Keine Angst vor dem Tod des Buches

Nelson, Coupland und Alice sind drei E-Book-Konzepte der welt­weit agie­renden Innovationsberatung Ideo (Palo Alto, Kalifornien). Das oben einge­bet­tete Video »The Future of the Book« stellt sie in 4 Minuten vor. Ein Klick auf das Vollbild- und das HD-Icon erhöht den Sehgenuss. Die Diskussion ist eröffnet …


10 Kommentare

  1. Benedikt

    Ich lese leider nur „Sorry, this video does not exist.“

  2. Buchgestalter

    Nach 1:30 min hat es endgültig gereicht: wie soll man gleich­zeitig dumme Musik hören, Film ansehen und den Erklärungstext verstehen? Die guys and gals in CA haben wohl einen horror vacui — so over­done stuff ist ganz sicher nicht die Zukunft des Buches, sondern: Gedruckt (das können sie in den USA eh nicht) oder auch elek­tro­nisch, dann aber mit sinn­vollem Ton und sinn­vollem Bild (bewegt oder still, egal). Aber „welt­weit agie­rende Innovationsberatung“, wow, dann muss der Kram ja suder­du­per­o­ber­af­fen­tit­ten­geil sein, ne? Da muss man auch nix von Buchgestaltung verstehen, nix von Lesarten wissen, da muss es nur nach iPad aussehen und bewegt sein und tönen.

  3. ganzunten

    @Buchgestalter: Ich muss dir leider recht geben. Das Video hat mich auch enttäuscht. Das Design ist leider zu grob, was noch o.k. wäre, wenn das Konzept gleich­zeitig fort­schritt­li­cher wäre.

    Insgesamt steht oder fällt meiner Meinung nach ein wirk­li­ches E-Book-Konzept aber mit der Display-Technologie. Bald werden sich die iPads und Kindles tech­no­lo­gisch in der Mitte treffen, und man kann sie dann auch wirk­lich sinn­voll als inter­ak­tiven Buchersatz nutzen.

    Erschreckend finde ich aber in vielen solcher Konzepte die primi­tiven Interaktionsmöglichkeiten die es gibt. Es sind eigent­lich nur Alibi-Interaktionen. Wo ist da der Traum von der alles ermög­li­chenden Maschine, die ja jeder Computer ist? Das hat doch noch den Mief von Internet-Visitenkarten in den 90ern…

    Vielleicht liegt das Problem darin dass versucht wird, gedruckte Bücher digital abzu­bilden (manchmal auch mit pein­lich nach­ge­äfften hyper­rea­lis­ti­schen Papier-Blätter-Effekten). Das – Achtung! – »Buch 2.0« sollte man evtl. eher von der Erstellung her betrachten als sich nur über dessen Konsum Gedanken zu machen. Aus meiner Sicht das bisher beste Konzept ist da der Courier von Microsoft, dessen Mastermind sie ja leider raus­ge­schmissen haben. Est ist zwar eher ein digi­tales Moleskin als ein klas­si­sches E-Book, aber ich finde da sollte die Reise hingehen:

    http://​vimeo​.com/​6​7​3​4​785
    http://​vimeo​.com/​1​3​9​2​4​001

  4. John Inglehoe

    Ja, beson­ders Alice scheint mir nur ein Nichenprodukt. Wenn ich lesen will, möchte ich alles lesen und nicht irgend­welche Features oder Kapitel frei­schalten müssen. Coupland scheint mir ein sonder­bares Konzept… wer beschränkt sich beim Bücherteilen haut­psäch­lich auf seinen Kollegen? Und vor allem: Wer liest soviele Bücher, dass es sich das lohnen würde. Nelson ist ein so neues Konzept wie IDSN Modems.

    So leit es mir tut, aber ohne neuem Sinnesorgan, kann man es vergessen neue Wege um Geschichten zu erzählen erfinden zu wollen.
    Hören -> Lagerfeuer
    Sehen -> Schriftrolle
    Beides -> Amphitheater
    Basta. ;)

    Ok. Spaß beiseite. E-Books sollten sich, meines Erachtens, auf einen Aspekt konzen­trieren: Text abbilden und ggf hörbar machen. Alles andere sind Spielereien, Apps oder Gadgets die man zusätz­lich kaufen können müsste.

    Hier wird versucht blanke GUI Spielereien als Revolution zu verkaufen.

  5. xynthorpe

    Ach Gott, wir wissen doch alle ganz genau: “ Die Geschichte vom Ende des Buches ist eine unend­liche Geschichte.“ Dieser Satz stammt von Michael Wetzel aus dem Jahre 1991 und hat auch heute noch seine Gültigkeit.

  6. jean claude

    ich wollte eigent­lich einen intel­li­genten kommentar posten. das font repla­ce­ment in diesem einga­be­feld macht es mit dem iphone 4 nahezu unmög­lich. bitte überdenken.

  7. Sven

    Was ich nicht ganz verstehe: Man präsen­tiert hier die Zukunft des Buches, möchte also eine analoge Sache auf einen neuen digi­talen Standard heben – aber als Requisiten und Style-Accessoires müssen alte Hornbrillen, Tapes und Analog-Kameras herhalten. Passt meiner Meinung nach irgendwie nicht. Oder es steckt mehr dahinter: Der Mensch sehnt sich bei all den digi­talen Möglichkeiten immer wieder zurück zu den einfa­chen Dingen des Lebens. Das könnte ein Problem vieler E-Book-Modelle sein, denn der Reiz des gedruckten Buches liegt doch gerade in seiner Einfachheit.

  8. thomas junold

    ich denke eher, wir werden in spätes­tens zehn jahren die haptik eines buches haben, aber die vorteile der digi­talen welt. bieg­same displays sind ja kein ding mehr. hoch­auf­lö­sende displays dank apple nun auch nicht mehr, das kombi­niert und et voila, wir haben star trek überholt!

    die gezeigten ideen finde ich gar nicht so verkehrt, was mich aller­dings stört, warum ich wirk­lich jeden geis­tigen ausfluss mit meinem nach­barn / kollegen / freund teilen muss. to be social, can be a wahre last … aber das ist ja auch nur ein trend. die kommen und gehen … werden retro.

  9. Alpha-Hasi

    Bei den Ideen geht es doch gar nicht um“das Buch“ sondern um die Art, Informationen zu benutzen.

    Alice ist eine nette Spielerei, bei der viel gelesen wird, ist aber gar nicht vergleichbar mit „Lesen“ eines Buches.

    Wissenschaftliches Arbeiten, mit direktem Zugang zu Quellen und Verknüpfungen zu ähnli­chem ist hilf­reich, erspart sehr viel Suchen und macht es (zumin­dest etwas) weniger zufällig, ob man Abhängigkeiten aufdeckt oder nicht (gleich­zeitig birgt es die Gefahr, dass eine schiere Menge die Vernunft ersetzt).

    Buchempfehlungen sind so alt wie die Menschheit und werden nun mit direkten Kauflinks (die im Beispiel durch die Menge an Interessenten inner­halb einer Firma gene­riert werden) unter­stützt. Praktisch und effi­zi­enter, wieder mit dem Makel, dass nur das über­lebt, was viele (alle?) mögen.

    Der letzte Punkt ist der, der mich am meisten stört. Auch jetzt haben es nicht massen­fä­hige Bücher schwer, eine Öffentlichkeit zu finden. Dadurch, dass so kritiklos die Effizienz von Verlinkungen, von Masse, als Qualität begriffen wird, wird sich dies weiter verstärken.

    Das Buch als solches wird hier gar nicht behan­delt. Für mich ist ein Buch wesent­lich mehr als ein immer glei­cher Bildschirm, der mal besser, mal schlechter Text und Bilder abspielt (voraus­ge­setzt genug Strom ist da, (inzwi­schen oft) eine Verbindung ins Internet besteht und ich kann mir auch die laufenden Kosten dafür leisten). Zum Buch gehört Geruch, manchmal Schwere, Material (Papier, Einband, Ausstattung), das Blättern und das Freuen darüber, dass sich da wirk­lich jemand Gedanken gemacht hat, was da am Ende ein anderer in den Händen hält. „Buch“ ist mehr als das pure Übermitteln von Information.

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