Olympia-Logo-Konflikt in Nürnberg

Wie die Nürnberger Nachrichten heute berichten, hat ihre Frankenmetropole Ärger mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Das Logo für die lokale Radkampagne »Nürnberg steigt auf« soll nach Ansicht des Nationalen Olympischen Komitees zu sehr den fünf olym­pi­schen Ringen ähneln.

Die Nürnberger Fahrradkampagne besteht aus einem Bündel an Maßnahmen, die das Radfahren in der Stadt attrak­tiver machen sollen. Verbindendes Element der Aktivitäten ist ein Signet, das in stilisierter
Form drei fahr­rad­fah­rende Personen zeigt, daneben das Kampagnenmotto »Nürnberg steigt auf« (Schrift: Myriad).

In einem PDF beschreiben die Schöpfer des Logos, das es mehrere Bedeutungen zulasse. »Das Signet kann eine Familie sein, die mit Fahrrad unter­wegs ist … auch die Interpretation einer nicht weiter spezi­fi­zierten Gruppe ist denkbar … Die Farbe rot, als Farbe der Stadt Nürnberg, symbo­li­siert Aktivität … die Farbe grün steht für den ökolo­gi­schen Aspekt des Radfahrens, die Farbe gelb allge­mein für Licht und Sonne.« Leider kam niemand – weder in der Agentur Alpha 01, noch beim Auftraggeber – auf die Idee, dass auch die Interpretation ›Olympische Ringe‹ nahe liegt.

Das verwun­dert nicht zuletzt die Nürnberger Nachrichten: »Durch die Fußball-WM sind die Fallstricke des Markenrechts bekannt. Die Fifa schreibt aktuell schon wieder – vor der WM in Südafrika – an die Medienverbände mit dem Hinweis auf Markenverstöße. Bei der Vermarktung von Eisbär Flocke ließ die Stadt Nürnberg selbst Schutzrechte erwirken und kontrollieren.«

Erschwerend hinzu kommt, dass die Ringe in Deutschland seit 2004 per Olympia-Gesetz geschützt sind, das eigens für die (geschei­terte) Bewerbung Leipzigs einge­führt wurde. Das Internationale Olympische Komitee vergibt die Spiele nur an Länder, die solch ein Gesetz haben. Es unter­sagt Bildzeichen zu gestatten, die »dem olym­pi­schen Emblem ähnlich sind, wenn wegen der Ähnlichkeit die Gefahr von Verwechslungen besteht, einschließ­lich der Gefahr, dass das Emblem mit den Olympischen Spielen oder der Olympischen Bewegung gedank­lich in Verbindung gebracht wird«. Nun drohen der Stadt Nürnberg eine Unterlassungserklärung und Schadenersatz.

(Abbildungen: ©Verkehrsplanungsamt der Stadt Nürnberg, ® IOC)


30 Kommentare

  1. Ramon

    Man kann sich aber auch anstellen…
    Eine Unterlassungserkärung wäre ja vllt. noch verständlich,
    Schadensersatz zu fordern aber wär aber schon sehr kleinkariert.
    Ok, die in Nürnberg hätten vllt. andere Farben wählen können, aber rein von der Form erin­nert meiner Meinung nach das Audi-Logo mehr an Olympia als das hier…

  2. Chris

    Ja, Audi lag mir gerade auch auf der Zunge…

  3. Johann

    Oh bitte!

    1. Sechs Ringe gegen fünf.
    2. Drei Farben gegen fünf.
    3. Verzerrt gegen plan.
    4. Nicht alles, was Ringe hat, ist auch Olympia.
    5. etc.

    Das ist ja fast so abstrus wie der ewige Streit zwischen taz und Jack Wolfskin oder der Telekom und allen, die ein T im Namen oder die Farbe Magenta im Logo tragen.

  4. Manu

    Da sieht man ja worum es dem DOSB geht. Dehlende Absatzmärkte, sinkende Fanzahlen, mangelndes Sportinteresse… denen geht’s mit Sicherheit gerade nicht so gut und da wollen sie eben jeden kleinen Funken Hoffnung nutzen, jemand anderen verant­wort­lich zu machen. – Mal ganz zu schweigen von dem Geld, was die damit wieder „verdienen“ können…

    Echt zum Kotzen sowas. Da hat man auch irgendwie keine Lust mehr auf gutes Design, weil dann irgendein Pisser ankommen und dich auf Schadensersatz verklagen könnte.

    Ihr sagt’s ja schon deut­lich… Audi ist viel ähnlicher.
    Aber mit Audi legt man sich dann doch lieber nicht an. Die sind ein inter­na­tio­naler Konzern mit viel mehr Mitteln als sie selbst, keine kleine Stadt, die wie viele andere auch mit Sicherheit mal wieder an den Budgetgrenzen schrabben. Die können sich nicht so leicht wehren.

  5. Michael Jackson

    Ich fühle mich ehrli­cher­weise durch das Logo schon an die Olympiaringe in drei­di­men­sio­naler Verzerrung erinnert.

    Eigentlich hätte das imo auch schon während der Entwicklung auffallen müssen. Zumindest wäre das für mich ein K.O.-Kriterium für das Logo gewesen – und das nicht, weil ich Ärger mit dem DOSB befürchten würde, sondern, weil eine Verbindung zwischen der Kampagne und den olym­pi­schen Spielen keinen Sinn macht.

    Die Forderung nach Schadenersatz kann ich aber auch nur begrenzt nachvollziehen.

  6. J Weltin

    Den Ärger hätte sich die Agentur mit den Zündhölzern sparen können, indem sie den Entwurf erst gar nicht präsen­tiert. Die Assoziation Olympia liegt sehr nahe und diese Verbindung kann ja nicht wünschens­wert sein.

  7. Daniel

    Ringe liegen bei Fahrrädern doch sehr nahe – würden die Dinger Fahrkästen heißen, gäbe es wohl keine Probleme mit dem DOSB. Aber was soll man machen? Das Rad neu erfinden?

    Ich werde demnächst mal schauen, ob ich mir Dreiecke, Striche und den Buchstaben E irgendwie sichern kann – scheint ja ein dickes Geschäft zu sein.

  8. timeout

    Man hätte die Fahrradreifen einfach recht­eckig machen sollen…

  9. Felix

    Wenn´s sonst keine Probleme gibt…

  10. Chriz the Wiz

    Ich finde das schon sehr nach­voll­ziehbar (bis viel­leicht auf die Schadensersatzzahlungen). Die Ähnlichkeit ist schon verdammt hoch. Von rechts nach links Rot,Grün,Gelb. Und dann das entspre­chende inein­an­der­greifen der Ringe. Es geht ja nicht um die Kreisform an sich. Die Vorwürfe auf Audi abzu­welzen finde ich auch eher unpassend,da deren Logo in meinen Augen eine logi­sche Herleitung ist,dort handelte es sich um eine Fusion und ich gehe mal davon aus, dass die olym­pi­schen Ringe,die ja erst­mals 1920 zum Einsatz kamen, damals noch nicht so präsent und mit Assoziationen aufge­laden waren wie es heute der Fall ist. Bei der Radsportkampagne hätte man also das Logo anders lösen sollen denke ich.

  11. robertmichael

    das ist echt ein witz, anschei­nend gibt es beim DOSB ein paar mitar­beiter die ihren job recht­fer­tigen müssen und keine anderen probleme haben. immer gleich mit scha­dens­er­satz zu drohen ist sowieso eine frech­heit, als würden dem DOSB durch die ‚dreiste kopie‘ irgend­welche einnahmen verloren gehen.

    erin­nert mich etwas an jack wolfskin vs. dawanda.
    audi verklagt man sicher­lich nicht weil die nichts mit sport zu tun haben, wobei … audi sport.

  12. robertmichael

    @ chriz the wiz.
    logisch? weil die ringe von audi die fusion der firmen­ge­schichte wider­spie­geln? und bei dem nürn­berger logo ist es nicht logisch das die ringe fahr­rad­reifen sind?

  13. Herb G

    Als in Nürnberg lebender Grafikdesigner und Fahrradfahrer möchte ich dem DOSB ins Stammbuch schreiben: Seid froh, daß sich Städte bemühen, Leute aufs Fahrrad zu bekommen. Wenn auch hier nach­hal­tige Mobilität und (stadt-)ökologische Beweggründe für diese Kampagne im Vordergrund stehen, so sollte man den Aspekt „Breitensport“ durchaus im Hinterkopf behalten. Aber wahr­schein­lich hat der DOSB lieber chips­fut­ternde Fernsehzuschauer als Zielgruppe im Fokus, die sich auch den Nachschub an Sixpacks lieber mit dem Auto holen.

    Ich finde die Reaktion des DOSB deut­lich über­zogen – ich seh’ da weder Olympia drin, noch Audi. Seit der Erfindung des Rades ist dieses rund gewesen, oder ist mir da was entgangen?

    Ich find das Logo jetzt nicht unbe­dingt den Brüller, aber ok und mit dem mehr­deu­tigen Claim zusammen ganz char­mant. Da kann ich als Gestalter und Radler damit leben :-)

    Die Initiative selbst finde ich begrü­ßens­wert und drin­gend notwendig, hoffent­lich folgen dem Logo dann auch Taten (die ja auch erstmal aus dem klammen Stadtsäckel finan­ziert werden müssen). Und zu den wünschen­serten Taten würde auch gehören, daß die Stadt Nürnberg auch im Winter die Radwege frei­räumt. Aber da fühle ich mich zur Zeit eher als „Absteiger“ …

  14. Herb G

    Nachtrag: Hab’ mir gerade noch die Website vom DOSB ange­sehen: Die haben sich den Breitensport ja selber dicke auf die Fahnen geschrieben. Und in Nürnberg kümmert sich jetzt die Stadt selbst drum, daß ihre Bürger fit bleiben? So ’ne Frechheit …

  15. Chriz the Wiz

    @robertmichael: nein,nein,so meinte ich das nicht. Klar ist es logisch dass die Radfahrkampagne Kreise für die Reifen benutzt. Ich hab mich eher auf das inein­an­der­greifen der Kreise bezogen. Hier hätte man viel­leicht auch (profilak­tisch) einen anderen Ansatz wählen können,um Radfahrer darzu­stellen. Allerdings kann ich auch verstehen,dass nicht jeder bei der Logogestaltung für eine gemein­nüt­zige Kampagne an Markenrecht(sverletzung) denkt. Und die Schadensersatz Forderung entps­richt nun wirk­lich nicht dem olym­pi­schen Gedanken…

  16. Stefan Kalscheid

    Ich habe mal einen Artikel gelesen in dem behauptet/nachgewiesen wurde, dass die Olympia-Ringe ein Plagiat einer alten Werbeanzeige für einen Fahrrad-Reifen-Hersteller sind. So schließt sich der Kreis.

  17. BAR M Grafikdesign

    Klar, die Möglichkeit zur Assoziation ist nicht zu leugnen.

    Außerdem entspricht es doch ganz dem Zeitgeist. Es wird auf Unterlassung geklagt, abge­mahnt und Schadensersatz gefor­dert was das Zeug hält.

    Das hört sich nach dem abge­lutschten bashing von Kanzlein, die um Aufträge bemüht sind und diese damit erfolg­reich gene­rieren, an.

    Soll aber weiter gehen. In einer Gesellschaft, in der ein solches Vorgehen akzep­tiert oder nur kommen­tarlos über­gangen wird – und vor allem zigfach wieder­holt –, liegt es doch nahe, an so einer Stelle zu wettern.

    Und: solange die gericht­li­chen Instanzen einem solchen Vorgehen Recht geben – was soll man erwarten?

    Prost Olympia. Äh Audi. Quatsch »Nürnberg steigt auf«.

  18. Vroni

    Naja…
    Ich kenn‘ Nürnberg und die dortige Agenturszene (Disclosure: die Münchner Agentur-„Szene“, in der ich jetzt regional behei­matet, aber mit der ich keines­falls befreundet bin, ist keinen Deut besser, aber anders: noch schlam­perter, mafio­si­haft) samt eitlen Wirtschaftsreferenten und Kulturämtern, die die Agenturen im 10-er-Pitch zur Präsi einladen. Habe 12 Jahre dort gelebt und als Agenturangestellte gear­beitet. Frustrierend.

    Mich wundert das gar nicht, dass kein Mensch in Nürnberg, weder im Team der Agentur noch beim Auftraggeber, mal erwähnt hat: Öhm, wir müssen a bissi wg. Olympia aufpassen.

    Könnte wetten, alle hams gesehen, keiner hat was gesagt. Sind halt brave Ausführer. Das Talent der Nürnberger, alles tech­nisch perfekt zu machen, bis immer auf den einen Kardinalschnitzer.

    Abschweifung, genüss­li­ches Bashing:

    Das Kulturreferat Nürnberg hatte oder hat noch einen ehedem klatsch­rosa Webauftritt „mädchen­rosa mit extrem unles­barem gelbem Typeface“, grusel: http://​the​-miss​ing​link​.blogs​.com/​l​o​g​i​s​c​h​e​s​/​2​0​0​9​/​0​4​/​k​n​a​l​l​r​o​s​a​-​i​m​-​w​e​b​d​e​s​i​g​n​-​d​e​r​-​t​r​e​n​d​.​h​tml
    Jetzt: baby­blau mit etwas hell­gel­berem Typeface :-)

    In Kurz:
    Ja, ich denke, den frän­ki­schen Ringe-Schnitzer hätte man sich ersparen können.
    Ja, es sieht ähnlich.
    Ja, typisch Nürnberg, immer schön am eigenen opti­schen Tellerrand lang.
    Nein, sich über die – durchaus unsym­pa­thi­sche – Abmahnung aufregen bringt keinen Sinn, die war voraussehbar.

    Grüße als Oberfranke in die alte Zwischen-Heimat Mittelfranken, City Nörnbärch.

  19. Johannes Reimann

    Also, laut dem oben verlinkten Beitrag der Nürnberger Nachrichten droht der Stadt Nürnberg nichts derglei­chen. Zitat: „Konsequenzen wurden der Stadt bisher nicht ange­droht, doch ein Rückzug indi­rekt nahegelegt“

    Unterlassungserklärung und Schadenersatz werden ledig­lich im Zusammenhang mit dem deut­schen Olympia-Gesetz von 2004 genannt, das das Emblem schützen soll.

  20. Tee

    @Johannes Reimann
    Tja, da sieht man’s wieder mal. Erst schimpfen, dann lesen…

  21. Michael Jackson

    @Tee: Die Äußerungen zu den Schadenersatzforderungen bezogen sich auf den Blog-Artikel:
    „… Nun drohen der Stadt Nürnberg eine Unterlassungserklärung und Schadenersatz.“

  22. Moby

    Schaut euch doch mal die Logobeschreibung der Nürnberger an. Mit Olympia hat das nun wieder gar nichts zu tun und die Urteile zum Olympiaschutzgesetz zeigen, dass der Gesetzgeber über­zogen hat und verfas­sungs­recht­liche Bedenken hat. Die Radkampagne hat zudem kein kommer­zi­elles Interesse und ist als Wort- und Bildmarke (nur zusammen) eingetragen.

    http://​nuern​berg​.de/​i​m​p​e​r​i​a​/​m​d​/​v​e​r​k​e​h​r​s​p​l​a​n​u​n​g​/​d​o​k​u​m​e​n​t​e​/​l​o​g​o​_​b​e​s​c​h​r​e​i​b​u​n​g​_​n​u​e​r​n​b​e​r​g​_​s​t​e​i​g​t​_​a​u​f​.​pdf

    Gelassen bleiben.:-)

  23. Lazer epilasyon

    bei so einer Präsentation braucht man sich gar nicht wundern, dass Olympia dann auch mal in Vancouver veran­staltet wird :P
    Chillig!

  24. tschikago

    Hoffentlich wird jetzt allen mal wieder klar, dass es im Leistungsport nur und ausschließ­lich nur um Kohle und Macht geht allen voran das IOC
    und die Fifa und dann sugge­rieren die Herrschaften noch allen, wie wichtig der Sport ohne Leistungsbeschleuniger sei. Wer glaubt da noch an Ideale ?

  25. Ritschi777

    Das umge­kehrte farbige Olympialogo, also die zwei Ringe ‚oben‘ können auch die heilige Dreieinigkeit bzw. die hoch­hei­lige „Zweieinigkeit“ darstellen, nämlich gelb für das Licht (Jesus Christus) und grün für das Leben (der Geist Gottes).
    Dreieinigkeit und Zweieinigkeit sind im Logo verbunden. Die Bibel sagt dazu:

    „Gott ist Geist…“ (Johannes-Evangelium)
    „Der HERR ist der Geist“…(Paulus in einem seiner Briefe im Neuen Testament)
    “ Er (Jesus) sitzt zur Rechten der „Kraft“…
    Christus spricht: „Wer Mich sieht, der sieht den Vater (den Geist Gottes)“. Also ist Jesus und der Geist Gottes glei­cher­maßen der „Vater“

    aber auch: „…(Dreieinigkeit) und tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“…(Matthäus-Evangelium)

    An diese „zufäl­lige“ Möglichkeit haben die Erfinder des Logos jedoch bestimmt nicht gedacht.

    Was sagt Ihr dazu?

    Einen lieben Gruß und Gottes Segen wünscht

    Ritschi777

  26. rinoplasti

    Schaut euch doch mal die Logobeschreibung der Nürnberger an. Mit Olympia hat das nun wieder gar nichts zu tun und die Urteile zum Olympiaschutzgesetz zeigen, dass der Gesetzgeber über­zogen hat und verfas­sungs­recht­liche Bedenken hat

  27. burun ameliyatları

    Danke,Also, laut dem oben verlinkten Beitrag der Nürnberger Nachrichten droht der Stadt Nürnberg nichts dergleichen

  28. kepçe kulak

    das ist echt ein witz, anschei­nend gibt es beim DOSB ein paar mitar­beiter die ihren job recht­fer­tigen müssen und keine anderen probleme haben. immer gleich mit scha­dens­er­satz zu drohen ist sowieso eine frechheit
    jine­ko­masti
    estetik burun

  29. Burckhart Seifert

    Ja, ja, bei symbo­li­sierten Fahrradreifen schließt sich der Kreis.

Kommentarfunktion ist deaktiviert.

<em>kursiv</em>   <strong>fett</strong>   <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a>   <img src="http://bildadresse.jpg">