Kann es eine »grüne« Schrift geben?
Hendrik H. hat sich heute mit folgender Frage an FontShop gewendet: »Gibt es Schriften, die unter ›grünen‹ Gesichtspunkten gestaltet worden sind? Meine bisherige Recherche hat bloß den schon von Ihnen besprochenen ecofont und die EverGreen zum Ergebnis gehabt. Beiden glänzen jedoch eher durch Augenwischerei denn durch einen tatsächlichen ökologischen Nutzen. Die üblichen Ansätze – geringe Laufweite, Hairline, serifenlos – sind ja eher genereller Natur. Ich denke da mehr an so etwas wie ›gleicher Schwarzwert trotz geringerem Farbauftrag‹ oder ähnlichem. Sollten Sie auf meine Frage eine Antwort haben oder sie sogar im Fontblog veröffentlichen, würde ich mich sehr darüber freuen.«
24 Kommentare
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Max
Anstelle darauf zu achten, wie viel Farbauftrag eine Schrift hat, denke ich, wäre es wohl ökologisch interessanter, die Papierberge in den Büros zu reduzieren – z.B. sich endlich einmal davon zu trennen, eMails auszudrucken.
Kriterium für eine grüne Schrift könnte also die Kompatibilität zu Displays, ePapers etc. sein.
Was natürlich nicht heissen soll, dass das gedruckte Wort vollends verschwinden soll. ;)
Si
The greenest font is the font you never print. So as well as good screen-fonts and rendering, good on-screen document typography is also critical, discouraging the use of the print button.
HCL
guter hinweis, max. ich finde es ja toll, wenn man stets und überall auf nachhaltigkeit wert legt, aber das fand ich dann doch ulkig. vielleicht ist die antwort ein font, der auf dem monitor schön ist, sich aber überhaupt nicht ausdrucken lässt. geht sowas überhaupt?
PS Hendrik H… ? Henni?
alter schwede, wenn du das bist, meld dich mal!
Simon Wehr
Kommunikation minimieren -> weniger Papier
man k. auch einf. Abk. verw., w. a. d. Sinn zerst.
LG S.
ole
1. Blindenschrift
2. Nadeldrucker
3. Thin oder Hairlineschriften in 5 pt ausdrucken
… ich liebe ja Blackschnitte je fetter desto besser (Zusätzlöcher sehen doch einfach zu bescheiden aus … ich spare ja auch keinen Stoff, wenn ich Löcher reinmache … mit Motten wäre das allerdings ökologisch …)
Jens Kutílek
Das Umweltbewußtsein muß schon viel früher im Designprozeß beginnen: Hat der Typedesigner einen stromsparenden Rechner und Ökostrom? Nicht zu viele Testausdrucke machen, und wenn dann auf Ökopapier! Nur tagsüber arbeiten, damit das Licht aus bleiben kann. Laufen die Webshops auf Servern, die mit Ökostrom betrieben werden?
:)
philipp
Dass nicht-drucken ökologisch besser ist stimmt wohl, aber ich verstehe die Frage auf Printmedien bezogen, also ob der Schriftentwurf INNERHALB dieser Medien deren Ökobilanz verbessern kann.
Gegenfrage: wie weit darf die Lesbarkeit unter diesem hehren Anspruch leiden? Ich finde schon sorgfältig gemachte Engschriften in dieser Hinsicht einen spürbaren Kompromiss an die Trag- und Bezahlbarkeit der damit gesetzten Werke. Ich bezweifle, ob sich hier außer grünlicher Marketingrhetorik nennenswertes für den Planeten rausholen lässt. Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
Der Siegeszug des E-Papers läßt schon 20 jahre auf sich warten- die Technik ist nicht neu. Er scheitert aber nicht am Font (die Auflösung ist viel besser als die der Glotze, vor der ich gerade sitze), sondern an der irrigen Annahme, lesende Menschen für ein Monopolformat (sei es Sony, Amazon oder sonstwer) gewinnen zu können.
Jürgen W.
Nun, unter dem Stichwort ›page efficiency‹ ist zu erwähnen, dass es eine Schrift möglich macht, tonnenweise Papier zu sparen, in manchen Fällen einen ziemlich großen Wald. Dazu gab es mal einen Artikel auf einer Site namens pageefficiency.com, die scheint aber nicht mehr zu existieren. Die Schrift, um die es geht, ist die ›Yellow‹: http://typematters.de/TM_Yellow.html
Max
Ganz im Ernst? Ich glaube, dass der reine Farbauftrag durch Schrift, bzw. die potentiellen Ersparnisse an Seitenzahlen durch Engschrift, dünne Schnitte etc. ein Witz sind im Vergleich zum Rest, den ein Printprodukt ausmacht (sowohl aus Sicht der Produktion, aber vorallem auch der Distribution) Zumal die Farben ja selbst schon lange weitestgehend von Giftmetallen befreit sind.
Die Idee einer ökologischen Schrift ist ganz nett, funktioniert imho aber nur symbolisch.
Paul
Nehmen wir nur mal die Druckerei. Ersetzt sie alle par Jahre ihre Maschinen mit neuen asiatischen Produkten, hergestellt mit hohem CO2-Ausstoß, hergeschifft mit einem immensem Verbrauch …
Was das Thema Schrift angeht ist der interessante Punkt weniger die Druckerschwärze als vor allem der Papierverbrauch.
Da wo es sich lohnt, wird meistens schon eine platzsparende Schrift verwendet, einfach weil es sich finanziell rechnet.
Für den Hausgebrauch sollte man als Grafiker auch nicht unbedingt auf Testdrucke verzichten, aber Papier kann man umdrehen und nochmal durchlassen, reicht meistens eh aus.
Aber muss man wirklich Mails ausdrucken? Hilft auch Ordnung auf dem echten Schreibtisch zu halten, schon wieder ein Grund unabhängig vom Umweltschutz :-)
Umweltschutz ist doch sehr oft auch pragmatisch und vor allem finanziell gesehen rentabel (denken wir nur mal an das Auto :-) wieviel man hier sparen kann).
Ole Schäfer
… schmale Schriften eignen sich für viele Einsatzzwecke; Papier sparen ist auch sinnvoll, dort wo Informationen noch angemessen zu lesen sind. Ich zweifele allerdings, dass die genannte Schrift – wie viele andere – mit dem Etikett «grün» belegt werden kann.
sharif
„Ökofonts“ sparen Papier, kosten aber eine neue Lesebrille. Stimmt dann auch noch die Ökobilanz? Hörbücher (die ultimative Anwendung für „Ökofonts“) kann man nicht in der Badewanne „lesen“. Kommen für mich also auch nicht in Frage. Mensch, ist das alles kompliziert.
Außerdem, reden wir mal übers Wetter: Wann kommt denn endlich der versprochene Klimawandel?
thomas junold
ole: sorry kollege, etwas platzraubenderes als blindenschrift gibt es meines wissens nicht.
ole
… ich schreibe nicht den Hinweis Ironie dazu (Kommentar Nr. 5).
Platz kostet Blindenschrift; da die Blätter allerdings ohne Farbe auskommen, benötigt die Wiederverwertung weniger Chemie; somit könnte das ganze «grün» sein … wenn Du die Diskussion führen willst, ich weniger.
Hendrik H.
Moin,
und erst mal danke für eure Kommentare.
Vielleicht sollte ich nochmal genauer sagen, worum es eigentlich geht…
Wie schon gesagt ist es mir schon klar, dass z.B. eine Hairline condensed tendenziell natürlich am grünsten ist, durch geringen Farb- und Papierverbrauch. Mich hat es nur interessiert, ob es eine Schrift gibt, die aus einem „grünen Geist“ entstanden ist. Ob die nun speziell wenig Farbe verbraucht oder weniger Papier oder was auch immer, ist mir in dem Fall eigentlich egal. Von mir aus kann die auch in einem CO2-neutral arbeitenden Büro entstanden sein oder weiß der Geier.
Zu eurer Information: Bei einem anderen großen Schriftvertrieb bekam ich auf meine, zugegeben sehr spezielle Frage, die Antwort: „…Also hihi, ich kann Ihnen versichern, dass SOWAS den Schriftgestaltern völlig egal ist!…“.
PS Hendrik H… ? Henni?
Ich meine eher nicht!
Jürgen W.
@ 15: Nein, das ist mir als Schriftgestalter nicht völlig egal. Allerdings bin ich auch noch nie darauf gestoßen, dass eine Schrift bewusst unter ökologischen Gesichtspunkten gestaltet wurde. Wenn, dann sind es ökonomische Gründe. Platz sparen und weniger Papier verbrauchen, heißt zunächst weniger finanzielle Kosten. Wenn im Nebeneffekt einige Bäume mehr stehen bleiben, wird das natürlich gerne marketingtechnisch ausgeschlachtet. Dafür hat sich aber auch noch keiner ein Ökosiegel beantragt. Würde mich aber auch nicht wundern.
thomas junold
Ole: nein ich auch nicht. hab die ironie-tags wohl nicht gelesen und mich etwas gewundert ;-)
Christian
Zur Ökologie kommt noch ein anderes Thema, das den Platzbedarf einer Schrift beeinflusst: Die Barrierefreiheit. Nimmt man einige Vorgaben ernst und bleibt mit der Schriftgöße über 11 Punkt, werden alle Druckerzeugnisse umfangreicher als vorher. Hier ist der soziale und politische Gestaltungswille im Vordergrund.
Großes Einsparpotential sehe ich aber bei Medien wie Gratiszeitungen oder der »Einkaufen Aktuell« (oder wie das auch immer heißt) von der Post. Bei einem Streuverlust von geschätzten 85% wird hier jede Menge Papier, Energie und Wasser eingesetzt.
Nur ein wenig mehr Effizienz (sprich weniger Müll) in diesem Bereich dürfte die allermeisten Anstrengungen, eine Schrift ökologischer zu machen, bei weitem übertreffen.
gustavo ferreira
hat jemand gemerkt, dass die webseite von ecofont jetzt einen kommerziellen ‚pro‘ service anbietet, um das „ecofont prinzip“ in andere schriften anzuwenden? (die originalle ecofont war auf bitstream vera basiert.)
ich wundere mich, was sie als nächstes erfiden werden… und wer für so einen service bezahlen würde.
Bill
Die Schrift sollte nur noch in Papier geprägt werden!
Christian
@ Bill: ja und die Prägeformen werden mit Ökostrom wieder eingeschmolzen. :-)
Johann
Woher kommt eigentlich auf einmal dieser Wahn, dass alles „nachhaltig“ oder – noch schlimmer! – „green“ zu sein habe? Und dann auch noch eine Schrift! Jessesmaria…
Paul
EVERGREEN ist ein „grüner“, nachwachsender Font mit hervorragender CO2-Bilanz:
http://www.autobahn.nl/grafisch_ontwerp/typografie/evergreen.php
Wihat Theo Fackl
ihr seid ja vollkommene ökofuzzis. furchtbar….xD
oder eher arme schlucker….ich mache mir nie gedanken über stromspar schice…oder über die druckschrift….tststs
Money over beeches baybee