Peter Saville: »Entschuldigung, ich kann so nicht arbeiten.«
Vor 30 Jahren gestaltete Peter Saville sein erstes Plakat für einen Clubabend. Heute gehört der britische Grafikdesigner zu den Leitfiguren der Branche. Als Mitbegründer von Factory-Records verlieh Saville der Post-Punk-Szene einen kühle Identity. Das Kunstmagazin art traf Saville in Berlin und sprach mit ihm über Freiheit im Design und die Ästhetik des Zufalls. Die art-Redaktion lädt die Fontblog-Leser im Rahmen der neuen Serie Designdiskurs exklusiv dazu ein, Savilles Thesen hier zu diskutieren. Danke an Alain Bieber, art, Hamburg.
Peter Saville in seinem Büro (Abb. aus Peter Saville: Estate, jrp|ringier, Zürich, 2008)
Über den Beginn seiner Karriere beim Musik-Label Factory erinnert sich Peter Saville:
»Ich machte das, was mir gefiel.« worauf art provokativ nachfragt, ob ihn diese Freiheit für den Rest seiner Karriere verdorben habe. »Ja, in der Tat. Ich war genug Grafikdesigner, um zu wissen, dass all dies nichts mit herkömmlichem Kommunikationsdesign zu tun hatte. Kommunikationsdesign richtet sich an andere und ist für andere gemacht. Das Wort existiert überhaupt nicht, bis jemand ein Problem hat, und möglicherweise ein Publikum. Aber zunächst muss man ein Problem haben. Wenn man Grafikdesignern sagt: ›Mach was Du willst‹, tendieren sie dazu, Kalender oder Alphabete zu produzieren. Die wissen einfach nicht, was Sie tun sollen, wenn man ihnen keine Botschaft gibt.«
Demnach sei, so art, das Ende von Factory Anfang der 90er auch das Ende von Savilles selbstbestimmten Arbeitsweise. »Im Prinzip ja …«, doch der Stardesigner schränkt ein: »Die Möglichkeit des freien Ausdrucks im Kommunikationsdesign ist möglich, wenn der Auftraggeber und man selbst auf derselben Wellenlänge sind. … Ein Projekt, dass ich mit dem Modemacher Yohji Yamamoto 1991 verwirklichte, fühlte sich sehr viel angemessener an als das meiste, was ich zu dieser Zeit noch machte. Da ging es um Konsum und Kommodifizierung – der Titel war ›Game over‹. …
Anfang der Neunziger hatte Yamamoto einen nichtmaterialistischen Ansatz. Er stellte ganz demonstrativ klar: Ich habe genug, ich glaube nicht mehr an diesen Warenkult. Er entwarf eine ganze Kollektion aus Holz! Man konnte das nicht tragen. Das war ein bewusstes Statement: Du kannst es nicht tragen, also kauf es nicht. Wir rauschten direkt in eine Rezession, genau so wie heute wieder. Dieser ganze Achtziger-Design-Exzess war vorbei und sah einfach nur noch lächerlich aus. Lustigerweise waren diese Holz-Kleider sehr beliebt bei Architekten. Die kauften diese Sachen und hängten sie in ihre Studios.«
Letzte Frage: Wie wichtig sind Ihnen Zufälle in ihrer Praxis? »Die Möglichkeit, zu spielen und zu experimentieren, auch, dass Sachen schiefgehen, ist wirklich wichtig. Aber im professionellen Bereich passiert das nicht sehr oft. Die absolut schockierendste Einsicht, die ich im Bereich der kommerziellen Werbefotografie machte, war folgende: Die Agentur präsentiert dem Kunden eine Lösung als Visual, und das ist exakt das, was dann fotografiert werden muss.
Während des Shootings passieren oft großartige Dinge, Zufälle, manches funktioniert nicht, anderes wiederum ganz gut – die Sache verändert sich also. Aber das kann die Agentur dem Kunden nicht zeigen. Wenn man fragt, warum es nicht geht, lautet die Antwort: Letzte Woche haben wir dem Kunden dieses Bild als Lösung zum Problem präsentiert. Wenn wir nun etwas Neues präsentieren, verwirren wir nur den Kunden. Wir müssen bei der ersten Lösung bleiben.
Entschuldigung, aber ich kann so nicht arbeiten. Ich dachte immer, Professionalismus bedeutet, dass man die Sachen besonders gut macht. Doch das stimmt überhaupt nicht. Professionalismus bedeutet, eine Aufgabe kommerziell und effektiv zu erledigen. Aber interessant ist das nicht.«
47 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
MiSc
Wie wäre Design ohne Kunden?
Oder was passiert im Gegenteil, wenn der Kunde mehr freien Ausdruck will, als der Designer ihm als Lösung präsentiert?
Aus Angst, der Kunde würde verwirrt, wir am Optimum gar nicht gearbeitet, nur weil es zu spät am Horizont auftaucht.
Der Sven
Es ist schon schwierig preislich mit dem Auftraggeber auf eine Wellenlänge zu kommen. Die Projekte, bei denen alles stimmt, kann man vermutlich am Ende einer Designer-Laufbahn an einer Hand abzählen. Aber ehrlich gesagt kann ich gut damit leben, da ich mich mit meiner Tätigkeit nicht in erster Linie als Künstler sehe. Wirklich frei ist man meiner Meinung nach nur, wenn man freie Projekte macht.
thomas | BFA
schaffen wir doch einfach die hälfte aller grafikdesigner und kommunikationskünstler ab und schon sind die kunden gezwungen auf die »experten« zu hören. führen wir einfach eine kleine marktbereinigung durch. wer geht freiwillig?
wie? es will keiner? tja, dann haben wir ein problem.
dann ein anderer vorschlag. wir wäre es, wenn wir einfach nicht sofort strahlend nicken beim kunden sondern ihm klar machen, das es durchaus auch andere lösungen geben könnte und damit riskieren, dass er sagt, ich gehe dann mal zu den anderen, die habe ich unter »treu ergebener diener« abgespeichert.
Johann Peter Werth
Es ist in der Tat erschreckend, wenn man sich überlegt, wie oft man selbst Kompromisse eingeht. Ich empfinde es zunehmend als belästigend, wenn Kunden nur noch eine Hand suchen, die das umsetzen, was sie selbst aufgrund mangelnder Programmkenntnis nicht können. Dann arbeite ich irgendwann mittelmäßig (wenn es überhaupt so hoch kommt) und werde unzufrieden. Ich sage einem Produzenten nicht, wie er einen Film produzieren soll. Dafür soll er mir dann bitteschön die Entscheidung (und die Verantwortung!) überlassen, wie der Film verpackt wird.
Mit einem herzhaften „Entschuldigung, aber so kann ich nicht arbeiten!“ gehe ich völlig d’accord. Mittlerweile merke ich, wie wichtig es ist, sich bei einigen Projekten starrköpfig und arrogant zu geben – auch auf die Gefahr hin, dass man dann schnell als zickig (wahlweise bockig) da steht. Wenn Arbeit immer nur dazu führt, mich unzufriedener zu machen und außer Geld und reinem Zeitvertreib keinen Wert mit sich bringt, erscheint es mir doch irgendwie sinnlos, mir Mühe zu geben.
Schon die Befürchtung, der Kunde könnte verwirrt werden, ist doch absurd. Was würde das ausmachen? Ich lasse mich gern mal verwirren von Gestaltung und genieße es auch, wenn nicht alles nach der wackeligen Schulterkamera von Lintas aussieht.
jamie oliver
Irgendwie hab ich das gefühl das Problem ist, das doch oftmals der persönliche Wille „zum sich ausdrücken“ und die Dienstleistung in einen Topf geworfen wird.
Leute die sich selber ausdrücken und damit noch Erfolg habe ziehen scheinbar den Neid derer auf sich die sich streng als Dienstleister sehen.
Andererseits driften die „selbstverwirklicher“ unter den Designer schnell mal in Sphären ab, die auf der Strasse nicht verstanden werden oder wollen.
Schlussendlich frage ich mich das dann auch selber:“ Will ich das Kinoprogramm lesen oder mich mit den Gedanken zur Gestaltung des Grafikers auseinandersetzen?“
Wo hört Kunst auf, wo beginnt die Dienstleistung? Wohin gehört das Handwerk? Vielleicht hat Thomas recht: die Hälfte aller Grafikdesigner und Kommunikationskünstler gehören weg in die Kunstgalerien und Museen. Dann ist der Streit vorbei.
thomas | BFA
nein jamie. ich meinte die andere hälfte.
jamie oliver
Sorry thomas, ich hab dir da zuviel ins Maul geschoben! Es müsste heissen
Vielleicht hat Thomas recht: „die Hälfte aller Grafikdesigner und Kommunikationskünstler gehören weg.“
Vielleicht in die Kunstgalerien und Museen? Dann ist der Streit vorbei.
Dora
Vielleicht liegt es auch daran, dass ein großer Teil der Grafiker nicht fähig ist, ihre Ideen auch zu verkaufen. So schlimm es auch klingt, aber ein Grafiker ist auch ein Verkäufer, sich selbst verwirklichen allein reicht nicht aus. Wenn ich dem Kunden nicht argumentieren kann, warum das jetzt ein rosa Punkt ist, werd ich nicht weit kommen.
Ich glaube, ein glücklicher, erfolgreicher Grafiker ist der, der versteht, dass er ein Dienstleister ist, der umso besser ist (wird) wenn er ein Verständnis für Kunst (ich verwende mal das Wort, ohne es eigentlich genau definieren zu können)hat und sich auch der Produktionstechniken der Kunstbereiche bedient.
Wenn ich ein Logo mal nicht nur im Illustrator mache, oder eine Schrift umbaue, sondern vielleicht einmal ein Logo mit Aquarellfarben mache und abstrahiert zeichne und ich Spaß dabei habe und mir denke, dass hebt sich von anderen ab (was es ja meistens tun soll)verwirkliche ich mich selbst und wenn ich das dem Kunden auch erklären kann, weshalb ich diese Technik verwendet habe und was für einen Vorteil es ihm bringt, sind wohl beide glücklich. Ich bin jetzt nicht unbedingt ein Künstler, wenn ich Techniken aus der Kunstszene verwende und wenn schon.
Falls nicht, kriegt er halt ein Kreis, Quadrat, Dreieck Logo mit Comic Sans. Die Arbeit war leicht und schnell, das Geld passt und ich kann mich in freien Arbeiten verwirklichen.
Das Leben besteht oft aus Kompromissen, man sollte hat nicht alles so eng sehen.
thomas | BFA
ich meine immer noch die andere hälfte. die hälfte, die verantwortlich ist dass oft die meinung herrscht, wir würden nichts kosten und wir wären primäre dienstleister mit denen man nach gusto umspringen kann.
kurz ich fände es schön, wenn man etwas würde und achtung in das berufsbild des grafikdesigners einkehren würde.
Heinrich
ich war vor ein paar jahren als fast fester freelancer in einer agentur, eine kundenberaterin war nicht so super und wollte nur kunden wünsche erfüllt haben. das hat mich veranlasst ein schild zu basteln auf dem dann stand – DAS MACHE ICH NICHT!
es gab viele diskusionen aber ich habe nicht jeden »blöden« wunsch umgesetzt.
Johann Peter Werth
Das sehe ich ganz ähnlich. Ich fühle mich auch sehr wohl in der Rolle eines Dienstleisters und ich versuche, einen Kunden zufrieden zu stellen. Aber das darf doch nicht heißen, dass man sämtliche eigene Überzeugungen sofort über Bord werfen muss. Der Respekt vor der Fähigkeit eines Gestalters sollte dabei nicht verloren gehen.
Andreas
Ich würde es so ausdrücken: Kommunikationsdesign beginnt damit, die Kommunikation mit dem Kunden zu designen. Die kann ja auch durchaus unterschiedlich ausfallen. Der eine Kunde gibt nur das Ziel vor, der Andere eben noch den Schattenwurf und die Typo. Für das beste Ergebnis ist der Kunde nunmal ein entscheidender Parameter. Solange die Mischung stimmt sehe ich es nicht als verwerflich an, zwischendurch mal beim Kampf um gute Gestaltung den kürzeren zu ziehen.
Allerdings habe ich noch nie einen Kunden erlebt, der bei einer späten, besseren Idee verwirrt gewesen wäre. Im Gegenteil, meist freut er sich doch, dass man mehr Engagement aufgebracht hat als nötig. Solange man Ihm die Möglichkeit lässt, sich für das erste Ergebnis zu entscheiden, ist das schlimmste was passieren kann, dass er das auch tut.
Simone
Ich glaube gar nichts, was Peter Saville sagt. Ich habe ihn bei einem Event in Birmingham gesehen, wo er dem Publikum (vor allem Design Studenten) vermittelte, wie hart die Design Welt ist und wie schwer er’s im Leben hat und dass er sich gar nichts leisten kann, nach all den Jahren und nicht mal ein eigenes Hause hätte, sondern zur Miete wohne. Und draußen wartete sein Chauffeur im Jaguar – den die Organisation des Events nicht bezahlt hat.
Generell gesehen ist ein Grafiker kein Künstler und graphische Arbeit, zum Reproduzieren gestaltet, kein einmaliges Kunstwerk. Ist also aus seinem Ursprung schon kommerziell und effektiv. Und ‚kommerziell und effektiv‘ schließt ‚besonders gut‘ doch nicht aus? Auch nicht im Grafik Design…
Bernd
Geiles Foto!
poms
Saville hat für Factory effektives Design gemacht, keine freie Lustgrafik. Man darf halt nicht alles so wörtlich nehmen, er hatte einfach den Spielraum zur Verfügung, gestalterisch wie produktionstechnisch, seine Ideen zur Factory umzusetzen.
Diverse „Kommunikationsprobleme“ wurden ja erfolgreich gelöst – man erkannte sofort eine Factory Platte im Plattenladen. Diese sah im Vergleich zu vielen Anderen sehr gut aus, man konnte manches New Order-Cover als „Designobjekt im Jugendzimmer“ aufstellen. Es wurde für Factory eine Identity geschaffen. Verkäufe waren teils recht gut.
Was will man als hippes aufstrebendes Plattenlabel mehr.
Daniel
Das ist wirklich kein sehr orginelles Thema und noch da dazu äußerst undankbar.
Warum?
Es gibt keinen Fortschritt in dieser Diskussion, da jeder «praktische» Designer (die von euch, die momentan mind. 3 Programme geöffnet haben und zusammenzucken, wenn das Telefon klingelt und ein Kunde noch eine neue Idee haben könnte) es in Abhängigkeit von seiner Position sieht. Natürlich kann man so wie Saville die eigene Arbeit irgendwie in verschiedene Lichter stellen, sei es zur eigenen Werbung (wie sagmeisters oder maedas ausstellungen) oder um längst vergessenen Arbeiten (Factory) eine Bedeutung anzuhängen, die sie nie hatten.
Außerdem ist das mit der «art» und Design so eine Sache. In der kommenden Ausgabe sind die 10 wichtigsten Designer gelistet. Dabei sind die Koryphäen des Produktdesign, die man nennen muss, weil sie fast das ganze 20. Jh. miterlebt haben (Dieter Rams) und jende die das heute noch so machen (Konstantin Grigcicgicic (oder so)) und eben die Künstler unter den Designern (Sagmeister)). Wo sind die, die Design machen, wie es jetzt ist und in zukunft sein wird? Man braucht dabei nur auf zahlen zu sehen, denn schon in der werbung überholen die sog. «neuen medien» agenturen die print-agenturen. Produktdesign kommt nicht mehr ohne interface-design (iphone, wii etc.), grafikdesign wird auch mehr und mehr durch generative techniken und algorythmen bestimmt (Boris Müller) und selbst Typografie erkennt die neuen Gefilde und fängt an sie zu lieben (Fontstruct).
Wozu einen Seville fragen? Als Designer möchte ich heute arbeiten und nicht hören was in den Siebzigern toll und revolutionär war. Der mann sitzt im gleichen boot mit weidemann, sagmeister, daniel kübelbock und eike immel. die sind fertig!
her mit dem neuen shit!
wo sind die börsenmakler unter den designer, die die trends spüren, schnell handeln und zu nächsten springen, gerade wenn es keimt?
Über was wird hier eigentlich diskutiert?
Ich bitte darum, das nächste mal ein relevanteres und profaneres Thema zu bieten, wobei nicht nur jeder seine seit dem 2. Semester gebildete Meinung runterspult, sondern wobei auch etwas neues entsteht.
lass doch die studenten ran, Jürgen Siebert, oder die jungen desigenr, die etwas fürs jetzt machen!
tom
Ich sehe den Beruf des Grafikdesigners als Gradwanderung zwischen Dienstleister und Künstler. Er ist beides. Ich denke damit muss man leben.
Etwas Mut und unkonventionelle Ideen gehören zu jedem Job, egal ob Grafikdesigner, Lehrer oder Arzt.
Ob man auf einer Wellenlänge mit dem Auftraggeber ist, hängt von den beteiligten Personen ab. Sobald sich einer von beiden in Bezug auf Kompetenz, Geschmack usw. Allüren leistet, gerät das Arbeitsverhältnis in eine Schieflage. Zusammen an der Umsetzung einer Aufgabe zu arbeiten ist Vorraussetzung, denke ich. Letztlich hängt das alles von einem selber ab und kann nicht pauschalisiert und in einen Rahmen gequetscht werden.
Ich denke ein guter Grafikdesigner denkt über den Rahmen hinaus. Aber deswegen muss man den Rahmen nicht gleich verteufeln.
Und muss man deswegen leiden?
Wer hat gesagt, dass es leicht ist. :-)
Jürgen
Na ja, Du bist ja schon mal einer dieser Querdenken. Der Diskurs steht jedem offen. Wer kommt, darf am Freitag was sagen: kostenlos, exklusiv und unzensiert (soweit juristisch nicht anfechtbar). Bis gestern 16:00 Uhr war hier Funkstille. Dann wurde mir Saville angeboten, dessen Thesen immer noch wunderbar geeignet sind, eine Diskussion auszulösen.
Daniel
Stimmt, sorry Jürgen, es ist keine sinnvolle Argumentation, wenn man selbst nichts eingereicht hat. Trotzdem, finde ich das Thema lahm.
Johann Peter Werth
Ich kann Daniel schon verstehen, weil das ja nicht wirklich eine Diskussion ist, sondern eher ein Erfahrungsaustausch. Aber das muss ja nicht schlimm sein. (Wenn man dadurch das Gefühl bekommt, dass es ganz vielen anderen eigentlich auch so geht, ist das sogar ganz wunderbar.)
Sollen die Vorschläge zur Diskussion eigentlich bundesweit interessant sein? Sonst hätte ich nämlich spontan die pro- und contra-Tempelhof-Drecksplakate angeprangert. (Da wäre dann vielleicht mehr Emotion in die Diskussion gekommen, sowohl in Bezug auf die Inhalte als auch auf die formale Herangehensweise.) Aber das Thema ist dann ja wohl nach diesem Wochenende durch *lach*
Pascal
Ich sage es mal so, entweder man ist Designer also Gebrauchsgrafiker als Dienstleister oder man ist Künstler und wird auch als solcher gebucht. Je nach Projekt macht es Sinn einen Künstler zu buchen. Wenn ich ein Plattencover entwerfen lassen will, dann kann es sinnvoll sein, das künstlerisch erarbeiten zu lassen. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit Design als Dienstleistung zu tun. Ausser das beidem ein Auftrag zugrunde liegt.
Ich selber sehe mich ja nicht als Künstler, daher brauche ich mir auch nicht jeden Tag die Frage zu stellen, ob ich noch in den Spiegel schauen kann, wenn ich im Beruf Kompromisse eingehen muß. Wenn ich damit ein Problem hätte, hätte ich freie Grafik oder Kunst studieren (oder machen) sollen. Ich finde es erstaunlich, dass scheinbar die wenigsten ein Bewusstsein darüber haben, was Ihr Beruf ist.
Mir ist klar, dass die Bereiche artverwandt sind, jedoch sollte man hier eine Entscheidung für sich selbst treffen und nicht ewig über die bösen Kunden jammern, die einem die schönen Ideen kaputt machen.
Das ist unreflektiert und zeugt davon, dass man unzufrieden ist mit sich selbst und vielleicht doch lieber Künstler wäre als mißverstandener Grafiker. Denn jedes gute Design ist auch eine Interaktion zwischen Kunden und Gestalter und kann nicht einfach so für sich gesehen werden. Die Lösung ist das Ziel und nicht die Verwirklichung eigener ästhetischer Vorstellungen.
Das ist langweilig und total überholt und nicht zielführend.
Der Sven
@ Pascal: So sehe ich das auch.
thomas | BFA
pascal: wir reden doch nicht über alle kunden. wir reden über kunden die schon mit der erwartungshaltung an den grafkdesigner herantreten und einen billigen dienstleister erwarten. alles andere ist nicht gedultet.
und dieser haltung ist wirklich kein wunder, wenn man sich so manche agentur von innen anschaut. da hat heinrich wie oben gesagt schon völlig recht. so gehts einfach nicht. das ist keine wertschätzung der arbeit und auch nicht der person, die dahinter steht.
es gibt relativ wenige berufe wo soviel von einer person selber mit in eine arbeit einfliesst.
grafikdesign hat einfach kein image im mittelstand.
im übrigen sehe ich mich nicht als missverstandener grafiker oder künstler, sondern als jemand der andere arbeiten sieht und die hände über dem kopf zusammenschlägt und mir dann denke, das es eine frechheit ist, sowas kunden zu verkaufen und dafür auch noch geld zu bekommen.
Der Sven
Mit Verlaub, aber das ist Quatsch. Vom Barista bis zum Schreiner, vom Koch bis zum Klavierbauer, vom Metzger bis zum Buchhändler – überall stecken Menschen ihre Persönlichkeit mit rein. Ich glaube ein Problem unserer „Szene“ sind die vielen Profilneurosen. Wer sich Designer nennt, fühlt sich doch oft nur der Berufsbezeichnung wegen schon als was besseres. Aber Grafikdesigner, die Gebrauchsgrafik erstellen, sind dann gut, wenn sie ihren Beruf mit dem gleichen Herzblut ausführen, wie ein guter Konditor und und und.
thomas | BFA
es geht nicht darum wieviel mensch irgendwo drinn steckt. es geht schlicht und ergreifend um respekt.
behandelst du deinen bäcker, deinen frisör von oben herab? nein! habe ich behauptet das ich das mache? nein!
schau dir bitte mal das video auf der type-seite von clemens schedler an. da gehts um respekt zwischen kunden und auftraggeber, bzw. was geschieht, wenn dieser nicht mehr da ist.
Pascal
Ich frage mich warum Du Dich angegriffen fühlst. Ich finde nur man kann sich nicht ständig daran hochziehen, dass andere schlechter sind als man selbst. es wird immer das problem geben, dass irgendwelche Plotklebebuden sich als Designer ausgeben und unsere Arbeit in Verruf bringen. Das aufzuwiegen ist aber Aufgabe jedes Gestalters selber. Dem Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass er Kompetenz kauft. Ich habe häufig festgestellt, dass ein starkes mißtrauen da ist, aber man dieses in der Zusammenarbeit mit dem Kunden durch Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit (also auch mal NEIN sagen) schnell aus der Welt bringen kann. Und ein Designer der sich zum verlängerten Arm eines Kunden machen lässt, hat sich immer auch erst dazu machen lassen. Die miese Erwartungshaltung hängt doch von unserem miesen Selbstbild ab. Solange wir die Arbeit der Kollegen nicht respektieren und uns selber zerfleischen, wer soll uns Designer denn da ernst nehmen? Soviel zu unserem Image, das ist nämlich stark durch das Selbstverständnis geprägt.
Da möchte ich meine nächste Frage anknüpfen. Ist es nicht eher zu überlegen, ob wir weiterhin mit diesem undefinierten Begriff „Design“ leben wollen, oder ob wir uns nicht endlich selber mehr Respekt entgegenbringen indem wir uns stärker als „Gestalter“ definieren, die nicht so stark mit der Flyerbude von nebenan oder dem Hairdesigner von gegenüber verwechselt werden können.
Aber das ist jedem selbst überlassen. Abschließend möchte ich klarstellen, dass ich mir keineswegs von meinen Kunden alles sagen lasse, es aber manchmal einfach sinnvoll ist Kompromisse zugunsten des Kunden einzugehen.
thomas | BFA
was den begriff des designers angeht gebe ich dir völlig recht. es kann nicht nur angehen, dass wir nur durch die mitgliedschaft in diversen organisationen ernst genommen werden. es gibt nicht viele berufsbezeichnungen die so inflationär verwässert werden, wie der des designers oder gestalters. daran ist der staat sicher nicht unschuldig. aus diesem grund fühle ich mich auch genötigt das dipl. immer anzugeben um mich von »plakatbuden« abzugrenzen.
den versuch unternehme kompetenz zu verkaufen: nichts anderes versuche ich mit kunden. das geht auch schonmal über ein »nein«.
im grunde haben wir gar keine so verschiedenen standpunkte. ich bin nur nicht bereit gewisse dinge einfach so hinzunehmen.
Pascal
Ja, das ist ja auch wichtig.
Es ist überhaupt keine Frage, dass der Kommunikationsdesigner in Deutschland ein Scheiss Ansehen hat. Dem Industriedesigner geht es da ganz anders, siehe Rams. Wo wir bei den Design“kasten“ wären. Vom Architekt bis runter zu uns. Aber wie ändert man so etwas? Ganz einfach, durch Personen wie Rams etc pp. Je mehr allgemein respektierte Kommunikationsdesigner umso mehr Verständnis=besseres Standing haben wir. Und das schafft man nicht in dem man Meiré und co. im Ansatz ihrer Ernsthaftigkeit den Respekt entzieht. Sondern Sie mit Ihren auch kontroversen Standpunkten mal hoch lässt. Es gibt in Deutschland einfach kaum herausragende Gestalterpersönlichkeiten im Kommunikationsdesign, die über die Grenze des Designs bekannt sind. Sind die da, ist das von Dir als fehlend bemängelte Standing da. Zerfleischt man sich selbst bleibt man gemeinsam unten, das ist meine Meinung, mehr Personenkult, da können wir uns von den Werbern, Industriedesignern, Architekten etc noch einiges abgucken
pH
Hm… wo wir grad beim Thema »nicht genau wissen was ihr Beruf ist« sind: So genau scheinst Du es aber auch nicht zu wissen, denn wenn ich NUR Dienstleister hätte werden wollen, dann hätte wohl auch die Ausbildung zum Mediengestalter gereicht.
Meiner Meinung nach machen die eigenen Ideen doch eine Großteil aus. Sicherlich muss man oft genug Kompromisse machen, aber die besten Momente sind doch die, bei denen man den Kunden davon überzeugt hat, dass man nicht nur Pixelschubse, sondern auch kreativer Berater ist, weil man – im Gegensatz zur Kundschaft – tagtäglich mit Graphik, Layout, Stil zu tun hat. Sich das Zeug auch weit nach »Feierabend« (gibt’s sowas?!) reinzieht und ansonsten keine anderen Drogen braucht, weil einen gutes Design, nette Typo und gute Photos berauschen können.
Beste Grüße
Pascal
Ich habe im übrigen auch noch nie ein Foster derart über ein Gehry herfallen sehen, wobei die zwei Namen jetzt echt Platzhalter sind. Jeder steht doch für sich und bietet seinem jeweiligen Auftraggeber die Möglichkeit das zu buchen, was besser zu ihm passt, ohne dass man gleich in besser oder schlechter differenzieren muss.
thomas | BFA
oh. ich mag MM sehr. hab nur bei der schriftwahl schaudern bekommen, ansonsten geniesst herr meiré bei mir heldenstatus. ich freue mich, wenn ich gute arbeiten sehe egal von wem. ich ärgere mich, wenn ich weniger gute dinge sehe, auch egal von wem.
das problem mit dem ruf der designer beginnt doch schon im studium. bei uns in aachen sollte die FH ein neues erscheinungsbild bekommen. denkt nicht, das der fachbereich 4 als erstes gefragt wurde! nach einigem hin und her gab es bei uns intern eine gruppe, die im rahmen eines semesterprojekts verschiedene vorschläge erarbeitet hat. einer davon sollte dann umgesetzt werden. am ende war es dann ein sehr langweiliges design aus dem büro für öffentlichkeitsarbeit. neue schrift für die FH war dann die verdana. ist sie btw. immer noch. das ging sogar soweit, dass dort eine verdana-black im »manual« stand. wo sie die her hatten keine ahnung.
so und nun sage mir bitte einer, das wäre normal und hier wäre man mit respekt an die sache heran gegangen. ganz zu schweigen von stolpersteinen, die intern von der hausinternen professorenschaft in den weg geworfen wurden.
matthias
in der tat: grafiker müssen sich oft mit irrigen argumenten seitens der klienten herumschlagen.
der grund dafür ist einerseits in der demokratisierung der technik zu finden, die unseren klienten erlaubt, ebenfalls wenigstens technisch integre ergebnisse zu erzielen. das allein nimmt uns schon das alleinstellungs-merkmal der technische expertise, wie es noch bis in die späten 90er jahre existiert hat. so passiert es, dass wir dauernd mit allerlei selbstgepowerpointetem konfrontiert werden aus der irrigen annahme heraus, dass jeder gestalten könne …
wir grafiker verstärken das problem aber auch selbst: wenn ich – was gelegentlich geschieht – als juror oder sog. „sachverstand“ in gremien sitze, die über design urteilen sollen, bin ich doch erschüttert, wie selten grafikdesigner überhaupt inhaltlich argumentieren. dauernd hört man geschmäcklerisches zeugs, welche schrift, farbe oder form irgenwie „schön“, „modern“ oder „cool“ sei. ein markt der befindlichkeiten! kein wunder also, dass die klienten da mitbefinden wollen.
je bewusster und inhaltlich fundierter aber die designentscheidung (und bitte nicht nur ihre verkaufsargumente), desto geringer der widerstand und desto höher der respekt.
wir haben das selbst in der hand. jedenfalls in vielen fällen …
Pascal
@matthias genau das formuliert, was ich auch meinte ;)
Christian Büning
stimmt, sehe ich ähnlich wie Matthias, aber ich finde das Argument genau so gültig, wenn etwas langweilig ist. Neben Zurückhaltung, Sachlichkeit und Strenge ist genau das der Punkt, wo immer wieder Beratungsbedarf entsteht. »Geht das oder ist das genau daneben?«
(Manche Jugendwerbung von Banken ist sicher gut lesbar und toll im Farbabgleich, aber im Ton daneben, also langweilig bis peinlich)
Eine gelungene Argumentation ist zu vier Fünfteln sachlich und inhaltlich und zu einem Fünftel Geschmackssache. Und genau deshalb suchen Leute sich ihre Designer auch genau aus. Können die das und sprechen die unsere Sprache. Peter Saville hat da eine gute Ecke gefunden.
erik
Schön wäre es, denn dann gäbe es keine Pitche, die nur dazu da sind, keine Entscheidung zu treffen, die nicht in einer großen Runde ausgehandelt wurden. Natürlich entstehen nur so gute Designleistungen im Spannungsfeld zwischen Dienstleister und Neinsager, was wir beides immer sein müssen, und zwar gleichzeitig. Aber die meisten Auftraggeber haben ja keine Kriterien um sich für einen Gestalter zu entscheiden. Also gehen sie nach den Gelben Seiten und nehmen die mit der größten Anzeige (you cannot be fired for hiring Landor, hieß es hier immer – trifft heute auch auf Meta et al zu) oder lassen sich bei einem Pitch von politischen Mehrheiten in zufällig zusammengestellten Gremien bestimmen.
Bei allem gilt, was Max Bill gesagt hat:
95% unserer Arbeit gilt der Problemlösung, aber wir müssen die restlichen 5% nutzen um darüber hinaus einen Beitrag zur Ästhetik der Umwelt beitragen. Bill hat übrigens auch geschrieben (und das sogar wörtlich in feststellungen):
„der unterschied zwischen den täglich sich stellenden gestaltungsproblemen und den werken der malerei und plastik ist lediglich ein gradueller, nicht ein prinzipieller.“
Alfons
Das wird ab Montag bei meinem Schreibtisch hängen um bei jeder vergebenen Mühe ein Projekt besonders gut (im Sinne des Kunden) zu machen wieder in die Realität zurückgeholt zu werden. Danke Peter.
Alfons
@Thomas: Genau das ist damals an unserer FH auch passiert. Wohl kein Einzelfall. Schon gar nicht, wenn es um typisch deutsche Verwaltungs-Apparate geht.
la dolce vita
Peter Saville erweist sich als ziemlich naiv. Was für eine Ausbildung mag er wohl gehabt haben, das ihm solche Marktprinzipien erst mit 40 klar werden? Da sieht man aber mal wieder sehr schön, das man mit der rein kreativen Ausrichtung a la Sagmeister, Carson & Co sehr weit kommen kann, ohne den geringsten Schimmer vom Pragmatismus des eigentlichen Business zu haben. Aber eigentlich auch wieder interessant, das sowas heutzutage noch funktioniert. Kunst scheint das Geschäft eben mehr zu beflügeln als die Realitäten des Werben und Verkaufen.
thomas | BFA
la dolce vita: ich glaube im designbereich gibt es genug quereinsteiger, die einfach talentiert sind. talent und gespür kann wohl immer noch keine ausbildung ersetzen.
ich denke schon das die »großen jungs&mädels« wissen wie der hase läuft, nur verkaufen sie sich nicht über eben diese fähigkeit, sondern über ihr oben erwähnts talent.
ich glaube in den büros dieser kollegen entstehen weitaus mehr pragmatische sachen, als »kunst«. diese dinge sind nur das aushängeschild und somit verkaufsfördernd. huch, ein verkaufsargument und das bei kunst? sowas. ;-)
Simone
Ich glaube du liegst völlig falsch thomas/BFA. Ich sehe sehr oft, dass Designer wie Gert Dumbar auf großen Konferenzen dazu aufrufen, nicht die kommerziellen Jobs zu suchen und anzunehmen… Deshalb stehen dann auch auf seiner Website Artikel wie ‚The Brand new KPN‘ – ist total unkommerziell, oder? Und dient gar nicht dazu andere große Firmen anzuziehen, oder? Es ist allein das Talent, was zählt…
Wenn alle Designer so scharf darauf sind, unbedingt auch gleichzeitig das Zeug zum Künstler zu haben und einer zu sein, warum habt Ihr dann nicht gleich den Beruf gewählt? Oder steigt als Designer aus und widmet Euch nur noch Kunst?
Da gibt es ein großes ABER: Denn Designer sein hat doch ein gewisses Prestige. Und weil man mehr Chance hat Publikumsmagnet zu werden, als es Künstler haben, bleiben Designer Designer. Ich habe bis dato noch keiner getroffen, dem es nicht gefällt bekannt geworden zu sein und im Licht der Öffentlichkeit zu stehen… Und das ist richtig so. Wem’s gebührt, der verdient das auch! Nur vergessen dann viele auch mal das ganz Pragmatische zu erzählen. Dann sind auf einmal alle entdeckte, talentierte Künstler und ‚können so nicht arbeiten‘. Wer soll’n das glauben?
Design ist eben, ich sehe das wie La Dolce Vita sagt, Werben & Verkaufen. Man könnte auch sagen Design und Marketing gehören zusammen, wie Trinken und Schlucken.
thomas | BFA
nee voll nicht. marketing ist die entschuldigung für schlechtes design schlechthin. mit diesem argument wird doch alles an den/die mann/frau gebracht. diese wirklich furchtbaren argumente wie »branchenfarben« und die konkurrenz macht das auch so und die sind erfolgreich etc. pp. das ist doch zum kotzen. wozu braucht ihr uns dann überhaupt noch? nehmt doch den design-o-mat 2000. kostet weniger, zickt nicht rum und macht, was ihr wollt auf knopfdruck.
was die leute auf konferenzen sagen und was wirklichkeit ist, sind doch zwei paar schuhe. (hast du im übrigen weiter oben selber gesagt) die haben auch brotjobs, die einfach durchgehen, weil sie geld bringen. das is doch sexy sich hinzustellen und zu sagen, neeeee hab ich nicht nötig und ihr auch nicht. klar kommen solche sachen ins portfolio und natürlich dienen die dazu die kunden anzulocken. ist auch legitim. es wird aber eher so sein wie erik in der diskussion letzten freitag sagte: »wir haben alle leichen im keller«. nur haben die leichen geld gebracht. auch das ist in ordnung. die gute mischung machts.
ich bin nicht scharf drauf künstler zu sein, ich möchte nur das richtige machen ohne magengrummeln und ohne ständig mit diesen marketingangstargument an der kurzen leine gehalten werden. wo soll denn da bitte die enwicklung herkommen? das ist doch abgesichertes design, was da veranstaltet wird.
sorry, aber bei dem thema marketing beeinflusst design bekomme ich magenschmerzen und kann nicht mehr schlucken.
Simone
Ich habe nicht gesagt Marketing beeinflusst Design. Du musst genau lesen. Ich habe gesagt das eine braucht das andere und umgekehrt.
Wenn Du soviel Angst vor dem Marketing-Argument hast, warum drehst Du denn den Spieß nicht einfach um und machst es Dir zu nutzen? Das haben Erik und andere genauso gemacht (denke ich…). Clever, oder?
thomas | BFA
hmm du hast gesagt: »Design und Marketing gehören zusammen, wie Trinken und Schlucken.« eins geht nicht ohne das andere. okay schlucken geht ohne trinken, macht aber meistens keinen sinn.
ich habe keine angst vor dem marketing-argument, es ist nur oft ein totschlagargument was ins feld geführt wird. oder anders gesagt, die masse entscheidet über wohl und weh einer idee.
Simone
Genau! Die Masse entscheidet. Und Du weißt ja, dass Menschen die sich auf der Welt nicht einmal kennen, nicht alle zufällig das Gleiche gut finden? Nein, Marketing sagt ihnen, was sie gut finden sollen. Und das meine ich – mach‘ Dir das zu nutze. Du sitzt als Designer so nahm am strategischen Marketing, sag‘ Du doch den Marketeeren, dass das, was Du machst, das ist, was die Masse will. Musst natürlich überzeugend sein. Aber das ist, denke ich Teil Deiner Arbeit, der Arbeit eines Designers. Wenn Du etwas gut machst, bist Du überzeugt und so präsentierst Du’s ja dann auch. Siehste Werben & Verkaufen everywhere… ;-)
Jürgen
Passend zu Simones Kommentar (wobei ich »Masse« bitteschön nicht negativ interpretiert haben möchte … das Wort »Mehrheit« gefiele mir besser) ein Zitat des genialen Alexander Kluge, der seine anspruchsvollen TV-Kulturprojekte einst dem Privatfernsehen abgetrotzt hat: »Man muss bei der Mehrheit bleiben, selbst wenn sie irrt. Zwischen Till Eulenspiegel und Kant, da wird’s interessant.« (Quelle: Der Spiegel, 18/2008, S. 170)
HD
>Die Masse entscheidet.
Ich wollt echt nichts sagen. Echt nicht.
Aber wow.
Wenn die MASSE recht hat, dann Gute Nacht.
Dann bestimmt die Bild, was Wahrheit ist.
Dann war Titanic ein guter Film.
Saville hat immer im Independant-Bereich gearbeitet, wie die Bands und Modemacher, für die er tätig war, nie ganz im Mainstream daheim waren. Das definiert ihn. So wie sich Jung von Matt oder Grey über den Erfolg im Mainstream orientieren. Die einen machen Chartsmucke, die anderen sind halt Joy Division.
Die Masse, sein wir mal ehrlich, ist dumm und behäbig, langweilig und grau. Wer da hin will, wer die gut findet, wer sich vorm Mittelmaß zum BlowJob auf die Knie lässt – der irrt. Was Kluge meint, ist dass man versuchen soll, das Boot möglichst lebendig und voll zu kriegen. A priori Avantgarde sein zu wollen, ist langweilig, es geht schon darum, möglichst viele Hirne in Brand zu setzen und mitzureissen.
Aber es geht nicht darum, von vornherein auf Massenkompatibilität zu schielen. Das führt immer zum KLEINSTEN gemeinsamsten Nenner. Und das, das überlassen wir doch lieber RTL II. :-D
ber
„Heute gehört der britische Grafikdesigner zu den Leitfiguren der Branche“
Saville ist ein Typ – zugegegeben. Aber welche bahnbrechenden Dinge hat der Mann bitteschön in den letzten Jahren fabriziert?