Kommentar: Elfenbeinturm-Redesign bei faz.net
In der letzten Woche verkündete Dirk Specht, der Leiter Elektronische Medien bei der FAZ: »Wir wollen die ›FAZ‹ im Web positionieren .« Siehe auch den Fontblog-Beitrag: Ab morgen nimmt die FAZ das Internet ernst. Inzwischen wissen wir: Sie will es nicht (oder kann es nicht).
Es gibt zwei fundierte Betrachtungen des neuen FAZ-Internet-Auftritts, eine von Art Director Matthias Ballmann auf medienlese.de und eine zweite vom Design-Tagebuch. Diesen möchte ich gerne drei einfache Fragen hinzufügen, um meine Behauptung zu beweisen. Dazu versetze ich mich in einen durchschnittlich-intelligenten Internet-User, der natürlich Spiegel-Online kennt (spiegel.de), der ab und zu mal beim Tagesspiegel reinschaut (tagesspiegel.de) und bei der Süddeutschen Zeitung (sueddeutsche.de). Die gedruckte FAZ lese ich hin und wieder im Urlaub, weil es sie auf der ganzen Welt zu kaufen gibt und ich dann auch die Zeit habe, sie intensiv zu studieren. Und nun wollen die mich also mit ihrem Internet-Auftritt einfangen.
Da frage ich mich zuerst mal: Warum heißt das FAZ.NET und nicht faz.de? Wenn man sich im Internet neu positionieren möchte, dann wäre dies der Moment gewesen, der Marke einen nahe liegenden Namen zu geben, den sowieso die Mehrheit der Neukunden erst mal ins Browser-Adressfeld eintippt. Sofort wird man umgeleitet auf faz.net, was mir beweist, das die Frankfurter die Lizenz zum Umtaufen im Tresor liegen hat. Ein Kurzbesuch bei denic.de bestätigt mir die Besitzverhältnisse. Die Endung .net ist eine Loser-Endung. Zu ihr greifen Schwachmarken oder Piraten, die an .de oder .com nicht rankommen. Elfenbeinturm-These Nr. 1: Man glaubt nicht wirklich an die Notwendigkeit eines Neuanfangs im Internet und hält an der scheinbar etablierten (aber schwachen) Marke faz.net fest.
Dann frage ich mich dasselbe, was sich Matthias Ballman gefragt hat: Was steckt hinter der zweigeteilten horizontale Hauptnavigation, die sich überraschenderweise nicht verzweigt? Die Antwort weiß nur der FAZ-Abonnent. Die obere Navigationsleiste mit den Bezeichnungen »Politik«, »Wirtschaft«, »Feuilleton« und »Sport« spiegelt die werktäglichen Hauptprodukte der gedruckten Zeitung wider, die darunter liegende zweite Navi-Leiste benennt Nebenprodukte, die nicht jeden Tag Bestandteil der FAZ sind, zum Beipiel »Auto« (nur dienstags) oder »Reisen« (donnerstags). Elfenbeinturm-These Nr. 2: Maßgeblich für die Orientierung eines (neuen) FAZ-Online-Auftritts ist die Struktur des Printobjektes; ignoriert werden die Gepflogenheiten der Internet-Navigation, mit denen sich die neu umworbenen Nicht-Abonnenten auf der Seite versuchen werden.
Schließlich frage ich mich, warum es die tägliche FAZ in digitaler Form (e-Paper) nicht einzeln zu kaufen gibt (wie beispielsweise beim tagesspiegel.de), sondern nur in Form eines Abonnements. Wenn man in Frankfurt schon nicht die Gepflogenheiten des Internets akzeptieren will, warum simuliert man in diese Punkt nicht1:1 das richtige Leben? Die gedruckte Ausgabe kann jeder ohne Verpflichtung beim Zeitungshändler an der Ecke erwerben. Das Verrückte am e-Paper-Abo ist jedoch, dass es nur in Verbindung mit einem Print-Abo zu erwerben ist. Elfenbeinturm-These Nr. 3 (frei nach Karl Kraus): Es reicht nicht, keine eigene Online-Strategie zu haben, man muss auch unfähig sein, sie zu installieren.
31 Kommentare
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robertmichael
harte worte. sehe ich nicht so.
die navi ist wirklich nervend. die rollups über die navi stören und man ist irgendwie mehr am suchen als am finden. (als gegentlicher auch-nur-im-urlaub-leser)
ansonsten gefällt mir das layout ganz gut, nicht optimal aber gut. was nevt ist die bewegte werbung im hindergrund. das stört extrem beim lesen. da hätte man genausogut hindergrundmusik einsetzten können. weg damit!
Florian
Ebenfalls zu .net:
Ich gebe Dir Recht, .de würde der »Zeitung für Deutschland« definitiv besser zu Gesicht stehen.
.net hat aber durchaus auch eine (positive) Tradition – so nehme ich das zumindest wahr; passend für all diejenigen, die international agieren und daher das .de/.fr/.at/was-auch-immer als beengend empfinden und sich andererseits weder als .com-merziell noch als eine .org-anisation sehen und präsentieren wollen. Besonders Website-Betreiber, die den neuen, weltweiten und »cybersozialen« Netzkultur-Aspekt betonen wollen, greifen gerne darauf zurück. Und das sind beileibe nicht alles Schwachmarken und Piraten.
Harki
Die Abkanzlung von .net-Domains kann ich der Form und in der Schärfe nicht nachvollziehen. Was faz.net angeht ist das halt die seit Jahren eingeführte Domain des Online-Auftrittes der FAZ. Hätte man das wirklich noch ändern sollen? Man kennt das eben so. (Ursprünglich hatten sie glaube ich mal vor, auf faz.net was Zweisprachiges zu machen, kann mir aber auch falsch im Gedächtnis geblieben sein.)
Als einer, der seit knapp zwanzig Jahren die Frankfurter liest, empfinde ich die Strukturierung der Menüs längs der Gliederung der Papierausgabe als ausgesprochen angenehm…
Auch generell gefällt mir die neue Site unterm Strich ganz gut: weniger Gefitzel, Konfetti und Plunder. Es wirkt viel aufgeräumter. Die unverschämt große Reklame oben und rechts kriege ich dank Adblock nicht zu sehen. Interessanterweise ist die Schrift größer geworden, während sie bei Spon kleiner geworden ist. Hübsch auch der Redaktionskommentar rechts oben.
Als wirklich störend empfinde ich die infantilen Umfragen und die Tatsache, daß „Leserkommentare“ jetzt noch prominenter plaziert werden. Ganz schlimm ist die Möglichkeit zu Balkenbwertungen wie bei Heise – auch es etwas dezenter ausfällt als dort, ist es einfach kein FAZ-Niveau, über die Erzeugnisse ihrer Redaktion quasi abstimmen zu lassen. Zumal erfahrungsgemäß auch sehr viele Müll-Kommentare freigeschaltet werden. Ich lese die FAZ nicht, um mir anzuhöre, was Krethi und Plethi dazu zu sagen haben.
Bleibt zu hoffen, daß sich die Qualität der Beiträge der Online-Redaktion nun wie versprochen verbessert und daß die nun „crossmedial“ arbeiten Online-Redakteure nicht etwa umgekehrt die Papier-FAZ (weiter) verflachen lassen.
Dav(id Hubner)
Eigentlich wollte ich auch noch was zum abwertenden ‚.net Domains‘ Kommentar schreiben, aber es wurde ja dann doch auch schon Einiges als Reaktion gepostet. (Trotzdem ist das Negative in diesem Fall nicht so ganz nachvollziehbar. Wenn das Ganze gegen .info oder .biz Domains ginge, würd ichs noch eher verstehen, zumindest teilweise. Weil die sich aufgrund des bisher immer günstigeren Preises gerade zu anbieten, für ‚massenwerbungsrelevante Anbieter‘. Aber .net?)
webicus
.net finde ich durchaus sinnig für Netzwerke, bzw. vernetzte Unternehmen. Natürlich gibt es auch den ein oder anderen „Trittbrettfahrer“, Beispiel:
http://www.fontblog.net
Um genau das zu verhindern geht Fontshop ja anscheinend auch den umgekehrten Weg:
http://www.fontshop.net -> Weiterleitung zu fontshop.at
Jürgen
Es geht darum, wie Domains wahr genommen werden, nicht wie sie ursprünglich gedacht waren. Nicht umsonst griff Ivo zu fontwerk.com, als fontwerk.de bereits besetzt war; dass er mit Fontwerk Geld verdienen will, wäre mir neu … er hat einfach die nächst-attraktivere TLD gewählt.
Im Geschäftsleben steht .com für »Sitz in den USA«, »Internationales Unternehmen« oder »Mutter aller Tochter-Sites«. Mit .net steht die FAZ allein auf weiter Flur. Ich würde gerne mal eine Statistik sehen, wie häufig am Tag ihr Redirect anspringt.
Florian
Dann ist Ivo ein Pirat! ¶°)
Immerhin hat die FAZ sich nicht für die kenianische TLD entschieden …
erik spiekermann
In meiner nächsten form-kolumne geht es um das „redesign�? der FAZ. Kann ich leider hier nicht vorab zitieren. Hier ein zitat von einem mitarbeiter der zeitung, wobei ich hoffe, dass Schäuble nicht auf herausgabe des namens drängt:
Eines allerdings unterschätzt der geneigte Leser, der aus der Ferne auf die große alte Dame schaut: so viel Inkompetenz und Mutlosigkeit können Sie sich gar nicht vorstellen, wie in der Führungsetage herrscht…
Ivo
Als Pirat muss ich auch mal meinen Senf dazu abgeben. Die Thesen zu den Fragen 2 und 3 unterschreibe ich.
Zur strittigsten These allerdings ein paar Anmerkungen, das sehe ich nicht so wie du, Jürgen. Zunächst ist FAZ.net – zumindest bei mir – irgendwie im Gedächtnis. Warum auch immer, aber ich käme nie auf die Idee, faz.de einzugeben. Offenbar ist das schon eine mehr oder weniger gefestigte Marke.
Was ich sehr gut finde an dem Beispiel ist, dass FAZ.net nur zwei Silben lang ist [sofern man, wie bei der FAZ üblich, nicht die einzelnen Buchstaben ausspricht]. Damit dürfte diese Domain beinahe einmalig sein. Mir fällt zumindest keine weitere komplett zweisilbige URL ein. Meine These ist eh, dass vor der TLD maximal zwei Silben sein dürfen, wenn die URL eingängig sein soll [davon ausgegangen, dass einsilbige längst weg sein dürften]. Yahoo, Google, eBay, facebook, apple, flickr, FontShop, Fontwerk … kennt man ja ;)
Sofern man nicht so tolle URLs kreiert wie z.B. del.icio.us kommt meines Erachtens nach eigentlich nur .de [bzw. jede entsprechende Länder-TLD] in Frage oder .net für nichtkommerzielle und .com für kommerzielle. Alle weiteren [.info, .biz usw.] sind Loser-Endungen. Bei einer Zeitung gehe ich sogar noch mit, wenn sie .net wählt, da das zusätzlich den Eindruck vermittelt, kostenlosen Service, also gratis Inhalt zu schenken, als eine Art Appetizer für die Printversion. So gesehen ist eine Zeitungswebsite fast nichtkommerziell. Zumindest aus Sicht der meisten Online-Zeitungsleser.
Der Grund, warum ich fontwerk.com gewählt habe ist weniger dass fontwerk.de weg war, vor allem wollte ich eben weg von den vielen Silben in gabrowitsch.de und hin zu eben dieser Dreisilbigkeit [vier mit Punkt]. Und die kriegt man nun mal nicht mit .de hin. Font-Werk-dot-com. Also zu 90% hat diese URL phonetische Ursachen. Und ich glaube, das ist ein nicht unwesentlicher Grund, warum es eben FAZ.net heißt [irgendwie spreche/denke ich bei .net sogar den Punkt weg, so dass wirklich nur noch die zwei Silben übrig bleiben] und nicht faz.de. Klingt vielleicht komisch, ist aber trotzdem im Web ein enormer Faktor, denke ich und verweise in diesem Zusammenhang noch einmal auf zuvor genannten Websites.
[Dass ich mit dem Namen Fontwerk selbst längst unzufrieden bin, ist übrigens ein anderes Thema …]
marcus
Warum dieses dämliche FAZ.NET? Ist »Frankfurter Allgemeine« nicht gut genug? Warum das Ding in der online-Version umbenennen?
Auch der Rest ist übel, mal sehen was kollege knüwer dazu zu sagen hat :D
marcus
http://www.informationarchitects.jp/10-newspaper-myths-deconstructed
Andreas
Vielleicht kommt das FAZ.NET auch von dem lautmalerischen FAZIT (http://de.wikipedia.org/wiki/Fazit-Stiftung)?
Jürgen
Danke, marcus: In den 10 Punkten steht alles drin, was ich sagen wollte … nur besser sortiert.
Christian
Als Nachrichtenkonsument hab ich mir wahrlich noch nie die Frage gestellt, warum .net oder .de. Über die Jahre hab ich aber am eigenen Sprachgebrauch und dem meines Umfeldes festgestellt, dass ich sprachlich leichter auf das Onlineangebot der faz (eben faz net) verweisen kann, als auf z. B. Spiegel Online (da schleichen sich dann immer verschiedene Benennungen ein wie „Spiegel Online“, „auf der Seite vom Spiegel“ oder „auf spiegel.de“. Insofern finde ich das .net eigentlcih sehr gut. Außerdem schwingt bei mir immer noch so eine universalere Bedeutung bei .net-Domains mit. Ich empfinde .net als vollwertige Domain, insofern teile ich die Kritik hier nicht.
Alles in allem bin ich als Stammleser des Onlineangebots positiv überrascht und finde das Angebot zumindest im oberen Bereich deutlich besser. Je weiter man runterscrollt empfinde ich aber den Weißanteil zu hoch. Da wurde viel Platz verschenkt und meiner Meinung nach wenig an Übersichtlichkeit gewonnen. Pro Überschrift eine Linie ist dann doch ein wenig happig.
Was nervt ist, dass die Bildergalerien die ich heute und gestern öffnete nicht in einem Pop-up erscheinen. Selbst bei 1280 x 1024 muss ich so bei einem Bild runterscrollen um die Bildunterschrift zu lesen … :-/
Rolf
FAZ, HAZ… bei meiner Lokalpresse wird das ePaper auch nur mit einem Abo verhökert. Ich hatte mal eine kleine Diskussion per Mail mit einem Chefredakteur, aber da war keine internetfreundliche Auffassung einer Online-Nutzung abzuringen.
Mittlerweile sind sie immerhin dazu übergegangen, vom Klick auf einer Übersichtsseite zur Vergrößerung des Artikels im neuen Fenster, die ganze Seite Bildschirmsprengend zum Scrollen als Wandzeitung anzubieten…
CHR15
stimme komplett mit ivo überein.
möchte aber noch hinzufügen, dass ich die loser-kategorierung der domains als ähnlich irritierend empfinde wie die wertung der mobilnetz-vorwahlen. demnach wären beispielsweise alle o2- und e-plus-nutzer proletariat – mit D1 hingegen steht man auf der sonnenseite des (geschäfts)lebens, weil man so zur mobilfunkgeneration der ersten stunde gehört. sehr schön.
kleider machen leute sagt gottfried keller.
Jens
also für mich gibt es auch keine Loser–Domain–Endungen. Sicher ist es richtig, das bei vergebenen Domains oft eine andere Endung einspringen ‚muss‘, dennoch dürfte doch in der Regel der Urheber der Erst–Domain so weitsichtig sein, sich gleich alle relevanten .endungen zu reservieren lassen.
Kann es nicht auch sein, das man .net gewählt hatte, weil es sich so schön auf FAZ reimt: F–A–Zett–nett ?
:)
Kees
Ivo
am 20. November 2007 um 19.19 Uhr:
(…)
Was ich sehr gut finde an dem Beispiel ist, dass FAZ.net nur zwei Silben lang ist [sofern man, wie bei der FAZ üblich, nicht die einzelnen Buchstaben ausspricht]. Damit dürfte diese Domain beinahe einmalig sein. Mir fällt zumindest keine weitere komplett zweisilbige URL ein.
(…)
…aber mir:
taz.de
(hahaha)
Ivo
Ha! Eben nicht. Man spricht ja »taz-de-eh«, bei FAZ.net »faz-net«, sofern man [wie hoffentlich üblich] bei diesen Beispielen den Punkt unausgesprochen lässt.
thilo
Wenn dem wirklich so ist, dann kann ich mich wohl rühmen, Eigner der schwächsten Schwachmarke im gesamten Web 2.0 zu sein.
Katzenblog.de war nämlich schon vergeben.
P.S.: E-Paper-Abo nur im Verbindung mit Print-Abo?! Da muss man auch erst mal drauf kommen…
Jürgen
Wir streiten um Kaisers Bart. In dem von marcus empfohlenen, lobenswerten Artikel »10 Newspaper Myths Deconstructed« heißt es unter Punkt 3: Newspaper need ONE identity. Als positives Beispiel wird die New York Times zitiert, die heißt gedruckt so und online nicht anders. Wenn nun die FAZ mit ihrem neuen Online-Auftritt beweisen will, dass sie sich »im Web positionieren« möchte, dann muss die logische Konsequenz lauten: Weg mit der »überholten« Marke faz.net und hin zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung, abgekürzt F.A.Z. Wenn ich mich recht erinnere (Praktikum 1983), nennt man sich dort im Haus Effazett und nicht Faz – was gegen Ivos Zweisilben-Theorie spricht.
ulli neutzling
damit unterscheidet sich die faz-führungsetage ja nicht im geringsten vom überwiegenden teil der deutschen unternehmenslenker..
Jürgen
@ thilo: Katzenblogs sind explizit ausgenommen von meine These ;-)
Wunderbare Seite.
Zur Präzisierung: Ich spreche ausschließlich von kommerziellen Seiten, deren URL identisch mit einem Firmen- bzw. Markennamen ist. Wenn ich die Inhaltsstoffe meiner Milka-Schokolade verstehen möchte, dann gebe ich http://www.milka.de und nicht http://www.milka.net in meinem Browser ein. Markennamen in Verbindung mit .net …. Entschuldigung, dahinter kann nur ein Domain-Grabber oder ein dusseliges Unternehmen stehen, dem es nicht gelingt, seine Markenrechte durchzusetzen.
Harki
Und zum Thema „Wie schick ist eine TLD?“ noch ein – FAZ-Artikel. Wenn das so weitergeht, wie in dem Artikel gemutmaßt wird, könnte es demnächst so kommen, daß eine de-Domain das Odeur einer „obrigkeitlich geduldeten Site mir einem guten Anwalt“ bekommt.
Ivo
Dann kommt aber Jens‘ Theorie [#17] ins Spiel … ;)
Aber ganz ehrlich, irgendwie fehlt mir der Glaube, dass eine von so viel Inkompetenz [Erik #8] geprägte Entscheideretage an Phonetik dachte bei ihrer Maßnahme, FAZ.net statt FAZ.de zu nehmen. Unter diesem Gesichtspunkt wäre Jürgens 1. These wohl doch so abwegig nicht.
MiSc
…tippe ich in meinen browser „milka inhaltsstoffe“. was interessiert mich eine TLD? ich will die info!
PS: bei mir war MiSc.net schon weg ; )
nils
Die Forderung „Newspapers need ONE identity“ macht meines Erachtens nur dann Sinn, wenn die Inhalte von Print und Web identisch sind. Das werden sie aber nie sein, entweder weil nicht alle Print-Artikel im Web veröffentlicht werden, oder weil im Web einfach öfter und zeitnäher veröffentlicht werden kann als in einer täglich erscheinenden Printausgabe.
Gibt man dennoch Print und Web eine einheitliche Marke, stellt sich die Frage, wie man die verschiedenen Angebote dann unterscheidet. „Im Internetnetauftritt der FAZ …“ klingt doch etwas holpriger als „Bei FAZ.NET …“.
Ich denke, unterschiedliche Marken für Print und Web sollten vielmehr als fairer Hinweis auf die unterschiedlichen Inhalte angesehen werden. Zwei unterschiedliche Produkte mit dem gleichen Namen zu versehen, bewirkt statt einer „gestärkten Marke“ doch eher Verwirrung der Kunden.
marcus
@nils: aus meiner bescheidenen erfahrung ist es ja schon fast ein ding der unmöglichkeit EINE marke zu unterhalten. ZWEI dagegen — da bleibt ja kaum noch zeit für das kerngeschäft …
Harki
Mag ja sein, das unterschätzt aber den Enthusiasmus eines ollen FAZ-Lesers… Für den gibt es eben (jedenfalls, wenn er gleichzeitig viel im Netz rumhängt) seit langem schon:
Erstens die „richtige“ FAZ, die Papier-FAZ – ihrerseits bestehend aus dem moderat-konservativen Politikteil, dem liberalen Wirtschaftsteil und dem linken Feuilleton.
Zweitens die FAS: Boulevard zum Wochenende und einige freie Mitarbeiter als ziemlich nervtötende Dauergäste. (Lese ich nicht, auch wenn der großartige Volker Zastrow dort jetzt seit einiger Zeit den Politikteil leitet. Die wichtigsten Artikel hat es eh meist montags auf faz.net.)
Und dann drittens faz.net. Dort bekam man bis dato immer die FAZ-Kommentare und die wichtigsten Artikel der richtigen FAZ schon am Abend zuvor und nachträglich das wichtigste aus der FAS mit – und wurde des weiteren tagsüber von dem von einer ziemlich blöden Online-Redaktion aus Agenturmeldungen zusammengebastelten Standard-Schrott genervt. An Wochenenden, gerade an wegen Feiertagen langen Wochenenden, haben sie dann dorten vollends die Praktikantinnen machen lassen – das Niveau ist dann immer nochmals deutlich abgesackt. „faz.net“, das war jedenfalls bis jetzt Nachrichtenseite XYZ plus das, was aus der richtigen FAZ rüberdiffundiert ist, plus die Möglichkeit, die komplette Papier-FAZ online zu lesen, was das Rüberpasten in etwelche Blogs und Foren sehr erleichtert hat.
thilo
Das sollte wohl mal jemand den Herrschaften der, ähem, Astro-Boom Unternehmensberatung sagen. Die scheinen sich mit dem Domaingrabbing von katzenblog.de wohl verhoben zu haben…
frank
warum sollte das e-paper nur mit printabo möglich sein?
dem ist nicht so, gerade heute erst bestellt!