Gastkommentar: Meirés Arch, Starcks Quarck oder …
… Bekenntnis zum brutalstmöglichen Blödsinn. von Alex Branczyk
Kann mal jemand den Mike schütteln? Ist Design das Gegenteil von Aufrichtigkeit? Design hat selten eine andere Aufgabe, als die Dringlichkeit zu gestalten. Alles andere nenne man wie man will, bloß nicht Design. Ich nehme an, dass MM da etwas verwechselt: Wenn er in Arch+ »Schluss mit Design« schreibt, dann kann ich ihm nur entgegen rufen: Schluss mit Stuss!
Anscheinend ist selbstgerechtes Geschwätz jetzt en vougue. Neulich erst drückte sich Philippe Starck ähnliches raus … »Alles, was ich gestaltet habe, ist absolut unnötig.«
Bei MM ist das Gelaber allumfassend: »Von triebgesteuerten Überzeugungstätern, Nerds und Pornografie«; hier als PDF (250 K). Er redet, was ihm gerade so einfällt. Einige Sachen sind ganz richtig (»Der Biedermeier hat tausend Möglichkeiten, sich zu tarnen«), andere ganz falsch (»Der schwarze Balken oben auf der Seite stellt ein radikales Moment dar«), manches denkt er sich halt so (»Die Futura besitzt eine Reinheit … das sieht man z. B. am kleingeschriebenen a«). Das meiste jedoch ist widerlich frisiertes Marketinggeschwätz in eigener Sache – wie toll die Typen von Arch+ sind, die »so viel Idealismus und einen großen wichtigen Teil ihrer Lebenszeit dafür einbringen«.
MM redet zeitgeistiges Zeug (»Was ich wieder einfordere, ist Absichtslosigkeit«) und verkauft sein Publikum für blöde: »Weißraum wird von mündigen Lesern als Design-Geste gelesen … jetzt ist mal Schluss mit Design« (abwertend gemeint). Seine Erkenntnis hindert MM jedoch nicht, seine Aufmacher halbseitig schick weiss zu lassen. Und kess eine schräggestellte Zeile hineinzudesignen. Wer sich dieses »brutale Bekenntnis zum Inhalt« anschauen will: blättern Sie im neuen Heft …
»Brutales Bekenntnis zum Inhalt«
Schon weil das Publikum Architekten sind, die momentan ja offensichtlich lieber Überraschungseier designen und über mangelnde chinesische Steinqualitäten lamentieren (Kollhoff), anstatt vernünftige Stadträume ( »Grauwerte?«) zu gestalten, kann ich Mike Meiré nicht verstehen … wo ist da die Haltung?
In einem Radikalitäts-defizitären Deutschland ohne Design-Avantgarde ist Mike Meiré seit Jahren der oberste Non-Avantgardist. Er wurde für sein Visual Leadership ja des öfteren ausgezeichnet – konsequenterweise! Auf eine fröhliche gestalterische Revolution der frühen 1990er Jahre folgte die Konterrevolution der Rückwärts-Napoleons mit ihren wohlfeilen Phrasen.
Es ist eben einfacher, auf versuchende Gestalter einzudreschen, als selbst den Versuch einer Gestaltung zu wagen. Und es ist brutal einfach, modernistisches Retrozeug abzuliefern (vergleiche Arch+ 109/110 von 1991 mit Otl Aichers Statement »Die Gestalt liegt in der Sache«) und sich hernach die Sache mit passenden Aicher-Zitaten schönzureden.
»Es geht nicht darum, Grauwerte zu strukturieren, sondern Dringlichkeit zu gestalten«
Wann allein sehen denn die brandeins, die form oder die Arch+ gut aus? Doch nur, wenn die Gala und der Focus neben ihnen liegen. Die deutschen Architektur- und Designhefte messen sich am Boulevard. Nicht an der jeweiligen Kultur! Da nützt es MM nichts, wenn er mögliche Gegenargumente gleich umgepolt mitliefert: »Das Problem ist, dass die Leute zu wenig wagen«.
Es sind ja nicht die Leute, die zu wenig wagen – es sind die lautstarken Retrokaiser unter uns Designern! Die eine bornierte (eingeschränkte) Auffassung von Design haben (»Ich arbeite in der Regel mit drei, vier Schrifttypen, darunter die Helvetica oder die Futura als Grotesk«). Und darauf noch stolz sind: (»Ich bin kein klassischer Typograf«).
»Weißraum wird von mündigen Lesern als Design-Geste gelesen«
Hier hat Sagmeister recht: dass Deutschland das einzige Land sei, in dem die Studenten interessantere Arbeiten machen, als die Profis. Jedenfalls als diese Sorte Profis!
Es ist doch so, lieber Mike Meiré: »Wir leben in einer Kulturgesellschaft und wir machen diese Kultur. Diejenigen, die sich nicht bewusst einbringen, werden letztlich Opfer ihrer eigenen Untätigkeit.«
Schluss mit Design?
Nein – fang doch erst mal damit an!
»… drei, vier Schrifttypen, darunter die Helvetica oder die Futura als Grotesk«
(Alle Abbildungen aus Arch+ No. 186/187)
80 Kommentare
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Pascal
1a Design von Mike!
Da kann sich der Jürgen noch so drüber aufregen, ich finds spitze und bin froh, dass es jemanden gibt wie Mike der echte Thesen aufstellt, die dann das uniformierte Ästhetenvolk zum Wanken bringt. Wenn das keine Haltung ist, dann weiss ich es nicht…
ganesh
Hat das nicht Alex Branczyk verfaßt? Ich kann den Inhalt durchaus nachvollziehen. Glaube kaum, dass Jürgen sich so, äh.. undiplomatisch :)äußern würde.
Das am Ende gezeigte Satz-Beispiel spricht eigentlich für sich …
thomas | BFA
ein schlauer architekt wird sich von einem praktikanten vorlesen lassen!
fututa als bleiwüste. das ist gelinde gesagt, bedenklich.
lieber mike meiré, bitte machen sie mal urlaub. das soll erholen und dem kopf auch gut tun. sie waren doch mal gut …
Otto-Normalleser
BrandEins war eine wirkliche Weiterentwicklung in der Gestaltung von Wirtschaftspublikationen, aber vieles, besonders aber das als Verweis dienende Arch+ Interview, kommt mittlerweile als ein billiger Abklatsch daher, welcher auch durch den X-ten Einsatz eines Balkens (gleich welcher Farbe, Höhe, Breite) kein „radikales Moment“ mehr zu erzeugen vermag.
christoph
etwas merkwürdig, die aufgeblasenheit eines textes mit einem noch viel aufgeblasenerem kritisieren zu wollen. branczyk springt leider völlig wirr zwischen den themen hin und her und steigerte sich in eine hochnäsigkeit hinein, die ziemlich lächerlich wirkt ((»Schon weil das Publikum Architekten sind, die momentan ja offensichtlich lieber Überraschungseier designen und über mangelnde chinesische Steinqualitäten lamentieren…«). mike meiré schreibt um längen besser.
Pascal
Sry Jürgen, dass ich Dir das anlasten wollte, da habe ich mich im Übereifer verlesen. ;)
daniel
vielleicht hat sich alexander da etwas in rage geschrieben, meinetwegen. aber im kern muss man ihm wohl zustimmen. brand eins war, aus gestalterischer sicht, unbestritten eine der größten neuerungen in der bundesdeutschen magazinlandschaft der letzten paar jahre(jahrzehnte).
nur: nicht erst seit dem relaunch von 032c muss man sich schon fragen ob der rummel denn noch gerechtfertigt ist. war 032c vielleicht noch als provokation (und in gewisser weise retroversuch) zu verstehen und unter dem aspekt zur kenntnis zu nehmen, ist spätestens hier mit der arch+ gelinde gesagt sowas wie willkur zu spüren. über die mikrotypografie braucht man nicht zu reden, wenn schon futura als textschrift eingesetzt wird, hat das soviel revolutionäres kapital wie wordart für den speiseplan einer betriebskantine. und die 45°- subheadline.. naja, richtig motiviert sieht das nicht aus.
also alles in allem, meirés verdienste in ehren, aber alexanders kritik meirés polemik gegenüber ist nicht unberechtigt!
Christian Speelmanns
Ist das jetzt wirklich das Design, mit dem Die Arch+ in Zukunft auftreten will? Zum Glück hatte ich sie schon vor zwei Jahren abbestellt, als man das Format geändert hatte, und es nicht mehr in meinen Briefkasten passte, was den Briefträger aber nicht davon abgehalten hat, es dennoch hineinzustopfen. Die schriftgestalterischen Qualitäten der Rotis mal außer Acht gelassen, war das Aichersche Layout allemal besser! Außerdem war es eine verlässliche Marke unter allen Architekturzeitschriften.
So muß ich Alex Branczyk leider rechtgeben, daß die Architekten in den letzten 10 Jahren lieber lustige Knallbonbons entwerfen, als sich mit ernsthaften Themen zu beschäftigen! Daß meine Architektenkollegen leider viel zu oft die Helvetica oder eine leichte Futura mit falschen Kapitälchen verwenden, beklage ich schon lange. Um so schlimmer ist es dann, wenn Ihnen das auch noch von vermeintlich professioneller Seite her dieses eingeredet wird! Wir bauen doch auch keine Häuser aus dem russischen Konstruktivismus? So sieht die Arch+ nämlich mittlerweile leider aus. Als positives Gegenbeispiel kann man da die Bauwelt sehen, die von SpiekermannPartners gestaltet wurde.
matthias
in kombination alten fotografien oder faksimiles wirkt das layout ja sogar noch wie eine hommage an die späten siebziger (siehe tempo) … aber manchmal wünscht man sich eben wieder hingabe bei der gestaltung und nicht nur pragmatismus. das problem ist doch, wenn eine haltung zur masche verkommt! zum glück geraten maschen aber regelmäßig aus der mode …
CHR15
ich finde es prima, wenn sich hier mal jemand laut traut – respekt für herrn branzcyk also.
so bin ich mich voll freudiger erwartung an diese erörterung herangegangen: aber irgendwie bekam ich zunehmend den eindruck, dass meiré eine kommunikatorfunktion abverlangt wird, die dieser in keinster weise erfüllen will.
warum auch. design ist (in diesem fall) ungleich typografie. meiré setzt dies als bekannt vorraus.
informationsdesigner würden kulturrelevante publikumsmedien anders gestalten. und zwischen gala und brand eins passt auch mehr als eine handvoll schriften. na klar. na und?
lasst doch grenzen AUSLOTEN, VERSCHIEBEN! von einer ERWEITERUNG muss man ja (auch wenn meiré das evtl. für sich so in anspruch nehmen würde) nicht gleich sprechen.
meine güte, ist das alles ernst. und ich mitten drin …
Benjamin Hickethier
Auf mich wirken die hier gezeigten spreads aus Arch+ wie, vollkommen richtig von Alex benannt, ›modernistisches Retro‹ – wenn nicht sogar blosse Repetition, noch dazu schlechter als das Original (wie sollte es auch anders sein), versucht als ›Revival‹ zu überhöhen, aber eben kläglich gescheitert. Re-, re-, re- … Die ewige Lobhudelei der brandeins-Gestaltung als »unbestritten eine der größten neuerungen in der bundesdeutschen magazinlandschaft der letzten paar jahre« (›unbestritten‹ – ha!) haut in die selbe Kerbe, ich frage mich was daran ›neu‹ gewesen sein soll (alles klar: »der letzten Jahre«; also der zwei Jahre vor brandeins, und das eben ›bundesdeutsch‹).
Zum Thema ›neu‹ und ›radikal‹ lob’ ich mir doch, bei aller berechtigten Kritik, vor allem aus heutiger Sicht, die alten Frontpages von 1995, die ich zufällig gestern beim Aufräumen wiedergefunden habe. Danke Alex dafür, und danke für den wunderbaren Gastkommentar!
Stefan
Jaja…der Visual Leader hat wieder zugeschlagen. Die Econy war meines Erachtens (bisher) das Beste, was er zustande gebracht hat. Schon bei der ersten Ausgabe der brandeins hatte ich den Eindruck, dass er der Gestaltung weniger Gewichtung geben wollte. Trotzdem wurde brandeins mit Preisen überhäuft. Möglicherweise wars für Meiré ein konsequenter Schritt – die Reduktion auf den Nullpunkt des Nichtgestalteten. Die Qualtiät des Designs geht dabei irgendwann verloren – bzw. Hässlichkeit zum Kredo erhoben (siehe 032c). Provokation gelungen, o.k. Diskussion an dieser Stelle auch o.k. Aber bitte nicht wieder mit ADC-Preisen zuschmeissen. Es gibt zu viele herausragende Designobjekte, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Das Redesign der Arch+ ist morgen wieder vergessen. Beliebigkeit im Design (und den Eindruck habe ich manchmal bei Meiré) hatte noch nie Bestand. Trotz der Kritik an dieser Stelle bleibt Mike Meiré aber ein Meister des Editorial Design.
Frank
Habe den Eindruck, hier braucht so mancher dringend Urlaub – nur nicht Mike!
thomas | BFA
kannst du das bitte näher erläutern frank?
Jürgen
Dezente Vorankündigung: Die Idee eines kontroversen Gastkommentars am Freitag – Arbeitstitel »Designstreit« – werde ich ab sofort wöchentlich, immer Freitags vor 12:00 Uhr, einführen. Fühlt Euch eingeladen, ein/en Design-Thema/Design-Menschen/Design-Produkt gegen den Strich zu bürsten. Bewerbungen bitte per Mail an mich.
Jürgen
Freitag ist Streittag ;-)
Chris Rehberger
Vielen Dank, Stefan, fuer die Nennung der Econy.
Mike allerdings schmueckte sich bei diesem Produkt in sehr weiten Strecken mit fremden Federn.
Chris Rehberger
… erst denken, dann schreiben! Was denn nun?
… ueber weite Strecken…
… in weiten Teilen …
Koennt Ihr Euch nach Belieben aussuchen.
Verzeiht die Unaufmerksamkeit.
Und um ein Missverstaendnis erst gar nicht erst aufkommen zu lassen: Das Produkt auf das ich mich beziehe ist die Econy.
Tom
nun denn, ergreift die i-phones und duelliert euch!
designers against war;))
Stefan
@ Chris
Inwiefern schmückte er sich denn bei der Econy mit fremden Federn? (würd mich mal so ganz nebenbei interessieren).
@ Jürgen
Das mit dem Streitfreitag find ich gut…das machen wir.
Arnd
Also, Leute. Man muss sich nur die Homepage von Alex Branczyk anschauen, insbesondere unter Editorial Design, um zu verstehen, warum sich der Alex von Mikes Aussagen so getroffen fühlt. Wo ist da die Haltung, von der er spricht und von dem tollen Design, das er einfordert? Ist doch nur peinliches Zeug. Da hat Alex sich aber ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, bei so einer Bilanz. Die Konsequenz von Mike ist mir da doch lieber.
Vergleicht selbst und ihr werdet selbst zu einem Urteil kommen:
Alex Branczyks website: http://www.xplicit.de/xxeditorialdesign.html
Mike Meirés website: http://www.meireundmeire.de
Arnd
Also, Leute. Beim Lesen der Kritik von Alex hab ich mich gefragt, was der Grund sein mag, dass er sich derartig angegriffen fühlt, dass er so teilweise persönlich reagiert. Er sagt ja in keinem Satz, was an der Gestaltung schlecht ist. Ist reine Polemik. Dann habe ich mir Alex‘ Website mal angeschaut und verstanden, was ihn umtreibt. Er macht gruseliges Zeug mit viel Design, daher bezieht er die provokanten Thesen von Mike Meiré als direkten Angriff auf seine Arbeit. Ihr müßt nur bei Alex unter Editorial Design nachschauen und das ganze mit der Arbeit von Mike vergleichen, dann werdet ihr zu einem eigenen Urteil kommen. Finde es schon erstaunlich, dass so jemand sich so weit aus dem Fenster lehnt, bei so einer Bilanz. Wo findet ihr eher eine Haltung, die Alex für sich reklamiert und die angeblich bei Mike nicht vorhanden ist?
Alex Branczyk: http://www.xplicit.de/xxeditorialdesign.html
Mike Meiré: http://www.meireundmeire.de
jamie oliver
Ich finde der Unterschied zwischen den beiden Kritisierten Interviews und dem Text ist, dass Starck und MM mit viel Selbsthinterfragung und Selbstironie ein wesentlich subtilers Bild von sich und ihrer Meinung liefern als der dann doch sehr oberflächliche Text von Alex Branczyk.
Für mich waren die Interviews recht schön zu lesen weil man spürt, dass hier jemand weiterdenkt auch wenn man nicht unbedingt konform gehen muss mit der Meinung. Weil die beiden auch vieles preisgeben von sich selbst und dadurch auch angreifbar werden sind sie intressant zu lesen.
Da könnte sich Alex Branczyk ruhig ein wenig inspirieren lassen.
thomas | BFA
ich würde beide nicht direkt vergleichen. MM hat eine komplett andere herangehensweise an die arbeit als AB. gestalterisch bin ich persönlich eher auf der seite von MM, aus sicht der meisten kunden ist AB auf der sicheren seite. kein wunder, das ihm die scheinende gestaltlosigkeit der meiréschen arbeiten bitter aufstößt. vermutlich würden sich xplicit nicht trauen, solche art »nicht-gestaltung« dem kunden zu verkaufen.
oder um ein direktes beispiel zu nennen. die topdec-kataloge kennt man ja vielleicht, warum die aber so nach hundsnormalen »wasauchimmer«-katalog aussehen müssen, ist mir ebenfalls ein rätsel, wie die tatsache lesetexte als bleiwüste mit der futura zu inszenieren. das man so etwas auch anders halten kann beweist meiré eindrucksvoll mit den sachen für dornbracht.
ich denke MM hat eine haltung, die er vertritt, AB ist leider gesichtslos. das nimmt meiner meinung nach der kritik etwas die luft aus den segeln. denn jemandem eine haltung vorzuwerfen, selber aber keine zu haben, sondern sich die des kunden anzueignen ist sicher nicht der richtige weg, es sei denn man denkt in zahlen.
kai
warum erinnert mich die neue ARCH+ nur derart
an diverse plakat- und buchgestaltungen aus den
reihen der bauhaus-insassen der 20er? futura,
balken, vertikale textlinien … hmm. drückt sich
MMs designverweigerungshaltung evt. in purem
rückgriff aus? da fällt jemandem nichts neues ein
und er sucht dafür eine preiswerte ausrede bzw.
versucht es als konzept zu beschönigen, oder irre
ich mich?
Benjamin Hickethier
Vergleichen?
Ich denke, ›Arch+‹ ist gerade das nicht nicht, was behauptet wird: ›Nicht-Gestaltung‹.
Benjamin Hickethier
Äh, ich meine: nicht. Da sieht man’s.
Pascal
Ich finde es ist kaum zu fassen, wieviel darüber geredet wird, ob seine Haltung nun OK ist oder nicht, Fakt ist doch Meiré besitzt eine! Ganz egal ob man (AB) damit einverstanden ist oder nicht, muss man jawohl zugeben, dass die Arch+ ein sehr gelungenes Heft ist. Den Vorwurf, dass es sich um reinen Rückgriff handelt und das Magazin aussieht wie 20er Jahre Bauhaus, finde ich maßlos Polemisch. Meiré geht sehr ironisch mit den Klischees des Bauhaus um. Alleine die „dreist“ auf 45° gestellte Subline oder das gnadenlos konsequent durchgehaltene 4-spaltige Raster! Wer sonst macht denn sowas in einem Magazin heute. Das ist radikal, auch wenn es ein Zitat ist. Aber wenn Zitate jetzt verboten sind, dann möchte ich auch bitten in eurer Freizeit keine elektronische Musik zu hören, oder Rockmusik nach den 70ern oder euch mit Modedesign zu befassen. Denn dort entsteht vieles überhaupt erst aus Zitaten/Samples. Und das macht es nicht schlechter. Denn alles was heute passiert ist immer erst dann gut, wenn es sich BEWUSST mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Und ich finde, das Mike einen äusserst mündigen Eindruck auf mich macht, wenn es um die Frage geht, wie er sich mit dem Bauhaus auseinandersetzt.
Ich finde das Heft ist einfach gut gemacht und mir persönlich wird das mit jedem Satz klarer, der hier darüber geschrieben wird. Denn ich glaube, wie Arnd, das viele, die hier contra geben, sich schlichtweg angegriffen fühlen.
erik
Es ist schon komisch, wie wir mit kritik umgehen. Keinem theater- oder filmkritiker würde man sagen, er solle doch erstmal selber ein stück inszenieren bevor er ein anderes kritisieren darf. Mir ist jetzt völlig egal, ob Alex eine bessere haltung hat als Mike, aber immerhin lehnt er sich aus dem fenster und bezieht stellung. Das allein zeigt mut und haltung. Aber kritik an kollegen wird hier immer gleich als nestbeschmutzerei ausgelegt. Natürlich hat Alex – wie wir alle – bestimmt etliche leichen im gestaltungskeller. Er macht schliesslich keine kunst, sondern entwurf gegen geld. Im übrigen möchte ich mal den sehen, der einen katalog wie Topdeq, wo jeder millimeter verkaufen muss und strengen regeln unterworfen ist, anspruchsvoller gestaltet. Zumindest typografisch ist das sehr ausgeklügelt, mit eigenen schriften und anderen feinheiten (bin allerdings nicht ganz unbelastet, weil Topdeq schon anfang der 90er auftraggeber bei MetaDesign war, als Alex Branczyk und Thomas Nagel das dort verantworteten).
Mir wird heute noch vorgeworfen, dass ich vor jahren mal Kurt Weidemanns arbeit für die Bahn kritisiert habe. Dabei ging es mir damals mehr darum, dass er seine privilegierte stellung (als privater kumpel des bahnchefs Dürr) nicht genutzt hatte, eine weitergehende lösung zu gestalten als nur einen A4 briefbogen nach DIN in Helvetcia zu setzen. Es hat dann bis 2003 gedauert bis wir endlich ein richtiges literatursystem für die Bahn gemacht haben – immer noch aus Helvetica. Aber meine kritik wurde nie inhaltlich diskutiert, sondern ich wurde beschimpft, weil ich es gewagt hatte einen kollegen zu kritisieren.
Unsere arbeit ist öffentlich. Also darf sie auch öffentlich diskutiert werden. Wem das zu gefährlich ist, hat den falschen beruf gewählt. Ich wünschte mir, man würde den anlass nehmen über die arbeit von MM zu diskutieren, anstatt mit fingern auf den kritiker zu zeigen. Am besten, einer traut sich und schreibt eine richtige kritik zu ABs arbeit. Dann aber inhaltlich begründet und ohne die üblichen neidattacken.
non redon-
seite 142 & 143 wirken wie ein memo zum podcast – so wie wie Brand Eins irgendwie den eindruck erweckt es sei die bulimie kranke schwester von Econy – hingegen würde eine Frontpage von ’92 auch ins jahr 2012 passen, insofern… thanks czyk for type (r)evolution & m2 for the power of beauty – some day, past. neo noto • non (e)motion.
ole
Mal ganz ehrlich: Die Gestaltung des Magazins ist schlecht. Ich weigere mich schlicht, Bleiwüsten in Futura zu lesen; bei dem widerwilligen Versuch stelle ich fest, dass ich eine deutliche Vorliebe für einfache und verständliche Sprache habe, die ich dort nicht finden kann. Im Übrigen hat das Design nichts mit dem Bauhaus zu tun; soweit man es in den Beispielen sehen kann, stammt es eher aus den Siebzigern. Die Futura war 1928 ein grosser Wurf, also vor 70 Jahren, heute gibt es deutlich bessere Satzschriften.
Falls man es kann, kann man auch lesbare Texte gestalten, nur für den Fall, das es jemand lesen möchte. Dies sollte dann der kleinste Nenner sein, auf den Zeitschriftengestalter sich einigen. Wer in die Mottenkiste greifen möchte, soll dies tun. Wer glaubt ungestaltet gestalten zu können, dem sei dies sein Aberglaube und: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. (Helmut Schmidt)
Zum Glück kann man Plastik und Papier wieder verwerten, weiter so Alex.
jamie oliver
@ erik
ich finde es wird soviel an Alex Branczyk rumgehackt weil er selber in seinem Kommentar an MM rumhackt. Der Gastkommentar ist ja nicht ein Kritik im normalen Sinne am Produkt sondern zielt ja auch auf die Person selber.
Vielleicht bin ich als Schweizer ein wenig zu fest Konkordanz orientiert, aber braucht es diese Art von Kritik? Bringt dies irgendjemandem etwas? Kritik, die selber selbstgefällig ist und wenig offen?
Man kann an arch+ sicher vieles bemägeln, aber eine konstruktiver Idee dahinter hilft der Sache sicher mehr.
„Kritisieren kann jeder!“ Aber die Kommentarschreiber haben z.T halt doch recht: „Besser machen kann es nunmal doch nicht jeder!“
jamie oliver
Vielleicht spiel ich auch einfach hier den Gutmenschen weil ich vor ein paar Wochen die Erstausgabe eines schweizers Lifstyles Magazines auf meinem blog auch eher unkonstruktiv kritisiert habe. Ich hatte zwar ein wenig schlechtes Gewissen immerhin braucht es viel Arbeit, Mut und Idealismus etwas neues auf die Beine zu stellen und dies sollte man ja auch honorieren, aber die Selbstgefälligkeit im Vorwort haben mich zur Kritik getrieben.
Die Moral der Geschichte: ein paar Tage später meldet sich der Chefredaktor per Mail, lobte mein Arbeit und fragte mich ob sie meine Arbeit im dem Magazin vorstellen könnten. Ich habe nicht lange gezögert, Stolz und Position auf die Seite geschoben und aufs ego gehört. Gute Entscheidung fand und find ich. Aber nachdenklich macht es.
Ijn
Vorneweg möchte ich sagen, dass ich die Idee eines Gastkommentares sehr gut finde. Hoffe ich doch, dass in den nächsten Wochen neben einigem provozierendem auch neue Ideen oder konstruktive Antworten rumkommen.
Nun zur Kritik von Alex.
Ich werde dass Gefühl nicht los, dass Alex hier zwei Spielwiesen von Design verwechselt. ‚Corporate Grafik Design‘ und nennen wir es einfach nur Design. Gut, wo liegt der Unterschied. Arch+ bezahlt schließlich auch Geld (und sicher nicht zuwenig) um ihr Magazin neu gestaltet zu bekommen und genauso ist Arch+ ein kommerzieles Unterfangen, spielt es auf dem Zeitschriftenmarkt mit.
Daneben allerdings hat Arch+ auch durch die hohe Qualität die Möglichkeit sich aus diesem Spiel herauszuziehen. Häufig liest man, der Gestalter soll seine eigene Handschrift vermeiden, doch das Produkt gestaltet und nicht sich selbst. Diese Idee halte ich für Quatsch genauso wie die seit Jahren nach vorne geprügelte Benutzerfreundlichkeit (Beispiele besser lesbare Schriften für jeden Vorstellbar möglichen Anwendungsbereich, Optimierung von Internetseiten darauf dass sie in jedem Browser gleich aussehen). Für mich haben ein Großteil dieser Entwicklungen die von ihnen geforderte Qualität längst erreicht und jetzt geht es darum, eine hunderstel Sekunde schneller zu sein.
Mike Meire ist kein Typograf und wie du richtig sagst, ist die Aussage nur 3-4 Schriften zu nutzen wahrscheinlich Blödsinn genauso wie es nicht wahr ist. Da mag ich dir durchaus zustimmen, dass Mike sich da ums Image redet. In dieser Arch+ Ausgabe ist auch ein großartiges Feature über die Magazinkultur der ’60 und ’70 Jahre. Dieser illustriert den Unterschied sehr gut, den ich zwischen Arch+ und anderen Projekten ziehen muss. Diese Projekte entstehen aus dem Drang etwas auszudrücken, etwas zu verändern und die Grafik, die dazu entstanden ist, ist natürlich keine die mit der kommerzielen Grafik verglichen werden kann. Wissen und Möglichkeiten fehlten einfach, es war aber auch nicht so wichtig.
Nun kann man Arch+ Marketing vorwerfen, was ich aber nicht möchte. Aber ich sehe das Arch+ Design einfach als Versuch, sich aus der Diskussion einerseits rauszuziehen und einen Gegenpol zu schaffen um sie zu beeinflussen. Vielleicht möchte es nur Mike Meire, allerdings hat er damit einen Punkt getroffen. Geh in den Buchladen deines Vertrauens und sie dir die Magazine an, abgesehen von kleinen Layoutänderungen gehen sie alle visuell in die gleiche Richtung. ‚Nutzerfreundlichkeit‘. Ich kenn mich in der deutschen Magazinkultur eher schlecht aus, aber wenn ich mich an die Gestaltungsmagazine derinnere, wird einem jetzt noch kalt. Mike Meire setzt einfach auf die Statmentkarte und das Design ist ein Ausdruck davon.
Du kannst das Arch+ Design bestimmt und konstruktiv in genauen Punkten kritisieren, aber dabei geht es Arch+ und Meire überhaupt nicht. Du verfehlst den Punkt der Diskussion. Das Ding hat Ecken und Kanten, da ist nicht jede Entscheidung wie was machen ist so (durchprogrammiert) durchdacht, wie man es von anderen Magazinen kennt.
Du wirst Meire fehlende Haltung vor. Oder sich eine Haltung anzueigenen, die eigentlich keine ist. Ich denke auch im Interview ist sehr viel mehr Haltung zu erkennen, als ich in deiner Kritik sehen kann. Abgesehen dass dein Kommentar zur Architekturszene momentan absulter Blödsinn ist (Gott sei Dank passiert mehr, als nur die großen Namen andeuten), wird die Kritik ein wenig sehr flach. Wenn man Meire ernsthaft diskutieren möchte, muss man wohl weiter ausholen. Da hat Design sehr viel mehr mit Lebenseinstellung, Philosophie und anderen Dingen zu tun als mir visueller Gestaltung. Dann kann man auch keine Meires Selbstdarstellung kritisieren.
Und auf dein Ende zu kommen.
Hier hat Sagmeister recht: dass Deutschland das einzige Land sei, in dem die Studenten interessantere Arbeiten machen, als die Profis. Jedenfalls als diese Sorte Profis!
Sicher hat Sagmeister recht, wenn er dies sagt. Dabei bezieht er sich aber meiner Ansicht weniger auf Meire als auf den Rest der Designszene. Denn neu ist Meires Gestaltung nie, aber er verpasst ihr den entsprechend Unterbau. Passenderweise sieht er sich ja auch nicht als Gestalter sondern als Gestalter/Kurator/… (Kritik daran ist erlaubt, aber er sagt doch klar was er nicht macht. Und das ist nun mal das ‚einfache‘ Gestalten)
Nun ist der Text doch sehr lang geworden, wiederholt sich mindestens zweimal und liefert nicht wirklich viel neue Erkenntnis.
Von daher gutes Design und noch bessere inhaltiche Arch+ Ausgabe.
Ijn
Wie ich vergaß zu sagen, dass der Fontblog (ich habe mich über Links hierhergeklickt) auch wahrscheinlich immer ein wenig einseitig bleiben wird. Das ist keine Kritik sondern einfach nur eine Feststellung der unterschiedlichen Interessen.
Ijn
Nun zur korrektur meines Beitrages:
< Ich denke auch im Interview ist sehr viel mehr Haltung zu erkennen, als ich in deiner Kritik sehen kann.
Ist doch sehr irreführend formuliert. Mir geht darum, dass sich Meires Haltung sehr viel mehr vom ihm Fontblog vertretenen Haltungen unterschiedet.
<Dann kann man auch keine Meires Selbstdarstellung kritisieren.
Doch, kann man. Wo ein k ist sollte keines sein.
Arnd
@ Erik
Du schreibst, „Keinem theater- oder filmkritiker würde man sagen, er solle doch erstmal selber ein stück inszenieren bevor er ein anderes kritisieren darf.“
Der Vergleich hinkt. Wenn es ein Kritiker ist, der selber inszeniert, dann würde sich die Frage schon stellen, ob die Kriterien und Ansprüche, die er für andere aufstellt, auch von ihm erfüllt werden. Das ist ja der Unterschiedlich zwischen einem Kritiker und einer kritischen fachlichen Auseinandersetzung unter Kollegen. Es sagt ja keiner, dass unter keine Kritik geübt werden darf. Das wäre der Tod einer jeden Disziplin. Allerdings gehorcht die Kritik unter Kollegen anderen Kriterien, weil man sich ja selbst „in die Niederungen der Praxis begeben hat“ und insofern selber vor dem Hintergrund des eigenen Schaffens bewertet und bewertet wird. Nur so viel zum falschen Ton der Kritik der Kritik.
@ Ijn
Das ist die erste inhaltlich fundierte Kritik, die hier geäußert wurde, weil es sich jemand die Mühe gemacht hat, sich die Inhalte des Heftes auch anzuschauen, um sie mit der Gestaltung rückzukoppeln. Und hier hat Ijn absolut recht, dass man die Gestaltung der Ausgabe nicht losgelöst vom umfangreichen Feature über die Magazinkultur der ’60 und ’70 betrachten kann. Hier gehen Form und Inhalt aufeinander ein. Und das ist die Stärke des Designs. Egal, was drumherum geredet wird, bleibt das die immer wieder einzulösende Anforderung an Gestaltung. Nicht irgendwelche subjektiven Festlegungen, was angeblich lesbar ist und was nicht.
klaus
Erik hat so recht, dass man es nicht mal nochmal unterstreichen muss. Mach ich trotzdem, und danke ihm für seinen Kommentar.
Alexander Branczyk
Hab ich den Propheten beleidigt und ernte jetzt den Zorn der Gotteskrieger?
Ja, wir versuchen da was mit Design für unsere Auftraggeber. Nein, wir sind „aus Sicht der meisten Kunden“ leider „nicht auf der sicheren Seite“. Ja, wir sind nur ein kleines Studio und ich bin kein „Besserer Designer“, sondern nur Designer (und kein klassischer Typograf haha). Und dennoch lass ich andere Gestalter und mich nicht doof verkaufen:
Gut, Leute: Schluss mit Design. Schluss mit Lesbarkeit. Schluss mit Kommunikation. Weg mit dem Designstudium! Futura für trallala! Meiré sagt „Nieder mit dem Weißraum“ und verwendet ihn wie ein Malermeister. „Weg mit Design“ – aber designt auf Teufel komm raus. Haltung oder Kollegen-Verarschung? Reinstes PR-Geschwätz (… und brutal kalter Kaffee)!
Mein Brass diese Art von „Haltung“ kommt vielleicht manchem Leser auch etwas unklar rüber, weil Jürgen meinen Schlusssatz „äh, diplomatisch;)“ kassierte:
Eine weitere Doppelseite mit prächtigstem Designgesten-Weißraum: Links hübsch kleine Pille auf vollseitigem Meiréweiß, rechts hübsch unbekleidete kopfabrasierte (!) Frau, räkelnd 45° halbfette Times stöhnend. Meine Bildunterschrift dazu war eine Frage, die sich besonders auch auf das Titelbild bezog: »Und welche Design-Geste, bitte schön, sind gesichtlose Frauen in verbraucher-gerechter Zugreifposition?«
War das jetzt „Wir werfen immer wieder Sand ins Getriebe“? War das „die Sollbruchstelle, die Komplexität der Gegenwart“? Oder die „Dringlichkeit von Pornoseiten, in dem Sinne, dass ich das Triebgesteuerte zum Thema machen möchte“?
Ach, ich fürchte, ich bleibe auch beim Texten weit hinter Meiré zurück, er hat das einfach klasse drauf – aber das hatte ja auch schon jemand festgestellt ;) Ich sollte mich vielleicht mehr dem Weißraum widmen – aber das kann ja auch EINER besser (q.e.d.) …
Also: Weg mit den Studiengebühren!
Pascal
Sry Alexander,
ich finde jetzt wird es peinlich.
Was hat Dir Herr Meiré eigentlich angetan, dass Du so reagierst? Ich finde die Seite oben schön. Muss denn jede Doppelseite alle Kriterien der Idee enthalten. Ist nicht im Editorial so etwas wie „Heftdramaturige“ tonangebend? Im Fluss der Seiten ist das eine wunderschöne Seite.
Ganz ehrlich, wo ist das Problem?
christoph
klasse, dass es gestalter gibt, die entwürfe abseits der gängigen desktop-publishing-gefälligkeit wagen. also lieber lob für mike meiré als applaus für die ansonsten tonangebenden päpste des typo-klein-kleins, die glauben machen wollen, dass es in der gestaltung vor allem darauf ankommt, fonts zu kennen, die zu familien mit mindestens 140 schnitten ausgebaut worden sind.
Marc
@ christoph
»… abseits der gängigen desktop-publishing-gefälligkeit wagen …«
Was ist den an Futura, Helvetica, Times und Courier abseits und gewagt? Das sind die Schriften die MM nur noch benutzen will. Wenn es nach Starck ginge wären diese Schriften auch überflüssig? Quält euch mal durch den Text.
Gerd Wippich
Schaut doch alle bitte mal richtig hin! Ich finde Alexanders Kritik in fast allen Punkten gerechtfertigt. Warum verteidigen die meisten hier MM so heftig? Daniel (Kommentar 7) bringt es m. E. auf den Punkt. Futura Versal als Headline zu benutzen funktioniert ebenso wenig wie Futura als Fliesstext. Eine Zeitschrift sollte auch gelesen werden können…
Yanone
Übrigens hab ich erst gelesen, »… dass Deutschland das einzige Land sei, in dem die Studenten interessantere Arbeiten machen, als die Profs«
Buhaha!
Heinrich
hauptsache »cool«? man sollte sich doch in seiner jugend austoben.
(hallo czyk, ich würde dir ein bier ausgeben)
jetzt möchte ich gerne bertolt brecht zitiren
»Der größte Teil der kulturellen Produktion wäre durch einfaches Turnen und zweckmäßige Bewegung im Freien mit großer Leichtigkeit zu verhindern gewesen.«
christoph
»man sollte sich doch in seiner jugend austoben« ist eine lebensweisheit, die ich mir sehr schön in kleine biedermeier-kissen gestickt vorstellen kann.
Heinrich
so ein kissen mit dieser stickerei wäre doch ein super cover für brand eins.
thomas | BFA
ich hoffe mental nie so alt zu werden, als das ich verbittert reagieren müsste auf neue dinge.
Thomas Nagel
Natürlich geht es MM weiterhin um die große Rock’n’ Roll-Pose. 032c als Lead-Magazin, the »new ugly« als nächstes heisses Ding. Dort und hier bei Arch+: Alles drin was die Obergutfinder und Alleserlauber der 90er als letzte Reste der eher peinlichen No-Gos definieren würden. Die Punks von gestern sind halt auch nur die CSU von heute. Nur einer ist immer vorne dran. Wenn das aber eine gestalterische Haltung sein soll, sich bei der jeweils nachfolgenden Generation dadurch anzubiedern, daß man nur alle Sachen zusammenrührt, die gerade noch verboten sind, dann sollten wir hier vielleicht mal die Diskussion zum Thema Haltung vertiefen. Denn das ist meines Erachtens eher eine Masche als eine Haltung.
Nun hat sich Alex mit seiner Aufregung genau in dieses Schema gefügt und sich mit Vehemenz als ein weiterer der Lordsiegelbewahrer der »echten (typografischen) Werte« geoutet. Und sich damit aus Sicht der Revolutionäre selbst als ewig Gestriger disqualifiziert. Die Unversöhnlichkeit der beiden Lager kann man hier an den Kommentaren schön ablesen. Eine zentrale Frage aber bleibt: was soll man den Design-Studenten heute erzählen? Häßlichkeit ist besser, weil schwieriger oder künstlerischer? Laßt uns gemeinsam die überkommenen Kategorien der Kommunikationsgestaltung vergessen, Hauptsache ihr seid als (Künstler)-Entwerfer vorne dran? Oder frei nach MM: jetzt aber mal Schluß mit Design?
Das wäre natürlich der totale Sieg fürs Meiré-Marketing: Disqualifikation der noch amtierenden KollegInnen wg. reaktionärer Haltung, bei gleichzeitiger Ausschaltung der nachfolgenden Konkurrenz. Leider verbunden mit einigen Flur- und Kolateralschäden, denn manche der Abonnenten z.B. der Arch+ würden wahrscheinlich ein lesbares Magazin einem »revolutionären« vorziehen. Aber das sind ja eher kleinliche Bedenken. Im Vergleich zur großen Sache…
till
alex punkt ist doch nicht, dass MMs Entwürfe schlecht aussähen.
es ist nur eher so: mike widerspricht sich wiederholt. z.b. seine „factory“ ist toll, weil ganz viel raum – weißraum auf dem blatt ist aber eine überflüssige, selbstverliebte designgeste. häh?
ich wünsche uns noch viele jahre gestaltung von meire – und möglichst keine schwafelinterviews mehr.
christoph
design-studenten sind doch erwachsene menschen, denen soll überhaupt keine gestaltungs-auffassung als die einzig richtige gepredigt werden, oder? man könnte aber mike meirés gestaltungen zeigen, um zu vermitteln, dass konsequenz und eigenständigkeit wichtige qualitätskriterien sind. für andere tugenden könnte man auf andere grafiker verweisen. wir müssen uns also keine sorgen machen, dass die deutsche designjugend an arch+ schaden nimmt.
s
Der entscheidende Punkt ist doch: Zwischen der ganzen „hauptsache-es-sieht-gut-aus“-Gestaltung in Deutschland muss man sich doch über jeden Gestalter freuen, der es wagt eine These zu formulieren – wenn diese These in einer Doppelseite Futura umgesetzt wird, dann ist das sicher diskussionswürdig. Aber es IST wenigstens diskussionswürdig, während der Rest der Magazinwelt keinerlei Reaktion mehr hervorruft.
HD
Wow, kaum lese ich mal zwei Wochen kein Fontblog, geht hier die Luzy.
Alex klingt ja fast wie ich im entsprechenden Modus, da werden aber Lizenzgebühren fällig, Meister – so rumzupunken ist MEIN Copyright :-D.
Ich blicks nicht – ich mag Mike Meiré EXTREM, auch wenn ich die ARCH+ tatsächlich auch etwas ungelungen finde. Und ich mag Czyks Arbeiten seit jeher, seit den Frontpage-Tagen.
In Wahrheit geht es hier nur um verschiedene Suchen. Meiré sucht – völlig zeitgerecht, wie ich finde – nach einer Gestaltung, die undesigned ist, die sich etwas ungewollter, etwas «clumsy» anfühlt. Und das ist auch gut so. Diese Suche nach einem Design ohne Design kann ich nachvollziehen – und es reflektiert auch,was seit langem in der Kunst passiert: Ein Unwohlsein mit dem Gestaltungsprozess, der ein zu geschliffenes, ein unehrliches Endprodukt hervorbringt.
Auf der anderen Seite kann und darf das nur ein Moment sein, Design mit dem Anspruich des Anti-Design hat keine Zukunft, das ist dekadent. Eine Zeitlang ist eine manuell quergestellte Times-Roman mit dicken Balken witzig, dann gehts aber weiter. Und der neue Retro-Stuff ist weit weit weit weit weg von den echten alten Sachen, die viel experimenteller und mutiger waren, keine Frage. Wenn «ugly» design zur Geste wird, sozusagen das grafische Gegenstück zum Lofi-Produktionsound der Strokes, und wenn es dann noch hundertfach kopiert wird, dann ist die Sache bald durch und eine neue Sau wird durchs Dorf getrieben.
Und es ist tatsächlich so, das kann ich aus der eigenen Arbeit reflektieren, dass das Problem mit der Zeit mehr und mehr wird in einer Welt voller visuellem Müll – zu dem man täglich brav beiträgt – zu bestimmen, was man als Designer eben NICHT tut. Die Tätigkeit wird mehr und mehr zum Wegwerfen, Selegieren, Unterlassen. Ich erwische mich auch bei einer Vorliebe für Schriften, die fast keine mehr sind, das war vor zehn Jahren anders. Franklin, Futura, Helvetica, Univers… irgendwas, was nicht gleich «schick» sein will. Sonder nur ist, wie ein Straßenschild, wie dreckige Windschutzscheiben. Was nicht so aufgesetzt wirkt. Wobei das aufsetzen ja der eigentliche Job ist – wo also ist die Balance zwischen dem Nicht-Design und dem eben-doch-noch–professionell-gestaltetem. Die ist schwimmend. Vor allem, wenn dann die Laien draufschaun :-D
Generell ist der Diskurs hier – wie JEDER halbwegs gut geführte Streit – sinnvoll bei der Selbstbestimmung unseres ja doch recht jungen «Berufes».
Insofern haben beide Recht. Meirés Suche nach einer eigenen Ausdrucksform ist – zumal nach der langen Zeit und der Karriere – essentiell wichtig. Alles andere wäre Quatsch. Alexanders Suche führt ihn auf andere Pfade – und genau von diesen divergenten Suchsträngen KANN das Design als ganzes nur profitieren – und damit letzten Endes auch die Auftraggeber. Nichts ist gruseliger als ein Pitch, bei dem alle ähnliche Ideen abgeben, oder?
In diesem Sinne: Weiter so, alle beide!!!!
thomas | BFA
naja. das ist leider nicht so. diese frischen hüpfer, die gerade aus dem gymnasium gefallen sind. wo sind das denn erwachsene menschen? die verändern sich im studium doch ziemlich stark.
am ende des studiums haben sie hoffentlich die idee einer einen haltung. das wäre das ziel.
Arnd
Wie HD finde ich es auch spannend, dass MM hier anscheinend einen Nerv getroffen hat und so viele kontroverse Meinungen auslöst. Weiter so Leute, denn nichts ist tödlicher als „business as usual“. Insofern habe ich ja auch nichts gegen AB’s Kritik an sich, nur das sie in vielen Punkten nicht inhaltlich begründet ist und teilweise grob fahrlässig. Nehmen wir die Doppelseite, die er unter Kommentar 39 gegen MM ins Felde führt. Ich habe mich informiert und das Heft durchgesehen. Die Doppelseite ist kein Design von MM, sondern ein Zitat aus den 60er, genauer aus einem Architektur-Manifest. Der Witz ist, dass dieses Faksimile genau das Gegenteil dessen belegt, wofür AB es ausgibt: Sie deutet nämlich auf die Überschreitung einer Disziplin, ihre Hinterfragung hin. Dafür wurden die Autoren damals genau so scharf von ihren Architektenkollegen angegriffen, wie es einige hier mit MM tun. Das Faksimile argumentiert mit der Sprache der Zeit aber doch ziemlich zeitlos, weswegen wir gar nicht zögern, es MM zuzuschreiben. Insofern irgendwelche vermeintlich frauenfeindlichen Tendenzen darin zu sehen ist völliger nonsense. Genau das unterscheidet unsere Wahrnehmung nach 40 Jahren doch von der damaligen Zeit.
HD
Was man Meiré übrigens anerkennen muss, neben Rick Poynor, ist die absolut dringlich Erkenntnis, dass Pornographie und Design zunehmend konvergieren und dass man das irgendwie behandeln und reflektieren MUSS.
Aber damit ist es nicht getan – und das IST auch längst getan. MIke Meiré veredelt nur, was in Kunst und in dem Design etwas jenseits des Mainstreams längst durchgefrühstückt und vorbei ist, für den breiten Mainstream. Was an sich sehr gut und treffend ist, aber im Grunde nur nachbetet, was seit ewig in FFFFOUND, diese komische Magie der 60s und 70s (wobei letztere uns noch richtig treffen müssen), während der Nachwuchs schon längst und brutalst die 80s wieder aufleben lässt. Nur noch eine Frage der Zeit, bis Czyks 90er-Design wieder der letzte Schrei ist.
Das Ding ist: Wir sind in einer Simulation von Design, einer Schleife, in der nur noch alte Sachen spaktakulärer warmgekocht werden, Guy Debord hätte seine wahre Freude dran. Das hat nichts mit Mike Meiré zu tun, das ist eine Virus, der alle Kreativbranchen erffasst – das Zitat, das Aufwärmen von Halbwert-Restbeständen des kulturellen Gedächtnisses. Wir zitieren, aber wir erfinden nichts neues mehr.
Und Alex hat völlig recht, anzuprangern, wenn dies auch noch zur großen Geste hochgejazzt wird – weil nichts daran wirkloich groß IST. Groß ist, Sachen nach vorne zu entwickeln, nicht den Stillstand zu zelebrieren.
thomas | BFA
HD wie du selber gesagt hast in deiner podiumsdiskussion: uns fehlt die revolution. der eroberungsdrang. das jäger und sammlerdasein.
CHR15
WER
würde denn
WANN
die revolution erkennen und benennen?
thomas | BFA
das ist eine gute frage. thema für nächsten freitag? ;-)
tja woran erkennt man revolutionen? benennen würde sie glaube ich der mainstream, weil so so eklatant vom bestehenden abweichen würde, das es zu einer reaktionen kommen muss.
HD
Thomas meint meinen Satz bei der MITTELMASS-Diskussion mit Eric Schmidt. Keine Ahnung, was ich da gesagt hab, ich vergess immer besser schnell, was ich sage.
Aber n bisschen mehr Revolution wär schon nice. Ich bleib dabei: Grafik Design erkaltet, gerinnt. ein sterbendes Medium, das nicht mehr die brennende Energie der 80s hatte. Wie in der Musik: Als die Technik primitv, aber neu war, entstanden krude, aber gandiose Sachen. Heute ist die Technik perfektioniert, der Look geschliffen, aber alles irgendwie langweilig, jeder Krautladne benutzt die Thesis oder sowas. Jede Bank hat ne Hausschrift.
Ich glaube, Meiré versucht einfach, mehr Lo-fi zu sein und die Unschuld zurückzugewinnen. Verständlich. Und Alex weißt zurecht auf die Unmöglichkeit hin, vor allem wenn es von der Spex schon vor drei Jahren besser vorgelebt wurde.
nora
… Aber n bisschen mehr Revolution wär schon nice …
Was soll das denn sein … ein bisschen Revolution? Also irgendwie stellen sich mir bei diesem Satz die Nackenhaare hoch … vielleicht liegt es ja auch an der Sprache.
… Grafik Design erkaltet, gerinnt. ein sterbendes Medium, das nicht mehr die brennende Energie der 80s hatte …
Das ist doch auch ein völliger Allgemeinplatz. Das sagt noch jede Grafikergeneration sobald die nachfolgende anrollt. Es gibt eben Menschen mit mehr Energie und welche mit weniger. Und vielleicht gibt es mittlerweile einfach zu viele Spielplätze auf welchen wir unsere Energie verschwenden.
Vielleicht sollte man Designer einfach nicht so viel interviewen, dann besteht auch nicht die Gefahr, dass man sich so verzettelt. Sieht man ja auch oft bei Fussballern nach dem Spiel … da fragt man sich schon, warum um alles in der Welt man jetzt Fragen stellen muss, und vor allem welche.
thomas | BFA
wir brauchen wieder die brachiale energie von tekkno. das war die letzte revolution. wird zeit, wird zeit.
christoph
beim klagen über die fehlende revolution besteht die gefahr, in ein selbstgefälliges und träges »früher war alles besser«-lamento abzudriften.
banken sahen auch in den 80ern nicht aufregender aus.
und die arbeiten im hier und jetzt von tollen büros wie cyan finde ich nicht uninteressanter als die klassiker der vergangenheit.
HD
Führerwar alles besser ist nicht mein favorite song, aber tatsache ist: Ruder, Müller-Brockhaus et al haben Retro besser gemacht als ihre Wiedergänger heute. Nur war es da kein Retro, sondern konsequente, fundierte Auseinandersetzung mit Bauhaus, der Technisierung der 50s/60s und der Notwendigkeit der Zeit – das Design dieser Phase spiegelt sehr klar das Zeitklima wieder.
Das heutige Design, wie alle Popkultur, eben auch. Und so wie die Musik zunehmend aus Zitaten besteht, so eben auch das Design und die Architektur, teilweise sogar die Kunst. Was April Greiman in den 80ern gemacht hat – auch wenn die Banken da scheiße aussahen – war im Bereich des Printdesigns relativ neu und bahnbrechend… jenseits der individuellen Geschmacksfrage (ich fands immer scheiße, aber toll). Dito Emigre. Ich glaube, Leute dieses Kalibers machen heute Motion statt Print, weil das Medium noch nicht so klar definiert ist. Heute sehen die Banken immer noch scheiße aus, aber die Studenten machen im Diplom Corporate Designs statt sich auszuprobieren.
Und ja, da jammer ich halt etwas rum :-D. Weil ich mich so ungern langeweile.
jamie oliver
Man komm ich mir jung vor hier drin.
Hört auf jammern und geht an die Arbeit! ;-)
Die tollen Sachen finden doch heute in anderen Disziplinen statt. Ich als 30jähriger freue mich an all dem charmant simplen und symbolhafen Streetart Illustrationen und Grafiken, an den selbst genähten Wollmonster, den liebvoll augeschnitten Plakaten den Wandzeichnungen, den Kartonbildern, an den handgezeichneten Schriften an all den grellen Farbe und sniff all den Illusionen. Scheinbar sind das die neuen Orten wo die Jungen von heute grosse Dinge leisten können ohne von den „alten“ und der Welt da draussen gebremst zu werden mit ihren CI Richtlinien, Sonderfarben und Schriften mit mehr als 10 Schnitten. Die ganze Perfektion nervt doch auch manchmal ganz gewaltig. Wo sind all die die Gefühle geblieben.
Der MM hat schon recht. Alles sieht gut aus aber wo ist die Seele davon?
HD
Schließ ich mich an – aber man kann der Falle nicht entkommen, das auch eine solche neue Naivität nicht wirklich «neu» ist. Ich sag das übrigens gar nicht abwertend… aber es ist so, dass in einem Feld eine Phase ist, wo Neuland entdeckt wird, dann wird konsolidiert, dann wird ab und zu mal aufgemischt, aber im großen und ganzen passiert nicht mehr viel aufregendes. Ob Carson-Punk oder Minimalistisch – alles konvergiert darauf zu, nur noch «Style» zu sein.
Die große Sache, die noch kommen kann, ist natürlich auch nicht neu, aber ich fände super, wenn wir mehr davon hätten: CONTENT. Die Frage nach dem Inhalt, nach so abgeschmackten Dingen wie Moral und Werten und Zielen der Sachen, an denen man arbeitet. DAS ist jetzt echt Old-Folks-Gejammer, aber das ist das, worum es geht. Nicht im Sinne er blöden Wertedebatte, sondern im Hinblick darauf, dass Designer und Architekten vielleicht weg können vom Spektakel (und Minimalismus ist auch nur Spektakel, so wie Atheismus auch eine Religion ist) und hin der simplen Frage: «Wieso machen wir das eigentlich?»
Aber vielleicht müssen wir uns bis dahin noch viel müder gesehen haben :-D, um uns nicht mehr an dem rein Retinalen aufzukicken.
s
Gerade bei den Architekten gibt es doch – leider vor allem im Ausland – ein paar kluge Büros, die diesen Fragestellungen nicht aus dem Weg gehen.
Ich denke also nicht, dass dein Vergleich stimmt. Architektur ist viel theoretischer als Design, was aber vermutlich einfach am eigenen Anspruch liegt.
Im weiten Bereich des Grafikdesigns wird man doch einfach viel zu schnell hochgejubelt. Wenn ich mir anschaue, welche Büros in Deutschland die vielen Preise gewinnen, dann finde ich das äußerst erschreckend: Das ist hauptsächlich komplett oberflächliches Zeug. Ästhetisch gut, inhaltlich grauenvoll – es gibt nämlich einfach keinen Inhalt, keine These, keine Provokation. Keine Ideen. Keine Aufbruchstimmung.
Alexander Branczyk
Wer sich für Designmeister und -vorbilder aus erster Hand interessiert: Bernard Stein zeigt am Freitag, 25. April 2008, 19 Uhr, in der Berliner Transfer-Galerie die Filme „Ich schreibe über das Denken, das aus dem Machen kommt“, Otl Aicher (1991, 45 min) und „Ask me, I‘m here to help“, Milton Glaser (1982, 57 min).
Näheres zum Programm unter: http://www.designtransfer.udk-berlin.de/d-movies
Ich empfehle hier auch gerne noch mal „Die Gestalt liegt in der Sache“ über Otl Aicher und Arch+, in dem sich der bemerkenswerte Satz findet: „Herr Kuhnert, ich bin Designer und Typograf und kein … “ (Archplus Heft 109/110, 1991)
Hans
Na, hoffentlich wirds nicht zu voll – Wo kriegt man „Die Gestalt liegt in der Sache“ her? Die neue Arch+ gibts am Kiosk, und die werde ich mir mal holen, bevor sie ausverkauft ist. Danke für den Beitrag, das war ja wohl »real emotional trash« mit der gewissen Unschärfe (die das so mit sich bringt) ,-) schönen Gruss.
fjord
Mehr als die Theoriegebäude interessieren mich die Skizzen- und Notizbücher von Mike Meiré. Also das Gedachte vor dem Ausformulierten, das Gezeichnete an Stelle des Vektorisierten.
Alexander Branczyk
@ Hans: Wenn du willst, mach ich dir einen Scan aus dem alten Heft und schick ihn dir. Auf selber DS ist auch ein Nachruf auf Otl Aicher von Norman Foster.
nora
Weiß jemand von Euch wo man diese Filme von Glaser und Aicher erstehen kann? Beim Googeln war ich jetzt erfolglos … und Berlin ist so weit weg …
erik
Warum? Auf eine Frage mit einer Gegenfrage antworten oder auf einen Vorwurf mit einem ebensolchen verhindert jede Diskussion. Immer erstmal abarbeiten, was auf den Tisch gebracht wird und dafür Argumente bringen. Eine Frage wird in ihrem Gehalt nicht geringer, wenn der Fragesteller angeblich nicht qualifiziert ist. Mit diesem Argument bringt man auch gerne Kinder zum Schweigen, wenn sie kluge Fragen stellen: „Werd du erstmal groß!“
Arnd
ach, wer von uns ist denn noch so unschuldig wie das sprichwörtliche kind? wenn wir schon bei klischees angelangt sind, dann möchte ich auch mit einer gegenfrage antworten: wer ohne schuld ist, der werfe den ersten ersten stein. ist so gar biblisch.
aber nun mal im ernst. es geht doch hier um fachliche haltungen und wie man diese zum ausdruck bringt, oder täusche ich mich?
Hans
## Betr. Scan: Danke, Alex – war eine quasi rhetorische Frage, und ist hoffentlich keine rhetorische Antwort – aber ja, will ich haben – ich denk mir was aus womit ich mich revanchieren kann. ciao, ich schick dir auch ne mail ##
HD
Was ich an Alex recht genial finde – er lästert nicht hinter vorgehaltener Hand, was ja mal branchenüblich ist, sondern sagt es laut. Respekt, Meister. Man mag nicht unbedingt der gleichen Meinung sein, aber respekt, sich nicht anonym auszukotzen, sondern offen.
Eigentlich schade, dass Meiré nix sagt, das fänd ich super.
erik
Eigentlich schade, dass Meiré nix sagt
Das ginge ja nun überhaupt nicht: sich erst auf den Designolymp schwingen und Abstand zum gewöhnlichem Designervolk herstellen, die ja durch diese Aussagen alle als Banausen entlarvt sind (die gestalten noch, dazu mit altmodischem Handwerk!), und dann womöglich mit diesen „Kollegen“ auch noch auf Augenhöhe diskutieren! Da müssen wenigstens Architekten her, die Chefärzte der Designwelt. Ich würde mich nicht wundern, wenn MM als nächsten Trend die Rückkehr der Rotis verkündet. Wenn alle sie schlecht finden, muss ja was Gutes dran sein.
Hans
## (erik: du hast die schreibweise groß/klein geändert; verflixt!) Liebe Freunde des Boxsports: Alex(ander) Branczyk hält Wort – das war schneller als ich mich mit erhöhter Dringlichkeit zum Bahnhofskiosk schleppen kann … weiter mit Musik, cheers. Ich geh schlafen ##
Pascal
Branczyks Arbeiten sind der letzte Müll… also sowas von gesichtlos und 0815… habe ich selten gesehen. Wir brauchen in Deutschland einfach mehr richtig gute Gestalter mit einer Haltung wie Fons Hickmann, Mike Meiré, Florian Lambl, Ade Hauser Lacour, Mario Lombardo, Krieger des Lichts etc. DAS sind gute Designer, und sorry, nicht Hr.Branczyk. Das sieht aus wie von nem durchschnittlichen Mediengestalter aus dem tiefen Westerwald….
lara
pascal hat ja irgendwo recht: man muss sich nur so wundervolle sachen anschauen wie mike’s farmproject und das stardust festival von mark borthwick… er schafft halt absolut kulturelle relevanz. seine arbeiten sind bedeutend, vor allem weil sie halt anders sind.
branczyks macht , und das muss man jetzt mal so sagen, absolut mittelmäßige sachen, die halt nicht wirklich charakter oder seele haben. aber solange die kunden zufrieden sind und das geld reinkommt, ist doch okay für ihn…
an mikes sachen wird man sich auch später noch erinnern……….