Heute erscheint ein neuer Web-Browser von Google
»Chrome« heißt der neue Browser, der heute in über 100 Ländern zum Download freigegeben werden soll (Download-Link). Wie zuletzt beim Internet Explorer erscheint zunächst eine Testversion für Windows; Versionen für Linux und Mac OS sollen bald folgen. Chrome basiert auf der bekannten Rendering-Engine Webkit von Apple und enthält eine eigene, laut Hersteller »besonders schnelle« JavaScript-Implementierung mit dynamischer Code-Generierung namens »V8«. Stabilität und Geschwindigkeit des Programms, das vor allem auf die Nutzung von Webdiensten zugeschnitten wurde, sollen bahnbrechend sein.
Ironie des Schicksals: Weil die Schneckenpost schneller war als Googles Netz-Dramaturgie, wurde der Herausgeber um den Knalleffekt gebracht. Bereits am Montag, in den USA ein Feiertag, fanden US-Blogger einen Umschlag in ihrem Briefkasten, der ein 38-seitiges Comic-Heft zum neuen Browser aus dem Hause Google enthielt (Scans der Seiten auf blogoscoped.com; eben als Google-Book veröffentlicht). Nachdem letzte Nacht erste Berichte in Blogs erschienen, bestätigte Google offiziell sein neustes Produkt.
Das Comic-Heft löst bei Informationsdesignern Lob aus. Es stammt aus der Feder von Scott McCloud, Schöpfer des Klassikers »Understanding Comics«. Mit einer Mischung aus Bildgeschichte und Infografiken erläutert McCloud den komplexen Unterbau von Googles neuem Open-Source-Browser. Das Drehbuch für das Heft basiert auf Interviews mit rund 20 Entwicklern, die am Chrome-Projekt beteiligt sind.
Dem Comic ist zu entnehmen, dass Chrome ein neuartiges Tab-Browsing anbietet: Tabs können getrennt voneinander wie einzelne Prozesse in einer Art Sandbox betrieben werden, so dass sich Störungen in einem Tab nicht auf den Betrieb der anderen Tabs auswirken. Zudem wird jeder Tab mit eigenen Controls (z. B. Adresszeile) ausgestattet. Des weiteren informiert Chrome aktuell über gefährliche Websites, die den Nutzer mit Phishing und ähnlichen Attacken schädigen wollen. Die Startseite mit den am häufigsten aufgerufenen Seiten haben sich die Chrome-Entwickler offenbar vom Konkurrenten Opera abgeguckt, wie der Internet Explorer wird der Google-Browser einen Anonymitätsmodus beinhalten.
Weitere Informationen: Fünf Dinge, die man über Google Chrome wissen sollte (Computer Zeitung)
20 Kommentare
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Paul
Offenbar gibt es wenig _wirkliche_ Abbildungen des Browsers. Oder nur Mini-Screenshots. Hat da jemand nen Link?
Ivo
Schade, dass unsere amerikanischen Freunde wohl nie mehr geografische Großmeister werden [Stichwort neues Großdeutschland/-dänemark auf Seite 13] …
via Gernots Twitter
smeidu
Was soll heißen „Wie zuletzt beim Internet Explorer“. Die Zeiten das es IE für anderer Plattformen (sprich os 9 & X) gegeben hat sind etwas länger her.
Der Sven
Ich mag Scott McClouds Comics – aber ein Google-Browser kommt mir trotzdem nicht auf den Rechner.
Bernd Goldschmidt
„US-Blogger“ ist meines Wissens nicht korrekt. Zuerst hat die Geschichte wohl Google Blogoscoped (http://blogoscoped.com/archive/2008-09-02-n72.html) veröffentlicht und damit Philipp Lenssen aus Deutschland.
jan
@Ivo: Auf Seite 13 haben wir uns aber noch ein paar andere »Kleinstaaten« um uns herum einverleibt. :D
Zum Thema: Technisch klingt das ganze interessant, fragt sich nur wie viel dann google von unseren Surf-Gewohnheiten mitbekommt und abspeichert …
Ivo
Aber hallo! Hab nur Dänemark explizit erwähnt, weil die darüber was faseln. Es geht ja sogar bis nach Ungarn …
Google bekommt eh schon fast alles mit. Fast jeder steuert mindestens eins der Applikationen doch täglich an. Ein Google-Browser geht mir da auch wirklich deutlich zu weit.
jan
@Ivo: Ich bin davon überzeugt gewesen, dass dieses deinem aufmerksamen Auge nicht entgangen ist. Ich wollte es nur noch einmal erwähnen. ;)
Das Schlimme an der gesamten Sache ist ja eigentlich, dass niemand die AGBs von googlemail und co liest. Bei einer Videokamera in der Öffentlichkeit schreien alle auf, aber dass google mitliest, ist egal, bzw. nicht bekannt. Ich möchte den Usern keine Vorwürfe machen, denn es ist in meinen Augen nur mangelnde Aufklärung bzw. Erfahrung.
Mittlerweile hat Street View nun auch Deutschland erreicht. Mal abwarten, was die Datenschützer sagen.
http://www.googlewatchblog.de/2008/09/01/streetview-auto-in-brandenburg-an-der-havel/
In den USA ist damit ja schon einiges geschene ;)
(Aber immerhin werden Gesichter leicht verwischt.)
haraldmeyer
jan: googles agb sind mittelfristig egal, weil chrome quelloffen ist. nur auf ein paar schöne ableger warten und gut is.
jansen
ich bin gleichsam mit chrome hier. und teufel, der ist schnell.
PaulInMexico
Jep das mit der Geschwindigkeit stimmt, kleiner Screenshot:
http://img3.imagebanana.com/img/ykhhfqv4/ff_und_chrome.jpg
fhuber
Kann mir jemand den USP von dem Ding näherbringen? Jetzt mal im Ernst, das riecht nach Microsoft Methodik:
„Es werden schon genügend Leute den Browser verwenden, weil die ja auch anderen Dinge von uns verwenden“
Ich warte auf Darstellungsfehler auf Yahoo Seiten im Google Browser…
Sebastian Nagel
der USP wird vermutlich sein: „Das ist das neue Betriebssystem für eine Anwendungswelt, die praktisch nur noch online abläuft.“
Die ganze Architektur des Browsers ähnelt viel mehr einem Betriebssystem als einer Anwendung in gewohntem Sinn.
Derzeit fühlt er sich extrem schnell an, man kann aber kaum was konfigurieren, richtig spartanisch, und das Internet fühlt sich so „fremd“ an ohne die ganzen Addons die man von seinem personalisierten Firefox gewohnt ist (überall NERV-Werbung – nichts gegen normale solche, unverlinkte URLs werden nicht automatisch verlinkt, meine Mausgesten funktionieren naturgemäß nicht, …).
Momentan wirkt er eher wie eine Plattform die noch mit Inhalten und Anwendungen befüllt werden soll, nicht wie ein Webbrowser zur Anzeige von mehr oder weniger statischen Inhalten.
Befremdlich ist, dass er sich nicht an die GUI-Vorgaben des Betriebssystems hält sondern irgend einen fremdartigen Skin anzeigt.
Webentwickler-Sicht: Weiß jemand ob das „Google-Webkit“ ident ist mit dem „Safari-Webkit“?
Ich weiß nicht was ich schlimmer finde: die Apple-Gewohnheit, mir mit Software A (itunes) unbemerkt noch Software B, C und D (Quicktime, Safari und mobileme) unterzujubeln, oder Googles Datensammlerei. Andererseits kann ich einen Webkit-Browser zum Testen gut gebrauchen, also wird entweder chrome oder safari auf dem Rechner verbleiben.
Treppenlift
Ja das mitlesen finde ich nicht gerade gut oder kann ich so nicht akzeptieren. Was ist wenn unsere Mails einfach doch im Geheimen ausgenutzt werden?. Man sieht was geschieht wie zum Beispiel mit dem Terminplaner der im Internet leicht für jeden zu lesen ist!. NEIN DANKE!
Sebastian Nagel
juhe… heute morgen den rechner wieder angemacht (Chrome aber nicht), trotzdem telefoniert ein Google-Systemservice laut Firewall zu Google…
Genau sowas liebe ich… und tschüss, Chrome.
Max
Schaue mir den Fontblog gerade mit Chrome an – der läuft natürlich auf einer virtuellen Maschine!
Also bis jetzt ist mir – außer dem missglückten Acid3-Test nichts aufgefallen, außer dass er doch ganz schön schnell ist.
Ralf Herrmann
Einfach mal abwarten und nicht immer gleich den Teufel an die Wand malen. Das ist ein übliches Google-Projekt. Ein Team darf sich an einer Software versuchen und man schaut, ob es Erfolg hat oder nicht. Da steckt nicht automatisch ein böser Masterplan dahinter, der nur noch mehr Daten von uns ausspionieren soll.
Im Übrigen fände ich einen erfolgreichen Webkit-Browser für die Windows-Welt eine prima Sache. Sowohl für die Anwender, als auch für die Webdesigner.
Die @font-face-Unterstützung, die ja in Webkit standardmäßig drin ist, hat man wohl aber erstmal deaktiviert. Hab’s gerade mal probiert.
Axel
Hurra, ein kleiner Schritt für den User, aber ein großer Schritt für die Google-Totalüberwachung!
Ivo
Da gebe ich dir prinzipiell Recht, Ralf. In dem Fall finde ich aber den dadurch aufgebauten Druck auf Google nicht verkehrt, denn so wird eventuell verhindert, dass sie [oder andere] solche bösen Masterpläne überhaupt erst in Betracht ziehen, sofern sie nicht tatsächlich bereits mitten in der Umsetzung eines solchen Planes stecken. Vorsicht ist ja bekanntlich die Mutter … was, schon wieder das Phrasenschwein? Menno …
Christoph
Ich mache mir wegen der Datenspionage ehrlich gesagt keine besonders großen Sorgen. Der Quellcode liegt doch offen und diverse Leute werden den in nächster Zeit auf Herz und Nieren prüfen und auseinandernehmen… Das wissen die auch bei Google und ich kann mir nicht vorstellen dass man bereit ist so einen Imageschaden zu riskieren…
Einfach mal abwarten…
Zu den Kalenderopfern kann ich nur sagen: Wer so private Infos ins Netz stellt und sich dann nicht mal die Zeit nimmt die verschiedenen Tabs durchzuschauen um die Privatsphäreeinstellungen zu checken ist einfach selbst Schuld.