Nächste Ausfahrt: Frankfurt Buchmesse (1)

Messetagebuch

Am Mittwoch beginnt die 70. Frankfurter Buchmesse. Ich werde die gesamte Zeit dort sein, weil Monotype Gast des Gastlandes ist. Wie es dazu kam und was sonst noch so aufre­gendes auf der Messe passiert, vor allem aus typo­gra­fi­scher Sicht … ab heute täglich hier im Fontblog.

Ausfahrt zur Frankfurter Buchmesse … aus dem Wagen gegen die Morgensonne aufgenommen

Dem Buch geht es über­ra­schend gut. Obwohl: Der Fischer Verlag hat seine Party abge­sagt, so wie Rowohlt und Hanser. BLV, Gräfe und Unzer, sowie Hoffmann & Campe kommen gar nicht erst nach Frankfurt. Trotzdem sind die Hallen dieses Jahr prall gefüllt, mit 7500 Ausstellern, mehr als je zuvor, davon zwei Drittel aus dem Ausland. Vor allem die Aussteller aus Nordamerika haben zuge­legt, was in der Branche als gutes Zeichen gewertet wird, denn die USA seien immer noch der welt­weit größte Medienmarkt (FAZ). Die Lust der Menschen, Geschichten zu erzählen und zu lesen, ist ungebrochen.

Es gehört zur Tradition der Frankfurter Buchmesse, dass sie Jahr für Jahr ein anderes Land als Ehrengast begrüßt. Das nomi­nierte Land – 2017 war es Frankreich –  präsen­tiert nicht nur seine Literatur und Kultur auf einer großen Sonderfläche, sondern auch in der City und an weiteren Orten im Land; auf diese Art verleiht es der Buchmesse jähr­lich ein neues Gesicht. In diesem Jahr ist Georgien das Gastland. Sehr zur Freude von Typografen und Schriftfans lautet das Motto der Kaukasus-Republik: »Georgia – Made by Characters« (deutsch: Georgien – Aus Typen gemacht), was natür­lich doppel­deutig gemeint ist, im Sinne von Persönlichkeiten und Buchstaben. Im Mittelpunkt der geor­gi­schen Aktivitäten stehen die 33 Buchstaben des einzig­ar­tigen Alphabets sowie die Geschichten und Autoren, die dahin­ter­stehen. Das nach­fol­gende Video bietet eine Einführung in die geor­gi­sche Schriftkultur.

Das geor­gi­sche Alphabet (geor­gisch: ქართული ანბანი kartuli anbani) ist ein Zeichensatz, der 33 Buchstaben umfasst, von denen jeder genau einem Phonem entspricht. Georgisch hat als Schrift- und Literatursprache eine lange Tradition. Außer im Heimatland wurde das geor­gi­sche Alphabet für weitere Sprachen verwendet, zum Beispiel Ossetisch (offi­ziell 1937–1954), Abchasisch (offi­ziell 1938–1954), sowie – mit Zusatzbuchstaben – für Mingrelisch, Swanisch und Lasisch. Die Anordnung der geor­gi­schen Buchstaben entspricht der Reihenfolge des grie­chi­schen Alphabets, obwohl die Glyphen keine direkte Abwandlungen der grie­chi­schen Lettern sind. Am Ende des geor­gi­schen Alphabets befinden sich alle Laute, die im Altgriechischen keine Entsprechung haben. Die Schreibrichtung der geor­gi­schen Schrift ist von links nach rechts.

Plakat des Gastlandes Georgien für die Frankfurter Buchmesse

Die heute im Alltag domi­nie­rende Form der geor­gi­schen Schrift heißt Mchedruli (geor­gisch: მხედრული, Ritterschrift, von Mchedari = Ritter, Reiter) und besteht aus 28 Konsonanten- und 5 Vokalzeichen. Während es im Bleisatz sowohl Großbuchstaben (Majuskel) als auch Kleinbuchstaben (Minuskel) gab, sind die Großbuchstaben im Zeitalter der Digitalisierung verschwunden, was viele Typografen im Land bedauern. Dass die Versalien sein einigen Monaten wieder Bestandteil der geor­gi­schen Schrift sind, das hat auch etwas mit Monotype zu tun und darüber werde ich morgen berichten. Zunächst aber mal ein Blick auf den Messestand des Gastlandes.

Der Pavillon des Gastlandes Georgien auf der Buchmesse

Auch bei der Gestaltung des geor­gi­schen Pavillons im Forum der Messe Frankfurt standen die Buchstaben des Landes Pate. Seine Architektur lag in den Händen des Art-Directors und Architekten George Bokhua, der die Lettern seines Landes mit klas­si­schen geor­gi­schen Baudekorationen kreuzte. Die bevor­zugten Materialien sind geformtes Schichtholz und halb­trans­pa­rente Textilien.

Im nach­fol­genden Video erläu­tern George Bokhua und Medea Metreveli, die Direktorin der Georgischen Nationalbibliothek, das Konzept des Standes und des Mottos für die Frankfurter Buchmesse:

In der morgigen Folge meines Messetagebuchs geht es um die Wiedergeburt der geor­gi­schen Großbuchstaben, die offi­zi­elle Eröffnung der Buchmesse und die ersten Buch-Highlights der Messe.


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