Haus der Kulturen der Welt vs. Thilo Sarrazin
Beim Literaturfestival am 25. September 2010 wollte das Haus der Kulturen der Welt – die Heimat von FontShops jährlicher TYPO-Berlin-Designkonferenz – um 18:00 Uhr eine kritische Diskussion zum Thema Thilo Sarrazins Kassandrarufe zur Zukunft Deutschlands veranstalten. Weil der jetzige Bundesbankvorstand jedoch einen kritischen Gesprächspartner abgelehnt habe, droht Intendant Bernd M. Scherer mit Ausladung.
Wie viele andere Partner des HKW erhielten wir eben das folgende Statement:
»Das Haus der Kulturen der Welt steht für eine kritische und zukunftsgewandte Auseinandersetzung mit Fragen der Migration in unserer pluralen Gesellschaft. Thilo Sarrazins polemische Thesen sind völlig konträr zur Grundhaltung des Hauses. Leider werden solche ausgrenzenden Positionen in der Gesellschaft immer wieder hochgespült. Daher halten wir eine kritische Auseinandersetzung gerade an unserem Ort für notwendig. Festivalleiter Ulrich Schreiber hat uns gestern mitgeteilt, dass der Verlag und Thilo Sarrazin einen kritischen Gesprächspartner auf dem Podium ablehnen. Das können wir nicht tolerieren: Die von uns gewünschte Form der Auseinandersetzung wird dadurch konterkariert. Bleibt es bei dieser Haltung von Thilo Sarrazin und des Verlages, wird die Veranstaltung bei uns nicht stattfinden.«
35 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Frank Meier
Das verstehe wer will aber eine gegenteilige Meinung auszuladen um sich anschließend kritisch auseinandersetzen zu können klingt überaus albern. Das Buch ist physisch noch nicht erhältlich, außer den paar Fetzen im Spiegel, dennoch allerorten vorauseilender Gehorsam in der Angst abwegige Denkkonstrukte nur zu erwähnen.
So leid es mir tut aber das sind genau die Tendenzen die die Ränder der Gesellschaft erst beflügeln und nun wieder einmal neue Nahrung erhalten.
Demokratie muss jeden Tag inhaltlich verteidigt werden, sie kann nicht verordnet werden.
„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“ Voltaire
Martin John
Sarrazin ausladen!
Ole
… da Herr Sarrazin eine populistische Welle reitet, ist es auch klar, das er ungern diskutieren möchte. Armselig ist die mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung aber dennoch. Mein Vorschlag: Lassen wir Sarrazin auf Eva Hermann treffen und über «Sodom und Gomorrha» sprechen. Sollte Sarrazin da nicht gegen halten können, braucht ihn niemand mehr zu beachten. Ich frage mich allerdings, wie solche Leute wie er von der Deutsche Bahn über den Berliner Senat bis zur Bundesbank gelangen können. Da liegt wohl eine einseitige Begabung vor, reden und schreiben sind es nicht …
Meier
Sarrazin mag nur die Stigmatisierung nicht, als einziger von rund zwanzig Autoren einen „Kritiker“ gegenüber gesetzt zu bekommen, da das ganze eigentlich als Lesung und nicht als Diskussionsrunde gedacht ist. Das ist nachvollziehbar und die hier fehlende andere Seite der Medaille.
Magnus Hengge
Das Voltaire-Zitat hätte kaum zu einem besseren Zeitpunkt herausgekramt werden können. Es wundert mich, dass Sarrazin hier kneift. Bisher hatte ich immer den Eindruck, er lässt keine zu schlagende Schlacht auf verlorenem Posten aus.
Stephan
Sarrazin und seinen kritischen Gesprächspartner durch Ernie und Bert ersetzen und dann das ganze Thema entsprechend aufbereitet performen.
Ole
@ 4 Meier
… also ich habe mir eben im «rbb» seine «Thesen» angehört, die ich hier nicht wiederhole.
NPD: »lupenreine NPD Position» (Zitat)
Der Bürgermeister von Neukölln: »Sarrazin hat sich sehr weit in seine Thesen verstrickt, er glaubt offenbar an die genetische Minderwertigkeit ganzer Volksgruppen, das ist Rassismus.« (aus der Erinnerung zitiert)
moncler
Sarrazin ausladen!
Ben
Ein Mann sagt unverblümt die Wahrheit und keiner hier steht hinter ihm?
Was ist denn das hier für ein WischiWaschiTreff?
Florian Pfeffer
@ben: sarrazin sagt nicht unverblümt die „wahrheit“. er vertritt unverblümt seine persönliche „meinung“. das ist ein feiner unterschied. diese meinung untermauert er wiederum mit meinungen und halbwahrheiten (beispiel: „das begabungspotential in deutschland nimmt (… mit dem weiteren zuzug von migranten … ) ab.“) – ich wäre gespannt, wo der wissenschaftliche beleg für eine solche these ist (vielleicht findet sich ja etwas in einer alten ausgabe des „stürmers“).
das problem ist, dass die thesen von sarrazin (zumindest die, die ich kenne und die in der berichterstattung gestern offenbar geworden sind) „wischiwaschi“ sind. schlecht recherchiert, ungenau belegt, keinesfalls wissenschaftlich und windelweich (in ihrer argumentation – nicht im inhalt). entweder kann er es nicht besser oder dieses „wischiwaschi“ hat das ziel, eine sachliche auseinandersetzung über dieses thema zu torpedieren. warum soll man sich hinter so etwas stellen? dazu wäre mir mein name zu schade.
sarrazin benennt ein problem (mangelnde integration von ausländern in deutschland) und trägt nichts zu der lösung bei – im gegenteil: er sorgt dafür, dass die chancen für integration noch schlechter werden, indem er die gesellschaft weiter spaltet. eine solch wichtige frage braucht bessere anwälte als sarrazin.
Detlef D. Seiner
Sarrazin ist ein geistiger Brandstifter.
Wilhelm Opatz
trotzdem darf man ihn nicht ausladen. Wir leben in eine Demokratie, solchen Tendenzen muss sich die Gesellschaft stellen – und sie bekämpfen.
Florian Pfeffer
man darf ihn ausladen, wenn er selber kein kritisches gegenüber akzeptiert (und nur darum geht es ja).
sarrazin wird zu einer figur hochstilisiert, deren meinungsfreiheit beschnitten würde. davon kann aber keine rede sein … niemand hindert sarrazin daran, unsinn zu erzählen (schon alleine deshalb passt das voltaire-zitat im ersten kommentar hier überhaupt nicht).
zur meinungsfreiheit gehört aber auch, dass der vertreter einer meinung eine gegenmeinung aushalten muss (die ebenfalls pointiert und zugespitzt ausgedrückt sein darf). es ist schon erstaunlich, dass die gegenmeinungen zu sarrazin oftmals mit dem hinweis kommentiert werden, man dürfe in deutschland anscheinend nicht mehr „die wahrheit“ sagen. sarrazin ist der beste beweis für das gegenteil … man darf seine meinung sagen (auch wenn sie noch so unfundiert ist).
Wilhelm Opatz
>F.P. Du magst ihn nicht, ich mag ihn nicht, aber er führt die Gesellschaft mit überlegten Provokationen an der Nase und macht Werbung für sein Buch. Juristisch dagegen vorgehen ist die Lösung, aber nicht sich darüber ärgern.
RobertA
Die einzig richtige Lösung wäre eine gepflegte Kauleistenpolitur.
Florian Pfeffer
>W.O. Wir mögen ihn nicht. Stimmt. Ich glaube aber, dass er ein Vakuum füllt und etwas anspricht, das bei mehr Bürgern in Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt als wir uns vorstellen wollen. Ob man dem Problem mit juristischen Schritten beikommt, bezweifle ich. Ich glaube eher, dass wir Politiker bräuchten – beispielsweise in konservativen Parteien – die diese Position besetzten (aber nicht auf diese populistische Weise und an einer konstruktiven Lösung interessiert). Und wir brauchen Politiker in der Mitte/links, die mehr Energie in eine echte und intensive Integration von Ausländern in Deutschland stecken. Ich habe das Gefühl, dass Sarrazin mit diesem Buch an seiner politschem Karriere baut, die nach der Bundesbank kommen soll. Ich wohne in den Niederlande, wo gerade Geert Wilders große Erfolge feiert mit der Forderung, den Koran zu verbieten. Eine solche Figur in Deutschland … Prost, Mahlzeit.
Wilhelm Opatz
>F.P. Politik ist Mehrheitsgesteuert und leider laufen zur Zeit viele den Wilders und Sakrkozys zu. Mein Sohn geht in die zweite Klasse und wenn er weiterhin in Religion die Geschichten von heiler Welt (ohne seine freigestellten ausländischen Freunde) mitbekommt, dann könnte er in einigen Jahren auf die oben erwähnten reinfallen. Politikunterricht wäre viel sinvoller, damit erzieht man die zukünftige Mehrheit.
Johannes
Voltaire zu diesem Thema zu zitieren, geht am Thema vorbei, da er einige Jahre vor der Französischen Revolution starb: er musste gegen eine Monarchie angehen. Seitdem ist einiges passiert in der bürgerlichen Gesellschaft von Robespierre bis zu Hitler und Stalin, sodas man folgendes nicht vergessen darf: Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit! (Luxemburg? Ich weiß nicht.) Wer eine Meinung wie Sarrazin vertritt, will andere Menschen nicht auf der Welt haben — im Gegensatz zum Haus der Kulturen der Welt, das bestimmte Meinungen nicht (unkommentiert) in der Welt haben will.
Mehr als uns lieb ist, ist Sarrazins Ressentiment verbreitet: In der alten, der kleinen BRD war es durchgehend so, dass etwa ein Achtel der Bevölkerung ein geschlossen rechtsextremes Weltbild hatte. Das wird nicht weniger geworden sein, aber auch nicht deutlich mehr.
Frank Meier
Nachtrag:
Ja, dem Wilders eines jenen Landes laufen die Leute zu. Das Volk stimmt mit halt den Füßen ab, denn viel zu lange wurden Erfolge versprochen und Rechenschaft in der Integrationpolitik verschoben. Es ist ein hausgemachtes Problem das jetzt die Ränder füllt, welche es zu verhindern galt; aus dem einzigen Grund, das Kinde nicht beim Namen nennen zu dürfen. Das i-Tüpfelchen bildet nur noch Diskrepanz zwischen der gefühlten und der veröffentlichen Wahrnehmung; das gebetsmühlenartige Schwingen mit der Nazikeule bei jedweder Kritik lassen wir mal außen vor, selbst den rötesten Linken geht das mittlerweile auf den Senkel.
Nein ich habe das Buch nicht gelesen, werde es wahrscheinlich auch nicht lesen. Warum auch? Aber, und das ist mein Hauptanliegen mit diesem Geschreibse, es schickt sich nicht, für sich selber die Deutungshoheit zu fordern, es anderen aber abzusprechen. Der Gipfel der Unverfrorenheit besteht nur noch in der Tatsache, für andere Leumund spielen zu wollen.
Es gibt nur die vollkommende Freiheit der Gedanken und Worte oder es gibt Zensur. Punkt. Wer sich hier anschickt, sich über den Dreck zu stellen ist selber Dreck, wer beurteilen kann was besser für den Rest der Mitmenschen zu seien hat, ist zwangsläufig totalitär und zwar unabhängig der Farbe seiner Fahne.
Vielleicht hilft hier mal eine Ermahnung an die Freiheit, auch oder eben gerade nach Hitler, Stalin, Paul Pott, Mao, wenn es eine Meinung, ein Meinungsbild, ein Strömung schafft sich über andere zu erheben, so muss diese Meinungshoheit weder richtig sein, alle Zustimmung erfahren, sie muss noch nicht einmal plausibel sein aber sie endet entweder im harmlosesten Falle im Irrtum oder mit einer Entladung im Vakuum. Nur die Freiheit in Rede mag diese Zustände verhindern. Mühselig, aber der einzige Weg.
Und in einem sind wir uns ja wohl klar, der neue Faschismus wird nicht in braun daherkommen, wohl auch nicht in rot und nimmer mehr so offensichtlich. Er wird sich tarnen mit dem Mäntelchen des gut gemeinten, des sanften und implizierten, vorauseilenden …
Freiheit ist ein Risiko, die Alternative wäre grausamer.
BTW. Am liebsten sind mir die Menschen geworden, an denen ich mich reiben kann, mit denen ich mich streiten kann, nichts verkörpert mir mehr Unkultur und Stillstand wie Harmonie.
Frank Meier
Die Funktion „Ersetzungen“ kann einem manchmal ein Schnippchen schlagen, Pol Pot mit seinen Roten Khmers und nicht Paul Pott waren gemeint.
PaHa
sehr gut, wie sich manche mit dem unsinn sarrazins gekonnt und sachlich auseinandersetzen!
Ole
@ 19 Frank Meier
… niemand zweifelt die Freiheit der Rede an oder die Meinungsfreiheit an (es gibt allerdings in Deutschland ein Gesetz gegen Volksverhetzung – aus gutem Grund).
Sarazzin redet wie ein Wasserfall und wird überall übertragen – somit kannst Du Dir sämtlich Hitlervergleiche sparen (der durfte auch überall reden, schreiben …). Wichtig ist der Wiederspruch gegen den Rassismus des Herrn S., deshalb ist eine umkommentierte Rede/Lesung falsch und dagegen war Herr S..
«Am liebsten sind mir die Menschen geworden, an denen ich mich reiben kann, …»
Wenn Du Dich reiben willst such Dir einen Baum. Zurück zur Harmonie.
Sid
Nix für ungut, aber so unrecht hat der Mann mit vielem was er sagt einfach nicht.
Wenn auch etwas provozierend formuliert, aber im Kern sicher nicht falsch.
Johannes
@ Sid: WEISST Du das oder GLAUBST Du das zu wissen. Das ist ein enormer Unterschied. Und darin liegt auch die Gefahr von Sarrazin und anderen Demagogen. Es ist sehr einfach, Provokationen auszusprechen (vor allem, wenn man in exponierten Positionen arbeitet). Und das, was man sagt, muss nicht einmal stimmen, denn wenn es das Gefühl der Menschen trifft, verfängt es und ist praktisch nicht mehr aus der Welt zu schaffen. So auch in diesem Fall. Sarrazin spielt geschickt mit der Angst der Menschen. Und sie folgen ihm, wie die Ratten dem Fänger. Ob das, was er behauptet, wirklich stimmt, wird dabei in der Regel nicht hinterfragt.
Das ist übrigens noch ein anderer Aspekt: Sarrazin nutzt seine Bekanntheit als Bundesbankvorstand, um seine zumindest zweifelhaften Thesen unters Volk zu bringen. Auch nicht ok. Ich denke, er sollte sich entscheiden, was er in Zukunft macht.
Ole
… Herr S. hat nicht mal im Kern recht. Auf tagesschau.de sind seine «Hauptthesen» in Minutenrecherche widerlegt und zum nachlesen.
Johannes
Ein Stimmungsbarometer liefert derzeit Amazon, wenn man sich die Rezensionen und deren Bewertungen z.B. „798 von 986 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich“ zu dem Buch ansieht.
Florian Pfeffer
@Johannes … ob das ein echtes Stimmungsbild ist? Auf der einen Seite fürchte ich, dass das so sein könnte. Auf der anderen Seite sind das Leute, die das Buch aus Sympathie zu Sarrazin gekauft haben – die haben natürlich eine bestimmte Meinung, (und vielleicht auch mehr emotionalen Sendungsdrang). Es wäre mal interessant zu wissen, was in Deutschland tatsächlich über Sarrazin gedacht wird.
Ole
… auf «Amazonmeinungen» würde ich nicht viel geben, es finden sich zu jedem Thema immer ein paar Tausend Idioten.
eee
Wer hat den Senator a.D. überhaupt eingeladen? Er ist nicht interessant.
Bert Vanderveen
We have our own Sarazin in the Netherlands — you may have heard of him, a guy called Geert Wilders. He has sown enough hatred to last us a decade or more. He has established himself as a de facto ‘voice of the discontented people’ by skirting any form of serious discussion. In the current political situation he has the established parties in a vice and can dictate policy without taking responsibility. So much for democracy…
My advice to my German neighbours: do NOT let it happen to you. Fight Sarazin, within the bounds of the law, of course. The fact that the director of HdK wanted to oppose Mr S’s views is to be applauded and makes him a hero, imho.
Frank Meier
Zitat:
Quelle
Frank Meier
Der Link „Quelle“ funktioniert wohl nicht, daher hier die Nachreichung: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article9310585/Die-deutsche-Streitkultur-wird-masslos-ueberschaetzt.html
Florian Pfeffer
ich weiss nicht, wie frank meier ständig darauf kommt, dass es in deutschland ein klima der unterdrückung von meinungen gäbe und dass (er spricht es nicht aus – setzt es aber in diesen kontext) sarrazin unter diesem klima zu leiden hätte? sarrazin sagt seine meinung. niemand hindert ihn daran. niemand kritisiert ihn für diese tatsache. im gegenteil – er ist in allen zeitungen, nachrichtensendungen und talkshows mit dem expliziten hinweis darauf, dass hier einer extremen meinung platz eingeräumt werden soll. wieviel platz soll die meinung von sarrazin denn noch bekommen? wir können stolz sein, dass in deutschland selbst die schrillsten und aufgeregtesten thesen ein solches podium bekommen.
kritisiert wird er allein für den inhalt – und stärker noch für die form – seiner meinungsäusserung. diese kritik ist scharf und geht durch alle gesellschaftlichen institutionen. aber wo ist hier das problem? warum handelt es sich in dem einen fall (sarrazin) um freie meinungsäusserung und in dem anderen fall (der replik auf seine meinung) um die beschneidung derselben? die gegenmeinung hat das selbe recht geäussert zu werden … erst dann wird ein streit daraus und nur so entsteht streitkultur.
ich glaube, dass – wie im beispiel des zitierten artikels der welt – etwas anderes geschieht: die anhänger sarrazins wollen ihn zu einer art märtyrer stilisieren, dem letzten kämpfer für die freiheit bzw. dem einsamen mahner in der wüste.
der streit wird so von den anhängern sarrazins von der inhaltichen ebene der auseinandersetzung mit seinen thesen abgezogen (aus gutem grund … auch die „welt“ möchte nicht die verschrobenen gen-äusserungen verteidigen müssen) und auf eine andere grundsätzliche und emotionale ebene verlagert (die freiheit ist in gefahr, weil sarrazin angeblich nicht reden darf bzw. seine meinung unterdrückt würde).
dabei sind seine konkreten vorschläge (wenn er denn welche hat) nicht neu, nicht von ihm und längst „common sense“ (ganztagsschule, sprachkurse etc.). neu ist allenfalls die schrillheit der verpackung. und nur auf diese schrillheit und verschrobenheit bezieht sich die kritik. wer sich öffentlich äussert muss kritik vertragen und nicht rumjammern, wenn widerspruch kommt (was sarrazin nicht tut – sondern frank meier und die „welt“).
R.M.
Man sollte erwähnen, dass es das „Haus der Kulturen der Welt“ war welche den Veranstalter vor die Tür setzte, obwohl dieser eine kritische Meinung auf dem Podium eingeplant hatte. Nur war diese, Christhard Läpple nämlich, dem Haus der Kulturen nicht genehm. Es sollte schon Joschka Fischer sein.
Außerdem verlautbart es in einigen Tageszeitungen, dass der Migrationsrat Druck gemacht habe. Von einer Haltung durch Th. Sarrazin bzw. seinem Verlag, die die Absage nötig gemacht hatte, kann also keine Rede sein.
Stephan
Hat eigentlich jemand das Buch von euch schon gelesen? Oder diskutieren wir hier über das Medienecho der BILD? Der Verlag und sein Autor haben es hervorragend verstanden eine PR los zu treten bevor das Buch überhaupt erschienen war. Und alle machen fleißig mit. Das ganze ist doch wie eine riesige Stammtisch-Debatte nach dem dritten Glas Bier. Und Herr Sarrazin entfernt das Stammtisch-Deckmäntelchen für einen kurzen Augenblick. Am Ende herrscht Katerstimmung. Das eigentliche “Problem” der Migration wird ja nicht erst seit diesem Buch öffentlich besprochen. Das Thema der Diskussion im Haus der Kulturen der Welt lässt übrigens den Schluss zu, dass Herr Sarrazin Recht hat mit dem was er schreibt.