Geht Berlin an zu viel Kreativität zugrunde?
Die 4. Zukunftswerkstatt Weißensee stellt sich am kommenden Donnerstag (21. 01. 2010, 18.00 Uhr) in der Mensa der Kunsthochschule die Frage, ob Berlin demnächst an seiner Kreativität zugrunde geht. Die Stadt ist international als Standort für Kulturschaffende beliebt und trägt den Titel »Unesco Stadt des Designs«. Zahlreiche Hochschulen für Kunst, Gestaltung, Musik, Schauspiel und Film haben ihren Sitz in der Hauptstadt. Doch wird dieses »Kompetenzcluster« richtig wahrgenommen, gepflegt und gefördert? Oder wird es maßlos überschätzt? Gibt es schon zu viele Kreative, Künstler und Designer in der Stadt – einen Verdrängungswettbewerb? Fragen, die mit kompetenten Akteuren, Wissenschaftlern, Künstlern und verantwortlichen Politikern diskutiert werden, darunter der Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Jürgen Zöllner, der Kulturmanager Moritz van Dülmen und Uli Mayer-Johanssen von MetaDesign.
Weitere Informationen: www.kh-berlin.de. Programm-Flyer downloaden (PDF) …
18 Kommentare
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Rainer
Die gezeigte Schrift mit den Beulen heißt übrigens »Weiensee Diktator light«, sagt das PDF. Wahrscheinlich hätte sie eher »Weißensee« heißen sollen. :)
Christian
und die Schrift scheint noch nicht ganz fertig zu sein, wie mir scheint. Ist das nicht mal die Conduit gewesen?
Ich vermute, dass der Verdrängungswettbewerb schon in vollem Gange ist, so niedrig wie manche Einstiegsgehälter sind.
Henning Krause
Hm, das ist bis auf das kleine t Conduit Light, mit allen Beulen.
Vielleicht wollte man erst das Eszett au__chreiben (Namenskonventionen bei Schriftnamen), doch dann haben Erwägungen der political correctne__ zur Kunst des Wegla__ens angeregt, damit der zweite Namensbestandteil nicht vollkommen überraschend in ein erdfarbenes Licht getaucht wird.
Sorry. Ich bin böse. Schnell ein sarcmarc: http://www.guardian.co.uk/technology/2010/jan/20/rise-of-the-sarcmark
Rainer
Tatsächlich, die Conduit mit einem neuen »t«. Wusste gar nicht, dass das »s« der Conduit solche Druckstellen hat …
daniel perraudin
berlin hat an sich nicht zu viele designer/fotografen/künstler/kreative, sondern für deren anzahl zu wenige unternehmen, zahlungskräftige wirtschaft… das hat dann eben zur folge, dass mittlerweile sicher eine art verdrängungswettbewerb stattfinden (der aber natürlich überall stattfindet, in berlin ist er nur augenscheinlicher).
auf jeden fall eine sehr interessante veranstaltung, die (was ja vor lauter euphorie leider nicht so oft passiert) den kreativhype um berlin kritisch hinterfragt.
die schrift in dem pdf sieht außerdem noch ziemlich holperig aus, unausgewogene strichstärkenunterschiede zwischen horizontalen und vertikalen strichen, zu klumpige strichabschlüsse, ungelenkige kurven …
Rainer
Oh, und das charakteristische »g« der Conduit wurde in der Schrift auch eliminiert.
daniel perraudin
hoppla, anscheinend hab ich die conduit bis jetzt wirklich noch nicht so genau angeschaut =/
Christian
@ daniel perraudin: Eine etwas schräge Argumentation für meinen Geschmack. Nicht die Nachfrage bestimmt den Markt, sondern das Angebot? Genau das versuchen die Milchbauern seit Jahren durchzudrücken, bisher ohne Erfolg.
daniel perraudin
@christian: naja, »nachfrage« und »angebot« beeinflussen sich ja immer gegenseitig. nur sind designer eben in gewisser weise dienstleister, die (in der regel) für kunden arbeiten, die die designer dafür bezahlen, damit die ihre miete etc. bezahlen können, damit wiederum….
nur: wenn es eben, wie im falle von berlin, viele designer und relativ wenige »kunden« gibt, ergibt sich ein verhältnis, was eben leider dazu führt, dass berlin eine super interessante stadt ist, man es als designer aber hin und wieder nicht so einfach hat…
HD Schellnack.
Christian – das Angebot beeinflusst sogar in ganz entscheidender Funktion den Markt. Ohne Angebot keine Nachfrage, bei Überangebot eines (im Grunde) Substitutgutes (Designer A ist durch Designer B ersetzbar) wird die Kreuzpreiselastizität für die Anbieter eben zur Krux, weil der Kunde eben zum billigeren Kollegen geht, für die Nachfrager umgekehrt positiv, weil sie zum preiswerteren vergleichbaren «Produkt» wechseln können. In einem urbanen Umfeld wie Berlin die die Ansammlung solcher vergleichbarer Anbieter sehr hoch – und gerade in Berlin die direkte Nachfrage vergleichsweise gering -, so dass es zu recht drastischen Wettbewerbssituationen kommen kann. Das Ergebnis ist, dass Designer, die qua Ruf als nicht-subtuierbar gelten («kreative Einzigartigkeit», Starfaktor, Agenturgröße, Namhaftigkeit usw) in Berlin recht gut dastehen und überregional bzw international Kunden ziehen, also positiv vom Ruf der Stadt als «Creative City» profitieren, während die relativ große Zahl unbekannterer Designer eben in recht harten Wettbewerb ist (Marx‘ gute alte Stille Reserve) und sich im Zweifelsfall gegenseitig die Preise ruiniert (Streikbrechersyndrom). Wir haben in der «kreativen Klasse» also seltsamerweise gleichzeitig Symptome einer Schicht gesellschaftlich hoch anerkannter und auch gut bezahlter Arbeiter und zugleich Symptome, die man mehr mit den Zuständen im Proletariat zu Zeiten der Industriellen Revolution vergleichen kann. Was ja auch ganz passend ist, da in der digitalen Revolution mit der Geistesarbeit mehr oder minder das passiert, was mit der Muskelarbeit in der Industriellen Revolution (Taylorismus, blablabla) passierte.
Henning Krause
HD, danke für eine brilliante Zusammenfassung der Marktsituation. Genau das belegen auch die Zahlen unserer kleinen Online-Umfrage, die wir in Kürze vorstellen werden.
daniel perraudin
@ hd: merci! besser hätte man es nicht zusammenfassen können
Alexander
@ HD
Die Realität ist wohl: Ohne Nachfrage kein Angebot
HD Schellnack.
Alexander – es gibt überall reichlich Angebote ohne Nachfrage. Ansonsten hätte eine TV-Sendung wie Bauer sucht Frau wohl keinen Anlaß. :-D
eva m.
naja, und dann lieber in halle wohnen, wo es kaum agenturen gibt und auch keine große nachfrage besteht?
HD Schellnack.
In Berlin ist die Nachfrage nicht größer als in anderen Städten. Es gibt ziemlich viele Agenturen, die – wenn auch nicht so namhaft wie die Kollegen in Berlin – ganz gut etwa im Süddeutschen in ihrer regionalen Nischen ein ganz ordentliches Geld verdienen.
Über Halle kann ich jetzt ehrlich gesagt nix sagen. Aber die einfache Tatsache – ganz subjektiv – ist, dass ich Berlin absolut mag und immer mal wieder schwach werde, wenn ich akut da bin… aber rein beruflich bei allem Flair und Glamour der Stadt kaum dorthin ziehen würde.
Wobei mir eh immer ein bisschen egal ist, wo ich wohne, ehrlich gesagt. Schön und häßlich ist ja überall irgendwie.
BAR M Grafikdesign
War denn jemand auf der gestrigen Veranstaltung? Lohnte sie und hielt was sie versprach? Wäre an dieser Stelle doch etwas angebrachter zu diskutieren.
seo pilot
habe leider auch noch nicht mehr darüber gelesen…wie war es denn würde mich auch mal sehr interessieren lieben gruß an alle chris