Kabellose Telekommunikation

Kabelsalat

FontShop-Beirat-Mitglied Jürgen Huber schrieb mir gestern: »Du hast Ivo Gabrowitsch ange­regt, in seinen Interviews für die Slanted die Frage zu stellen ›Findest Du nicht auch, dass alles immer kompli­zierter wird?‹. Beim Umbau unserer Telefonanlage machte ich das passende Antwortfoto (siehe oben).« Ich gebe zu: Bei mir zu Hause sieht das ähnlich aus. Die Ursache liegt – verein­facht gespro­chen – an der falschen Digitalisierungsstrategie der Deutschen Telekom. Tatsächlich geht es heute ganz einfach und ohne einen Meter Kabel.

1979 beschloss die Deutsche Bundespost, alle Ortsvermittlungsstellen zu digi­ta­li­sieren. Drei Jahre später entschied man sich für ISDN (Integrated Services Digital Network). Es folgten 1987 zwei Pilotprojekte in Mannheim und Stuttgart. 1989 begann der offi­zi­elle Betrieb und die deut­sche Post wurde zum Vorreiter für ISDN in Europa. Nachdem bis zum Mai 1994 die Digitalisierung in den Vermittlungsstellen weit­ge­hend abge­schlossen war, wurde ISDN verbrau­cher­taug­lich. Fördergeldern in Milliardenhöhe (300 bis 700 DM Zuschuss) »drückten« bis Ende der 90er Jahre ISDN-Anschlüsse in die Haushalte, wobei in über 90 % die digi­talen Daten in analoge umge­wan­delt wurden, damit man die alten Geräte weiter nutzen konnte … denn »echte« ISDN-Geräte waren teuer..

Infolge der Überbetonung von ISDN in der Geschäftsstrategie der Deutschen Telekom entschied diese Mitte der 90er Jahre, sich als welt­weit einziger großer Netzbetreiber beim neuen ADSL-Breitband-Standard im gesamten Festnetz das mit Reichweiten- und Bandbreitennachteilen behaf­tete ADSL-over-ISDN einzu­setzen: Kunden mit analogem T-Net-Anschluss sollten keine DSL-Verfügbarkeits- bzw. Bandbreitenvorteile gegen­über T-ISDN-Kunden erhalten.

Heute sind rund 1/3 der Telefonanschlüsse in Deutschland ISDN-Basisanschlüsse. Seit 2003 nimmt der rela­tive Marktanteil von ISDN-Anschlüssen im Verhältnis zu analogen Festnetzanschlüssen wieder ab, weil die Verbraucher durch DSL (40 % der Telefonanschlüsse) entweder surfen und parallel analog tele­fo­nieren oder gleich die IP-Telefonie nutzen können, und daher nicht mehr bereit sind, den Aufpreis für einen ISDN-Anschluss zu zahlen.

Wenn ich meinen Haushalt heute komplett neu tele­kom­mu­ni­kativ ausstatten würde, gäbe es zwei Strategien, die kabellos funk­tio­nieren (jeweil ohne Fax-Gerät, das nun wirk­lich von gestern ist):

• Handys für alle, mit einem Genion-Vertrag (d. h. Festnetznummer + Handynummer), Home-Zone-Flatrate, Surfen via Bluetooth über das Handy im UMTS-Netz; kein DSL, kein Festnetz
• DSL am analogen Festnetzanschluss, Drahtloses Netz, IP-Telefonie


21 Kommentare

  1. Hans

    yep! Auf jeden Fall Handy mit Homezone (Festnetznummer + Handynummer), in meinem Fall O2 (ohne Flatrate, aber wenn ausschließ­lich dann bestimmt so wie beschrieben)

  2. Raphael

    Ich tele­fo­niere auch zu 100% über Homezone(-Flatrate), aber fürs Surfen ist ein DSL-Anschluss schon irgendwie nötig, finde ich. 

    Glücklicherweise sind ja mitt­ler­weile die DSL-Anschlüsse ohne zusätz­li­chen Telefonanschluss im Kommen. Denn wer braucht in Zeiten von VoIP noch den analogen Anschluss…

  3. Ralf Herrmann

    Nun ja, man sollte die schöne neue Drahtloswelt auch mit Bedacht einsetzen. Wer etwa sowieso nur vom Schreibtisch aus surft/telefoniert etc. brauch nicht:
    -dauer­haft pulsende DECT-Telefone
    -sich eine Strahlenkanone »Handy« ans Ohr kleben
    -das Eindringen Fremder ins WLAN-Netz riskieren
    -die Umwelt mit unzäh­ligen Akkus vollzumüllen
    -den Stromverbrauch durch unzäh­lige Ladegeräte und Netzteile in die Höhe zu treiben

  4. robertmichael

    viel­leicht sollte jürgen sowas in seinem garten aufstellen: http://​www​.green​.tv/​o​r​a​n​g​e​_​w​ind

    und ich sach noch: BACK TO THE ROOTS!
    http://​www​.intro​du​cin​g​idea​.com

  5. Gerrit

    Die IP-Telefonie ist m. E. noch nicht wirk­lich ausge­reift, zumin­dest Skype, Gizmo und Konsorten. Anders sieht es mit Hardware-Lösungen aus, die ohne PC funk­tio­nieren, wie es beispiels­weise 1&1 versucht. Hier gibt es zwar auch noch bisweilen das eine odere andere Problem, aber es ist deut­lich stabiler.

    Ich tele­fo­niere seit geraumer Zeit sehr günstig mit einer TELE2-Preselection, was mich als Wenigtelefonierer sehr glück­lich macht und ich wesent­lich güns­tiger wegkomme als mit einer dieser neumo­di­schen Telefon-Flatrates. 

    Gut, das geht jetzt am Kabellos-Thema vorbei, muste aber mal raus :-)

  6. Jürgen

    -dauer­haft pulsende DECT-Telefone
    Also Handy …
    -sich eine Strahlenkanone »Handy« ans Ohr kleben
    … mit Lautsprech-Funktion verwenden.
    -das Eindringen Fremder ins WLAN-Netz riskieren
    (entfällt)
    -die Umwelt mit unzäh­ligen Akkus vollzumüllen
    1 Netzteil für 4 Handys
    -den Stromverbrauch durch unzäh­lige Ladegeräte und Netzteile in die Höhe zu treiben
    1 Netzteil für 4 Handys

  7. Hans

    … im Prinzip bin ich auf der Seite von Ralf Herrmann. Konkret heißt das: kein eigenes WLAN solange dem Nachbarn seins offen ist. (DSLWLANModem200, danke­schön, schaff dir nie ein Passwort an. Funky, FishnChips, und die fünf weiteren Netze, die der Rechner im Mietshaus noch findet – asozial. Alle per Passwort geschützt. Ungesetzlich? Die schlaue Maschine wählt sich doch von selber ein, weiß gar nicht wie das zu verhin­dern wäre). Da das Handy eh schon vor sich hin strahlt, und auf dem Dach gegen­über außerdem ein pracht­volles Exemplar von Sendemast steht … so what. Aber DECT-Geräte: Finger wech (böse Strahlung)

  8. Hans

    (ps: BKA1, du WLAN-Netz meiner schlaf­losen Nächte – lies jetzt bitte nich mit)

  9. microboy

    ob es skizzen sind die ich zur druckerei faxe oder die möglich­keit schnell eine kopie zu machen … auf ein fax möchte ich nicht verzichten.

  10. Adrian

    >>dauer­haft pulsende DECT-Telefone
    >Also Handy …
    DECT-Telefon nicht gleich Handy! Schau mal bei Wikipedia vorbei

    >>sich eine Strahlenkanone »Handy« ans Ohr kleben
    >mit Lautsprech-Funktion verwenden.
    Abgesehen davon, dass dich als Nutzer dann immer noch Strahlung erreicht ist das wohl kaum eine Alternative (Komfort)

    >>das Eindringen Fremder ins WLAN-Netz riskieren
    >(entfällt)
    ähm… warum?

    >>die Umwelt mit unzäh­ligen Akkus vollzumüllen
    >1 Netzteil für 4 Handys
    Ja, aber er meinte Akkus nicht Netztteile. Akku kaputt = Sondermüll auch wenn du nur ein halbes Netzteil nutzen würdest hat ergo nichts mit der Anzahl der NTs zu tun

    >>den Stromverbrauch durch unzäh­lige Ladegeräte und Netzteile in die Höhe zu treiben
    >1 Netzteil für 4 Handys

    Lassen wir das. Dieses Argument ist eh blöd.

  11. Jens Kutilek

    BKA1, du WLAN-Netz meiner schlaf­losen Nächte

    Der Bundestrojaner in Aktion?

  12. Jürgen

    @ Adrian: Meine Zwischenzeilen waren die Alternative, nicht Gleichsetzungen … also:
    Statt >>dauer­haft pulsende DECT-Telefone
    >Also Handy (benutzen) …
    und so weiter

    @ alle, die über Akkus, Ladegeräte, Strahlen, Stand-by-Energie lamen­tiern: bitte sofort das Fontblog-Lesen und kommen­tieren einstellen!

    @ microboy: wir mailen PDFs an Druckereien und Kopien erzeuge ich – in bunt – mit meinem Epson für 99 €.

  13. microboy

    @ jürgen

    pdfs mail ich natür­lich auch. aber unter­schrie­bene aufträge oder andere doku­mente die ich nicht digital erstellt habe versende ich doch lieber komfor­tabel per fax bevor ich sie scanne und dann per mail verschicke. und was für ein epson-gerät ist das mit dem du kopierst?

  14. Jürgen

    Na eines dieser Drucker/Scanner/Kopier-Multigeräte, in meinem Fall ein Stylus DX-4200:

  15. microboy

    so ein multi­funk­ti­ons­teil hat den vorteil, dass man auch mal eben eine buch­seite kopieren kann – das kann mein laserfax leider nicht. dafür dürfte es fixer sein und die laufenden kosten sind auf jeden fall billiger als bei einem tinten­gerät. hat halt alles seine vor- und nachteile!

    :)

  16. simon wehr

    Ich finde ja, Faxe sind sowas von von gestern!
    Aber letz­tens wollte eine Druckerei uns ein Angebot faxen und wir haben gesagt, wir hätten leider kein Fax, aber sie könnten es doch bequem als PDF per E-Mail schi­cken, das wäre uns sehr recht.
    Stöhnen am anderen Ende des Telefons. 

    Dann haben wir eine E-Mail mit einem PDF bekommen. Als uns die Schrift merk­würdig unscharf erschien, haben wir gesehen, dass die Druckerei das Angebot ausge­druckt hat und einge­scannt und dann ein PDF geschrieben und uns selbiges dann per dieserneumodischenVersandmethode hat zukommen lassen.
    Wir haben uns augen­blick­lich gefragt, ob die viel­leicht noch Bleisatz mit Handpresse anbieten …

  17. microboy

    sicher sind faxe heute nicht mehr so wichtig wie noch vor einigen jahre. hin und wieder sind sie aber doch sehr prak­tisch. ich persön­liche bevor­zuge beispiels­weise gefaxte korrek­turen gegen­über umständ­lich formu­lierten emails oder komme­tierten pdfs.

  18. robertmichael

    @simon.
    legt euch doch so eine fax2mail adresse zu.

  19. thomas

    simon: ja sowas kennt man. digital drucken können sie, aber ange­bote kommen entweder auf fax obwohl klar ist, das man kein fax hat, ergebnis: tele­fon­terror, oder dann per mail als zerschos­senes word-dokument.

    ich habe auch genion und bin sehr zufrieden mit. am alten wohnort hatte ich bei einem wich­tign kunden fest­netz an der fh fest und in der mayer­schen fest­netz. das war suuuuuuuuuuuuuper! jetzt wohne ich auf dem land :-(
    web lief über den t-kom anschluss. ich weiss die nummer nicht mal ;-)

    ralf: das ist noch lange nich bewiesen, dass gewebe schaden davon trägt. abge­sehen davon, bis du quasi umgeben von x-strahlen. 

    vorschlag. nach island ziehen. :-)

    ich arbeite mobil, von daher möchte ich in der wohnung oder im büro eigent­lich immer wlan haben. alles andere nervt reichlich.

  20. Ralf Herrmann

    ralf: das ist noch lange nich bewiesen, dass gewebe schaden davon trägt. abge­sehen davon, bis du quasi umgeben von x-strahlen.

    Schon klar. Ich hab auch gewiss keine Strahlen-Paranoia. Ich mahne eben – wie gesagt – nur zu »bewussten Umgang«. Ja, Strahlen sind überall, aber was es für welche es sind, macht schon einen gewal­tigen Unterschied. Und ganz beson­ders: der Abstand zur Quelle. Die Leute werden immer panisch, wenn am Horizont ein Telekommunikationsmast aufge­baut wird, aber schlafen 50 cm von ihrem DECT-Telefon entfernt …
    Mit dem Stichwort »CT1+« lassen sich übri­gens zum Glück noch ein paar nicht-DECT-Telefone finden.

  21. Martin

    dsl, wlan, und voip ist sicher die rich­tige wahl.
    sicher­lich ist voip noch nicht was fuer jeder­mann. und sachen wie skype kann man in die tonne treten.
    aber sicher­lich gibs auch inter­es­sante hard­ware-loesungen , wenn ich da im spezi­ellen an aastra oder snom denke.

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