Happy End für die Region Stuttgart

Vor einem Jahr berich­tete ich erst­mals hier im Fontblog über die neue Marke der Region Stuttgart. In 48 Kommentaren drückten die meisten Leser ihr Unbehagen über die »mittel­stän­dige« Lösung aus, die auf viel Farbe und einem Stern basierte: »Ich begrüße die Fusion von Langnese und Mercedes«, »Ich bin Stuttgarter – mir ist es hoch­gradig pein­lich« oder »Wie ein Button auf einem belie­bigen Produkt im Discounter«.

Zwei Monate später hieß es dann: Aus für das neues Logo der Region Stuttgart (Link zum Fontblog-Bericht). »Möglicherweise sind wir zu schnell und zu prozess­ori­en­tiert vorge­gangen und haben uns für das letzte Stück im Prozess zu wenig Zeit genommen« gestand der Touristikchef Armin Dellnitz gegen­über der Kritik aus dem Art Directors Club ein. Die vitale Stuttgarter Kreativszene reagierte sofort positiv auf die Kehrtwende: »Ich freue mich, dass die Verantwortlichen die Möglichkeit schaffen wollen, dass Stadt und Region adäquat auftreten können. Fehler zuzu­geben ist nicht leicht, dafür gebührt Herrn Dellnitz unser aller Respekt«, zitiert die Stuttgarter Zeitung den Wortführer der Kritiker, Jochen Rädeker. Am 8. Dezember konnte ich dann hier im Fontblog auf die Neuausschreibung aufmerksam machen: Neues Logo für Tourismusregion Stuttgart gesucht.

Die Verantwortlichen haben sich viel Mühe gegeben und scheinen alles richtig gemacht zu haben. Nach der Ausschreibung Ende 2010 erklärten sich über 200 Agenturen zur Teilnahme am Wettbewerb bereit. Um das Verfahren profes­sio­nell begleiten zu lassen, wurden fünf Design-Persönlichkeiten verpflichtet: Judith M. Grieshaber (Professorin für Design an der Hochschule Konstanz), Niklaus Troxler (Professor für Kommunikations-Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), Markus Merz (Rektor der Merz Akademie Stuttgart), Thomas Rempen (Professor für Integriertes Kommunikationsdesign an der Universität Duisburg-Essen) und Jochen Rädeker (Vorsitzender des Art Director Club). Im Rahmen eines aufwän­digen Auswahlprozesses wurden schließ­lich 10 Agenturen gebeten, detail­lierte Kommunikationskonzepte zu entwickeln.

Am Ende konnte sich das Hamburger Designbüro Mutabor mit seinen Ideen klar durch­setzen. »Es war ein span­nender und sehr anspruchs­voller Prozess, der zu einem eindeu­tigen Ergebnis führte«, resü­mierte der Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH Armin Dellnitz schließ­lich. Das Corporate Design und der Claim posi­tio­nierten die Region Stuttgart als eine starke, selbst­be­wusste Marke, welche die emotio­nale Beziehung und das Vertrauen zu den Menschen der Region in den Vordergrund rücke.

Im Fokus des neuen Auftritts steht der Dialog, der durch eine einpräg­same Bildmarke, das »Dialog-S« und den Claim »Region Stuttgart – spricht für sich« visua­li­siert wird. Das Logo setzt sich aus zwei Sprechblasen zusammen, die gemeinsam ein stili­siertes S ergeben und als elemen­tares Dialogelement einge­setzt werden. Die neue Wort-Bild-Marke wird auf das gesamte Corporate Design übertragen.

Das Dialog-S ist im Rahmen einer Einführungskampagne bereits in den Bereichen Plakat, Print und Corporate Publishing sichtbar. Den inter­ak­tiven Auftakt bildet eine Dialogplattform: Dabei werden Bewohner und Gäste aufge­rufen, ihre ganz persön­liche Beziehung zur Region zum Ausdruck zu bringen. Die Aktion star­tete am 28. Juni und wird am 22. Juli 2011 enden. Die Textvorschläge können per Postkarte oder online unter www​.jetzt​-mitspre​chen​.de einge­reicht werden.


11 Kommentare

  1. Joshua K.

    Schön – mal abwarten, wie es letzt­lich umge­setzt wird. Die Seite http://​www​.stutt​gart​-tourist​.de gehört über­ar­beitet, und die Marke macht dort mit hell­gelbem Text auf weißem Grund keine gute Figur.

  2. Thomas Lehner

    ist das die amtl. verord­nete therapie zum dialog nach „stuttgart21“?

  3. Indra

    Ich grübele die ganze Zeit über die Schriften nach. Sie sehen so vertraut aus und doch sind es nicht Corporate und diese eine, eh, Barockschrift (umpf). Oder viel­leicht haben die Mutabors die ange­passt? @font_id über­nehmen Sie!

  4. Indra

    (Oh, und ein Blick auf die Mutabor-website lässt mich zu der Überzeugung kommen, dass die Helsinki von Ludwig Übele als webfont eine üb nicht so tolle Figur macht leider. Besser wäre hier Interstate gewesen. Aber das hat jetzt rein gar nichts mit Stuttgart zu tun.)

  5. jo

    @indra, das sind h&fj Mercury und National von klim

  6. Indra

    Ach – Danke! Ich bin eindeutig zu font­shop und myfonts fixiert …

  7. Stephan

    Glückwunsch an die Kollegen vom Mutabor. Ich finde den Auftritt sehr gelungen und auf den Punkt gebracht.

  8. Helmut

    Na ja…. ich hätte da deut­lich mehr erwartet wenn so ein aufwen­diger Prozess mit 200 Agenturen gestartet und profes­sio­nell begleitet wird. Nicht mehr wie solides ausge­lutschtes Mittelmaß – sehr schade !!!

  9. westernworld

    im vergleich zu „wir können alles außer hoch­deutsch“ ist das einfach nur schwach. zuge­ge­bener maßen nicht so unmensch­lich grausam wie der vorgänger, aber die gags wirken doch sehr verquält.

  10. R::bert

    @ jo
    Danke, diese Info hat nicht nur Indra erfreut ; )

    @ Helmut und westernworld
    Was wären denn Eure Beispiele für gelun­gene städ­ti­sche Erscheinungsbilder (mal vom Klassiker Melbourne abgesehen)?

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