Lesetipps: Netzpolitik in taz und SPIEGEL

spiegel_cov_33_kleinDie tages­zei­tung widmet sich in ihrer Wochenendausgabe dem Thema Onlinepetition: »Die Onlinepetition ist das passende Instrument für das E-Mail-Zeitalter. Sie kann mit einem Klick unter­zeichnet werden, … sind damit Demonstrationen, Besetzungen und all die anderen Aktionsformen der sozialen Bewegungen plötz­lich old school? … Natürlich nicht..« Hier die aktu­elle Titelseite als PDF, hier der Link zum Beitrag und zum Kommentar.

Der SPIEGEL von morgen trägt das Thema »Netz ohne Gesetz – Warum das Internet neue Regeln braucht« auf dem Cover, illus­triert von eBoy. Wie üblich provo­ziert das Hamburger Nachrichtenmagazin auf dem Titel konser­vativ, um im Innenteil liberal aufzu­lösen: »Die Bundesregierung ist bislang nicht mit wegwei­senden Ideen zur künf­tigen Gestaltung der Internetgovernance hervor­ge­treten. Es mangelt nicht nur an einer umfas­senden Strategie, sondern schlicht an Sachverstand, wie der Vorstoß von der Leyens in Sachen Internetsperren wieder gezeigt hat.«


19 Kommentare

  1. Nana

    Zum Spiegel: Sicher braucht das Internet Regeln. Die werden in einem demo­kra­tisch-dialo­gisch und dezen­tralen Medium aller­dings inner­halb der Basis (Community) aufge­stellt und nicht zentral von „oben“ – also vom Staat. Und erst recht nicht von Zensursula.

    Das Wikipedia-Prinzip zeigt sehr gut wie so etwas funk­tio­nieren kann.

    Es geht im Endeffekt um die Gestaltung einer neuen Medienkultur (Flusser) die neue virtu­elle öffent­liche Räume entstehen lässt, in denen Jeder zu Wort kommen kann weil die dialo­gi­sche Struktur des Mediums es ihm gestattet aktiv daran teil­zu­haben. In keinem anderen Medium ist das möglich.

    Frau von der Leyen die das Netz als etwas Böses ansieht vor dem der Staat uns durch Zensur schützen muss, wird das nie verstehen.

  2. Christian

    Im Radio habe ich von einer Aktion der Jusos gehört, die vor ihre Internetseite ein nach­ge­machtes Stoppschild gesetzt haben (mit einer Weiterleitung nach ein paar Sekunden auf die eigent­liche Seite). Das Statement fand ich auf Anhieb super und habs auch sofort auf meine Seite eingebaut.

  3. Schallf

    „Es mangelt nicht nur an einer umfas­senden Strategie, sondern schlicht an Sachverstand, wie der Vorstoß von der Leyens in Sachen Internetsperren wieder gezeigt hat.“ Dem kann ich nur zustimmen. Doch leider hab ich das Gefühl das sich die Politiker darüber hinweg­setzten werden was das Volk will. Von der Leyens hat ja schon gesagt das die meisten die Zensur wollen. Zitat: „Wir haben 40 Millionen Internetnutzer in Deutschland. Die zeit­lich befris­tete Petition gegen den Vorschlag ist von rund 134.000 Nutzern unter­zeichnet worden. Diese Relation muss man sehen“ (Mehr: http://​winfu​ture​.de/​n​e​w​s​,​4​8​6​9​7​.​h​tml).

  4. Nana

    Parlament soll kein „rechts­freier Raum“ sein.
    Felix von Leitner fordert die gene­relle Aufhebung der Immunität von Abgeordneten und ein Three-Strikes-Gesetz für Lügen:

    siehe http://​www​.heise​.de/​t​p​/​b​l​o​g​s​/​8​/​1​4​3​207

  5. Medienfuzzi

    Das haupt­säch­liche Problem, welches ich derzeit für das Internet sehe ist der Umgang mit dem Thema Urheberrecht. Es gibt scheinbar nur zwei Extreme, auf der einen Seite mit Füßen getreten und auf der anderen knall­hart durch­ge­setzt. Dazwischen gibt es nur ganz wenig. Das ist schade und gerade als Gestalter, Fotograf, Schriftenbastler oder Programmierer ist es doch grausam, wenn man sieht, dass die eigenen Werke respektlos weiter­ver­breitet werden, ohne dass man selbst auch nur etwas davon weiß. Das Bewusstsein der Internetnutzer muss dahin­ge­hend noch sensi­bi­li­siert werden! Es kann nicht sein, dass viele denken, nur weil es im Internet zu finden ist kann ich damit machen was ich will.

    Problematisch ist auch, dass keine Regierung sehr effektiv dagegen vorgehen kann, die dezen­trale Struktur des Internets macht dies einfach unmöglich.

  6. Simon

    Medienfuzzi:

    Du schreibst ganz richtig, dass es „scheinbar“ nur zwei Extreme gibt, auch wenn ich nicht sicher bin, ob Du nicht doch „anschei­nend“ gemeint hast.

    Die Zuspitzung der Diskussion auf diese angeb­li­chen zwei Extreme ist doch genau das, was eine vernünf­tige Diskussion verhin­dert. Dass es schon seit langem diverse Ansätze gibt, wie man selber signa­li­sieren kann, was andere mit dem eigenen Content machen können (z.B. Creative Commons und andere Open-Source-Lizenzen) wird gerne und groß­zügig übersehen.

    (Gerade die Vertreter der „Freien Software“ (zu denen ich mich selber zähle) werden schonmal extrem unan­ge­nehm, wenn jemand das „Frei“ als „ich kann damit machen was ich will“ auslegt.)

    Und solche Pauschalitäten wie „keine Regierung kann wegen der Dezentralität des Internets was machen“ halte ich für Blödsinn, zumal ich nicht mal weiß, was die Regierung eigent­lich machen sollte, wenn sie denn könnte wie sie wollte. Filtern? Stopschilder aufstellen?

    Mal abge­sehen davon, dass die Hebel von Regierungen sowieso sehr lang sind und wir bei anderen Staaten ja sehen, dass Filter im Internet zumin­dest soweit funk­tio­nieren, dass man sehr viel Aufwand inves­tieren müsste um sie zu umgehen.

    Viele Grüße,
    Simon

  7. Andreas

    Ich bekomm eine SMS wenn mein bevor­zugter Badesee meine bevor­zugte Badetemperatur erreicht hat. Das macht ein einfa­ches kleines Script, dass die Temperatur von der städ­ti­schen Internetseite abgreift. Nie wieder hin fahren, den großen Zeh rein­halten und dann dumm schaun. Die Welt mit Internet kann so schön sein.

    Der poli­ti­sche Umgang mit dem Internet wäre wesent­lich ziel­füh­render, wenn die Damen und Herren auch mal ihre Chancen statt immer nur die Gefahren sehen würden. Das ist schon das gesamte Grundproblem. Aber Vorurteile sind so herr­lich leicht zu pflegen. Besonders, wenn man sich selbst konser­vativ nennt.

    Wenigen ist bewusst, wie tief­grei­fend der Wandel ist, den das Internet mit sich gebracht hat. Ich war mit ca. 13 Jahren das erste mal „drin“. Aber ich weiß schon nicht mehr, wie die Welt ohne Internet funk­tio­niert hat. Geschweige denn mein Job.

    Ich schätze, dass wir diese ganzen Vorurteile und den Pessimismus noch ein paar Jahre ertragen müssen. Bis dieje­nigen am Drücker sind, die mit dem Internet aufge­wachsen sind. Dann wirds besser. Hoffe ich…

  8. Jürgen Grabowski

    „Ich schätze, dass wir diese ganzen Vorurteile und den Pessimismus noch ein paar Jahre ertragen müssen. Bis dieje­nigen am Drücker sind, die mit dem Internet aufge­wachsen sind. Dann wirds besser. Hoffe ich…“

    @ Andreas: Leider wird die Medizin auch immer besser und die Herren und Damen werden bestimmt noch knappe 150 Jahre wegen der neuen „Longlive“ Gentherapie leben und ewig an ihren Stühlen kleben… ;-)

    Ich hoffe aber nicht…

  9. Stephan

    Das Internet braucht keine neuen Regeln sondern eine vernünf­tige tech­ni­sche Basis. Die aktu­elle tech­ni­sche Basis fußt auf Ideen, die in erster Linie nicht das Urheberrecht im Sinn hatten. Gleiches gilt auch für das E-Mail-Protokoll.

    Dann ist natür­lich auch eine Generation von Politikern gefragt, für die das Internet keine Konkurrenz zur poli­ti­schen Macht darstellt. Politiker, die beschränken und regle­men­tieren was sie nicht verstehen, sind natür­lich fehl am Platz.

    Das Internet ist schließ­lich kein geheimes, auto­nomes Gebiet sondern nur ein Kommunikationsmedium, und zu dem ein öffent­li­ches. Und dieses Medium unter­liegt wie der Briefverkehr oder der Jouranlismus bestehenden Gesetzen. Neue Gesetzte werden die rechts­wid­rigen Handlungen nicht unter­binden, höchs­tens verla­gern, so lange die Technik diese Verstöße zulässt.

  10. Bobo

    Ich fürchte, es mangelt gar nicht unbe­dingt an Sachverstand.

    In einer Stellungnahme des Familienministeriums heißt es, man sei sich sehr wohl bewusst, dass Internetsperren keine Wiederholungstäter aufhalten, dass Missbrauch immer noch in der realen Welt statt­findet und auch nur dort verhin­dert werden kann. Es ginge vor allem darum, Position zu beziehen. (Sendung „aspekte“ vom 8. August, wenn ich nicht irre)

    Damit liegt das Problem wohl eher im übli­chen Aktionismus begründet.

  11. robertmichael

    ich find das voll süß wie man versu­chen will ein welt­weites netz mit sperren und rege­lung zu kontrol­lieren es jedoch nicht mal im eigenen land schafft. liebe poli­tiker: es ist zu spät, der zug ist abge­fahren. ihr werdet das internet nie kontrol­lieren, über­wa­chen, einschränken oder zensieren können. … und das ist auch gut so.

  12. Gerd Wippich

    @ robert­mi­chael: sei dir da mal nicht zu sicher!
    Reinische Post Interview mit Wolfgang Bosbach (CDU):
    »In der Bundesregierung wird nach Informationen unserer Zeitung aus Regierungskreisen bereits über einen „Internet-Ausweis“ nach­ge­dacht, mit dem Nutzer iden­ti­fi­ziert und zurück­ver­folgt werden können.»
    http://​www​.rp​-online​.de/​p​u​b​l​i​c​/​a​r​t​i​c​l​e​/​p​o​l​i​t​i​k​/​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​/​7​4​3​5​0​3​/​C​D​U​-​f​o​r​d​e​r​t​-​e​i​n​e​-​I​n​t​e​r​n​e​t​-​P​o​l​i​z​e​i​.​h​tml

  13. Florian Pfeffer

    Ich finde, dass hier dennoch eines vergessen wird – und das fehlt mir schon seit langem in der gesamten Diskussion über die Internet-Zensur, die mit dem Sperren von Kinderporno-Seiten im Internet begonnen hat:

    Es mag zwar richtig sein, dass die Initiative von Ursula von der Leyen irgendwie hilflos wirkt, weil sie wahr­schein­lich keinen nennens­werten Effekt im Kampf gegen Kinderpornographie im Netz haben wird. Das ist aber der einzige Vorwurf, den man dieser Idee ernst­haft machen kann.

    Die Piraten-Partei und alle Gegner von „Zensursula“ bleiben eine Antwort stets schuldig: Sind wir als Gesellschaft wirk­lich bereit, den Missbrauch von Kindern (und andere krimi­nelle Aktivitäten) im Netz zu akzep­tieren bzw. davor zu kapi­tu­lieren, weil man da angeb­lich nichts machen kann? Wer wird es über­nehmen, zu einem der Opfer zu gehen und diesem Kind das zu erklären?

    Wo ist der Vorschlag von den anderen, jüngeren, schlaueren, die mit dem Internet aufge­wachsen sind? Wo sind die Alternativen der Hoffnungsträger einer anderen Internet-Politik? Da kommt nur Schweigen …

    Zu glauben, dass die neuen Regeln von unten, von der Community gemacht würden ist reich­lich naiv (@ Nana). Wenn das so wäre, müsste man der Community vorwerfen, nichts gegen sexu­ellen Missbrauch von Kindern im Netz zu unter­nehmen und sich damit mitschuldig an einer Riesen-Sauerei zu machen.

    Das Problem ist, dass es keine durch­setz­bare Regeln gibt. Aber: das ist nicht immer gut so (robert­mi­chael). Im Gegenteil: Das ist manchmal ganz schön Scheisse so.

    Ich persön­lich kann jeden­falls keine Online-Petition unter­schreiben, die keinen Gegenvorschlag bereit stellt, wie dieses Problem gelöst werden soll.

  14. robertmichael

    florian, was die ‚durch­setz­baren reglen‘ angeht: es gibt gesetze für copy­right, gesetze die kinder­por­no­gra­phie verur­teilen usw. wieso muss man da jetzt extra gesetzte fürs internet heraus­bringen. sprich: wieso sollte etwas, was offline verboten ist online erlaubt sein. wieso kann man das nicht 1:1 übernehmen?

  15. Florian Pfeffer

    robert­mi­chael, man muss dann eigene gesetze für das internet heraus­bringen, wenn die bestehenden nicht ausrei­chen. sollten die bestehenden gesetze ausrei­chen, die verbrei­tung von kinder­por­no­gra­phie (und andere krimi­nelle akti­vi­täten) im netz einzu­schränken: fein. wenn nicht: nicht fein.

    mein punkt ist aber ein anderer: ich erwarte von denen, die sich zu hütern des inter­nets erklären (piraten-partei etc.) konstruk­tive vorschläge, mit welchen mitteln der kampf gegen die verbrei­tung von kinder­ponos im netz – und damit die unter­stüt­zung und finan­zie­rung des miss­brauchs von echten kindern in der „echten“ welt – wirkungs­voll einge­schränkt werden kann.

    es reicht bei diesem problem nicht zu sagen: da kann man nichts machen und ansonsten seinen zeh in den badesee zu stecken.

  16. Nana

    @Florian

    es stimmt einfach nicht was du da schreibst. gesetze gegen kinder­por­no­gra­phie gibt es schon. die frage ist nur wie man sie richtig anwendet. alle seiten die kinder­por­no­gra­phie anbieten können zurück­ver­folgt und vom netz genommen werden. auf tele­polis bzw. heise kann man sich ausrei­chend über diese vorge­hens­weise informieren.

    ausge­testet wurde das von verschie­denen seiten auch schon. inner­halb von 3 tagen waren die seiten vom netz. und das nach­voll­ziehbar – für die öffentlichkeit.

    zensur dagegen bekämpft nicht die ursache und tut nichts gegen die täter. zudem ist es naiv zu glauben zensur-instru­mente im netz würden (auch in zukunft) nur gegen kinder­por­no­gra­phie einge­setzt werden.

    frau von der leyen hat ja schon jetzt voll­mundig ange­kün­digt die netz­sperren auch auf andere gebiete auszu­weiten (rechts­ra­di­kale inhalte).
    damit wäre die büchse der pandora geöffnet. das schlimme ist, dass nur das bka einsicht in die „black­list“ hat. für niemanden (!) ist mehr nach­voll­ziehbar welche seiten nun gesperrt wurden. das bka bestimmt dann darüber was wir sehen dürfen und was nicht.

    DIE ZEIT – Keine Allmacht für das BKA

  17. Nana

    sorry anbei nochmal der Link zum ZEIT Artikel:

    DIE ZEIT – Keine Allmacht für das BKA

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