Louis Vuitton zitiert Love (and Peace)
Die 1966 erstmals entstandene Serigrafie aus den Buchstaben L O V E wurde im Jahr darauf zum Markenzeichen der Hippie-Generation: 4 rote Buchstaben (Clarendon) paarweise übereinander gestapelt, das O um 45° gekippt und dies alles psychedelisch koloriert ins Quadrat gesetzt. Der Pop-Künstler Robert Indiana (eigentlich Robert Clark) schuf jene Ikone, die es nicht nur (als Skulptur) in den öffentlichen Raum amerikanischer Großstädte, sondern auch auf eine Briefmarke der US-Post geschafft hat.
Vierzig Jahre nach dem Summer of Love usurpiert der größte Luxuskonzern des Planeten unser Symbol der »freien Liebe«. Dem Mode-Hersteller Luis Vuitton ist aufgefallen, dass 50 % des LOVE-Emblems sowieso identisch sind mit den seit Jahrzehnten penetrant gepflegten Initialen VL. Also fügte ihr Haus-Designer Marc Jacobs einfach die fehlenden Silber- und Gold-Kursivlettern E und O zum VL hinzu, und fertig ist das Symbol für den Sommer 2007.
»That’s Love« heißt die aktuelle Louis-Vuitton-Kollektion von Marc Jacobs. Der einstige Rebell übernahm 1997 die Position des Kreativdirektors in dem Traditionshaus, das bis dahin nur für seine Taschen bekannt war. Mit seiner überaus erfolgreichen Prêt-à-porter-Linie revolutionierte er das Image des Hauses, das seitdem zur Riege der großen Designerlabels gehört.
Die taz findet den Raubzug gar nicht verwerflich: »… Marc Jacobs (eignet sich) Indianas LOVE auf so ästhetisch subtile und ungeheuer respektvolle Weise an, dass es selbst zum Kunststück wurde.« Das Original-Symbol sei aufgrund seines fehlenden Urheberschutzes sowieso zum Allerwelts-Artikel verkommen. Nach der Logik der taz fügt sich also die That’s-Love-Linie nahtlos an diese Schandtat an: Louis Vuitton (raub-)kopiert chinesische Tasche.
3 Kommentare
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Jan Middendorp
Na ja, visuell hat dieses Meisterwerk nich soviel mit Robert Indiana zu tun, oder? Es ist einfach schamlos hässlich, und wer es „ästhetisch subtil“ nennt, ist hoffentlich kein Designkritiker. Die beste Indiana-Aneignung ist natürlich noch immer das AIDS-Plakat der Canadier Künstlergruppe General Idea.
robertmichael
wobei das louis-vuitton-muster ja auch nicht der große wurf ist. zapf dingbats lässt grüßen.
Benjamin Hickethier
Ist das bei Indiana wirklich Clarendon? Nicht eher selbstgezeichnet? Was sagen die Kunsthistoriker?