»Mangelhaft« für neues Warentest-Siegel oder …
… Wie sinnvoll sind Designbefragungen beim Verbraucher?
von Fontblog, Berlin
Vor einem Monat haben wir im Fontblog das Redesign der Stiftung Warentest diskutiert (Stiftung Warentest mit neuem Corporate Design), das aus Sicht der Experten »gewöhnungsbedürftig«, »mutig« aber auch als »professionell« bewertet wurde. Nun hat sich die Hamburger Brandmeyer Markenberatung das überarbeitete Testsiegel vorgenommen, das in Zukunft die Verpackungen »guter« Produkte tragen sollen. Dazu führte man eine Umfrage unter 1000 Verbrauchern durch, also Design-Laien (das Testergebnis als Word-Datei). So gesehen überrascht es nicht, dass »nur 15 Prozent den neuen Entwurf seriöser, vertrauenswürdiger und überzeugender« finden. »Mehr als 75 Prozent plädieren für das alte Zeichen.«
Hätte man vor 5 Jahren 1000 Bürger gefragt, ob sie die neuen Euroscheine seriös, vertrauenswürdig und überzeugend fänden, das Ergebnis wäre ähnlich »mangelhaft« gewesen. Eine »Markenberatung« sollte berücksichtigen, dass man sich die Attribute »seriös«, »vertrauenswürdig« und »überzeugend« verdienen muss. So gesehen kann ein neu vorgestelltes Design, eine neue Marke, ein neues Produkt in diesen Punkten nie gegen ein seit Jahrzehnten eingeführten Design/Marke/Produkt bestehen. Verbraucher reagieren unsicher darauf … (Abbildung: Brandmeyer)
50 Kommentare
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christoph_z
tatsächlich eine völlig unseriöse pseudo-untersuchung.
»überzeugend« ohne ein »warum« sagt ja inhaltlich erst einmal nichts. und vertrauen entsteht, wie schon gesagt, durch gewöhnung. wer nicht völlig behämmert ist kann außerdem mühelos erkennen, dass die neue (immer noch klassisch-konservative) gestaltung überhaupt nicht gefahr läuft, unseriös zu wirken.
wahrscheinlich baut brandmeyer darauf, dass man sie mit zintzmeyer (interbrand) verwechselt, einer richtig guten ci-agentur.
thomas | BFA
wahnsinn. marken made by bürger? das meinen die nicht ernst? ich finde solche umfragen zeugen von mangelnder kompetenz in sachen gestaltung. aber hauptsache eine fette rechnung schreiben. vermutlich sind sie auch noch stolz auf den einfall das verbraucher(schutz)-logo durch verbraucher testen zu lassen.
das ist doch nun wirklich sonnenklar, dass das neue durchfällt. aber schön, das die volkswirtschaft auch durch solche nullnummern am laufen gehalten wird.
das ist eher etwas für die kategorie »in die tonne«.
Christian
ich finde, dass das t rechts ausblutet und die relevanten Informationen nicht gut strukturiert sind.
hier ein Versuch auf die Schnelle mit der Photoshopmaschine:
http://www.christianbuening.de/test.jpg
Max
Öhm… Sowas nennt man »Nutzerzentriertes Gestalten« und ist eigentlich eine anerkannte Methode. Der Nutzer wird bei der Gestaltung eingebunden – dass kann am Anfang und/oder am Ende des Gestaltungsprozesses geschehen.
Herrgott, wir gestalten FÜR die Kunden und NICHT für das eigene Ego. Was ist also falsch dran, das Design von der Zielgruppe evaluieren zu lassen!?
Solche Aussagen sind für mich mal wieder ein Zeugnis dafür, wie pseudo-elitär und arrogant mancher Gestalter unterwegs ist.
Mal abgesehen davon, die konkrete Vorgehensweise hier ist natürlich anzuzweifeln. Generell ist aber nichts dagegen einzuwenden, die Nutzer zu befragen.
Claudio
Ich stimme Christian völlig zu.
Der »Laie« (etwa ich) findet die wichtigste Information, nämlich die Endnote, erst auf den zweiten Blick; schließlich gilt der erst dem farbigen, graphischen linken Teil und nicht der Ecke oben rechts.
Das neue »t« sieht schick aus, erinnert mich zunächst aber an eine »1«, so daß ich zunächst dachte, es bezöge sich auf eine sehr gute Note.
Felix
Ist ja klar, dass die Masse erstmal gegen das Neue
und für das Alte, Vertraute ist, bloss nichts ändern.
Das trifft doch auf so ziemlich alle Bereiche zu, oder?
Tatsache ist doch auch, wenn man immer alle um ihre Meinung fragen würde, hätten wir alle keinen Job mehr,
weil kein Kunde mehr was an seinem Erscheinngsbild ändern würde…
ph
@Christian: Jetzt noch das »Stiftung Warentest« wie im alten Logo über die gesamte Breite laufen lassen und ich würde deinen Vorschlag unterschreiben ;)
Ich finde die Zusammenfassung »1x sehr gut, 2x gut, 120x befriedigend« viel aussagekräftiger, als eine einsame Note.
@Max:
Sicher ist es nicht falsch den Nutzer zu befragen, aber wie bereits mehrfach festgestellt sind einfach die Begriffe nach denen gefragt wurde entweder völlig zusammenhanglos oder für ein neues Logo ziemlich sinnfrei.
Außerdem frage ich mich, wenn sowieso hinterher der Kunde den Entwurf macht, wieso ich jahrelang studiere, zig Gestaltungsbücher wälze, mich ständig über die neusten Trends informiere.
Goldener Schnitt, Laufweite, Kontrast, Lesegewohnheiten usw. usf. kennt der Laie nicht.
Wenn ein Gestalter mit deinen Argumenten kommt hat er wohl selbst nicht begriffen, dass auch Gestaltung ein Handwerk ist, das es zu erlernen gilt und bei dem der Kunde eben nicht »mal eben in der Umfrage« entscheidenden Senf dazu abgeben kann.
Wenn man schon »nutzerzentriert gestaltet« dann sollte man auch Fragen stellen, die auswertbare Antworten ergeben.
formschub
Ich selbst bin, bei allem guten Willen, der vielleicht seitens der Initiatoren dahintersteckt, persönlich langsam etwas umfragemüde. Überall wird getestet, erhoben, befragt und daraufhin Maßnahmen ergriffen oder Postulate erstellt, die sich im Nachhinein oft mehr als fragwürdig herausstellen oder sogar das phophezeite Resultat überhaupt erst herbeiführen. Wie viele Hollywoodfilme wurden nach Testvorführungen aufgrund negativer Beurteilungen des ausgesuchten Publikums – oft gegen den Willen der Regisseure – umgeschnitten oder mit alternativen Enden versehen? Und zwei Jahre später enthüllt der Director’s Cut auf DVD, wie sehr viele Filme darunter gelitten haben. Ebenso die regelmässigen Konjunkturprognosen vom Ifo-Institut und ZEW: Wider Erwarten schwanken die erhobenen Stimmungsbilder regelmäßig hoch oder runter und werden durch die Medien posaunt. Ich will nicht wissen, wie viel der Zukunftsangst mancher Menschen aufs Konto solcher Umfragen geht und ihr Vertrauen in die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten schmälert. Kampagnen werden getestet, in zahllosen Anzeigen bestätigen zig-undachtzig Prozent der Befragten (meist nur ein paar Dutzend, wie man im Kleingedruckten liest) die verjüngende Wirkung irgendwelcher Faltencremes, am Sonntag wird gefragt, wer gewönne, wenn Bundestagswahl gewesen wäre und so weiter und so fort. Ich jedenfalls wünsche mir vermehrt ein bisschen mehr gelebtes als befragtes Leben. Lieber im Nachhinein über Kontroverses diskutieren und daraus lernen, als ständig alles von vornherein zu mainstreamen. Und es ist mir egal, was nun eventuelle Umfragen zu dieser meiner Meinung ergeben.
Das test-Logo übrigens find’ ich ganz nett.
HCL
@formschub: oh ja! mir aus dem herzen geredet!
jamie oliver
Es lohnt sich sicher die Menschen zu fragen die später damit zu tun haben. Für die wirds ja auch gemacht. Vielleicht sollte man aber einfach die richtigen Fragen stellen?
Das Cailler Schokoladen Verpackungs Debakel hat ziemlich gut gezeigt was passiert wenn man elitär über die Bedürfnisse hinaus designed. Trotz Stararchitekt Jean Nouvel wurde die Neulancierung ein Millionenschwerer Verlust.
thomas | BFA
max: meinst du nicht, dass KMS-Team für den benutzer dieses zeichens gearbeitet haben?
ich vermute hinter diese umfrage, etwas völlig anderes. nämlich die eben durch diese umfrage untermauerte aussage, dass KMS nicht sauber gearbeitet haben und nun brandmeyer selber rann wollen.
sie haben das logo als reines logo im vergleich angeboten und NICHT in der anwendung auf einer verpackung. nur DORT wird es auftauchen. alleine dieser ansatz ist zweifelhaft.
das alte logo stand nach angabe von brandmeyer vierzig jahre lang für getestete produkte. es ist also mit sicherheit »visuell bekannt« als zeichen des vertrauens.
ändert man das, muss man, wie jürgen sagt, das vertrauen erst wieder aufbauen.
ich halte solche tests wirklich für ziemlichen unfug, vorallem, wenn sie so an einer anwendung und einer eigentlichen fragestellung vorbei gehen.
Jürgen
Glaubt Ihr, Mercedes käme irgendwann mal auf die Idee, vor der Entwicklung eines Motors die potentiellen Kunden zu befragen, wie sie ihn konstruieren würden? Na ja … designen kann ja jeder, der einen PC zu Hause stehen hat.
Wegweisende Produkte und Neues entsteht aus der Schaffenskraft einzelner und nicht als gemeinschaftliches Werk: Buchdruck, Auto, Walkman, iPhone … und erst recht Kinofilme.
Jürgen
Ich glaube, dieser Beitrag wir heute unser Designdiskurs … eigentlich hatte ich gar kein Thema … werde den Beitrag jetzt in eine andere (Schublade) Kategorie legen.
Christian
Ich bin mir sicher, dass es möglich ist, einen Test zu entwickeln, der genau das gegenteilige Ergebnis bringt, nämlich dass das neue Logo vertrauenswürdiger ist. Statt Gestaltungsargumente gelten zu lassen, werden Nebenschauplätze eröffnet. Die Geschäftsführung hat wohl nicht viel Vertrauen in ihre Kommunikatoren gehabt.
formschub
Eben in der Mittagspause zu dem Thema weiterdiskutiert, dabei entstand eine schöne polarisierende Metapher:
Tests sind Meinungsparavents für Feiglinge.
Gilt vielleicht nicht für alle Tests, aber nach meiner Erfahrung für viele, die in starren Hierarchien und/oder Entscheidergremien initiiert werden. Kann man sich schön hinter verstecken.
Max
Okay, die Diskussion hat 2 Themen: Einmal ob die Vorgehensweise von brandmeyer sinnvoll war – ich denke hier gibt es sicherlich berechtigte Kritik.
Das andere Thema ist es, ob man Nutzer in die Gestaltung einbindet. Und mit Einbindung ist nicht gemeint, dass ein Nutzer das Endprodukt gestaltet, sondern ihn konzeptionell einzubinden, seine Bedürfnisse und seine Vorlieben zu erforschen.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das Apple beim iPhone nicht einen Nutzer befragt hat, um die Interaktions-Metaphern zu zu finden oder um das Interface zu evaluieren.
Klar, Mercedes wird nie die Kunden Fragen, wie sie einen Motor zu konstruieren haben – aber sie werden ganz gewiss fragen, was den Leuten wichtig ist (Ansprechverhalten, Geräusche).
Der Designer wird mit seinem typografischen, gestalterischen und technischen Wissen dadurch nicht unwichtiger. Um die Zielgruppe aber tiefgründig zu VERSTEHEN muss er sie in den Gestaltungsprozess einbinden.
Es geht nicht darum ein fertiges Produkt vom Kunden zu kriegen, sondern nur, um Anregungen zu finden – entweder wie man vorgeht, oder ob das, was man gemacht hat, der Zielgruppe gefällt.
Das stellt hohe Anforderungen an die Vorgehensweise und das ist hier nicht gut gemacht worden.
Aber generell zu sagen, dass wegweisende Produkte nur aus der Schaffenskraft Einzelner enstehen – das finde ich schlichtweg falsch.
Jürgen
Bitte lasst uns unterscheiden zwischen Testen und Entwickeln. Und dann gibt es noch Tests mit den falschen Fragen …
Frank Rausch
Ich zitiere meinen ehemaligen Marketing-Prof:
»Die Zielgruppe kann nicht strategisch denken.«
Jörn
Ich denke Nutzer werden ständig in die Arbeit mit einbezogen. Jedoch werden Sie dazu nicht jedesmal einzeln befragt. Man muss aufpassen das man nicht nur „Design für Designer“ macht, sondern für Nutzer. Das heißt aber nicht, das der Nutzer bei der Gestaltung direktes Mitspracherecht hat. Er wird (jedenfalls bei uns) schon in der Konzeption/Analyse berücksichtigt.
Was die Studie nicht berücksichtigt, ist wie weiter oben schon beschrieben die Anwendung des Logos und die noch zu vollziehende Aufladung mit den Markenwerten. Aus der Pressemeldung läßt sicher allerdings auch sehr schwer nachvollziehen, wie die Fragestellung genau lautete. Man kann eine Umfrage schon durch die Fragestellung manipulieren, wenn man Interesse daran hat. (was ich mal nicht unterstellen möchte).
Max
Hm.. Ist ein Test nicht Teil des Entwicklungsprozesses? Zumindest sehe ich das so. Meine Designprofessorin nannte das »iterative Optimierung«.
Natürlich, ein Test mit falschen Fragen ist nix Wert, bzw kann sogar viel kaputt machen.
Ich sag ja nicht, dass der Zielgruppe irgendwelche Fragen zu stellen, ein Allheilmittel ist. Dazu gehört genauso handwerkliches Können – genau wie beim Setzen von Text. Wie wir hier oft genug sehen, wird das auch falsch gemacht. Stellt deshalb jemand generell Design in Frage?
Jörn
Es wurde ja nur das Logo bewertet (ohne irgendwelchen Kontext). Ich wage mal zu behaupten das Gestalter das besser können, und bei der Bewertung berücksichtigen. Eine ordinärer Nutzer kann das nicht (aus Mangel an Sachverstand).
Wir hatten schon Kunden, die eine Logo „solo“ (also so wie im Test) eher „zu einfach“ fanden. Im Kontext eines ganzen CDs war diese Meinung wie weggeblasen. Hier zeigte sich, das das genau der richtige Weg war.
christoph_z
die unverschämtheit besteht ja darin, dass diese brandmeyers, die das zeichen völlig unseriös schlecht testen, direkte konkurenten der verantwortlichen gestalter sind. wenn konkurrenten einen »test« durchführen, hat das nichts mit marktforschung zu tun, jedenfalls mit keiner seriösen vorstellung davon. ist ein so aggressives vorgehen gegen mitbewerber überhaupt legal?
und das hat alles gar nichts damit zu tun, ob das zeichen nun gut oder eventuell zu verbessern ist. die arbeit ist ganz sicher solider als die meisten anderen logos, die hier in der letzten zeit zu sehen waren (ruhr-hoch-irgendwas und ähnlicher vollschrott).
Herr Kleber
Hmm, ehrlich gesagt hätte ich als Befragter auch gar nicht anders gewertet. Das neue Siegel wirkt auf mich total beliebig und uninspiriert. Von Seriösität auch keine Spur. Jetzt einfach zu sagen, dass Logo müsste sich die Seriösität erst über Jahre wieder erarbeiten wundert mich bei so vielen Schriftkennern hier. Wenn eine neue Schrift erscheint kann man diese doch aus sofort als seriös, sachlich, verspielt etc. interpretieren ohne das diese erst über Jahre auf einen wirken muss (Ausnahmen bestätigen die Regel …)
Das selbe muss ein fähiger Gestalter doch auch bei einem Siegel schaffen, oder nicht?
Zudem glaube ich, dass es dem Logo im Test gut tat, dass es nicht auf der Packung getestet wurde, denn dort würde es durch die Flächenaufteilung, den vielen Farbtafeln und der kleinen spannungslosen Typo doch total untergehen ohne sich von der Gestaltung des Packagings abzuheben. Ich gebe zu es in der Anwendung auch noch nicht gesehen zu haben.
Das alte scheint mir deswegen immernoch besser, weil ich es 1. sofort erkenne (auch von weitem auf einer bunten Verpackung) und dann sofort sehe was mir wichtig ist, nämlich das Testurteil.
Jetzt kann man vielleicht am Test mäkeln, aber das Logo würde von mir nur die Note „mangelhaft“ bekommen.
formschub
Gerade bei solchen Gütezeichen wie dem Test-Logo kommt der Punkt von Jörn extrem zum Tragen. Hier muss sich das Design nicht nur in ein dazu passendes CD einfügen, sondern auf Packungen, in Anzeigen und Fernsehspots neben jeder Menge völlig eigenständiger anderer Gestaltungselemente stehen (und sich behaupten, ohne sich aufzudrängen). Insofern finde ich die großflächigere, farblich dominantere neue Version, auch mit dem flexiblen Farbsystem für die Testsparten einen guten Schritt in die richtige Richtung.
Auf der Website von test.de kann man unter „Presse“ > „Pressemitteilungen“ eine PDF-Broschüre zum neuen Design herunterladen.
thomas | BFA
und woher wollen sie es dann wissen? nein, ein logo ohne anwendung zu beurteilen ist nur halb richtig. es sollte einzeln eine gute figur machen, aber im kontext seine volle wirkung entfalten.
jamie oliver
Ich finds lustig wie hier mit Vergleichen gespielt wird:
Kommentar Nummer 8 :
Kommentar Nummer 12:
Kommentar Nummer 16:
Irgendwie scheint mir dies nicht so vergleichbar zu sein sonder es wird gerne alles in einen Topf geworfen. Dieses Gütessiegel hat doch einerseits einen Informationscharakter und andererseits die Aufgabe die Stiftung Warentest als seriöses Gütesiegel erkennbar zu machen. Und dies kann doch auch ein Laie. Niemand behauptet der Laie müsse selber handanlegen oder kreativ werden. Aber jeder Mensch hat doch eine Urteilskraft die ihn befähigen diese Fragen zu beantworten. Die sauber Arbeit soll dann der Profi übernehmen – ankommen muss es aber beim Mensch auf der Strasse. Und der darf durchaus für voll genommen werden.
Jörn
Ich denke die Menschen werden schon für voll genommen. Die Art der Umfrage lässt, wie schon erläutert, den Kontext in dem das neue Logo steht außen vor. Die Menschen beurteilen somit etwas was sie sehr selten zu sehen bekommen (das Logo solo).
Ich weiß, welche Aspekte ich in die Beurteilung einfließen lassen würde. Persönlicher Geschmack steht da sehr weit hinten. Dieser Punkt steht aber bei den „normalen“ Nutzern sicher sehr weit vorne.
Ich wage zu behaupten, das eine tiefgreifende Beschäftigung mit dem Logo bei dieser Umfrage nicht stattfindet. Wahrscheinlich ist das ganze eine eher emotionale Beurteilung. Durch die Bekanntheit des alten Logos hat dieses einen gewissen „Emotionsvorsprung“.
Und wenn schon emotional beurteilen, dann bitte im Gesamtkontext.
christoph_z
wenn kein fragesteller den befragten laien in den kopf setzt, dass man die eine version des warentest-siegels unseriöser als die andere finden kann, dürften die in aller regel einfach sagen, dass ihnen die änderungen recht schnurz sind. die harmlose layoutänderung der plakette rechtfertig ja auch wirklich kein großes aufsehen.
Peter Marquardt
Ich bin wie einige andere hier der Überzeugung, dass die richtigen Fragen von einem Designer gestellt zu einer Verbesserung eines Konzepts führen können.
Wer sich schonmal mit usability und interaction design befasst hat weiß genau, dass man nicht immer wissen kann, wie jemand unbedarftes auf eine Gestaltungsentscheidung reagieren wird. Man kann in einigen Bereichen wissen, was passieren wird, in manchen Bereichen aber auch nur mehr oder weniger stark vermuten, dass eine gewisse Reaktion eintritt. Selbst erfahrenen und guten Interaktionsdesignern passiert es dabei, dass in Nutzertests einfach Dinge überhaupt nicht so verstanden werden, wie es eigentlich geplant war.
Als Designer muss man sich ebenso eingestehen, dass man eben nicht immer bei der Zielgruppe weiß, wie ein Design aufgenommen wird. Gesunder Menschenverstand, Erfahrung und Gespür bringen einen weit, aber manchmal auch am Ziel vorbei.
Das gesagt ist allerdings absolut richtig, dass ein vorher/nachher vergleich bei Leuten, die das Alte kennen, totaler Quatsch ist. So ein Test funktioniert nur zuverlässig mit Menschen, die weder die eine noch die andere Version kennen.
Mein Fazit: Richtig gutes Design wurde (möglichst in mehreren Versionen) vor Anwendung auf einige Merkmale an echten Zielgrupplern getestet und die Gestaltung eventuell mit den Reaktionen als Input aber gestalterischem Knowhow angepasst.
P.S.: Wer sich ab und zu mal in einer Fußgängerzöne einer größeren Stadt aufhält, hat vielleicht auch schonmal angeboten bekommen, Zigaretten zu testen. Was wirklich dabei getestet wird sind unterschiedliche Packungsdesigns, bei deren Auswahl die Befragung der Testpersonen zu Geschmack der Zigarette etc. indirekt hilft.
tom
Bei dem neuen Entwurf hat man das Problem, dass die Wiedererkennbarkeit nicht gegeben ist und das es auch nicht wirklich durchdacht gestaltet ist. Beides hätte bei einem Redesign berücksichtigt werden MÜSSEN!
Dann hätte man sich die Befragung sparen können und stattdessen ein wiedererkennbares und funktionales Signet gestalten sollen. Weshalb den Farbraum ändern? Rot, Grau und Weiß hat man da ganz ohne Not geändert. Die Logo-Typo hätte mehr ans alte Design angepasst werden können. Eine serifenlose Condensed als Schrift für die Bewertung macht mehr Sinn bei so einem Siegel. Das System wie oben dargestellt funktioniert auch nicht, ohne bei der Bewertung „SEHR GUT“ die Schriftgröße zu ändern.
Mit einer gut durchdachten Gestaltung wäre Seriösität und Übergeugung ganz von selbst entstanden. Was für ein unnötiger Aufwand und was für eine Zeitverschwendung.
HD
Ich finde Tests vor einem Release immer gut – obwohl die wenigste Firmen sie wirklich stochastisch so hinkriegen, dass sie mehr als persönlichen Geschmack von ein paar Leuten verraten. Es kommt auf die Sache an, ob das immer Sinn hat. Ich habe bei einer großen Homepage-Sache, an der wir vor einigen Jahren nur programmiert haben, nicht gestaltet, einige User das Interface testen lassen und es kam relativ deutlich hervor, dass die meisten Nutzer eine ganze Strukturebene einfach nicht finden. So etwas ist wichtig.
Bei geschmäcklerischen Sachen – wie etwa einem Logo-Relaunch – ist meiner Meinung nach jedoch bei den meisten Leuten eine starke Abwehrhaltung eingebaut. Die meisten Relaunches, da bin ich sicher, würden binnen der ersten ein zwei Jahre stark abgelehnt und würde man nach acht Jahren erneut relaunchen, wäre das neue alte Logo dann schon wieder vertraut, dass die Leute für diese Variante stimmen würden. It’s the nature of the beast :-D
Alexander Hahn
hehe, schöne Diskussion. Ich muss @Christian zustimmen, sein entwurf ist viel »schneller«
JanB
Na das kennt doch betimmt jeder: Man entwickelt selbst ein Design nach allen Regeln der Kunst und legt es dem Kunden (-> Laien) vor. Der findet das alles viel zu langweilig und unemotional, will statt Helvetica lieber Comic Sans und statt den dezenten Farben lieber hippe, flippige und frische Farben!
Max
@JanB:
Was heisst nach allen Regeln der Kunst? Wenn man ein Logo gestaltet, bei dem einem alle Designer-Kollegen auf die Schulter klopfen, weil es bestimmten Regeln befolgt, hat man trotzdem nur für eine bestimmte Zielgruppe gestaltet (nämliche Designer).
Wenn jetzt ein »Normalsterblicher« (ich überspitze das hier mal) sagt, er will lieber was mit flippigen, frischen Farben und ComicSans, kann das auch einfach heissen, der bisherige Entwurf ist langweilig und sticht nicht heraus – also heisst das für den Designer: »Mehr Mut, Baby!« Und über so eine Aussage freut sich doch jeder von uns, oder? Das heisst ja nicht, dass ich es geliche total shitty gestalten muss, Mutig geht auch in schön!
Und gerade so eine Helvetica-Spielerei ist nicht mutig, und wird mit Recht so bewertet (auch wenn die genaue Fargestellung und Test-Methodik bestimmt verbesserungswürdig ist).
thomas | BFA
a) univers
b) bei einem »logo« wie hier gehts nicht um mut, sondern um vertrauen und zurückhaltung, denn es darf nicht lauter sein, als das logo des produktes.
Max
Gut, diese Diskussion könnte man ewig weiterführen – ich sage, dass so eine Siegel sehr wenig Platz auf einer Verpackung einnimmt (meistens, zumindest) und so fast gar nicht in Konkurrenz zu dem Logo und der Gestaltung des Produktes treten kann. Zudem soll es ein kaufentscheidendes Kriterium sein und darf/muss deshalb schon auffallen – für einige meiner Kunden war so ein „Sehr Gut“ oder „Gut“ eine Art Ritterschlag und damit extrem wichtig.
Abgesehen davon, mutige Gestaltung und Vetrauen schliessen sicht nicht aus – aber darum gehts bei dieser Diskussion gar nicht.
Es geht schlichtweg darum, onb ich den Verbraucher und seine Meinung ernst nehme oder ihn mangels Designausbildung eben nicht ernst nehme.
Ich bin nach wie vor der Meinung, das man den Verbraucher ernst nehmen muss. Gerade in Zeiten des Internet sind Verbraucher viel kritischer und souveräner geworden (durch mehr Information und Diskussion), die lassen sich nicht mehr alles erzählen.
Früher oder Später wird jeder merken, wie sich das Corporate Design verändern wird und nutzerzentrierter wird.
Aber es gibt wohl immer noch Designer, die sich für allwissend betrachten und nicht für (und damit auch unweigerlich mit) den Nutzer gestalten, sondern für sich selbst. Kann man so machen, ich habe einen anderen Ansatz.
Peter Marquardt
Es gibt allerdings auch selbstbezogene Designer, die genau deswegen beim Kunden gefragt sind. Grade „Designrockstars“ wie David Carson, Stefan Sagmeister oder Chip Kidd werden doch wegen ihrer eigenen Note angeheuert.
Das ist wie in jedem anderen kreativen Feld auch, sei es Filmmusik, Architektur oder Illustration: Manche wollen einen klassischen Soundtrack, ein sich ins Umfeld einfügendes Haus oder eine natürliche Illustration, andere lieber einen Soundtrack von Vangelis, ein Haus von Le Corbusier oder eine Illustration von Paul Rand.
Ob man jetzt als Designer mit oder gegen den Strom schwimmt, lieber nach den Regeln arbeitet oder sie bricht bleibt jedem selbst überlassen.
Christian
Max, ich denke, dass bei dieser Befragung nur eines herausgekommen ist: das neue test-Logo ist befremdlich, weil es noch unbekannt ist. Soziologen werden jetzt furchtbar gähnen, weil die Info keine neue ist, dass Neues meistens argwöhnisch begutachtet wird.
Du hast Recht, dass das testlogo nicht in die Verpackungsgestaltung integriert wird, sondern meistens als Kleber erscheint. Daher muss das test-logo möglichst neutral erscheinen, darf aber etwas eigenen Geschmack mitbringen. Das neue Logo tut das schon ganz gut, hat aber ein paar systematische Schwächen. Wie oben schon gesagt, muss die Schriftgröße geändert werden, sobald ein Befriedigend gegeben wird. Gerade die Note aber ist zentrale Aussage und muss eindeutig erkennbar sein.
Solche Umfragen sollen suggerieren, dass die Gestaltungsleistung ein Erfolg sein wird, weil man schöne Schlagworte wie »Nutzerorientiert« anbringen kann. Die Stiftung Warentest ist peinlich darauf bedacht, seriös zu erscheinen, aber sie hätte besser auf ihre Kommunikatoren vertrauen sollen. Diese Umfrage zeugt von kurzfristiger Strategiedenke und ängstlichem Zaudern.
Ich bin mir sicher, wenn diese Umfrage in zwei Jahren durchgeführt würde, käme genau das gleiche Logo besser an und wäre seriös und vertrauenswürdig aufgeladen.
Tanja
Interessant wäre es auch zu sehen, wie das Siegel bei Produkten aussieht, die mit »befriedigend« oder »mangelhaft« bewertet worden sind. Diese Aufteilung, Schriftgröße etc. funktioniert ja nur bei »gut«.
Tanja
ok, habe gerade gelesen, dass es diese Bedenken weiter oben schon gab … sorry
thomas | BFA
wobei christians lösung (s.o.) vielleicht etwas breit ist.
dann sollte man wohl auf eine condensed-variante zurückgreifen, dann würde es schmaler ausfallen.
Christian
oder ne Schrift nehmen, die schmaler läuft, Unit oder Fago oder sowas. Ich hab gehört, dass es viele verschiedene Schriften geben soll :-)
thomas | BFA
musst du das verraten christian. das war doch ein insider :-D
robertmichael
gibt es den hersteller die den ‚befriedigend-aufkleber‘ auf ihr produkt kleben? dann doch lieber schweigen und nix draufkleben, oder? ok, bei vibratoren könnte der aufkleber vielleicht noch zu einem kaufreiz führen ;) aber ‚mangelhaft‘ verwendet doch sicherlich keiner.
Jürgen
Richtig, Robert: Es ist nur »sehr gut« und »gut« im Einsatz. Alles andere hat keine positive Werbekraft. Selbst von von 30 Produkten 29 Mangelhaft sind und eines befriedigend, würde ich das nicht auf der Packung meines befriedigenden Produktes mittels Siegel betonen..
Tanja
ok, wenn das Siegel nur zur Werbung dient und nicht in den Heften oder sonstwo verwendet wird, ist das logisch. Ihr habt mich überzeugt :-)
robertmichael
jürgen, auch nicht wenn es ein vibrator ist? ;)
stiftung warentest urteil: befriedigend!
von 50 getesteten hausfrauen bekamen 15 mehrere höhepunkte.
matthias
also ich stehe neuem grundsätzlich sehr offen gegenüber. allerdings ist dies ein fall vom berühmten verschlimmbessern.
bei dem alten siegel viel zuerst die bewertung und damit das wichtigste ins auge. die farbgestaltung und anordnung der einzelnen elemente verriet auch bei ungenauem hinsehen, dass es sich um die stiftung warentest handelte.
das alte siegel war aus meiner sicht nicht antiquiert und/oder unzeitgemäß. gewisse dinge sollten beständigkeit in dieser schnelllebigen welt haben. gerade dinge, die dem käufer qualität und seriösität vermitteln sollen und diesen status bereits haben. warum also ändern? damit man jung und hipp ist?
mit christians überarbeiteter variante könnte ich mich da schon eher anfreunden. weil ganz einfach die bewertung auf den ersten blick sichtbar ist.
Jürgen
Interessanterweise kann die Stiftung Warentest auf eine Allensbach-Befragung verweisen (ebenfalls 1000 Teilnehmer), nach der ihr Redesign inklusive dem neu gestalteten Qualitätssiegel ganz hervorragend beim Verbraucher ankommt. Fazit: Befragungen bestätigen immer den, der sie in Auftrag gibt und kosten unnötig viel Geld.
Tom
Ich gehe mit @formschub konform, das zuviel getest wird, was nicht wirklich sein muss. Manche Dinge/Designs/Produkte werden doch auch deshalb gekauft, weil sie über Jahre hinweg sich ohne große Anpassungen an den Markt bewährt haben.
Gruss Tom