Gold für Dan Reynolds Schriftfamilie ›Malabar‹

Der Entwerfer von ›Malabar‹ Dan Reynolds (links) und ihr Herausgeber Frank Wildenberg, Geschäftsführer der Linotype GmbH nach der Preisübergabe

Am Wochenende fand in Frankfurt die Verleihung des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland statt, darunter der Gold-Award für die Serifenschrift Malabar, entworfen von Dan Reynolds und heraus­ge­geben von Linotype (Fontblog berich­tete). Nach 2007 wurde damit zum zweiten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs ein Preis für Schriftdesign vergeben (›DB Type‹, Erik Spiekermann/Christian Schwartz).

»Linotype ist mit Malabar eine ebenso zeit­ge­mäße wie zeit­lose Schrift gelungen, die durch über­ra­gende typo­gra­fi­sche Qualität der Buchstaben und einzelnen Schriftschnitte sowie durch eine perfekte Harmonie der Schriftschnitte mitein­ander besticht«, lobte Robert Klanten, Mitglied der Jury, den Entwurf. Dan Reynolds sieht in dem Gold Award vor allem Anerkennung für eine Zunft, die vielen Menschen unbe­kannt ist: »Den Deutschen Designpreis als Schriftdesigner zu erhalten, ist etwas ganz Außergewöhnliches, denn mit dem Preis wird weit mehr ausge­zeichnet als nur die Malabar. Durch den Award wird Schriftgestaltung in das Zentrum der Designwelt gerückt. Schrift ist nicht die Gestaltung von Buchstaben auf dem Bildschirm – Schrift ist ein quali­ta­tives Designprodukt.«

Bereits während der Gestaltung von Malabar reichte Reynolds Schriftmuster zu den kleinen Spezialwettbewerben ein, zum Beispiel dem TDC Award, wo sie eben­falls gefeiert wurde. Der Deutsche Designpreis sei jedoch etwas ganz anderes. Da stehe die eigene Arbeit plötz­lich »auf der glei­chen Stufe wie das Design eines Audi A5«. »Einfach groß­artig«, beschreibt Reynolds seine Freude.

Der Amerikaner Dan Reynolds (30) lebt in Berlin und arbeitet bei Linotype in der Gruppe für Fontentwicklung. Nach seinem ersten Besuch in Mainz entschied er sich, nach Europa umzu­sie­deln. Seither bestimmt die Arbeit mit und an Fonts sein beruf­li­ches Leben. Zusammen mit vier seiner Mitstudenten an der HfG Offenbach grün­dete er 2004 den Offenbacher Typostammtisch. 2008 bekam er seinen Master-Abschluss in Schriftgestaltung an der Universität Reading.

Neben Linotype standen mehrere renom­mierte deut­sche Marken und Designfirmen auf dem Siegerpodest, wie beispiels­weise Audi, Bulthaup oder Lamy. Auch promi­nente Projekte aus dem Ausland wurden mit dem Preis dotiert, unter anderem Hollywood-Schauspieler Brad Pitt mit seinem Projekt »Make it Right«, das einen Beitrag zum Wiederaufbau New Orleans nach dem Hurrikan Katrina leistete.

Malabar ist eine robuste Serifenschrift, für die Reynolds auch Devanagari-Schriftzeichen entwarf. In ihr spie­geln sich Einflüsse des 16. Jahrhunderts wider. Die Buchstaben sind im Stil der Renaissance Antiqua gezeichnet. In ihrer Form ist eine markante Diagonalachse in den Kurven zu erkennen. Die kräf­tigen Serifen verstärken das Textbild in kleinen Größen und defi­nieren den allge­meinen Charakter der Schrift. Die Schriftfamilie umfasst drei Fetten, jede mit einer eigenen Kursivvariante. Alle Schnitte verfügen über Versalziffern  – die Schnitte Malabar Regular und Italic beinhalten auch Mediävalziffern. Die Familie wird in den nächsten Tagen bei FontShop erhält­lich sein.


18 Kommentare

  1. Christian

    WOW, Glückwunsch, Dan.
    Hat sich eigent­lich was an den selt­samen Gewinnergebühren geän­dert? Die würden den Gewinn enorm schmälern.

  2. Philipp Zurmöhle

    Herzlichen Glückwunsch, Dan!!

  3. pfiffikus

    Teilnahmegebühren: 280 Euro um nach nomi­nie­rung teil­zu­nehmen und 3000 Euro wenn man eine auszeich­nung bekommt.

  4. HD Schellnack.

    Ich hoffe, die Gebühren trägt Linotype als Investition in den Umsatz.
    Glückwunsch Dan, hochverdient!!!

  5. nora

    Super! Herzlichen Glückwunsch Dan.

  6. Indra

    Ich weiss nicht, was eine Anzeige oder ein Advertorial in der Frankfurter oder Darmstädter Zeitung gekostet hätte (ganz zu Schweigen von einem Artikel auf dem Fontblog und Fontfeed :).

  7. robertmichael

    glück­wunsch :)
    wieviele schriften werden denn dort jähr­lich einge­reicht bzw. welche anderen schriften standen mit der malabar im wett­be­werb? ich glaube ja eher das dort selten schriften einge­reicht werden, aufgrund der teilnahmegebühren.

  8. Dan Reynolds

    Vielen Dank für die Artikel, Jürgen!

    Danke auch für die nette Kommentare ;-)

    @robertmichael:
    Ich weiß selber nicht, welche andere Schriften nomi­niert waren… Ginkgo von Linotype würde eben­falls nomi­niert, auch Lirico und Optica. Vielleicht auch mehr?

    Designer bzw. Firmen können ihre Produkte aber nicht »einrei­chen«. Man wird nomi­niert, also gefragt, ob man teil­nehmen will. Über 1200 haben dieses Jahr die Nominierung ange­nommen. Man muss erst einen anderen natio­nalen oder inter­na­tio­nalen Wettbewerb gewonnen haben, um nomi­niert werden zu können. In meinen Fall (auch den Fall den anderen nomi­nierten Schriften, denke ich) war es den Erfolg beim Type Directors Club 2009.

    @Indra
    Genau so denke ich (und bestimmt den meisten anderen Gewinner-Firmen auch)!

  9. J Weltin

    Ich kenne das vom D&AD Award in London: Schriften werden dort norma­ler­weise nicht einge­reicht. ABER: es ist hin und wieder für unsere Branche ganz gut, dass auch mal Schriften in den großen Design-Fokus gelangen. Denn neben dem neuesten Audi TT, dem farbigen iMac (das waren die anderen Preisträger bei mir damals) und millio­nen­teuren Werbefilmen ist es nur recht und billig, dass auch mal ein weniger sexy Werkzeug wie eine Schrift ausge­zeichnet wird. Die nicht soviel Schadstoffausstoß wie ein Audi hat, sondern, wie in meinem Fall, viel­leicht sogar einige Hektar Wald mehr stehen lassen kann (die dann, wenn nicht für neue Telefonbücher, für andere Bücher trotzdem umge­holzt werden).
    Also, Glückwunsch an Dan! Schrift kann durchaus ein sinn­vol­leres Konsum-Design-Produkt sein als ein Auto.

  10. robertmichael

    @ dan, danke für die aufklä­rung, dann ist der preis wirk­lich hervor­ra­gend und gerecht­fer­tigt. ich dachte schon es wäre die einzige schrift die nomi­niert wurde. ;) ich hoffe die schrift wird ein erfolgsschlager.

  11. thomas junold

    herz­liche glück­wün­sche Dan!!! hoch­ver­dient und absolut respek­table arbeit. jürgen weltin hat es auf den punkt gebracht, was ich eigent­lich schreiben wollte. es müssen in solchen preisen einfach mehr schriften auftau­chen. danke jürgen. :)

  12. Wilhelm

    die HfG ist einfach gut. herz­li­chen Glückwunsch aus der Nachbarstadt nach Berlin

  13. Silvie Hartmann

    Standing Ovations aus Hamburg-Wilhelmsburg!

  14. Stefan Huebsch

    Glückwunsch Dan! Schick schick :)

  15. BAR M Grafikdesign

    Haben wir was verpasst oder verlierst du kein Wort zu den nicht­la­tei­ni­schen Zeichen im Schriftmuster, Jürgen?

  16. Dan Reynolds

    @BAR M Grafikdesign
    Über die nicht­la­tei­ni­schen Zeichen ist doch im Jürgens Text zu lesen, oder? Im letzten Absatz steht, »Malabar ist eine robuste Serifenschrift, für die Reynolds auch Devanagari-Schriftzeichen entwarf.«

    Allerdings muss ich zugeben, dass die Devanagari-Fonts noch nicht auf dem Markt sind, weder bei Linotype noch bei FontShop. Das ist in Gegensatz zu den Lateinischen-Schriften, die seit März 2009 kommer­ziell erhält­lich sind. Das liegt an mir! Ich bin immer noch bei der Fertigstellung der Devanagari-Schriften. Irgendwie kommt immer irgendwas dazwischen :(

    Auf meiner eigenen Webseite habe ich das auch (auf Englisch…) erklärt: »Malabar grew out of Martel, a multi-script design that I initi­ally created in 2008 on the MA Typeface Design course at the University of Reading. The Latin compo­nent is curr­ently distri­buted by Linotype… [t]he Devanagari is still under deve­lo­p­ment, and will be released soon.«

    Hilft das?

  17. Heinrich

    glück­wunsch dan!

    ich kann mich erin­nern wie dan seine ersten postings auf typo​grafie​.info vor ein paar jahren machte, sein deutsch war schlechter als meiner ;) und heute – ist er ein gewinner! viel erfolg weiterhin!

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