grafikabteilung einer Investment Bank so 10–20 Stunden die Woche arbeiten … für 21,- € Grundgehalt (zzgl. Schichtzulagen da 24/5).
Das ist für die eigentlich (aus meiner Sicht) prädestinierten Grafikstudenten aber leider nicht „sexy“ genug. Charts und Infografiken in Präsentationen gewinnen leider auch keine Preise beim ADC aber man kann damit gutes Geld verdienen um ggf. mal ein Praktikum bei FSI zu machen.
Ich finds schon ziemlich bedenklich, daß ein solch großartiges Angebot seitens FSI so angegriffen wird.
Wenn ich die zeit und Gelegenheit dazu hätte, ich würde mich glatt auch bewerben … das ist Fachwissen aus erster Hand und unschätzbare Kontakte, das wiegt das geringe Salär mehr als auf.
Und was die Ausbildungsvergütung um die 1.000 € angeht: da gibts so nen schönen Song von Supertramp … „Dreamer“.
fabian
@Marcus
Und weil man etwas lernt, sollte man für 2,50€ die Stunde arbeiten? Super Einstellung – so kann man das ganze sogar irgendwann drehen: Vielleicht sollten die Praktikanten Geld zahlen?
Schade, dass es genug Leute gibt, die sich so verarschen lassen.
nora
Ich habe mal ein Praktikum bei einem Fotografen gemacht, die während der Zeit in der ich da war so wenig verdient haben, dass sie sich nichtmal selbst etwas ausgezahlt haben. Das war vor dem Studium und ich habe genug Unterstützung bekommen von den Eltern, war also nicht auf das Geld angewiesen. Ich muss sagen, die Kontakte die ich daraus gezogen habe (z.b dass ich am WE ins riesige Studio kann ab und an und dort alles benutzen) bringen mir mehr, als das Geld, das ich bekommen hätte.
Und es war eben ein Praktikum für jemand, der quasi nichts (zumindest nicht auf dem Papier) mitbringt an Erfahrung.
Grundsätzlich nicht falsch sich Gedanken zu machen über Entlohnung von Praktikanten und es kommt eben drauf an, ob man von dem Geld ne Wohnung bezahlen muss (lebe im Raum FFM…s.o.) etc. Nur die Erfahrung ist wirklich nicht zu unterschätzen und bringt mit jetzt den ein oder anderen Job.
Marcus
@ fabian:
Stell dir vor, manchmal muss man sogar Geld dafür zahlen, daß man etwas lernt.
Klar sind 400 Euro nicht viel, das will ich auch garnicht schönreden.
Aber wo und wie regt sich denn der Widerstand der ach so armen und ausgebeuteten Studenten? Sehe ich landesweite Proteste gegen diese Mißstände? Sehe ich ein Gegenkonzept … mir ist keines bekannt.
Und wenn ich hier die Stellungnahmen der ehemaligen FSI Praktikums lese, so scheint das geringe Praktikumssalär durch das, was man dort gelernt hat mehr als aufgewogen worden zu sein.
Hört endlich auf rumzuheulen und ändert selbst was an eurer Situation. Ihr prangert Ausbeutung von Studenten an und lebt selbst gut von und durch Ausbeutung. Oder trinkt hier jeder seinen Fair-trade kaffee und trägt Klamotten die 100% nicht durch Kinderarbeit hergestellt worden sind usw.?
fabian
Aber Marcus, es ist doch ganz einfach: Der nicht vorhandene Widerstand ergibt sich doch aus Angebot und Nachfrage – es gibt viele Studenten und wenig interessante Praktikumsplätze, was natürlich zur Folge hat, dass sich niemand über die Unterbezahlung beschwert… Wozu auch, dann macht den Job eben der nächste Bewerber in der Reihe.
Dieses Lernargument ist eine absolute Unverschämtheit: Natürlich lernt man was – Fakt ist aber auch, dass man effektiv mitarbeitet. Vielleicht nicht jeden Tag 8 Stunden – aber wohl dennoch soviel, dass eine Stundenlohn von mehr als 2,50 € gerechtfertigt ist. Mit der blöden Argumentation »man lernt doch was« kann man jeden Lohn rechtfertigen. Fair und akzeptabel wird es dadurch aber nicht.
Sebastian
Wie hoch auch immer die Ausbildungsvergütung ist, Fakt ist, dass viele Azubis ihr leben davon bestreiten können und ausserdem ungelernte Kräfte angemessen entlohnt werden.
Das ist bei den meisten Praktika nicht so. Und ich behaupte einfach mal dass 80% der Praktika in der Kreativ und Werbebranche billige Arbeitskraft ausnutzen, gerade die Unternehmen die zahlen könnten. Das kleine Läden viel bieten und nicht mehr zahlen können ist klar.
Aber wie will man denn auf der einen Seite eine Preisdebatte in der Designszene anfangen und dann auf der anderen Seite knausern, wenn man sozial verträglich bei Praktikanten anfangen könnte? Will man diese Werte kommunizieren sollte man bei sich selbst anfangen. Es geht ums Prinzip, Arbeit muss sich lohnen. Wer Zahlen kann, sollte diese tun und es nicht weil es üblich ist lassen!
Und wir kennen doch alle die Geschichten von den Arbeitszeiten, dem Betriebsklima, den Druck und die Entlohnung bei grossen Werbeagenturen für Praktikanten. Wenn man es mitmacht okay, wer das alles sozial und moralisch in Ordnung findet kann ich nicht nachvollziehen.
Ivo
Dass das Praktikum bei FSI fair und akzeptabel ist, dürfte doch wohl hoffentlich schon längst durch die Reaktionen der ehemaligen Praktikanten zum Ausdruck gekommen sein. Ich habe seinerzeit in meinem ersten Lehrjahr auch nicht viel mehr bekommen, war damit aber sogar noch Spitzenverdiener in meiner Berufsschulklasse. Da habe ich halt am Wochenende gekellnert, wenn ich mehr wollte.
Ausbildung ist immer eine Investition in die Zukunft. Das wird leider viel zu oft vergessen. Wie Nora, Christoph und andere in dieser Diskussion schon aus eigener Erfahrung festgestellt haben kommt der wahre Benefit erst später zum Tragen. Das liegt im Charakter der Ausbildung. Das Lernargument als blöd und absolute Unverschämtheit zu bezeichnen ist ein Schlag ins Gesicht, wenn du mich fragst.
HD Schellnack.
Was einfach auch gern vergessen wird: Unabhängig von der Größe eines Design-Ladens balancieren wir alle IMMER. Ein Ein-Mann-Freelancer, wir mit 5-6 Leuten, Strichpunkt mit 30-40, Meta mit 200-400… jeder von uns balanciert zwischen Kosten, Steuern, Sozialabgaben, Löhnen, Mieten und Kunden, die auch alle Geld sparen müssen und dabei gern beim ach so überflüssigen Design anfangen.
Bei uns ist es so, dass ich eigentlich so viel zu tun hab, dass ich unbedingt jemanden mehr einstellen müsste, andererseits aber durch Steuernachzahlung und dadurch steigende Vorauszahlung mal eben in den nächsten Monaten einen fünfstelligen Eurobetrag NICHT mehr habe, und das obwohl wir als Firma derzeit eher durch Vorschüsse usw vorübergehend im Minus sitzen, weil es einfach einen normalen Cashflow gibt, der aufgrund von Fertigstellungsterminen und Zahlungsterminen nicht immer ideal läuft. Keine Krise, aber in solchen Momenten, wo ich solche Summen an den Staat abführe, oder wo ich an die 42% denke, die allein Sozialabgaben vom Brutto inzwischen ausmachen… da frag ich mich, wie realitätsfern man sein muss, um tatsächlich von «bösen» Unternehmen zu reden, die Praktikanten ausnutzen.
Wir haben oft keine andere Wahl. Ich würde den Leuten hier gerne das doppelte und dreifache zahlen und ich würde LIEBEND gern statt Praktika Trainees machen, die das doppelte kriegen könnten. Von meiner Seite aus kein Problem, ich brauch kein Geld für ein dickes Auto. Nur: Zum einen müsste dann auf Kundenseite die Geiz-ist-Geil-Mentalität wieder aufhören (bzw im Kulturbereich auch wieder mehr Geld für Marketing da sein :-D), Ende mit Ausschreibungen, bei denen es NUR noch ums Geld geht, uuuuund der Staat müsste wirklich mal kapieren, dass man eine Kuh, die Milch geben soll (Arbeitsplätze schaffen) nicht schlachten KANN (durch permanente Abgabenflut ausbluten). Ich darf gar nicht über so Sachen wie die aktuelle KSK-Schiene nachdenken. Oder die Gesundheitsreform oder die geplante MwSt-Erhöhung. Praktikum ist derzeit – extrem schweren Herzens und ich hoffe, es alsbald revidieren zu dürfen – bei uns sogar unbezahlt, weil ich bei der derzeitigen Wirtschaftslage zuerst die Gehälter der Angestellten sicher sehen möchte. Alles andere ist Luxus. Wobei 2009 dann für uns alles andere als schlecht war und ich hoffe, diese Sparmaßnahme wieder einkassieren zu können :-D.
Und diese Situation ist skalierend, d.h. für große Unternehmen im Kern ebenso drastisch, auch wenn die etwas smartere Berater haben als wir KMUs und den Staat klüger austricksen.
Wer hier postet, und ernsthaft denkt, FS ist ein Ausbeuter-Unternehmen, kennt den Laden also vielleicht auch einfach nicht gut genug.
fabian
Okay Ivo, das war natürlich übertrieben ausgedrückt.
Ich finde es einfach nicht akzeptabel, wenn die Aussage »man lernt doch was und profitiert davon« als Entschuldigung für einen Hungerlohn genommen wird. Letzten Endes profitiert der Arbeitgeber eben auch – und deswegen sollte der Lohn mindestens so hoch sein, dass die Arbeit halbwegs gewürdigt wird und man davon leben kann.
Ich verstehe auch nicht, warum ein mittelständisches Unternehmen ausgerechnet bei so einem Kleckerbetrag so geizig ist…
Mario
Der Lohn ist so niedrig, weil es zuviele von euch gibt.
Wenn die „inakzeptablen Bedingungen“ ein paar Tausend Designstudenten von ihrem Berufswunsch abbringen, dann ist soch auch was gewonnen.
Sebastian
Da dreht man sich doch im Kreis … Mehr Lohnkosten in die Volkswirtschaft = höhere Kaufkraft = mehr Geld für Löhne bei Mehreinnahmen.
Ein Unternehmen zu führen ist nicht einfach. Klar. Nicht als Freelancer und nicht als Mittelständler. Aber muss man das auf dem Rücken von geringverdienern austragen? Das ist ein Frage der Moral, ob man sich Arbeitskraft leistet oder nicht. Bei Praktikantengehältern fängt das an! Man sollte sich immer fragen ob man selber in diese Situation geraten will und ob es gerecht ist, indirekt Kindern mit reichen Eltern berufsqualifizierende Massnahmen vorzuhalten.
Und nochmal, es gibt sicher einen Unterschied zwischen kleinen, familiären Büros, die viel Bieten und wenig Zahlen können. Und großen Unternehmen, die es als normal hinnehmen und ganze Kampagnen, die Preise abräumen etc. von Praktikanten machen lassen. Man muss es einfach abwägen ob man Geld für Awards, Designer-Möbel, Obstkörbe oder Personal ausgeben will.
Und klar ist doch auch, viele Unternehmen kalkulieren mit Praktikanten als billige Arbeitstiere. Und das sogar mit diplomierten Fachkräften. Und das ist einfach scheisse und diese Rechnung geht auch auf Dauer nicht auf. Das ist unfair und unsozial. Bei Lohnkosten sind direkt Einzelschicksale betroffen. Dieser Verantwortung muss man sich als Unternehmer bewusst sein und das mit dem eigenen Moralgefühl abwägen können.
Und gerade im Designbereich kann man den wenigsten eine fehlende Begeisterung für den Job vorwerfen. Da ist es doch eine farce, das Arbeiten für Lau als das Nonplusultra der Begeisterung darzustellen (Sagmeister). Ich kenne kaum BWLer oder Ingenieure, die sich neben Büchern, Druckern und Materialien und anderen Weiterbildungsmöglichkeitem so ins Zeug legen, wie Gestalter bei denen die Grenzen zwischen Hobby und Beruf grenzenlos verschwimmen.
Mich wundert es gerade hier nicht zu versuchen, dieses hohe Engagement auch zu fördern und zu entlohnen. Wahrscheinlich ist die hohe Bereitschaft und die Begeisterung gerade das Problem, viele machen es mit!
Mir geht es hier auch gar nicht darum FS ans bein zu pissen, ist bestimmt ein tolles Praktikum mit Fachwissen das es selten gibt. Andere Unternehmen bilden aber auch in Forschung und Wissenschaft aus und zahlen so dass man davon leben kann. Ich würde mir wünschen, dass einfach besonner an das Thema Praktikanten herangegangen wird und es nicht als selbstverständlich angesehen wird, dass Leute „gratis“ arbeiten. Das führt nur zu den schmlimmsten Zuständen wie in großen Agenturen.
rebus
einerseits sollen unternehmen keine reellen arbeitsplätze durch praktikanten wegrationalisieren – was natürlich eine richtige forderung ist – andererseits wird hier die absurde forderung aufgestellt, dass man von einem praktikantengehalt in einer designagentur leben können sollte. also doch echte stellen zum praktikum umetikettieren? warum nicht gleich ein ordentliches gehalt fürs studieren?
wie weltfremd kann man sein, ein völlig überlaufenes wohlfühl-fach zu studieren, das mit nur wenig wertschöpfung verbunden ist – denkt nicht immer nur an apple, die meisten unternehmen können auch mit einem lausigen design recht gut existieren –, um dann einzufordern, dass man dann bitte auch existenzsichernd bezahlt wird, sobald man mal das wort »serife« gehört hat.
HD Schellnack.
Könnte ich so nicht unterschreiben. Ich mach jeden Tag in der Praxis die Erfahrung, dass Design eben nicht oberflächlich ist, nicht nur um nette Bilder geht. Unternehmen, die sich auf Design wirklich einlassen, operieren erfolgreicher. Es geht natürlich auch ohne, aber besser, langfristig erfolgreicher geht es mit. Liegt für mich auf einer Ebene mit gutem Kundenservice und Mitarbeitermotivation – es geht immer ohne, aber mit ist besser.
Sebastian
@ rebus
Das ist doch eine extreme Übertreibung. Design umfasst doch mehr als Erscheinungsbilder für Unternehmen. War auf der Typo nicht die Rede von der größten unorganisierten Berufsgruppe? Also keine kleine Branche und ausserdem hohe Wertschöpfung sonst gäbe es die Jobs und Kunden ja nicht.
Ausserdem würde ich Design nicht zum Add-On degradieren. Ob im Briefwechsel Arial oder Helvetica benutzt wird ist vielleicht Ansichtssache. Dass sich die meisten Unternehmnen durch Kommunikationsdesign profilieren ist doch Fakt!
Die Bezahlung von geringverdienern ist eine andere Debatte der sozialen Gerechtigkeit. Wer die führen will, landet eher bei Köhler oder Sodann als bei Serif oder Non-Serif. Nicht nur die Designbranche ist betroffen.
HD Schellnack.
Ohhhh… neeee, ist es NICHT. Es ist eine STILFRAGE. Arial ist eine geklaute Schrift, die jede Nase verwenden kann. Schlechter angezogen KANN ein Unternehmen nicht sein. Ich verstehe bis heute nicht, wieso Firmen zwar Tausende von Euro für Gehälter, Miete, Reisekosten und Topfblumen ausgeben, jeder gute mittlere Manager vierstellig in seinen persönlichen Auftritt (Kleidung usw) investiert, aber in Briefen – einer der wichtigsten Kommunikationsformen – scheitert es an einer vergleichsweise kleinen Summe für die richtige Schrift.
Es ist eine STILfrage. Und welches Unternehmen will schon stillos sein?
Sebastian
Ohhhh… neeee, ist es NICHT …
Das sind die Gründe warum wir von vielen als Nerds angesehen werden ;-)
Erklär´ den Unterschied anhand von Beispielen meiner Mutter.
HD Schellnack.
Frag deine Mutter, ob es gut wäre, wenn jeder jederzeit, überall, immer in den gleichen Jeans rumrennt. Stets fröhlich gepaart mit dem immer gleichen Pulli. Alle. Immer. Und das dann auch noch als «individuell» bezeichnen :-D.
Wie so viele Dinge ist Stil eben die Fähigkeit, die feinen Unterschiede zu erkennen.
Sebastian
Du meinst wohl auch noch Levi`s Kopien vom Schwarzmarkt?
HD Schellnack.
Liwie’s natürlich, wie die phantastischen spanischen Uhrenkopien mit den fröhlichen Fast-Echt-Namen :-D.
Die Sache ist: Unternehmen tun – mitunter – in Sachen Design Dinge, die sie in Sachen Kleidung oder Innenarchitektur niemals täten. Mal laufen sie ungepflegt und lieblos in Klamotten von der Stange herum, mal kleiden sie sich exakt 1:1 so wie die Konkurrenz, mal tragen sie schrille Fummel, weil sie modern wirken wollen. Kommunikationsdesign – wie ja eigentlich alle Beratungsleistungen für Unternehmen – ist nicht zuletzt eben auch eine Art Stilberatung, die versucht eine Angemessenheit zwischen Auftritt und Unternehmenskern hinzubiegen.
Marcus
Das Problem an der Sache ist doch, daß ich keinem der C’s (CFO, CEO und so weiter) per Spreadsheet belegen kann, was eine individuelle Firmenschrift bzw. ein individuelles Corporate Design an Rendite bringt.
Oliver Adam
Der springende Punkt! Darum ist ja die nationale Studie zur Wirksamkeit von Design so wichtig – ich hoffe, Henning liest mit. Jedoch gibt es fürs Dialogmarketing empirische Studien, die zeigen, dass allein durch die falsche Auswahl von Schrift zwei Drittel der Kunden vergrault werden …
Christian
@ Marcus: Kannst du denn den Cs vorrechnen, wie hoch der Renditeunterschied zwischen zwei möglichen Betriebsräumen wäre? Oder zwischen zwei ähnlichen Firmenwagen?
HD Schellnack.
>Darum ist ja die nationale Studie zur Wirksamkeit von Design
Mal Interessehalber: WIE will man die Wirksamkeit von Design denn messen? Am Umsatz? Ich find das esoterisch, weil mir da viel zu viele andere Parameter einspielen. Das beste Design nutzt nüscht, wenn die Verkäufer, die die schönen Designbroschüren verteilen, einen schlechten Tag haben. Wie will man da seriös messen? Wo ist der Vergleichsmaßstab, die Testgruppe Mit/Ohne Design?
Ich erinnere hier an die GE-Studie über die Auswirkung von Lichthelligkeit am Arbeitsplatz. Fragestellung war, ob helleres Licht mehr Leistung bedeutet. Ergebnis war, dass BEIDE Gruppen (also auch die mit der alten Lichtstärke) höhere Leistung zeigten, weil ja BEIDE unter Beobachtung standen. Ephemere Phänomene sind halt schwer messbar.
Womit ich nicht sagen will, dass eine solche Studie nicht funktionieren kann, ich bin nur neugierig, wie. Denn außer in konkreten Situationen (Formularausfüllung, Bedienung einer Website), die meist mit dem guten oder weniger guten Design eines Interface zusammenhängen, bin ich nicht ganz sicher, wie man seriös Design-Wirkung messen kann. Kunden gegenüber bin ich der erste, der sagen würde, dass ein neues Logo oder ein neuer Auftritt nicht singulär Umsatz- oder Gewinnsteigernd sein kann. Mir fielen im Gegenteil Fälle ein, in denen ein gelungenes, sogar preisgekröntes Design von uns ganz konkret den Umsatz verschlechter haben könnte – aber vielleicht waren es eben auch andere Faktoren, schlechtes Wetter, Wirtschaft, schlechtes Angebot… woran will man es real festmachen?
HD Schellnack.
Ich sehe das auch als kein Problem. Stil ist keine Frage, die man ökonomisch belegen kann. Was wir als Designer machen ist auf der guten alten Maslow-Pyramide weit oben im Lebensprozess eines Unternehmens, fließend auf den obersten drei Stufen von Gruppenzugehörigkeit, Anerkennung und Ichverwirklichung angesiedelt. Design MUSS gar nicht dem ökonomischen Primat folgen, ebenso wenig wie andere Aspekte der Selbstdarstellung. Design ist eben nicht nur rational fassbar, sondern eine emotionale Größe.
In welchem Dienstwagen, das Beispiel oben aufgreifend, ein CEO oder Firmeninhaber anfährt, ist eine Stilfrage, eine Frage des angemessenen Fahrzeugs. Das darf vielleicht in Krisenzeiten nicht zu protzig sein oder darf vielleicht andererseits Kunden signalisieren, dass man sich etwas leisten kann, darf vielleicht auch nur den Zweck haben, komfortabel viele Kilometer zu reisen, darf vielleicht auch einfach nur einen Spaßfaktor haben. Bis man das richtige Fahrzeug findet, braucht es eine Weile, es ist ein Lernprozess. Leute bringen Stunden damit zu, das passende Auto zu suchen und zu konfigurieren. Das gleiche gilt für viele Stil-Produkte. Kommunikationsdesign, gerade weil es viel weitreichender ist als ein Auto, ist aus meiner Sicht ziemlich ähnlich zu sehen.
Oliver Adam
@ HD (46)
Designwirkung lässt sich messen. Ich will der Studie nicht vorausgreifen, nur soviel: Ich sehe diese Studie klar bei der Wirtschaftsspychologie angesiedelt, wenns gut werden soll. Die Methoden, die hier zur Anwendung kommen, sind schon sehr ausgefeilt. Wissenschatliche Psychologie ist ein sehr junges Fach, übern Daumen 200 Jahre. Noch in den 20er Jahres des letzten Jahrhunderts war man der Meinung, dass man Einstellungen nicht messen könne – ehe dann 1928 (erst!) Thurstone kam (»Attitudes can be measured«). Deine weiteren Bedenken betreffen das Problem der Randbedingungen/Störvariablen, die man natürlich kontrollieren muss – und bis zu einem Gewissen Grad kann.
Klar ist, dass das aus Designersicht beste Ergebnis nicht sagen kann: »Wenn Sie X machen, können Sie Y sicher erwarten«, sondern: »Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Y erhalten, wenn Sie X machen, ist höher, als wenn Sie es nicht tun«.
Doch diese Aussage können wir jetzt nicht tätigen, und das ist der eigentliche Grund, warum viele Unternehmen den Wert von Design nicht schätzen, nicht schätzen können – und sich auf diesen Designenlassen-Portalen irgendwelches Zeug für ein Trinkgeld machen lassen.
Oliver Adam
@ HD (47)
Dieser Aussage stimme ich nicht zu, jedenfalls nicht, wenn wir hier im Sinne der Studie Design als Kommunikationsdesign verstehen, das von Unternehmen, die wirtschaftliche Interessen verfolgen, in Auftrag gegeben wird, um ihren wirtschaftlichen Erfolg zu verbessern. Dann muss dieses Design dem »ökonomischen Primat« folgen.
Oliver Adam
Besser: Doch selbst diese Aussage können wir jetzt nicht tätigen, und das ist der eigentliche Grund, warum viele Unternehmen den Wert von Design nicht schätzen, nicht schätzen können – und sich auf diesen Designenlassen-Portalen irgendwelches Zeug für ein Trinkgeld machen lassen.
HD Schellnack.
>Dann muss dieses Design dem »ökonomischen Primat« folgen.
Bin gespannt, wie das funktionieren soll. Wer sich darauf einlässt, unterliegt der Messbarkeit der Controller – und damit dem Tayloristischen Prinzip. Da wünsche ich dem Design aber viel Spaß. Wir sind keine Künstler, sicher, aber ich denke, Design ist ebenso schwierig erfassbar wie Fortbildung, Motivation oder andere Sachen. Man kann es sicher grob abbilden, aber der Versuch, es festzunageln, scheint mir spontan pseudowissenschaftlich – wie ja die meisten Effizienzstudien (ich denke da zB an die wunderbar humorvolle Effizienzanalyse zu Apples 30″ Bildschirm :-D)
erik spiekermann
Schon erstaunlich, wie hier die weltfremdesten Leute das Wort führen.
Die Arbeit von Praktikanten wird bei uns nicht weiterberechnet, sie müssen keinen Stundennachweis führen und werden bei Angeboten nicht eingeplant. Dafür bekommen sie auch nur ein geringes Honorar, immerhin sind sie ja Studenten und werden für ihre Zeit in der Uni auch nicht entlohnt, oder? Bei uns lernen sie nicht nur die Praxis des Designbetriebes, sondern viele Tricks von den Kollegen. Sie müssen weder Kaffee kochen noch das Büro aufräumen. Und wenn gelegentlich ein Prakti mal ein paar Scans macht, schadet das auch nicht. Ich mache meine Scans meistens selber, weil ich dann weiss, was ich bekomme.
Die meisten Hochschulen verlangen ein Praktikum während des Studiums und wir haben immer mehr Kandidaten als Plätze, weil wir nur soviele Praktikanten nehmen, wie wir auch betreuen können. Denn wir können von einem Studenten im 4. Semester nicht erwarten, dass er oder sie weiss, wie der Prozess abläuft. Also müssen sie betreut werden von Kollegen, deren Zeit Geld kostet. Natürlich gibt es Büros, die Praktikanten gnadenlos als billige Arbeitskräfte ausbeuten, aber das spricht doch nicht generell dagegen, dass man im Praktikum Dinge erfährt, die man nicht im Studium lernt. Müssten wir Praktis nach ihrer Anwesenheit mit Stundenhonorar bezahlen, könnten wir uns keine leisten, weil man unerfahrenen Leuten eben keine Leistung abverlangen kann.
Praktikanten sind für uns eine Pflicht, aber auch eine Freude, weil sie frisches Blut bringen, unbeschädigt sind vom Kommerzbetrieb und oft vor allem nette junge Leute. Zu meinen ehemaligen Praktikanten zählen solche Kollegen wie Ulysses Völker und Roland Henss, beide schon lange Professoren. Oder Hans Brandt, seit vielen Jahren Chef von TotalDesign. Und dutzende anderer derweil gestandene Gestalter, die ein Praktikum als Chance gesehen haben, von anderen Kollegen zul lernen und nicht als schnelle Einkommensquelle. Keiner von denen hat sich je darüber beschwert, dass er bei uns lernen durfte.
Diese lächerlichen Gutmensch-Attitüden können nur von Leuten kommen, die nie in einem richtigen Designbüro gearbeitet haben.
Mario
Richtig Erik!
Das Problem ist nämlich nicht, daß jemand mal ein paar Wochen oder Monate wenig bezahlt was lernt. Das Problem, dem man sich stellen muß, ist, daß es immer mehr Leute gibt, die überhaupt keinen Job finden. Außer eben als unterbezahlte Praktikanten.
Das sind aber nicht die Praktikanten, die Fontshop meint und sucht.
Indra
Danke Erik, ich fand es toll vor 13 Jahren bei Euch und zehre immer noch von meinen dort gemachten Erfahrungen und Kontakten. Unbezahlbar.
erik spiekermann
Indra: auf der liste von lieblingspraktikantinnen stehst du natürlich ganz oben! Du wusstest aber damals schon soviel, dass meine erinnerung dich eher in der mitarbeiterliste gesehen hatte.
Philipp
Du glaubst doch nicht wirklich, dass Leute hier grundlegend ein Praktikum ablehnen – das war bei mir z.B. noch Aufnahmebedingung für die Hochschule und bei den meisten ist es eh im Studium verankert. So what?!
HD Schellnack.
>Der Unterschied während dem Studium oder nach dem Studium ist >ausschlaggebend in der Debatte – alles andere ist Hetze.
Sorry, aber wo ist da der Unterschied? Ich hatte Leute hier, die GAR nicht studiert haben und wunderbar mitgearbeitet haben und Leute, die kurz vor dem Diplom nicht wissen, was ein Farbraum ist. Solange die Ausbildung an den Fachhochschulen reichlich großzügig mit guten Noten umgeht und mitunter etwas an der Praxis vorbeigeht (die ja auch recht heterogen ausfallen kann), ist es durchaus sinnvoll – für beide Seiten – SPÄTESTENS nach dem Studium ein Praktikum zu machen. Vorher ist sicher besser, aber spätestens danach.
Aus «Arbeitgebersicht» kann ich nur sagen, dass es anhand eines reinen Portfolios und eines Vorstellungsgespräches leider einfach fast unmöglich ist, zu sagen, ob jemand ein guter Mitarbeiter werden kann oder nicht. Das ist an sich ein großes Problem.
Auf die zig Studienabsolventen zu verweisen, die – weil sie in überlaufenen oder nicht gefragten Fachbereichen studieren – GAR nicht in ihrem jeweiligen Segment in einen Beruf kommen, eine Ausbildung anfangen oder nur jobben, ist wahrscheinlich nicht wirklich nötig.
Ein Praktikum muss/sollte für beide Seiten fair sein – aber ich finde, das kann man auch miteinander aushandeln. Ich kann nur für mich selbst rückblickend sagen, dass ich zum einen mein eigenes Praktikum absolut mochte und nie eine Sekunde an Geld gedacht habe und zum anderen bis heute mit vielen Praktikanten gut befreundet bin, was vielleicht die schönste Sache daran ist, dass hier immer wieder neue Gesichter kommen und gehen.