»Mangelhaft« für neues Warentest-Siegel oder …

… Wie sinn­voll sind Designbefragungen beim Verbraucher?

von Fontblog, Berlin

Vor einem Monat haben wir im Fontblog das Redesign der Stiftung Warentest disku­tiert (Stiftung Warentest mit neuem Corporate Design), das aus Sicht der Experten »gewöh­nungs­be­dürftig«, »mutig« aber auch als »profes­sio­nell« bewertet wurde. Nun hat sich die Hamburger Brandmeyer Markenberatung das über­ar­bei­tete Testsiegel vorge­nommen, das in Zukunft die Verpackungen »guter« Produkte tragen sollen. Dazu führte man eine Umfrage unter 1000 Verbrauchern durch, also Design-Laien (das Testergebnis als Word-Datei). So gesehen über­rascht es nicht, dass »nur 15 Prozent den neuen Entwurf seriöser, vertrau­ens­wür­diger und über­zeu­gender« finden. »Mehr als 75 Prozent plädieren für das alte Zeichen.«

Hätte man vor 5 Jahren 1000 Bürger gefragt, ob sie die neuen Euroscheine seriös, vertrau­ens­würdig und über­zeu­gend fänden, das Ergebnis wäre ähnlich »mangel­haft« gewesen. Eine »Markenberatung« sollte berück­sich­tigen, dass man sich die Attribute »seriös«, »vertrau­ens­würdig« und »über­zeu­gend« verdienen muss. So gesehen kann ein neu vorge­stelltes Design, eine neue Marke, ein neues Produkt in diesen Punkten nie gegen ein seit Jahrzehnten einge­führten Design/Marke/Produkt bestehen. Verbraucher reagieren unsi­cher darauf … (Abbildung: Brandmeyer)


50 Kommentare

  1. christoph_z

    tatsäch­lich eine völlig unse­riöse pseudo-untersuchung.

    »über­zeu­gend« ohne ein »warum« sagt ja inhalt­lich erst einmal nichts. und vertrauen entsteht, wie schon gesagt, durch gewöh­nung. wer nicht völlig behäm­mert ist kann außerdem mühelos erkennen, dass die neue (immer noch klas­sisch-konser­va­tive) gestal­tung über­haupt nicht gefahr läuft, unse­riös zu wirken.

    wahr­schein­lich baut brand­meyer darauf, dass man sie mit zintzmeyer (inter­brand) verwech­selt, einer richtig guten ci-agentur.

  2. thomas | BFA

    wahn­sinn. marken made by bürger? das meinen die nicht ernst? ich finde solche umfragen zeugen von mangelnder kompe­tenz in sachen gestal­tung. aber haupt­sache eine fette rech­nung schreiben. vermut­lich sind sie auch noch stolz auf den einfall das verbraucher(schutz)-logo durch verbrau­cher testen zu lassen.

    das ist doch nun wirk­lich sonnen­klar, dass das neue durch­fällt. aber schön, das die volks­wirt­schaft auch durch solche null­num­mern am laufen gehalten wird.

    das ist eher etwas für die kate­gorie »in die tonne«.

  3. Christian

    ich finde, dass das t rechts ausblutet und die rele­vanten Informationen nicht gut struk­tu­riert sind.
    hier ein Versuch auf die Schnelle mit der Photoshopmaschine:

    http://​www​.chris​tian​buening​.de/​t​e​s​t​.​jpg

  4. Max

    wahn­sinn. marken made by bürger? das meinen die nicht ernst? ich finde solche umfragen zeugen von mangelnder kompe­tenz in sachen gestal­tung. aber haupt­sache eine fette rech­nung schreiben. vermut­lich sind sie auch noch stolz auf den einfall das verbraucher(schutz)-logo durch verbrau­cher testen zu lassen.

    Öhm… Sowas nennt man »Nutzerzentriertes Gestalten« und ist eigent­lich eine aner­kannte Methode. Der Nutzer wird bei der Gestaltung einge­bunden – dass kann am Anfang und/oder am Ende des Gestaltungsprozesses geschehen.
    Herrgott, wir gestalten FÜR die Kunden und NICHT für das eigene Ego. Was ist also falsch dran, das Design von der Zielgruppe evalu­ieren zu lassen!?

    Solche Aussagen sind für mich mal wieder ein Zeugnis dafür, wie pseudo-elitär und arro­gant mancher Gestalter unter­wegs ist.

    Mal abge­sehen davon, die konkrete Vorgehensweise hier ist natür­lich anzu­zwei­feln. Generell ist aber nichts dagegen einzu­wenden, die Nutzer zu befragen.

  5. Claudio

    Ich stimme Christian völlig zu.
    Der »Laie« (etwa ich) findet die wich­tigste Information, nämlich die Endnote, erst auf den zweiten Blick; schließ­lich gilt der erst dem farbigen, graphi­schen linken Teil und nicht der Ecke oben rechts.

    Das neue »t« sieht schick aus, erin­nert mich zunächst aber an eine »1«, so daß ich zunächst dachte, es bezöge sich auf eine sehr gute Note.

  6. Felix

    Ist ja klar, dass die Masse erstmal gegen das Neue
    und für das Alte, Vertraute ist, bloss nichts ändern.
    Das trifft doch auf so ziem­lich alle Bereiche zu, oder?

    Tatsache ist doch auch, wenn man immer alle um ihre Meinung fragen würde, hätten wir alle keinen Job mehr,
    weil kein Kunde mehr was an seinem Erscheinngsbild ändern würde…

  7. ph

    @Christian: Jetzt noch das »Stiftung Warentest« wie im alten Logo über die gesamte Breite laufen lassen und ich würde deinen Vorschlag unterschreiben ;)

    Ich finde die Zusammenfassung »1x sehr gut, 2x gut, 120x befrie­di­gend« viel aussa­ge­kräf­tiger, als eine einsame Note.

    @Max:
    Sicher ist es nicht falsch den Nutzer zu befragen, aber wie bereits mehr­fach fest­ge­stellt sind einfach die Begriffe nach denen gefragt wurde entweder völlig zusam­men­hanglos oder für ein neues Logo ziem­lich sinnfrei.

    Außerdem frage ich mich, wenn sowieso hinterher der Kunde den Entwurf macht, wieso ich jahre­lang studiere, zig Gestaltungsbücher wälze, mich ständig über die neusten Trends informiere.
    Goldener Schnitt, Laufweite, Kontrast, Lesegewohnheiten usw. usf. kennt der Laie nicht.

    Wenn ein Gestalter mit deinen Argumenten kommt hat er wohl selbst nicht begriffen, dass auch Gestaltung ein Handwerk ist, das es zu erlernen gilt und bei dem der Kunde eben nicht »mal eben in der Umfrage« entschei­denden Senf dazu abgeben kann.

    Wenn man schon »nutzer­zen­triert gestaltet« dann sollte man auch Fragen stellen, die auswert­bare Antworten ergeben.

  8. formschub

    Ich selbst bin, bei allem guten Willen, der viel­leicht seitens der Initiatoren dahin­ter­steckt, persön­lich langsam etwas umfra­ge­müde. Überall wird getestet, erhoben, befragt und daraufhin Maßnahmen ergriffen oder Postulate erstellt, die sich im Nachhinein oft mehr als frag­würdig heraus­stellen oder sogar das phophe­zeite Resultat über­haupt erst herbei­führen. Wie viele Hollywoodfilme wurden nach Testvorführungen aufgrund nega­tiver Beurteilungen des ausge­suchten Publikums – oft gegen den Willen der Regisseure – umge­schnitten oder mit alter­na­tiven Enden versehen? Und zwei Jahre später enthüllt der Director’s Cut auf DVD, wie sehr viele Filme darunter gelitten haben. Ebenso die regel­mäs­sigen Konjunkturprognosen vom Ifo-Institut und ZEW: Wider Erwarten schwanken die erho­benen Stimmungsbilder regel­mäßig hoch oder runter und werden durch die Medien posaunt. Ich will nicht wissen, wie viel der Zukunftsangst mancher Menschen aufs Konto solcher Umfragen geht und ihr Vertrauen in die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten schmä­lert. Kampagnen werden getestet, in zahl­losen Anzeigen bestä­tigen zig-undachtzig Prozent der Befragten (meist nur ein paar Dutzend, wie man im Kleingedruckten liest) die verjün­gende Wirkung irgend­wel­cher Faltencremes, am Sonntag wird gefragt, wer gewönne, wenn Bundestagswahl gewesen wäre und so weiter und so fort. Ich jeden­falls wünsche mir vermehrt ein biss­chen mehr gelebtes als befragtes Leben. Lieber im Nachhinein über Kontroverses disku­tieren und daraus lernen, als ständig alles von vorn­herein zu main­streamen. Und es ist mir egal, was nun even­tu­elle Umfragen zu dieser meiner Meinung ergeben.
    Das test-Logo übri­gens find’ ich ganz nett.

  9. HCL

    @formschub: oh ja! mir aus dem herzen geredet!

  10. jamie oliver

    Es lohnt sich sicher die Menschen zu fragen die später damit zu tun haben. Für die wirds ja auch gemacht. Vielleicht sollte man aber einfach die rich­tigen Fragen stellen?

    Das Cailler Schokoladen Verpackungs Debakel hat ziem­lich gut gezeigt was passiert wenn man elitär über die Bedürfnisse hinaus desi­gned. Trotz Stararchitekt Jean Nouvel wurde die Neulancierung ein Millionenschwerer Verlust.

  11. thomas | BFA

    max: meinst du nicht, dass KMS-Team für den benutzer dieses zeichens gear­beitet haben?

    ich vermute hinter diese umfrage, etwas völlig anderes. nämlich die eben durch diese umfrage unter­mau­erte aussage, dass KMS nicht sauber gear­beitet haben und nun brand­meyer selber rann wollen.

    sie haben das logo als reines logo im vergleich ange­boten und NICHT in der anwen­dung auf einer verpa­ckung. nur DORT wird es auftau­chen. alleine dieser ansatz ist zweifelhaft.

    das alte logo stand nach angabe von brand­meyer vierzig jahre lang für getes­tete produkte. es ist also mit sicher­heit »visuell bekannt« als zeichen des vertrauens.
    ändert man das, muss man, wie jürgen sagt, das vertrauen erst wieder aufbauen.

    ich halte solche tests wirk­lich für ziem­li­chen unfug, vorallem, wenn sie so an einer anwen­dung und einer eigent­li­chen frage­stel­lung vorbei gehen.

  12. Jürgen

    Glaubt Ihr, Mercedes käme irgend­wann mal auf die Idee, vor der Entwicklung eines Motors die poten­ti­ellen Kunden zu befragen, wie sie ihn konstru­ieren würden? Na ja … desi­gnen kann ja jeder, der einen PC zu Hause stehen hat.
    Wegweisende Produkte und Neues entsteht aus der Schaffenskraft einzelner und nicht als gemein­schaft­li­ches Werk: Buchdruck, Auto, Walkman, iPhone … und erst recht Kinofilme.

  13. Jürgen

    Ich glaube, dieser Beitrag wir heute unser Designdiskurs … eigent­lich hatte ich gar kein Thema … werde den Beitrag jetzt in eine andere (Schublade) Kategorie legen.

  14. Christian

    Ich bin mir sicher, dass es möglich ist, einen Test zu entwi­ckeln, der genau das gegen­tei­lige Ergebnis bringt, nämlich dass das neue Logo vertrau­ens­wür­diger ist. Statt Gestaltungsargumente gelten zu lassen, werden Nebenschauplätze eröffnet. Die Geschäftsführung hat wohl nicht viel Vertrauen in ihre Kommunikatoren gehabt.

  15. formschub

    Eben in der Mittagspause zu dem Thema weiter­dis­ku­tiert, dabei entstand eine schöne pola­ri­sie­rende Metapher:

    Tests sind Meinungsparavents für Feiglinge.

    Gilt viel­leicht nicht für alle Tests, aber nach meiner Erfahrung für viele, die in starren Hierarchien und/oder Entscheidergremien initi­iert werden. Kann man sich schön hinter verstecken.

  16. Max

    Okay, die Diskussion hat 2 Themen: Einmal ob die Vorgehensweise von brand­meyer sinn­voll war – ich denke hier gibt es sicher­lich berech­tigte Kritik.
    Das andere Thema ist es, ob man Nutzer in die Gestaltung einbindet. Und mit Einbindung ist nicht gemeint, dass ein Nutzer das Endprodukt gestaltet, sondern ihn konzep­tio­nell einzu­binden, seine Bedürfnisse und seine Vorlieben zu erforschen.

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das Apple beim iPhone nicht einen Nutzer befragt hat, um die Interaktions-Metaphern zu zu finden oder um das Interface zu evaluieren.

    Klar, Mercedes wird nie die Kunden Fragen, wie sie einen Motor zu konstru­ieren haben – aber sie werden ganz gewiss fragen, was den Leuten wichtig ist (Ansprechverhalten, Geräusche).

    Der Designer wird mit seinem typo­gra­fi­schen, gestal­te­ri­schen und tech­ni­schen Wissen dadurch nicht unwich­tiger. Um die Zielgruppe aber tief­gründig zu VERSTEHEN muss er sie in den Gestaltungsprozess einbinden.
    Es geht nicht darum ein fertiges Produkt vom Kunden zu kriegen, sondern nur, um Anregungen zu finden – entweder wie man vorgeht, oder ob das, was man gemacht hat, der Zielgruppe gefällt.
    Das stellt hohe Anforderungen an die Vorgehensweise und das ist hier nicht gut gemacht worden.

    Aber gene­rell zu sagen, dass wegwei­sende Produkte nur aus der Schaffenskraft Einzelner enstehen – das finde ich schlichtweg falsch.

  17. Jürgen

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das Apple beim iPhone nicht einen Nutzer befragt hat, um die Interaktions-Metaphern zu finden oder um das Interface zu evaluieren.

    Bitte lasst uns unter­scheiden zwischen Testen und Entwickeln. Und dann gibt es noch Tests mit den falschen Fragen …

  18. Frank Rausch

    Ich zitiere meinen ehema­ligen Marketing-Prof:
    »Die Zielgruppe kann nicht stra­te­gisch denken.«

  19. Jörn

    Ich denke Nutzer werden ständig in die Arbeit mit einbe­zogen. Jedoch werden Sie dazu nicht jedesmal einzeln befragt. Man muss aufpassen das man nicht nur „Design für Designer“ macht, sondern für Nutzer. Das heißt aber nicht, das der Nutzer bei der Gestaltung direktes Mitspracherecht hat. Er wird (jeden­falls bei uns) schon in der Konzeption/Analyse berücksichtigt.

    Was die Studie nicht berück­sich­tigt, ist wie weiter oben schon beschrieben die Anwendung des Logos und die noch zu voll­zie­hende Aufladung mit den Markenwerten. Aus der Pressemeldung läßt sicher aller­dings auch sehr schwer nach­voll­ziehen, wie die Fragestellung genau lautete. Man kann eine Umfrage schon durch die Fragestellung mani­pu­lieren, wenn man Interesse daran hat. (was ich mal nicht unter­stellen möchte).

  20. Max

    Hm.. Ist ein Test nicht Teil des Entwicklungsprozesses? Zumindest sehe ich das so. Meine Designprofessorin nannte das »itera­tive Optimierung«.

    Natürlich, ein Test mit falschen Fragen ist nix Wert, bzw kann sogar viel kaputt machen.

    Ich sag ja nicht, dass der Zielgruppe irgend­welche Fragen zu stellen, ein Allheilmittel ist. Dazu gehört genauso hand­werk­li­ches Können – genau wie beim Setzen von Text. Wie wir hier oft genug sehen, wird das auch falsch gemacht. Stellt deshalb jemand gene­rell Design in Frage?

  21. Jörn

    Es wurde ja nur das Logo bewertet (ohne irgend­wel­chen Kontext). Ich wage mal zu behaupten das Gestalter das besser können, und bei der Bewertung berück­sich­tigen. Eine ordi­närer Nutzer kann das nicht (aus Mangel an Sachverstand).

    Wir hatten schon Kunden, die eine Logo „solo“ (also so wie im Test) eher „zu einfach“ fanden. Im Kontext eines ganzen CDs war diese Meinung wie wegge­blasen. Hier zeigte sich, das das genau der rich­tige Weg war.

  22. christoph_z

    die unver­schämt­heit besteht ja darin, dass diese brand­meyers, die das zeichen völlig unse­riös schlecht testen, direkte konku­renten der verant­wort­li­chen gestalter sind. wenn konkur­renten einen »test« durch­führen, hat das nichts mit markt­for­schung zu tun, jeden­falls mit keiner seriösen vorstel­lung davon. ist ein so aggres­sives vorgehen gegen mitbe­werber über­haupt legal?

    und das hat alles gar nichts damit zu tun, ob das zeichen nun gut oder even­tuell zu verbes­sern ist. die arbeit ist ganz sicher solider als die meisten anderen logos, die hier in der letzten zeit zu sehen waren (ruhr-hoch-irgendwas und ähnli­cher vollschrott).

  23. Herr Kleber

    Hmm, ehrlich gesagt hätte ich als Befragter auch gar nicht anders gewertet. Das neue Siegel wirkt auf mich total beliebig und unin­spi­riert. Von Seriösität auch keine Spur. Jetzt einfach zu sagen, dass Logo müsste sich die Seriösität erst über Jahre wieder erar­beiten wundert mich bei so vielen Schriftkennern hier. Wenn eine neue Schrift erscheint kann man diese doch aus sofort als seriös, sach­lich, verspielt etc. inter­pre­tieren ohne das diese erst über Jahre auf einen wirken muss (Ausnahmen bestä­tigen die Regel …)
    Das selbe muss ein fähiger Gestalter doch auch bei einem Siegel schaffen, oder nicht?

    Zudem glaube ich, dass es dem Logo im Test gut tat, dass es nicht auf der Packung getestet wurde, denn dort würde es durch die Flächenaufteilung, den vielen Farbtafeln und der kleinen span­nungs­losen Typo doch total unter­gehen ohne sich von der Gestaltung des Packagings abzu­heben. Ich gebe zu es in der Anwendung auch noch nicht gesehen zu haben.
    Das alte scheint mir deswegen immer­noch besser, weil ich es 1. sofort erkenne (auch von weitem auf einer bunten Verpackung) und dann sofort sehe was mir wichtig ist, nämlich das Testurteil.

    Jetzt kann man viel­leicht am Test mäkeln, aber das Logo würde von mir nur die Note „mangel­haft“ bekommen.

  24. formschub

    Gerade bei solchen Gütezeichen wie dem Test-Logo kommt der Punkt von Jörn extrem zum Tragen. Hier muss sich das Design nicht nur in ein dazu passendes CD einfügen, sondern auf Packungen, in Anzeigen und Fernsehspots neben jeder Menge völlig eigen­stän­diger anderer Gestaltungselemente stehen (und sich behaupten, ohne sich aufzu­drängen). Insofern finde ich die groß­flä­chi­gere, farb­lich domi­nan­tere neue Version, auch mit dem flexi­blen Farbsystem für die Testsparten einen guten Schritt in die rich­tige Richtung.

    Auf der Website von test​.de kann man unter „Presse“ > „Pressemitteilungen“ eine PDF-Broschüre zum neuen Design herunterladen.

  25. thomas | BFA

    Ich gebe zu es in der Anwendung auch noch nicht gesehen zu haben.

    und woher wollen sie es dann wissen? nein, ein logo ohne anwen­dung zu beur­teilen ist nur halb richtig. es sollte einzeln eine gute figur machen, aber im kontext seine volle wirkung entfalten.

  26. jamie oliver

    Ich finds lustig wie hier mit Vergleichen gespielt wird:

    Kommentar Nummer 8 : 

    Wie viele Hollywoodfilme wurden nach Testvorführungen aufgrund nega­tiver Beurteilungen des ausge­suchten Publikums – oft gegen den Willen der Regisseure – umge­schnitten oder mit alter­na­tiven Enden versehen? Und zwei Jahre später enthüllt der Director’s Cut auf DVD, wie sehr viele Filme darunter gelitten haben. 

    Kommentar Nummer 12: 

    Glaubt Ihr, Mercedes käme irgend­wann mal auf die Idee, vor der Entwicklung eines Motors die poten­ti­ellen Kunden zu befragen, wie sie ihn konstru­ieren würden?

    Kommentar Nummer 16: 

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das Apple beim iPhone nicht einen Nutzer befragt hat, um die Interaktions-Metaphern zu zu finden oder um das Interface zu evaluieren. 

    Irgendwie scheint mir dies nicht so vergleichbar zu sein sonder es wird gerne alles in einen Topf geworfen. Dieses Gütessiegel hat doch einer­seits einen Informationscharakter und ande­rer­seits die Aufgabe die Stiftung Warentest als seriöses Gütesiegel erkennbar zu machen. Und dies kann doch auch ein Laie. Niemand behauptet der Laie müsse selber hand­an­legen oder kreativ werden. Aber jeder Mensch hat doch eine Urteilskraft die ihn befä­higen diese Fragen zu beant­worten. Die sauber Arbeit soll dann der Profi über­nehmen – ankommen muss es aber beim Mensch auf der Strasse. Und der darf durchaus für voll genommen werden.

  27. Jörn

    Ich denke die Menschen werden schon für voll genommen. Die Art der Umfrage lässt, wie schon erläu­tert, den Kontext in dem das neue Logo steht außen vor. Die Menschen beur­teilen somit etwas was sie sehr selten zu sehen bekommen (das Logo solo).

    Ich weiß, welche Aspekte ich in die Beurteilung einfließen lassen würde. Persönlicher Geschmack steht da sehr weit hinten. Dieser Punkt steht aber bei den „normalen“ Nutzern sicher sehr weit vorne.

    Ich wage zu behaupten, das eine tief­grei­fende Beschäftigung mit dem Logo bei dieser Umfrage nicht statt­findet. Wahrscheinlich ist das ganze eine eher emotio­nale Beurteilung. Durch die Bekanntheit des alten Logos hat dieses einen gewissen „Emotionsvorsprung“.

    Und wenn schon emotional beur­teilen, dann bitte im Gesamtkontext.

  28. christoph_z

    wenn kein frage­steller den befragten laien in den kopf setzt, dass man die eine version des waren­test-siegels unse­riöser als die andere finden kann, dürften die in aller regel einfach sagen, dass ihnen die ände­rungen recht schnurz sind. die harm­lose layout­än­de­rung der plakette recht­fertig ja auch wirk­lich kein großes aufsehen.

  29. Peter Marquardt

    Ich bin wie einige andere hier der Überzeugung, dass die rich­tigen Fragen von einem Designer gestellt zu einer Verbesserung eines Konzepts führen können.

    Wer sich schonmal mit usabi­lity und inter­ac­tion design befasst hat weiß genau, dass man nicht immer wissen kann, wie jemand unbe­darftes auf eine Gestaltungsentscheidung reagieren wird. Man kann in einigen Bereichen wissen, was passieren wird, in manchen Bereichen aber auch nur mehr oder weniger stark vermuten, dass eine gewisse Reaktion eintritt. Selbst erfah­renen und guten Interaktionsdesignern passiert es dabei, dass in Nutzertests einfach Dinge über­haupt nicht so verstanden werden, wie es eigent­lich geplant war.

    Als Designer muss man sich ebenso einge­stehen, dass man eben nicht immer bei der Zielgruppe weiß, wie ein Design aufge­nommen wird. Gesunder Menschenverstand, Erfahrung und Gespür bringen einen weit, aber manchmal auch am Ziel vorbei.

    Das gesagt ist aller­dings absolut richtig, dass ein vorher/nachher vergleich bei Leuten, die das Alte kennen, totaler Quatsch ist. So ein Test funk­tio­niert nur zuver­lässig mit Menschen, die weder die eine noch die andere Version kennen.

    Mein Fazit: Richtig gutes Design wurde (möglichst in mehreren Versionen) vor Anwendung auf einige Merkmale an echten Zielgrupplern getestet und die Gestaltung even­tuell mit den Reaktionen als Input aber gestal­te­ri­schem Knowhow angepasst.

    P.S.: Wer sich ab und zu mal in einer Fußgängerzöne einer größeren Stadt aufhält, hat viel­leicht auch schonmal ange­boten bekommen, Zigaretten zu testen. Was wirk­lich dabei getestet wird sind unter­schied­liche Packungsdesigns, bei deren Auswahl die Befragung der Testpersonen zu Geschmack der Zigarette etc. indi­rekt hilft.

  30. tom

    Bei dem neuen Entwurf hat man das Problem, dass die Wiedererkennbarkeit nicht gegeben ist und das es auch nicht wirk­lich durch­dacht gestaltet ist. Beides hätte bei einem Redesign berück­sich­tigt werden MÜSSEN!

    Dann hätte man sich die Befragung sparen können und statt­dessen ein wieder­erkenn­bares und funk­tio­nales Signet gestalten sollen. Weshalb den Farbraum ändern? Rot, Grau und Weiß hat man da ganz ohne Not geän­dert. Die Logo-Typo hätte mehr ans alte Design ange­passt werden können. Eine seri­fen­lose Condensed als Schrift für die Bewertung macht mehr Sinn bei so einem Siegel. Das System wie oben darge­stellt funk­tio­niert auch nicht, ohne bei der Bewertung „SEHR GUT“ die Schriftgröße zu ändern.

    Mit einer gut durch­dachten Gestaltung wäre Seriösität und Übergeugung ganz von selbst entstanden. Was für ein unnö­tiger Aufwand und was für eine Zeitverschwendung.

  31. HD

    Ich finde Tests vor einem Release immer gut – obwohl die wenigste Firmen sie wirk­lich stochas­tisch so hinkriegen, dass sie mehr als persön­li­chen Geschmack von ein paar Leuten verraten. Es kommt auf die Sache an, ob das immer Sinn hat. Ich habe bei einer großen Homepage-Sache, an der wir vor einigen Jahren nur program­miert haben, nicht gestaltet, einige User das Interface testen lassen und es kam relativ deut­lich hervor, dass die meisten Nutzer eine ganze Strukturebene einfach nicht finden. So etwas ist wichtig.

    Bei geschmäck­le­ri­schen Sachen – wie etwa einem Logo-Relaunch – ist meiner Meinung nach jedoch bei den meisten Leuten eine starke Abwehrhaltung einge­baut. Die meisten Relaunches, da bin ich sicher, würden binnen der ersten ein zwei Jahre stark abge­lehnt und würde man nach acht Jahren erneut relaun­chen, wäre das neue alte Logo dann schon wieder vertraut, dass die Leute für diese Variante stimmen würden. It’s the nature of the beast :-D

  32. Alexander Hahn

    hehe, schöne Diskussion. Ich muss @Christian zustimmen, sein entwurf ist viel »schneller«

  33. JanB

    Na das kennt doch betimmt jeder: Man entwi­ckelt selbst ein Design nach allen Regeln der Kunst und legt es dem Kunden (-> Laien) vor. Der findet das alles viel zu lang­weilig und unemo­tional, will statt Helvetica lieber Comic Sans und statt den dezenten Farben lieber hippe, flip­pige und frische Farben!

  34. Max

    @JanB:
    Was heisst nach allen Regeln der Kunst? Wenn man ein Logo gestaltet, bei dem einem alle Designer-Kollegen auf die Schulter klopfen, weil es bestimmten Regeln befolgt, hat man trotzdem nur für eine bestimmte Zielgruppe gestaltet (nämliche Designer).
    Wenn jetzt ein »Normalsterblicher« (ich über­spitze das hier mal) sagt, er will lieber was mit flip­pigen, frischen Farben und ComicSans, kann das auch einfach heissen, der bishe­rige Entwurf ist lang­weilig und sticht nicht heraus – also heisst das für den Designer: »Mehr Mut, Baby!« Und über so eine Aussage freut sich doch jeder von uns, oder? Das heisst ja nicht, dass ich es geliche total shitty gestalten muss, Mutig geht auch in schön!

    Und gerade so eine Helvetica-Spielerei ist nicht mutig, und wird mit Recht so bewertet (auch wenn die genaue Fargestellung und Test-Methodik bestimmt verbes­se­rungs­würdig ist).

  35. thomas | BFA

    a) univers
    b) bei einem »logo« wie hier gehts nicht um mut, sondern um vertrauen und zurück­hal­tung, denn es darf nicht lauter sein, als das logo des produktes.

  36. Max

    Gut, diese Diskussion könnte man ewig weiter­führen – ich sage, dass so eine Siegel sehr wenig Platz auf einer Verpackung einnimmt (meis­tens, zumin­dest) und so fast gar nicht in Konkurrenz zu dem Logo und der Gestaltung des Produktes treten kann. Zudem soll es ein kauf­ent­schei­dendes Kriterium sein und darf/muss deshalb schon auffallen – für einige meiner Kunden war so ein „Sehr Gut“ oder „Gut“ eine Art Ritterschlag und damit extrem wichtig.
    Abgesehen davon, mutige Gestaltung und Vetrauen schliessen sicht nicht aus – aber darum gehts bei dieser Diskussion gar nicht.
    Es geht schlichtweg darum, onb ich den Verbraucher und seine Meinung ernst nehme oder ihn mangels Designausbildung eben nicht ernst nehme.
    Ich bin nach wie vor der Meinung, das man den Verbraucher ernst nehmen muss. Gerade in Zeiten des Internet sind Verbraucher viel kriti­scher und souve­räner geworden (durch mehr Information und Diskussion), die lassen sich nicht mehr alles erzählen.
    Früher oder Später wird jeder merken, wie sich das Corporate Design verän­dern wird und nutzer­zen­trierter wird.

    Aber es gibt wohl immer noch Designer, die sich für allwis­send betrachten und nicht für (und damit auch unwei­ger­lich mit) den Nutzer gestalten, sondern für sich selbst. Kann man so machen, ich habe einen anderen Ansatz.

  37. Peter Marquardt

    Es gibt aller­dings auch selbst­be­zo­gene Designer, die genau deswegen beim Kunden gefragt sind. Grade „Designrockstars“ wie David Carson, Stefan Sagmeister oder Chip Kidd werden doch wegen ihrer eigenen Note angeheuert.

    Das ist wie in jedem anderen krea­tiven Feld auch, sei es Filmmusik, Architektur oder Illustration: Manche wollen einen klas­si­schen Soundtrack, ein sich ins Umfeld einfü­gendes Haus oder eine natür­liche Illustration, andere lieber einen Soundtrack von Vangelis, ein Haus von Le Corbusier oder eine Illustration von Paul Rand.

    Ob man jetzt als Designer mit oder gegen den Strom schwimmt, lieber nach den Regeln arbeitet oder sie bricht bleibt jedem selbst überlassen.

  38. Christian

    Max, ich denke, dass bei dieser Befragung nur eines heraus­ge­kommen ist: das neue test-Logo ist befremd­lich, weil es noch unbe­kannt ist. Soziologen werden jetzt furchtbar gähnen, weil die Info keine neue ist, dass Neues meis­tens argwöh­nisch begut­achtet wird.

    Du hast Recht, dass das test­logo nicht in die Verpackungsgestaltung inte­griert wird, sondern meis­tens als Kleber erscheint. Daher muss das test-logo möglichst neutral erscheinen, darf aber etwas eigenen Geschmack mitbringen. Das neue Logo tut das schon ganz gut, hat aber ein paar syste­ma­ti­sche Schwächen. Wie oben schon gesagt, muss die Schriftgröße geän­dert werden, sobald ein Befriedigend gegeben wird. Gerade die Note aber ist zentrale Aussage und muss eindeutig erkennbar sein.

    Solche Umfragen sollen sugge­rieren, dass die Gestaltungsleistung ein Erfolg sein wird, weil man schöne Schlagworte wie »Nutzerorientiert« anbringen kann. Die Stiftung Warentest ist pein­lich darauf bedacht, seriös zu erscheinen, aber sie hätte besser auf ihre Kommunikatoren vertrauen sollen. Diese Umfrage zeugt von kurz­fris­tiger Strategiedenke und ängst­li­chem Zaudern.

    Ich bin mir sicher, wenn diese Umfrage in zwei Jahren durch­ge­führt würde, käme genau das gleiche Logo besser an und wäre seriös und vertrau­ens­würdig aufgeladen.

  39. Tanja

    Interessant wäre es auch zu sehen, wie das Siegel bei Produkten aussieht, die mit »befrie­di­gend« oder »mangel­haft« bewertet worden sind. Diese Aufteilung, Schriftgröße etc. funk­tio­niert ja nur bei »gut«.

  40. Tanja

    ok, habe gerade gelesen, dass es diese Bedenken weiter oben schon gab … sorry

  41. thomas | BFA

    wobei chris­tians lösung (s.o.) viel­leicht etwas breit ist.
    dann sollte man wohl auf eine condensed-vari­ante zurück­greifen, dann würde es schmaler ausfallen.

  42. Christian

    oder ne Schrift nehmen, die schmaler läuft, Unit oder Fago oder sowas. Ich hab gehört, dass es viele verschie­dene Schriften geben soll :-)

  43. thomas | BFA

    musst du das verraten chris­tian. das war doch ein insider :-D

  44. robertmichael

    gibt es den hersteller die den ‚befrie­di­gend-aufkleber‘ auf ihr produkt kleben? dann doch lieber schweigen und nix drauf­kleben, oder? ok, bei vibra­toren könnte der aufkleber viel­leicht noch zu einem kauf­reiz führen ;) aber ‚mangel­haft‘ verwendet doch sicher­lich keiner.

  45. Jürgen

    Richtig, Robert: Es ist nur »sehr gut« und »gut« im Einsatz. Alles andere hat keine posi­tive Werbekraft. Selbst von von 30 Produkten 29 Mangelhaft sind und eines befrie­di­gend, würde ich das nicht auf der Packung meines befrie­di­genden Produktes mittels Siegel betonen..

  46. Tanja

    ok, wenn das Siegel nur zur Werbung dient und nicht in den Heften oder sonstwo verwendet wird, ist das logisch. Ihr habt mich überzeugt :-)

  47. robertmichael

    jürgen, auch nicht wenn es ein vibrator ist? ;)

    stif­tung waren­test urteil: befriedigend!
    von 50 getes­teten haus­frauen bekamen 15 mehrere höhepunkte.

  48. matthias

    also ich stehe neuem grund­sätz­lich sehr offen gegen­über. aller­dings ist dies ein fall vom berühmten verschlimmbessern.

    bei dem alten siegel viel zuerst die bewer­tung und damit das wich­tigste ins auge. die farb­ge­stal­tung und anord­nung der einzelnen elemente verriet auch bei unge­nauem hinsehen, dass es sich um die stif­tung waren­test handelte.

    das alte siegel war aus meiner sicht nicht anti­quiert und/oder unzeit­gemäß. gewisse dinge sollten bestän­dig­keit in dieser schnell­le­bigen welt haben. gerade dinge, die dem käufer qualität und seriö­sität vermit­teln sollen und diesen status bereits haben. warum also ändern? damit man jung und hipp ist?

    mit chris­tians über­ar­bei­teter vari­ante könnte ich mich da schon eher anfreunden. weil ganz einfach die bewer­tung auf den ersten blick sichtbar ist.

  49. Jürgen

    Interessanterweise kann die Stiftung Warentest auf eine Allensbach-Befragung verweisen (eben­falls 1000 Teilnehmer), nach der ihr Redesign inklu­sive dem neu gestal­teten Qualitätssiegel ganz hervor­ra­gend beim Verbraucher ankommt. Fazit: Befragungen bestä­tigen immer den, der sie in Auftrag gibt und kosten unnötig viel Geld.

  50. Tom

    Ich gehe mit @formschub konform, das zuviel getest wird, was nicht wirk­lich sein muss. Manche Dinge/Designs/Produkte werden doch auch deshalb gekauft, weil sie über Jahre hinweg sich ohne große Anpassungen an den Markt bewährt haben.

    Gruss Tom

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