Jubiläum – FF Scala von Martin Majoor wird 25
r brachte die Buchschrift-Tradition mit der Welt der digitalisierten Schriften in Einklang: Martin Majoor. Seine FF Scala Familie wurde in dieser Woche 25 Jahre alt. Wir gratulieren!
Martin Majoor erinnert sich: »Dank der Möglichkeiten der neuen digitalen Design-Technologien genoss ich bei der Gestaltung von Scala große Freiheit und konnte ein verbindendes Konzept für Serif- und [1993] die Sans-Version entwickeln. Viele der allgemein akzeptierten Ideen erscheinen mir nicht logisch. Als unabhängiger Designer war ich zum Glück nicht verpflichtet, ihnen zu folgen.«
Obwohl sichtbar durch Elemente ihrer Antiqua-Vorgänger beeinflusst, ist es FF Scala gelungen, ihren unverwechselbaren Stil zu finden
Benannt nach der Mailänder Scala aus dem späten 18. Jahrhundert wurde FF Scala ursprünglich für das Corporate Design des Vredenburg-Konzertgebäudes in Utrecht entworfen. Auch gestalterisch reichen die Scala-Wurzeln zurück zu den frühen vertikal-betonten Schriften des französischen Typografen Pierre Simon Fournier, der 1737 den Punkt als Einheit für die Schriftgröße eingeführt hatte, und der sich an der humanistischen Form von Bembo orientierte.
In den späten 80er Jahren, als die ersten Scala-Schnitte entstanden, schlug das Pendel typografischer Trends gerade in das andere Extrem: »The Grafic Language of Neville Brody« war 1988 erschienen und hatte die Welt der Gestaltung revolutioniert
Das neue Schriftenhaus, das Erik Spiekermann mit Neville Brody gründete, sollte typografische Grenzen ausloten und biegen, um eine moderne, digitale Schriften-Bibliothek aufzubauen: Schriften verschiedenster Stile und für unterschiedlichste Zwecke – zeitgenössisch, experimentell, unorthodox und radikal.
←Scala-Zeitgenosse: Poster aus FUSE 1 ‘State’, Neville Brody (Hrsg.), 1991, zur FUSE-Anthologie …
Die FontFont-Bibliothek entstand. Ausgerechnet Martin Major stieß hinzu. Dem FontFont-Schriftenzauber setzte er seine Buchschrift entgegen, die sich an der 500-jährigen Tradition der Renaissance Antiqua orientierte. Elegante Lettern mit hoher Wiedererkennbarkeit und belastbarer Satz kennzeichnen die FF Scala Schriftart und machte sie zu einem der bis heute beliebtesten FontFonts.
Entwicklung der FF Scala aus der Renaissance-Bembo über die Form von Fournier aus dem 18. Jahrhundert bis zur FF Scala von 1990
Scala bedeutet auch »Spektrum«, ein weiteres Merkmal der FF Scala, die als eine der ersten Sippen dem Serif-Stamm eine Sans-Familie mit identischen Laufeigenschaften hinzufügt.
Von Light bis Black, der förmlichen bis zur dekorativen Typografie, bauen alle FF Scala-Schnitte auf dem gleichen Formprinzip auf.
Aus der Serif-Version entstand durch das Abtrennen der Endstriche und aufwändiges Anpassen des Kontrasts die Form der Sans-Variante. Die »Knochengerüste« beider Schriften sind absolut identisch, so dass sie sich wunderbar kombiniert einsetzen lassen.
Als eine der ersten Schriftenfamilien erhielt die FF Scala einen korrespondierenden Sans-Vertreter, der perfekt mit den Serif-Verandten harmoniert, ohne die Harmonie des Textes zu beeinträchtigen
Die ausgerprägten Serifen wurden ursprünglich für den zackenfreien 300 dpi Laser-Ausdruck entwickelt. Auch kräftige Konturen und geringer Kontrast verhindern das Aufbrechen dünner Teile.
Robust meistert FF Scala schwierige Satzumgebungen wie den Druck auf minderwertigem Papier.
Aus dem gleichen Grund hat auch der Kursiv-Schnitt starke Serifen, die der Scala Italic einen eigenen »Klang« verleihen.
Der ausgefeilten Konstruktion der Zeichen fügte Martin Majoor einen enormen Zeichenvorrat hinzu, der großen Zeichenumfang des OpenType-Formats vorweg nahm. So verfügt FF Scala über vier Ziffernarten: Versalziffern für Tabellen, proportionale Versalziffern, Mediävalziffern für Tabellen und proportionale Mediävalziffern. Ziffern, Ligaturen, bedingte Ligaturen, Ordinalzeichen und Hochstellungen lassen sich heute komfortabel über das OpenType-Menü steuern.
Eine traditionelle Antiqua und die perfekt harmonierende Sans-Variante: Die Scala-Familie bereichert die FontFont-Bibliothek um einen Buchsatz-Klassiker
Weitere Zeichen – die die Scala zu einer zeitgemäßen Schrift für alle gestalterischen Lebenslagen machen – sind Sterne, Rahmenelemente und geometrische Formen, mit denen man Formulare bauen kann oder die in einer Präsentation als Aufzählpunkt (Bullet) dienen. Eine Kuriosität sind rund 40 Zeigehände, die zu PostScript-Zeiten als separater Font angeboten wurden. Seit der OpenType-Ära gehören sie zum Schnitt FF Scala Sans Regular. Zum Auswählen bzw. Aufrufen einer bestimmten Zeigehand leistet in Adobes InDesign das »Glyphen«-Fenster im Schriftmenü beste Dienste.
FF Scala-Pakete: Alle sechzehn Schriftschnitte der Scala-Familie finden sich im FF Scala OT Complete Suite Paket oder mit erweitertem Zeichenvorrat mit Fremdsprachen-Unterstützung in der FF Scala Pro Complete Suite. Weitere Pakete mit Grundschnitten oder Webfonts zeigt die FF Scala-Übersichtsseite.
Eine ausführliche Übersicht bietet die FF Scala FontFont Focus Broschüre (5,1 MB, 50 Seiten).
Scalas Lesbarkeit, ihr Konstruktionsprinzip und ihr Zeichenumfang machen sie zu einer belibten Satzschrift für Bücher und Zeitschriften, mühelos gelingen ihr Corporate-Aufgaben und sie ist sogar als Leitsystem (für die Metro in Los Angeles) im Einsatz. Im Schriftenranking der 100 besten Schriften aller Zeiten belegt FF Scala Platz 34.
Über den Entwerfer: Seit Mitte der 1980er Jahre entwirft Martin Majoor Schriften. Nach einem studentischen Praktikum bei URW in Hamburg wechselte er 1986 als typografischer Gestalter in die F&E-Abteilung von Océ-Netherlands. Ab 1988 arbeitete er als Grafikdesigner für das Vredenburg Music Centre in Utrecht, für das er die Schrift Scala für CI-Material entwarf. Zwei Jahre später veröffentlichte FontShop International FF Scala als erste Textschrift in der neu gegründeten FontFont-Library.
1994 übernahm Majoor die typografische Gestaltung des holländischen Telefonbuchs. Er entwarf eigens eine neue Schrift: Telefont. 2000 folgten FF Seria und FF Seria Sans, 2004 FF Nexus in den Versionen Sans, Serif, Mix und Typewriter.
9 Kommentare
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Wenn nun
jemand die 100 beste Schriften bei Ihnen kauft, hat der dann von allen 100 Fonts alle Schnitte (mit allen Glyphen einer Pro- oder Standardversion?) oder nur ausgesuchte Einzelschnitte davon?
Sabine Gruppe
Meistens enthalten die 100 beste Schrifren CDs die vier Grundschnitte: Regular, Italic, Bold und Bold Italic.Beim FF Scala Volume ist das etwas anders: Die CD enthält die Schriftschnitte FF Scala Serif Regular, Italic und Bold sowie Scala Sans Regular, Italic und Bold. Alle 6 Schnitte enthalten Kapitälchen, diversen Ziffernarten, viele Ligaturen, Bullets und Symbole.
Welches 100 Beste Schriften Volume welche Schriften enthält steht in der jeweiligen Produktbeschreibung.
Das ist
Schade, früher, als noch alles in Eisen geschnitten wurde, gab es immer diese Mastersätze, was mir ganz gut vorgekommen ist. Auf zusätzliche Kapitälchen habe ich mich schon arg eingeschossen.
Ja, Das ist, das ist ein bisschen wie
Schnee auf den Rosen. Man kann sich nicht richtig entfalten. Aber das schöne Gefühl der Vergänglichkeit, das bleibt. Kaufe nur noch Fonts ab mindestens 10 Schnitten aufwärts. Außer natürlich Script-Fonts, die dürfen gerne auch alleine sein, was sie ja auch sehr oft sind. Wie die Rose unterm Schnee!
Im Beispiel
sind Bembo und Fournier vertauscht
Was ist das
eigentlich für eine blöde Angewohnheit die Kommentare im Namensfeld zu beginnen?
Kommentatoren im Fontblog sollten doch eigentlich mehr Wert auf leicht verständliche und ansehnliche Aufbereitung ihrer Kommunikation legen.
>
Gehören in den Zeitungen die Schlagzeilen nicht zum Text und sind sei deswegen weniger verständlich? Oder wär’ Ihnen ein gefakter Name lieber als solches Vorgehen?
Daniel
Der Text fängt in Zeitungen nicht in den Überschriften an. Ich denke, das wissen Sie.
Sie haben auch einen ganz anderen Zweck als ein Name über einem Kommentar. Ein (gefakter) Name würde zumindest helfen, den Satzanfang dort zu finden, wo man ihn vermutet, nämlich am Anfang des Kommentars. Darüberhinaus ließe sich zuordnen, welche Kommentare von der selben Person stammen könnten. Und es wäre möglich Kommentatoren direkt anzusprechen. @>, @Das ist, @Im Beispiel versteht doch keiner. Und angesprochen fühlt sich wahrscheinlich auch niemand.
Curd
Na, ja, Daniel, „Das ist“ hat schon so angefangen, dass der Satz auch ohne Namenszeile verständlich ist. Für einen Ausländer(?) schon mal beachtlich; außer dass das „Schade“ in diesem Fall klein beginnen müsste, was aber auch ein Problem der automatischen Korrekturfunktionen sein könnte.