Leckere Briefmarken mit Typogeschmack

Eine kleine Auswahl der umfangreichen Briefmarkensammlung von Michael Russem
Eine kleine Auswahl der umfang­rei­chen Briefmarkensammlung von Michael Russem

Die Gestaltung von Briefmarken ist trotz ihrer Demokratisierung nicht gerade die einfachste Disziplin im Grafikdesign. Auf einer derart kleinen Fläche gestal­te­ri­sche Höchstleistungen zu voll­bringen hat seine Tücken. So ist es immer wieder erstaun­lich, was doch auf den wenigen zur Verfügung stehenden Zentimetern möglich gemacht wird. 

Ottmar Mergenthaler, der Erfinder der Linotype-SetzmaschineÜber 300 Briefmarken der typo­gra­fisch besseren Art werden nun auf der Website von Kat Ran Press gezeigt. Seit fast zehn Jahren recher­chiert, kata­lo­gi­siert und sammelt der »typo­mane« Firmenchef Michael Russem beson­ders die Marken, die von Schriftentwerfern gestaltet wurden. Zu sehen sind in der Online-Sammlung bereits Arbeiten von Designergrößen wie Wim Crouwel, Adrian Frutiger, Eric Gill, Erik Spiekermann, Georg Trump, Gerard Unger und Hermann Zapf. 

Würde mich Michael Russem fragen, ob ich Lust auf seine Briefmarkensammlung hätte … ich würde wohl mitgehen!


9 Kommentare

  1. Jonathan (Weg Eins)

    Richtige Prachtsücke dabei!
    Oben im Bild gefällt mir die Gutenberg Marke sehr gut!

  2. Jan Middendorp

    Tipp: es ist relativ einfach, selbst so eine Sammlung aufzu­bauen. Erstaunlicherweise inter­es­sieren sich Briefmarkensammler (so wie auch Sammler von lite­ra­ri­schen Büchern) kaum für Gestaltung. Alte Briefmarken von großen Grafikern sind für wenig Geld zu haben (vor allem, wenn sie nicht unbe­dingt druck­frisch sein müssen). Die beiden Gerrit-Noordij-Designs im großen Bild — Delftse Bijbel und Er is meer — habe ich vor einigen Jahre für weinige Eurocents gekauft. Sogar Briefmarken von Piet Zwart, dessen Buchdesigns Tausende wert sind, sind für wenig Geld zu finden. Das hat natür­lich auch damit zu tun, dass Briefmarken in Millionenauflagen gedruckt werden/wurden.

  3. Ivo

    Jan, du bringst mich fast auf den Geschmack … Die eigent­liche Arbeit am vorge­stellten Projekt ist wohl letzt­lich die Recherche nach vorhan­denen Briefmarkendesigns speziell von Schriftgestaltern.

  4. sharif

    Sehr schön. Noch besser hätte ich gefunden wenn die Briefmarken auch noch in Originalgröße abge­bildet wären. Das finde ich immer ziem­lich wichtig bei diesen winzigen Formaten.

    Vielleicht macht sich mal einer auch die Mühe und beschäf­tigt sich ähnlich intensiv mit der Gestaltung unseres Hartgeldes. Da gibt es auch schöne Beispiele. Mal abge­sehen von Herrn Luc Luycx, der die Euros „verbro­chen“ hat. Allerdings weiß ich nicht, ob da auch Schriftgestalter am Werk waren/sind.

  5. Benjamin Hickethier

    Ach ja, würden bloß Entscheidungsträger der Deutschen Post [oder wie dieses selt­same Unternehmen aktuell gerade heißt] zB den Fontblog lesen… und verstehen! Warum SMS-Codes einführen? – aber gut, wenn selbst den Hütern der Briefmarken bzw. des Briefmarketing das Vorbild des Designschrittmacherlandes immer noch nicht verständ­lich gemacht hat, wie man aus Marken Marken machen kann oder aus Briefmarken irgendwas in Richtung ›Briefbrands‹, dann hilft auch so eine bild­liche Kurzzusammenfassung mit einer schla­genden und viel­sa­genden Mehrheit nieder­län­di­scher Briefmarkenkunst nicht.

  6. Thomas

    Wow, irre span­nend! Man entdeckt auf diesen paar Quadratzentimetern doch so unglaub­lich viel Liebe zum Detail. Meine Favoriten dürften wohl die Marken von Jean-Benoit Lévy und Erik Spiekermann sein. Da bekommt man direkt wieder Lust einen Brief zu schreiben – also richtig mit Briefpapier und Füllfederhalter. Eigtl. schade dass etwas so persön­li­ches schon fast völlig der elek­tro­ni­schen Post gewi­chen ist.

  7. stefano picco

    Das bringt mich nun auf eine Idee, ich kram mal mein altes Briefmarken-Album hervor und schau mal ob dort typo­gra­fi­sche Leckerbissen drin sind :)

  8. Liz

    Eine Freundin aus Holland hat mir mal zum Geburtstag einen Brief geschickt, mit Peter Bil’aks Briefmarke, mit Fedra drauf. Da hab ich mich natür­lich doppelt gefreut :) Schöne Sammlung.

  9. Andrzej

    Briefmarken sind für mich wich­tige druck­tech­ni­sche Artefakte der Zeitgeschichte.

    Ich sammel zum Beispiel polni­sche Brifemarken, wegen meinem Opa. Lange Geschichte. Aber…

    Beispiel: In den 1920er noch in edelstem öster­rei­schisch-unga­ri­schem Papier mit Farbfasern gedruckt, wendete sich das Blatt nach dem 2. Weltkrieg für die poln. Briefmarke. Graues, wahr­schein­lich aus irgend­wel­chen Papierresten geschöpftes Papier mit grau­samer Lochung und düsterem Motiv verriet mir als 12-jährigem: Denen gings damals wohl nicht so gut. Anhand der Motive erschloss sich auch schnell, warum. Die Art der Gestaltung und der Umsetzung spra­chen sozu­sagen zu mir. Solche Aha-Erlebnisse hatte ich viele und so habe ich Geschichte im wahrsten Sinne typo­gra­phisch „erlebt“.

    Jetzt, Jahre später, merke ich: Hätte ich diese Erfahrungen damals nicht machen dürfen, weiß ich nicht, ob es mich so ohne weiteres in die grafi­sche Szene verschlagen hätte.

    Diese kleinen Dinger sind schon echt was Besonderes.

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